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Ein Paar – zwei Perspektiven: Taschengeld

Müssen sie alles vom Taschengeld bestreiten?

Katharina Hullen möchte, dass ihre Kinder den Wert des Geldes lernen. Aber sie sollten auch Freiheiten haben.

Katharina: „Können wir noch ein Eis essen?“ Noch bevor ich zu einer Entscheidung kommen kann, tönt schon die klare Antwort aus Haukes Mund: „Ihr könnt euch gerne ein Eis von eurem Taschengeld kaufen!“ Lange Gesichter bei den Kindern: „Also kein Eis!“ Da sie aber feine Antennen für Unstimmigkeiten zwischen uns Eltern haben, nehmen sie doch noch einen kleinen Quengelanlauf bei mir. Am Ende bleibt es bei keinem Eis – aber der beste Ehemann von allen und ich sind uns nicht immer einig, was die Kinder von ihrem Taschengeld bestreiten müssen und was nicht.

Darum gab es in den letzten Monaten auch harte Tarifverhandlungen im Hause Hullen. Die Gewerkschaftsvertreter trafen auf einen eher unbeugsamen Arbeitgebervertreter, welcher die Haltung vertrat: „Die Getränke, die ihr in der Jugendstunde für kleines Geld kaufen könnt, könnt ihr gut vom Taschengeld bezahlen!“ und „Wenn du lange Schultage hast und darum dreimal die Woche mit deinen Freunden Pizza essen gehst, bezahlst du das vom Taschengeld.“

Ich kann beide Seiten sehr gut verstehen. Das Budget der Kinder ist nicht so umfangreich, als dass sie all diese Ausgaben einfach so tätigen könnten. Sie müssen sich gut überlegen, wie viele Getränke sie beim Jugendabend in der Kirchengemeinde trinken und wie oft sie mit den Freunden auswärts essen gehen können.

Aber wollen wir nicht eigentlich, dass sie die Jugendstunde genießen und vielleicht auch mal einen Freund auf ein Getränk einladen können? Sollen sie wirklich darüber nachdenken müssen, ob sie noch ein zweites Getränk nehmen? Andererseits ist das Taschengeld dafür da, den Wert des Geldes zu erkennen und den verantwortungsbewussten Umgang damit zu lernen. Wenn alles von Mama und Papa übernommen wird, entfällt dieser Effekt. Sie lernen erst später oder nie, gute Entscheidungen mit ihrem Geld zu treffen und mit Verzicht oder Mangel klarzukommen.

Am Ende der Verhandlungen kamen wir zu einem Kompromiss: Wir erhöhen das Taschengeld um ein Getränk pro Woche und geben dem Oberstufenkind etwas Verpflegungsgeld zusätzlich. Alles darüber hinaus wird vom Taschengeld bestritten.

Interessant finde ich hier wieder einmal die unterschiedlichen Prägungen. Hauke selbst hat als Jugendlicher einen guten Teil seines Taschengeldes in Pommes, Pizza und Co. investiert, da seine Eltern nicht bereit waren, dafür Geld herauszurücken. Vielleicht ist es ihm darum so wichtig, dass die Kinder selbst für ihr Eis und ihre Burger aufkommen.

Grundsätzlich fällt mir auf: Unsere Kinder fragen uns nach mehr Taschengeld, weil sie einerseits mehr ausgeben wollen, aber andererseits auch, weil sie erhalten wollen, was sie haben. Vor die Entscheidung gestellt, Eis vom eigenen Geld zu bezahlen oder zu verzichten, wählen sie stets „kein Eis“. Vielleicht haben sie ja doch schon was gelernt!

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Immer schauen sie auf mein Portemonnaie!

Hauke Hullen ist genervt, wenn seine Kinder sparen wollen und gleichzeitig alle Ausgaben auf Papa abwälzen.

Hauke: „Können wir noch ein Eis essen?“ Wann immer wir als Familie einen Ausflug unternehmen, kommt irgendwann diese Frage aller Fragen. Jahreszeitlich bedingt mal abgewandelt in der Pommes- oder Crêpes-Version, aber immer verbunden mit großen hoffnungsvollen Kinderaugen, die schmachtend auf Pommes und Papas Portemonnaie schauen.

Nun stehe ich ungesunden Snacks durchaus nicht abgeneigt gegenüber – was mich aber stört, ist die Tatsache, dass ich den ganzen Spaß bezahlen soll. Natürlich ernähre ich meine Familie gerne und üppig, doch selbst wenn wir uns gerade erst von der heimischen Tafel erhoben haben, beginnen bei der nächsten Leuchtreklame die Sirenengesänge von der Rückbank, die mir die Spendierhosen andichten wollen.

