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6 bis 10 – Mein Kind hat Legasthenie

Elternfrage: „Bei meinem Kind (8) wurde Legasthenie diagnostiziert. Wird es ihm trotz dieser Diagnose möglich sein, ein normales Leben zu führen und etwas zu erreichen? Wie kann ich es dabei unterstützen?“

Die Diagnose Legasthenie kann erst einmal beängstigend sein. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass Legasthenie in erster Linie eine Lernstörung ist. Das bedeutet, dass das Lernen schwerer fällt, zum Beispiel dauert das Lesen deutlich länger, lautes Lesen ist stockender und es passieren deutlich mehr Fehler beim Schreiben. Das wirkt sich dann aber auch auf die Noten aus.

In Mathe ist es aufgefallen

Eine betroffene Mutter berichtet, dass ihre Tochter mit 12 Jahren durch einen Test die Diagnose erhielt. Ihr war es aufgefallen, weil sie in einer Klassenarbeit in Mathe, die nur aus Textaufgaben bestand, größere Probleme hatte, obwohl das Rechnen ihr nicht schwerfiel. In der Rechtschreibung hatte sie hauptsächlich Probleme mit kleinen Worten, wie „dann“, „wenn“ oder Bindeworten, während sie „Marathon“ richtig schrieb. „Das Hauptproblem war allerdings, dass Nicole (Name geändert) sich dumm fühlte und nicht mehr gern in die Schule ging“, sagt Nicoles Mutter. Wenn sich schon so früh ein solches Gefühl einstellt, ist das für den Rest der Schulzeit natürlich schlecht und kann psychische Probleme zur Folge haben. Daher ist es wichtig, die Situation anzugehen. Denn mit Intelligenz hat Legasthenie nichts zu tun; diese spezielle Störungist in der Regel angeboren.

Als Eltern fragt man sich, wie man sein Kind am besten unterstützen kann. „Üben, Wörter richtig zu schreiben, bringt überhaupt nichts“, berichtet Nicoles Mutter. „Sie hat am nächsten Tag wieder dieselben Fehler gemacht.“ Stattdessen gibt es verschiedene schulische und außerschulische Förderprogramme, die gezielt und professionell mit den Kindern arbeiten. „Das hat vor allem den Vorteil, dass Eltern sich ganz auf die persönliche Unterstützung konzentrieren können und zu Hause weniger Konflikte beim Üben entstehen“, berichtet Nicoles Mutter.

Förderprogramme von Schule und Jugendamt

Es gibt eine Reihe von schulischen und außerschulischen Fördermaßnahmen. Insbesondere Programme jenseits der Schule müssen zwar organisiert werden, aber es lohnt sich. Und sie werden, je nach Land, teilweise auch vom Jugendamt finanziert, sodass auf die Eltern zwar der organisatorische, aber nicht der finanzielle Aufwand zukommt. Zudem gibt es in der Schule, bei Vorlage entsprechender Tests, einen Nachteilsausgleich. Dadurch erhalten die Kinder bei Tests und Klassenarbeiten mehr Zeit und die Rechtschreibung wird weniger streng bewertet. „Auch da muss man als Eltern manchmal sehr hinterher sein, denn Lehrerinnen und Lehrer oder die Schulleitung haben das nicht immer auf dem Schirm“, sagt Nicoles Mutter. Aber letztlich gibt es die Möglichkeit bis zum Abitur und darüber hinaus. Viele Ausbildungen, Hochschulen und Universitäten gewähren mittlerweile ebenfalls einen Nachteilsausgleich.

Alle Wege stehen offen

„Nicole ist mittlerweile 19. Sie hat das Abitur geschafft und studiert an einer Fachhochschule. Ihren Alltag kann sie ohne Probleme bewältigen“, berichtet die glückliche Mutter. „Das Wichtigste war, ihr zu vermitteln, dass wir sie unterstützen und an sie glauben, und sie zu motivieren. Wir haben das Problem erkannt, es angenommen und das Beste daraus gemacht.“ Wegbegleiter haben Nicole und ihrer Mutter ebenfalls Mut gemacht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Prinzipiell stehen einem Kind mit Legasthenie alle Wege offen. Sicher sind manche Wege etwas schwieriger, aber ein normales Leben ist ohne Einschränkungen möglich.

Marcus Beier ist Redakteur bei Family und Family NEXT.

Kann mein Kind trotz Legasthenie normal leben?

