Beiträge

Streit im Kindergarten

„Meine Tochter (4) streitet sich ständig mit einem Mädchen in ihrem Kindergarten. Laut der Erzieherin handelt es sich dabei um Lappalien, etwa, dass beide zur gleichen Zeit dasselbe Spielzeug haben oder in dieselbe Rolle schlüpfen wollen. Nun setzt es ihr so zu, dass sie manchmal gar nicht in den Kindergarten gehen will. Wie kann ich ihr helfen?“

Zunächst finde ich es wichtig, dass die Gefühle Ihrer Tochter ernst genommen werden. Es mag sein, dass ein Streit um dasselbe Spielzeug oder die Frage danach, wer welche Rolle im gemeinsamen Spiel haben darf, für Erwachsene nach einer Lappalie klingt. Für Kinder in diesem Alter sind solche Fragen aber sehr wichtig. Miteinander spielen und interagieren ist ja die Hauptaufgabe unserer Kinder im Kindergarten. Außerdem verbringen sie dort einen großen Teil ihres Tages. Wenn es immer wieder zu Konflikten mit demselben Kind kommt, dann ist es normal, dass ihre Tochter wenig Lust hat, sich dieser Situation auszusetzen.

UNTERLEGEN ODER STÄRKER?

Sie können noch einmal das Gespräch mit den Erzieherinnen suchen und etwas mehr über die Streitereien zwischen den Mädchen in Erfahrung bringen: Interessant wäre zu wissen, wie diese ablaufen. Finden die beiden gemeinsam Kompromisse oder gibt es ein Ungleichgewicht bei der Frage, wer zurückstecken muss? Welche Rolle nehmen die Erzieherinnen in diesen Konflikten ein? Wie wird zwischen den beiden Mädchen vermittelt? Welche anderen Spieloptionen hat Ihre Tochter im Kindergarten, wenn das Zusammensein mit diesem Mädchen so schwierig für sie ist? Es kann zum Beispiel sein, dass es Ihrer Tochter schwerer fällt, ihren Standpunkt zu vertreten, weil das andere Mädchen besser in der Lage ist, zu argumentieren. Die Spanne der sprachlichen Fähigkeiten geht in diesem Alter weit auseinander. Gerade deshalb werden Konflikte oft auch noch körperlich ausgetragen, was entweder dazu führt, dass Ihre Tochter sich häufig unterlegen fühlt oder aber, dass sie die Stärkere ist und deswegen mit ihr häufiger geschimpft oder sie bestraft wird. In diesem Fall wäre gar nicht der Streit mit dem anderen Mädchen das eigentliche Problem, sondern die Reaktionen der Erwachsenen.

ZU HAUSE ÜBEN

Daneben können Sie Ihre Tochter aber auch zu Hause im Alltag unterstützen: Bei Konflikten zwischen Kindern in diesem Alter geht es ja immer auch um das Erlernen von Verhandeln und von Kompromissbereitschaft. Beides können Sie gut mit Ihrer Tochter üben. Wenn Sie beide unterschiedlicher Meinung über Dinge im Familienalltag sind, ermutigen Sie Ihre Tochter ruhig einmal, ihren Standpunkt auszudrücken und schenken Sie ihr Gehör. Gerade bei Dingen, die Ihnen nicht ganz so wichtig sind, lassen Sie sie auch einmal die Erfahrung machen, dass ihre Worte etwas bewirken können.

Ebenso können Sie Situationen, die im Kindergarten mit dem anderen Mädchen auftreten, zu Hause nachbesprechen. Und Sie können mit Ihrer Tochter zusammen überlegen, welche Kompromisse Ihnen zu den jeweiligen Themen einfallen. So bekommt sie Lösungsideen, auf die sie im Kindergarten zurückgreifen kann.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Vor den Kindern zoffen?

„Mein Mann und ich streiten uns ab und zu, mal mehr, mal weniger. Neulich hat es am Familientisch so richtig zwischen uns gekracht, und ich frage mich: Ist es okay, wenn man sich vor den Kindern streitet, oder sollte man das besser tun, wenn die Kinder nicht mit dabei sind?“

Es ist ein guter Grundgedanke, nicht vor den Kindern zu streiten. Streit zwischen den Eltern kann bei Kindern zu Verunsicherung führen. Wenn ihre beiden wichtigsten Menschen sich vor ihnen in die Haare bekommen, kommen sie selbst oft in einen Loyalitätskonflikt. Sie haben beide Elternteile lieb und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn diese gerade sauer aufeinander sind oder heftig diskutieren.

