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Jahrelang hat Lisa Schmerzen beim Sex. Dann gibt ihr die Frauenärztin einen Tipp

Immer, wenn Lisa* mit ihrem Mann schläft, hat sie Schmerzen. Dann wendet sie sich an ihre Ärztin. Und erlebt bald ihren ersten vaginalen Orgasmus.

Als wir in den Flitterwochen unsere Hochzeitsnacht nachholten, hatte ich etwas Angst, dass es beim ersten Mal wehtun könnte, doch mein Mann war so zärtlich, dass es mir nicht schwerfiel, mich fallen zu lassen. Aber wir stießen auf Hindernisse. Miteinander zu verschmelzen war nicht so leicht, wie wir erwartet hatten, und es tat weh. Wir probierten in dieser Woche auf den Kanaren so manches, doch im Nachhinein hatten wir es uns wohl beide anders vorgestellt. Ich erlebte zwar viele schöne Höhepunkte – aber nicht, wenn er in mir war, sondern nur durch äußere Stimulation mit den Händen. Als wir wieder zu Hause waren, holte uns schnell der Alltag ein. Die Probleme beim Sex hielten an und ich stellte fest, dass wir längst nicht so oft miteinander schliefen, wie ich es erwartet hatte.

Es geht nur noch um den Kinderwunsch

Nachdem wir zwei Jahre verheiratet waren, fühlten wir uns bereit für Kinder. So setzte ich die Pille ab und hoffte, dass der gemeinsame Kinderwunsch neuen Schwung in unser Sexleben bringen würde. Nach wie vor tat es oft weh. Doch meine Erwartungen in Sachen Häufigkeit wurden enttäuscht und schwanger wurde ich auch nicht. Auch eine Behandlung im Kinderwunschzentrum brachte keinen Erfolg. Im Gegenteil. In unserem Sexualleben fühlten wir uns in diesen Monaten sehr unter Druck gesetzt. Besonders mein Mann litt darunter, dass es scheinbar nur noch um den Kinderwunsch ging.

Erst als wir diesen ein Stück weit loslassen konnten, ließ der Druck nach und es entstand wieder mehr Raum in unserer Beziehung – auch in sexueller Hinsicht. Fünf Monate nach unserer letzten Behandlung im Kinderwunschzentrum wurde ich dann tatsächlich schwanger. Im darauffolgenden Sommer kam unser Sohn zur Welt.

Immer noch Schmerzen

Während der Schwangerschaft schlief unser Sexleben leider wieder ein. Es dauerte schließlich über eineinhalb Jahre, bis wir nach der Geburt unser Sexleben wiederbelebten. Es war schön, doch unsere Probleme hatten sich nicht geändert. Intimität konnten wir genießen, aber sobald wir „richtig“ miteinander schliefen, bereitete es mir Schmerzen.

Ich fasste schließlich den Mut, mit meiner Frauenärztin darüber zu sprechen. Sie empfahl mir zunächst eine Behandlung durch Elektrostimulation. Für manche Frauen ist das wohl eine hilfreiche Therapie, bei mir änderte sich leider nichts.

Hilfe suchen ist keine Schande

Daraufhin empfahl mir meine Frauenärztin ein Gerät namens Epi-No. Es hilft, die Beckenboden- und Vaginalmuskulatur zu dehnen. Nach einigen Wochen Training schliefen wir miteinander und ich erlebte eine Überraschung: Es tat überhaupt nicht weh! Kurze Zeit danach erlebte ich tatsächlich meinen ersten Orgasmus, während mein Mann in mir war, indem ich dabei bewusst die Beckenbodenmuskulatur anspannte.

Inzwischen wünsche ich mir, ich hätte viel eher den Mut gefasst, mir Hilfe zu suchen. Ich habe gelernt, dass das keine Schande ist. Als Christin glaube ich, dass Gott gerade im Bereich der Sexualität so viel Schönes für uns bereithält, von dem uns falsche Scham oder prüdes Denken abhalten können.

*Name von der Redaktion geändert. Die Autorin möchte anonym bleiben.

Ist Kitzeln übergriffig?

