6 bis 10 – Verbunden bleiben

Elternfrage: „Mein Sohn ist neun Jahre alt, und ich vermisse das Alter, in dem er noch mehr meine Nähe gesucht hat. Wie schafft man es, eine tiefe Verbundenheit zu Kindern zu halten, die einen immer weniger brauchen?“

Bindung ist von Anfang an eins der größten Grundbedürfnisse von Kindern. Das Bedürfnis verschwindet nicht, wenn sie älter werden. Es ändert sich jedoch mit der Zeit die Art, wie Eltern die Verbindung zu ihren Kindern leben und vertiefen. Ich habe drei Ideen für den Alltag gesammelt, die dabei helfen können, eine tiefe Verbundenheit zu unseren Kindern zu fördern.

1. Den Moment nutzen

Kinder, die selbstständig werden, verändern ihren Alltag: Sie gestalten die Nachmittage eigenständiger als zuvor, sind länger in der Schule und oft nicht mehr zu den gewohnten, festen Zeiten zu Hause. Umso wichtiger ist es als Eltern, die wenigen Verbindungsmomente wahrzunehmen, die uns das Leben schenkt. Die Herausforderung dabei ist, dass es sich für uns Eltern häufig nicht nach einem günstigen Moment anfühlt, weil wir gerade das Geschirr spülen, eine E-Mail schreiben oder die Zähne putzen wollten. Wir dürfen lernen, die Momente zu erkennen und zu nutzen, in denen unsere Kinder offen für Verbindung sind. Auch wenn dabei etwas anderes erstmal liegen bleibt.

2. Interesse zeigen

Wenn unsere Kinder größer werden, ändern sich oft auch ihre Interessen. Es kommt vielleicht auch ein neues Hobby hinzu, das nicht zu unseren eigenen Vorlieben gehört. Für eine gute Verbundenheit ist es wichtig, dass wir genau dafür Interesse entwickeln. Wir können lernen, nicht nur nach der Schule zu fragen, sondern nach dem, was gerade wirklich wichtig für das Kind ist – auch, wenn wir das womöglich nicht verstehen. Frag nach, wie der YouTuber heißt, den dein Kind toll findet und erkundige dich, was es an ihm so mag. Lass dir seine liebsten Videos zeigen oder die Lieblingsmusik vorspielen. Setz dich daneben, wenn es zockt und lass dir erklären, wie das funktioniert.

3. Körpernähe anbieten

Nichts fördert die Bindung so sehr wie positiver Körperkontakt. Bei Berührungen wie einer Umarmung schüttet der Körper Oxytocin aus. Dieses Hormon wird auch als Bindungshormon bezeichnet. Es intensiviert die Verbundenheit, verstärkt das Vertrauen zueinander, baut Stress ab und löst Ängste. Sind unsere Kinder klein, entstehen Kuschelzeiten meist von allein. Das ändert sich jedoch oft, wenn sie älter werden. Trotzdem ist diese Art der Nähe wichtig. Wir dürfen auch unseren großen Kindern Körperkontakt anbieten, zum Beispiel durch eine Umarmung, eine Massage oder ein nahes Beieinandersitzen auf dem Sofa.

Zum Schluss noch ein kleiner Gedanke: Genauso wichtig, wie die Verbundenheit zu deinen Kindern ist die Verbundenheit zu dir selbst, deinem Partner und Gott. Vielleicht darfst du erleben, dass dafür jetzt, wenn dein Kind größer wird, wieder mehr Zeit und Raum entsteht. Ich wünsche dir, dass du das ganz bewusst für dich nehmen und genießen kannst.

Judith Oesterle ist Mama von drei Kindern, Pädagogin, Künstlerin und Coach.

6 bis 10 – Halloween feiern?

Elternfrage: „Jedes Jahr, wenn es Richtung Herbst geht, kommt das Thema Halloween auf unseren Familientisch. Wir sind unschlüssig, wie wir mit diesem Fest umgehen sollen, das nicht zu unserem christlichen Glauben passt. Sollte unsere Tochter (7) auf das Süßigkeitensammeln verzichten? Oder lässt sich Halloween auch ohne Hexerei und Co. gestalten? Wie machen das andere Familien?“

Hinterfragen statt mitmachen

Ohne die Herkunft des Festes Halloween näher zu beleuchten, haben wir uns als Eltern die Frage gestellt: Passen die Halloween-Bräuche, so wie sie bei uns im Norden von Deutschland gelebt werden, zu den Werten, die wir unseren Kindern (3 und 5) vermitteln wollen? Welches Gefühl hinterlässt es bei Menschen, wenn gruselig verkleidete Kinder an der Tür klingeln und „Süßes, sonst gibt’s Saures!“ einfordern? Bei mir persönlich hinterlassen solche Begegnungen kein positives Gefühl und wir möchten unseren Kindern nicht beibringen, dass sie mit Süßigkeiten belohnt werden, wenn sie diese in schauriger Aufmachung bei teils fremden Menschen einfordern. Aus meiner Kindheit in Nordrhein-Westfalen kenne ich die Tradition, an Sankt Martin mit der Laterne von Tür zu Tür zu ziehen, ein Martinslied zu singen und dafür mit Süßem belohnt zu werden. Dieser Brauch bringt Licht und Hoffnung in die Häuser statt Angst und Schrecken. Und das freudige Ergebnis für die Kinder ist das gleiche: ein Beutel mit allerlei Süßkram.