Dazu kommt, dass Elternstreit bei Kindern auch zu Ängsten führen kann. Gerade wenn diese schon alt genug sind und vielleicht schon einmal mitbekommen haben, dass Erwachsene sich getrennt haben, können sie fürchten, dass das ihren Eltern nun auch passiert. Es gibt also auf den ersten Blick gute Gründe, Streit vor den Kindern zu vermeiden.

WENN STREITEN, DANN „RICHTIG“

Tatsächlich gehen hier jedoch in den meisten Familien Wunsch und Realität weit auseinander. Und das ist auch gar nicht so schlimm, wenn man ein paar Regeln beachtet. Wichtig ist, eine Streitkultur zu pflegen, in der kein Elternteil das andere abwertet, wissentlich kränkt oder beleidigt. Wir Menschen sind unterschiedlich impulsiv und folglich streiten manche Paare lautstärker und gefühlsgeladener als andere.

Bis zu einem gewissen Maß darf das so sein, denn unsere Kinder dürfen auch unsere Temperamente kennenlernen. Doch gerade wenn man von sich weiß, dass man zu sehr starken Gefühlsausbrüchen neigt, ist es wichtig, im Beisein der Kinder rechtzeitig die Reißleine zu ziehen und beispielsweise zum Durchatmen den Raum zu verlassen. Wenn Fragen zu tief gehen, für Sie als Eltern zu emotional besetzt sind oder schwere Themen betreffen, sollte eine Diskussion tatsächlich vertagt werden und nicht vor den Kindern stattfinden.

Wenn wir so vor unseren Kindern streiten, können diese am Ende sogar etwas dabei lernen. Sie bekommen von Anfang an mit, dass Menschen verschiedener Meinung sein können, ja sogar einmal richtig in Konflikt miteinander geraten und sich trotzdem noch liebhaben. Sie können sehen, dass Meinungsverschiedenheiten keinen Beziehungsabbruch bedeuten müssen und nichts Bedrohliches sind. Sie können so selbst lernen, für sich einzustehen und keine Konflikte zu scheuen.

VERSÖHNUNG IST WICHTIG

Doch das Wichtigste, was sie von uns lernen können, ist, sich nach dem Streit wieder zu vertragen. Generell halte ich viel davon, sich Dinge nicht lange nachzutragen und sie schnellstmöglich zu klären. Wie wäre es mit einer für die Kinder sichtbaren Versöhnung, sobald der Essenstisch abgeräumt und das Streitthema geklärt ist? Falls es einmal nicht so schnell gehen kann, finde ich es wichtig, den Kindern hinterher zumindest zu erzählen, dass der Streit geklärt ist und man sich wieder vertragen hat.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Mein Baby ist im Stillstreik!

„Mein Baby verweigert seit ein paar Tagen die Brust und lässt sich nur mit viel Aufwand und Ruhe (im Liegen, mit heruntergelassenen Rollos, niemals in Gesellschaft) stillen. Ist das normal? Ich habe auch Angst, dass es durch diesen ‚Stillstreik‘ zu wenig Milch bekommt und abnimmt.“

Ihr Baby hat bisher problemlos an der Brust getrunken. Jetzt hat sich sein Verhalten komplett verändert – es trinkt nur noch unter besonderen Bedingungen und auch das nicht entspannt. Ihre Angst, dass es dadurch auf Dauer nicht mehr genug Milch erhält, ist verständlich. Viele Mütter, deren Babys plötzlich die Brust verweigern, haben diese Sorge. Sie fühlen sich darüber hinaus häufig persönlich von ihren Babys abgelehnt. Falls dies bei Ihnen auch so ist, seien Sie versichert: Der Stillstreik ist nicht gegen Sie gerichtet!