„Meine Tochter (2) liebt es, ausgekitzelt zu werden – zumindest habe ich das bisher immer angenommen, weil sie uns häufig dazu auffordert. Nun wurde ich von einer anderen Mutter darauf hingewiesen, dass Kitzeln total übergriffig und Quälerei für Kinder sei. Ich bin verunsichert. Ist Kitzeln für Kinder schädlich?“

Beim Kitzeln geht es wie so oft um besondere Achtsamkeit für Grenzen. Gerade im Umgang mit uns Eltern – also ihren vertrautesten Personen – lernen Kinder ihre körperlichen Grenzen kennen. Und noch viel wichtiger: Dass andere Menschen diese respektieren müssen.

Das Kitzeln stellt uns hierbei vor eine besondere Herausforderung: Das Problem ist nämlich, dass uns die Reaktion der Kinder signalisieren kann, dass sie Spaß haben, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Die normale körperliche Reaktion auf Kitzeln ist Lachen. Doch wir lachen nicht unbedingt, weil wir belustigt sind oder diesen Zustand genießen. Lachen ist in diesem Fall nur ein Reflex. Selbst Menschen, die tatsächlich durchgekitzelt werden, um sie damit zu quälen, lachen dabei. Lustig oder gar angenehm ist ihnen aber nicht zumute.

Nur sanft und kurz kitzeln

Wenn wir über das Kitzeln von Kindern sprechen, ist es wichtig zu schauen, wie es abläuft. Kitzeln kann eine angenehme Form des Körperkontakts sein. Das ist immer dann der Fall, wenn es als leichte Berührung und nur für relativ kurze Zeit stattfindet und wenn das Kind möglichst schon vorher weiß, was kommt, also wo es gekitzelt wird. In meinen Eltern-Kind-Kreisen haben wir beispielsweise Lieder, die Massage- und Streicheleinheiten mit einem kurzen Kitzelmoment verbinden, den wir vorher in der jeweiligen Liedstrophe benennen. Diese Art des Kitzelns bezeichnet man auch als sanftes Kitzeln. Sie ist nicht übergriffig und führt auch nicht zwangsweise zu einem Lachreflex.

Davon zu unterscheiden sind Kitzelattacken. Davon spricht man, wenn jemand festgehalten und wirklich durchgekitzelt wird und sich nicht dagegen wehren kann. Diese Art des Kitzelns kann sich für den Betroffenen mitunter sogar schmerzhaft anfühlen. Auf jeden Fall ist es nicht angenehm.

Ein Nein akzeptieren

Wenn Ihre Tochter Sie auffordert, sie zu kitzeln, meint sie wahrscheinlich eher eine sanfte Form. Dagegen spricht überhaupt nichts. Doch wie so oft sind die Übergänge von sanftem zu nicht mehr so angenehmem Kitzeln fließend. Und hier sind wir als Eltern gefragt. Wir kennen unsere Kinder am besten und können darauf achten, ab wann das Kitzeln aufhört, schön zu sein. Hilfreich ist es, wenn wir beim Kitzeln immer wieder Pausen einlegen und schauen, wie unser Kind reagiert. Und ganz wichtig ist, dass auch beim Kitzeln ein „Nein“ ein „Nein“ ist. Wenn ihr Kind äußert, dass es nicht mehr möchte, dann ist es an der Zeit, wirklich aufzuhören. Manchmal liegt hinter dem Wunsch, durchgekitzelt zu werden, auch einfach nur das Bedürfnis nach intensiver körperlicher Nähe. Eine gute Alternative finde ich hier wildes Kuscheln und Toben, in das man immer mal wieder kurzes, sanftes Kitzeln einbauen kann.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Elternund Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

„Meine Gefühle stritten mit meinem Glauben“

Ihr Kind zu begraben, hat Regina Neufelds Glauben an Gott, an einen guten, fürsorglichen Gott, stark erschüttert. Und dann gestärkt. Doch um zu dieser neuen Tiefe zu gelangen, musste sie den Zerbruch zulassen und sich den unangenehmen Fragen stellen, die sie als „gute Christin“ eigentlich nicht denken wollte.

