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Wo beginnt Magersucht? Expertin erklärt Warnsignale

Essen ist für viele junge Leute ein heikles Thema. Wenn Teenager sich schwertun, selbst kleine Portionen zu essen, klingeln bei Eltern schnell die Alarmglocken: Ist das Magersucht? Psychologin Claudia Beck erklärt, worauf Eltern achten sollten.

Eine Magersucht entwickelt sich aus dem komplexen Zusammenwirken biologischer, psychischer und sozialer Faktoren. Am Anfang steht immer eine Gewichtsabnahme, welche durch den Wunsch, sich nur noch „gesund“ zu ernähren, ausgelöst werden kann. Wenn Sie sich Sorgen machen oder Sie das Essverhalten Ihres Kindes irritiert, sollten Sie tatsächlich genauer hinschauen!

Wichtige Fragen

Fragen Sie offen und interessiert nach: Wie ist der Wunsch nach gesunder Ernährung entstanden? Gibt es einen Druck beispielsweise aus Schule, Peergroup, Sozialen Medien …? Wie viel Raum beansprucht das Thema Essen in den Gedanken Ihres Kindes? Fühlt es sich unwohl in seiner Haut, möchte es gern anders aussehen? Leidet es unter Ängsten? Folgende Fragen können für eine erste Einschätzung hilfreich sein:

  • Hat eine Gewichtsabnahme stattgefunden? Wenn ja: Wie viel in welchem Zeitraum?
  • Gibt es sogenannte „verbotene Lebensmittel“, beispielsweise Zucker, Kohlenhydrate oder Fette?
  • Besteht Angst vor gemeinsamen Mahlzeiten oder werden diese vermieden?
  • Kreisen die Gedanken ständig um Essen oder Nicht-Essen?
  • Wird das Gewicht täglich oder sogar mehrmals täglich kontrolliert?
  • Angst vor Gewichtszunahme trotz schlanker Figur?
  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, geringes Selbstwertgefühl?
  • Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Niedergeschlagenheit?
  • Wird zusätzlich viel Sport getrieben, werden extra Workouts absolviert?
  • Sozialer Rückzug von Familie und Freunden?

Familienbasierte Therapie

Auch wenn Ihr Kind versucht, Sie zu beschwichtigen, vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl und besprechen Sie Ihre Beobachtungen und Bedenken mit dem Kinderarzt. Durch eine Thematisierung der Essproblematik lässt sich vielleicht eine ernsthafte Erkrankung noch abwenden. Wird jedoch die Diagnose Magersucht gestellt, gibt es seitens der Betroffenen keine Krankheitseinsicht. Es gilt: Je früher eine Magersucht erkannt und behandelt wird, desto höher sind die Heilungschancen.

Eine moderne Therapieform der Magersucht ist die „Familienbasierte Therapie“ (Maudsley Modell). Die FBT betont als ersten Schritt zur Genesung eine schnelle und effiziente Wiederherstellung des Gewichts. Dabei werden die Eltern als größte Ressource im Kampf gegen die Magersucht mit in die Behandlung hineingenommen. Die Eltern lernen ihr Kind von der Krankheit Magersucht zu trennen, bei den Mahlzeiten Ruhe zu bewahren und werden befähigt, diese extrem belastende Zeit durchzustehen.

Claudia Beck ist Gesundheitspsychologin und Heilpraktikerin für Psychotherapie (claudiabeck-intact.de). Infos zu FBT: elternnetzwerk-magersucht.de/fbt

Bio-Produkte für mein Baby? Mit diesem Ratgeber kaufen Sie das Beste fürs Kind

Sollten Sie für Ihr Baby Bio-Lebensmittel kaufen? Und auf was sollten Sie dabei achten? Expertin Elke Decher gibt Tipps für die richtige Babynahrung.

„Mein Baby steigt nun langsam auf feste Nahrung um. Bisher war mir Bio ja nicht so wichtig. Aber meinem Kind will ich natürlich nur das Beste bieten! Warum sind ‚gute‘ Lebensmittel so wichtig und woran erkenne ich sie?“

Es ist schön, dass Sie nur das Beste für Ihr Baby wollen und nun, bei der Umstellung von der reinen Milchernährung auf Beikost, intensiv über „gute“ Lebensmittel nachdenken. Viele junge Eltern machen sich bei der Ernährung ihres Kindes intensive Gedanken, welche Lebensmittel sich eignen und auch gut und gesund für ihr Kind sind.

Was sind gesunde Produkte?

„Gute“ Lebensmittel – was heißt das eigentlich? Sind damit Bio-Produkte oder eher wenig verpackte, frische, saisonale Lebensmittel aus der Region gemeint? Und ist dieses Essen besonders nährstoffreich und gesund? Es gibt viele verschiedene Kategorien, nach denen sich die Qualität von Lebensmitteln bemisst. Wir haben hier die „Qual der Wahl“!

Bio und Öko: Das steht beides für Lebensmittel, die nach der EU-Ökoverordnung produziert wurden. Hier ist es selbstverständlich, dass keine Gentechnik verwendet werden darf. Es gibt enge Vorschriften, welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel genutzt werden können, und das Tierwohl muss bei der Produktion besonders berücksichtigt werden. Es handelt sich also durchweg um Produkte mit hohem Qualitätsstandard! Eine möglichst geringe Umweltbelastung ist hierbei ebenfalls wichtig. Allerdings enthalten Bio-Produkte nicht grundsätzlich mehr Vitamine oder Nährstoffe – im Einzelfall aber schon.

Zusätzlich zum EU-Ökoverordnungslabel können Sie auf Lebensmitteln weitere Label verschiedener Anbieter oder Länder finden, die häufig noch strengere Maßstäbe vorgeben. Bei Eiern sehen Sie am Kennzeichnungsstempel, ob es sich um Bio-Eier handelt, wenn Sie dort als erste Ziffer eine „0“ lesen.

Sind Bio-Produkte ihren Preis wert?

