Guter Sex trotz Kleinkindern? Mit diesen 10 Tipps klappt es mit der Zweisamkeit

Tagsüber Theater und Zirkus am Abend – das Leben mit Kleinkindern ist oft stressig. Wie kann trotzdem das Sexleben gelingen? Eine Paartherapeutin klärt auf

Eltern mit Kleinkindern merken schnell, dass sich in ihrer Partnerschaft und vor allem in ihrem Sexleben einiges ändert. Obwohl sie sich ein Leben ohne die süßen Kleinen nicht mehr vorstellen können, wünschen sie sich in turbulenten Zeiten insgeheim die Tage zurück, wo sie leidenschaftlich und spontan miteinander schlafen konnten. Kein Türenverschließen aus Furcht vor kleinen, ungewollten Besuchern, die fragen: „Mama, Papa, was macht ihr da?“ Kein Zeitdruck aus Furcht vor kleinen Zaungästen.

Kein ruhige Minute

„Ich fühle mich nur noch fremdgesteuert! Sexuell läuft schon seit der Geburt unseres zweiten Kindes wenig. Wie denn auch?“, fragt Kristin (Name und Umstände geändert), als sie in meine Sprechstunde kommt. Dass ihr Mann sich mehr wünscht, ist ihr sehr wohl bewusst, doch „wenn ich mal ein bisschen Lust verspüre, dann liegt eines der Kinder zwischen uns oder schreit nach mir.“ Kristin bringt auf den Punkt, was viele Eltern von Kleinkindern erleben. Sie haben ihre eigenen Bedürfnisse selbstlos hinten angestellt und sich dabei selbst aus den Augen verloren.

Das Focus Magazin veröffentlichte vor einigen Jahren einen Artikel mit dem Titel: „Wie viel Sex braucht der Mensch?“ Der Text bezog sich auf eine Studie, in der Forscher herausfinden wollten, was unsere Libido beeinflussen kann. Sehr eindeutig fiel das Ergebnis bei der Frage aus, was Stress mit der Sinnlichkeit macht: „Das Stresshormon Cortisol, das in den Nebennieren bei erhöhter körperlicher und psychischer Belastung ausgeschüttet wird, vermindert den Sextrieb. Hektik, Müdigkeit und Sorgen stören die Liebe empfindlich. Männer wie Frauen reagieren auf die Störfaktoren ähnlich.“

Stress von innen und außen

Die Kleinkindphase stellt hohe Anforderungen an die Eltern, die sich im Sexualleben der Paare bemerkbar machen. Was kann ich Kristin und anderen Müttern und Vätern raten? Zunächst legen wir den Fokus darauf, wie sie es in ihrer momentanen herausfordernden Zeit schaffen kann, zu sich selbst zu finden.

Es geht darum, kleine Auszeiten zu erkennen und einzubauen, in denen sie sich erholen kann, um gelassener mit Alltagssituationen umgehen zu können. Wir nehmen erst einmal Kristins Stresssituation in den Blick. Diese ist von den äußeren und den inneren Stressfaktoren beeinflusst oder sogar gesteuert. Um hier klarer zu sehen, erhält sie die Aufgabe, in den nächsten vierzehn Tagen aufzuschreiben, welche Situationen ihr besonders Stress bereiten. Weiterhin soll sie beobachten, welche Gedanken sie dabei wahrnimmt, welche Gefühle entstehen, welche Körpersignale sich anmelden und welches Verhalten sie zeigt.

In einem zweiten, anschließenden Schritt erforschen wir ihre inneren Stressfaktoren. Das ist zum Beispiel ihr erhöhter Perfektionismus, ihr Bedürfnis, es allen recht machen zu wollen oder ihr Anspruch, immer stark zu sein. Anhand praktischer Beispiele besprechen wir, wo ihr die inneren Stressfaktoren nützlich sind und wo sie ihr im Wege stehen. Gleichzeitig erlernt sie ein Entspannungsverfahren mit einer zusätzlichen Körperwahrnehmungsübung.

Dies soll ihr helfen, wieder entspannen zu können, ihren eigenen Körper wieder besser wahrzunehmen, damit sie Stresssignale des Körpers frühzeitig erkennt und somit entgegenwirken kann.