Wenn einem Kind das Schreiben  besonders schwerfällt, kann sich dahinter Legasthenie verbergen. Viele Eltern fragen sich bei dieser Diagnose: Kann mein Kind damit ein normales Leben führen? Wie können wir es unterstützen?

Die Diagnose Legasthenie kann erst einmal beängstigend sein. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass Legasthenie in erster Linie eine Lernstörung ist. Das bedeutet, dass das Lernen schwerer fällt, zum Beispiel dauert das Lesen deutlich länger, lautes Lesen ist stockender und es passieren deutlich mehr Fehler beim Schreiben. Das wirkt sich dann aber auch auf die Noten aus.

In Mathe ist es aufgefallen

Eine betroffene Mutter berichtet, dass ihre Tochter mit 12 Jahren durch einen Test die Diagnose erhielt. Ihr war es aufgefallen, weil sie in einer Klassenarbeit in Mathe, die nur aus Textaufgaben bestand, größere Probleme hatte, obwohl das Rechnen ihr nicht schwerfiel. In der Rechtschreibung hatte sie hauptsächlich Probleme mit kleinen Worten, wie „dann“, „wenn“ oder Bindeworten, während sie „Marathon“ richtig schrieb. „Das Hauptproblem war allerdings, dass Nicole (Name geändert) sich dumm fühlte und nicht mehr gern in die Schule ging“, sagt Nicoles Mutter. Wenn sich schon so früh ein solches Gefühl einstellt, ist das für den Rest der Schulzeit natürlich schlecht und kann psychische Probleme zur Folge haben. Daher ist es wichtig, die Situation anzugehen. Denn mit Intelligenz hat Legasthenie nichts zu tun; diese spezielle Störungist in der Regel angeboren.

Als Eltern fragt man sich, wie man sein Kind am besten unterstützen kann. „Üben, Wörter richtig zu schreiben, bringt überhaupt nichts“, berichtet Nicoles Mutter. „Sie hat am nächsten Tag wieder dieselben Fehler gemacht.“ Stattdessen gibt es verschiedene schulische und außerschulische Förderprogramme, die gezielt und professionell mit den Kindern arbeiten. „Das hat vor allem den Vorteil, dass Eltern sich ganz auf die persönliche Unterstützung konzentrieren können und zu Hause weniger Konflikte beim Üben entstehen“, berichtet Nicoles Mutter.

Förderprogramme von Schule und Jugendamt

Es gibt eine Reihe von schulischen und außerschulischen Fördermaßnahmen. Insbesondere Programme jenseits der Schule müssen zwar organisiert werden, aber es lohnt sich. Und sie werden, je nach Land, teilweise auch vom Jugendamt finanziert, sodass auf die Eltern zwar der organisatorische, aber nicht der finanzielle Aufwand zukommt. Zudem gibt es in der Schule, bei Vorlage entsprechender Tests, einen Nachteilsausgleich. Dadurch erhalten die Kinder bei Tests und Klassenarbeiten mehr Zeit und die Rechtschreibung wird weniger streng bewertet. „Auch da muss man als Eltern manchmal sehr hinterher sein, denn Lehrerinnen und Lehrer oder die Schulleitung haben das nicht immer auf dem Schirm“, sagt Nicoles Mutter. Aber letztlich gibt es die Möglichkeit bis zum Abitur und darüber hinaus. Viele Ausbildungen, Hochschulen und Universitäten gewähren mittlerweile ebenfalls einen Nachteilsausgleich.

Alle Wege stehen offen

„Nicole ist mittlerweile 19. Sie hat das Abitur geschafft und studiert an einer Fachhochschule. Ihren Alltag kann sie ohne Probleme bewältigen“, berichtet die glückliche Mutter. „Das Wichtigste war, ihr zu vermitteln, dass wir sie unterstützen und an sie glauben, und sie zu motivieren. Wir haben das Problem erkannt, es angenommen und das Beste daraus gemacht.“ Wegbegleiter haben Nicole und ihrer Mutter ebenfalls Mut gemacht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Prinzipiell stehen einem Kind mit Legasthenie alle Wege offen. Sicher sind manche Wege etwas schwieriger, aber ein normales Leben ist ohne Einschränkungen möglich.

Marcus Beier ist Redakteur bei Family und Family NEXT.

