Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

Mit Nicht-Gläubigen über Gott und den Glauben zu sprechen, ist nicht einfach. Das gilt umso mehr in der Familie. Wie es aber trotzdem gelingen kann und uns nebenbei noch selbst weiterbringt, berichtet Matthias Kleiböhmer.

Wir sitzen vor dem Kamin und sprechen darüber, wie die letzten Jahre gelaufen sind. Meine Frau sagt: „Wir können doch ganz zufrieden sein: Job okay, Kinder gesund und wir wohnen in einer guten Gegend.“ Ich denke: „Ja, Gott hat uns gesegnet.“ Aber ich sage es nicht. Meine Frau glaubt nicht an Gott. Und ich möchte den Augenblick nicht kaputt machen. Denn davon zu sprechen, was Gott in unserem Leben tut, führt eigentlich immer zu Diskussionen. In diesem Fall wäre das Thema: „Wieso segnet er dich und andere nicht?“ Aber wir werden noch darüber sprechen. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

Außerhalb der Kirchenmauern

Es braucht Mut, über den Glauben zu sprechen. Nicht in der Gemeinde – da geht es einfach. Aber fast überall sonst. Meine letzte Blitzumfrage nach dem Gottesdienst hat gezeigt: Es geht vielen so. Was Businesstrainer für den Smalltalk empfehlen, haben wir schon längst verinnerlicht. Geld, Politik und Glaube lässt man besser außen vor, sonst wird es zu persönlich, übergriffig oder einfach zu emotional – und es kann eskalieren. Deswegen bleiben wir mit unserem Glauben unter uns in der Gemeinde oder in der Anonymität unserer Social Media-Bubble. Alle anderen lassen wir besser außen vor.

Wenn man – wie ich – „die anderen“ direkt in der Familie hat, geht das nicht. Für den Moment kann man Gott schon mal aus einem Gespräch ausklammern. Aber auf Dauer gelingt es nicht. Man kommt sich sonst vor, als müsste man öffentlich erklären, dass die Erde eine Scheibe ist. Wir können unser Christsein nicht an der Haustür neben dem Schlüsselbrett ablegen. Wir bringen den Glauben mit. Er begleitet uns durch eine Gesellschaft, in der der Unterschied zwischen denen, die glauben, und „den anderen“ immer größer wird. Immer mehr haben Gott nicht nur vergessen; sie vergessen, dass sie ihn vergessen haben. Schon allein deshalb glaube ich, dass es in Zukunft mehr Beziehungen wie unsere geben wird. Zu Hause kann man sich aber nicht dauerhaft verbiegen. Deswegen können wir nicht permanent auf den Gottesdienst verzichten. Und wir können Gott – wie alles andere Wichtige im Leben auch – nicht für immer aus allen Gesprächen verbannen.

Also braucht es Mut. Denn wir wissen ja selbst, wie brüchig, unvollständig und schwach unser Glaube manchmal ist. Und das kann ein solches Gespräch offenbaren. Wie peinlich! Dabei ist das nicht einmal das Schlimmste. Viel schlimmer ist es, dass es uns oft schwerfällt, unsere Liebe zu Gott in Liebe zu den Menschen zu übersetzen. Schließlich erleben uns unsere Angehörigen immer und überall in der Nahaufnahme. Sie kennen unsere Stärken und Schwächen sehr genau. Der Mut besteht nicht nur darin, von Gott zu erzählen und die verständnislosen Blicke, das Desinteresse oder die anschließende Diskussion auszuhalten. Er besteht vor allem darin, sich selbst mit dem Maßstab des Glaubens messen zu lassen.

Der Anspruch ist gewaltig

Viele Menschen haben zwar Gott vergessen, aber trotzdem gewaltige Ansprüche an Christinnen und Christen, was Geduld, Barmherzigkeit und Nächstenliebe angeht. Drei Disziplinen, in denen ich ständig versage. Als Bibelleser denke ich dabei oft an Paulus, und das macht es nicht leichter. Er ist nämlich der Meinung, dass in Beziehungen wie meiner nicht-gläubige Partnerinnen und Partner gewonnen werden können durch die vorbildliche Lebensweise der Christinnen und Christen. Das ist die wichtigste Art, wie wir über unseren Glauben sprechen, und es ist die schwierigste.

Man kann das alles maximal groß und kompliziert denken oder man kann die Freiheit des Glaubens ernst nehmen. Was ich meine: In meiner Situation spürt man den Erwartungsdruck der anderen, man liest Paulus und hört vielleicht sogar Jesu Aufforderung, „alle Welt“ mit dem Evangelium in Kontakt zu bringen. Das überfordert nicht nur mich, sondern auch Menschen, die im Glauben fester sind als ich. Tatsächlich hat Gott aber die Neigung, Menschen mit großen Schwächen zu Zeugen seiner Liebe zu machen. Petrus war ein Verräter, Paulus ging keinem Streit aus dem Weg und ein Berufssoldat der verhassten Römer erkennt als Erster: „Dieser Mann ist Gottes Sohn gewesen!“ Willkommen in der Gemeinschaft der Unvollkommenen!

Nicht-Gläubige, die wissen, dass wir Christen sind, werden sich sicher immer mal wieder fragen, wie glaubwürdig wir leben. Aber sie verstehen darunter meist etwas anderes, als Gott darunter versteht. Sie meinen meist eine moralische Christlichkeit mit selbstlosem Einsatz für den Nächsten. Dabei sind sie so ungnädig, wie wir Menschen eben sind. Gott kann da liebevoller drüber hinwegschauen und das sollte unser Maßstab sein. Wir müssen es trotzdem mit aller Kraft versuchen. Wir sind dran, weil es eben niemand anderen gibt, der es tun kann. In der Familie kann man sich nicht vertreten lassen.

Aber wie macht man das?

Wie findet man Worte für den Glauben und wie spricht man ihn aus? Ich meine, der einfachste Weg ist, mit einem eigenen Erlebnis zu beginnen. Da braucht man keine große Theologie und keine Argumente. Man darf einfach erzählen, wie man etwas erlebt hat. Zum Beispiel, dass man Gott erlebt hat, wo andere nur einen glücklichen Zufall sehen. Beispielsweise so, dass Gott in mein Leben positiv eingreift.

So habe ich es gemacht, als ich mich bei einem Beinahe-Unfall auf der Autobahn „bewahrt“ gefühlt habe. Das ist so ein typisches „Christenwort“, aber so habe ich es erlebt: Ein BMW fuhr viel zu schnell an meinem und einigen anderen Fahrzeugen vorbei und prallte in die Leitplanke. Dabei drehte er sich nur wenige Meter vor mir um die eigene Achse. Beim Aussteigen war ich geschockt – und fühlte mich bewahrt. Ich habe das bewusst auch denen genau so erzählt, die meinen Glauben nicht teilen. Was ich erlebe, darf ich auch so erleben. Wenn dann daraus eine theologische Fragestunde entsteht, in der ich nicht alle Antworten habe – sei es drum. Da bin ich trotz Studium und Predigtdienst manchmal nicht so gescheit, wie ich gern wäre. Aber was macht das schon? Ein anderer Christ oder eine andere Christin ist eben nicht da.

Bestätigung statt Zweifel

Was wir erleben, ist das eine. Das andere sind die Worte dafür. Und die kann man sehr gut mit Menschen üben, die den Glauben teilen. Nicht, weil es ein Formulierungstraining braucht, sondern weil man sich am Anfang etwas dazu überwinden muss. Und das geht leichter in einem Umfeld, das ein solches Erlebnis nachempfinden kann. Der Partner oder die Partnerin ahnt ja vielleicht nicht, dass die Situation auch für uns eine Herausforderung ist. Wir wissen es aber und wir brauchen gerade am Anfang Bestätigung und nicht Zweifel. Deswegen kann man solche Erlebnisse (ich meine solche mit Gott, sie müssen nicht unbedingt so spektakulär sein wie in meinem Fall) gut zunächst in der Gemeinde oder im Hauskreis erzählen. Später dann in der Familie.

Als dritte Möglichkeit, neben einem authentischen christlichen Lebensstil und dem Reden über den Glauben, bleibt noch die subtilere Sprache der Symbole. Wer keine Worte findet, kann die Kunst in Bild oder Ton sprechen lassen. Dabei geht es weniger darum, die Wohnung sakral zu möblieren. Aber wenn der Glaube zu deinem Leben dazugehört, findet er auch einen Platz im Wohnraum, in der Spotify-Playlist oder beim Streaming. Ich selbst schaue die Streaming-Version der Jesusgeschichte („The Chosen“) zwar meist allein, aber ich erzähle davon, was ich daran gelungen finde und was nicht. Solange es nicht zu nerdig wird, ist es in Ordnung. Solange es kein dogmatischer Vortrag ist, sondern persönlich, darf es einen Platz im Familienleben haben. Deswegen gibt es im Wohnzimmer auch ein Kreuz, obwohl es nicht allen Familienmitgliedern etwas bedeutet. Es berührt mich, also darf es bleiben.

Aushalten

Trotzdem ist meine Erfahrung, dass man im Gespräch mit Nicht-Gläubigen einiges aushalten muss. Und das empfinden die Gesprächspartner umgekehrt auch manchmal so. Die gegenseitige Zumutung besteht darin, sich zu lieben und dennoch wichtige, grundlegende Sichtweisen auf das Leben nicht zu teilen. Das lässt sich aushalten, wenn man sich der Beziehung grundsätzlich sicher ist und die Tagesform passt. Bei beiden. Denn auch der Partner oder die Partnerin erlebt dann im Gespräch einen „Die-Erde-isteine-Scheibe“-Moment. Deswegen kommt es auf den richtigen Moment für das Gespräch an.