„Klar kannst du dir ein Eis kaufen, dafür bekommst du ja Taschengeld“, ist meine Standard-Replik, welche ebenso standardisiert mit Augenrollen und Unverständnis quittiert wird. Als ob meine Kinder ihr Taschengeld für derlei Zeug ausgeben würden, wenn doch die elterliche Geldbörse mit ihren unendlichen Weiten in der Nähe ist!

Hier stoßen wir auf ein interessantes Phänomen: Laut Paragraph 110 des Bürgerlichen Gesetzbuches darf ein Minderjähriger den unsinnigsten Tand kaufen, „wenn der Minderjährige die vertragsmäßige Leistung mit Mitteln bewirkt, die ihm zu diesem Zweck oder zu freier Verfügung von dem Vertreter oder mit dessen Zustimmung von einem Dritten überlassen worden sind“. Also mit dem Taschengeld. Und obwohl Eltern den Kindern eigentlich nicht reinreden sollten in ihre Kaufentscheidungen, haben wir uns doch schon alle den Mund fusselig geredet, um das Kind davor zu bewahren, seine Ersparnisse in überteuerten Nepp zu investieren. Doch diese Zeiten sind bei meinen Töchtern vorbei – inzwischen bin ich derjenige, der sie zum Kauf von unnötigem Fastfood animieren muss! Aus reinem Selbstschutz!

Leider mit wenig Erfolg. Obwohl gerade erst im Teenager-Alter angekommen, sparen sie eisern für Führerschein und Eigenheim. Für die Finanzierung dekadenter Genüsse, auf die sie trotzdem nicht verzichten wollen, sollen aber die Eltern aufkommen. Problematischerweise werden sie dabei unterstützt von der besten Ehefrau von allen: Katharinas Mutterherz kann vermutlich die Vorstellung nicht ertragen, dass unsere Kinder unterzuckert vor sich hinleiden, weil sie ihr Taschengeld nicht ausgeben wollen. Um diese Not von Mutter und Meute zu lindern und um der ständigen Bettelei den Nährboden zu entziehen, gab es nun mehrfache außerplanmäßige Taschengelderhöhungen.

Die Kinder sind bislang sehr zufrieden. Sie können nun noch mehr sparen – und liegen mir weiterhin in den Ohren.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Taschengeld: So einfach lernen Ihre Kinder, richtig mit Geld umzugehen

Wie können Kinder den Wert von Geld kennenlernen? Diese Tipps helfen Eltern bei Taschengeld und Co.

„Und dann hat Phillipp sich Geld für den Eintritt ins Schwimmbad von mir geliehen, weil er sich vorher ein dickes Eis gekauft hatte. Der ist immer pleite!“ Was vielleicht wie eine kleine Episode im Alltag wirkt, zeigt die Herausforderung, vor der Eltern stehen: Wie können sie ihr Kind auf den Umgang mit Geld vorbereiten?

Einkaufen als Rollenspiel üben

Im Kindergartenalter haben Kinder wenig konkrete Vorstellungen von Geld und seinem Wert. Gern bieten sie den Eltern die Einhorn-Spardose zum Kauf des neuen Autos an. Viele Kupfermünzen ist für sie viel Geld. Im Alter von drei bis fünf Jahren können Kinder durch das spielerische Einordnen des Preises ihres Lieblingsjoghurts oder einer Kinderzeitschrift ein Gefühl dafür bekommen, was wie viel kostet. Dabei hilft das Rollenspiel des Einkaufsladens. Was ist teurer: Waschmittel oder ein Liter Milch? Hier kann es Spaß machen, die Spiel-Lebensmittel in eine Reihenfolge zu bringen, von günstig bis teuer. Was steht am Ende der Reihe? Was kauft Papa davon oft ein? Und was selten?

Für Vorschulkinder ist dieses Ranking ein tolles Spiel während des Einkaufens: Jedes Mal, wenn eine neue Ware in den Einkaufswagen gelegt wird, überlegt das Kind, was nun der teuerste Posten ist. Der Umgang mit Geld ist auch immer ein Vermitteln der Haltung einer Familie. Langes Duschen kostet Geld und belastet die Umwelt. Absichtlich zerstörte Spielsachen können nicht einfach nachgekauft werden. Büchereibücher werden gut im Auge behalten, um sie nicht teuer ersetzen zu müssen. Hier leben Familien nach den familieneigenen Werten.

