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5 Tipps für ein schönes Date

Der Valentinstag bietet einen guten Anlass, mal wieder Zeit zu zweit zu verbringen. Hier sind fünf Tipps, wie Eltern den Valentinstag oder einen anderen schönen Tag/Abend verbringen können:

  1. Wie beim ersten Date 

Das erste Date: Bei einigen liegt es erst wenige Jahre zurück, bei anderen Jahrzehnte. Sich gemeinsam an den einen besonderen Tag zu erinnern, lässt das Kribbeln der ersten Verliebtheit wieder aufleben. Ob Kinobesuch, ein bestimmtes Essen im Restaurant oder ein Tanz zu einem bestimmten Lied: Um das Rendezvous noch einmal zu erleben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder als Wochenendausflug in die Stadt, in der alles begann oder einfach zu Hause nachgespielt – mit dem Film aus der Videothek, dem Tanz im eigenen Wohnzimmer und dem selbstgekochten Gericht nach dem Rezept von damals.

  1. Spontanität mit Konzept

Ins Kino oder gemeinsam Essen gehen, sind wohl zwei der beliebtesten Rendezvous-Varianten. Der Vorteil dieser Klassiker: Sie lassen sich ohne großen Aufwand realisieren. Der Nachteil: Es fehlt ihnen ein wenig an Würze. Doch mit ausgefallenen Tricks lassen sie sich ganz individuell gestalten. Zum Beispiel für jede Entscheidung eine Münze werfen: Fährt man mit dem Auto oder mit dem Rad? Gibt es Wein oder Bier zum Essen? Wird es der Kino- oder der Theaterbesuch? Diese Entscheidungen dem Zufall zu überlassen, sorgt für kleine Überraschungseffekte, die dem Rendezvous Spannung verleihen.

  1. Romantik à la Saison

Ob Schlittschuhlaufen auf der Eisbahn oder ein romantisches Picknick auf der Sommerwiese: Je nach Jahreszeit bieten sich verschiedene Möglichkeiten für ein romantisches Date und bringen Abwechlung in den Alltag. Außerdem hat jede Jahreszeit ihre eigenen romantischen Seiten: Sich in der Kälte des Winters aneinanderkuscheln, im Frühjahr gemeinsam in Frühlingsgefühlen schwelgen, im Sommer zusammen in die Sonne blinzeln und Hand in Hand dem Herbstwind trotzen.

  1. Eine Box voller Wünsche

Manchmal mangelt es an einem lohnenswerten Anlass, um sich in Abendgarderobe zu werfen und das gemütliche Sofa zu verlassen. Um nicht ohne Date-Idee dazustehen, können Paare eine Wunschbox anlegen. Beide Partner können auf Zetteln notieren, was sie schon immer einmal (wieder) machen wollten: einen Tapas-Kochkurs besuchen, Kanu fahren gehen oder auf dem Rummel Autoscooter fahren wie in der Jugend – ein kreatives Date ist damit garantiert.

  1. Nachmittag in rosarot 

Es muss nicht immer der Abend sein! Sicher, ein romantisches Candlelight-Dinner ist am schönsten, wenn es dunkel ist. Aber das Wochnende bietet eine Fülle an Möglichkeiten für Alltags-Romantik abseits der üblichen Wege: Sei es, gemeinsam einen Nachmittag im Spa zu verbringen, einen Waldspaziergang zu machen oder gemeinsam kleine Souvenirs für den anderen auf dem Flohmarkt zu erstehen. Die Kinder freuen sich währenddessen, mit dem Babysitter oder Oma und Opa über den Spielplatz zu tollen oder ins Kino zu gehen.

Zusammengestellt vom Kinderbetreuungsportal betreut.de

 

Einen Freund mit 9?