Ich weiß, dass solche Gespräche trotz guter Vorbereitung, entspannter Stimmung und tiefer, inniger Liebe scheitern können. Niemand möchte das und doch passiert es. Ich kann nur für mich selbst sprechen. Aber ich muss sagen, dass mich solche Gespräche letztlich immer weitergebracht haben. Denn sie führen dazu, dass ich meine Gedanken neu ordne und meine Antworten neu durchdenke. Und das stärkt auch meinen eigenen Glauben. Mein Christsein wird tiefer, wenn es regelmäßig durchgeschüttelt wird. Denn manchmal lernt man aus gescheiterter Kommunikation mehr als aus gelungener.

Matthias Kleiböhmer ist mit einer atheistischen Naturwissenschaftlerin verheiratet. Der Theologe leitet den YouTube-Kanal der Stiftung Creative Kirche.

BUCHTIPP

Matthias Kleiböhmer „Sonntagmorgensingle – Wie es ist, der einzige Christ in der Familie zu sein“ (Gütersloher Verlagshaus)

Zwischen zwei Geschlechtern

Dr. Ute Buth beantwortet Fragen zur Intersexualität.

Was ist Intersexualität?

Der Duden definiert Intersexualität als „das Vorkommen von männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen in einem Individuum [einer sonst getrenntgeschlechtigen Art]“. Bei der Intersexualität ist die Geschlechtsbiologie uneindeutig. Man kann es auch von der lateinischen Bedeutung her erklären: „Inter“ bedeutet zwischen, Sexus steht für Geschlecht. Intersexualität meint also, dass es um einen „zwischengeschlechtlichen Zustand“ handelt. In der Medizin spricht man auch von Sexualdifferenzierungsstörungen. Intersexuelle Menschen werden je nach Ausprägung der Verschiedenartigkeit auch als Zwitter oder Pseudo- oder echte Hermaphroditen bezeichnet.

Welche Ausprägungen gibt es?

Die Intersexualität kann verschiedene Ursachen haben und dementsprechend ganz unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Deshalb wird sie auch zu verschiedenen Zeitpunkten entdeckt: Manchmal ist sie schon zur Geburt offenkundig oder in der Pubertät setzt die erwartete Körperveränderung nicht wie bei den anderen ein. Bei wieder anderen wird sie erst sehr viel später im Erwachsenenalter entdeckt.

1. Veränderungen der Erbinformationen (Chromosomen): Wenn beim Verschmelzen der männlichen und weiblichen Erbinformation nicht die gängigen 46XY (männlich) oder 46XX (weiblich) entstehen, kann es zur Intersexualität kommen. Auf Grundlage der gängigen oder veränderten Erbinformation entwickeln sich nach der Zeugung bei jedem Menschen im Verlauf der frühen Schwangerschaft die Ausprägungen der jeweiligen Geschlechtsinformation.

2. Fehlende oder veränderte Keimdrüsen, das betrifft beim Mann die Hoden und bei der Frau die Eierstöcke. Sie enthalten die Keimzellen, die wir für die Fortpflanzung brauchen: Samenzellen beim Mann, Eizellen bei der Frau. Veränderungen an den Keimdrüsen können auch als sogenannte „Streifengonaden“ in Erscheinung treten, bei denen die spezielle geschlechtliche Ausbildung und damit die Fortpflanzungsfähigkeit ausbleibt. Es kommen diverse Varianten mit unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbildern vor.

3. Ein hormonell verändertes Gleichgewicht bei den Geschlechtshormonen oder ihrer biochemischen Vorstufen kann im Körper eines Menschen zu gegengeschlechtlichen Veränderungen führen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der männliche Behaarungstyp am Körper von Frauen, insbesondere der Bartwuchs (Hirsutismus) oder umgekehrt die Bildung einer Brust beim Mann (Gynäkomastie), wenn zu viele weibliche Geschlechtshormone überwiegen. Achtung: Dies kommt nicht nur bei einer Intersexualität vor, sondern kann auch nur ein Zeichen dafür sein, dass das hormonelle Gleichgewicht verschoben ist. Die Ursachen für eine hormonelle Intersexualität können im Bereich der Niere, der Erbinformation oder der Keimdrüsen liegen.
4. Uneindeutige Geschlechtsorgane als Zeichen der Intersexualität: Ein großer Kitzler bei einem weiblichen Säugling wird gelegentlich mit dem Penis verwechselt oder sehr kleine Hoden mit den Schamlippen.

Wie kommt es dazu, dass das Geschlecht uneindeutig ist?

Zu Beginn des Lebens wird das Geschlecht des neuen Menschen normalerweise durch die Samenzelle des Mannes festgelegt. Zu der Grundausstattung von 46 Erbinformationen (23 von der Frau und 23 vom Mann) kommt die Geschlechtsinformation dazu. Die Frau (Erbinformation 46XX) gibt die Hälfte ihrer Geschlechtsinformation weiter, also ein X. Der Mann (Erbinformation 46 XY) gibt ebenfalls die Hälfte seiner Geschlechtsinformation weiter, also entweder X oder Y. Dazu muss ihre Geschlechtsinformation halbiert werden. Funktioniert bei dieser Reduzierung der vollständigen Erbinformation auf die Hälfte etwas nicht richtig, können statt 46 XX zum Beispiel 45 X0 auftreten. Dies nennt man auch Turner-Syndrom. Oder es bildet sich 47 XXY, das Klinefelter-Syndrom. Doch auch wenn auf Basis der Erbinformationen alles problemlos verläuft, können im weiteren Geschehen zum Beispiel durch falsche oder unvollständige Botenstoffe (Hormone) Eigenschaften ausgebildet werden, die eigentlich zum anderen Geschlecht gehören würden. Das liegt auch daran, dass die grundsätzliche Möglichkeit, männliche oder weibliche Geschlechtsorgane auszubilden, in jedem Menschen als Kernanlage vorliegt. Gemäß seiner Erbinformation bildet sich aber normalerweise auch vermittelt durch Botenstoffe das zu den Erbinformationen passende Geschlecht aus — und das andere Geschlecht wird unterdrückt.

Um einige Beispiele zu nennen: Funktionieren wichtige männliche Botenstoffe nicht am Erfolgsorgan oder werden gar nicht erst gebildet, können bei einem Jungen mit 46 XY weibliche Genitalorgane ausgebildet werden. Liegen aufgrund von Nebennierenstörungen beim Mädchen zu hohe männliche Hormone vor, vergrößert sich der Kitzler und wird nicht selten für einen Penis gehalten (AGS-Syndrom / Adrenogenitales Syndrom).

Wie häufig ist Intersexualität?

Eine konkrete Zahl ist schwer zu ermitteln. Denn je nach Variante/Ursache der spezifischen Veränderung werden einerseits sehr unterschiedliche Häufigkeiten angegeben. Andererseits kommen manche Veränderungen nur sehr selten vor oder werden in ganz unterschiedlichem Lebensalter und nicht umfassend erfasst. So ist es schwer, überhaupt verlässliche Zahlen zu nennen. Alles in allem gibt es Quellen, die von einem intersexuellen Baby auf (500 bis) 5000 Geburten ausgehen. Verschiedene Quellen sprechen von vermuteten ca. 80.000 bis 120.000 Intersexuellen in Deutschland. Eine große Zahl – und doch kennt kaum jemand einen von ihnen persönlich, weil es ein großes Tabu-Thema ist und Betroffene meist in der Familie zum Schweigen angehalten werden – oder sogar selbst nichts von ihrer besonderen Situation wissen.

Ist es besser, das Geschlecht uneindeutig zu lassen, bis das Kind selbst entscheiden kann oder sollten Eltern sich lieber von Anfang an festlegen?
Das ist eine schwierige und sehr komplexe Frage. Denn jede Entscheidung, die man trifft — für oder gegen eine eindeutige Zuordnung — hat Folgen. Zum Beispiel könnte man das Kind mit einer eindeutigen Zuordnung auf ein Geschlecht festlegen, zu dem es sich später nicht zugehörig fühlt. Oder aber es ist bei einer Nicht-Zuordnung Hänseleien oder Unverständnis anderer ausgesetzt, die sich nicht vorstellen können, dass es eine Zwischengeschlechtlichkeit überhaupt gibt. Auch sah das Deutsche Gesetz bis vor kurzem kein uneindeutiges Geschlecht vor. In der Praxis war also bislang eine wie auch immer geartete Zuordnung nötig. Viele Alltagssituationen sind schwierig: Was sagt man Verwandten oder Bekannten? Wer wird in die Information einbezogen und kann damit wie vertrauensvoll umgehen? Melden die Eltern das Kind in der Kita/ Schule als Junge oder Mädchen an? Man denke zum Beispiel auch an nicht zu vermeidende Situationen wie das Umkleiden beim Sportunterricht, Baden, Klassenfahrten etc.
In der Vergangenheit gab es unterschiedliche Strategien: Tatsächlich hat man im 19. Jahrhundert auch in Ermangelung operativer Möglichkeiten das Geschlecht uneindeutig gelassen und Betroffene mit 18 Jahren entscheiden lassen, zu welchem Geschlecht sie sich zugehörig halten wollen. Doch so fortschrittlich wie das klingt, war es nicht in jedem Fall. Betroffene mit auffälliger Intersexualität wurden zum Teil sogar auf Jahrmärkten ausgestellt. Mit Zunahme der Operationsmöglichkeiten gab es dann eine deutliche Bewegung hin zu frühen Entscheidungen und damit Operationen. Technisch war es zudem anfangs leichter, ein weibliches Genital zu formen, was für Jungen mit einem sehr kleinen Genital gravierende Folgen hatte, wenn sie nach einer solchen Operation dann als Mädchen aufgezogen wurden. Hinzu kommt, dass man früher dachte, es sei bei kleinen Kindern noch steuerbar, in welcher Geschlechtszugehörigkeit man sie aufzöge. Außerdem riet man Eltern früher, mit ihren Kindern nicht über die Operation oder deren Intersexualität zu reden. Das hatte nicht selten traumatische Folgen, wenn Kinder an sich Veränderungen wahrnahmen, die aber nicht zu ihrem „Erziehungsgeschlecht“ passten. Inzwischen weiß man, dass das Geschlecht bereits im Mutterleib mit geprägt wird und dass es nicht einfach durch Erziehung veränderbar ist.