Bio-Landwirtschaft ist teurer, da sie insgesamt arbeits- und kostenintensiver ist. Leider wird noch immer ein Teil der Bio-Produkte im Supermarkt in Plastik verpackt angeboten. Wer Verpackung (auch aus nachwachsenden Rohstoffen) einsparen möchte, um nachhaltiger einzukaufen, sollte dies in Unverpackt- oder Bioläden tun. Auch wer auf dem Wochenmarkt unverpacktes Obst und Gemüse – als Saisonware möglichst aus der Region – einkauft, tut etwas „Gutes“, weil er dort nährstoffreiche Lebensmittel mit „Nachhaltigkeitsgedanken“ erwerben kann. Für die ganz Kleinen ist aber auch das „Bio-Gläschen“ eine recht gute, sichere und qualitativ hochwertige Alternative. Vielleicht haben Sie auch einen Bio-Bauernhof in Ihrer Nähe, eventuell sogar mit Hofladen, in dem Sie sichere, gesunde (weil nährstoffreiche) und nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen können.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Bio-Produkte für mein Baby?

„Mein Baby steigt nun langsam auf feste Nahrung um. Bisher war mir Bio ja nicht so wichtig. Aber meinem Kind will ich natürlich nur das Beste bieten! Warum sind ‚gute‘ Lebensmittel so wichtig und woran erkenne ich sie?“

Es ist schön, dass Sie nur das Beste für Ihr Baby wollen und nun, bei der Umstellung von der reinen Milchernährung auf Beikost, intensiv über „gute“ Lebensmittel nachdenken. Viele junge Eltern machen sich bei der Ernährung ihres Kindes intensive Gedanken, welche Lebensmittel sich eignen und auch gut und gesund für ihr Kind sind.

SIND „GUTE“ LEBENSMITTEL AUCH GESUND?

„Gute“ Lebensmittel – was heißt das eigentlich? Sind damit Bio-Produkte oder eher wenig verpackte, frische, saisonale Lebensmittel aus der Region gemeint? Und ist dieses Essen besonders nährstoffreich und gesund? Es gibt viele verschiedene Kategorien, nach denen sich die Qualität von Lebensmitteln bemisst. Wir haben hier die „Qual der Wahl“!

Bio und Öko: Das steht beides für Lebensmittel, die nach der EU-Ökoverordnung produziert wurden. Hier ist es selbstverständlich, dass keine Gentechnik verwendet werden darf. Es gibt enge Vorschriften, welche Dünge- und Pflanzenschutzmittel genutzt werden können, und das Tierwohl muss bei der Produktion besonders berücksichtigt werden. Es handelt sich also durchweg um Produkte mit hohem Qualitätsstandard! Eine möglichst geringe Umweltbelastung ist hierbei ebenfalls wichtig. Allerdings enthalten Bio-Produkte nicht grundsätzlich mehr Vitamine oder Nährstoffe – im Einzelfall aber schon.

Zusätzlich zum EU-Ökoverordnungslabel können Sie auf Lebensmitteln weitere Label verschiedener Anbieter oder Länder finden, die häufig noch strengere Maßstäbe vorgeben. Bei Eiern sehen Sie am Kennzeichnungsstempel, ob es sich um Bio-Eier handelt, wenn Sie dort als erste Ziffer eine „0“ lesen.

SIND BIO-PRODUKTE IHREN PREIS WERT?

Bio-Landwirtschaft ist teurer, da sie insgesamt arbeits- und kostenintensiver ist. Leider wird noch immer ein Teil der Bio-Produkte im Supermarkt in Plastik verpackt angeboten. Wer Verpackung (auch aus nachwachsenden Rohstoffen) einsparen möchte, um nachhaltiger einzukaufen, sollte dies in Unverpackt- oder Bioläden tun. Auch wer auf dem Wochenmarkt unverpacktes Obst und Gemüse – als Saisonware möglichst aus der Region – einkauft, tut etwas „Gutes“, weil er dort nährstoffreiche Lebensmittel mit „Nachhaltigkeitsgedanken“ erwerben kann. Für die ganz Kleinen ist aber auch das „Bio-Gläschen“ eine recht gute, sichere und qualitativ hochwertige Alternative. Vielleicht haben Sie auch einen Bio-Bauernhof in Ihrer Nähe, eventuell sogar mit Hofladen, in dem Sie sichere, gesunde (weil nährstoffreiche) und nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen können.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Hilfe, meine Tochter ist zu dick“

„Meine Tochter wird immer dicker, und ich habe das Gefühl, dass sie darunter leidet. Sie zieht sich weite Kleider an und will nicht mehr ins Schwimmbad gehen. Ich liebe sie natürlich so, wie sie ist. Aber ich war als Jugendliche selbst etwas untersetzt und weiß, wie demütigend das in dem Alter ist. Ich würde ihr diese Erfahrung gern ersparen und ihr helfen, weiß aber nicht, wie ich anfangen soll.“

Ich darf Sie zunächst beruhigen: Kinder wachsen häufig „in Schüben“, abwechselnd in die Länge und in die Breite. Wartet man auf das nächste „Längenwachstum“, kann es sein, dass das Gewicht in Bezug auf die Größe des Kindes wieder in einer angemessenen Relation steht.

Bleibt ihr Übergewicht aber über längere Zeit bestehen (ob Ihr Kind wirklich übergewichtig ist, können Sie zum Beispiel anhand der für Mädchen in ihrem Alter geeigneten BMI-Kurve der WHO ablesen), ist es wichtig, dagegenzusteuern – aus gesundheitlichen, aber auch, wie Sie selbst erfahren haben, aus psychischen Gründen. Bieten Sie nicht ungefragt Ihre Hilfe an. Suchen Sie zunächst das liebevolle Gespräch mit Ihrer Tochter und schildern Sie ihr darin Ihre Beobachtungen und Vermutungen. Fragen Sie sie, ob sie möchte, dass Sie ihr helfen, und nutzen Sie eventuell die Unterstützung einer Fachkraft.