„Meine Tochter (9) hat schon seit der Kindergartenzeit immer wieder einen Freund. Mehr als Händchenhalten und kleine Küsse läuft angeblich nicht. Aber mir fällt es schwer damit umzugehen. Gibt es Tipps, wie ich sie stärken und schützen kann?“

Das ist tatsächlich eine Herausforderung, und ich kann Ihr Gefühl, dass das alles sehr früh ist, nachvollziehen. Jedes Kind kommt als sexuelles Wesen mit Bedürfnissen und Empfindungen zur Welt und durchläuft in seiner Entwicklung einen Prozess, bis die Sexualität im Erwachsenenalter ausgereift ist. Mit etwa vier, fünf Jahren – in der so genannten „genitalen Phase“ – zeigen Kinder vermehrt Interesse an den eigenen Geschlechtsorganen und entdecken die Unterschiede der Geschlechter. So manche Kinder erleben schon im Kindergartenalter ein bisschen Kribbeln im Bauch und Herzklopfen, wenn „er“ oder „sie“ auftaucht. In der Grundschulzeit geht diese Phase in die „Latenzphase“ über, in der sich diese Gefühle wieder verändern. Die meisten Mädchen finden Jungs dann eher doof und umgekehrt.

AUSTAUSCH ANREGEN
Aber nicht alle Kinder sind gleich, und es gibt es auch Kinder, die weiter für ihren Freund oder ihre Freundin schwärmen. Auch wenn Freundschaften zwischen Jungs und Mädchen nicht die Regel sind, sollten sie nicht direkt als unnormal oder falsch eingestuft werden. Verhält sich Ihre Tochter grundsätzlich altersangemessen und erleben Sie keine weiteren Besonderheiten, kann ich Sie beruhigen. Dann sind die Küsschen und das Händchenhalten sicherlich harmlose Freundschaftsbekundungen. Sobald sich die Beziehung aber intensiviert oder Sie weitere Auffälligkeiten Ihrer Tochter wahrnehmen, sollten Sie genauer hinschauen und fachliche Beratung in Anspruch nehmen. Grundsätzlich möchte ich Ihnen Mut machen, einen natürlichen und entspannten Umgang mit ihrer Tochter zu haben. Kinder brauchen altersangemessene Informationen über Liebe, Freundschaft und Sexualität. Da Ihr Kind hier schon ein frühes Interesse zeigt, ist der Austausch absolut notwendig. Hierbei sollten Sie Ihrer Tochter vermitteln, dass Sie ihre Gefühle wertschätzen und dass Sie ihr diese Zuneigung gönnen. Gleichzeitig braucht Ihre Tochter aber auch die Information, dass sich „richtiges Verliebtsein“ später noch ganz anders anfühlen und eine ganz andere Dimension haben wird.

REGELN ABSPRECHEN
Und genau so sollten Sie in diesem Alter auch auf sanfte Art und Weise Einfluss darauf nehmen, wie intensiv diese Freundschaft gestaltet wird. Sprechen Sie als Mutter mit Ihrer Tochter einige Regeln ab. Es ist durchaus angemessen zu formulieren, dass es über das Händchenhalten und Küssen nicht hinausgehen soll. Und begründen Sie das. Es wäre auch ratsam, die Freundschaften zu anderen Freundinnen zu fördern. Geben Sie Ihrem Kind ein gutes Selbstwertgefühl mit auf den Weg, indem Sie als Eltern betonen, dass Ihre Tochter ein wertvolles und hübsches Mädchen ist. Und achten Sie darauf, dass der Liebestank ihres Kindes auf körperlicher und emotionaler Ebene im Elternhaus gefüllt wird. Kinder, die sich zu Hause geliebt fühlen, haben auf jeden Fall einen guten Schutz, sich nicht zu früh in Beziehungen zum anderen Geschlecht zu begeben.

 

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrer Familie in Remscheid, www.sonja-brocksieper.de.