Zweisamkeit fördern

Man kann mit einer solchen Herangehensweise sicher nicht alle schwierigen Faktoren ausschalten. Es ist normal, sich in manchen Phasen überfordert und fremdbestimmt zu fühlen und es ist auch normal, dass darunter das Sexualleben leidet. Das muss aber nicht zu einem chronischen Zustand werden. Wichtig ist, dass Mütter und Väter sich immer wieder Freiräume schaffen, in denen sie sich selbst und einander auf entspannte Weise erleben können. Dann wird auch wieder die Lust zurückkehren und man kann das Leben insgesamt genießen. Auf der nächsten Seite gibt es einige Ideen, wie das gelingen kann:

10 Ideen für mehr Zweisamkeit

1. Euch ist wichtig, dass eure Kinder in einem liebevollen Umfeld aufwachsen. Ihr wollt auf ihre Bedürfnisse eingehen und das ist gut so! Vergesst dabei nicht, dass ihr als Eltern auch Bedürfnisse habt. Wenn ihr euch selbst oder einander verliert, haben eure Kinder nichts gewonnen. Andersherum formuliert: Wenn es den Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut.

2. Nehmt euch deshalb als Paar ganz bewusst hier und da Auszeiten. Vielleicht könnt ihr euch auch mal irgendwann wieder ein Wochenende zu zweit gönnen, aber selbst, wenn es nur ein paar Stunden ohne Kinder sind: Das zu tun, was euch gemeinsam Spaß macht, und euch mal wieder als Paar zu erleben, kann Wunder wirken!

3. Nehmt dafür die Unterstützung von Familie, Freunden oder anderen möglichen Babysittern in Anspruch. Eure Kinder freuen sich, wenn sie Oma und Opa einmal für sich alleine haben oder durch einen Babysitter betreut werden.

4. Macht euch klar, dass ihr immer noch ein Paar seid. Ihr habt keine Familie gegründet, weil das euer Beruf ist, sondern weil ihr euch gefunden und ineinander verliebt habt. Warum eigentlich? Was war so attraktiv? Was war so toll an ihr? Was fand sie anziehend an ihm? Was damals toll war, ist sicher auch heute noch vorhanden, ihr müsst vielleicht nur ein bisschen den Staub des Alltags wegpusten.

5. Gönnt euch gegenseitig kleine Auszeiten, damit jeder für sich einmal wieder auftanken kann. Es muss nicht immer etwas Großes sein. Ein gemütliches Bad nehmen, ohne Kind zum Friseur, zwei Stunden Sport mit Freunden – das alles kann einen den Alltagstrott für kurze Zeit vergessen lassen.

6. Planung tut gut! Spontaner Sex während der Kleinkindphase bleibt wahrscheinlich eher ein Wunschtraum. Verabredet euch zum Liebesspiel. Weshalb nicht einmal die Zeit nutzen, wenn die Kinder ihre Lieblingssendung sehen oder ihren Mittagsschlaf halten? Das gibt euch als Paar etwas Zeit füreinander. Was ihr aus der Ruhezeit macht, ist euch überlassen.

7. Das mag seltsam klingen, aber Sex hat ähnlich wie Sport oder ein Musikinstrument spielen mit Gewohnheit zu tun. Manche Paare haben es sich abgewöhnt, miteinander zu schlafen. Das war keine bewusste Entscheidung, es ist einfach so passiert. Jetzt tun sie sich umso schwerer, wieder zueinander zu finden. Paare, die beispielsweise auch während der Schwangerschaft Sex hatten, tun sich leichter, ihr Liebesleben einige Wochen nach der Geburt zu reaktivieren.

8. Gewohnheit heißt auch: Es muss nicht immer das ganz große Feuerwerk sein. Macht euch keinen Druck, wenn sich die Lust nicht wie gewünscht einstellt. Streicheln, schmusen, im Bett nebeneinander liegen und über Gott und die Welt reden – Intimität kann auch ohne Sex sehr schön sein. Manchmal stellt sich gerade dann die Lust ein, wenn man den Druck rausnimmt.

9. Freut euch darüber, dass ihr einander habt! Wie ihr Familie lebt und welche Herausforderungen ihr mit eurem Kleinkind tagtäglich meistert, das ist einzigartig. Notiert euch am Abend, was ihr am Tag so alles hingekriegt habt. Ihr werdet staunen, was ihr alles so nebenbei erledigen konntet!

10. Wenn man mittendrin steckt, kann man es nicht glauben, aber die Kleinkindphase geht auch einmal vorüber!

 

Andrea Kronester arbeitet als Heilpraktikerin für Psychotherapie und ist Therapeutische Seelsorgerin (TS) und Entspannungspädagogin im mittelfränkischen Petersaurach (praxis-kronester.de).

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