Abitur oder Ausbildung? Eltern fragen sich: „Was passt zu unserem Kind?“

Expertin Corinna Kühne meint: Eine Frage entscheidet darüber, ob Jugendliche weiter die Schule besuchen oder eine Ausbildung anfangen sollen.

„Bald steht die Entscheidung an, ob unser Sohn nach der Sekundarstufe 1 eine Berufsausbildung startet oder in die Sekundarstufe 2 geht, um das Abitur zu machen. Von den Noten steht er so dazwischen. Wie können wir eine gute Entscheidung treffen?“

Sie schreiben, dass Ihr Sohn von den Noten „dazwischen steht“. Er hat also wahrscheinlich gerade so die schulischen Voraussetzungen für den Besuch der Sekundarstufe 2. Für viele Familien ist es in dieser Situation selbstverständlich, dass ihr Kind Abitur (oder Matura) machen soll.

In Gesprächen merke ich jedoch oft, dass Eltern dabei nicht primär ihr Kind mit seinen Interessen und Begabungen im Blick haben. Das kann zum einen daran liegen, dass viele Mitschülerinnen und Mitschüler Abitur machen werden, sie selbst Abitur gemacht haben oder die Gesellschaft ihnen suggeriert, dass man eigentlich nur mit Abitur richtige berufliche Chancen habe. Andere Eltern wollen, dass ihre Kinder einen Abschluss erreichen, den sie selbst nicht geschafft haben. Sie projizieren ihre unerfüllten Ziele auf ihre Kinder. Letztendlich ist es auch die einfachste Entscheidung, da man sich keine Gedanken über Alternativen machen muss.

Was braucht er für den Traumberuf?

Das sind jedoch alles keine guten Gründe, die Sekundarstufe 2 zu besuchen. Wichtig für diese Entscheidung ist neben der schulischen Qualifikation der Berufswunsch. Die Teenager setzen sich bereits ab der 7. oder 8. Klasse damit auseinander, welche Interessen, Fertigkeiten und Begabungen sie haben und lernen unterschiedliche Berufsfelder kennen. Auch ein Betriebspraktikum kann eine wichtige Entscheidungshilfe sein.

Wenn Ihr Sohn schon genaue berufliche Vorstellungen hat und er für seinen „Traumberuf“ das Abitur benötigt, sollte er diesen Weg auf jeden Fall gehen. Dabei muss ihm klar sein, dass der Weg zum Abitur mit harter Arbeit verbunden ist. Es gibt Kinder, die sich dieser Herausforderung gern stellen und an ihr wachsen, die bereitwillig ihre Aufgaben erledigen, für Klassenarbeiten lernen und Referate vorbereiten. Wenn Ihr Sohn zu diesen Kindern gehört, kann der Weg zum Abitur ebenfalls genau der richtige sein. Es kann aber auch sein, dass die Schule für ihn schon lange eine Qual ist und mit Druck und negativem Stress verbunden ist. Dann ist es eher an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen.

Keine Angst vor Ausbildung

Begleiten Sie Ihr Kind, indem Sie Gesprächsbereitschaft zeigen und sich für seine Überlegungen interessieren. Sollte er Interesse an einem Ausbildungsberuf zeigen, unterstützen Sie ihn darin. Insbesondere wenn sie merken, dass ihm Schule keinen Spaß macht und er lieber etwas Praktisches machen möchte. Ich habe schon oft erlebt, dass insbesondere Jungen zunächst einen Beruf erlernen und zu einem späteren Zeitpunkt das Abitur machen, weil sie noch studieren möchten.

Eine gute Alternative für Kinder, die „dazwischen stehen“, kann auch der Erwerb eines Fachabiturs auf einem Berufskolleg sein (ähnlich der Fachmittelschule in der Schweiz). Dies umfasst sowohl einen schulischen als auch einen praktischen, berufsbezogenen Teil. Dieser Weg ist dadurch sehr abwechslungsreich und für viele Jugendliche motivierend.

Corinna Kühne ist Abteilungsleiterin für die Jahrgangsstufen 8-10 an der Matthias-Claudius-Schule in Bochum. 

Tochter (8) ist von Zeugnis enttäuscht: So schlägt der Lernfrust nicht aufs Selbstbewusstsein

Schule ist nicht alles! Erziehungswissenschaftlerin Daniela Albert rät Eltern, den Fokus nicht auf Noten zu setzen.