Reife Entscheidung

„Unsere Tochter (23) ist erst seit einem halben Jahr mit ihrem Freund zusammen. Jetzt sprechen sie schon vom Heiraten. Wir meinen, dass sie sich noch Zeit lassen sollten. Wie können wir es ihr oder ihnen vermitteln?“

Als mein 16-jähriger Neffe im Brustton der Überzeugung verkündete, er habe die Frau seines Lebens gefunden, musste ich innerlich schmunzeln. Wer würde nicht skeptisch reagieren, wenn junge Menschen in der Phase des Verliebtseins ans Heiraten denken? Insofern kann ich Ihre Sorge gut verstehen. Ganz egal, ob die Kinder noch in der Pubertät stecken oder mit 23 Jahren eigentlich im besten Alter sind, einen Partner zu finden. J a, es stimmt: D ie Liebe braucht Zeit und muss sich im Alltag bewähren. Allerdings – in meiner Praxis als Therapeutin erlebe ich es oft genau umgekehrt: Junge Menschen haben große Selbstzweifel, ob sie je in der Lage sein werden, sich zu binden. Sie haben die Ausbildung mit Bravour abgeschlossen, machen Karriere und fragen sich ernsthaft, ob sie mit Mitte dreißig überhaupt schon die nötige Reife besitzen, sich auf einen anderen Menschen einzulassen. Insofern freue ich mich, wenn junge Menschen damit offensichtlich kein Problem haben und beizeiten mit dem Partner an einer gemeinsamen Zukunft bauen.

UNERFÜLLTE WÜNSCHE?
Natürlich sollte eine Eheschließung gut überlegt sein. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Punkt den Kern Ihrer Zweifel ausmacht. Sie wünschen sich für Ihre Tochter, dass sie in dieser Frage eine reife Entscheidung trifft. Eine Entscheidung, die nicht durch den Filter der rosaroten Brille gefällt wird. Diesen Aspekt können Sie ohne Probleme in einem offenen Gespräch zu bedenken geben. Aber dann sind Sie gut beraten, sich mit Ratschlägen zurückzuhalten. Aber bevor wir als Eltern irgendwelche Bedenken zum Ausdruck bringen, sollten wir uns erst einmal fragen, was uns so skeptisch macht. Sind es die Vorstellungen für das Leben unserer Kinder, die wir in Gefahr sehen? Oder die eigenen unerfüllten Wünsche, die uns umtreiben? Haben wir selbst das Gefühl, uns zu früh oder zu schnell gebunden zu haben? Wie zufrieden sind wir mit der Wahl des Partners? Oder haben wir die Sorge, dass die eigenen Kinder noch nicht die nötige Reife besitzen, eine derart existenzielle Entscheidung zu treffen?

AUF AUGENHÖHE
Gehen Sie offen in das Gespräch und zeigen Sie Interesse. Lassen Sie ihre Tochter erzählen: Was gefällt ihr an ihrem Partner? Wie stellen sie sich die gemeinsame Zukunft vor? Was macht Ihre Tochter so sicher, dass er der Richtige ist? Und auf was müssten beide verzichten, wenn sie sich noch ein bisschen Zeit lassen? Schön, wenn unsere Kinder als Erwachsene, unseren Rat suchen, aber halten Sie sich mit Ratschlägen zurück. Stellen Sie offene Fragen und bleiben Sie mit dem jungen Paar auf Augenhöhe. Und übrigens: Ich war 23 Jahre alt, als ich meinen Mann geheiratet habe. Das war vor 31 Jahren. Der Gedanke, Friedhelm könnte der Mann fürs Leben sein, ist auch bei mir nach kurzer Zeit gereift. Und was soll ich sagen: Es hat funktioniert!

 

Christina Rosemann ist systemische Familientherapeutin und Supervisorin in eigener Praxis und lebt in Lüdenscheid. www.christina-rosemann.de

Love, Rosie – eine Filmkritik

Von Christof Matthias

Gestern hatten wir unseren Eheabend. Ein Kinobesuch schien uns für unsere derzeitige Situation passend.  Nachdem wir beim Überblicken des derzeitigen Angebots einen Film als zu „schwer“ empfanden, einen anderen als zu dünn und ein dritter erst am nächsten Tag startete, fing Hedwig bei „Love, Rosie — Für immer vielleicht“ Feuer. Sie hatte schon das zu Grunde liegende Buch von Cecelia Ahern gelesen.  Ihre Erinnerung daran war sehr positiv.

