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Stressfaktor Familienurlaub?! – So wird der Urlaub zur Erholung

Urlaub mit kleineren Kindern ist oft stressiger als der Alltag zuhause. Lisa-Maria Mehrkens hat Familien gefragt, was ihnen hilft, den Urlaub trotzdem zu genießen.

Für manche ist ein All-Inclusive-Strandurlaub in einer Hotelanlage der Traumurlaub, für andere ist es Wandern in den Bergen, Sightseeing und Shopping in einer großen Metropole oder auch nur ein Kurztrip in den nächsten Ort, um etwas anderes zu sehen als das eigene Zuhause. Egal, welches Wunschziel es sein soll – kommen Kinder ins Spiel, ändern sich Urlaubspläne und deren Umsetzung manchmal stark. Urlaub mit Kleinkindern bedeutet oft: Tage vor der Abreise anfangen zu packen, tonnenweise Spielzeug, Kleidung und Zubehör mitnehmen und im Urlaub die Aktivitäten größtenteils nach den Interessen der Kinder ausrichten.

Statt beim entspannten Ladenbummel, gemütlichen Kaffeetrinken, Sonnenbaden im Park oder dem Bewundern historischer Gebäude sieht man die meisten Eltern bei Städtetrips mit Kindern gehetzt von einem Spielplatz zum nächsten rennen. Nur nebenbei werfen sie einen Blick auf die Sehenswürdigkeiten und machen maximal einen Zwischenstopp in der Drogerie, weil der Nachwuchs mehr Hunger hat als gedacht. Auch die Wahl der Unterkunft ist mit Kindern anders: Statt Doppelzimmer im romantischen Wellnesshotel gibt es jetzt die familienfreundlich ausgestattete Ferienwohnung.

Sowieso anstrengend

Abhängig vom Temperament der Kinder kommen die meisten Eltern irgendwann zu der Einsicht, dass Urlaub nicht mehr so sein wird, wie er mal war. Auch schön, aber anders. Eher an den Bedürfnissen der Kleinsten ausgerichtet als an den Wünschen von Mama und Papa. Das hat auch Vorteile: „Es ist gut, den Urlaub danach auszurichten, was den Kindern gefällt. Spaß für die Kinder heißt Entspannungszeit für die Eltern. Wenn die Kinder spielen und begeistert sind, kann man sich als Eltern mal in Ruhe unterhalten“, erzählen Michèle und David, Eltern von drei Kindern zwischen 1 und 3.

Da vor allem Michèle sehr reisebegeistert ist und gern andere Länder, Kulturen und Sprachen entdeckt, haben sie als Familie schon die verschiedensten Urlaube unternommen: Camping-Urlaub, Hotelübernachtung, Aufenthalt in der Ferienwohnung, Urlaub im Nachbarbundesland, Flugreisen. „Urlaub mit Kindern ist anstrengend. Das Leben mit Kindern ist aber auch zu Hause anstrengend. Wenn es sowieso anstrengend ist, kann ich auch irgendwo hinfahren, wo es schön ist und ich neue Eindrücke von außen bekomme. Das Wichtigste ist, dass man das Reisen an sich mag. Wenn man eher der ‚Zu Hause ist es am schönsten‘-Typ ist, lohnt sich die Anstrengung wahrscheinlich nicht. Aber ich zehre das ganze Jahr von den Erlebnissen beim Reisen, das ist mir die Anstrengung wert“, erklärt Michèle.

Die Entfernung ist nicht wichtig

Nicht jeder hat so viel Fernweh. Es gibt auch Familien, die mit Urlaub in den eigenen vier Wänden, einem Besuch bei Freunden oder Verwandten oder ein paar Tagen in einer Familieneinrichtung glücklich sind. Johannes und Else sind mit ihren drei Kindern zwischen 0 und 5 Jahren bisher meist in Deutschland geblieben: „Urlaub heißt für uns, gemeinsame Zeit zu verbringen und gemeinsame Erlebnisse. Da ist die Entfernung nicht wichtig. Urlaubsfeeling bedeutet aber für uns auch, uns zumindest an einen gedeckten Tisch zu setzen.“ Deshalb übernachten sie oft in Familieneinrichtungen.