Meist gibt es für einen Stillstreik einen Auslöser, der dazu führt, dass das Baby das Stillen vorübergehend mit etwas Negativem verknüpft. Und es verweigert auch dann noch die Brust, wenn das eigentliche Problem nicht mehr besteht. Ihr Baby könnte sich zum Beispiel während des Stillens erschreckt haben, es war (oder ist?) krank oder hatte Schmerzen (etwa an der Einstichstelle einer Impfung). Fällt Ihnen dazu etwas ein? Wenn die Ursache noch weiter besteht, wäre es gut, diese – wenn möglich – zu beheben.

DIE SITUATION ENTSPANNEN

Bei einem Stillstreik geht es zunächst darum, die Stillsituation wieder zu entspannen. Sie haben ja schon herausgefunden, welche Bedingungen es Ihrem Baby leichter machen, sich wieder auf das Stillen einzulassen. Behalten Sie das ruhig bei. Sie könnten noch ausprobieren, ob das Stillen besser klappt, wenn Ihr Baby noch im Halbschlaf ist. Dazu passen Sie den Zeitpunkt kurz vor dem Aufwachen ab und bieten direkt Ihre Brust an.

Da sich ein Baby während eines Stillstreiks oft schon beim Anlegen oder sogar auf dem Weg zum gewohnten Stillplatz aufregt und steif macht, kann eine andere Stillposition, ein anderer Ort oder das Stillen beim Herumgehen oder auf einem Gymnastikball helfen. Mit vier Monaten durchschaut Ihr Baby schon viele gewohnte Abläufe. Wenn Sie diese unvorhersehbar machen, können Sie es vielleicht überraschen.

DAS NEIN VERSTEHEN

Und bitte, versuchen Sie, sich keinen Druck zu machen. Auch, wenn das leichter gesagt als getan ist – erinnern Sie sich daran, dass Ihr Baby nicht Sie als Mutter ablehnt, sondern nur vorübergehend die Stillsituation. Wenn Sie es schaffen, das Nein Ihres Babys zu verstehen und zu respektieren, hilft das dabei, schlechte Erlebnisse an der Brust zu vermeiden. Dann wird das Stillen für Sie beide wieder entspannt. Wenn sich Ihr Baby also gegen das Stillen wehrt, machen Sie eine Pause, beruhigen Sie sich beide und versuchen Sie es erneut.

Wenn Sie möglichst viele Situationen ausnutzen, in denen Ihr Baby sich einigermaßen entspannt stillen lässt, wird es wahrscheinlich genug Milch erhalten, bis der Streik wieder abklingt. Behalten Sie bitte trotzdem die Urinmenge und den Allgemeinzustand Ihres Babys im Auge und wenden Sie sich gegebenenfalls an Ihren Kinderarzt. Eine Stillberaterin wird Sie bei Bedarf gern durch den gesamten Streik begleiten und gemeinsam mit Ihnen den für Sie und Ihr Baby passenden Weg finden.

Christiane Stange ist Stillberaterin des La Leche Liga Deutschland e.V.. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Das hat mir die Augen geöffnet“

Vier Ratschläge, die ihr erfahrene Eltern gegeben haben, begleiten Corinna Lang bis heute.

1. „DAS IST NUR EINE PHASE.“

Eltern kennen diesen Ausspruch unter Garantie. Egal, ob das Kind zahnt, trotzt oder den Schlaf verweigert, schnell wird die Phrase mit der Phase gezückt, meistens von anderen. Aber wie abgedroschen es uns auch vorkommen mag – der Satz kann in manchen Situationen trotzdem Trost spenden und das nötige Durchhaltevermögen fördern. Die Voraussetzung dafür ist, dass der Aussprechende ihn auch so meint und nicht als Synonym für „Stell dich nicht so an!“ verwendet. Und der Zuhörer muss dem Inhalt dieses Satzes auch eine Chance geben. Irgendwann ist es vorbei, die wenige Wochen alte Tochter wird nicht jeden Abend durchbrüllen, weil sie so den Tag verarbeiten muss. Und der zweijährige Sohn wird auch nicht sein Leben lang das Anziehen der Jacke verweigern oder für ihn völlig unmögliche Aufgaben, „selberleine“ erledigen wollen, wie er es formuliert. Es geht vorbei. Mit manchen Phasen kommen wir besser zurecht als mit anderen. Manche überfordern uns scheinbar maßlos und scheinen kein Ende zu nehmen. Deshalb müssen wir uns das Phasenende manchmal zusagen lassen. Das Gute ist: In jeder Phase ist auch eine Menge Spaß dabei. Und ab und zu gibt es sogar Entspannungsphasen.