„Es ist eher ein ungewöhnliches Buch, da es hauptsächlich aus Briefen, Mails und Chatgesprächen besteht sowie einigen persönlichen Begegnungen. Es bildet Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen ohne Kitsch und mit einem sehr angenehmen Maß an Humor ab. Ein Muss für alle Romantik-Fans!“ – so eine Rezension.

Als ich das Kino gegen 22.30 Uhr verließ, war ich doch ein wenig irritiert. Mir drängte sich im Laufe des Films immer mehr der Eindruck auf, dass hier wieder einem Millionenpublikum die Ehescheidung auf subtil romantische Weise als kleiner Lapsus verkauft wird.

Falls du deinen wahren Liebespartner noch nicht hast, er bisher (aus welchen Gründen auch immer) ausblieb, er dir dann aber wieder erreichbar scheint, kann sich ja jeder von dem derzeitigen Partner trennen.  Das dann entstehende Glück überstrahlt alles.

Kinder, die von ganz anderen Partner entstanden sind, gehören natürlich einfach dazu. Patchwork kann auf jeden Fall die erfüllendste Form der Partnerschaft sein. Und mal mit diesem und mal mit jenem zu schlafen, die Pille danach – das gehört ja heute scheinbar sowieso fest dazu. Von dabei entstehender Schuld oder Sünde, einer inneren Umkehr, einfach Fehlern oder Wiedergutmachung ist nirgends die Rede.

Um uns herum erleben wir das überall. Menschen suchen nach dem Glück in den Umständen (dem anderen) und nicht mehr in den Einstellungen. Andere Aspekte werden aber auch deutlich:

Das ganze Dilemma der wechselnden Beziehungen hat seinen Ursprung in der Sprachlosigkeit emotionaler Empfindungen. Hätten die beiden Hauptdarsteller doch einmal offen über ihre Empfindungen gesprochen, wäre vieles wohl anders gelaufen. Das wiederholt sich über mehr als zehn Jahre, die der Film abbildet, immer wieder. Auf Grund scheinbarer Rücksichtnahme, falsch verstandener Gesten, unbeantworteter Briefe wird die Wahrheit nicht gesehen.

Man möchte ihnen zurufen: „Nun redet doch einmal miteinander!“ Ich hoffe, auch diese Botschaft werden die Zuschauer verstehen.

Eine vorbildliche Rolle hatte immerhin Rosies Vater. Er hielt in sehr einfühlsamer, ermutigender Weise zu seiner Tochter. Katholisch werteorientiert erzogen zeigte er keine Spur von Gesetzlichkeit oder moralisierendem Einwirken – ganz im Gegenteil. Über seinen Tod hinaus wirkten seine visionären Worte noch sehr segensreich nach.

Zum Film:

Rosie und Alex sind beste Freunde. Seit ihrer Kindheit. Schon allein deswegen können sie niemals ein Paar werden – oder doch? In Sachen Liebe stehen sich die beiden mal selbst, mal gegenseitig im Weg. Ein gescheiterter Annäherungsversuch hier, eine verpasste Gelegenheit da, und schon sendet das Schicksal die beiden in völlig unterschiedliche Richtungen. Können verschiedene Kontinente, ungewollte Schwangerschaften, desaströse Liebesaffären, Ehen, Untreue und Scheidungen das Band dieser Freundschaft zerreißen? Können Männer und Frauen überhaupt beste Freunde sein? Und gibt es wirklich nur eine Chance für die große Liebe?

 

Christof Matthias

Mehr als gute Freunde

Bei mir schlug die Verliebtheit nicht ein wie der Blitz. Sie kam eher schleichend,  auf leisen Sohlen in mein  Herz,  säte hier ein bisschen  Unsicherheit, da ein bisschen  Zweifel, begoss alles mit Herzklopfen, und schließlich sprach ich es dann aus: „Das, was ich für dich empfinde,  ist mehr  als  nur Freundschaft.“  Er sah mich an und ich wusste, dass es ihm genauso ging.