Vor Reisebeginn ist es vor allem für Else stressig, da sie alles packen muss und die Versorgung ihres Bauernhofs auch während des Urlaubs sicherstellen muss. Trotzdem erlebt sie die Familienurlaube positiv: „Es ist wundervoll zu sehen, wie die Kinder bereits einfache Ausflüge und Aktivitäten in sich aufsaugen und teilweise noch Jahre später davon schwärmen. Das zeigt mir, dass Kinder nicht übermäßig viel brauchen, sondern schöne und gemeinsam erlebte Zeit wertvoll genug ist. In diesen Situationen außerhalb des Alltags lernt man die Kinder nochmal ganz anders kennen.“ Deswegen vermissen die beiden auch nichts im Vergleich zum Urlaub ohne Kinder. „Jetzt ist eben Kinderzeit und das genießen wir. Trotzdem schauen wir, dass jeder mal Zeit für sich hat, zum Beispiel zum Lesen“, meint Else.

Mal tanzen gehen

Auch Patrizia und Georg leben auf einem Bauernhof mit Tieren und verreisen mit ihren zwei Kindern (2 und 3) und ihren zwei Hunden eher selten, nur für ein paar Tage und im Umkreis von vier Stunden Autofahrt. „Unsere Urlaube bestehen zwar ‚nur‘ aus Bekannten- und Verwandtenbesuchen, aber es tut uns als Familie sehr gut. Omas, Freunde, Tanten helfen gern mal mit den Kids. Und wir genießen es, Zeit für das Miteinander zu haben und uns an den gedeckten Tisch zu setzen. Die Kids bringen Bewegung in den Urlaub, die Verwandten und Bekannten Input, das lässt uns als Paar wieder über viele Themen ins Gespräch kommen und vom Alltag abschalten“, berichtet Patrizia. Sie freut sich darüber, auch im Urlaub sehr gut als Team mit ihrem Mann zusammenzuarbeiten. Eine Kleinigkeit vermisst sie aber doch: „Mal tanzen gehen abends wäre was, aber da würde ich sowieso eher eine Freundin oder Schwester mitnehmen.“

Mehr Zeit für die Kinder

Dorothea und Ruben waren mit ihren beiden Kindern (4 und 6) auch schon zusammen mit Freunden und Familienmitgliedern im Urlaub: „Das Praktische daran: Man hat einen Babysitter direkt mit dabei.“ Allein als Familie haben sie verschiedene Urlaubsformen nah und fern in Ferienhäusern und Familieneinrichtungen ausprobiert. Ihr Favorit: „Wir haben unsere Kurztrips mit Auto und Dachzelt sehr liebgewonnen, da wir für relativ wenig Geld sehr oft wegfahren können. Unsere Kinder genießen Urlaub immer sehr, da wir viel mehr Zeit für sie haben als zu Hause.“

Das Paar möchte Eltern mit noch sehr kleinen Kindern ermutigen, denn sie haben erlebt, dass ihre gemeinsamen Urlaube mit zunehmendem Alter der Kinder entspannter wurden. „Beim Familienurlaub richtet sich nur noch das grobe Skelett nach den Eltern. Der Inhalt wird von den Kindern gefüllt, der Alltag richtet sich sehr nach ihren Bedürfnissen. Aber es wird von Jahr zu Jahr besser und wir unternehmen inzwischen auch einiges, was eher für uns Eltern interessant ist“, sagt Dorothea.

Kurze Camping-Urlaube mit Dachzelt, weite Flugreisen in die Ferne, Aufenthalte in Familienferieneinrichtungen oder Besuche bei Freunden und Verwandten – so unterschiedlich wie die einzelnen Elternpaare und Familien selbst ist auch die Art und Weise, wie sie ihre gemeinsame Urlaubszeit ausgestalten. Familienleben ist und bleibt dynamisch, das gilt auch im Urlaub. Letztlich muss hier jede Familie immer wieder neu für sich den besten Weg finden, um die Erlebnisse und die Zeit zusammen bewusst zu erleben und genießen zu können. Denn darum geht es doch beim Familienurlaub, oder?