Stefanie Assmann

Kein Spaß­verderber sein

Mein Großer hat Halloween mal als sein Lieblingsfest bezeichnet. Schon Wochen vorher beginnt er mit den Vorbereitungen: Dekoration wird gebastelt, Kostüme werden vorbereitet, Essen geplant, ein Kürbis geschnitzt. Als er klein war, hat er sich verkleidet und draußen an die Kinder Süßigkeiten verteilt, inzwischen ist er sieben Jahre alt und zieht mit seinem Bruder (4) und Mama oder Papa selbst um die Häuser. Nach der Bedeutung oder dem Ursprung dieses Festes hat noch keiner meiner Kinder gefragt, und ich müsste ehrlicherweise nachschauen, weil mir das egal ist. Mein Mann hält den Reformationstag hoch und betont gern, dass der doch viel wichtiger sei. Ihren Spaß verdirbt er den Kindern trotzdem nicht. In meiner Familie wurde das Fest früher sehr verteufelt, weshalb ich es wahrscheinlich besonders genieße, den Kindern das zu ermöglichen.

Anna Koppri

Erinnerung an Luther

Da am 31. Oktober nicht nur Halloween, sondern auch der Reformationstag gefeiert wird, haben wir mit unseren Kindern darüber gesprochen und zusammen beschlossen, dass wir den Leuten vom Reformationstag erzählen und ihnen Gutes tun wollen. Denn durch Luthers Thesen ist auch Positives entstanden: Viele Menschen haben damals verstanden, dass sie in den Himmel kommen, weil Gott sie liebt und nicht, weil sie der Kirche genügend Ablass zahlen. Unsere Kinder durften jeweils einen Freund oder eine Freundin einladen. Dann haben wir gemeinsam Herzkekse gebacken, kleine Kekstüten damit bestückt und einen netten erklärenden Text an die Tüten gehängt. Die Kinder haben sich mittelalterliche Kleider angezogen und sind nachmittags losgegangen, um in der Umgebung Kekstüten zu verteilen. Die Leute waren sehr überrascht und haben sich gefreut! Oft wollten sie unseren Kindern dann auch noch Süßigkeiten geben.

Stefanie Böhmann

Freiheit übertrumpft Angst

In Sachsen ist der 31. Oktober ein Feiertag. Wir feiern Reformationstag und das immer morgens in unserer Kirche mit einem Gottesdienst. Zum Frühstück gibt es Reformationsbrötchen, die wir beim Bäcker kaufen. Sie sind verziert mit einem Marmeladenklecks in der Mitte, der die Lutherrose darstellen soll. Unsere Kinder lernen jedes Jahr neu, was Martin Luther zur Errettung und Gnade zu sagen hatte. Aufgrund dieser Freiheit der Christenmenschen feiern wir inzwischen nachmittags ein Herbstfest. Wir laden immer einen Freundeskreis ein, in dem niemand einen gläubigen Hintergrund hat. Aus einem Herbstfest wurde dadurch sehr schnell Halloween. Wir verkleiden uns, essen Mumienwürstchen und blau gefärbten Nudelsalat, trinken Bowle und halten Marshmallows ins Feuer. Unsere Kinder laufen durch unsere Wohnsiedlung und sammeln Süßigkeiten ein. Diese Freiheit nach Jahrzehnten, in denen ich beinahe Angst vor einem „solchen Teufelsfest“ hatte, fühlt sich unglaublich an. Und wenn die Kinder abends im Bett liegen und sich bei Jesus für die vielen Süßigkeiten bedanken, dann freue ich mich, dass sie ohne Angst aufwachsen dürfen.

Priska Lachmann

6 bis 10 – Probleme mit Zahlen

Elternfrage: „Unser Sohn (6) tut sich schon in der 1. Klasse mit dem Rechnen sehr schwer. Wir haben gehört, dass es so etwas wie Rechenschwäche gibt. Wie kann man das feststellen? Und was kann man dagegen tun?“

Es gibt Kinder, die bereits im Vorschulalter auffallen, weil sie Probleme mit Zahlen und Mengen haben. In den meisten Fällen werden die Schwierigkeiten beim Rechnen aber erst in der Grundschule deutlich sichtbar. Die betroffenen Kinder rechnen zählend und können Rechenaufgaben nicht erfassen. Wenn es dann über den Zehnerzahlenraum hinausgeht und die Finger nicht mehr ausreichen, um zählend zu rechnen, können sie die Aufgaben meist nicht lösen. Sie haben auch keine Vorstellung davon, ob Acht größer als Fünf ist, denn sie beherrschen den Zahlenstrahl noch nicht.