2. „DU MUSST NICHT SOFORT ALLES WISSEN.“

Meine beste Freundin hatte schon Kinder, ich noch nicht. Ich beobachtete sie dabei, wie sie ihre Kinder badete. Und plötzlich tauchten all diese Fragen in meinem Kopf auf. „Woher weiß sie eigentlich immer, was die Kinder brauchen? Was essen die? Wieviel? Wie oft? Wie wickelt man? Was braucht man eigentlich alles, wenn man Kinder hat?“ Ich fühlte mich überwältigt. Eine von diesen Fragen formulierte ich laut. Und bekam eine sehr beruhigende Antwort, die besonders für familienplanende Paare eine echte Entlastung sein kann: Man muss gar nicht alles auf einmal wissen. Wenn man das Kind auf die Welt gebracht hat, kümmert man sich zuerst nur um das, was das Kind in diesem Lebensabschnitt braucht. Das wird einem auch erklärt, wenn man es noch nicht weiß. Bei den ersten Wickelversuchen muss ich mir noch keine Gedanken darum machen, was eigentlich in einen Schulranzen gehört. Mein Wissen wächst mit meinen Kindern und bisher habe ich alle Informationen immer rechtzeitig bekommen. Hebammen, Kinderärzte, Familie und Freunde haben uns immer weitergeholfen, wenn wir Fragen hatten. Von daher – keine Panik, wir wachsen mit.

3. „DU SETZT DICH JETZT HIN UND ISST!“

Klingt nicht nach einem typischen Ratschlag für Eltern. Mein Vater hat diesen Ausspruch getätigt, als unsere Tochter ein paar Monate alt war. Ich war einige Tage bei meinen Eltern zu Besuch, weil mein Mann dienstlich unterwegs war. Ich stand in der Küche und sah aus wie ein Gespenst – blass und gar nicht so richtig anwesend. Was war passiert? Ich hatte mich von unserer Tochter ordentlich durch die Gegend scheuchen lassen. Sie hat gebrüllt – ich bin gerannt. Mit Stillhütchen, Flasche, Tragehilfe, Schnuller – was auch immer mir gerade als Problemlöser erschien. Nur löste sich das Problem nie langfristig. Es kehrte keine Ruhe ein, zumindest nicht über einen längeren Zeitraum. Meine Eltern bemerkten natürlich, dass ich die Situation nicht so richtig unter Kontrolle hatte. Als mein Vater dann diesen Satz zu mir sagte: „Du setzt dich jetzt hin und isst!“, erinnerte er mich damit daran, dass ich mich nicht selbst vergessen darf. Keinem Kind ist mit einer Gespenst-Mutter geholfen. Ich setzte mich hin und aß. Sammelte Kraft. Ließ mir versichern, dass das Kind jetzt so oder so geschrien hätte. Danach ging es mir besser, und ich konnte die Situation besser bewältigen. Von daher kann ich diesen Rat weiterempfehlen: Wenn ihr alles, was euch nötig erscheint, probiert habt, setzt euch erst einmal hin und esst.

