11 bis 15 – Teens und Alkohol

Elternfrage: „Meine Tochter wird bald 16 Jahre alt. Ich merke, dass Alkohol immer interessanter für sie wird. Ich würde sie gern vor unüberlegten Erfahrungen schützen. Habt ihr Anregungen, wie man gut mit Alkohol bei Teenagern umgehen kann?“

Nicht gleich verteufeln

Ich habe meine beiden Jungs (15 und 18) gefragt, welche Gesprächsmomente zum Thema Alkohol am besten bei ihnen angekommen sind. Ihre Tipps:

1. Nicht gleich verteufeln: Alkohol ist eine Sache des Maßes und kommt sogar in positiver Weise in der Bibel vor. Wir Eltern glauben häufig, dass es mehr bewirkt, wenn wir etwas extrem darstellen. Aber das stimmt nicht. Es entsteht eher ein größeres Interesse für die Sache, wenn wir übertreiben.

2. Verständnis zeigen: Es hat seine Gründe, warum sich Teenager für Alkohol interessieren. Vielleicht geht es um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, das Ansehen oder es steckt Neugier dahinter. Diese Gründe sind nachvollziehbar, nicht per se schlecht und eine Aufforderung an uns Eltern, den Rücken unserer Kinder zu stärken.

3. Eigene Erfahrungen ehrlich teilen: Damit meine ich gute wie auch schlechte Erlebnisse. Es verbindet, wenn Kinder erfahren, dass die Entscheidungen ihrer Eltern auch nicht alle gut waren. Außerdem kann es für sie hilfreich sein zu hören, dass wir als Jugendliche vielleicht auch nicht alles mitgemacht haben, obwohl es uns etwas gekostet hat.

4. Fakten sachlich darstellen: Es stimmt, dass Alkohol gefährlich sein kann. Da sprechen Geschichten, Zahlen über Unfälle, Süchte und ihre Folgen für sich – diese muss man gar nicht besonders ausführlich ausschmücken, um die Nachteile klarzustellen.

5. Ratschläge als Frage formulieren: „Überleg dir vor dem Alkoholkonsum: Was würdest du hinterher bereuen oder wofür würdest du dich schämen? Das mach dann nicht!“ Diesen Rat hat mein 15-jähriger Sohn formuliert, und ich finde ihn sehr weise.

Judith Böttcher ist Ärztin und Mama von zwei Jungs. Sie backt gerne Rotweinmuffins und bloggt unter juiis.wordpress.com.

Einen Klopfer probieren?

Kürzlich war unsere 15-jährige Tochter auf einer Party und rief mich von dort an, um zu fragen, ob sie „so einen Klopfer“ trinken dürfe. Ich sagte, sie dürfe das gern probieren. Sie müsse aber wissen, dass man bei süßen alkoholischen Getränken oft nicht sofort merkt, dass man Alkohol zu sich nimmt und sie es bei dem einen Fläschchen belassen solle. Zehn Minuten später rief die Tochter wieder an und teilte mit, dass ihr das nicht geschmeckt habe und sie das nie mehr trinken wolle. Das führte zu großer Freude bei uns Eltern, denn dieser Anruf zeigte, dass unsere Tochter uns vertraut und in ihre Lebensfragen mit einbezieht.

Ob das immer so bleiben wird, kann ich nicht sagen. Aber in diesem Punkt hat unser offenes Reden über Alltagsfragen, Sorgen und Nöte, ohne pauschale Verbote sowie Gebote zu verhängen, funktioniert. Wir können ehrlich miteinander reden. Ich trinke keinen Alkohol, weil er mir nicht schmeckt und ich die Wirkung nicht mag. Mein Mann dagegen liebt guten Wein und Bier. Ich wünsche mir, dass unsere Kinder einen guten Umgang mit Alkohol lernen und sie das Standing haben, ihre persönlichen Werte und Normen auch dann zu leben, wenn es ihr Umfeld vielleicht anders leben wird.

Kathrin Lederer ist Sozialpädagogin und lebt mit ihren sieben angenommenen Kindern und Ehemann Frank in Delmenhorst.