Diagnose Dyskalkulie

Wenn man bei einem Kind diese massiven Schwierigkeiten mit Zahlen und Mengen beobachtet, sollte man mit dem Kinder- und Jugendarzt darüber sprechen, ob eventuell eine Sehschwäche oder eine Aufmerksamkeitsstörung ursächlich sein können. Ist das auszuschließen, wird der Kinder- und Jugendarzt empfehlen, eine Diagnostik zur Feststellung einer Dyskalkulie (Rechenstörung) bei einem Kinder- und Jugendpsychiater oder einer Psychologischen Psychotherapeutin durchführen zu lassen.

Die Eltern sollten die Lehrkraft für Mathematik über die Diagnose Dyskalkulie informieren und besprechen, wie eine individuelle Förderung des Kindes in der Schule erfolgen kann. Lehrkräfte sollten für eine individuelle Dyskalkulie-Förderung weitergebildet sein, denn es hilft Kindern mit einer Dyskalkulie wenig, wenn sie bei der Förderung nur den Schulstoff wiederholen. Ihnen fehlt ja noch das grundlegende Verständnis für Zahlen und Mengen. Erst wenn die Kinder über eine individuelle Förderung verstanden haben, was sich hinter einer Menge und einer Zahl verbirgt, und sie den Zahlenstrahl beherrschen, ist es möglich, in erste Rechenoperationen einzusteigen. Dazu gibt es gut evaluierte Förderansätze, die zum Einsatz kommen sollten, wie sie in der S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung der Rechenstörung aufgeführt sind.

Keine Matheangst

Wir empfehlen Eltern, möglichst frühzeitig die medizinische Diagnose stellen zu lassen und beim Vorliegen einer Dyskalkulie schnellstmöglich eine Förderung einzuleiten. So bleibt dem Kind unnötiges seelisches Leid erspart und es entwickelt keine „Matheangst“. Wenn das Kind in der Schule keine ausreichende Förderung erhält, sollten Eltern eine außerschulische Förderung einleiten. Auch hier ist eine gute Qualifizierung der Therapeuten entscheidend, um den Kindern nachhaltig zu helfen.

Annette Höinghaus ist Pressesprecherin des BVL – Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie.

 

INFOS UND BERATUNG

Deutschland: Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie www.bvl-legasthenie.de

Beratung unter beratung@bvl-legasthenie.de oder 0228 – 38 75 50 54

Schweiz: www.verband-dyslexie.ch

Österreich: www.schulpsychologie.at

Soziale Netzwerke – gehören Kinderbilder auf Insta und Co?

Soziale Netzwerke laden dazu ein, das eigene Leben mit dem Rest der Welt zu teilen. Dabei stehen Eltern oft vor der Frage: Kann ich ein Bild von meinem Kind posten? Mediencoach Iren Schulz rät zur Vorsicht.

Das Familienleben hält jede Menge aufregende, lustige und besondere Momente bereit. Und weil Eltern sich gern daran erinnern und stolz auf ihre Kinder sind, werden die Erlebnisse mit der Smartphone-Kamera festgehalten und in privaten oder eben auch öffentlichen Communities geteilt. Insbesondere soziale Netzwerke bieten eine Plattform. Auch wenn Eltern positive Gedanken dabei haben, übersehen sie leider, dass solches Bildmaterial im Prinzip für jede(n) zugänglich ist und in falsche Hände geraten kann.

Grundsätzlich muss man sagen, dass digitale Medien wie das Smartphone heute selbstverständlicher Bestandteil des Familienalltags sind und nicht nur bei der Organisation helfen, sondern auch eine Art Erinnerungskiste, Verbindungsschnur und Sammelalbum darstellen. Gleichzeitig ist aber die Kindheit eine besonders schützenswerte Lebensphase. Wir als Erwachsene tragen die juristische und erzieherische Verantwortung dafür, dass Kinder sicher und gut aufwachsen können.

Das Recht am eigenen Bild

Juristisch gesehen ist das zum Beispiel darüber geregelt, dass auch Heranwachsende ein Recht am eigenen Bild haben. Weil sie aber noch nicht selbst über die Veröffentlichung entscheiden können, sind Eltern gefragt, hier besonders sensibel und sorgsam zu entscheiden. Denn sicher ist, dass Kinderfotos im Netz das Risiko für unerwünschte Kontakte oder eine problematische Weiterverwendung bergen. Deshalb sollten sich Eltern gut überlegen, ob und auf welche Art und Weise sie Kinderfotos im Netz und in sozialen Netzwerken verbreiten.