Zu dem Zeitpunkt  war ich seit fast vier Jahren verheiratet; glücklich – so hatte ich es immer  empfunden. Ja, wir waren sehr jung, als wir uns  das Eheversprechen  gaben  im  Standesamt  und  in  der  Kirche, aber ich hatte niemals  an dieser Entscheidung  gezweifelt. Niemals – bis ich bei einem  Besuch bei Bekannten  im Ausland, wo ich schon früher einige Zeit verbracht hatte, einen sehr engen Freund wieder traf. Ich hatte ihn seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Von Anfang an fühlte ich mich ihm wieder so vertraut wie damals, als hätten  zwi- schen dieser und unserer  letzten Begegnung  höchstens  fünf Tage gelegen. Sein Lächeln, sein Gang, seine Art zu sprechen,  der Blick, mit dem er mich ansah – es hatte sich nichts verändert. So dachte ich jedenfalls.

In den ersten Tagen wunderte ich mich auch kein bisschen darüber, dass ich mich in seiner  Gegenwart so wohl fühlte, dass ich seine Nähe suchte und am liebsten keine Sekunde ohne ihn sein wollte. Doch irgendwann  spürte ich, dass ich mich meinem  Freund so viel näher  fühlte als meinem  Ehemann,  dass sich in meinem  Herzen etwas regte, was noch nie da gewesen war.

Meinem  Mann gegenüber  wurde ich lieblos und kalt, am liebsten hätte ich ihn abgeschüttelt und stattdessen den ganzen Tag mit mei- nem Freund verbracht, denn mit ihm konnte ich reden, mein Herz teilen, wie mit keinem anderen Menschen. Wann immer sich unse- re Blicke trafen, spürte ich, dass da mehr zwischen uns war … Nacht für Nacht lag ich mit klopfendem Herzen in unserem Bett, meinem Mann den Rücken zugedreht, und starrte mit leeren Augen in die Dunkelheit. Ich wusste nicht, was da war zwischen meinem  besten Freund und mir.

Einfach nur Freunde geht nicht mehr

Drei  Tage vor unserer  Abreise zurück  nach  Deutschland  waren mein Freund und ich verabredet. Wir wollten vom höchsten Punkt eines Hügels aus den Sonnenuntergang beobachten, so wie wir es damals,  vor über fünf Jahren,  auch oft getan hatten.  Den ganzen Tag lang konnte ich kaum an etwas anderes denken, so sehr fieberte ich diesem gemeinsamen Abend entgegen. Und diesen Abend wer- de ich tatsächlich niemals  vergessen, denn während wir nebenein- ander saßen  und unsere  Beine baumeln  ließen,  während der rote Feuerball hinter  den Bergen versank, erzählte ich ihm von meiner Verwirrtheit, von diesem völlig neuen Gefühl.

Ich weiß nicht, was ich mir erhofft hatte. Vielleicht hatte ich gedacht, er würde mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, mich an unsere Freundschaft und meinen  Familienstand erinnern, mir  einen  Schlag in die Magengrube  verpassen,  mich  zurückwei- sen. Aber er tat es nicht. Stattdessen  umarmte er mich und sagte mir, dass es ihm genauso ging.

Die kommenden Tage waren schrecklich. Wir einigten uns darauf, dass wir einfach nur Freunde wären und bleiben müssten. Er sagte mir, mein Mann sei genau der Richtige für mich. Aber seine Augen sagten mir etwas anderes, und auch seine Hand  auf meinem  Arm. Er sagte zu mir Dinge, die mir zuvor kein anderer  Mensch gesagt hatte, nicht einmal mein Mann.

Wenn ich mich von meinem  Mann  verabschiedete, um  mich mit meinem Freund zu treffen, hielt das schlechte Gewissen meinen Brustkorb fest umklammert. Ich fühlte mich, als würde ich zu mei- nem Geliebten gehen. Dabei geschah rein körperlich niemals etwas zwischen uns. Kein einziger Kuss.