Somit ist das frühe medizinische Vorgehen heutzutage umstritten. Denn eine eindeutige Zuordnung, was für das Kind das Beste wäre, ist im Säuglingsalter nicht allumfassend möglich. Und die Zustimmung des Kindes kann man ja noch gar nicht einholen. Mit diesen Fragen befasste sich auch der Deutsche Ethikrat. Als Ergebnis verabschiedete der Bundestag in diesem Jahr ein Gesetz, das am 1. November in Kraft tritt: „Kann das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, so ist der Personenstandsfall ohne eine solche Angabe in das Geburtenregister einzutragen.“ (PStG § 22 Abs. 3). Somit ist das Geschlecht auf dem Standesamt offen zu lassen. Da die Eltern bei konsequenter Auslegung des Gesetzes nun auch keine Wahlfreiheit haben, ist das Gesetz auf Kritik gestoßen. Betroffene Eltern stehen so weiterhin vor einer Einzelfallentscheidung und einem Dilemma, in dem sie sehr viel Weisheit brauchen. Denn selbst wenn sie im Interesse ihres Kindes die endgültige Entscheidung offen lassen, können sie nicht steuern, wie verantwortlich und feinfühlig andere mit ihrem Kind umgehen. Wollen sie sich für ein bestimmtes Geschlecht entscheiden, befürchten Kritiker des Gesetzes, sehen sie sich erst recht zu einer Operation gedrängt, um eine vermeintliche Eindeutigkeit zu schaffen. Aber auch damit wissen sie nicht, ob es langfristig die richtige Entscheidung war.

Welche Behandlungen/OPs sind jeweils nötig oder sinnvoll?

Zunächst sollte man bedenken: Behandlungen haben in der Regel das Ziel einer eindeutigen Zuordnung. Damit erschweren sie oder verunmöglichen sie ggf. eine spätere andere Entscheidung des intersexuellen Menschen. Die konkrete Behandlung hängt von der Ausprägung der Symptome und dem gewünschten Ergebnis/Veränderungswunsch ab. Manchmal werden Botenstoffe eines Geschlechts gegeben, die zu spezifischen Körperveränderungen führen. Vielleicht kennt dies der eine oder andere bereits von Nachrichten über geschlechtsumwandelnde Operationen. Vor einem solchen Eingriff erhält der Betroffene schon weit im Voraus die Botenstoffe des anderen Geschlechts. So bildet sich bei Frauen dann Bartwuchs oder ein männlicherer Körperbau, die Muskelmasse nimmt zu, die Stimme wird tiefer … Bei Männern, die weibliche Botenstoffe erhalten, verändert sich der Behaarungstyp, der Bartwuchs verschwindet, die Brust beginnt zu wachsen, die Stimme wird höher. Allerdings lässt sich nicht der Knochenbau nachträglich verändern. Und weibliche Geschlechtsorgane wie Scheide oder Gebärmutter entstehen nicht einfach durch die Gabe von weiblichen Botenstoffen. Hier ist dann die plastische Chirurgie gefragt. Anders als früher sind heutzutage geschlechtsangleichende Operationen grundsätzlich möglich. Sie erschaffen optisch und zum Teil funktionell das andere Geschlecht, können aber keine Keimdrüsen wie Hoden oder Eierstöcke entstehen lassen, sondern allenfalls Hoden optisch nachbilden.

Doch auch dann wenn man eine Operation plant, die keine umfassende Geschlechtsumwandlung bedeutet, sollte man Folgen bedenken. Wird zum Beispiel ein als „zu groß“ empfundener Kitzler des Mädchens verkleinert, operiert man in einem Bereich, der für das sexuelle Lustempfinden zuständig ist. Das kann Folgen für das spätere Sexualleben haben.

Welche körperlichen und seelischen Auswirkungen kann Intersexualität haben?

Auch das ist von Fall zu Fall sehr verschieden und hängt stark von der Ausprägung im Einzelfall ab. Manche Menschen bemerken bis zur Pubertät gar nichts von ihrer Intersexualität, sind dann aber hochgradig irritiert, weil sie sich plötzlich nicht mehr als normal und zugehörig zu ihrer Geschlechtsidentität empfinden. Und das in einer Zeit, in der jungen Menschen auf dem Weg zum Erwachsenen gern möglichst unauffällig im breiten Mittefeld mitschwimmen. Andere fühlen sich ständig anders oder dem ihnen zugedachten Geschlecht nicht zugehörig, leiden unter der Schweigeverpflichtung, die ihnen womöglich auferlegt wurde oder finden erst später heraus, dass ihre Eltern oder Mediziner einmal grundlegende Entscheidungen hinsichtlich ihres Geschlechts getroffen haben. So wie Christiane Völlig, die als Mädchen einen zu großen Kitzler hatte. Die Geburtshelfer interpretierten ihn als Mikropenis und machen sie zum Jungen „Thomas“. Jahrzehntelang fühlte sie sich falsch in diesem Geschlecht. Mit 17 Jahren entdeckte ein Chirurg bei dem vermeintlichen Jungen in einer Blinddarm-Operation Gebärmutter und Eierstöcke. Mit 18 Jahren wurden sie ihr ohne ausreichende Aufklärung entfernt, männliche Botenstoffe wurden verabreicht und damit der Körper weiter vermännlicht. Erst mit weit über 40 Jahren erfuhr sie die ganze Geschichte – und lebt inzwischen nach einem langen Weg als Frau.
Vielen Intersexuellen geht es vor allem deshalb nicht gut, weil sie in einer Gesellschaft leben, in der in zwei einfachen Geschlechtsschubladen gedacht wird, in die sie nun einmal aufgrund ihrer Andersartigkeit nicht so ohne weiteres hineinpassen. Zwar ist die Anlage der Geschlechter von der Schöpfung her schon eindeutig männlich und weiblich gedacht. Aber wir leben in einer Welt, in der Krankheit und veränderte Erbinformationen nun einmal vorkommen. Es ist eine Frage des gesellschaftlichen Bewusstseins, wie wir mit Intersexualität umgehen — und damit auch eine zentrale Frage der Aufklärung. Wenn das Phänomen Intersexualität nicht bekannt ist, führt dies zu viel mehr Irritationen und Ablehnung, als wenn es als eine körperliche Variante dazugehört, von der man weißt, dass sie vorkommt, und dass dies einen feinfühligen Umgang mit dem Betroffenen erfordert. Auch hier gilt wieder der biblische Grundsatz, dass man sich überlegen sollte, wie man selbst in einer solchen Situation behandelt werden wollte oder auch das eigene besondere Kind. „So wie ihr von den Menschen behandelt werden möchtet, so behandelt sie auch.“ (Matthäus, 7,12).

Können Intersexuelle Kinder bekommen?

Für viele Intersexuelle ist das nicht oder nicht so ohne Weiteres möglich. Im Einzelfall hängt es von der Ausprägung ihrer Geschlechtsmerkmale/-varianten ab und vor allem davon, ob funktionsfähige Keimdrüsen vorhanden sind oder nicht. Zum Beispiel ob die Frau eine Gebärmutter und funktionsfähige Eierstöcke hat oder ob der Mann funktionsfähige Hoden hat und der Penis zum Geschlechtsverkehr fähig ist. Manchmal kann man auch mit Botenstoffen/Hormonen die Situation so verändern, dass jemand, der intersexuell ist, Kinder bekommen/zeugen kann. Das sollte im Einzelfall genau untersucht werden. Darüber hinaus gibt es im Rahmen der künstlichen Befruchtung zum Teil noch Möglichkeiten, die aber ethische Fragen aufwerfen: Inwiefern beispielsweise eine Eizell- oder Samenspende verwendet werden sollte oder eine Leihmutterschaft in Frage kommt. Vieles davon ist aufgrund der deutschen Gesetzgebung und des Embryonenschutzgesetzes hierzulande auch nicht möglich.

Dr.med. Ute Buth ist Frauenärztin und Weißes-Kreuz-Fachberaterin. Die Sexualberaterin nach DGfS (Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung) leitet die Weißes-Kreuz-Beratungsstelle „herzenskunst“ in Bochum (www.herzenskunst-beratung.de).

Erschlagen von guten Tipps

Bücher geben Rat in allen Lebenslagen. Aber manchmal ist weniger mehr.

Seit ich alle Buchstaben kenne, lese ich ohne Unterbrechung. Zunächst verschlang ich Pferde- und Internatsbücher, dann Fantasy-Romane. Mit 15 las ich das Kommunistische Manifest. Mit 23 Heinrich Heine, Stefan Heym und Rosamunde Pilcher. Die besten Bücher trösteten mich, veränderten mich, schenkten mir Zuflucht und Rat.

Als ich nach 34 Lebensjahren mit Amelie schwanger wurde, gab es mittlerweile das Internet. Welch ein Segen! Welch ein Fluch! Jede Unregelmäßigkeit ließ mich das Internet zu Rate ziehen: „HILFE! Was bedeutet der schwarze Fleck auf dem Ultraschallbild?“ Ich bekam so viele unterschiedliche Antworten, dass ich mir sicher war, es müsse sich entweder um ein Hämatom, einen unterentwickelten Zwilling oder eine Krebsart handeln. Voller Anspannung ließ ich mich von einem Professor untersuchen. Letztendlich handelte es sich um eine harmlose Zyste.

Von meinem Nachttisch verschwanden die Krimis. Stattdessen stapelten sich dort nun Schwangerschafts-, Still- und Erziehungsratgeber. Zwar war ich eine halbwegs gute Sekretärin und Freizeitleiterin und hatte mittlerweile eine ungefähre Ahnung, wie das mit der Ehe funktionierte. Mutterschaft war für mich jedoch ein Buch mit sieben Siegeln. Das beunruhigte mich. Aber ich hatte schon ganz andere Dinge bewältigt. Also würde ich auch die Geburt und das Stillen und das Wickeln und das Erziehen mit den richtigen Büchern meistern.

