Soll ich ihn wecken?

„Mein Sohn (17) kommt morgens nur schwer aus dem Bett. Ich bin unsicher, ob ich mich dafür verantwortlich fühlen soll, dass er pünktlich in der Schule ist oder ob ich das ihm überlassen soll.“

In der Pubertät führen die Hormone, Fragen zur Identität und Reibung mit Eltern und Lehrern oft zu Müdigkeit und auch Schlaflosigkeit. Es kann dazu kommen, dass sich Teens durch einen ausgiebigen Mittagschlaf angewöhnen, nachts sehr lange wach zu sein. Das erschwerte Aufstehen nach nur wenigen Stunden Schlaf ist dann verständlich. Erschlagen von der Schule schleppt man sich ins Bett, um dann ab 18 Uhr in den „Tag“ zu starten. Es kann hilfreich sein, die Schlafstunden einmal aufzuschreiben, um zu sehen, dass der verschobene Rhythmus das Aufstehen verhindert. Ein Jugendlicher soll und will allerdings eigenverantwortlich handeln. Die Idee eines Schlaftagebuches wird er sicher mit Augenrollen quittieren. Das freie Gestalten der Nacht ist für ihn eine wertvolle „regelfreie Zone“, die er ungern diskutiert. Das Ansprechen der morgendlichen Schulfehlzeiten ist für Sie als Eltern daher nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl möglich.

UNTERSTÜTZUNG DER ELTERN

Sie können dabei Ihre Beobachtungen schildern: „Ich sehe, wie erschöpft und k.o. du mittags bist. Was denkst du, was dir zu Erholung guttun kann außer schlafen?“ – „Brauchst du etwas, um dich morgens sicher zu wecken?“ – „Wie ist dein Abend gestaltet, damit du zeitig runterfährst und schlafen kannst?“ Wie die Unterstützung der Eltern dann weiter praktisch aussieht, hängt von der Beziehung zum Jugendlichen und seinem Entwicklungsstand ab. Ist es nötig, dass die Schule Klartext für das Zuspätkommen redet und Sie als Eltern sich ganz zurückhalten? Ist die Schulsituation schon angespannt und ist es daher nötig, ihn für eine gewisse Zeit zu wecken? Wie schätzt Ihr Sohn seine Situation selbst ein? Kann ein Freund zum Beispiel jeden Morgen kurz anrufen?

NICHT DEN „BESTIMMER“ AKTIVIEREN!

In diesem Gespräch können Sie mit Ihrem Sohn einen „Vertrag“ über das Vorgehen machen. Für Sie ist es nötig, um nicht doch täglich Kommentare zu geben, die die Beziehung zu Ihrem Sohn belasten. Für Ihren Sohn ist es wichtig, um zu wissen: Was hatten wir besprochen? Legen Sie gemeinsam einen Probezeitraum fest. Danach wird ausgewertet: Klappt das Aufstehen verlässlicher? Was, wenn nicht?

Sie als Eltern dürfen dabei nicht in die Falle tappen, den „Bestimmer“ zu aktivieren: „Noch bist du Schüler, wenn du es selbst nicht kannst, wecken wir dich und …“ Hilfreicher, um mit Ihrem Sohn in Beziehung zu bleiben, ist es, wenn Sie Ihre Sorge ausdrücken und fragen, wie er die Herausforderung lösen möchte. Und dann gemeinsam nach Lösungen suchen.

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

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