Sechs Jahre ist es nun her. Wir hatten uns so auf unser drittes Kind gefreut. Und dann der Schock: Samuel hatte einen Herzfehler und andere Fehlbildungen. In der 34. Schwangerschaftswoche wurde er per Kaiserschnitt geholt und unsere Welt hörte auf, sich zu drehen. Er war zwar stabil, doch die Diagnose Trisomie 18 sagte uns, dass er nicht lange bei uns bleiben würde.

Wir haben gebetet. Viel gebetet. Und auch unsere Familien, Freunde, Bekannten und Menschen, die wir gar nicht persönlich kannten, haben für Samuel gebetet. Dass er gesund zur Welt kommen würde. Doch das ist er nicht. Dass er bald nach Hause kommen würde, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Doch auch diesen Wunsch hat Gott uns nicht erfüllt. An Tag 54 ist er vom Krankenhaus aus in den Himmel geflogen. Warum, Gott? Warum war Samuel krank? Warum hatten wir so wenig Zeit?

BETROGEN UND LEER

Ich kann die Menschen nur zu gut verstehen, die sagen, dass sie nach einer solchen Erfahrung nicht mehr an einen guten, liebenden Gott glauben können. Die Wahrheit ist: Wir sahen einfach keine Alternative. Wohin hätten wir gehen sollen? Wir wussten rein rational, dass Gott der Einzige war, der uns halten konnte, obwohl wir uns noch nie so von ihm im Stich gelassen fühlten. Meine Gefühle stritten mit meinem Glauben und ich musste entscheiden, welchen Weg ich einschlagen wollte.

Ich zog mich stark zurück in das dunkle Tal und wollte weder Menschen noch Gott an mich heranlassen. Enttäuschung, Verzweiflung und Wut konnten jedoch nicht meine Sehnsucht nach Gott auslöschen. Ich habe mich danach gesehnt, verstanden und gehalten zu werden. Mein Mann und unsere Kinder Benjamin und Hannah waren ein großer Trost für mich, aber sie konnten mich nicht dort erreichen, wo der Schmerz am größten war. Ich lag einfach da in dieser Dunkelheit, sah keinen Lichtstrahl und weinte und wurde dabei noch von meinem schlechten Gewissen geplagt, weil ich gegen Gottes Weg für mich rebellierte. Schließlich dienen denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten (nach Römer 8,28). Er weiß, was er tut. Er ist alles, was ich brauche. Und doch fühlte ich mich betrogen und leer.

IM DUNKLEN TAL DES TODES

Die Dunkelheit drohte, mir den letzten Lebensmut zu entreißen. Immer wieder versuchte ich, mich aufzurappeln und weiterzumachen mit dem Leben. Doch diesmal war nichts mehr da. Keine Kraft, keine Hoffnung. Plötzlich spürte ich einen starken Arm um meine Schultern. Eine warme Hand wischte mir die Tränen von den Wangen. Gott saß neben mir im Staub. Ich versuchte, mich aufzusetzen, doch ich war zu schwach. Trotzdem meinten meine geschwollenen Augen, dass es etwas heller geworden war. Gott wartete. Sagte nichts. Er hielt mich. Hielt mich aus. Mein Weinen, mein Schreien, mein Schweigen. Erst als ich mich etwas beruhigt hatte, umfasste er meine Hand und zog mich ein Stück höher. Mit der Zeit spürte ich mich wieder. Ich versuchte aufzustehen, und er stützte mich. Dann wagten wir den ersten Schritt. Wir kamen nur langsam voran, doch er drängte mich nicht. Er blieb dicht an meiner Seite und stützte mich. Der Weg hinaus aus diesem dunklen Tal war lang. Die Verzweiflung meldete sich wieder. Doch ich wusste: Mit Gott an meiner Seite würde ich es schaffen. Irgendwann würde ich wieder Licht sehen. Ich würde wieder leben. Ich würde wieder lachen.