Ein Ernährungsprotokoll zeigt, wo es hakt

Möchte Ihre Tochter von Ihnen unterstützt werden, dann führen Sie zusammen mit ihr mindestens drei Tage lang ein Ernährungsprotokoll. Wichtig dabei: Alles sollte genauso wie immer gemacht werden, damit man möglichst gut den „Ist-Zustand“ der Ernährung Ihrer Tochter herausfinden kann. Anschließend werden alle notierten Lebensmittel ausgewertet; entweder per Lebensmitteltabelle oder per Smartphone-App.

Danach werden Sie wahrscheinlich schon sehr gut sehen, wann, wo und durch welche Lebensmittel oder Getränke sie die meisten Kalorien aufnimmt: Das sind die ersten Ansatzpunkte für Veränderungen! Isst sie zum Beispiel gern beim Fernsehen Chips und trinkt häufig süße Getränke, sind kalorienarme oder -freie Alternativen angesagt. So könnte sie etwa Rohkost knabbern oder Tee (kalt oder warm) trinken, sich Mineralwasser mit Limettensaft zubereiten oder sich zusammen mit Ihnen andere Leckereien einfallen lassen.

Gemeinsam ist es leichter

Wenn die gesamte Familie ebenfalls auf kalorienarme Zwischenmahlzeiten umstellt, keine süßen Getränke verzehrt und öfter mal spazieren geht oder mit dem Rad fährt, fällt es auch Ihrer Tochter leichter, die Umstellungen durchzuhalten. Kann sie über mehrere Monate ihr Gewicht mindestens stabil halten und wächst dann noch einmal, so wird das Größen-Gewichts-Verhältnis sicher bald wieder besser passen.

Ist sie allerdings schon ausgewachsen, sollte sie sich mit Ihrer Unterstützung ganz allmählich daran machen, ihre überschüssigen Pfunde wieder loszuwerden. Falls sie allein keinen Erfolg erzielt, kann es auch hilfreich sein, unter Gleichgesinnten abzunehmen und dort neue Ernährungsgewohnheiten einzuüben.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg. 

Konzentrationstrainerin: „Es gibt eine Reizüberflutung in unserer Gesellschaft“ – So sollten Eltern reagieren

Manchen Kindern fällt es schwer, in der Schule aufzupassen. Was dahintersteckt und wie Eltern die Konzentrationsfähigkeit ihres Kindes fördern können, erklärt die Verhaltenstrainerin Susanne Henrich.

Frau Henrich, Sie helfen Kindern, sich besser zu konzentrieren. Wie stellen Sie das an?

Ich biete sogenannte Konzentrationskurse an, die an das Marburger Konzentrations- und Verhaltenstraining angelehnt sind. Die Kinder lernen etwa auf spielerische Weise durch lautes Denken, sich selbst Anweisungen zu geben, was sie als nächstes anstellen sollen. Das nennt man verbale Selbstinstruktion. Das machen wir Erwachsenen auch manchmal, etwa, wenn wir abgelenkt werden und vergessen, was wir tun wollten. In so einem Moment kann man mit sich selbst reden und aufzählen, was man gemacht hat, um sich dann daran zu erinnern, was man eigentlich machen wollte. Das läuft in unserem Gehirn ab, ohne dass wir laut darüber nachdenken müssen. Aber manchmal machen wir es eben auch laut. Das Training in meinen Kursen ist dafür ausgelegt, dass es den Kindern Spaß macht, denn wir lernen und konzentrieren uns natürlich auch viel besser, wenn es uns Spaß macht.

Kindern wird oft zu wenig Zeit zur Entspannung gegönnt

Was sind das für Kinder, die zu Ihren Kursen kommen?

Ich betreue Grundschulkinder, die zum Teil Schwierigkeiten mit ihrer Aufmerksamkeit haben, die sich beim Lernen nicht so gut konzentrieren können, sich leicht ablenken lassen und die nur langsam in der Schule mitkommen. Und auch solche, die ein bisschen schulmüde sind.

Was bedeutet schulmüde?

Die einfach ein bisschen gestresst sind vom Rhythmus der Schule. Sie müssen morgens früh aufstehen, sich anziehen, frühstücken, in die Schule fahren, sich dort lange konzentrieren und haben dann auch am Nachmittag noch Programm. Das ist für Kinder anstrengend. Sie nehmen auch selbst wahr, dass sie in der Schule nicht so mitkommen wie ihre Mitschüler, weil sie sich nicht so gut konzentrieren können, da ihnen immer etwas anderes im Kopf herumschwirrt. Das frustriert sie und drückt auf ihr Selbstbewusstsein. Sie denken dann häufig „Ich kann nichts“ oder „Ich kriege nichts hin“. Die Kinder, die zu meinen Kursen kommen, sind so toll, so schlau und haben so viele kreative Ideen. Sie müssen einfach nur lernen, aufmerksam zu sein, aber auch, sich zu entspannen. Das ist oftmals das Problem, dass den Kindern zu wenig Zeit zur Entspannung gegönnt wird.

Zu viel von allem

Es wird manchmal bemängelt, dass „die Kinder von heute“ sich immer schlechter konzentrieren können. Können Sie das bestätigen? 

Die Tendenz ist da, und ich glaube, dass es unterschiedliche Gründe dafür gibt. Zum einen machen wir uns mehr Gedanken darüber. Es gab in der Vergangenheit bestimmt auch Kinder, die sich leicht haben ablenken lassen, aber das wurde weder in der Schule noch in den Medien so stark thematisiert wie heute. Zum anderen gibt es aber auch ganz klar eine Reizüberflutung in unserer Gesellschaft, ein „zu viel“ an allem und gleichzeitig ein „zu wenig“ an Entspannung.

Meinen Sie, die Kinder haben zu volle Terminkalender? 

Es ist gut, wenn Kinder Hobbys haben. Zum Fußball gehen, ein Instrument lernen, sich verabreden. Ich bin selbst dreifache Mutter und kenne den Alltag mit Kindern. Nachmittagsprogramm ist nicht per se schlecht, aber man muss es nicht übertreiben. Auch um unserer selbst willen nicht, denn auch für uns Eltern ist es stressig, wenn wir unsere Kinder von einem Termin zum anderen fahren müssen. Dann bin ich als Mutter auch nicht entspannt, und das überträgt sich wiederum aufs Kind. Kinder brauchen nicht rund um die Uhr Aktivitäten. Das führt zur Reizüberflutung. Kinder brauchen die Chance, das Erlebte zu verarbeiten.

