„Wie ein Zaun, der den Garten der Liebe schützt“
Wenn Mann und Frau eine Beziehung eingehen und heiraten, bilden sie eine neue Einheit. Warum innerhalb dieser Einheit Grenzen entscheidend wichtig sind, damit die Liebe gedeihen kann, erklärt der Psychotherapeut Jörg Berger im Interview.
Warum sind Grenzen in einer Paarbeziehung so wichtig?
Grenzen definieren den Bereich, wo ein Staat das Sagen hat. Das ist im zwischenmenschlichen Bereich eine hilfreiche Metapher. Es geht hier um die Würde des Menschen, um Nähe und Abstand, um Selbstbestimmung. Jeder hat seinen Bereich, in den andere nicht reinregieren dürfen. Wenn jemand ohne Absprache auf meinem Grundstück wirtschaftet, dann provoziert er damit negative Gefühle und schwierige Beziehungssituationen. Dann gerät die Liebe in Gefahr.
Was wäre ein klassischer Grenzübertritt?
Es geht oft um Respekt. Wenn man den anderen abwertet, im Streit beleidigt, dann ist das eine Grenzüberschreitung, weil die Würde und das Ansehen des anderen unantastbar sind. Es kommt auch vor, dass jemand versucht, den Bereich des anderen zu beeinflussen, ihm zu sagen, wie er essen soll, was er anziehen soll, was er denken soll. Er bestimmt, was im Garten des anderen gepflanzt werden soll. Das tut der Beziehung nicht gut.
Was könnte dahinterstecken, wenn jemand gar keine Grenzen setzen kann?
Manche Menschen haben die Gleichung gelernt: Liebe heißt, sich selbst aufzuopfern. Das bedeutet für sie, dass sie ihre Bedürfnisse zurückstellen und die Grenzen so verrücken, wie der andere das haben will. Manche Menschen sind in ihrer eigenen Wahrnehmung so verunsichert, dass sie nicht einschätzen können, wo gesunde Grenzen liegen.
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