„Meine Tochter (8) ist frustriert, weil ihr das Lernen schwerfällt. Wie kann ich ihr trotzdem vermitteln, dass sie wertvoll und wunderbar gemacht ist?“

Es ist wunderbar, dass Sie im Blick haben, dass Ihre Tochter aufgrund von Lernschwierigkeiten auch sich selbst als Person infrage stellen kann. Und dass die Gefahr besteht, dass die eigene Wertigkeit an Lernerfolge geknüpft wird. Denn leider geht das oft in unserem auf Leistung ausgelegten Schulsystem unter. Zu Hause einen Gegenpol zum Leistungsdruck zu bieten, ist eine gute und wichtige Sache. Ich behaupte einmal ganz vermessen: Allein Ihr Gespür dafür wird dafür sorgen, dass in Ihrer Familie eine Atmosphäre der Wertschätzung über Leistungen hinaus herrscht.

Dennoch möchte ich infrage stellen, ob Ihrer Tochter wirklich „das Lernen“ schwerfällt. Tatsächlich ist es ja so, dass Ihr Kind in den ersten Jahren seines Lebens mit Sicherheit schon sehr viel gelernt hat und auch jetzt täglich Neues dazulernt, neue Fähigkeiten entwickelt und Vorhandenes ausbaut. Vieles geht unbemerkt vonstatten oder wird nicht gesehen, weil es sich dabei vielleicht nicht um die Fähigkeiten und Fertigkeiten handelt, die gerade gesellschaftlich als wichtig erachtet werden.

Nicht über Schulnoten sprechen, sondern über Themen

Ich gehe aber davon aus, dass es sich bei Ihrer Frage um das schulische Lernen und den damit verbundenen Schulerfolg – also um Noten – handelt. Tatsächlich ist es so, dass nicht jedes Kind für dieses System, so wie es in den deutschsprachigen Ländern meistens umgesetzt wird, gemacht ist. Das schulische Lernen fällt manchen Kindern besonders schwer, und sichtbare Erfolge wollen sich nicht einstellen. Da finde ich es wichtig, dass Sie als Eltern das stark machen, was sonst schnell unsichtbar bleibt.

Wenn am Ende eines Schulhalbjahres ein Zeugnis kommt, würde ich weniger über die Noten sprechen als über die Themen, die bearbeitet wurden. Denn bestimmt hat Ihre Tochter in den vorangegangenen Monaten etwas gelernt. Vielleicht die ersten Worte in einer neuen Sprache? Vielleicht eine neue Rechenart? Oder sie weiß nun mehr über Geografie oder Religion? Selbst wenn sich der Lernerfolg nicht in Ziffern auf einem Blatt Papier bemessen lässt, heißt das nicht, dass Ihr Kind nicht dazugelernt hat. Machen Sie dieses Dazulernen sichtbar für Ihr Kind und feiern Sie es immer dann, wenn ein Schulhalbjahr endet.

Hobbys im Blick behalten

Darüber hinaus ist es wichtig, auf die Dinge zu schauen, die Ihre Tochter besonders gut kann. Vielleicht zählen dazu nicht die in der Schule gefragten Fähigkeiten, aber andere. Malen? Basteln? Geschichten erzählen? Musik oder Sport? Gerade an Tagen, an denen in der Schule etwas nicht gut gelaufen ist, ist es wichtig, das stark zu machen, was Ihr Kind kann. Sorgen Sie an solchen Tagen dafür, dass Ihr Kind seine Stärken ausleben darf: Nehmen Sie sich gemeinsam Zeit für sein liebstes Hobby oder eine andere Aktivität, in der es gut sein darf. So lernen Kinder früh, dass die Schulnoten nicht das sind, was sie als Menschen ausmacht.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de. 

Erziehungswissenschaftlerin rät Eltern: Finger weg von den Hausaufgaben Ihres Kindes!

Streit bei den Hausaufgaben muss nicht sein, meint Daniela Albert. Denn die sind gar nicht Aufgabe der Eltern.

„Mein Sohn (9) und ich rasseln beim Hausaufgabenmachen häufig aneinander. Besonders schlimm war es beim Homeschooling. Immer, wenn ich ihm helfen wollte, stellte er auf stur, woraufhin ich immer ungeduldiger wurde. Es ist wie ein Teufelskreis. Wie kommen wir da raus?“

Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass Sie nicht allein sind. Besonders das, was Sie vom Homeschooling beschreiben, haben im letzten Jahr viele Eltern erlebt. Wir sind durch die Schulschließungen in einer Doppelrolle gelandet, die eigentlich nicht unsere ist.