Öffentlich zugängliche Profile, Portale und Programme sind dafür nicht geeignet. Wenn Bilder veröffentlicht werden, sollten Kinder auf diesen Fotos nicht direkt erkennbar sein, sondern beispielsweise nur im Anschnitt, von hinten oder mit Sonnenbrille. Außerdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Fotos keine Kontextinformationen wie personenbezogene Daten zum Kind, Standortdaten oder Ähnliches enthalten. Zudem sollten Eltern regelmäßig die Sicherheits- bzw. Privatsphäre-Einstellungen in ihren Social-Media-Profilen überprüfen. Fotos von Kindern in peinlichen, unangenehmen oder unangemessenen Situationen sind absolut tabu!

Gute Routinen und Regeln

Mit dem Älterwerden sollten Heranwachsende in die Entscheidung einbezogen und gefragt werden, ob sie einverstanden sind, dass ein Foto von ihnen erstellt und geteilt wird. Kinder haben nicht nur ein gutes Bauchgefühl, sondern eben auch ein Recht darauf und lernen so, bewusst und souverän mit den Möglichkeiten digitaler Medien umzugehen. Hierbei ist auch noch einmal die Vorbildrolle von uns Erwachsenen angesprochen. Wenn wir uns verantwortungsvoll mit und in digitalen Medien bewegen, gute Routinen und Regeln in der Familie etablieren und auch mal ohne Smartphone zum Ausflug antreten, wird es eher gelingen, diese Handlungsweisen an unsere Kinder weiterzugeben. Und mal ehrlich: Ist nicht jeder Ausflug und jedes Erlebnis schöner, wenn die Familie mit allen Sinnen – und nicht mit allen Bildschirmen – dabei ist?

Dr. Iren Schulz ist Mediencoach bei der Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“

6 bis 10 – Wackelzahnpubertät?

Elternfrage: „Unsere Tochter (6) flippt immer öfter aus – scheinbar wegen Kleinigkeiten. Eine andere Mutter sagte beiläufig, dass sie wohl in der Wackelzahnpubertät angekommen sei. Was hat es damit auf sich?“

Ich nenne die Wackelzahnpubertät immer mit einem Augenzwinkern meinen persönlichen Endgegner, denn keine Entwicklungsphase hat mich als Mutter so gefordert wie die Zeit rund um den Schuleintritt, wenn die Kinder kognitiv riesige Sprünge machen und sich körperlich vom Kleinkind zum Großkind entwickeln. Bestimmt merken Sie das schon: Arme und Beine werden länger und das ganze Kind scheint plötzlich überall „drüberzuhängen“, wenn man es, wie früher, zum Trösten oder Kuscheln auf den Schoß nehmen will.

Wechselspiel zwischen Nähe und Ablösung

Apropos Trösten und Kuscheln: Vielleicht ist es damit gerade auch gar nicht so einfach? Während es noch vor Kurzem normal war, dass Ihr Kind in emotionalen Nöten zu Ihnen kam und Sie es berühren durften, kann es sein, dass es jetzt erst mal ein bisschen Abstand braucht, wenn die Gefühle überkochen. Die Wackelzahnphase ist ein ständiges Wechselspiel zwischen Nähe und Ablösung.

Kinder durchlaufen in dieser Zeit einen wichtigen Autonomieprozess. Schon länger sind neben den Eltern andere Menschen in ihrem Leben wichtig geworden: Betreuungspersonen, Gleichaltrige und auch mediale Idole dienen nun ebenfalls als Orientierungspunkte und prägen das kindliche Universum mit. Der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit und eigenen Wegen wird größer.

Ganz und gar angenommen

Gleichzeitig sind Kinder in dieser Phase noch klein und bedürftig. So kann es sein, dass sie nachmittags selbstbewusst mit anderen Kindern um die Häuser ziehen und nicht nach uns fragen und nachts in unser Bett gekrochen kommen. Vermutlich sucht Ihre Tochter nach ihren Wutanfällen selbst wieder die Nähe zu Ihnen und möchte eigentlich nur wissen und spüren, dass sie bei Ihnen geborgen und geliebt ist. Diese innerliche Ablösung kann nur gut funktionieren, wenn unsere Kinder sich bei uns ganz und gar angenommen fühlen und immer einen Ort haben, an dem sie sich sicher wissen.

Wenn Ihre Tochter also in emotionalen Nöten ist, machen Sie sich bewusst, dass sich bei ihr gerade viel verändert. Schauen Sie, wann sie Nähe braucht und sich mit Ihnen zusammen wieder beruhigen möchte und wann es gut ist, sie erst einmal bei sich und ihren Gefühlen zu lassen. Besprechen Sie solche Situationen hinterher mit ihr, nicht, um sie für ihren Wutanfall zu tadeln, sondern um zu verstehen, was da eigentlich in ihr vorgegangen ist und um ihr zu helfen, sich selbst besser zu begreifen.

Die Wackelzahnpubertät ist übrigens nicht nur mein persönlicher Endgegner, sondern auch meine Lieblingsphase in der kindlichen Entwicklung, denn nie wieder darf man so nah dabei sein, wenn sich eine junge Persönlichkeit entwickelt und entfaltet.