Achten Sie auf Bewegung!

Was können Eltern tun, um die Konzentrationsfähigkeit ihrer Kinder zu fördern? 

Grundsätzlich ist es gut, darauf zu achten, dass Kinder ausreichend und guten Schlaf bekommen, das heißt zum Beispiel, vor der Bettgehzeit keine Filme mehr zu gucken oder Videospiele zu spielen, die sie aufwühlen und die sie erst mal verarbeiten müssen. Achten Sie auf ausreichend Bewegung! Melden Sie Ihr Kind in einem Verein an oder gehen Sie mit ihm viel nach draußen – das schult gleichzeitig auch die Wahrnehmung. Es ist etwas anderes, ob man sich einen Film über Tiere und Wälder anguckt oder es draußen konkret erfährt, indem man sich auf eine Wiese setzt und das Gras unter seinen Füßen fühlt.

Spielt die Ernährung auch eine Rolle?

Ja. Wir wissen inzwischen alle, dass zu viel Zucker schädlich ist – nicht nur für unseren Körper, sondern auch für unsere Konzentration. Das bedeutet nicht, dass man Kindern grundsätzlich verbieten sollte, Zucker zu essen. Aber achten Sie auf das Maß! Achten Sie auch darauf, dass Ihr Kind viel trinkt. Und schaffen Sie Erholungsphasen und Zeiten der Entspannung. In meiner Kindheit saß ich oft am Fenster und hab Schneeflocken beobachtet. Wenn das fünf Minuten sind, ist das schon eine Entspannung. Wir als Familie handhaben es auch so, dass die Kinder, wenn sie von der Schule kommen und Mittag gegessen haben, sich erst einmal eine halbe Stunde lang auf ihren Zimmern zurückziehen, um zur Ruhe zu kommen, mit Lego spielen, ein Hörspiel hören oder einen Mittagsschlaf machen – jeder auf seine Art und Weise. Schaffen Sie eine Zeit, in der Ihr Kind einfach mal nichts tut, und haben Sie auch mal den Mut, Langeweile zuzulassen. Nichtstun muss man lernen.

Die Süßigkeiten-Falle: Ernährungsberaterin gibt 14 Tipps, wie Kinder sie vermeiden

Zu viele Süßigkeiten sind schädlich für die Gesundheit. Was aber tun, wenn Kinder sie immer wieder fordern? Ernährungswissenschaftlerin Elke Decher erklärt, was Eltern tun können.

„Wir erlauben unseren Kindern (3 und 5) Süßes nur an Geburtstagen und anderen besonderen Anlässen. Für sie schien es lange okay, aber jetzt ist es ständig Thema – auch durch das ständige Ansprechen von anderen wie ihren Großeltern. Was können wir tun, damit unsere Kids nicht mehr so viel Wind darum machen?“

Dass Kinder Süßes lieben, ist völlig normal. Entwicklungsgeschichtlich sind wir Menschen auf süß gepolt! Die Muttermilch schmeckt bereits, durch den enthaltenen Milchzucker, leicht süß, und sogar das Fruchtwasser im Mutterleib hat einen süßlichen Geschmack und wird gern von den Babys getrunken.

Zucker hat Suchtpotenzial

Leider haben Süßigkeiten und die darin enthaltenen Zucker „Suchtpotenzial“. Wir gewöhnen uns sehr schnell an den Süßgeschmack und brauchen immer mehr davon, um es als angenehm zu empfinden. Zucker ist in unendlich vielen Lebensmitteln enthalten. Schaut man auf die Zutatenliste verschiedener Süßwaren und süßer Getränke, dann verbergen sich oft eine große Anzahl verschiedener Zucker darin, mit so wohlklingenden Namen wie Saccharose, Maltose oder Dextrose. Alle gehören der Gruppe der sogenannten „niedermolekularen Kohlenhydrate“ an, die dem Körper sehr schnell als Energiequelle zur Verfügung stehen, die aber leider nichts anderes als „leere Kalorien“ enthalten.

Zu viel Zucker macht krank

Bei Süßigkeiten kommt neben Zucker auch häufig ein hoher Fettanteil dazu, wie in Chips oder Erdnussflips. Kalorienbomben pur! Wer viel Zucker isst, ist häufiger von Zahnkaries, Übergewicht und daraus entstehenden Zivilisationskrankheiten wie Diabetes betroffen. Manche Kindergartenkinder leiden heute schon unter dem früher als „Alterszucker“ bezeichneten „Typ-II-Diabetes“. Deshalb ist es sinnvoll und gut, Kinder möglichst lange zuckerfrei oder zuckerarm zu ernähren. Generelle Verbote vermeiden! Der Umgang mit Süßigkeiten und Snacks will gelernt sein. Dazu ein paar Tipps:

  • Erklären Sie Ihren Kindern, warum sie Süßes in Maßen essen sollten.
  • Vermeiden Sie generelle Verbote im Umgang mit Süßigkeiten.
  • Legen Sie gemeinsam eine „süße Wochenration“ fest.
  • Süßigkeiten eignen sich sehr gut als Abschluss einer Mahlzeit (anschließend die Zähne putzen!).
  • Planen Sie bewusst Nachtische oder auch mal eine süße Zwischenmahlzeit am Nachmittag ein, wie ein Stück Kuchen oder Kekse.
  • Feste Naschzeiten erhöhen den Genuss, denn Vorfreude ist die schönste Freude.
  • Regelmäßige Mahlzeiten beugen Heißhunger auf Süßes vor.
  • Achten Sie auf bewusstes Genießen, wie nur im Sitzen zu naschen. Das trägt auch zur besseren Kontrolle bei.
  • Seien Sie Vorbild.
  • Bieten Sie süße Getränke wie Säfte und Limonaden nur zu besonderen Anlässen an.
  • Bevorraten Sie Süßes nur in kleinen Mengen.
  • Sagen Sie Verwandten und Freunden, dass Sie keine Süßigkeiten als Geschenke oder Mitbringsel für Ihre Kinder möchten.
  • Bieten Sie attraktive Alternativen an: Studentenfutter, Reiswaffeln, selbstgemachtes Popcorn, Salzstangen, Obstspieße, Rohkoststicks …
  • Eine Portion extra wie etwa eine Handvoll Gummibärchen (30 g) und eine Handvoll Chips (25 g) ist Genuss und etwas Besonderes!