Wenn wir Kindern beim Hausputz deutlich machen, dass Sorgfalt zum Umgang mit Besitz gehört, ist das auch ein Schritt für den Umgang mit Geld. Das gemeinsame Putzen des Fahrrads kann schon kleinen Kindern einen Einblick in die Werte der Familie geben.

Zwischen Sparsamkeit und Freigiebigkeit

Damit eine Familie neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit für andere übt, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Geld auch zum Teilen da ist. Diese Haltung kann durch eine Familienspardose für einen gemeinsam ausgesuchten Zweck vermittelt werden.

Mit dem Einführen von Taschengeld bietet es sich an, kleine Taschengeld-Planungen zu machen. Was möchtest du erreichen? Wie lange dauert es noch, bis dahin zu sparen? Ist dieser lange Weg passend zu dem Mehrwert, den du hast, wenn du dir jetzt nicht das Spielzeug, sondern erst später das teure Trikot kaufst?

Gerade für Familien, in denen der Umgang mit Geld in der Herkunftsfamilie der Eltern unterschiedlich gelebt wurde, ist die Balance zwischen großer Sparsamkeit und verschwenderischer Großzügigkeit eine Herausforderung. Dabei geben Eltern den Kindern durch das Vorleben auch im Kleinen wesentlich mehr mit als durch Regeln und Vorträge. Versuchen wir, immer gratis irgendwo mitzufahren, aus Kostengründen im Verein zu duschen oder bei der Picknickliste für die Schule etwas Kostengünstiges mitzubringen? Oder starten wir für einen sechsten Geburtstag mit Clown und Catering so „großzügig“ durch, dass sich die Frage aufdrängt, was denn am zehnten Geburtstag noch kommen kann?

Teurer Urlaub ist nicht alles

Reich zu sein ist für viele Kinder erstrebenswert. Ein großes Haus, Medien und Technik auf dem neuesten Stand, ein lässiges Auto, spektakuläre Urlaube … In diesen Zeiten können wir sorgsam gegenhalten. Was füllt uns als Familie? Was macht uns aus? Lassen sich lustige Abende nicht auch im Wohnwagen verbringen? Damit unsere Kinder lernten, Geld und seinen Wert einzuschätzen, haben wir spielerisch mit Wunschzetteln angefangen: „Wenn du von uns zu Weihnachten für 50 Euro Geschenke bekommen würdest, was würdest du dir wünschen?“ Das neueste Smartphone für über 1.000 Euro war schnell aus dem Rennen, gute gebrauchte Inliner aber möglich und dazu noch ein Puzzle des Lieblingsvereins. Wir haben die Kinder zu den Einkäufen für Geburtstagsfeiern mitgenommen und sie mitrechnen lassen. Für Rechenfans könnte man mit Nudelpackungen im Preisvergleich sogar den Dreisatz üben.

Eine Pauschale hilft beim Kleiderkauf

Das Rechnen hat sich auch bei einem weiteren Thema gelohnt: Ab dem zwölften Geburtstag gab es Kleidergeld pro Monat. Um die Höhe des Kleidergelds festzulegen, wurde eine fiktive Jahresliste mit Schuhen, Jacken, T-Shirts etc. angelegt. Was ist mit Sportsachen für das Hobby? Gehören die auch dazu oder werden diese Ausgaben von den Eltern übernommen? Die so ermittelte Summe wurde durch zwölf geteilt und den Kindern als Monatsbeitrag vorgeschlagen. Nun verfügten sie allein über dieses Geld. Das Geld zukünftiger Monate sollte aber nicht als Kredit im Voraus abgerufen werden können. Die Diskussionen, die daraus entstehen, ermöglichen es den Grundschulkindern und Teens, zu verstehen, dass Geld auch Verantwortung und Planung bedeutet. Eltern können dies an eigenen Anschaffungen deutlich machen und ihre Überlegungen transparent machen, ohne die Kinder mit dem Wissen zu belasten, welche finalen Beträge auf dem Familien-Konto sind.

Wenn eine finanzielle Entscheidung mies läuft, muss es dafür einen sicheren Übungsrahmen geben, um daraus zu lernen. Das gilt auch für das langfristige Planen von höheren Ausgaben wie die Anschaffung des Lego Supersets. Wenn das Taschengeld verbraucht ist, ist es verbraucht. Aber was tun, wenn das fünfte Paar Fußballschuhe angeschafft wird, aber keine warme Winterjacke? Die Mutter des frierenden Geld-Experten mit der alten Winterjacke muss dann sicher oft wegsehen. Aber besser einen Schal hinterherwerfen, als wenn ein junger Mensch keine Idee für den Umgang mit Geld entwickelt hat, oder?