Während der ersten Jahre meiner beiden Töchter versuchte ich, streng jedes Wort aus meinen Ratgeberbüchern zu befolgen. Ich stillte länger, als ich eigentlich wollte. Ich trainierte meinem Kind ein ordentliches Schlafverhalten an. Ich redete nur noch in Ich-Botschaften. Ich bin dankbar für einige der Bücher, die mich aus mancher Notlage retteten und mir umsetzbare Tipps für meinen Alltag gaben. Andere Bücher, die Mutterschaft über-idealisierten, ließen mich all meine Unzulänglichkeiten spüren. Das, was ich an den meisten Tagen mit Baby und Kleinkind schaffte, war das nackte Überleben und vor dem Abendessen in Warp-Geschwindigkeit zu duschen.

Mittlerweile sind meine Babys keine Babysmehr, sondern fordernde, eigenwillige, schmutzige Kinder. Und ich habe noch mehr Ratgeber gelesen. Wie meine Kinder Regeln lernen, selbstständig werden und gefördert werden können. Oft war ich nahe der Verzweiflung angesichts der vielen sich widersprechenden Aussagen und komplizierten Systeme. Viele der Methoden, die wir ausprobierten, passten nicht zu uns, nicht zu unseren Kindern. Ich merkte: ich kann mir den Umgang mit meinen Kindern nicht anlesen. Vor Kurzem habe ich alle meine Ratgeber auf ein einsames Regal im Arbeitszimmer verbannt.

Stattdessen verlasse ich mich neuerdings auf mein Bauchgefühl und meinen Mutterinstinkt. Die wurden von den Büchern so sehr an den Rand gedrängt, dass ich erst neu lernen muss, meiner inneren Stimme zu vertrauen. Letztens las ich einen treffenden Satz von Thomas Carlyle: „Bevor der Kopf sehen kann, sieht das Herz schon längst.“ Mir ist es mittlerweile egal, was ein vierjähriges Kind können muss. Und ich rede auch nicht mehr ausschließlich in Ich-Botschaften. Manchmal rede ich sogar erschreckenderweise wie die Prusseliese in Pippi Langstrumpf.

Ich möchte als Mutter ich selbst bleiben. Mein großer Leitfaden heute ist mein Instinkt. Und Jesus. Die Masse an Ratgebern hatte mich verunsichert und trotzdem brauche ich einen, der mir Rat schenkt. Die Lehren von Jesus sind der Ankerplatz für meine Unsicherheiten und er selbst ist Abladeplatz für meine Unzulänglichkeiten. Das, was ich von Jesus lerne, ist immer mit Gnade und Einfühlsamkeit, mit Loslassen und Anleitung zum Selbstständigwerden verbunden. Und wenn mir mal wieder alles über den Kopf wächst, dann meine ich, Jesus flüstern zu hören: „Tief durchatmen, nimm einen Krimi und lass es dir gut gehen.“

Veronika Smoor aus Waldbach bei Heilbronn ist zweifache Mutter, Hausfrau und Ehefrau aus Überzeugung. Nebenbei arbeitet sie als Fotografin aus Leidenschaft. Ihren Mütter-Alltag verarbeitet sie in ihrem Blog: http://smoorbaer.wordpress.com.

 

Was ist Ihre Meinung zu dem Thema? Wie Rat(gebet)-liebend sind Sie?

Nachhaltig leben

… muss nicht teuer sein. Natürlich haben Bio-Produkte und faire Kleidung ihren Preis. Aber wer auf Nachhaltigkeit setzt, kann auch Geld sparen. Drei Familien berichten von ihren Erfahrungen. Ein Experte gibt Tipps.

Bio bezahlbar

Bei uns fing es mit dem Kaffee an. Das war das erste Produkt, bei dem wir uns Gedanken gemacht haben, ob es ethisch korrekt angebaut und gehandelt wird. Also begannen wir den Kaffee im Eine-Welt-Laden in Bioqualität zu kaufen. Ansonsten bestand unser Einkauf beim Lebensmitteldiscounter auch aus den dort vorhandenen Biolebensmitteln. Da wir allerdings über ein recht überschaubares Budget verfügen, kamen auch weiterhin Sonderangebote in den Einkaufskorb.

Angeregt durch die Fastenzeit 2010, in der ich mich entschlossen hatte, vegetarisch zu leben, begann ich mir mehr und mehr Gedanken über meinen Konsum zu machen. Nach der Lektüre etlicher Bücher beschlossen wir als Familie, dass wir etwas ändern wollen. Der ethisch beste Konsum ist nach wie vor kein Konsum. Das bedeutet, dass wir uns zurückhalten mit Spontankäufen. Bei Lebensmitteln haben wir seit geraumer Zeit eine Biokiste vom Bauernhof, die hauptsächlich mit regionalem Obst und Gemüse gefüllt ist. So ist auch Bio bezahlbar.

Unseren Fleischkonsum haben wir auf ein- bis zweimal wöchentlich eingeschränkt, da ich auch nach der Fastenzeit Vegetarierin geblieben bin. Das Fleisch beziehen wir von der Metzgerei oder dem Bauernhof vor Ort. Brot ist ein relativ teures Lebensmittel, vor allem in Bioqualität. Aus diesem Grundbacke ich so oft wie möglich selbst. Bei Kleidung hat sich das Ganze mit den Kindern etwas schwieriger gestaltet. In jungem Alter haben wir viel Gebrauchtes geschenkt bekommen oder gekauft. Unsere zwei Teenager legen jedoch mehr und mehr Wert auf aktuelle Mode. Da wir uns hier aber nicht ausschließlich ethisch korrekte Kleidung leisten können, kaufen wir für die Jungs auch mal ganz konventionell ein.

Es ist wichtig, sich Gedanken zu machen, wie unsere Güter hergestellt werden und wie die Arbeitsbedingungen dabei sind. Wir alle haben eine Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen und Gottes Schöpfung. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass dies auch mit kleinem Geldbeutel möglich ist. Trotz allem braucht man nicht dogmatisch zu sein, denn viele kleine Veränderungen führen zu einem großen Ziel.

Sylvia Imhoff arbeitet als Augenoptikerin und lebt mit ihrer Familie in Neuenbürg.

Nachhaltiger leben – vier Tipps zum Einstieg

1. Fang mit dem an, was du schon weißt
Mit dem nachhaltigen Leben ist es wie mit anderen Dingen auch: Bevor man angefangen hat, erscheint einem alles völlig unüberschaubar. Doch oft weiß man mehr, als man denkt. Und da sollte man ansetzen. Am einfachsten geht es beim Lebensmitteleinkauf: Kaffee, Schokolade und viele andere Produkte gibt es auch „Fairtrade“, Milch kann man „erzeugerfreundlich“ bekommen und bei Eiern auf artgerechte Haltung achten.

2. Beruhige nicht nur dein Gewissen, sondern ändere dein Leben
Bei der Idee der Nachhaltigkeit geht es um einen Lebensstil, den alle durchhalten können: Verbraucher, Produzenten und Umwelt. Deshalb ist der gelegentliche Kauf eines Bioproduktes zwar ganz nett, sinnvoller ist es jedoch, nach und nach ganze Bereiche auf eine andere Grundlage zu stellen. Also: Nimm nach dem Lebensmitteleinkauf Kleidung und Elektrogeräte unter die Lupe und arbeite dich dann weiter vor.

3. Betrachte das Auto als Luxusgut
Autos sind geschlossene, klimatisierte Räume, die uns von unserer Umwelt trennen. Manchmal ist ihr Einsatz sinnvoll, oft ist er es nicht. Und dann hindert uns das Auto an der Wahrnehmung unseres Körpers, unserer Umgebung und des Wetters. Deshalb sollten wir es so oft wie möglich stehenlassen und uns zu Fuß, auf dem Rad oder im öffentlichen Verkehr bewegen. Das hilft beim Entschleunigen und regt zum Nachdenken an.

4. Probiere vieles aus, halte das meiste davon durch
Nachhaltigkeit ist nicht nur etwas für verbissene Ideologen oder griesgrämige Asketen, sondern fordert zur spielerischen Kreativität heraus. Probiere einfach einmal ein Kochrezept mit regionalen Zutaten aus, versuche ein Brot zu backen, Butter zu machen, einen kleinen Tisch selbst zu schreinern. Finde neue Wege in die Stadt jenseits der Autostraßen. Geh über den Wochenmarkt. Unterhalte dich mit einem Biobauern. Ersetze alte Rituale durch neue, nachhaltige. Wenn es gut läuft, mache es weiter. Wenn nicht, probiere etwas anderes aus.

Dr. Thomas Weißenborn ist theologischer Leiter am Marburger Bildungs- und Studienzentrum (mbs). Mit seiner Frau und seinen vier Kindern versucht er, konsequent nachhaltig zu leben.

Weitere Erfahrungsberichte zum Thema „Nachhaltig leben“ finden Sie in der aktuellen Ausgabe der family.

Bildnachweis: istockphoto/thinkstock

„Warum sind die nur so fies?“

Was soll ich ihm denn jetzt sagen?“ Hilflos steht Mira* (38) vor mir und erwartet einen Rat. Ihr Sohn Luis* (12) wird gehänselt. Manchmal würde er am liebsten zu Hause bleiben, einfach krank werden. Denn Schule ist so anstrengend. Nie laut pupsen. Bloß nichts Falsches sagen, sonst wird man öffentlich ausgelacht. Die Hose immer schön weit runterziehen, auf keinen Fall „strebermäßig“ rüberkommen … So weit klingt für Mira und mich alles ganz normal. Typisch Schule eben. Aber Luis ist unglücklich dabei, hat in letzter Zeit Probleme beim Einschlafen. Als Mira ihm sagte, sie habe das früher auch so erlebt, das gebe sich irgendwann von selbst, ist Luis ausgeflippt: „Du hast ja keine Ahnung!“

Und ich? Ich habe keine Ahnung, wie ich die Situation beurteilen soll. Was müssen Kinder einfach aushalten? Was macht sie stark für die Auseinandersetzungen, die im Erwachsenenleben auf sie zukommen? Wie können sie sich wehren, wenn ihnen etwas zu weit geht? Und was ist seelenverletzendes Mobbing, das man schnellstmöglich stoppen muss?