Eltern lebten eine Doppelrolle

Bildung ist ein Monopol des Staates und zumindest die formale Schulbildung ist in einen anderen Rahmen ausgelagert – aus gutem Grund! Denn dort wird diese Aufgabe von Menschen übernommen, die sich durch Studium und Ausbildung dafür qualifiziert haben. Sie sind mit unseren Kindern in professionellen Settings zusammen, bei denen eben diese Schulbildung im Mittelpunkt steht. Wir werden von unseren Kindern anders wahrgenommen und haben eine andere Rolle in ihrem Leben. Deshalb fällt es vielen Kindern auch schwer, Hilfe von ihren Eltern anzunehmen und sich auf deren Art von Wissensvermittlung und Umgang mit Schulstoff einzulassen. Konflikte sind hier vorprogrammiert.

Unsere Rolle im Leben und auch in der Bildungsbiografie unserer Kinder ist es, der Ort zum Regenerieren und zum Auftanken zu sein, vielleicht auch Gesprächspartner, mit denen Gelerntes alltagstauglich verfestigt werden kann oder mit denen kritische Fragen diskutiert werden. Natürlich können wir ihnen auch mal zum Abfragen, Wiederholen oder Erklären zur Verfügung stehen, wenn sie dies wünschen. Zu unserer Kernaufgabe gehört das aber nicht.

Es ist nicht Ihre Aufgabe!

Vielleicht hilft es Ihnen, sich einmal vor Augen zu führen, dass es eigentlich gar nicht Ihre Aufgabe ist, Ihrem Sohn bei den Hausaufgaben zu helfen. Natürlich können Sie ihn, wenn er Sie darum bittet, unterstützen. Wenn er diese Unterstützung aber nicht möchte, kann er auch allein arbeiten. Das, was zu Hause erledigt wurde (oder eben nicht), ist nämlich eigentlich eine Sache zwischen ihm und seinen Lehrkräften. Wir Eltern haben nur oft das Gefühl, wir müssten das begleiten und es sei unser Job, dass die Kinder ihre Aufgaben möglichst gut erledigen. Ist es aber gar nicht.

Ich würde Ihnen daher empfehlen, Ihren Sohn nur so viel bei den Hausaufgaben zu begleiten, wie er es sich wünscht, und ihm darüber hinaus die Verantwortung für das, was er tut, zu übertragen. Seien Sie lieber seine Powerbank zum Aufladen und sein geborgener Ort, wenn der Schulstoff ihn angestrengt oder geärgert hat. Den Rest überlassen Sie den Lehrerinnen und Lehrern in der Schule. Ihr Fokus sollte nicht so sehr auf der anstrengenden Hausaufgabenzeit liegen, sondern auf dem, was danach kommt. Wie wäre es, wenn Sie, während er Hausaufgaben macht, schon einmal Kakao kochen und Obst schneiden, um sich danach gemütlich mit ihm zusammenzusetzen?

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin sowie Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen und bloggt unter eltern-familie.de. 

Loben und aufmuntern! Heute!

Viele Kinder bekommen heute ihre Halbjahreszeugnisse. Während sich vor allem jüngere Kinder darüber freuen, steigen bei Schülerinnen und Schülern mit zunehmendem Alter die Angst und der Stress. Eine Umfrage im Auftrag von scoyo hat ergeben, dass davon 40 Prozent der 14-Jährigen betroffen sind. Bei den 10-Jährigen sind noch 21 Prozent ängstlich oder gestresst, bei den 6-Jährigen nur drei Prozent – wobei die oft ja noch gar keine Halbjahreszeugnisse bzw. keine Noten bekommen.

Eine andere Umfrage hat allerdings ergeben, dass oft die Eltern mehr von den Zeugnisses gestresst sind als die Kinder. Wie ist das bei euch? Habt ihr heute eher Bauchschmerzen? Oder könnt ihr euch über die Leistungen eurer Kinder freuen?

Noch ein wichtiges Ergebnis der scoyo-Umfrage ist übrigens dieses: 60 Prozent der Kinder wünschen sich, dass die Eltern sie für ihre guten Leistungen loben, „nur“ 30 Prozent erwarten eine Belohnung. Offensichtlich ist den Kindern ein Lob wichtiger als Geld oder ein Geschenk. Und 39 Prozent erhoffen sich von ihren Eltern, dass sie sie bei schlechten Noten aufmuntern.

