Eine Mama und ihr Sohn im Kleinkindalter schauen ein Buch an.

Late Talker: 5 Tipps, um die Sprachentwicklung zu fördern

Elternfrage: „Mein Kind ist ein Late Talker und spricht mit zwei Jahren immer noch nicht. Der Kinderarzt hat keine Einschränkung beim Hören festgestellt. Ich mache mir aber Sorgen, ob es zu einer Sprachentwicklungsstörung kommen könnte. Wann ist eine Sprachförderung sinnvoll?“

Alle Kinder entwickeln sich in einem unterschiedlichen Tempo. Dennoch gibt es bestimmte Meilensteine in der Sprachentwicklung. Ab circa sechs Monaten fangen Kinder an, erste Silben wie „bababa“ zu bilden. Danach folgen in der Regel Einwortsätze wie „Mama“ und „Bagger“, die teilweise undeutlich ausgesprochen werden. Mit zwei Jahren sprechen Kinder meist etwa 50 Wörter und beginnen teilweise auch schon einfache Wortkombinationen zu bilden, wie zum Beispiel „Puppe weg“.

Wenn ein Kind diesen Sprachschatz noch nicht erreicht hat, spricht man ab circa dem zweiten Geburtstag von einem sogenannten „Late Talker“. Wichtig: Das bedeutet nicht automatisch, dass eine Sprachentwicklungsstörung vorliegt. Viele Late Talker holen den Rückstand im dritten Lebensjahr von selbst auf.

Sprachentwicklung im Alltag fördern

Allerdings gibt es Kinder, bei denen die verzögerte Sprachentwicklung auf längerfristige Schwierigkeiten hinweist. Besonders aufmerksam sollten Eltern sein, wenn das Kind auch Schwierigkeiten im Sprachverständnis hat, wenig mit Gesten kommuniziert oder wenig Interesse an sprachlichen Interaktionen oder auch Liedern zeigt. Auch eine familiäre Veranlagung zur Sprachentwicklungsstörung kann ein Hinweis sein, dass eine genauere Beobachtung oder spezielle Förderung sinnvoll sein könnte.

Die gute Nachricht ist: Eltern können die Sprachentwicklung ihres Kindes von Anfang an aktiv fördern – und das ganz ohne Druck, sondern spielerisch im Alltag. Hier fünf Tipps:

  • Sprache einbinden: Beim Anziehen, Essen oder Spielen können Sie benennen, was Sie tun oder Ihr Kind tut. „Jetzt ziehe ich dir deine Mütze an“ oder „Ich nehme dich aus dem Kinderwagen“. Dies fördert den passiven Wortschatz, der den Grundstein für das Sprechen legt.
  • Erweiterndes Sprechen: Wiederholen Sie einfach immer mal wieder, was Ihr Kind sagt oder versucht zu sagen und ergänzen Sie es. Sagt Ihr Kind „Ball“, antworten Sie: „Ja, das ist ein großer roter Ball!“
  • Korrektives Feedback: Wenn Ihr Kind etwas falsch sagt oder ausspricht, korrigieren Sie es NICHT, indem Sie sagen „Das heißt SCHnecke, nicht Snecke, sag mal SCHNECKE!“, sondern wiederholen Sie es einfach richtig. „Ja genau, die Schnecke sitzt unter dem Ast.“ So kann das Kind es korrekt hören und wird es in der Regel von selbst irgendwann richtig aussprechen.
  • Gemeinsam Bilderbücher anschauen: Zeigen Sie auf Abbildungen, benennen Sie Dinge und erzählen Sie etwas dazu aus Ihrem Alltag. „Heute haben wir auch einen Bagger gesehen.“ Nutzen Sie auch Reimspiele und Kinderlieder – und wiederholen Sie diese immer wieder.
  • Geduld haben: Manche Kinder brauchen einfach etwas länger. Warten Sie ab, bevor Sie für Ihr Kind sprechen, und geben Sie ihm Zeit, eigene Wörter zu finden.

Wann professionelle Hilfe nötig ist

Wenn Ihr Kind mit zweieinhalb bis drei Jahren weiterhin kaum spricht oder nur wenige Wörter benutzt, kann eine logopädische Beratung sinnvoll sein. Besonders wichtig ist eine Abklärung, wenn das Kind Schwierigkeiten im Sprachverständnis hat, nur wenig mit Mimik und Gestik kommuniziert oder wenn es große Frustration beim Sprechen zeigt.

Frühe Förderung kann helfen, eine mögliche Sprachentwicklungsstörung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt oder einer Fachkraft für Sprachtherapie, wenn Sie unsicher sind.

Carina Neumann ist Sprachentwicklungsexpertin. Sie arbeitet als Dozentin und Speakerin für pädagogische Themen und lebt in München.