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Dreisatz mit Nudeln

Wie können Kinder lernen, gut mit Geld umzugehen? Anregungen von Stefanie Diekmann

Und dann hat Phillipp sich Geld für den Eintritt ins Schwimmbad von mir geliehen, weil er sich vorher ein dickes Eis gekauft hatte. Der ist immer pleite!“ Was vielleicht wie eine kleine Episode im Alltag wirkt, zeigt die Herausforderung, vor der Eltern stehen: Wie können sie ihr Kind auf den Umgang mit Geld vorbereiten?

KUPFERMÜNZEN FÜR DEN AUTOKAUF

Im Kindergartenalter haben Kinder wenig konkrete Vorstellungen von Geld und seinem Wert. Gern bieten sie den Eltern die Einhorn-Spardose zum Kauf des neuen Autos an. Viele Kupfermünzen ist für sie viel Geld. Im Alter von drei bis fünf Jahren können Kinder durch das spielerische Einordnen des Preises ihres Lieblingsjoghurts oder einer Kinderzeitschrift ein Gefühl dafür bekommen, was wie viel kostet. Dabei hilft das Rollenspiel des Einkaufsladens. Was ist teurer: Waschmittel oder ein Liter Milch? Hier kann es Spaß machen, die Spiel-Lebensmittel in eine Reihenfolge zu bringen, von günstig bis teuer. Was steht am Ende der Reihe? Was kauft Papa davon oft ein? Was selten? Für Vorschulkinder ist dieses Ranking ein tolles Spiel während des Einkaufens: Jedes Mal, wenn eine neue Ware in den Einkaufswagen gelegt wird, überlegt das Kind, was nun der teuerste Posten ist. Der Umgang mit Geld ist auch immer ein Vermitteln der Haltung einer Familie. Langes Duschen kostet Geld und belastet die Umwelt. Absichtlich zerstörte Spielsachen können nicht einfach nachgekauft werden. Büchereibücher werden gut im Auge behalten, um sie nicht teuer ersetzen zu müssen. Hier leben Familien nach den familieneigenen Werten.

Wenn wir Kindern beim Hausputz deutlich machen, dass Sorgfalt zum Umgang mit Besitz gehört, ist das auch ein Schritt für den Umgang mit Geld. Das gemeinsame Putzen des Fahrrads kann schon kleinen Kindern einen Einblick in die Werte der Familie geben.

SPARSAM ODER SPENDABEL?

Damit eine Familie neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit für andere übt, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Geld auch zum Teilen da ist. Diese Haltung kann durch eine Familienspardose für einen gemeinsam ausgesuchten Zweck vermittelt werden. Zum Spenden gehört für viele Familien auch der „Zehnte“ im Rahmen der Kirchengemeinde (siehe dazu Seite 54). Simeon hatte seinen Anteil für das Patenkind der Kindergottesdienstgruppe immer dabei: 15 Cent jede Woche. Er hat selbst zehn Prozent seines Taschengeldes ausgerechnet und stolz in die Spardose gesteckt. Mit dem Einführen von Taschengeld bietet es sich an, kleine Taschengeld-Planungen zu machen. Was möchtest du erreichen? Wie lange dauert es noch, bis dahin zu sparen? Ist dieser lange Weg passend zu dem Mehrwert, den du hast, wenn du dir jetzt nicht das Spielzeug, sondern erst später das teure Trikot kaufst? Gerade für Familien, in denen der Umgang mit Geld in der Herkunftsfamilie der Eltern unterschiedlich gelebt wurde, ist die Balance zwischen großer Sparsamkeit und verschwenderischer Großzügigkeit eine Herausforderung. Dabei geben Eltern den Kindern durch das Vorleben auch im Kleinen wesentlich mehr mit als durch Regeln und Vorträge. Versuchen wir, immer gratis irgendwo mitzufahren, aus Kostengründen im Verein zu duschen oder bei der Picknickliste für die Schule etwas Kostengünstiges mitzubringen? Oder starten wir für einen 6. Geburtstag mit Clown und Catering so „großzügig“ durch, dass sich die Frage aufdrängt, was denn am 10. Geburtstag noch kommen kann?