Was ist Mobbing und was nicht?

„Wenn ein Kind ein anderes Kind tritt, und dies vielleicht auch mehrfach, ist das eine aggressive Handlung und an sich kein Mobbing. Denn hier gibt es einen Angreifer und ein Opfer. Von Mobbing können wir sprechen, wenn negative Handlungen stets ein und dasselbe Kind treffen, und wenn gleichzeitig andere Kinder die Angreifer unterstützen“, weiß Françoise Alsaker. Sie ist Professorin für Entwicklungspsychologie an der Uni Bern und forscht seit vielen Jahren zum Thema Mobbing unter Kindern.

Negative Handlungen, das können Demütigungen sein – wie das Herausstellen von vermeintlichen Schwächen, das Verbreiten von Gerüchten oder der Ausschluss von allen Gruppenspielen. Erpressung kann dazu gehören. Treten, Schlagen, Schubsen oder Kneifen ebenso. Und auch das Zerknicken von Stiften oder ständiges Augenrollen und Stöhnen bei jeder Äußerung eines bestimmten Kindes. Mobbing hat viele Gesichter. Man kann es sogar als „Ist doch alles nur Spaß“ tarnen. Das macht es so schwer, es zu erkennen. Ein Erkennungsmerkmal bleibt allerdings stets gleich: Mobbing ist ein Gruppengeschehen, das sich gezielt gegen eine Person richtet und sich über einen längeren Zeitraum hinzieht.

Bei Mobbing geht es immer auch um Macht. „Mobber wollen Erfolg, kein Kräftemessen und auch keine Strafe“, erklärt Alsaker. „Die Mobber sind viele: Ein, zwei Anführer – oft mehrere Mitläufer. Das Opfer steht allein. Dadurch ist ihr Erfolg bereits vorprogrammiert.“ Und wenn die Mobber doch ertappt werden? „Können sie einander in ihren Aussagen stützen, wodurch das Machtgefälleweiter wächst.“

Mobbing oder simpler Streit?

Und wie unterscheide ich zwischen Mobbing und einem Streit? Dazu Alsaker: „Bei einem Streit sind die Kinder einigermaßen gleich stark, mindestens aber gleichberechtigt.“ Geraten zwei Streithähne öfter aneinander und zieht mal der eine, mal der andere den Kürzeren, egal ob verbal oder bei einer kurzen Klopperei, müssen Eltern sich noch keineSorgen machen. „Solche Konflikte gehören zum Alltag, zur sozialen und emotionalen Entwicklung.“ An ihnen lernten Kinder, sich durchzusetzen, aber auch mal nachzugeben und sich zu vertragen. „Außerdem erkennen sie dabei, wie weit sie gehen können. Und sie lernen, sich zu wehren.“ Mobbing hingegen biete Kindern genau diese Möglichkeit nicht. „Ein Mobbing-Opfer hat keine Chance gegenüber den anderen. Es lernt nur eins: nachgeben und einstecken.“

Noch etwas gibt Alsaker zu bedenken: „In Konflikten wird um oder über etwas gestritten. Beim Mobbing geht es hauptsächlich darum, das Opfer zu verletzen, seinen Wert als Mensch herabzusetzen. Zudem geht Mobbing auch dann noch weiter, wenn das Opfer bereits klein beigegeben hat.“

Um Mobbing herrscht Schweigen

Eines der verstörendsten Ergebnisse der Mobbingforschung ist, dass um Mobbing Schweigen herrscht. Mobber berichten ihren Eltern mit Sicherheit nicht, was sie treiben. Sie wissen, dass es nicht in Ordnung ist. Selbst die Opfer schweigen häufig. Vor allem über das Ausmaß. So wissen Eltern manchmal nur von der Spitze des Eisberges und denken, ihr Kind berichte von Einzelfällen. Deshalb rät Alsaker allen Eltern: „Hören Sie Ihren Kindern gut zu, wenn sie etwas erzählen. Nehmen Sie sie ernst und stellen Sie interessierte Fragen, wie:

• Ist das früher schon passiert?
• Haben die anderen Kinder etwas gesagt?
• Was ist danach geschehen?

Verkneifen sollten Eltern sich vorschnelle Erwiderungen wie „Ist doch nicht so schlimm!“, „Da musst du dich selber wehren!“ oder „Was hast du denn dazu beigetragen, dass dir das passiert ist?“ Soll Mobbing wirkungsvoll gestoppt werden, muss darüber geredet werden: Kinder sollten zu Hause alles äußern dürfen. Eltern sollten offen mit den Lehrkräften sprechen können. Und Lehrer sollten Mobbing in der Klasse ansprechen, allerdings ohne nach Ursachen oder Schuldigen zu suchen. So muss sich kein Mobber verteidigen. Und kein Opfer wird bloßgestellt.

*Alle Namen geändert

Anke Gasch ist freie Autorin und lebt mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Kindern in Hilden.

Weitere Artikel zum Thema Mobbing finden Sie in der aktuellen family 02/13. Jetzt bestellen

Bildnachweis: thinkstock

Mütter bestürmen den Himmel

Christine Gehrig trifft sich regelmäßig mit anderen Müttern zum Beten. Ein echter Segen!

Nein, wir sind nicht zu verwechseln mit den Kabarettistinnen „Die Mütter“. Trotzdem sind wir welche. Nicht Kabarettistinnen, sondern Mütter. Und das Leben ist manchmal wie ein Kabarett: schräg, irrwitzig, heillos verworren. Wenn unsere Kinder daneben langen in der Wahl ihrer Freunde. Wenn ihr Verhalten uns Rätsel aufgibt. Wenn wir überanstrengt sind. Wenn sich beruflich oder beziehungsmäßig was verkantet. Wenn wir unter Krankheiten, Krächen, Krisen leiden. Und auch, wenn es was zum Freuen gibt.

Deshalb treffen wir Mütter uns, tauschen uns aus, lachen, ermutigen uns und beten mit- und füreinander. Zu einem Unsichtbaren, der dabeisitzt, mitfühlt und unsere Dinge in Planung nimmt: Jesus.

Gestaunt und gelacht

Meine Zweifel wiegen manchmal schwerer als mein Vertrauen. Dann ist es ein starkes Getragenwerden, wenn meine Freundinnen für mich glauben und den Himmel bestürmen. Umgekehrt tue ich es auch gern für sie. Ich bin so froh, dass ich sie habe: Nikolina ist sehr einfühlsam, Heidrun weiß oft das rechte Wort zur rechten Zeit, Annette bringt komplexe Inhalte gut auf einen Nenner, Anja hat ein weites Herz, Joyce kann sehr gut zuhören.

Leider haben wir es in unserem zweieinhalbjährigen Bestehen verpasst, Protokoll zu führen. Protokoll über etappenweise oder spontane Gebetserhörungen. Denn oft haben wir gestaunt und gelacht. Sei es, dass eine Freundin inneren Frieden und Klarheit bekam. Eine Tochter hat sich mit ihrer Freundin wieder versöhnt. Eine Familie hat ein Haus gefunden. Ein finanzieller Engpass weitete sich, schulische Probleme haben sich gelöst, ein Kindergeburtstag verlief harmonisch oder ein in sich gekehrtes Kind taute vergnügt auf. Und eine Freundin, die mit großem Interesse bei uns eingestiegen ist, hat einen Durchbruch zu Jesus erlebt.

Praktische Hilfe

Unsere Gebete beschränken sich nicht auf die Mittwochvormittage. Gedanklich nehmen wir die Anliegen mit in die Woche. Auch in ganz lebenspraktischen Dingen unterstützen wir uns gegenseitig. Einmal nahm ich ganz spontan einen kleinen Jungen in Obhut, den das Jugendamt vermittelt hat. Weil meine Kinder schon groß sind, hatte ich weder Kleidung noch Kinderwagen oder Kinder sitz. Schnell und zuverlässig bekam ich alles von meinen Freundinnen. Mal backt die eine für die andere einen Kuchen, wenn es pressiert. Wertvolle Informationen, welcher Arzt gut ist, wo man Geld sparen kann, wie man eine Haushaltspraktikantin bekommt, wo welche Veranstaltung stattfindet, machen bei uns die Runde. Da wird Gottes Liebe herrlich erfahrbar.

Wie fing es eigentlich an? Durch Zuzüge entstand eine kleine Ansammlung christlicher Familien in unserem Wohnviertel und bei Heidrun die Idee für unsere Treffen. Auch aus anderen Stadtteilen kamen Frauen hinzu. Die jeweilige Gastgeberin stellt Wohnzimmer, Spielekiste und Getränke zur Verfügung und wir halten uns an die Termine, soweit es geht.

Unsere geographische, zeitliche und zwischenmenschliche Schnittmenge ist ein großes Geschenk und nicht selbstverständlich. Dafür sind wir dankbar. Erwartungsvoll beten wir weiter und sind gespannt, welche Überraschungen wir noch erleben werden.

Christine Gehrig ist Familienfrau und Nordic-Walking- Lehrerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Bamberg.

Foto: photocase/unseen

Ehe in der Pubertät

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, dann kriselt häufig nicht nur die Eltern-Kind-Beziehung. Auch die Beziehung zwischen den Ehepartnern kann ins Trudeln geraten. Wie man dem entgegenwirkt, erläutern die Paarberaterin Felicitas A. Lehnert und der Theologe Dr. Volker A. Lehnert im Gespräch mit family-Redakteur Christof Klenk.

Ihr neues Buch heißt „Ehe in der Teenie-Krise“. Was sind besondere Herausforderungen, denen sich Väter und Mütter in dieser Zeit stellen müssen?

