Sonne, Meer und keine Eltern

Wenn Jugendliche allein verreisen wollen

Irgendwann möchten Jugendliche nicht mehr mit ihren Eltern den Urlaub verbringen, sondern mit Freunden. Und das ist gut so. Denn erstens passen die Urlaubswünsche von Jugendlichen und Eltern selten zusammen. Und zweitens ist so eine Reise ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Jugendliche lernen dabei Verantwortung, müssen eigenständig Probleme lösen, Entscheidungen treffen und Kompromisse eingehen.

Eine Frage der Reife

Jugendliche, die alleine in Urlaub fahren wollen, sollten allerdings eine gewisse Reife mitbringen. Dazu gehört, sich der Sorge, wie auch der Aufsichtspflicht der Eltern bewusst zu sein. Vor allem sollte klar sein, dass sie die schriftliche Einwilligung der Eltern brauchen. Wer eine solche Bestätigung nicht hat, wird unter Umständen für einen Ausreißer gehalten. Reife beweist das Kind auch durch die Bereitschaft, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Bevor endgültig über die Reise entschieden wird, sollten Eltern ausloten, wie ihr Kind sich generell verhält. Kann es mit Geld umgehen? Ist es zuverlässig? Wie wird es reagieren, wenn Gepäck, Papiere oder Geld verschwunden sind? Wie, wenn die Freunde sich zerstreiten?

Die Qual der Wahl

Unter der Vielzahl an Jugendreisen ist eine Möglichkeit die Sprachreise, bei der man in einer Gastfamilie lebt oder mit anderen Jugendlichen in einer Ferienwohnung. Alternativ gibt es Ferienkurse oder Freizeiten, bei denen Aktivitäten im Vordergrund stehen: Fotografie, Malerei oder Theater, aber auch Sport wie Surfen, Kajakfahren oder Mountainbiking. Viele Jugendliche wollen aber einfach nur in die Sonne fahren. Auch solch ein Urlaub wird als betreute Gruppenreise oder Freizeit angeboten. Wichtig ist es, sich gut über den Veranstalter und die mitreisenden Betreuer zu informieren, zum Beispiel bei Eltern, deren Kinder schon einmal mit diesem Anbieter weggefahren sind. Manchmal gibt es auch Bewertungen im Internet. Kriterien zur Beurteilung sind einerseits die Erfahrung und Ausbildung der Betreuer, andererseits, ob der Preis auch Ausflüge und Sportangebote enthält und ob es eine gut erreichbare Hotline gibt. Veranstaltet werden solche Jugendreisen von Kommunen, Kirchengemeinden, Vereinen, christlichen Jugendorganisationen und kommerziellen Anbietern.

Umfangreiche Informationen und Checklisten finden Eltern beim Bundes- Forum Kinder- und Jugendreisen e.V. (Berlin): www.bundesforum.de. Die Mitglieder dort unterliegen strikten Qualitätskriterien. Einen Überblick über christliche Freizeitveranstalter findet man auch in family 1/13 in der Rubrik „Leben mit Kindern 11–15“.

Auf eigene Faust

Sollten Jugendliche komplett „auf eigene Faust“ verreisen, gilt das Prinzip der Reife doppelt. Wichtig ist: Das Kind sollte in ein touristisch erschlossenes Land fahren, wo man es per Handy erreichen und zur Not problemlos abholen kann. Hilfreich ist auch, zu den Eltern mitreisender Freunde Kontakt zu halten. Die Jugendlichen sollten sich unbedingt in vereinbarten Abständen zu Hause melden. Solch eine eigenständige Reise sollte am besten vorab übers Wochenende einmal geübt werden. So wie es überhaupt gut ist, wenn Kinder schon in jüngeren Jahren ihre Selbstständigkeit bei elternlosen Ferien erproben. Denn: Aufhalten kann man die Kinder nicht, spätestens mit 18 fahren sie, wohin sie wollen. Und dann sind sie besser vorbereitet.

Silke Mayer arbeitet im Bereich Weiterbildung und Training, daneben ist sie als freiberufliche Autorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Duisburg.

Illustration: Thees Carstens

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