Also: Heute ist loben und aufmuntern angesagt! Darüber, wie die Noten vielleicht besser werden, können wir noch an einem anderen Tag nachdenken.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Fit für die neue Schule?

Was Kinder in der vierten Klasse brauchen

Für einen Wechsel auf eine weiterführende Schule sind neben dem Notendurchschnitt viele andere Kompetenzen wichtig, die die gesamte Persönlichkeit des Kindes betreffen.

Kinder haben eine natürliche, gesunde Neugier auf das Leben. Sie wollen vieles wissen, fragen nach, probieren aus. Diese Fragehaltung ist eine elementare Voraussetzung für den Wechsel an eine weiterführende Schule. Nur Kinder, die es genau wissen wollen, werden Lernwillen zeigen und leistungsbereit sein. Dazu kommt ein hohes Maß an Arbeitsaufwand, das mit dem in der Grundschule nicht mehr vergleichbar ist. Wenn ein Kind genügend Selbstdisziplin hat und schon in der vierten Klasse bereit ist, mehr zu tun, als durch die Hausaufgaben gefordert ist, hat es eine gute Grundhaltung für die neue Schule.

Selbstständig arbeiten

Mit dem Schulwechsel dauert es oft nicht mehr lange, bis Eltern in bestimmten Fächern mit dem Lernstoff überfragt sind. Die Schüler brauchen jetzt das Durchhaltevermögen, schwierige Problemstellungen selbstständig zu lösen und nicht gleich aufzugeben, wenn eine Aufgabe auf den ersten Blick unlösbar erscheint. Eine gute Vorbereitung darauf ist, wenn Kinder bereits im Grundschulalter, spätestens aber in der vierten Klasse, ihre Hausaufgaben alleine und selbstständig lösen. Eltern können natürlich Tipps geben, wenn ein Sachverhalt sich als schwierig darstellt, aber grundsätzlich ist es gut, wenn ein Kind früh die Haltung entwickelt, selbst verantwortlich für seine Aufgaben zu sein. Zu den Verantwortlichkeiten zählen natürlich auch die persönlichen Dinge: Kinder sollten früh daran gewöhnt sein, ihren Schulranzen selbstständig zu packen, die Schreibutensilien in Ordnung zu halten und auf Vollständigkeit zu achten. Dann werden sie zum Schulwechsel wenig Schwierigkeiten damit haben, sich zu organisieren. Jeden Tag sind andere Fächer gefragt, muss anderes Material eingepackt werden. Auch die Wertsachen wie Schlüssel, Handy, Busfahrkarte müssen sicher untergebracht und immer präsent sein.

Krisenfest werden

Solange die Kinder zur Grundschule gehen, werden sie von ihren Eltern vergleichsweise stark behütet. Die Schule liegt in der Regel in der Nähe des eigenen Wohnortes und ist oft fußläufig erreichbar. Mit dem Schulwechsel ändert sich diese Situation für die meisten Kinder. Sie fahren mit dem Bus und erleben dabei auch die eine oder andere unvorhergesehene Situation. Ist das Kind in der Lage, mit  kleinen Krisen umzugehen? Hat es in seinem bisherigen Leben gelernt, Probleme selbstständig anzugehen und in Stresssituationen Ruhe zu bewahren? Was ist, wenn der Bus verpasst wurde oder wenn der Unterricht unvorhergesehen früher endet?

Persönliches Krisenmanagement ist auch bei den Zensuren gefragt. Vor allem die Kinder, die auf ein Gymnasium wechseln, waren es bisher gewohnt, durchgehend sehr gute bis gute Noten zu schreiben. Nun kommen in der neuen Schule nur noch leistungsstarke Schüler zusammen. Das Leistungsgefüge muss sich in der Klasse neu entwickeln, und dazu gehört auch, einmal oder mehrmals eine schlechte Note zu schreiben. Es gehört eine gute Portion Frustrationstoleranz dazu, jetzt nicht zu resignieren, sondern sich wieder motiviert an die Arbeit zu machen, um schlechtere Leistungen auszugleichen. Eine gute Vorbereitung darauf sind Sportarten, bei denen sich das Kind auch mit anderen misst. Beispielsweise beim Handball kann die eigene Mannschaft nicht immer gewinnen. Schlechtere Spiele gehören dazu. Dennoch muss sich jeder einzelne Spieler zum Weitermachen motivieren. Dadurch lernen die Kinder auch, Niederlagen zu relativieren und als Ansporn zu sehen.