4. „WENN DU KINDER HAST, BRAUCHST DU JESUS JEDEN TAG.“

Kurz nach der Geburt unserer Tochter besuchte uns eine Freundin mit ihrem Mann. Als wir uns über die Herausforderungen unterhielten, die das Elternsein mit sich bringt, sagte sie sehr liebevoll zu mir: „Wenn du Kinder hast, brauchst du Jesus jeden Tag.“ An diesen Satz denke ich heute, fünf Jahre später, noch oft. Wie recht sie doch hatte! Allein schon die Geburt kann das Erlebnis eines Kontrollverlustes sein. Danach kommen die bereits erwähnten Entwicklungsphasen der Kinder, die alle etwas Schönes mit sich bringen, aber oft auch viel von uns fordern. Wir versuchen, Kinder, Arbeit, Freunde, Gemeinde und Freizeit irgendwie zu einem sinnvollen Konstrukt zu vereinen. Es gelingt uns aber nicht immer. Entscheidungen für und gegen Aktivitäten müssen gefällt werden. Wir müssen manchmal durchhalten, weitermachen, uns anstrengen, auch wenn die Kräfte schwinden. Denn wir sind jetzt immer Eltern, vierundzwanzig Stunden am Tag. Alleinerziehende tragen sogar die doppelte Last. Es gibt viele Wege, Jesus in diese Situationen der Herausforderungen und Entscheidungen hineinzuholen. Ich habe zum Beispiel in der Säuglingszeit unserer Kinder oft Lobpreislieder gehört. Dadurch konnte ich von mir und meinen Sorgen weg- und zu Jesus hinsehen. Hilfreich kann auch ein Gebet sein, bei dem man den ganzen Frust rauslässt und Gott um Kraft bittet. Oder gute Freunde, die einen daran erinnern, dass man nicht allein ist. Mir hilft oft schon die Gewissheit, dass Gott unsere Familie in seiner Hand hat, egal, was passiert. Wie Jesus schon sagte: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.“ (Matthäus 11, 28).

Corinna Lang ist Übersetzerin und wohnt mit ihrem Mann Tobias, ihren zwei Kindern Fiona (6) und Florian (2) und Hund Bessy in Siegen.

Zahlen und Buchstaben

„Mein Sohn ist nun ein Vorschulkind, zeigt jedoch keinerlei Interesse an Zahlen, Buchstaben und am Malen. Wie kann ich ihn begeistern?“

Am besten funktioniert es spielerisch, indem der „Lernstoff “ an die Interessen der Kinder angepasst wird. Vielleicht starten Sie mit den Helden aus dem TV? Oft gibt es im Merchandising der Serien und Filme einiges an Fördermaterial, wie Spiele, Bilder- oder Malbücher.

ENTSPANNTE STIFTHALTUNG

Besonders in der ersten Klasse und im Kindergarten wird noch viel gemalt. Wichtig hierbei ist die entspannte Stifthaltung. Das Kind soll sich nicht verkrampfen, denn dadurch verliert es zum einen die Kraft in den Fingern und zum anderen schnell die Lust, da der Arm oder sogar Kopf und Nacken schmerzen. Durch das Malen am Tisch wird eine von vielen Schulsituationen geübt und darüber hinaus die Fähigkeit zur Konzentration, Genauigkeit, Hand-Auge-Koordination und Ausdauer. Kinder, die nicht gern malen, lassen sich eher motivieren, wenn es um Ihre Helden geht: Suchen sie gemeinsam am PC nach Ausmalbildern. Zu Beginn sollten Sie sich mit Ihrem Kind an den Tisch setzen. Malen Sie beide zusammen das Bild an. Wenn es fertig ist, darf Ihr Kind es aufhängen. Bald schon hat Ihr Kind kein Problem damit, ruhig am Tisch zu sitzen und ein Bild allein auszumalen. Das Gleiche gilt für Arbeitsblätter. Je nach Thema findet man jedoch kaum Vorlagen im Internet – da ist Kreativität gefragt.

SPIEL-IDEEN:

  • Heldenmemory: Sie brauchen für das Memory die Zahlen 1-5 (je nach Alter auch der Zahlenraum bis 10) auf einem Stück Pappkarton und kleine Bildchen der Helden Ihres Kindes. Sie basteln jeweils ein Pärchen mit zwei Karten; auf dem einen ist die Zahl zu sehen, auf dem anderen die entsprechende Anzahl an Figuren. Zum Beispiel: die Zahl 3 und 3 Feuerwehrmänner. Ziel ist es, immer die passenden Paare zu finden.
  • Heldenlotto: Für das Spiel brauchen Sie Bilder der Helden mit deren Namen und einzelne Buchstabenkärtchen. Die Buchstabenkärtchen werden gemischt und auf dem Tisch ausgebreitet. Nacheinander suchen die Spieler sich die Buchstaben, die zu ihrem Helden passen. Sie können hierfür auch Buchstabenwürfel basteln. Somit muss der Name des Helden erwürfelt werden.
  • Musik-Stopp-Spiel: Falls Sie einen zusammensetzbaren Schaumstoffteppich zum Thema Zahlen und Buchstaben haben, lösen Sie die Buchstaben/Zahlen heraus und verteilen sie im Raum/im Garten. Die Kinder müssen auf einen Buchstaben springen, wenn die Musik stoppt. Sie können die Buchstaben/Zahlen auch auf ein Blatt Papier schreiben. Zu Beginn suchen die Kinder sich die Buchstaben/Zahlen selbst aus und benennen diese, wenn sie das schon können. Wenn nicht, benennen Sie diese und die Kinder sprechen Ihnen nach. Später geben Sie die Buchstaben/Zahlen vor.
  • Nachtisch-Spiel: Sie nehmen zu Beginn drei Gummibärchen in die Hand und schließen diese zur Faust. Wenn das Kind bereit ist, öffnen Sie die Hand für ca. 2 Sekunden und schließen sie wieder. Das Kind sagt, wie viele Gummibärchen es gesehen hat. Stimmt die Anzahl, darf es diese essen. Ansonsten darf es noch mal raten. Danach wird gewechselt und Sie müssen genau hinschauen. Später können Sie die Anzahl erhöhen.

