Keinen Kontakt zum Papa?

„Die Beziehung meines Ex-Mannes zu unseren Söhnen (13 und 15) war noch nie einfach. Aber nun lehnen die Kinder den Kontakt ganz ab. Was kann ich tun, damit die Beziehung wieder in Gang kommt?“

Familiäre Beziehungen sind immer kompliziert, unabhängig davon, ob die Partner geschieden sind oder nicht. Kinder, deren Eltern sich getrennt haben, sehen sich einer neuen Situation gegenüber. Oft ändert sich das gesamte Wohnumfeld, weil die Eltern aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen und die Kinder mit einem Elternteil künftig an einem anderen Wohnort leben. Auch wenn die Eltern die Kinder aus ihrem persönlichen Scheidungskrieg herausgehalten haben, erleben sie die Folgen dennoch hautnah. Nach der Scheidung müssen nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder ihre Rolle in der Teilfamilie neu finden. Sie stellen fest, dass das Geld knapp ist, dass die Wohnverhältnisse beengter sind, dass sie Freunde zurücklassen mussten. Diese neue Realität muss erst mal bewältigt werden.

ZUSAGEN EINHALTEN

Eltern, die sich haben scheiden lassen, sind dadurch nicht zu „schlechten“ Eltern geworden. Sie können ihren Kindern genauso Sicherheit und Geborgenheit geben, wie das in einer „intakten“ Familie der Fall ist. Genau darum ist es nach einer Scheidung ganz wichtig, dass sich Eltern an Versprechungen halten. Wenn der Vater an einem bestimmten Tag Zeit mit den Kindern verbringen will, dann darf er diesen Termin nicht kurzfristig absagen. Gerade jetzt brauchen die Kinder Sicherheit. Denn der Zeitpunkt der elterlichen Trennung ist natürlich ein Umbruch. In dieser sensiblen Phase ist es extrem wichtig, dass Zusagen eingehalten werden. Dem Kind gibt diese Einhaltung nicht nur Sicherheit, sondern auch einen Halt, wenn es sich in der Teilfamilie einen neuen Platz sucht.

BEZIEHUNGEN ORDNEN

Zu dieser Suche gehört auch, dass die Kinder ihre eigenen Beziehungen zu den Eltern neu ordnen. Beziehungen, die bereits eine starke Wurzel haben, werden eine Scheidung unbeschadet überstehen. Wenn Kinder jedoch schon früher ein schwieriges Verhältnis zu einem der beiden Partner hatten, wird das Kind die „Gelegenheit nutzen“, diese Beziehung einzuschränken oder im Extremfall nicht fortzuführen. Es mag für Sie als Mutter schmerzhaft sein, aber Sie sollten dieses Verhalten Ihrer Kinder akzeptieren, zumal in einem Alter von 13 und 15 Jahren. Ihre Söhne sind alt genug, um alleine entscheiden zu können, ob ihnen eine Beziehung guttut. Halten Sie sich aus der Beziehungspflege heraus. Überlassen Sie es Ihrem Ex-Mann, seine Beziehung zu den Kindern selbst zu regeln. Versuchen Sie, ihm gegenüber nicht voreingenommen zu sein. Falls Ihrer Meinung nach Ihr Ex-Mann „schuld“ an der Scheidung ist, sollten Sie diese Meinung den Kindern gegenüber nicht äußern. Versuchen Sie, sich neutral zu verhalten. Auch wenn das nicht immer gelingen wird. Wenn sich die Kinder weiter ablehnend verhalten, reduzieren Sie – in Absprache mit Ihrem Ex-Mann – die Kontakte auf ein paar „Pflichtbesuche“ im Jahr. So reißt der Kontakt nicht ab und die Kinder können später, wenn sie älter sind, die Beziehung neu aufleben lassen. Meist ist das Vater-Kind-Verhältnis dann nicht mehr konfliktgeladen, und der Kontakt kann neu aufgebaut werden.

Ingrid Neufeld ist Erzieherin und Mutter von drei inzwischen erwachsenen Töchtern. Sie lebt in Mittelfranken.

 

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