Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Zoff mit der Schwiegertochter

„Ich rassle immer häufiger mit der Frau meines Sohnes aneinander. Unser Verhältnis – auch das zu meinem Sohn – wird dadurch immer schlechter. Ich will, dass wir uns gut verstehen. Wie kann ich dieses Problem angehen?“

Da die gestellte Frage keine Einzelheiten und Beispiele beinhaltet, versuche ich, ein paar Grundsätze aufzuzeigen, die mein Mann und ich uns im Umgang mit unseren Kindern und Schwiegerkindern angeeignet haben.

KEINE BESSERWISSERISCHEN VORSCHLÄGE!

Wir, als Eltern und Schwiegereltern, bemühen uns, uns nicht in die Angelegenheiten der Familien einzumischen. Deutlicher: Als „erste Generation“, die bereits Kinder großgezogen hat, kennen wir auf der einen Seite unsere Defizite, auf der anderen Seite sehen wir, dass wir manches gut und richtig gemacht haben und hoffen, dass unsere erwachsenen Kinder unsere Werte übernehmen. Möglicherweise tun sie das, doch die Schwiegerkinder bringen eine andere Prägung mit, und vielleicht entscheiden und leben sie grundsätzlich anders, als wir es tun würden. Sie setzen persönliche Grenzen, lassen uns nicht mitreden, haben eigene Vorstellungen. Was ist daran verwerflich? Meine Lösung: Ich belasse es dabei und mache auch keine besserwisserischen Vorschläge. Mein Motto: Lernen, die Füße stillzuhalten!

Unsere Söhne haben sich für ihre Frauen entschieden. Manche Mütter empfinden darüber tief im Herzen einen Schmerz: Da ist nun die andere, die ihn doch gar nicht kennt, die vielleicht fordernd und in unseren Augen so gar nicht liebevoll mit unserem Sohn umgeht. Weiß sie überhaupt, was ihm guttut? Was ihm schmeckt? Was ihm gefällt? Warum hackt sie dauernd auf ihm herum? Ich als Mutter sollte lernen anzunehmen, dass ich „raus bin aus der Nummer“. Ich habe für seine Erziehung mein Bestes gegeben. Und nun läuft sein Leben an der Seite einer anderen Frau weiter. Punkt. Akzeptieren sollten wir als Mütter auch, dass unser Sohn zu ihr, seiner Frau halten wird – im Ernstfall gegen uns. So ist es erstrebenswert, eine gute Beziehung zur Schwiegertochter zu pflegen, um auch die Beziehung zu unserem Sohn gesund zu erhalten. Dieser Punkt liegt ganz allein in unserer Verantwortung!

DIE KLÜGERE GIBT NACH!

Hilfreich kann es sein, einmal zu analysieren, welches die schwierigen Themen sind, in denen wir aneinanderrasseln. Vielleicht berühren sie meine eigene Komfortzone, aus der ich nicht heraus möchte. Damit könnte es Momente in der Beziehung geben, in denen ich als die Ältere einfach still sein sollte. So ärgerlich es sich manchmal anfühlt: Der Klügere gibt immer nach! Ich muss nicht alles gutheißen, aber auch nicht alles in Frage stellen, sondern kann der nachwachsenden Generation zutrauen, dass sie ihr Leben regeln kann. Auch ohne mich.

Erst die nötige Zurückhaltung in Bezug auf unsere erwachsenen Kinder und Schwiegerkinder macht ein entspanntes Miteinander möglich – das ist meine/unsere Erfahrung!

Sabine Vetter ist seit 41 Jahren mit Ekkehart verheiratet. Gemeinsam haben sie sechs erwachsene Kinder und 15 Enkelkinder.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com