Daniela Albert ist Autorin, Eltern- und Familienberaterin, lebt mit ihrer Familie in Kaufungen und bloggt unter: www.eltern-familie.de

6 bis 10 – Mein Kind hat Legasthenie

Elternfrage: „Bei meinem Kind (8) wurde Legasthenie diagnostiziert. Wird es ihm trotz dieser Diagnose möglich sein, ein normales Leben zu führen und etwas zu erreichen? Wie kann ich es dabei unterstützen?“

Die Diagnose Legasthenie kann erst einmal beängstigend sein. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass Legasthenie in erster Linie eine Lernstörung ist. Das bedeutet, dass das Lernen schwerer fällt, zum Beispiel dauert das Lesen deutlich länger, lautes Lesen ist stockender und es passieren deutlich mehr Fehler beim Schreiben. Das wirkt sich dann aber auch auf die Noten aus.

In Mathe ist es aufgefallen

Eine betroffene Mutter berichtet, dass ihre Tochter mit 12 Jahren durch einen Test die Diagnose erhielt. Ihr war es aufgefallen, weil sie in einer Klassenarbeit in Mathe, die nur aus Textaufgaben bestand, größere Probleme hatte, obwohl das Rechnen ihr nicht schwerfiel. In der Rechtschreibung hatte sie hauptsächlich Probleme mit kleinen Worten, wie „dann“, „wenn“ oder Bindeworten, während sie „Marathon“ richtig schrieb. „Das Hauptproblem war allerdings, dass Nicole (Name geändert) sich dumm fühlte und nicht mehr gern in die Schule ging“, sagt Nicoles Mutter. Wenn sich schon so früh ein solches Gefühl einstellt, ist das für den Rest der Schulzeit natürlich schlecht und kann psychische Probleme zur Folge haben. Daher ist es wichtig, die Situation anzugehen. Denn mit Intelligenz hat Legasthenie nichts zu tun; diese spezielle Störungist in der Regel angeboren.

Als Eltern fragt man sich, wie man sein Kind am besten unterstützen kann. „Üben, Wörter richtig zu schreiben, bringt überhaupt nichts“, berichtet Nicoles Mutter. „Sie hat am nächsten Tag wieder dieselben Fehler gemacht.“ Stattdessen gibt es verschiedene schulische und außerschulische Förderprogramme, die gezielt und professionell mit den Kindern arbeiten. „Das hat vor allem den Vorteil, dass Eltern sich ganz auf die persönliche Unterstützung konzentrieren können und zu Hause weniger Konflikte beim Üben entstehen“, berichtet Nicoles Mutter.

Förderprogramme von Schule und Jugendamt

Es gibt eine Reihe von schulischen und außerschulischen Fördermaßnahmen. Insbesondere Programme jenseits der Schule müssen zwar organisiert werden, aber es lohnt sich. Und sie werden, je nach Land, teilweise auch vom Jugendamt finanziert, sodass auf die Eltern zwar der organisatorische, aber nicht der finanzielle Aufwand zukommt. Zudem gibt es in der Schule, bei Vorlage entsprechender Tests, einen Nachteilsausgleich. Dadurch erhalten die Kinder bei Tests und Klassenarbeiten mehr Zeit und die Rechtschreibung wird weniger streng bewertet. „Auch da muss man als Eltern manchmal sehr hinterher sein, denn Lehrerinnen und Lehrer oder die Schulleitung haben das nicht immer auf dem Schirm“, sagt Nicoles Mutter. Aber letztlich gibt es die Möglichkeit bis zum Abitur und darüber hinaus. Viele Ausbildungen, Hochschulen und Universitäten gewähren mittlerweile ebenfalls einen Nachteilsausgleich.

Alle Wege stehen offen

„Nicole ist mittlerweile 19. Sie hat das Abitur geschafft und studiert an einer Fachhochschule. Ihren Alltag kann sie ohne Probleme bewältigen“, berichtet die glückliche Mutter. „Das Wichtigste war, ihr zu vermitteln, dass wir sie unterstützen und an sie glauben, und sie zu motivieren. Wir haben das Problem erkannt, es angenommen und das Beste daraus gemacht.“ Wegbegleiter haben Nicole und ihrer Mutter ebenfalls Mut gemacht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Prinzipiell stehen einem Kind mit Legasthenie alle Wege offen. Sicher sind manche Wege etwas schwieriger, aber ein normales Leben ist ohne Einschränkungen möglich.

Marcus Beier ist Redakteur bei Family und Family NEXT.

6 bis 10 – Kinderbibeln zum Selbstlesen

Elternfragen: „Mein Kind liest eifrig und würde jetzt gern mal die Bibel lesen. Welche Kinderbibeln eignen sich für Grundschulkinder?“

Dies ist eine sehr wertvolle Frage bei der Fülle an Kinderbibeln, die sich in der Textauswahl, in ihrer Illustration und Gestaltung unterscheiden. In diesem Angebotsspektrum wird deutlich, dass unterschiedliche Wege gewählt werden, Kindern ihrem Alter und ihrer Entwicklung entsprechend biblische Geschichten nahezubringen. Ich stelle vier sehr unterschiedliche Kinderbibeln vor, in denen die biblischen Geschichten kindgemäß nacherzählt werden. Abschließend gehe ich auf die bisher einzige Bibelübersetzung für Kinder ein.