Elke Decher ist Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.

Schadet vegane Ernährung?

„Meine Tochter (14) will sich vegan ernähren. Ist das nicht ein Problem bei Heranwachsenden? Und was müsste man beachten?“

Ihre Sorge ist nachvollziehbar und tatsächlich nicht ganz unbegründet. Generell gilt: Je einseitiger die Ernährung und je jünger das Kind ist, umso größer wird das Risiko einer Mangelversorgung. Junge Mädchen, die noch im Wachstum sind und schon ihre Regelblutung haben, haben schon bei Mischkost ein höheres Risiko, zum Beispiel einen Eisenmangel zu bekommen – bei veganer Ernährung steigt dieses Risiko deutlich an!

Mischkost ist die beste Kost

Ernährungswissenschaftler plädieren für eine Mischkost, die zwar überwiegend pflanzliche Lebensmittel enthalten sollte, jedoch in Maßen auch Fleisch. Wer kein Fleisch isst, senkt die Zufuhr von gut verfügbarem Eisen und Zink und auch von Vitamin B12 durch Lebensmittel deutlich. Bei zusätzlichem Verzicht auf Seefisch fehlt zudem eine wichtige Quelle für Jod, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren. Wer komplett auf tierische Lebensmittel verzichtet, sich also vegan ernährt, nimmt zusätzlich weniger Kalzium und Vitamin B2 zu sich. Vitamin B12 und hochwertiges tierisches Eiweiß fehlen völlig!

Pflanzliches Eisen, das notwendig für den Aufbau von roten Blutkörperchen ist, ist für den menschlichen Körper nicht so gut verwertbar wie Eisen aus Fleisch und Wurst. Allerdings kann man durch Kombination von „Pflanzeneisen“ mit Vitamin C dieses Manko teilweise ausgleichen: Isst man sein Müsli (das Getreide enthält Eisen) mit Zitrusfrüchten (Orangen, Zitronen, Kiwi) oder sein Vollkornbrot mit frischer Paprikarohkost oder einem Glas Orangensaft, wird die Verwertbarkeit des pflanzlichen Eisens erhöht.

Eine ausreichende Jodzufuhr könnte bei ausschließlich pflanzlicher Ernährung durch jodiertes Speisesalz und durch mäßigen, aber regelmäßigen Verzehr zum Beispiel von Nori-Algen sichergestellt werden. Die „ovo-lacto-vegetarische“ Form der Ernährung, bei der neben Pflanzenkost auch Eier und Milchprodukte verzehrt werden, liefert auch Kalzium, vor allem wichtig für die Stabilität von Knochen und Zähnen, und Vitamin B2, notwendig für den Energie- und Eiweißstoffwechsel. Gewissheit über die Nährstoffversorgung schafft jedoch nur eine Blutuntersuchung.

Vegane Ernährung nur mit Präparaten

Bei langjähriger veganer Ernährung können schwere Vitamin-B12-Mangelzustände auftreten, die zur Blutarmut führen. Da aber Vitamin B12 auch sehr wichtig für die Entwicklung der Nervenzellen und des Gehirns ist, sollten Veganer ihre Kost unbedingt mit Vitamin-B12-Präparaten ergänzen. Auch der Bedarf an Vitamin D wird bei einer rein veganen Ernährung oft nicht gedeckt. Gerade in Wachstumsphasen, in denen Knochensubstanz aufgebaut werden soll, muss Vitamin D – genauso wie Vitamin B12 – durch Supplemente (Nährstoffpulver oder -tabletten) zugeführt werden.

Die meisten Jugendlichen, die sich vegan ernähren, lehnen erfahrungsgemäß aber jegliche „Zusatzstoffe“ oder Medikamente ab. Unter diesen Voraussetzungen ist eine vegane Ernährung gesundheitlich bedenklich und somit abzulehnen.

Elke Decher ist Diplom-Ernährungswissenschaftlerin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Mein Kind isst nicht: 6 Appetitanreger

Haben die Kids keinen Hunger, verzweifeln die Eltern. Diese sechs Tipps helfen, die Situation gelassen zu meistern.

Wenn Kinder vermeintlich schlecht essen, sind Eltern schnell in Sorge und das ist nur allzu verständlich. Schließlich ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig für die kindliche Entwicklung. Dazu kommt, dass wir, anders als viele Elterngenerationen vor uns, viel genauer wissen, wie wir uns gesund ernähren und was wir lieber vermeiden sollten. Dass sich die Empfehlungen zu gesundem Essen jedoch schneller ändern als die Wettervorhersage für die Nordseeküste und sich verschiedene Experten zudem noch ständig widersprechen, macht es nicht einfacher.

1. FÖRDERE SPASS

Deswegen empfehle ich, sich beim Thema Essen nicht zu sehr von Nahrungsempfehlungen leiten zu lassen, sondern stärker dem Gedanken Raum zu geben, dass Ernährung Spaß machen sollte. Der Leitsatz, dass gemeinsame Mahlzeiten in der Familie mehr sind als bloße Nahrungsaufnahme, sollte mehr wiegen als der Wunsch, die Kinder ausgewogen und gesund zu ernähren. Langfristig ist es nämlich viel sinnvoller, den Familientisch zum Ort für Nähe und Begegnung zu machen, an dem sich jeder wohlfühlen darf. Nahrungsaufnahme mit positiven Gefühlen zu besetzen, macht es wahrscheinlicher, dass Kinder ein gutes Verhältnis zum Essen entwickeln. Dazu gehört zum Beispiel, dass für jedes Familienmitglied mindestens eine Sache auf dem Tisch steht, die es gern isst.