Anika Sohn ist Erzieherin aus Eggenstein (bei Karlsruhe) und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.

 

Mein unsichtbarer Freund

„Unser Sohn (4) hat seit kurzem einen unsichtbaren Spielgefährten. Wenn wir ihm seinen unsichtbaren Freund ausreden wollen, wird er wütend. Müssen wir uns Sorgen machen?“

Internationale Studien sagen, dass 37 Prozent der Kinder zwischen drei und sieben Jahren eine Weile mit einem imaginären Freund zusammenleben. Ihre Freunde entstehen in der Fantasie, sie sind mal bärenstark und schlau, mal keck und klein, aber immer unsichtbar. Andere Kinder beseelen zusätzlich ihre Stofftiere oder Gegenstände, mit denen sie reden und streiten, die sie ständig begleiten und schützen. Ein Ball im Wasser kann ein Delfin sein, ein Stock ein Pferd. Kommt ein Erwachsener hinzu, ist es sofort wieder der Stoffhase, Stock oder Ball. Das Kind wechselt blitzschnell zwischen seiner Fantasiewelt und der Realität. Insgesamt leben, laut Studien, 67 Prozent der Vorschulkinder in ihrer eigenen Vorstellungswelt.

FANTASIEVOLL UND INTELLIGENT

Ihr Kind „spinnt“ also nicht, es ist vielmehr eine ganz normale Entwicklung, es zeugt sogar von Intelligenz in diesem Alter zwischen Vorstellung und realer Welt umdenken zu können. Ihr Kind erfindet einen Fantasiefreund, der nicht immer ein Mensch sein muss. Diese Figuren entstehen entweder ganz in der blühenden Einbildungskraft oder werden durch Geschichten angeregt.
Der eingebildete Freund begleitet Ihr Kind nun Tag und Nacht, er muss sich nicht an Regeln halten, tut Dinge, die man niemals mit Mama oder Papa machen kann (zum Beispiel mit einem Einhorn durch den Wald reiten), er schützt das Kind oder ermutigt es. Gerade Einzelkinder suchen sich häufig einen Freund, der immer bei ihnen ist.

NEHMEN SIE IHR KIND ERNST

Wir Erwachsene leben ständig in einer realen Welt, es fällt uns häufig schwer, uns auf die „verrückten“ Ideen unserer Kleinen einzulassen. Gehen Sie auf den unsichtbaren Freund ein und lassen Sie ihn erzählen. So können Sie erfahren, was Ihr Kind bewegt, wovor es Angst hat, was es sich nicht zutraut oder wie es gerne wäre. Eher schüchterne Kinder werden sich einen starken Freund aussuchen. Großstadtkinder mit wenig Platz zum Toben suchen manchmal in ihrer Vorstellungskraft ein freieres Leben. Dieses unsichtbare Wesen begleitet Ihr Kind durch dick und dünn und hilft ihm die Welt, außerhalb des Elternhauses, mit all den Gefahren, Verboten und Geboten zu bewältigen. Manche Kinder entwickeln sogar ihre eigene Fantasiestadt, mit einer eigenen Sprache oder eigenem Geld. In der Kindertherapie werden schüchternen, ängstlichen oder auch auffallend aggressiven Kindern diese Fantasiewesen manchmal auch als Helfer und Beschützer zur Seite gestellt.
Mit Eintritt in die Schule wird ihr Kind immer mehr reale Freunde finden. Meist brauchen Kinder dann keine unsichtbaren Freunde mehr. Die kognitive Weiterentwicklung führt bei Grundschulkindern zu kritischem Denken, sie lernen ihre Gefühle besser auszudrücken und sind motorisch geschickter. Diese erweiterten Fähigkeiten helfen Ihrem Kind, die reale Welt immer besser zu meistern.

