Beiträge

Steuern, Geschenke und woran man noch so denken muss …

Die Familienarbeit gerecht und gleichmäßig aufzuteilen, ist für viele Eltern gar nicht so einfach. Denn manche Aufgaben sind auf den ersten Blick nicht sichtbar.

Die Mittlere geht morgen Nachmittag auf einen Kindergeburtstag, die Kleine zum Reiten und ich darf nicht vergessen, den Impftermin für den Großen auszumachen. Ich sitze am Wohnzimmertisch und kritzele Stichpunkte in meinen Kalender. Geschenk für Frida kaufen steht auf der To-do-Liste, und in der Spalte von heute Nachmittag ist „Schwimmschule anrufen“ zu lesen, gleich über „Tomatensuppe mit Käsenachos“, denn die soll es zum Abendessen geben. Während ich überlege, wann ich Fridas Geschenk kaufe, kommt die Kleine ins Wohnzimmer und drückt mir einen zerknüllten Zettel in die Hand, den sie in ihrem Kindergartenrucksack gefunden hat. Wechselsachen sind alle, lese ich. Ich atme tief ein und gehe ins Kinderzimmer, um eine Garnitur Unterwäsche, eine wetterfeste Hose, einen Pullover und Socken rauszusuchen und in eine Tüte zu packen. Die Tüte knote ich an den Kindergartenrucksack, denn sonst bleibt sie morgen garantiert zu Hause liegen.

„Wo war ich?“, denke ich, als ich zurück zu meinem Kalender komme. Ach ja, das Geburtstagsgeschenk für Frida. Vielleicht kann ich morgen auf dem Rückweg vom Kindergarten schnell zum Spielzeugladen fahren. Dann kann ich auch gleich die bestellte Salbe für die Kleine aus der Apotheke holen, denn die liegt da auch schon drei Tage. Während ich „Apotheke“ in meinen Kalender kritzele, kommt mein Mann die Treppe runter. „Deine Gewinnaufstellung vom Vorjahr brauche ich noch“, sagt er, „ich mache jetzt die Steuererklärung fertig.“ Ich nicke und bin froh, dass ich mich wenigstens darum nicht zu kümmern brauche.

Oft versteckt: der Mental Load

Viele Aufgaben, die wir im Familienleben zu erledigen haben, sind klar strukturiert. Jeder hat seine bestimmten Arbeitszeiten, in denen er für das finanzielle Auskommen sorgt, und seine Aufgaben im Haushalt. Manche von uns teilen es sich vielleicht auch klassisch auf, und einer geht arbeiten und der andere leistet Familienarbeit. Auch dann wissen wir ungefähr, wer welchen Handgriff erledigt. Wir haben irgendwann entschieden, wer die Wäsche macht, wer für Einkäufe und Essen sorgt, in wessen Zuständigkeitsbereich schmutzige Badezimmer fallen und wer dran ist, den Müll rauszutragen.

Doch neben diesen sichtbaren Erledigungen besteht unser Familienleben aus vielen unsichtbaren Aufgaben. Die Psychologin und Autorin Patricia Cammarata nennt diese Denkarbeit „Mental Load“. Auch heute wird sie noch hauptsächlich von Müttern übernommen. Als Mental Load bezeichnet man alles, was wir im Kopf behalten müssen. Man könnte auch sagen, die Organisation der Familie. Oft sind es wir Mütter, die genau wissen, wann wer in der Familie welchen Termin hat, die Einladungen im Blick behalten und Geschenke besorgen, die Gesprächstermine in der Schule ausmachen oder Spielverabredungen. Wir sind verantwortlich, wenn die Matschhose zu klein ist oder die Wechselsachen fehlen. Wir haben im Blick, welche Konstellationen wir bei geplanten Kinderfeiern unbedingt vermeiden müssen (Notiz an mich selbst: nie wieder Elli zusammen mit Chrissi einladen), an welchen Tagen wir vorsichtshalber schon einmal einen Waffelteig in der Hinterhand haben müssen, um Schulfrust aufzufangen, und wann eins der Kinder erst zur zweiten Stunde Unterricht hat.

Macht unsichtbare Erledigungen sichtbar!

Es ist wichtig, dass jemand für all diese Dinge ein Auge und ein Ohr hat und sie managt – und es ist oft unglaublich anstrengend. Immer wieder spreche ich in meiner Praxis mit Müttern, die total erschöpft sind, obwohl sie doch scheinbar nichts tun. Dass dieses „Nichts“ den Managementaufgaben in kleinen Betrieben gleichkommt, übersehen sie. Und nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Partner. Denn auch in Familien, die versuchen, sich alles sehr modern und gleichberechtigt aufzuteilen, kommt es zu diesem Ungleichgewicht an unsichtbaren Aufgaben – an den Dingen, die erst auffallen, wenn sie keiner mehr macht.