2. VERMEIDE ZWANG

Auch Zwang sollte man beim Essen vermeiden. Kinder ändern ihr Essverhalten nicht, wenn sie gezwungen werden, Nahrungsmittel zu essen oder zu probieren, gegen die sie eine Abneigung haben. Im Gegenteil – langfristig kann dies problematisches Essverhalten eher verstärken. Dass Kinder neue Sachen oft nicht gern probieren, hatte über weite Teile der Menschheitsgeschichte durchaus Sinn. Ein kleines Kind, das in der Zeit der Jäger und Sammler neugierig jede Grünpflanze am Wegesrand abgerupft und verzehrt hätte, wäre schnell Gefahr gelaufen, sich zu vergiften. Kleinen Menschenkindern wurde also mit dem Hang zum mäkeligen Essen ein wertvoller Schutzschild mit auf den Weg gegeben, den sie auch heute noch mit sich herumtragen – auch wenn uns das mittlerweile mehr störend als nützlich erscheint.

Umso wichtiger ist es, dass die Kinder sehen, was wir essen. Die Chance, dass sie neugierig auf neue Speisen sind, steigt, wenn sie merken, dass Eltern oder größere Geschwister selbst gern davon nehmen. Allerdings sollte man keine Wunder erwarten – denn nicht immer ist die Abneigung gegen bestimmte Speisen nur genetisch programmiert. Es kann genausogut sein, dass ein Kind eine bestimmte Konsistenz von Essen nicht mag oder etwas geschmacklich schlicht ablehnt. Einiges ändert sich dann vielleicht im Verlauf der Kindheit noch, anderes wird womöglich bestehen bleiben, so wie bei uns Erwachsenen auch.

3. ACHTE AUF SNACKS

Wenn ein Kind nach Meinung der Eltern zu wenig oder zu selektiv isst, dann ist es gut, dieses Verhalten zunächst über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Mindestens drei Wochen lang können Eltern sich aufschreiben, was das Kind wann isst. Ganz wichtig ist hierbei auch zu beachten, was die Kleinen zwischen den eigentlichen Mahlzeiten essen. Oft verlieren Eltern nämlich aus den Augen, dass Kinder ziemlich viel snacken. Der Apfel auf dem Spielplatz, das Brötchen auf dem Heimweg vom Kindergarten und die Schokolade bei Oma geraten schnell in Vergessenheit, lassen aber, wenn berücksichtigt, die tägliche Nahrungsaufnahme in einem ganz anderen Licht erscheinen. Oft ist das, was uns als zu wenig oder zu einseitig erscheint, dann schon gar nicht mehr so schlimm.

4. SEI GEDULDIG

Doch selbst wenn Eltern am Ende einer solchen Beobachtungsphase feststellen, dass ihr Kind tatsächlich eher wenig und einseitig isst, ist dies nicht sofort Grund zur Panik. Zumindest dann nicht, wenn ihr Kind ansonsten gesund und munter ist. Langzeitstudien haben gezeigt, dass auch Kinder, die sehr selektiv essen, dadurch nicht automatisch Schaden nehmen. Das liegt vor allem daran, dass der kindliche Körper sehr schlau eingerichtet ist. Irgendwann wünscht er sich nämlich bestimmte Nährstoffe, von denen er bisher zu wenig hatte, und die Kinder entwickeln Appetit auf neue Speisen und wollen, nachdem sie monatelang nur Wurstbrot gegessen haben, auf einmal haufenweise Bananen. Sie dürfen in diesem Fall ruhig auf Ihr Kind vertrauen – und darauf, dass unser Schöpfer es mit dem einen oder anderen Vorsorgeprogramm ausgestattet hat, das seit jeher dafür sorgt, dass wir Menschen überlebt haben.

5. ACHTE AUF MÜDIGKEIT

Wenn Eltern dennoch etwas am Essverhalten ihrer Kinder ändern wollen, ist es gut, sich zuerst die Rahmenbedingungen anzuschauen. Manchmal ist nämlich gar nicht das angebotene Essen das Problem, sondern der Tagesablauf. Besonders kleine Kinder können mittags nach dem Kindergarten oder abends, am Ende eines langen Tages, schlicht zu müde sein, um mit Freude an den gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen. Manchmal müssen Eltern dann ihren Tag eine Weile eher unkonventionell gestalten – und beispielsweise die Hauptmahlzeit in den späteren Nachmittag schieben oder das Zeitfenster fürs Frühstück verlängern.

6. DURCHBRECHE ROUTINEN

Auf jeden Fall sollten Eltern auf dem Weg zu einer Veränderung Machtkämpfe vermeiden. Damit ist niemandem geholfen. Wenn man selbst merkt, dass man angesichts einer schwierigen Lage dabei ist, sein Vertrauen und seine Gelassenheit beim Thema Essen zu verlieren, sollte man eher versuchen, einmal die tägliche Routine zu durchbrechen. Wie wäre es statt eines Essens am Familientisch mit einem Picknick oder ausnahmsweise einmal mit Käsestangen und Gürkchen auf dem Sofa? Veränderte Umstände bringen oft eine gewisse Euphorie mit sich und sorgen dafür, dass auch neue Nahrungsmittel interessant werden oder zumindest schwierige Kreisläufe durchbrochen werden können.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin. Sie lebt mit Ihrem Mann und drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de.

Gesunde Ernährung

WENIGER IST MEHR

Bei Katharina Hullen hinterlassen widersprüchliche Ernährungstipps eine gewisse Ratlosigkeit.