Birgit Wenzel ist Erzieherin und leitet eine Vorklasse an einer Schule zur Sprachförderung. 

Illustration: Thees Carstens

Schlechte Noten sind (k)ein Weltuntergang

Der Leistungsdruck in vielen Schulen ist hoch. Wie können Eltern und Schüler damit klarkommen?

Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder. Und das ist auch richtig so. Aber wenn gute Noten und eine erfolgreiche Schullaufbahn zum obersten Erziehungsziel werden, läuft etwas verkehrt. Es kann nicht darum gehen, dass aus den Kindern im Leben etwas wird, sondern dass sie ihren Platz im Leben finden. Dass sie eine gute Grundausstattung mitbekommen, um ihr Leben zu gestalten. Dass sie ihren Begabungen und Fähigkeiten gemäß gefördert und gefordert werden und dass sie die Freude am Lernen nicht verlieren.

Gut – aber nicht gut genug

Von Schulstress sind nicht nur schlechte Schüler betroffen. Auch gute Schülerinnen und Schüler denken oft, sie seien nicht gut genug. Sie leiden darunter, dass sie den hohen Ansprüchen, die sie selbst oder die Eltern an sie stellen, nicht genügen. Sie wollen gern der oder die Beste sein, aber es gibt immer jemanden, der noch besser ist. Luxusprobleme? Nicht unbedingt. Selbst ein Einser-Abi-Durchschnitt garantiert nicht den gewünschten Studienplatz. Und viele Ausbildungsberufe, für die früher die Mittlere Reife ausreichend war, erfordern heute das Abitur. Kein Wunder, dass Eltern ihre Kinder zu Hochleistungen motivieren möchten. Dagegen ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden. Ein Kind zu motivieren, sich anzustrengen und seine Fähigkeiten voll auszunutzen, ist durchaus sinnvoll.

Aber die Erwartungen der Eltern und die Fähigkeiten des Kindes müssen übereinstimmen. „Realistisch fördern“ nennt das der Psychologe Christoph Eichhorn in seinem Buch „Bei schlechten Noten helfen gute Eltern“. Zu berücksichtigen seien beispielsweise das Intelligenzniveau, das Durchhaltevermögen, die Frustrationstoleranz, die Persönlichkeit, die Interessen und Vorlieben des Kindes. Und gerade bei leistungsstarken Kindern sei es wichtig, auf Erholung und Ausgleich zu achten.

Vertrauen und Gelassenheit

Wenn schon gute Schülerinnen und Schüler unter Leistungsdruck leiden, wie viel mehr die Schüler mit schlechten Noten. Und ihre Eltern gleich mit. So erging es auch Heidemarie Brosche, Lehrerin und Mutter von zwei Söhnen. Beide Jungen sackten zeitgleich in der Schule ab. Ihre Mutter fühlte sich als Versagerin. In dieser Krisenzeit traf sie der Satz eines Lehrers ins Herz: „Sehen Sie zu, dass Sie sich Ihr wunderbares Verhältnis zu ihren Söhnen durch die blöde Schule nicht kaputt machen lassen!“ Im Nachhinein ist Heidemarie Brosche überzeugt: Der Anlass war die Aufregung nicht wert. Deshalb hat sie ein Buch geschrieben: „Warum es nicht so schlimm ist, in der Schule schlecht zu sein“. Damit möchte sie schlechte Noten nicht glorifizieren, aber relativieren. Sie rät anderen betroffenen Eltern, die schulischen Probleme ihres Kindes nicht zum zentralen Familienthema werden zu lassen und mit einem  Quäntchen Gelassenheit zu versuchen, die Ursachen für die Schulprobleme zu ergründen.

Sicher ist es nicht immer möglich, eine einzelne Ursache für schlechte Schulleistungen herauszufiltern. Entscheidend ist aber, dass Eltern am Ball bleiben und Interesse zeigen, statt Panik zu vermitteln. Sie sollten versuchen, gelassen nach vorn zu sehen und gemeinsam mit dem Kind Strategien zu entwickeln, um die Situation für das Kind angenehmer und erfolgreicher zu machen.

Bettina Wendland ist Redakteurin bei family und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Illustration: Thees Carstens