Ein erster Schritt, hier wieder ins Gleichgewicht zu kommen, ist, diese unsichtbaren Erledigungen sichtbar zu machen. Wenn Paare herausfinden wollen, ob sie sich wirklich gut aufteilen, ist es wichtig, nicht nur die praktischen Aufgaben aufzuschreiben und zu schauen, wie viele Stunden wer mit Erwerbsarbeit oder Haushalt verbringt oder wie viel Freizeit jedem bleibt. Auch die Denk- und Organisationsleistung muss mit aufs Papier.

Weg von alten Glaubenssätzen

Wenn klar ist, wie viel Arbeit im Hintergrund ein Elternteil auf diese Weise leistet, steht die Grundlage, Dinge neu zu verteilen. Patricia Cammarata rät neben der fairen Verteilung zum Abrüsten. Nicht alles, von dem wir im Familienleben bisher geglaubt haben, es sei unerlässlich, ist es auch wirklich. Gerade wenn Mütter unter Stress und Überlastung leiden, ist es gut, Ansprüche zurückzufahren und Glaubenssätze zu hinterfragen.

Weg von alten Glaubenssätzen heißt es auch, wenn es darum geht, sich Familienarbeit neu aufzuteilen. Hier sollte es vor allen Dingen darum gehen, die Stärken des jeweiligen Elternteils in den Mittelpunkt zu stellen. Oft werden auch heute noch Aufgaben in Partnerschaften anhand von Geschlechterklischees verteilt, ohne dass jemand genau schaut, ob das in der jeweiligen Situation sinnvoll ist oder nicht. Gerade Mütter haben noch immer das Gefühl, dass sie schief angeschaut werden, wenn nicht sie zum Plätzchenbacken in die Schule gehen, sondern ihre Männer.

Teilen ist nicht immer die Lösung

Andersrum gibt es den Trend, Aufgaben um jeden Preis zu teilen und alles, was in der Familie anfällt, gerecht zu halbieren: Beide bringen 50 Prozent der nötigen Erwerbsarbeitszeit ein, beide erledigen genau 50 Prozent der Hausarbeit, jeder übernimmt die Hälfte der anstehenden Bringdienste. Jeder trägt seinen Teil zum Papierkram bei, der so an einem Familienleben dranhängt, und ist gleich oft in der Werkstatt, beim Kinderarzt oder beim Elternabend. Jeder kontrolliert zu gleichen Teilen die Hausaufgaben und ist mal dran, die Einladungen für den Kindergeburtstag zu basteln. Das kann funktionieren, wenn Paare sich sehr ähnlich sind, an denselben Dingen Spaß haben und ähnliche Gaben besitzen. Meistens sind wir jedoch individueller.

Ich persönlich kann Papierkram überhaupt nicht ausstehen, verzettele mich, schiebe Dinge auf, vergesse die Hälfte. Mein Mann hingegen tut sich damit leichter. Er hat den Überblick über Finanzen, Versicherungen und wann die Krankenkasse wieder irgendeinen Wisch von mir braucht – wenn es viel ist, arbeite ich ihm da gern zu, mehr aber auch nicht. Dafür schaut er mit Ehrfurcht zu, wie ich die Termine der Kinder manage, sie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort habe und dafür sorge, dass sie auch pünktlich wieder abgeholt werden. Letzteres übernimmt er dann gern, wenn ich ihm die Adresse per WhatsApp schicke, damit er sie ins Navi eingeben kann.

Bei meiner Freundin ist das anders. Wenn sie ihrem Mann die Finanzen überlassen würde, wären sie bankrott, scherzt sie manchmal. Dafür hat er kein Problem damit, am Nachmittag gleich fünf Gastkinder stundenlang zu bespaßen – meine Freundin hingegen bekommt beim bloßen Gedanken an so viel Lärm Kopfweh.

Wertschätzung ist wichtig

Es ist gut, wenn wir im Blick behalten, dass nicht jeder alles gleich gut kann, und das auch bei der Familienorganisation berücksichtigen. Eins ist jedoch wichtig, wenn Paare sich Aufgaben nach Gaben und Interessen aufteilen und nicht jeder auch mal in den Schuhen des anderen läuft: gegenseitige Wertschätzung. Erwerbsarbeit steht nicht über Familienarbeit. Nur weil einer mehr oder sogar allein das Geld verdient, hat er nicht automatisch mehr Rechte am Familieneinkommen. Die Tagesplanung der Kinder im Blick zu behalten, ist genauso anstrengend, wie sich mit Finanzämtern, Krankenkassen und Versicherungen herumzuschlagen. Letztlich tragen wir nämlich alle unseren Teil dazu bei, dass unser Familiengefüge funktioniert und dass unser Zuhause ein warmes und geborgenes Nest ist.