Doris Heueck-Mauß ist Entwicklungspsychologin und Psychotherapeutin und lebt in München

„Ich rede mit dir!“

„Unserer Tochter (5) reagiert häufig nicht, wenn wir sie um etwas bitten. Oft wissen wir uns nicht anders zu helfen, als bis drei zu zählen, damit sie reagiert. Was können wir tun?“

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind auf akustische Aufforderungen nicht reagiert, sollte zunächst beim Arzt abgeklärt werden, ob eine medizinische Ursache dahintersteckt. Eine akute Mittelohrentzündung oder vergrößerte Rachenmandeln können bei Kindern zu einer vorübergehenden Schwerhörigkeit führen. Die meisten Kinder sind jedoch topfit und hören trotzdem nicht. Zunächst sollten Eltern genauer hinschauen, in welchen Situationen das Kind nicht hört. Wenn Kinder ins Spiel vertieft sind oder ihren Gedanken nachhängen, ist es schwer, zu ihnen durchzudringen. Manchmal passiert es auch, dass sie einfach nur vergessen zu antworten. Auf die Frage „Bist du satt?“ registriert das Kind für sich „Ja, ich bin satt“, sagt es aber nicht laut.

NÄHE UND PRÄSENZ
Je kleiner das Kind ist, desto weniger bringt es, ihm aus der Entfernung etwas zuzurufen. Versuchen Sie stattdessen eine Verbindung herzustellen. Konkret bedeutet das: Körperkontakt. Gehen Sie zum Kind und knien Sie sich auf den Boden, wenn es dort spielt. Legen Sie eine Hand auf seine Schulter und nehmen Sie Augenkontakt auf. Erst, wenn Sie merken, dass das Kind Sie wahrnimmt, wird die Bitte ausgesprochen. Auf diese Weise wird die Spirale durchbrochen, dass Eltern Aufforderungen immer wiederholen und Kinder sich daran gewöhnen, nicht auf das Gesagte zu achten. Eltern können üben, ihre Kinder immer mit Namen anzusprechen und möglichst konkrete Anweisungen zu geben. Statt „Setz dich ordentlich hin“ ist es besser „Lass bitte die Beine unter dem Tisch und leg die Hand neben den Teller“ zu sagen. Positive Formulierungen helfen, denn unser Gehirn kann Verneinungen nur über Umwege verarbeiten. Das Beispiel „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten!“ zeigt, dass im Kopf keine negativen Bilder entstehen. Zunächst wird an das Verbotene gedacht. Im Alltag heißt das, den Kindern z u s agen, w as s ie tun s ollen, a nstatt e twas z u verbieten: „Bleib bei mir auf dem Bürgersteig“ und nicht „Lauf nicht auf die Straße!“.

STRUKTUREN UND RITUALE
Festgelegte Strukturen und Rituale helfen, Abläufe nicht immer neu diskutieren zu müssen – jedoch braucht es einen langen Atem und vor allem unser Vorbild, bis Kinder diese verinnerlicht haben. Trotzdem bewirkt es, dass wir auf lange Sicht weniger ermahnen müssen. Beim Thema Aufräumen ist es außerdem hilfreich, wenn alle Dinge einen festen Platz haben, den die Kinder kennen. Nennen Sie konkret den Ort, wohin das Kind seine Dinge aufräumen soll.