Es ist meine Entscheidung, ob ich im Dunkel liegen bleibe oder mir aufhelfen lasse und dabei sage: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“ (Psalm 73,23-26)

EIN LEBEN IN ALLEN FARBFACETTEN

Heute lebe ich mit einer tiefen Lebensfreude und mit Dankbarkeit im Herzen. Mein Glaube ist fester und weiter als vor Samuels Tod. Nicht aufgrund einer Leistung oder weil ich so stark wäre. Im Gegenteil. Ich hatte komplett aufgegeben, die Kontrolle losgelassen, meine Schwäche zugelassen. Und da war Gott. Mitten in meinem Leid. Gottes Gegenwart und Stärke in meiner Leere.

Kein strenger Blick, sondern mitfühlende Tränen. Als ich in seine Augen blickte, wurde das Warum immer kleiner, das Schwarz wurde – langsam – zu grau. Und heute ist mein Leben voller Farben – kräftige neben Pastelltönen, hier und da dunkle Schattierungen. Manchmal erlebe ich auch heute noch einen grauen oder tiefschwarzen Tag. Die Sehnsucht nach meinem Sohn raubt mir immer noch den Atem. Doch ich bin nicht allein. Gott versteht mich. Er hält mich. Und das genügt. Ich muss es nicht verstehen. Ich muss es nicht gut finden und ganz sicher nicht dafür dankbar sein. Stattdessen darf ich fühlen, was ich fühle und werde dabei ausgehalten, festgehalten und wieder hochgehoben.

GOTT IST GRÖSSER ALS MEIN WARUM

Ich glaube an Gott und seine grenzenlose Liebe. Nicht weil ich ihn verstehe oder es inzwischen leichter geworden wäre. Sondern weil er da ist, ohne mich zu drängen oder etwas von mir zu erwarten. Er gibt mir Zeit und hält meine Fragen und Klagen aus. Ich darf schwach sein. Ich darf wütend sein. Ich darf trauern. Meine Tränen sind Zeugen davon, dass die Liebe zu meinem Kind größer ist als der Tod. Und das ist auch mein Glaube, der sich auf das Wissen stützt, dass Gott auch dann bei mir ist, wenn ich ihn weder erlebe noch spüre. Er ist mitten in meinem Schmerz, tiefer als meine Wut und größer als mein Warum. Darum glaube ich noch immer.

Regina Neufeld

Regina Neufeld. Foto: Mel Erdmann

Regina Neufeld ist Autorin, Referentin und Bloggerin. Sie ist Ehefrau und Mutter von vier Kindern, drei auf der Erde und eins im Himmel. Über den Umgang mit Samuels Tod hat sie ein Buch geschrieben: Viel zu kurz und doch für immer. (Gerth Medien)

Aua, mein Kind zahnt! – So helfen Sie Ihrem kleinen Liebling

„Mein Sohn (17 Monate) bekommt seine ersten Backenzähne und hat solche Schmerzen, dass er seit Tagen nicht mehr richtig essen und trinken will. Wie kann ich ihm helfen?“

Zähne zu bekommen, kann für Kinder eine Tortur sein. Während die ersten spitzen Mausezähnchen oft noch unerwartet durchbrechen, kommen Backenzähne häufig mit Krawall. Verständlich, wenn man sich den stumpfen Zahn vorstellt, der sich durch das Zahnfleisch schiebt.

Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres handelt es sich um eine Art Dauerzustand. Das Zahnfleisch schwillt an, häufig auch die Wange. Die starken Schmerzen, die Sie bei Ihrem Kind wahrnehmen, sind regelrecht zu sehen, wenn rot-leuchtende Wangen mit erhöhter Temperatur und Infektanfälligkeit einhergehen. Als Elternteil stehen Sie daneben, würden es Ihrem Kind so gern abnehmen, wenigstens leichter machen. Aber wie?

STEHEN SIE IHREM KIND BEI!

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie diese Zeit mit ihrem Kind gemeinsam durchstehen. Es isst und trinkt nicht richtig, schläft gewiss schlecht. Das kann den Familienalltag belasten. Versuchen Sie, Sicherheit und Ruhe auszustrahlen, auch wenn Sie müde und ratlos sind. Emotionale Wärme und Geborgenheit trösten ungemein, während die eigene Unsicherheit sich eher überträgt und auch Mitleid dem leidenden Kind sicher nicht hilft.