Katharina: Ich will unsere Familie gesund ernähren. Aber was zu einer gesunden Ernährung gehört, ist abhängig davon, wen man fragt. Es gibt so viele widersprüchliche Meinungen dazu, dass ich mich nicht auf einen Weg festlegen mag. So tönt es aus allen Richtungen: Weniger Fleisch, nur Fleisch, weniger Milch, weniger Kohlenhydrate, weniger Fett, insgesamt: weniger, ohne Lactose, ohne Gluten, ohne Palmöl, dafür mehr Quinoa, Chia, Amaranth. Ich muss immer häufiger googeln, was das überhaupt ist. Und ja, weniger ist mehr, aber mit fünf heranwachsenden Kindern und einem Zwei-Meter-Mann im Haus ist das schwer durchzusetzen. Für Letzteren geht im Zweifel alles als gute Ernährung durch, was sich mit Käse überbacken lässt. Ginge es nach ihm, würden wir dreimal am Tag warm essen, möglichst Steak, Gulasch oder Frikadellen.

Auch unser Jüngster hat ganz eigene Essgewohnheiten, wobei das Motto „weniger Kohlenhydrate“ im Vordergrund steht: So verweigert er vehement jedes angereichte Brot (nachdem er pfeilschnell die Wurst von selbigem stibitzt hat) und weist fordernd mit seinem kleinen Zeigefinger auf die Obstschüssel. Er ernährt sich den Tag über praktisch ausschließlich von Milch, Obst und dem warmen Mittagessen. Ist das noch die Low-Carb- oder schon die steinzeitliche Paläo-Diät, bei der man nur Beeren und Mammut essen soll? Ich wohne offenbar mit mindestens einem Neandertaler unter einem Dach!

Natürlich ist auch wichtig, woher die Speisen kommen. Sind sie fair gehandelt, bio angebaut, nachhaltig und klimaschonend? Welche Siegel sind seriös und welche nicht? Ein Siegel für Siegel wäre eine echte Hilfe!

Inzwischen mischen auch unsere Mädchen mit ihrem Wissen um klimafreundliche Ernährung mit. So mussten wir vor Kurzem unserer großen Tochter versprechen, keine Avocados aus Peru mehr zu kaufen – obwohl sie doch so unglaublich gesund, voller Vitamine und anderer wichtigen Nährstoffe sind. Na gut. Wir bemühen uns also nun, möglichst regionales Obst und Gemüse aufzutischen. Leider wachsen Avocados am Niederrhein nur ganz schlecht. Auch Mammuts sind hier selten.

Ich schätze, das Beste wäre, unseren Garten umzugraben. Das wäre sehr regional! Und angesichts der Ackergröße würden wir auch gleich viel weniger essen. Dafür darf jeder anbauen, was ihm schmeckt – und lernen, dass der eingepflanzte Chickenwing leider doch kein Baum wird! Aber dieses Selbstversorger-Projekt würde eh scheitern, denn selbst wenn die Pflanzen meinen grünen Daumen überlebten, stünde unser kleiner Frutarier mit gierigen kleinen Händen bereit, alles abzurupfen und aufzuessen, was schon entfernt nach Obst aussieht. Und den Rest trampelt die Rinderherde meines Mannes nieder.

Nein, mein Weg sieht also erst mal weiter so aus, dass ich den Kindern täglich frisches Obst und Gemüse anbiete, möglichst mit frischen Zutaten koche und zur Enttäuschung meiner beiden Neandertaler auch mal fleischfreie Gerichte serviere.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

 

MEHR IST MEHR

Hauke Hullen isst gerne Fleisch, wenn auch mit schlechtem Gewissen.

Hauke: „Der Mensch is(s)t Fleisch.“ In diesem Satz steckt so eine gewaltige Sprengkraft, dass es einem den inneren Frieden oder die Tischgemeinschaft zerstören kann. Doch der Reihe nach. Zuerst einmal ist der Mensch ein Allesfresser. Mit unseren Zähnen können wir Kohl und Keule gleichermaßen zermalmen und insbesondere unser Gehirn mit Proteinen und Energie versorgen. Insofern ist Fleisch ein Stück Lebenskraft. Darum gilt: „Um seine Figur zu halten, muss man auch mal grillen, selbst wenn man keinen Hunger hat.“

Allerdings war mein Steak vorher mal eine Kuh, für die mein fröhlicher Grillabend das Todesurteil bedeutet. Was für ein moralisches Dilemma! Und es wird noch größer, wenn man bedenkt, dass hinter jedem Kilo Fleisch Unmengen an Wasser, Futtergetreide und Klimagasen stehen. Und schwupps habe ich nicht nur eine Kuh auf dem Gewissen, sondern auch noch das Abschmelzen der Polkappen. Kann man(n) da noch Fleisch genießen?

Die beschämende Wahrheit ist: Ja, ich kann, dank einem Mix aus regelmäßigen fleischfreien Mahlzeiten und Verdrängung: „Das Fleisch ist billig und der Geist ist schwach.“ Ich bewundere jeden, der hier konsequenter leben kann!

Zum Beispiel die beste Ehefrau von allen: Sie kann auch ohne Gulasch glücklich sein. Oft isst sie nur ein Anstandshäppchen oder gar nichts davon. Warum? Weil das Fleisch ihr zu sehr nach Fleisch schmeckt. Ich kann dieser Logik nicht folgen, freue mich aber, dass mehr für mich übrig bleibt.

Kathi kann den ganzen Tag mit einem Apfel auskommen (abgesehen von der Tüte Chips und der Tafel Schokolade nach 21 Uhr, wenn die Kinder im Bett sind). Für sie ist ein Abendbrot erst vollständig, wenn Tomaten und Gurke auf dem Tisch stehen. Ich aber vergesse beim Tischdecken das Gemüse auch noch nach 18 Jahren Ehe. Doch ohne Grünzeug sieht meine Frau rot!

Auch die Kinder sind merkwürdig. Das eine Mädchen will nur Nudeln ohne Sauce Bolognese. Die andere nimmt keine Margarine aufs Brot, und auch keine „gute Butter“. Doch meine wohlmeinenden Ernährungsratschläge, die sich verdächtig nach 60er-Jahre anhören, finden bei der jungen Generation kein Gehör.