…  Betrug  mit den Augen

Aber zum Betrug gehört weit weniger als ein Kuss. In die- sen Tagen habe ich verstanden,  was Jesus damit  meint, wenn  er sagt: „Wer eine Frau ansieht,  sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen  in seinem  Her- zen.“ (Matthäus  5,27) Mit meinem  Körper habe ich die Ehe niemals gebrochen. Aber in meinem  Herzen  beging ich diesen Betrug, und mit meinem  Mund und mit mei- nen Augen.

Kurz vor dem Abflug zurück  nach Deutschland  gestand ich meinem  Mann alles. Er hatte nichts geahnt, aber als ich ihm von meinen  Gefühlen für meinen  Freund be- richtete, verstand er, was die ganze Zeit über unsichtbar zwischen uns gewesen war. Ich sagte ihm, dass ich nicht wüsste, ob ich noch mit ihm zusammen sein wolle. Es sei ernst. Ich schonte ihn nicht.

Zurück in Deutschland befand ich mich über mehrere Monate hinweg in einem Ausnahmezustand. Beinahe jeden Tag kommunizierte ich heimlich mit meinem Freund;  wir schrieben  einander  unzählige  E-Mails und SMS, telefonierten, bis meine Telefonrechnung für mich beinahe unbezahlbar wurde. Viele Nächte wälzte ich mich schlaflos herum,  hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, meine Sachen zu packen und meinen Mann zu verlassen, für ein besseres Leben, für mein „Glück“, und der Vernunft, dieser inneren Stimme, die einfach nicht schweigen wollte.

Ich fühlte  mich  wie eine elende Heuchlerin und  Betrü- gerin,  und  doch konnte  ich diese heimliche  Beziehung nicht beenden. Unsere Versuche, den Kontakt abzubre- chen, scheiterten  immer  wieder – zu groß war die Faszi- nation, zu übermächtig  das Herzklopfen,  dieser unwider- stehliche  Rausch  der Verliebtheit.  Während  dieser  Zeit war ich innerlich zerrissen, von einem Widerspruch,  den ich in einer solchen Form nie zuvor erlebt hatte: Was sich in meinem  Herzen  vollkommen richtig anfühlte,  wurde von meinem  Verstand und von all dem, was ich im Glau- ben als richtig erkannte,  als Sünde  verdammt.  Aber das Leben, das ich führte, die Ehe, in der ich mich befand und die ich vor etwa vier Jahren  vor Gott geschlossen  hatte, schien mir plötzlich falsch und hohl.

Falsche Entscheidungen

Ich begann, meine Entscheidungen zu hinterfragen. Hat- te ich damals, als ich zu meinem  Mann „Ja“ sagte, einen Fehler gemacht, mich gar gegen Gottes Willen gestellt? Warum  hatte  ich nicht  früher  erkannt,  dass  eigentlich ein anderer  Mann  für mich  gedacht war? Warum  hatte ich mich damals, vor über fünf Jahren, nicht in meinen Freund verliebt?

An manchen  Tagen gelang es mir tatsächlich, mir ein- zureden, ich sei im falschen Leben gefangen, hätte mit unserer Ehe einen verkehrten Weg eingeschlagen – dabei hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt  niemals an meiner Ent- scheidung  gezweifelt. Am Tag unserer  Hochzeit hatte es für mich keinen anderen  Mann gegeben als nur meinen Mann.

Warum  sollte ich auf einmal  eine Entscheidung  anzwei- feln,  die  ich  in  vollem  Bewusstsein  und  aus  ganzem Herzen  vor Gott und den Menschen  getroffen und be- kräftigt hatte? In meinem  Inneren wusste ich, dass ich mir nur etwas vormachte, aber es brauchte einige Monate, bis ich bereit war, mir dies auch einzugestehen und vor mir selbst auszusprechen, dass diese Beziehung  – diese Affäre – falsch war und ich sie sofort beenden musste.