Unterstützen Sie sich als Eltern gegenseitig, indem einer das Kind „übernimmt“ und der andere Kraft tankt. Sie können auch jemanden einspannen, der ausgeschlafen ist und Sie kurzzeitig entlastet. Auch Musik kann helfen: Mozart, Schlager oder eigenes Musizieren – was Ihrem Kind zusagt.

Die Symptome müssen ernstgenommen werden. Lassen Sie in der Kinderarztpraxis abklären, ob die Symptome vom Mittelohr, vom Verdauungstrakt oder tatsächlich vom Zahnungsprozess herrühren. Dort werden Sie auch hinsichtlich einer möglichen Schmerzmedikation beraten. In der Apotheke können Sie sich über Produkte wie betäubendes Zahngel oder homöopathische Kügelchen informieren.

ACHTEN SIE AUF GENÜGEND FLÜSSIGKEIT!

Seien Sie vorsichtig beim Knuddeln, beim Anziehen der Mütze und beim Zähneputzen. Manchen Kindern tut Kälte gut. Hier können der Beißring oder eine rohe, gekühlte Möhre Abhilfe schaffen (im Schlauchverband, um Verschlucken zu vermeiden). Andere Kinder nutzen die Situation, um das Nuckeln an Brust oder Flasche aufzugeben. Sie stellen Entlastung fest, wenn sie aus dem Becher trinken.

Bei aller Sorge um die Nahrungsaufnahme dürfen Sie wissen: Der Körper hat Reservefunktionen auch für Zeiten, wenn Ihr Kind mal schlechter isst. Flüssigkeit sollte in jedem Fall in ausreichendem Maß verabreicht werden. Damit das Trinken attraktiver wird, hilft es, dem Tee oder Wasser ein bisschen Apfelsaft zuzufügen, den Sie nach dem Zahnwechsel zügig wieder ausschleichen können. Neue oder andere Trinkgefäße, zum Beispiel aus einem Pinnchen, einer Kanne, aus Papas Tasse oder mit Strohhalm, können ein Kind auch zum Trinken animieren.

Die Buchautorin Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester und Schulsozialarbeiterin. Sie lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Nordfriesland. irinakostic.de Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

 

 

„Meine Beine tun so weh“

Bis zu einem Drittel aller Kinder zwischen 2 und 12 Jahren leidet hin und wieder unter Wachstumsschmerzen. Klagt ein Vorschul- oder Schulkind nachts über brennende, ziehende oder klopfende Schmerzen in beiden Beinen oder Armen, können wachsende Knochen die Ursache sein. Üblicherweise treten die Beschwerden am Tag nicht auf. „Wachstumsschmerzen sind keine Gelenkschmerzen“, betont Professor Dr. Alexander Beck, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Juliusspital in Würzburg. „Der Schmerz tritt typischerweise in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel auf.“

Wachstumsschmerzen sind in der Orthopädie ein häufiges Erscheinungsbild, doch bislang nur unzureichend erforscht. Es gibt auch keine diagnostischen Tests, mit denen sich Wachstumsschmerzen zweifelsfrei belegen lassen. „Wichtig ist daher, bei wiederkehrenden Schmerzsymptomen einen Orthopäden oder Unfallchirurgen aufzusuchen, um ernsthafte Erkrankungen des Bewegungs- und Halteapparates auszuschließen“, erklärt Professor Beck.

Warum viele Kinder beim Wachsen Schmerzen haben, ist unklar. Eine Vermutung ist, dass die Weichteile langsamer wachsen als die Knochen. So gerät die Knochenhaut bei einem Wachstumsschub unter Spannung und verursacht Schmerzen. Eine andere Theorie besagt, dass der junge Knochen beim Wachstum ermüdet und der Schmerz Ausdruck dieser Ermüdung ist. Auch psychosoziale Faktoren könnten eine Rolle spielen, zum Beispiel, wenn Kinder über den Schmerz Konflikte mit den Eltern verarbeiten.