Mein Verhältnis zum Gemüse bleibt zwiespältig. Möhren und Radieschen zum Beispiel wurden von der Natur ja nicht ohne Grund eingegraben. Warum sollte ich die Wurzeln dann wieder ausbuddeln und essen? Ich bin doch kein Maulwurf!

Doch Scherz beiseite, natürlich lege auch ich Wert auf gesunde Ernährung. Zum Frühstück nehme ich darum gerne diese italienische Nuss-Marmelade; auch Kartoffeln schätze ich sehr, vor allem, wenn man sie in Streifen schneidet und von allen Seiten anbrät. Ganz wichtig finde ich auch gesundes Getreide, am liebsten als flachen Teigling mit pürierten Tomaten und anderen Dingen belegt.

Und alle paar Wochen freue ich mich am Eheabend auch auf einen Salat von Katharina. Sie mixt Blätter, Kerne, Öl und Essig zusammen, ich steuere ein knuspriges Steak bei – und wir beide können genießen. Hier is(s)t man sich einig.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

Ab in den Gemüsegarten!

Ein Gemüsegarten ist für Kinder eine tolle Möglichkeit, die Natur zu erleben und den Wert gesunder Lebensmittel zu entdecken. Wer keinen eigenen Garten hat, für den ist ein Gemüsegarten von meine ernte eine gute Alternative. Hier ein paar Tipps und Ideen fürs Gemüsegärtnern mit Kindern:

Die richtige Ausrüstung: Anders als die meisten Erwachsenen bewegen sich Kinder gern auch mal auf allen Vieren durch den Gemüsegarten. Daher ist es sinnvoll, ihnen geeignete, robuste Sachen anzuziehen, wie eine matscherprobte Gummihose und Regenstiefel. An heißen Tagen ist ein Sonnenhut oder eine Kappe unverzichtbar. Cremen Sie Ihre Kinder mit einem entsprechend hohen Sonnenschutz ein, und haben Sie Getränke dabei. Auch ein kleiner Snack kann nicht schaden, wenn Sie längere Zeit im Garten verbringen möchten. Natürlich kann auch das ein oder andere Gemüse, wie Zuckerschoten, direkt vor Ort aus dem Garten genascht werden. Damit Kinder mitmachen können, empfiehlt es sich, ein paar Kindergartengeräte und eine kleine Gießkanne zu besorgen.

Säen und Pflanzen: Kinder können bei der Gartenarbeit spielerisch eingebunden werden und beim Pflanzen oder Säen mithelfen. Bereiten Sie mit Ihrem Kind gemeinsam das Saatbeet vor, zerkleinern Sie noch vorhandene Erdklumpen und verfeinern Sie die Erde. Ziehen Sie mit dem Stiel eines Gartengerätes eine Saatrille. Nun können die Kleinen selbst das Saatgut hineinlegen. Wir empfehlen Ihnen Saatgutsorten auszuwählen, die nicht zu fein sind, sondern eine gewisse Größe haben und von Kindern gehalten werden können, wie zum Beispiel Erbsen. Bedecken Sie nun das Saatgut und lassen Sie es Ihr Kind vorsichtig angießen.

Gießen und Matschen: Wasser bereitet Kindern immer große Freude. Da die Kleinen den Wasserbedarf der Pflanzen schwer einschätzen können, empfehlen wir, die Kinder die Pflanzen gießen zu lassen, die einen hohen Wasserbedarf haben und allgemein etwas robuster sind. Dies ist zum Beispiel bei den verschiedenen Kohlsorten der Fall. Kinder lieben es in der Erde zu matschen und die verschiedenen Elemente im Garten zu erkunden, planen Sie daher eine kleine Ecke im Garten, in der Ihr Kind, ungestört spielen kann, ohne eventuelle Kulturen kaputt zu machen.

Ernten: Eine wertvolle Erfahrung für Kinder ist die Ernte. Binden Sie Ihre Kinder zum Beispiel bei der Kartoffelernte ein und veranstalten Sie eine Schatzsuche. Ziehen Sie zunächst die Kartoffelpflanze aus der Erde und geben Sie Ihrem Kind eine kleine Handschaufel. Nun kann das Buddeln beginnen und Ihr Kind kann nach den Kartoffeln in der Erde suchen. Weitere Gemüsesorten, die sich zum Ernten eigenen, sind Radieschen, Rote Bete oder Möhren. Achten Sie bei der Möhrenernte darauf, dass der Boden an den Seiten gelockert oder feucht ist, bevor sie mit der Ernte beginnen. Zudem empfiehlt es sich mit einem Spaten oder einer Grabegabel den Boden seitlich zu lockern, bevor die Kinder die Möhren aus der Erde ziehen können.

Tiere entdecken: Im Garten gibt es einen kleinen Kosmos zu entdecken. Gräbt man ein bisschen mit der Schaufel, findet man schnell einen Regenwurm. Marienkäfer sitzen auf den Blättern der Gemüsepflanzen, aber auch Kartoffelkäfer und deren Larven, ebenso wie Ohrenkneifer, Tausendfüßler, Hummeln und vielerlei mehr! Tipp: Besonders eindrucksvoll kann man diese Tiere beobachten, wenn man eine Becherlupe mit in den Garten nimmt und damit die kleinen Helfer im Garten studiert. Es gibt Beinchen und Punkte zu zählen, und die Anzahl der Ringe des Regenwurms, oder man schaut den emsigen Tierchen einfach nur zu.

Die meine ernte Gemüsegärten bieten den Vorteil, dass alles schon vor Ort ist, um mit Kindern spannende und lehrreiche Nachmittage zu verbringen. Die Gemüsegärten sind mit mindestens 20 Gemüsesorten fertig bepflanzt, so dass die Kleinen schon wenige Wochen nach Saisonbeginn die ersten Radieschen aus der Erde ziehen können. Darüber hinaus gibt es an allen 25 Standorten auch Gartengeräte und Gießkannen für Kinder, so dass die ganze Familie im Garten mithelfen kann. Ein Familien-Gemüsegarten (ca. 90 qm) kostet für die gesamte Saison einmalig 439,00 EUR.