Zwei erste Fragen, die mir zur Auswahl einer Kinderbibel in den Sinn kommen: Ist die Gestaltung der Bibel für mein Kind so ansprechend, dass es die Bibel gern in die Hand nimmt? Welche Lesevorliebe hat mein Kind: Liest es lieber Bücher im Comicstil oder liest es von Beginn an gern Bücher mit mehr Fließtext?

Die große Kinderbibel

In dieser Bibel fallen die großen, kindgerechten und zum Teil sehr humorvollen Illustrationen direkt ins Auge. Die Erzählungen werden auf kindgemäße Weise nacherzählt und sind in leicht verständlichen Worten geschrieben. Die Schriftgröße und Textlänge ist für Kinder im Erstlesealter geeignet. (Deutsche Bibelgesellschaft)

Die Kinderbibel

Ein Klassiker ist diese Bibel von Eckart zur Nieden. Er erzählt die biblischen Geschichten so, dass die Charaktere der Personen für die Kinder auf besondere Weise lebendig werden. Nicht zu jeder Erzählung gibt es Illustrationen. Hervorzuheben ist, dass in dieser Bibel am Ende jeder Erzählung die Bibelstelle steht. Es gibt die Texte des Neuen Testamentes von Eckart zur Nieden auch als Bible Art Journaling Bibel für Kinder. Hier wird ihnen die Möglichkeit gegeben, sich kreativ vertiefend mit den biblischen Erzählungen auseinanderzusetzen. Dies ermöglicht ihnen einen ganz persönlichen Zugang zu ihnen wichtig gewordenen Versen oder Geschichten. (SCM R.Brockhaus)

Die Bibel kreuz und quer

Für Kinder, die gern Bücher im Comic-Stil wie „Gregs Tagebücher“ oder „Mein Lotta-Leben“ lesen, ist diese Bibel von Bob Hartmann passend. Mein 10-jähriger Sohn beschreibt sie so: „Sie ist gut verständlich formuliert, mit witzigen schwarz-weißen Comics. Die Bibelgeschichten werden anschaulich erzählt. Sie ist sehr gut zum Selberlesen.“ Interessant ist, dass in den Geschichten mit Querverweisen gearbeitet wird, sodass ein Einblick in Gottes große Geschichte ermöglicht wird. (Herder Verlag)

Die Bibel – Übersetzung für Kinder

Dies ist die bisher einzige Bibelübersetzung für Kinder. Sie ist dem Wortschatz und der Lesegewohnheit von Grundschulkindern angepasst. Diese ansprechend gestaltete Bibel enthält die wichtigsten Texte aus dem Alten und Neuen Testament, die nach kindgemäßen Vorgaben Wort für Wort übersetzt wurden. Mithilfe vieler Begriffserklärungen und erklärenden Bildern am Rand können Kinder ab acht Jahren die Texte eigenständig erforschen und verstehen. (SCM R.Brockhaus)

Extra-Tipp: Die Deutsche Bibelgesellschaft hat gute Kriterien zur Auswahl einer Kinderbibel zusammengestellt: www.die-bibel.de/bibeln/bibel-in-der-praxis/bibelfuer-kinder

Claudia Rohlfing ist Referentin für Kindergottesdienst im Bund Freier evangelischer Gemeinden.

Mein Sohn hat den Coronablues

„Bei meinem Sohn (9) ist nach zweieinhalb Jahren Pandemie mit Wechselunterricht, teils täglichem Testen, mehreren Quarantänen und Masketragen ordentlich die Luft raus. Er hat schon mehrfach gesagt, dass er nach den Ferien nicht mehr in die Schule zurückkehren will. Man spürt ihm auch eine gewisse Unsicherheit und Angst ab. Es tut mir so leid, dass er bisher keine normale Schulzeit haben konnte. Wie können wir ihm die Schule trotzdem schmackhaft machen?“

„Bei meinem Sohn (9) ist nach zweieinhalb Jahren Pandemie mit Wechselunterricht, teils täglichem Testen, mehreren Quarantänen und Masketragen ordentlich die Luft raus. Er hat schon mehrfach gesagt, dass er nach den Ferien nicht mehr in die Schule zurückkehren will. Man spürt ihm auch eine gewisse Unsicherheit und Angst ab. Es tut mir so leid, dass er bisher keine normale Schulzeit haben konnte. Wie können wir ihm die Schule trotzdem schmackhaft machen?“

Masken tragen, Abstand halten, testen, auf Ausflüge und Klassenreisen verzichten müssen – das sollte eigentlich nicht den Alltag von Familien prägen. Kein Wunder, dass viele Schüler, wie auch Ihr Sohn, schulmüde und frustriert sind.