„Eine Therapie gibt es leider nicht“, bedauert Beck. „Eltern können den Schmerz mit Massagen oder einer Wärmflasche lindern. Manchen Kindern helfen auch Kühlpads. Wenn die Beschwerden sehr stark sind, kann auch ein leichtes Schmerzmittel verabreicht werden – aber nur in enger Absprache mit dem behandelnden Kinderorthopäden.“

Symptome des Wachstumsschmerzes im Überblick:

  • Der Schmerz tritt erstmals im Vor- oder Grundschulalter auf.
  • Die Beschwerden machen sich abends oder nachts bemerkbar, hauptsächlich in den Waden, Kniekehlen, Schienbeinen oder an den Vorderseiten der Oberschenkel, nicht in den Gelenken.
  • Morgens sind die nächtlichen Beschwerden wie weggeblasen und das Kind kann sich uneingeschränkt schmerzfrei bewegen.
  • Der Schmerz tritt in beiden Extremitäten gleichzeitig auf.
  • Die Schmerzen treten nicht regelmäßig auf.
  • Wachstumsschmerzen sind keine Belastungsschmerzen, sondern Ruheschmerzen.

Wachstumsschmerzen sind auch ein Thema beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), der vom 24. bis 27. Oktober in Berlin stattfindet. http://dkou.org/

Schimmer im Scherbenhaufen

Eine Mutter stirbt bei der Geburt. Solche Schicksale hinterlassen oft große Fragezeichen – auch im Umfeld der Betroffenen. Stefanie Diekmann erzählt vom Zerbrechen, Verarbeiten und einer neuen Hoffnung.

Zu meiner Arbeit als Pädagogin gehört auch die Gestaltung einer Eltern-Kind-Oase in unserer Gemeinde. Es ist ein wilder, fröhlicher Haufen von Kindern zwischen null und sechs Jahren, ihren Geschwistern und Eltern. Diese Nachmittage sind Zeiten, in denen die Eltern mit unserer Fürsorge und einem guten Kaffee verwöhnt werden, während die Kinder beim Toben, Singen und Basteln auf ihre Kosten kommen. In der letzten Zeit haben wir als Oase immer wieder Kinder und ihre Mütter in die nächste Lebensphase verabschiedet. Besonders aber haben wir neue Schwangerschaften gefeiert und mit den Eltern mitgefiebert. Ein Geburtstermin nach dem anderen stand an. Inzwischen schleppten sich nur noch zwei Mütter in die Oase. Eine davon war Anett*. An einem Nachmittag wirkte sie angeschlagen und ich überredete sie, mit mir an den Büchertisch der Gemeinde zu gehen. Zu Beginn ihrer Zeit in der Oase hatte Anett nicht viel mit dem „Religiösen“ anfangen können. Für ihren Sohn Tom hatte sie nach Abendgebeten gefragt, da ihr hierfür die Worte fehlten. Nun, zwei Jahre später, stöberte sie durch das Angebot des Büchertisches: „So wie ihr kann ich es nicht. So viele Worte um meinen Glauben finden. Das ist mehr etwas für mich persönlich.“ Mit dem Bauch voller Hoffnungen stand sie vor mir. Ich verabschiedete sie an diesem Tag mit einem Gebet.

VOM SCHICKSAL ÜBERRANNT
Dann hörten mein Team und ich nichts mehr von Anett. Gar nichts. Ich konnte die aufkeimenden Sorgen nicht wegscheuchen und wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich versuchte, mich selbst zu ermutigen: Wie gut, dass sie als Heilerzieherin ein Profi ist! Sie wird sicher klarkommen. Doch meine Sorgen wollten sich nicht vertreiben lassen. Ist etwas mit dem Baby? Dann bekam ich einen Anruf von Anetts Mann: „Hallo … Ist da die Steffi von der Spiel-Oase? Ich wollte Bescheid sagen, dass Ida geboren ist.“ Wie aus der Pistole geschossen fragte ich: „Und … ihr habt Sorgen?“ „Ja. Ich muss dir sagen … Anett ist gestorben.“ Vor meinem inneren Auge erschien in diesem Moment ein schreiend großes „SIEHST DU!“ Mein Bauchgefühl hatte mich nicht betrogen. Es stimmte etwas nicht. Alles stimmte nicht. Obwohl mein Kreislauf wegzusacken drohte, schaffte ich es, dem Vater zuzuhören. Er beschrieb mir, dass Anett zu viel Blut verloren hatte und operiert werden musste. Nach einem Herzstillstand konnte sie nicht wiederbelebt werden. Trotzdem schaffte es der Vater, von seiner kleinen Ida zu schwärmen und begeisterte mich mit.