LUSTIGE ABENDE IM WOHNWAGEN

Reich zu sein ist für viele Kinder erstrebenswert. Ein großes Haus, Medien und Technik auf dem neuesten Stand, ein lässiges Auto, spektakuläre Urlaube … In diesen Zeiten können wir sorgsam gegenhalten. Was füllt uns als Familie? Was macht uns aus? Lassen sich lustige Abende nicht auch im Wohnwagen verbringen? Damit unsere Kinder lernten, Geld und seinen Wert einzuschätzen, haben wir spielerisch mit Wunschzetteln angefangen: „Wenn du von uns zu Weihnachten für 50 Euro Geschenke bekommen würdest, was würdest du dir wünschen?“ Das neueste Smartphone für über 1.000 Euro war schnell aus dem Rennen, gute gebrauchte Inliner aber möglich und dazu noch ein Puzzle des Lieblingsvereins. Wir haben die Kinder zu den Einkäufen für Geburtstagsfeiern mitgenommen und sie mitrechnen lassen. Für Rechenfans könnte man mit Nudelpackungen im Preisvergleich sogar den Dreisatz üben.

FUSSBALLSCHUHE ODER WINTERJACKE?

Das Rechnen hat sich auch bei einem weiteren Thema gelohnt: Ab dem 12. Geburtstag gab es Kleidergeld pro Monat. Um die Höhe des Kleidergelds festzulegen, wurde eine fiktive Jahresliste mit Schuhen, Jacken, T-Shirts etc. angelegt. Was ist mit Sportsachen für das Hobby? Gehören die auch dazu oder werden diese Ausgaben von den Eltern übernommen? Die so ermittelte Summe wurde durch zwölf geteilt und den Kindern als Monatsbeitrag vorgeschlagen. Nun verfügten sie allein über dieses Geld. Das Geld zukünftiger Monate sollte aber nicht als Kredit im Voraus abgerufen werden können. Die Diskussionen, die daraus entstehen, ermöglichen es den Grundschulkindern und Teens, zu verstehen, dass Geld auch Verantwortung und Planung bedeutet. Eltern können dies an eigenen Anschaffungen deutlich machen und ihre Überlegungen transparent machen, ohne die Kinder mit dem Wissen zu belasten, welche finalen Beträge auf dem Familien-Konto sind. Wenn eine finanzielle Entscheidung mies läuft, muss es dafür einen sicheren Übungsrahmen geben, um daraus zu lernen. Das gilt auch für das langfristige Planen von höheren Ausgaben wie die Anschaffung des Lego Supersets. Wenn das Taschengeld verbraucht ist, ist es verbraucht. Aber was tun, wenn das fünfte Paar Fußballschuhe angeschafft wird, aber keine warme Winterjacke? Die Mutter des frierenden Geld-Experten mit der alten Winterjacke muss dann sicher oft wegsehen. Aber besser einen Schal hinterherwerfen, als wenn ein junger Mensch keine Idee für den Umgang mit Geld entwickelt hat, oder?

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei (fast) erwachsenen Kindern.

„Die können ja nicht mit Geld umgehen“

Neulich beim Friseur. Ein Mann Ende 30 unterhält sich mit der Friseurin über seine 12-jährige Tochter. Sie kommen aufs Thema Taschengeld. „Nein, Taschengeld bekommt sie nicht. Sie kriegt ja von uns alles, was sie möchte“, erklärt der Vater. „Aber ich habe ein Sparkonto für sie angelegt“, fügt er fast entschuldigend hinzu. Vielleicht hat er Sorge, sonst als Rabenvater dazustehen? Die Friseurin fragt nach: „Und wann bekommt sie das Geld?“ Der Vater erklärt: „Wenn sie mit der Schule fertig ist. Die jungen Leute können ja nicht mit Geld umgehen. Und wenn sie dann eine eigene Wohnung hat und ein Auto, dann kann sie das bestimmt gut gebrauchen …“

Mir fällt fast die Brigitte aus der Hand. Habe ich richtig gehört? Wie soll denn das Mädchen lernen, mit Geld umzugehen, wenn sie immer alles bekommt? Wenn sie kein eigenes Geld hat, mit dem sie üben kann? Und wie geht es weiter, wenn das Geld von Papas Sparkonto aufgebraucht ist? Wie sollen unsere Kinder zu selbstständigen Erwachsenen werden, wenn wir Eltern ihnen alles abnehmen? Wenn wir ihnen nichts zutrauen?