Die COPSY-Studie, eine Studie des Unikrankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE), in der Kinder und ihre Eltern regelmäßig zur psychischen Belastung durch Corona befragt werden, zeigt, dass Familien, die zusammenhalten und viel Zeit miteinander verbringen, besser mit den Belastungen in der Pandemie umgehen.

Gönnen Sie sich gemeinsame Aktionen!

Es ist also wichtig, in der Familie für Ausgleich zu sorgen. Das ist leichter gesagt als getan, denn Eltern sind durch die Pandemie oft mindestens genauso gestresst und angestrengt wie ihre Kinder. Umso wertvoller ist die gegenseitige Wertschätzung für gemeisterte Schul- und Arbeitstage mit dem Ausblick auf gemeinsame Aktionen am Wochenende, zum Beispiel Geocaching-Touren, Schnitzeljagden, ein feierliches Essen, Wellnesstage mit Kopf-, Rücken- oder Handmassagen. Bei Regenwetter sind ein Lesemarathon, ein Pingpong-Turnier auf dem Esszimmertisch oder ein Pfützenspringwettbewerb eine Option. Auch das ehrliche Gespräch darüber, dass die Pandemie für alle schwer ist, tut Familien gut.

Kinder merken so, dass ihre Eltern auch damit zu kämpfen haben und dass jeder in der Familie ein Mitspracherecht hat. Überlegen Sie sich im Familienrat, was Sie brauchen und was Sie als Familie aufmuntert. Für das menschliche Wohlbefinden ist außerdem Sport sehr wichtig. Er schafft körperlichen Ausgleich und Gemeinschaft. Wir Eltern sind so auf den Geschmack von langen Schnellschritt-Spaziergängen oder Joggingtouren gekommen. Unsere Kinder haben während Corona Fitnessvideos auf YouTube für sich entdeckt. Vielleicht ist das auch etwas für Ihren Sohn?

Holen Sie Ihrem Kind Hilfe!

Auch Klassenkameraden und Freunde helfen gegen Coronablues und Schulmüdigkeit. Selbst in Pandemiezeiten sollte Ihr Kind mindestens ein bis zwei Kinder regelmäßig treffen dürfen.

Wenn Ihr Kind sich trotz allen Vorschlägen gar nicht mehr für die Schule motivieren kann und nur noch deprimiert ist, möchte ich Sie ermutigen, auf den Schulpsychologen oder den Schulsozialarbeiter zuzugehen. Gönnen Sie Ihrem Kind die psychologische Unterstützung, die wesentlich mehr Kinder im Moment brauchen. Ihr Kind ist da nicht allein und es hilft ihm, seinen Weg fröhlicher zu gehen.

Stefanie Böhmann ist Pädagogin und individual-psychologische Beraterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Vor den Kindern zoffen?

„Mein Mann und ich streiten uns ab und zu, mal mehr, mal weniger. Neulich hat es am Familientisch so richtig zwischen uns gekracht, und ich frage mich: Ist es okay, wenn man sich vor den Kindern streitet, oder sollte man das besser tun, wenn die Kinder nicht mit dabei sind?“

Es ist ein guter Grundgedanke, nicht vor den Kindern zu streiten. Streit zwischen den Eltern kann bei Kindern zu Verunsicherung führen. Wenn ihre beiden wichtigsten Menschen sich vor ihnen in die Haare bekommen, kommen sie selbst oft in einen Loyalitätskonflikt. Sie haben beide Elternteile lieb und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn diese gerade sauer aufeinander sind oder heftig diskutieren.

Dazu kommt, dass Elternstreit bei Kindern auch zu Ängsten führen kann. Gerade wenn diese schon alt genug sind und vielleicht schon einmal mitbekommen haben, dass Erwachsene sich getrennt haben, können sie fürchten, dass das ihren Eltern nun auch passiert. Es gibt also auf den ersten Blick gute Gründe, Streit vor den Kindern zu vermeiden.

WENN STREITEN, DANN „RICHTIG“

Tatsächlich gehen hier jedoch in den meisten Familien Wunsch und Realität weit auseinander. Und das ist auch gar nicht so schlimm, wenn man ein paar Regeln beachtet. Wichtig ist, eine Streitkultur zu pflegen, in der kein Elternteil das andere abwertet, wissentlich kränkt oder beleidigt. Wir Menschen sind unterschiedlich impulsiv und folglich streiten manche Paare lautstärker und gefühlsgeladener als andere.

Bis zu einem gewissen Maß darf das so sein, denn unsere Kinder dürfen auch unsere Temperamente kennenlernen. Doch gerade wenn man von sich weiß, dass man zu sehr starken Gefühlsausbrüchen neigt, ist es wichtig, im Beisein der Kinder rechtzeitig die Reißleine zu ziehen und beispielsweise zum Durchatmen den Raum zu verlassen. Wenn Fragen zu tief gehen, für Sie als Eltern zu emotional besetzt sind oder schwere Themen betreffen, sollte eine Diskussion tatsächlich vertagt werden und nicht vor den Kindern stattfinden.