Lisa-Maria Mehrkens ist Psychologin und freie Journalistin und lebt mit ihrer Familie in Chemnitz.

Junge Familie – grenzenlos glücklich?

„Bin ich wirklich glücklich?“ Ich denke an die letzten durchgemachten Nächte. Wie oft ich aufgestanden bin, weiß ich nicht mehr! Nicht nur, dass Schlaf vor viereinhalb Jahren zu einem raren und exquisiten Luxusgut avancierte. Zusätzlich werden die ohnehin minimierten Tiefschlafphasen abrupt durch ohrenbetäubendes Geschrei „geschreddert“. Meist stellt sich dann – glücklicherweise – heraus, dass kein Einbrecher im Kinderzimmer steht, sondern meine Tochter das tiefe Bedürfnis verspürt, dem kompletten Haushalt samt Vermietern mitzuteilen, dass sie sich in einer extremen Notlage befindet. Sie hat einen schrecklichen „SCHNUPFE(n)!!!!“. Von wem sie wohl den Hang zur Dramatik hat? Nachdem ich mich gezwungenermaßen an die eigene Nase gefasst habe, putze ich kopfschüttelnd und ratlos die Nase meiner Lieblingstochter. Eine knappe halbe Stunde später meckert mein Sohn, der sich passend zum Urlaubsbeginn entschlossen hat, die Grippe zu bekommen. In diesen Momenten fällt es mir schwer, mich als „glücklich“ in der allgemein gängigen Definition zu bezeichnen.

Und genau das ist das Problem. In diesen Momenten fühlt sich nämlich kein Mensch glücklich. Du nicht und ich nicht. Und nur selten kann mir ein Kinderlächeln den mangelnden Schlaf ersetzen. Aber da unsere Vorstellungen von Hollywood geprägt sind, sehen wir im Wort „Glück“ nur lächelnde und strahlende Menschen, die in vollkommener Harmonie mit sich, den andern, der Natur, dem Universum, Bugs Bunny und natürlich den Super-Mario-Brothers leben. Diese Menschen kennen keine Probleme, denn sie sind Schauspieler! Und wir denken komischerweise, dass das „Alice im Wunderland“ der Werbeindustrie der Normalzustand ist, und was wir erleben, folglich „nicht normal“ und somit „nicht gut“ sein muss?

Glück wird anscheinend von vielen nur noch als ein oberflächliches Gefühl missinterpretiert und nicht als tiefe Lebenseinstellung verstanden. Für mich ist der hauptsächliche Bestandteil von Glück aber nicht Euphorie oder Freude, sondern Sinn. Ist etwas es wert, dass ich mich voll und ganz hineingebe? Hat es nach Jahren noch Bestand? Nur dann macht es Sinn. Und alles, was Sinn macht, erfüllt. Erfüllung sättigt ein Leben, macht es lebenswert und konfrontiert einen zeitweise sogar mit dem Luxusproblem, dass sich das Leben übervoll und anstrengend anfühlt. Aber ein Leben ohne Kinder würde sich (für mich!) sinnlos anfühlen. Dann doch lieber phasenweise zu wenig Schlaf.

Die Familie ist dazu noch der beste Platz um zu reifen. Niemand kann sich hier verstellen. Kein „Selfie“ mein gewünschtes „Ich“ bewerben. Nein – was hier passiert, ist echt. Man lacht, man weint, scheitert, vergibt, verzeiht, steht auf und geht weiter – gemeinsam. Gott hält uns durch unsere Familie einen Spiegel vor und fordert uns heraus, an uns zu arbeiten. Wenn wir es zulassen, sehen wir klarer, wer wir wirklich sind. Dadurch könnte unser Herz weicher, unsere Liebe größer und unser Egoismus kleiner werden. Familie macht Sinn, ist tiefes sinnerfülltes Glück.

Bin ich nach dieser Definition glücklich? UND WIE!

Ein Gastbeitrag von Marc Waidelich, Lehrer und Papa von zwei Kindern