Familie Lachmann, Foto: Juliane Weicker

Mein Weg aus der Stressfalle

Wie Priska Lachmann gelernt hat, mit den Anforderungen ihres Alltags umzugehen.

Hättet ihr meinen Mann vor sechs Jahren nach meiner Stressresilienz gefragt, hätte der mit Sicherheit laut losgelacht. Ich war die hektischste, lauteste und genervteste Person auf diesem Planeten, sobald der Stress über mir hereinbrach. Ich war nicht zu ertragen.

Halt und Trost

In den vergangenen Jahren wurde mein Stresslevel aber nicht nur mit den Kindern immer höher. Auch das Studium, ein Hausbau und meine Freiberuflichkeit bescherten mir wachsende Ansprüche an mein Zeitmanagement, kurze Nächte und viele Momente, in denen ich sehr stress-resilient handeln musste. Ich lernte vor allem, zu atmen und lösungsorientiert zu denken. Ich atme tief ein und aus in diesen Momenten und beruhige damit meine Seele. Gleichzeitig habe ich in den vergangenen Jahren gelernt: Egal was ich in meiner charakterlichen Unzulänglichkeit an Fehlern mache, egal, was ich mir zuschulden kommen lasse, egal, was auf mich einströmt in diesem Leben – ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes liebende Hand. Punkt.

Da gibt es kein „Aber“, kein „Was wäre, wenn“. Da ist einfach nur ein liebender Vater, ein großer Gott, der mir zwar nicht versprochen hat, dass mein Leben immer golden und glitzern und glücklich verläuft, der aber mit mir durch die dunklen Täler geht. Der mich an die Hand nimmt und an dessen starke Schulter ich mich lehnen kann, wenn mir alles zu viel wird. Ich finde Halt und Trost in meinem Alltag und Stärke in dieser hoffnungsvollen Gewissheit, dass ich keine Angst haben muss.

Videokonferenz mit Kleinkind

In den letzten Wochen, als Corona unser ganzes Leben veränderte, fanden wir uns als Familie in einer gänzlich ungewohnten Situation wieder. Mein Mann und ich im Homeoffice, zwei Kinder mit Homeschooling und ein zweijähriges Kleinkind, das gerade vier Wochen vorher im Kindergarten eingewöhnt worden war. Alle zu Hause. 24/7. Immer. Die ganze Zeit. Es war herausfordernd, und wir haben glücklicherweise einen Garten. Eines Nachmittags, mein Mann hatte gerade in seinem Job als Solution Consultant eine Kundenpräsentation via Videokonferenz, wurde die Zweijährige wach vom Mittagsschlaf, stapfte halbnackt die Treppen hinunter und kuschelte sich beim Papa auf den Schoß. Der Kunde und der Vertriebler fanden das ganz süß. Und unsere Tochter entspannte sich. Mein Mann sprang plötzlich auf, mitten in seiner Präsentation, denn seine Hose war nass geworden. Schnell brachte er mir unser Kind, zog sich um und sprintete wieder zum Laptop, um seine Präsentation an unserem Esstisch zu Ende zu führen.

Diese Situation zeigte uns, dass wir inzwischen sehr resilient gegenüber Stress geworden sind. Das liegt vor allem daran, dass wir sehr lösungsorientiert denken, aber auch daran, dass wir diesen festen, unerschütterlichen Glauben haben, an dem wir uns festhalten können, wenn wir nicht mehr weiterwissen.

Priska Lachmann ist dreifache Mama, Theologin, Autorin und bloggt unter www.mamalismus.de.