Felicitas Lehnert: Eltern geraten in den Spagat zwischen der Pubertät der Kinder und den Erinnerungen an die eigene Pubertät. Aber die Merkmale der Teenagerwelt damals passen häufig nicht auf die Teenagerwelt von heute, weil die Welt eine andere geworden ist. Wir erziehen unsere Kinder in eine Welt, die wir selbst nicht gelernt haben. Dies ist eine Gratwanderung und eine große Herausforderung. Sie sagen auch, dass Eltern von Teenagern sich entwickeln müssen. Wohin sollen sie sich entwickeln?

Volker Lehnert: In die nächste Reifestufe. Die „Aufzucht der Kleinen“ kommt zu einem Abschluss. Damit auch das eigene Leben in die nächste Stufe kommt, sind neue Perspektiven, neue Ziele und Zukunftspläne für die eigeneBeziehung nötig.

Felicitas Lehnert: Diesen Entwicklungsschritt weiter zu gehen, ist erstrebenswert. Die Teeniephase der Kinder ist eine entscheidende Phase für die Eltern. Wenn man sie durchlebt, durchleidet und für sich eine Perspektive findet, dann ist das ein enormer Schritt. Ein Mensch verändert sich nur in der Krise. Wenn alles gut läuft, besteht kein Anlass zur Veränderung.

Wie kann sich eine kriselnde Ehe der Eltern auf die Pubertät der Kinder auswirken?

Felicitas Lehnert: Kinder lernen von ihren Eltern – so auch den Umgang mit Krisen. Gelingt es den Eltern, eine Krise als Herausforderung anzugehen und zu bewältigen, so lernen Kinder: Probleme sind dazu da, sie zu lösen. Scheitern Eltern an dieser Aufgabe, so lernen Kinder Ohnmacht. Dieses Grundgefühl werden sie in ihre eigene Partnerschaft hineintragen.

Sie sagen, wenn die Kinder massiv pubertieren, dann liegt etwas im Argen mit der Beziehung der Eltern. Wenn sie es gar nicht tun, auch.

Felicitas Lehnert: In einer Familie kann man nicht ein einzelnes Mitglied isoliert betrachten. Auffälliges Verhalten des Pubertierenden – egal, in welche Richtung – sagt nicht nur etwas über das Kind. Eltern stehen vor der Frage: Warum? Wo liegen die Wurzeln? Was hat das mit uns zu tun? Was tragen wir zu diesem Verhalten bei? Und: Wovon lenkt der scheinbare ‚Problemfall Kind‘ möglicherweise ab? Ist es nur Symptomträger?

Volker Lehnert: Wenn man die Ursachen für die Probleme des Kindes sucht, stößt man sehr häufig auf Verletzungen und Verdrängungen der Eltern.

Nun haben wir wahrscheinlich alle Verdrängtes und Unverarbeitetes, das wir lieber nicht anrühren wollen. Seien es unverwirklichte Träume oder Enttäuschungen.

Felicitas Lehnert: So wenig wie Eltern ein Anrecht auf perfekte Kinder haben, so wenig haben Kinder ein Anrecht auf perfekte Eltern. Auch dies gilt es nicht zu verdrängen. Die Schwere der Schatten wiegt unterschiedlich von Mensch zu Mensch. Das entbindet aber nicht von der Aufgabe, sich ihnen zu stellen.

Ist das unausweichlich?

Felicitas Lehnert: Ja. Genauso wie unsere genetischen Dispositionen uns ein Leben lang begleiten, genauso werden wir unsere familiären Prägungen niemals abstreifen können. Wir können sie verdrängen, sie ignorieren, uns ihnen ausliefern. Oder wir können sie erkennen, annehmen, gestalten und eventuell sogar lieben lernen.

Viele Familien leiden auch darunter, dass die gemeinsame Zeit zwischen Alltag und Berufsleben auf der Strecke zu bleibt.

Volker Lehnert: Das neue Zauberwort heißt ‚Work-Life-Balance’. Dabei geht es darum, dass genügend Zeitressourcen für die Beziehungspflege eingeplant werden. Wir beobachten mit großer Sorge, dass unser gesellschaftlichesLeben immer mehr Zeit für Aufgaben in Anspruch nimmt, die nichts mit unseren Primärbeziehungen zu tun haben. Unsere Prioritäten liegen bei genauem Hinsehen zunehmend außerhalb unserer Familie. Wer aber die Zeit an einer guten Beziehungspflege spart, der spart am falschen Ende.

Felicitas Lehnert: Die Plattitüde, es käme lediglich auf die Qualität der Zeit an, die man miteinander verbringt, ist zu kurzsichtig. Es gibt keine Qualität ohne ein Mindestmaß an Quantität.

Sie schreiben in Ihrem Buch auch über „abwesende Väter“. Herr Dr. Lehnert, Sie sind auch ein viel beschäftigter Mann. Wie haben Sie dafür gesorgt, genügend anwesend zu sein?

Volker Lehnert: Als unsere Kinder klein waren, war ich als Gemeindepfarrer tätig. Das ist einerseits eine Belastung, denn Kinder müssen ihren Vater häufig mit vielen anderen Menschen teilen. Anderseits habe ich diese Zeit als großes Privileg erlebt, denn viele Tätigkeiten im Pfarrdienst finden zu Hause statt. Dadurch war ich immer wieder in der Familie präsent. Meine Frau und ich haben uns damals auch klare Regelungen für unsere Paarbeziehung gesetzt. Ich hatte in der Regel montags meinen freien Tag, gelegentlich kamen die Großeltern zur Kinderbetreuung und ein Abend in der Woche gehörte nur uns beiden. Solche Zeiten muss man sich erstreiten. Manche behaupten, sie hätten keine Zeit für Partnerschaft und Familie, aber jeder Mensch hat 24 Stunden am Tag – und damit muss man gut haushalten.

Neben den Vätern, die abwesend sind, berichten Sie auch über Männer, die nicht die Vaterrolle einnehmen. Wie kann man das verstehen?

Felicitas Lehnert: Die Emanzipation hat zu Recht eingeklagt, dass Väter sich mehr in die Familie einbringen, aber nicht als Ersatzmütter, sondern als Väter, mit der Aufgabe des Schutz-Gebens, des Halten-Könnens, des Leiten-Könnens … Kinder brauchen Väter, aber nicht in der Funktion des großen Bruders oder der zweiten Mutter.

Ist das die Schuld der Väter?

Felicitas Lehnert: Es geht hier nicht um Schuld. Väter sind heute häufig verunsichert. Alte Rollenverständnisse sind überholt, neue oft noch nicht gefunden. Der eigene Vater fungiert häufig nicht mehr als Vorbild. Und Frauen haben oft sehr große Erwartungen.

Was wäre die spezifische Väter- und Männerrolle?

Felicitas Lehnert: So wie es eine wichtige Aufgabe der Mutter ist, ihr Kind emotional satt zu machen, so ist es eine wichtige Aufgabe des Vaters, sein Kind emotional stark zu machen.

Volker Lehnert: Ein Vater sollte eine Art ‚Leitwolf’ sein. Dieser hat eine schützende Funktion und weicht keiner Bedrohung aus. Dadurch fühlt sich das ‚Rudel’, also die Familie, geschützt.

Felicitas Lehnert: Ein Vater muss sich bewusst sein, dass er sowohl bei seiner Tochter als auch bei seinem Sohn das Männerbild prägt. Der Sohn sieht: So werde ich mit meiner Frau umgehen. So werde ich mit meinen Kindern umgehen. So wichtig wird mir Familie sein … Die Tochter sieht: So wird ein Mann mit mir umgehen. So wird ein Mann mit meinen Kindern umgehen. So wird ein Mann zu seiner Familie stehen.

Sie schreiben auch über die Mutterrolle und dass es schwierig für Mütter ist, wenn ihre Töchter als „neue Schönheit“ erblühen.

Felicitas Lehnert: Das muss nicht, kann aber problematisch sein, insbesondere, wenn die Mutter sich über ihr Äußeres oder ihr Jungsein definiert und es ihr schwerfällt, in die nächste, durchaus attraktive Altersphase einzutreten. Unsere Kinder sind die nachfolgende Generation, die uns durch ihr Heranwachsen ständig vor Augen führen, dass ein Verharren in einer Lebensphase, mögen wir uns auch noch so an sie klammern, nicht möglich ist.

Wenn Sie die Aufgaben von Müttern und Vätern beschreiben, beziehen sich auf recht feste Rollenbilder. Sind sie unveränderlich?

Felicitas Lehnert: Nein. So viele Menschen es gibt, so viele Familien es gibt, so viele Varianten der Rollenaufteilung gibt es auch. Wichtig ist, dass jedes Paar seine eigene Rollenaufteilung findet. Das Kriterium ist, dass es der Familie dabei gut geht.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Wenn Teenager große Schwierigkeiten haben, tragen sie häufig die Probleme aus, die die Eltern mit sich selbst haben, sind Felicitas und Volker Lehnert überzeugt. In der aktuellen family 01/13  können Sie ihre Reaktion auf den konkreten Fall „Mein Sohn beschimpfte mich aufs Übelste“ nachlesen.

Interessiert? Dann testen Sie doch gleich family!

 

Foto: thinkstock/PolkaDot

Werteberge statt Spielzeughalden

Manche Kinderzimmer gleichen einem Spielzeugladen oder – je nach Alter – einem Elektronikgeschäft. Wie können Eltern dem allgegenwärtigen Konsumdruck gegensteuern? Anregungen von Silke Mayer

Mensch, Papa, biiiitttteeee!“, quengelt der zehnjährige Leon Groß für eine PlayStation Portable, während sein Vater gerade Unterlagen für eine Geschäftsreise zusammensucht. „Aber warum denn nicht? Papa? Pa-pa!“ Herr Groß sieht auf die Uhr und seufzt. „Also gut, wenn ich zurück bin, kaufen wir eine.“ Zur gleichen Zeit steht Frau Hartwig im Zimmer ihrer Tochter – einem Prinzessinnenreich aus Lila und Pink – und diskutiert über den anstehenden Schulranzen. „Nein, den von Lillifee!“, nölt die kleine Anna, „Sophie bekommt auch einen.“ Nach langem Hin und Her, Bitten, Betteln und Keifen gibt Frau Hartwig nach. Und hat ein schlechtes Gewissen. War es richtig, wieder einmal einzulenken? Eigentlich kann sie sich den teuren Ranzen gar nicht leisten.