KONSEQUENZEN
Manchmal erscheinen Drohungen uns als letzter Ausweg. Es ist verführerisch zu sagen: „Wenn du jetzt nicht kommst, dann gehe ich ohne dich!“ Kinder sollten jedoch nie aus Angst gehorchen. Gleichzeitig spüren sie, ob Eltern nur leere Drohungen aussprechen, weil sie sich hilflos fühlen. Wenn Sie öfter in solche Situationen geraten, überlegen Sie in einer ruhigen Minute: Wann passiert das? Was regt mich auf? Gibt es statt einer Bestrafung natürliche Konsequenzen, die folgen können? Das könnte zum Beispiel sein: Wir haben keine Zeit mehr, bei Oma vorbeizufahren.

 

Elisa Hofmann hat Publizistik, Psychologie und Linguistik studiert, ist verheiratet und wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in Heidesheim am Rhein.

Trageliebe

„Sollte ich mein Baby tragen? Was spricht dafür, was dagegen? Wie lange ist das gut für mein Kind und auch für mich?“

Für kleine Kinder ist Getragenwerden ein großes Plus hinsichtlich Wahrnehmung und Vertrauen. Über die Haut wird dem Kind beim Tragen ein positives Körpergefühl vermittelt, die eigene Begrenzung als Geborgenheitsgefühl verankert. Auch der Gleichgewichtssinn wird durch diese Art der passiven Bewegung stimuliert, kleine Blähungen lösen sich. Ganz natürlich lieben Kinder es, getragen zu werden. Und so hilft es Kindern oft aus Unwohlsein heraus. Eltern lernen ihr Kind kennen, je näher sie ihm sind.

TRAGEN, NICHT ERTRAGEN
Tragen sollte dennoch niemals zum „Ertragen“ werden. Wenn mit Ihrem Kind auf dem Arm verschiedene Tätigkeiten und Bewegungen nicht verrichtet werden können oder Ihr Körper ein „Genug“ signalisiert, nehmen Sie Ihre Grenzen ernst. Haben Sie mal ein Tragetuch ausprobiert? Damit schaffen Sie nicht nur Erleichterung, damit liegen Sie voll im Trend. Tragetücher und Tragesysteme gibt es in allen Bequemlichkeitsstufen, unter variationsreichen Gebrauchsanleitungen und in munteren Farben. Wussten Sie, dass die Hüftgelenke Ihres Kindes beim Tragen im Tragetuch in eine optimale Position geschoben werden können? Eine Position, in der die Hüfte sehr natürlich nachreifen kann, erreichen Sie, wenn Sie das Kind im Tragetuch zu sich gerichtet auf dem Bauch tragen. Ganze Nationen bevorzugen Tragetücher, um das eigene Kind unkompliziert bei sich zu haben und zu transportieren.

MOTIVE HINTERFRAGEN
Wenn Sie dennoch einen innerlichen Konflikt in Bezug auf das Hochnehmen Ihres Kindes erleben, prüfen Sie, warum Sie Ihr Kind hochnehmen möchten: Wann handelt es sich beim Aufnehmen Ihres Kindes um den eigenen Wunsch, Ihr Kind zu tragen, wann um eine Gelegenheit für Sie beide, wann um reine Forderung Ihres Kindes, wann um Erwartungsdruck durch das Umfeld und wann um wahre Notwendigkeit? Verwechseln Sie „Tragen“ nicht mit „Aufmerksamkeit geben“. Für Nähe brauchen sie Ihr Kind nicht hochnehmen. Legen Sie sich doch einfach runter zu Ihrem Kind auf den Boden. Es gibt echte Alternativen zum Tragen. Auch Menschen, die ihr Kind rein körperlich nicht heben können, können dennoch fantastische Eltern sein. Machen Sie sich frei von Druck und Erwartungen. Genießen Sie die gesunde Bindung zu Ihrem Kind. Wann immer Sie Ihr Kind tragen möchten, tun Sie es. Wenn Sie es schaffen, Ihrem Kind zu vermitteln, dass eine reine Erwartung an das Tragen nichtig ist, werden Sie gewisse Schemata durchbrechen und schnell Ihren persönlichen Mittelweg finden. Ein Kind zu tragen oder nicht zu tragen hat nichts damit zu tun, eine gute Mutter oder ein guter Vater zu sein. Und trotzdem kann Tragen so wunderschön sein.

Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester, Autorin und Mutter von vier Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie in Nordfriesland. www.irinakostic.de