Wenn wir so vor unseren Kindern streiten, können diese am Ende sogar etwas dabei lernen. Sie bekommen von Anfang an mit, dass Menschen verschiedener Meinung sein können, ja sogar einmal richtig in Konflikt miteinander geraten und sich trotzdem noch liebhaben. Sie können sehen, dass Meinungsverschiedenheiten keinen Beziehungsabbruch bedeuten müssen und nichts Bedrohliches sind. Sie können so selbst lernen, für sich einzustehen und keine Konflikte zu scheuen.

VERSÖHNUNG IST WICHTIG

Doch das Wichtigste, was sie von uns lernen können, ist, sich nach dem Streit wieder zu vertragen. Generell halte ich viel davon, sich Dinge nicht lange nachzutragen und sie schnellstmöglich zu klären. Wie wäre es mit einer für die Kinder sichtbaren Versöhnung, sobald der Essenstisch abgeräumt und das Streitthema geklärt ist? Falls es einmal nicht so schnell gehen kann, finde ich es wichtig, den Kindern hinterher zumindest zu erzählen, dass der Streit geklärt ist und man sich wieder vertragen hat.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Sie will ein Junge sein

„Meine Tochter (10) zieht sich an wie ein Junge – breite Shirts und Hosen, Sneaker, Cap – und hängt kaum noch mit Mädchen rum. Jetzt will sie sich auch noch ihre langen Haare abschneiden lassen. Ich frage mich manchmal, ob sie kein Mädchen mehr sein will, und mache mir Sorgen. Ob ich es mal ansprechen soll?“

Ein offenes und wertschätzendes Gespräch ist immer eine sehr gute Idee! Hier würde ich Sie ermutigen, den Gedanken und Beweggründen des Verhaltens Ihrer Tochter mit viel Neugier und aufgeschlossenem Interesse zu begegnen und diese nicht zu problematisieren.

Stereotype hinterfragen

Bei Themen wie der Geschlechteridentität besteht für uns Erwachsene die große Chance, unsere eigenen Positionen und Werte immer wieder neu zu überprüfen. Wer entscheidet darüber, welche Kleidergröße oder Haarlänge weiblich oder männlich ist? Letztlich sind dies gesellschaftlich gewachsene Stereotype, die einer freiheitlichen, selbstbestimmten Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eher im Wege stehen, als diese zu fördern. Wir haben die Chance, uns zu fragen, ob es mehr unser persönlicher Wunsch ist, dass unser Kind sich in bestimmter Weise kleidet und warum das so wichtig für uns ist. Dass ein Kind oder Teenager sich nach eigener Vorstellung „gestalten“ möchte, losgelöst von den Stereotypen oder gesellschaftlichen Konventionen, kann zunächst einmal auch als Ausdruck einer selbstbewussten Haltung verstanden werden. Dabei unterstützen wir unsere Kinder dann weitergehend, indem wir uns ganz aufgeschlossen für ihre Gedanken und Ideen interessieren, ohne diese zu bewerten.

Hierbei sollten wir selbstverständlich trotzdem weiterhin wachsam für Sorgen oder mögliche Probleme der Kinder bleiben. Auch solche können Ihre Tochter zu ihren aktuellen Veränderungen veranlassen. Vielleicht treiben sie Fragen in Bezug auf die Entwicklung ihrer Weiblichkeit oder damit verbundene Sorgen um? Sie befindet sich in einem Alter, in dem auch auf der biologischen Ebene viele Veränderungen stattfinden – einige Mädchen bekommen in diesem Alter das erste Mal ihre Periode, was sehr kontroverse Gefühle auslösen kann. Ebenso gut kann es sich um ungelöste Streitigkeiten zwischen Freundinnen oder schlicht Neugier für die Interessen des männlichen Geschlechts handeln. Der Vielzahl an möglichen Anliegen sind hier keine Grenzen gesetzt.

Wichtige Ansprechpartnerin

Wichtig ist bei all diesen Belangen, in einem vertrauensvollen Kontakt zu Ihrer Tochter zu stehen. Als Mutter sind Sie für Ihre Tochter erst einmal das gleichgeschlechtliche Vorbild und somit eine wichtige Ansprechpartnerin in Bezug auf Fragen zur weiblichen Entwicklung. Wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihrer Tochter schwerfällt, mit Ihnen direkt über dieses Thema oder ihre Sorgen zu reden und sie dennoch eine erwachsene Ansprechperson braucht, überlegen Sie, welche vertrauensvollen Alternativen es gibt. Fragen Sie beispielsweise eine gute Freundin der Familie oder eine wichtige andere weibliche Bezugsperson Ihrer Tochter, ob diese ihr in einem passenden Moment ein Gespräch oder Unterstützung anbieten kann.

Mara Pelt ist Psychologin M.Sc., systemische Beraterin und Familientherapeutin, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeutin i.A. und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com