Das große Quengeln
Laut Statistischem Bundesamt geben Eltern im Schnitt 550 Euro pro Monat für Kleidung, Spielzeug und Nahrungsmittel ihres Kindes aus, manchmal die Hälfte des Haushaltsnettoeinkommens. Dabei gibt es eine deutliche Steigerung nach Altersphasen: Kinder bis zu sechs Jahren kosten am wenigsten, ab der Grundschule wird es teurer und am meisten berappen die Eltern von Teenagern. Aber auch bei den Kleinen ist mittlerweile ein Anstieg zu verzeichnen: Für die Ausstattung von Erstklässlern bezahlten Eltern laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 2011 durchschnittlich 215 Euro. Das sind 30 Euro mehr als noch ein Jahr zuvor.

Den Handel dürfte es freuen. Denn der hat Kinder längst schon als kaufkräftige Zielgruppe entdeckt. In Zeiten, in denen es kaum noch darum geht, Fehlendes oder Defektes zu ersetzen, werden Gewinne mit dem Wunsch nach immer Neuem gemacht. „Kunden finden – Kunden binden“ heißt ein gängiger Slogan aus der Welt des Vertriebs. Und so werden Kinder- und Jugendprodukte weitflächig beworben: auf Plakaten, in Zeitungen, Internet und TV. Kinder zwischen sechs und 13 Jahren sehen monatlich etwa 900 Werbespots. Verschiedenen Studien zufolge haben Sechsjährige bereits 50 Prozent ihrer Konsumkompetenzen ausgebildet, 100 Prozent erreichen sie mit 16 Jahren.

Wen wundert es da, dass auch der Nachwuchs immer bestens informiert ist, was es gerade auf dem Markt gibt? Sobald etwas Begehrenswertes die Runde durch Freundeskreis und Schule macht, beginnt das große Quengeln. Besonders gestresste Eltern sind dafür anfällig. Der Wunsch nach Ruhe verleitet oft zu vorschnellem Nachgeben. Manch einer schlägt seinem Kind aber auch deshalb kaum etwas ab, weil er ein schlechtes Gewissen hat. Weil ihm vielleicht aus beruflichen Gründen häufig die Zeit für Sohn oder Tochter fehlt oder weil er als Alleinerziehender mit Geschenken unbewusst den fehlenden Elternteil wettmachen möchte.

Bloß kein Außenseiter
So gut wie alle Eltern geben klein bei, wenn irgendwann das verzweifelte Totschlagargument ertönt: „Alle in meiner Klasse haben das! Ich bin der Einzige, der …“ Dann greift die Angst der Eltern vor Ausgrenzung. Niemand will sein Kind zum Außenseiter machen. Jeder kann sich vorstellen, wie es ist, nicht dazuzugehören. Durch eigene Kindheitserinnerungen, aber auch als erwachsenes Mitglied einer Gesellschaft, in der Konsum und Besitz einen übergroßen Stellenwert einnehmen.

Sozialpsychologisch betrachtet hat jeder Mensch den Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung und orientiert sich an den Normen und Standards seiner Bezugsgruppe. In anderen Worten: Es gilt, innerhalb des eigenen Umfelds dazuzugehören, mitzuhalten in punkto Aussehen, berufliche Position, Auto, Wohnung oder Mode. Schon immer war das so, im alten Rom wie auch bei unseren Eltern.

Neu ist allerdings die Steigerung, die das Thema Besitztum in den letzten Jahrzehnten erfahren hat. Immer schneller kommen neue Produkte auf den Markt, Trends wechseln in immer rascherer Folge. Das Weihnachtsfest geht mittlerweile unter im Kaufrausch und allenthalben wird uns demonstriert, Besitz sei gleichbedeutend mit Glück und Lebensfreude. „Ich kaufe, also bin ich“, scheint das Credo der modernen Gesellschaft zu sein.

Wer unreflektiert ein solches Wertesystem und Konsumverhalten (vor)lebt, hat es schwer, Kindern ihre Wünsche abzuschlagen. Wer selbst Markenprodukte kauft, setzt damit Maßstäbe bei seinem Kind. Laut GfK waren beispielsweise 74 Prozent der Eltern selbst der Ansicht, dass bei einem Schulranzen die Marke besonders wichtig sei (2010). Warum sollten dann Kinder weniger einfordern als ausschließlich bestimmte Fabrikate?

Tiefergehende Werte
Ohne das eigene elterliche Verhalten zu überdenken und zu ändern, hat man kaum eine Chance, dem Sog der oberflächlichen Konsumwelt zu entkommen. Materielles war noch nie ein Garant für Glück, schon gar nicht ein Ersatz für Zeit oder Liebe. Es verhilft weder zu echten Freunden noch zu wahrhaftem Selbstbewusstsein. Anstelle von Konsum und pausenloser Bedürfnisbefriedigung sollten durch Vertrauen, bewusste Lebensgestaltung und Auseinandersetzung tiefergehende Werte vermittelt werden. Am allerbesten ist es natürlich, von klein auf anderen als materiellen Dingen Bedeutung einzuräumen. Ausflüge unternehmen statt massenhaft Spielzeug kaufen, miteinander reden, sich Zeit nehmen, Gemeinsamkeit leben – das ist es, worauf es wirklich ankommt. Zeitlich gestressten Eltern könnte es helfen, ihre Prioritäten anders zu setzen. Ist die saubere Wohnung am Wochenende wirklich so wichtig? Warum nicht einfach das Putzen einmal ausfallen lassen und stattdessen etwas spielen? Oder gemeinsam putzen und die gewonnene Zeit in eine schöne Unternehmung investieren?

Selbstbewusstsein stärken
Kinder sollten erfahren, dass es nicht wichtig ist, immer anerkannt zu sein und um jeden Preis dazuzugehören. Statt bewundernde Aussagen über den BMW des Nachbarn zu machen, könnte auch einmal ein Künstler gelobt werden, der unbeirrt seinen eigenen Weg gegangen ist. Eltern sollten herausstellen, dass es gut und erlaubt ist, eine eigene Meinung zu vertreten. Und das Kind sollte entsprechend gefördert und ermuntert werden. Das Selbstbewusstsein seines Kindes zu stärken, ist ohnehin das A und O im Kampf gegen den Konsumwahn, der aus Gruppendruck erwächst. Um gefeit zu sein gegen den Drang, alles mitmachen zu müssen, helfen dem Kind auch außerschulische Kontakte, etwa in einem Sportverein oder in der Musikschule. Solche Aktivitäten bringen neue Freunde und Aufmerksamkeit von ganz anderer Seite. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass auf diese Weise Alternativen zu Fernsehen und PC geschaffen werden und damit auch zur allgegenwärtigen Werbung.

Als Eltern findet man Unterstützung im Kontakt zu Gleichgesinnten mit ähnlich konsumkritischer Haltung. Wer richtiggehend etwas bewirken möchte, könnte das Thema einmal beim Elternabend der Schule zur Sprache bringen. Zumindest aber macht es Sinn, sich mit den Eltern der engsten Freunde des Kindes auszutauschen und Absprachen zu treffen.

Tatsache ist: Für Kinder ist es unglaublich wichtig, in ihrer Gruppe dazuzugehören. Im Grunde geht es beim Rückzug aus dem Konsum auch nicht um Verzicht, sondern um Mäßigung. So sollte unterschieden werden, welcher Wunsch für das Kind wirklich bedeutungsvoll ist und was lediglich dazu dient, im Freundeskreis ganz vorne mitzumischen.

Der goldene Mittelweg
Wenn ein Grundschüler auf die weiterführende Schule wechselt, ist das definitiv ein entscheidender Schritt im Leben des Kindes. Der will auch durch eine neue Schultasche signalisiert sein. Hier aus Prinzip zu blocken, wäre mehr schädlich als nützlich und würde eine tiefe Wunde hinterlassen. Hingegen jeden Monat neue Spiele für Nintendo, PlayStation und Co. zu erwerben, wäre erzieherische Achtlosigkeit. Ein guter Indikator dafür, wie viel einem Kind die Erfüllung seines Wunsches wirklich bedeutet, ist übrigens, es etwas vom Taschengeld beisteuern zu lassen.

Wer öfter nach einem Mittelweg sucht zwischen zu hohen Ausgaben und Wunscherfüllung, dem seien die Klassiker unserer Eltern empfohlen: Das Geschenk „aufteilen“ auf mehrere Feiertage, Geburtstag und Weihnachten etwa, oder auf mehrere Verwandte. Dank Internetbörsen kann man heutzutage auch leicht gutes Gebrauchtes finden. Eine weitere Variante wäre, das ein oder andere Teil aus der Habe des Kindes zu verkaufen, um mit dem Erlös wiederum das Gewünschte zu finanzieren.

Anschaffungen für die Kinder sind und bleiben ein Drahtseilakt zwischen Herz und Kopf. Heilsam gegen allzu leichtfertiges Nachgeben ist dabei die Erinnerung an die eigene Kindheit. Auch wir haben unseren Eltern damals erzählt, dass alle außer uns dies und jenes besäßen. Gestimmt hat das früher genauso wenig wie heute. Und wurden wir wirklich direkt zum Außenseiter, wenn uns hin und wieder etwas versagt wurde? Hat es uns dauerhaft psychisch geschadet, wenn wir nicht immer sofort jede Kleinigkeit bekamen?