 

Wie läuft das mit der Aufgabenteilung bei euch – eher traditionell oder ganz modern?

In der aktuellen Ausgabe der Family könnt ihr den Test machen!

 

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de.

Meine Arbeit tut mir gut

Stefan Gerber erlebt immer mal wieder, dass er auch bei der Arbeit ganz gut auftanken kann.

Neulich betete ein Vorschulkind aus unserem Bekanntenkreis: „Lieber Gott, bitte mach, dass niemand mehr arbeiten muss. Nicht der Bäcker, – nicht die Putzfrau und auch nicht der Chirurg. Amen.“

Oje, dachte ich, als unsere Tochter, die diese Szene miterlebt hatte, davon erzählte. „Was für ein Bild von Arbeit hat dieses Kind wohl aufgeschnappt?“, war mein Gedanke. Und überhaupt: Was für ein Bild von Arbeit vermitteln wir eigentlich unseren Kindern?

Es ist bezeichnend, dass in der Tankstelle oft von Auftanken im Zusammensein mit lieben Freunden geschrieben wird; aber wer von uns hat schon davon erzählt, wie er bei der Arbeit auftankt?

Doch genau das tue ich! Nicht immer, aber immer wieder. Wenn nach einem arbeitsreichen Tag meine To-Do-Liste am Abend länger ist als am Morgen, dann frisst die Arbeit tatsächlich meine Energie, der Tank ist leer.

Gott sei Dank gibt es auch die anderen Tage: Da schreibe ich einen Artikel oder eine Predigt und erlebe dabei diesen schönen Zustand, den die Psychologie „Flow“ nennt. Es fließt, die Zeit wird vergessen, ich gehe in meiner Arbeit auf, das Rundherum verliert an Bedeutung. Ein weiteres Kennzeichen von solchen „Flow-Momenten“ ist, dass ich mich selbst am Resultat freue, noch bevor ich von außen ein Feedback erhalte.

Ich liebe es, wenn ich meine Stärken einbringen kann und damit einen Unterschied mache – in der Gemeinde, in meinem Dorf, in der Gesellschaft. Wie gesegnet ist der Mann (die Frau), der seine (die ihre) Berufung gefunden hat und Arbeit nicht einfach als so genannten „Broterwerb“ sieht? Mark Twain meint: „Je mehr Vergnügen du an deiner Arbeit hast, desto besser wird sie bezahlt.“ Das deckt sich zwar bisher nicht unbedingt mit meiner Erfahrung. Ich ertappe mich aber ab und zu bei diesem Gedanken: „Das macht so viel Freude, ist das wirklich noch Arbeit?“ Wer hat uns beigebracht, dass Arbeit keine Freude machen darf?

Als wir im Frühjahr erstmals eine Konfirmation in unserer Netzwerkkirche feiern durften, war das eine Tankstelle für mich. Und nicht nur, weil auch unsere Tochter konfirmiert wurde. Aber zu sehen, wie sich die jungen Erwachsenen entwickelt haben, wie sie konkrete Schritte in ihrem Glauben gehen, wie sie sich in der Gemeinde engagieren und mitzuerleben, wie die vielen Besucher positiv auf unsere kreative Kirche reagierten, das alles war ein Genuss für mich als Pastor.

Solche Momente sind Lohn für all die Tage, an denen Arbeit nur Energie kostet. Und solche Tage erinnern mich daran, dass unsere Arbeit nicht einfach Mühsal ist. Wenn wir unsere Stärken einbringen, unsere Leidenschaft leben und uns in einem uns entsprechenden Umfeld bewegen können, werden wir immer wieder „Flow“-Erfahrungen machen. Und dabei erleben wir, wie sich unser Tank füllt und unsere Zufriedenheit steigt.

 

Stefan Gerber, Geschäftsführer Willow Creek Schweiz, ist Leiter der Netzwerk-Kirche „gms – gospel movement seeland“ und freiberuflich als Autor („Glück finden – hier und jetzt“), Referent und Coach tätig. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

 

 

 

 

Nur für dich

Wenn man den Sonntag als Geschenk Gottes an seine Geschöpfe sieht, ändert sich vieles. Von Christof Klenk

Weiterlesen