Das ist nicht nur beim Umgang mit Geld so. Das gilt auch fürs Kochen, fürs Taschepacken, fürs An-Sachen-Denken, fürs Termine-Planen. Da ist bei mir sicher auch noch Luft nach oben. Von daher war dieses mitgehörte Gespräch beim Friseur ein guter Impuls für mich. Und vielleicht ja auch für euch!

Bettina Wendland

Redakteurin Family/FamilyNEXT

Aber es ist doch mein Geld

„Eigentlich darf unser Sohn (9) frei entscheiden, was er sich von seinem Taschengeld kauft. Nun ist beim Geburtstag aber eine größere Geldsumme zusammengekommen, und er möchte sich davon ein Handy kaufen. Das wollen wir aber nicht. Können wir es ihm verbieten?“

 

Ich kann Sie gut verstehen. Sie wünschen sich, dass Ihr Sohn sein Geld sinnvoll investiert, sehen ein Handy als (noch) nicht altersgerecht an und erkennen auch die Gefahren, die mit diesem Gerät verbunden sind.

DER SINN DES TASCHENGELDES
Grundsätzlich ist die Idee, dem Kind Taschengeld zur Verfügung zu stellen, eine gute Sache: Das Kind hat die Möglichkeit, im kleinen Rahmen zu üben, wie es sein Geld ausgeben und verwalten möchte. Das Taschengeld ist vor allem dazu gedacht, das Kind im Kleinen erproben zu lassen, wie es zum Beispiel mit dem Thema Selbstbeherrschung aussieht, und das wird das Kind vermutlich nur durch Fehlkäufe lernen. Keine Lektion ist für das Kind so bitter, wie am Ende des Monats nicht mehr genug Geld übrig zu haben für ein begehrtes Spielzeug oder Comic-Heft.

RECHTLICHE REGELUNGEN
Paragraf 110 BGB, der sogenannte „Taschengeldparagraf“, regelt, dass ein Kind das ihm zur Verfügung gestellte Geld ausgeben darf, wie es möchte. Dabei ist zu beachten, dass ein Kind unter sieben Jahren als noch nicht geschäftsfähig gilt und deswegen auch noch nichts alleine kaufen darf. Im Alter zwischen sieben und achtzehn Jahren ist das Kind beschränkt geschäftsfähig. Das Taschengeld darf selbstständig ausgegeben werden, es dürfen aber zum Beispiel noch keine Handy-Verträge abgeschlossen werden. Auch für Ihren Fall, dass das Kind eine größere Geldsumme zur Verfügung hat, gibt es eine rechtliche Regelung: Gibt das Kind eine höhere Geldsumme ohne Zustimmung der Eltern aus, sind die Eltern berechtigt, das Kaufobjekt dem Händler unter Erstattung des Kaufbetrages zurückzubringen. Dabei ist die übliche Rückgabefrist zu beachten.

BEZIEHUNGSSACHE
Im Fall eines Kaufverbots liegt die Herausforderung darin, sich nicht auf einen Machtkampf einzulassen. Denn das Kind wird Ihnen wahrscheinlich übel nehmen, dass der Kauf verboten wird. Deshalb ist es ein guter Schritt, sich mit dem Kind zusammenzusetzen und es zu fragen, warum es gerne ein Handy hätte. Ist es Gruppendruck? Neugier? Danach können Sie Ihre Argumente gegen einen Kauf vorbringen. Im Gespräch können Sie dem Kind in Aussicht stellen, wann ein guter Zeitpunkt für den Kauf eines Handys wäre, zum Beispiel beim Übertritt in die weiterführende Schule oder wenn es 12 Jahre alt wird. Dies nimmt etwas Druck heraus. Es ist in Ordnung, auf den eigenen Argumenten gegen den jetzigen Kauf zu bestehen. Dabei sollten Sie aber auch die Gefühle des Kindes wahrnehmen und nachvollziehen. Teilen Sie ihrem Sohn mit, dass Sie verstehen, dass er wegen des Verbots ärgerlich oder wütend auf Sie ist. Er wird zwar erst einmal rebellieren, aber sich dennoch in den Grenzen, die Sie gesetzt haben, sicher fühlen.

Stefanie Siemens lebt mit Ihrer Familie nahe Augsburg. Sie ist Fachreferentin für Familie und Erziehung und bietet Seminare und Vorträge für Eltern im Raum Bayern an: familienbildung@ web.de.

„Ich will das haben!“

„Jacob (4) bettelt bei jedem Einkauf penetrant nach Süßigkeiten oder Spielzeug.
Wie kann ich ihm vermitteln, dass man nicht immer alles kaufen kann?“

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