Unsere schönsten Erinnerungen sind selten die, dass wir mit Spielzeug oder Anziehsachen überhäuft wurden, sondern die, wie uns ein wirklich großer Wunsch erfüllt wurde. Oder es sind Erinnerungen an besondere Menschen und ihre Eigenheiten, an Erlebnisse, an Atmosphäre. Diese Erkenntnis hilft, ab und zu nein zu sagen, wenn die Wünsche unserer Kinder überhand nehmen. Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen mit dem allgegenwärtigen Dauerkonsum. Ein Zuviel an Bedürfnisbefriedigung ist gleichzeitig ein Zuwenig an Auseinandersetzung, an Wegweisung, an Förderung und kritischem Hinterfragen.

Ich kannte einmal ein amerikanisches Ehepaar, dessen Kinder an Weihnachten nie mehr als drei Geschenke bekamen – so viele, wie eben Jesus auch nur erhalten hatte. Ein erstaunliches Beispiel für Mäßigung. Vielleicht muss es aber gar nicht so extrem sein. Geschenke nur an Weihnachten – statt schon an den 23 Tagen vorher – wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Silke Mayer arbeitet im Bereich Weiterbildung und Training, daneben ist sie als freiberufl iche Autorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Duisburg.

Foto: thinkstock/stockbyte

„Das hat unserer Ehe gut getan!“

Was hilft, die Zweierbeziehung frisch zu halten und zu stärken? Vier Paare beantworten diese Frage sehr unterschiedlich. Zwei Antworten können Sie hier lesen.

Zusammen putzen!

Ingrid und Rüdiger Jope schwingen zuerst den Wischlappen und genießen dann den Feierabend gemeinsam.

Freitag 14 Uhr. Rüdiger genießt seine Spaghetti, vor mir dampft ein Pott Milchkaffee. Unsere Große macht Mittagspause, unser Kleiner Mittagsschlaf. Um 15 Uhr ist die Ruhe vor dem Sturm vorbei. Rüdiger wuselt mit dem Lappen durch Treppenhaus und Wohnzimmer, während ich den Fingertapsen, Fettspritzern und Krümeln auf dem Fußboden in der Küche zu Leibe rücke. Anna schafft das Altglas weg und leert die Kinderzimmer-Mülleimer. In der Zwischenzeit wacht Joshua auf und plappert aufgeregt „Gauger, Gauger!“ Zehn Minuten später steht er mit seinem Kinderstaubsauger mitten im Gewühl. 16 Uhr – Anna muss zum Chor. Papa und Sohn begleiten sie. Ich nutze die sturmfreie Zeit, um Bad und Toiletten auf Vordermann zu bringen. Als ich zum letzten Mal den Wischlappen auswringe, höre ich die Stimme aus dem Kinderwagen: „Trattor, Trattor!“ – „Hast du Joshuas Spieltraktor irgendwo gesehen?“ Rüdiger gibt mir einen Kuss. Ich gehe mit den Kindern für die verbleibende Zeit bis zum Abendessen in den Garten. Währenddessen poliert Rüdiger Parkett und Treppen von oben bis unten. Irgendwann nach zwanzig Uhr sitzen wir mit einem Glas Rotwein im Wohnzimmer. Wir genießen die saubere Wohnung und die Freiheit, uns samstags was anderes vorzunehmen: In Ruhe was am PC zu arbeiten, Laufen zu gehen, im Garten zu werkeln oder nach einem ausgiebigen Frühstück etwas Schönes zu unternehmen. Obendrein genießen wir das Gefühl, die unangenehme Arbeit gemeinsam geschultert zu haben. Das befruchtet auch unser Miteinander, wenn es ums Teilen von inneren Lasten geht. Regelmäßig nehmen wir uns Zeit, um uns gegenseitig zu erzählen, was uns bewegt, wie es in uns aussieht. Einander zuhören, nachspüren, wie es dem anderen geht und dadurch manches besser verstehen zu können – das tut einfach gut.

Beides gehört für uns zusammen: Die Alltagslasten miteinander tragen und die Herzensanliegen miteinander teilen. So sind wir gemeinsam unterwegs – mal macht es richtig Spaß, mal halten wir zusammen und uns gegenseitig aus und mal erfahren wir: Geteilte Last ist halbe Last.

Ingrid und Rüdiger Jope wohnen mit ihren Kindern Anna (7) und Joshua (2) in Wetter/Ruhr. 

 

 

In die Zukunft gecoacht

Rebekka Schwaneberg und ihr Mann Falko profitieren von den richtigen Fragen eines Coaches.

Der „Ernst des Lebens“ – vor einem Jahr stand ich am Ende meines Studiums, und vor diesem Hintergrund tauchten nun die sehr großen Fragen des Lebens auf: In welche Richtung möchte ich mich entwickeln? Wie stelle ich mir die gemeinsame Zukunft mit meinem Mann vor? Haben wir eine Vision für unser Leben, ein gemeinsames Ziel? Ich entwickelte in dieser Zeit eine tiefe Sehnsucht nach einem spannenden und vollgepackten Leben; ich wollte viel mehr als „nur“ Auto, Haus und Kinder – ich wollte die Welt sehen und sie verändern, Spuren hinterlassen, Gott und den Menschen dienen, an Grenzen stoßen, meinen Horizont erweitern, lernen, wachsen, lieben – einfach alles auf einmal. Und am liebsten noch im selben Jahr raus in die Welt, zusammen mit meinem Mann, als vollzeitliche Missionare.

Für meinen Mann kam das alles überraschend und plötzlich, er fühlte sich (zu Recht) überfordert und überrannt von meinem Aktionismus und meinen Sehnsüchten. Ich wiederum fühlte mich von seinem Zögern ausgebremst und fing an, daran zu zweifeln, dass ich an der Seite meines Mannes meine Wünsche und Sehnsüchte würde erfüllen können.

Ein sehr guter Bekannter, der sich zum systemischen Berater und Coach hatte fortbilden lassen, hörte von unseren Fragen und bot uns ein Paar-Coaching an. Er half uns, die richtigen Fragen für unsere Situation zu formulieren und auf diese Weise einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden. Wir analysierten zunächst jeweils unsere Stärken und stellten dabei fest, wie gut wir uns in all unserer Unterschiedlichkeit ergänzen! Gott hat so viele gute Dinge in uns hineingelegt und wir dürfen uns daran freuen und einander damit dienen.

In einer anderen Sitzung sprachen wir darüber, wie wir uns unser Leben „im Rückspiegel“ vorstellen, was uns im Leben wirklich wichtig ist. Hier konnte vor allem ich darüber staunen, dass wir beide in die gleiche Richtung schauen. Unsere Ziele und Vorstellungen von einem erfüllten Leben sind identisch – wir hatten nur aufgrund unserer unterschiedlichen Kommunikationsstile Schwierigkeiten, dies wahrzunehmen und einander wirklich zu verstehen.

Heute, ein Jahr nach dem Coaching, haben wir noch nicht „die eine“ Vision für unser Leben gefunden – aber ich verspüre auch keinen solchen Druck mehr. Wir beide konnten durch das Coaching neu Vertrauen in Gott und in unsere Ehe fassen – er hat sich offenbar etwas dabei gedacht, uns einander anzuvertrauen. Er hat etwas Wunderbares mit uns vor und wir sind schon sehr gespannt darauf!

Rebekka Schwaneberg lebt mit ihrem Mann in Berlin und arbeitet als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache.

 

 

 

 

 

 

Weitere Berichte zu diesem Thema finden Sie in der aktuellen family 01/13. Jetzt bestellen

family im Fernsehen

Das Projekt „family“ startet im Januar einen neuen Ableger: family – das TV-Magazin. Drei Sender strahlen die Sendung zur Zeitschr ift aus. Noch Fragen? Hier sind einige Antworten von family-TV-Redakteur Christof Klenk.

Was ist das Besondere an der Sendung?
Es gibt kaum eine Sendung im deutschen Fernsehen, die die Themen Ehe und Familie klar und realistisch in den Blick nimmt, sodass man als Zuschauer wirklich etwas erfahren und lernen kann. Meistens sind es superdramatische Chaosberichte, in denen es ums Überleben als Familie geht. Häufig werden Familien vorgeführt.

Stattdessen macht ihr …
… einen Mix aus Unterhaltung, Nutzwert und Magazin. family zeigt Familie und Ehe mit allen schönen Seiten, Herausforderungen und Chancen. Wir stellen Familien vor, die interessante Wege beschreiten, mitten im Leben stehen und Spaß am Alltagschaos haben.

Worum wird es in der ersten Folge gehen?

  • Familie Wilhelm betreut in der Bereitschaftspflege Kinder auf Zeit. In family erzählen sie, was das mit ihnen als Familie macht.
  • Mike Müllerbauer macht Musik für Kinder. Vor kurzem ist er selbst Vater geworden.
  • Das Comedypaar Lennardt + Lennardt stellt sich der Frage: „Was hätte aus uns werden können?”
  • Paarexperte Florian Mehring erklärt, was die erste Liebe so besonders macht.
  • Ein Blick hinter die Kulissen der family-Redaktion.

Wann startet die Sendung und wo kann ich sie sehen?
Ab 07.01.2013 startet family im Fernsehen. BibelTV, ERF und Hope Channel werden die Sendung zeigen. Weitere Sende Termine entnehmen Sie bitte den Publikationen der Sender.

Wenn Zeitschriftenmacher sich in die Filmwelt aufmachen, gibt es bestimmt einige Aha-Erlebnisse.
Es ist für einen Zeitschriftenmenschen immer wieder verblüffend, wie viele Menschen an einer Fernsehproduktion beteiligt sind und was das für einen Organisationsaufwand bedeutet.

Wo kann ich wann die erste Sendung sehen?

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ERF

07.01.13, 21:45

08.01.13, 17:15

13.01.13, 12:15

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[one_third]

BibelTV

13.01.2013, 18:00

15.01.2013, 11:00

16.01.2013, 21:45

17.01.2013, 01:30

23.01.2013, 19:00

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[one_third]

Hope Channel

07.01., 20:15

10.01., 19:00

16.01., 08:30

27.01., 17:00

31.01., 17:30

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