Es ist merkwürdig,  aber in dieser  Zeit fühlte  ich mich Gott so nah wie nie zuvor in meinem  Leben. Gott sprach in diesen Wochen auf vielerlei Weise zu mir. Nicht nur, dass er mir Freundinnen zur Seite stellte, die mir die Wahrheit  ins  Gesicht  sagten  und  mich  dabei doch nie- mals verurteilten. Sie halfen mir, all die liebenswerten Eigenschaften  meines  Mannes wieder neu zu entdecken und  wertzuschätzen. Er legte auch eine tiefe Sehnsucht nach seinem  Wort in mein  Herz  – und  das, was ich da fast täglich in der Bibel las, konnte schließlich nicht ohne Frucht bleiben. Es waren wohl weniger die unmissver- ständlichen  Aussagen  darüber,  was Gott von Ehebruch hält  (nämlich  rein  gar nichts),  die mich  darin  bestätig- ten, meinem  Mann treu zu bleiben und unserer  Ehe eine Chance zu geben. Das, was mich auf unserem gemeinsa- men Weg hielt, war vor allem ein Satz, der mir auf jeder Seite  der  Bibel zugeflüstert  wurde:  „Vertrau  mir!“ Ich lernte, dass ich Gottes Zusagen  absolut vertrauen  kann. Und Gott meint  es gut mit mir – alle Dinge werden mir zum Besten dienen (Römer 8,28), auch die Ehe mit mei- nem Mann und sogar diese „Beinahe-Affäre“.

Von der rosaroten Brille zu klarer Sicht

Es hat eine Weile gedauert, aber inzwischen  sind die Ge- fühle für den anderen Mann gänzlich verschwunden, und ich habe das „Ja“ zu meinem  Mann und unserer Ehe neu finden können. Die Entscheidung, an der Ehe festzuhalten, traf ich zuerst ausschließlich mit dem Kopf und vor dem Hintergrund meiner Überzeugung, dass dies Gottes Wille war. Das war hart – meine Gefühle hinten anzustellen und für einige Wochen eine umkämpfte „Kopfehe“ zu führen. Als ich es schließlich  schaffte, den Kontakt zu meinem Freund  abzubrechen, konnte  ich auf diese  Weise auch emotional  Abstand zu ihm gewinnen  und schließlich er- kennen, dass ich unsere Beziehung bisher lediglich durch die berühmte rosarote  Brille betrachtet  hatte.  Ja, mein Freund  und ich hatten sehr tiefe Gespräche geführt und ich schätze ihn nach wie vor für viele seiner guten Eigen- schaften – aber irgendwann  setzte sich doch die Erkennt- nis durch, dass auch er einige Schwächen besitzt.

Der gelebte Alltag mit meinem  Mann dagegen führte mir vor Augen, was ich eigentlich an ihm habe. Dankbarkeit und Bewunderung  über seine Treue und Zuverlässigkeit, seinen  Humor  und  seine  scheinbar  grenzenlose  Liebe zu mir  schlichen  sich zurück  in mein  Herz  und  breite- ten sich darin aus – ja, sogar das lange vermisste Gefühl der Verliebtheit zog wieder in unsere Ehe ein. Ich genoss es wieder, Zeit  mit  meinem  Mann  zu  verbringen  und in Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes zu schwelgen. Ich erkannte,  dass unsere  Beziehung  und  die Nähe, die ich zu meinem  Mann spüre, unendlich  wertvoll und mit nichts zu vergleichen ist.

Dass mein Mann mir verziehen hat und mir wieder be- dingungslos  vertraut – das ist ein Wunder! Ich liebe mei- nen Mann. Sehr! Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, „Ja“ zu ihm zu sagen.

Der Name der Autorin ist der Redaktion bekannt.

[iconbox title=“Weiterlesen“ icon=“go-jump.png“]Ein Interview zum Thema finden Sie in der Ausgabe 4/12 der Zeitschrift family. Es ist hier bestellbar.[/iconbox]