GEMEINSAM DEM SCHMERZ BEGEGNEN
In den nächsten Wochen rangen alle Mütter aus der Spiel- Oase darum, einen Weg des Trauerns zu finden. Nach der ersten Welle voller Fragen kamen wir in der bitteren Realität an. Einer Realität ohne Anett. Wenn der klassische Lebensverlauf unterbrochen wird und vor unseren Augen das Bild einer heilen Welt zerfällt, löst das in uns Schmerz und Trauer aus. Wir Mütter reagierten in dieser Situation sehr verschieden: Einige bezogen Anetts Schicksal auf das eigene Leben und wollten auf keinen Fall noch einmal schwanger werden. Andere suchten die Schuld beim Arzt. Die Mütter mit den Neugeborenen konnten es kaum aushalten, ihren Säugling zu wiegen und zu stillen, ohne an Ida zu denken und Anett zu vermissen. Wir versuchten gemeinsam, für die großen Geschwisterkinder der Gruppe, die zwischen fünf und elf Jahre alt sind, Worte zu finden. In einer der Familien war der Family- Kalender eine Hilfe. Im Monat Dezember ist dort ein Zitat von Friedrich von Bodelschwingh zu finden: „Advent und Weihnachten ist wie ein Schlüsselloch, durch das auf unsren dunklen Erdenweg ein Schein aus der Heimat fällt.“ Dieses Bild half dabei, der kleinen Frida zu erklären, dass Anett Heimat gefunden hat. Das Mädchen konnte das Bild gut aufnehmen, stellte viele Fragen und konnte trotz aller Trauer verstehen, dass es gut ist, bei Jesus zu sein. Ein anderes Mädchen wollte gerne mit zur Trauerfeier, um Anett zu verabschieden.

WO IST GOTT?
Und Gott? Wie gestaltet sich Nähe zu Gott in diesem Scherbenhaufen? Am Tag ihres Sterbens hatten wir unsere Oasen- Gruppenstunde gehabt, und ich hatte einen Impuls vorbereitet. Dabei ging es um das perfekte Bild, das wir so oft vom Leben haben. So rund und makellos wie eine schöne Glaskugel. Unsere Hoffnungen sind dann vielleicht: Mein Mann könnte und sollte … Ich wünsche mir von meinen Kindern mehr dies und das … Wenn es Sommer wird, dann renovieren wir erst hier, dann dort … Doch manchmal wird aus dem rundherum Perfekten ein Scherbenhaufen. Vorstellungen zerplatzen und ich erkenne, dass mein Mann als Vater doch nicht so entspannt ist, wie ich dachte. Mein Kind braucht vielleicht mehr Nähe, als ich geben kann. Oder mein Gehalt reicht nur zu einem Topf Farbe. Gott ist dabei kein Spaßverderber. Er will uns nicht innerlich zerbröseln. Er kann aus den Scherben meiner Vorstellungen Glimmer machen, indem er die Scherben so fein zerreibt, dass sie dem Leben einen neuen glitzernden Schimmer geben. Diese Gedanken gelten auch im Abschiednehmen von dieser fröhlichen jungen Frau: Gott bleibt gleich, auch wenn der Schmerz groß ist. Die Mütter in unserer Oase formulierten ihren Schmerz und kamen sich auf diese Weise näher. Sie forderten sich in einer WhatsApp-Gruppe gegenseitig auf zu beten, sich bewusst über den Tag zu freuen und den Glimmer Gottes wahrzunehmen. Wir alle sind gewiss und sehr neugierig darauf, wie dieser Segensglitter im Leben von Tom und Ida deutlich wird. Noch fällt es schwer, sich das auszumalen. Doch Gottes Geheimnisse sind sehr oft unvorstellbar für uns.

*Alle Namen wurden geändert.

family_16_6_ds-pdf-adobe-acrobat-pro-dcStefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.