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Tochter (8) ist von Zeugnis enttäuscht: So schlägt der Lernfrust nicht aufs Selbstbewusstsein

Schule ist nicht alles! Erziehungswissenschaftlerin Daniela Albert rät Eltern, den Fokus nicht auf Noten zu setzen.

„Meine Tochter (8) ist frustriert, weil ihr das Lernen schwerfällt. Wie kann ich ihr trotzdem vermitteln, dass sie wertvoll und wunderbar gemacht ist?“

Es ist wunderbar, dass Sie im Blick haben, dass Ihre Tochter aufgrund von Lernschwierigkeiten auch sich selbst als Person infrage stellen kann. Und dass die Gefahr besteht, dass die eigene Wertigkeit an Lernerfolge geknüpft wird. Denn leider geht das oft in unserem auf Leistung ausgelegten Schulsystem unter. Zu Hause einen Gegenpol zum Leistungsdruck zu bieten, ist eine gute und wichtige Sache. Ich behaupte einmal ganz vermessen: Allein Ihr Gespür dafür wird dafür sorgen, dass in Ihrer Familie eine Atmosphäre der Wertschätzung über Leistungen hinaus herrscht.

Dennoch möchte ich infrage stellen, ob Ihrer Tochter wirklich „das Lernen“ schwerfällt. Tatsächlich ist es ja so, dass Ihr Kind in den ersten Jahren seines Lebens mit Sicherheit schon sehr viel gelernt hat und auch jetzt täglich Neues dazulernt, neue Fähigkeiten entwickelt und Vorhandenes ausbaut. Vieles geht unbemerkt vonstatten oder wird nicht gesehen, weil es sich dabei vielleicht nicht um die Fähigkeiten und Fertigkeiten handelt, die gerade gesellschaftlich als wichtig erachtet werden.

Nicht über Schulnoten sprechen, sondern über Themen

Ich gehe aber davon aus, dass es sich bei Ihrer Frage um das schulische Lernen und den damit verbundenen Schulerfolg – also um Noten – handelt. Tatsächlich ist es so, dass nicht jedes Kind für dieses System, so wie es in den deutschsprachigen Ländern meistens umgesetzt wird, gemacht ist. Das schulische Lernen fällt manchen Kindern besonders schwer, und sichtbare Erfolge wollen sich nicht einstellen. Da finde ich es wichtig, dass Sie als Eltern das stark machen, was sonst schnell unsichtbar bleibt.

Wenn am Ende eines Schulhalbjahres ein Zeugnis kommt, würde ich weniger über die Noten sprechen als über die Themen, die bearbeitet wurden. Denn bestimmt hat Ihre Tochter in den vorangegangenen Monaten etwas gelernt. Vielleicht die ersten Worte in einer neuen Sprache? Vielleicht eine neue Rechenart? Oder sie weiß nun mehr über Geografie oder Religion? Selbst wenn sich der Lernerfolg nicht in Ziffern auf einem Blatt Papier bemessen lässt, heißt das nicht, dass Ihr Kind nicht dazugelernt hat. Machen Sie dieses Dazulernen sichtbar für Ihr Kind und feiern Sie es immer dann, wenn ein Schulhalbjahr endet.

Hobbys im Blick behalten

Darüber hinaus ist es wichtig, auf die Dinge zu schauen, die Ihre Tochter besonders gut kann. Vielleicht zählen dazu nicht die in der Schule gefragten Fähigkeiten, aber andere. Malen? Basteln? Geschichten erzählen? Musik oder Sport? Gerade an Tagen, an denen in der Schule etwas nicht gut gelaufen ist, ist es wichtig, das stark zu machen, was Ihr Kind kann. Sorgen Sie an solchen Tagen dafür, dass Ihr Kind seine Stärken ausleben darf: Nehmen Sie sich gemeinsam Zeit für sein liebstes Hobby oder eine andere Aktivität, in der es gut sein darf. So lernen Kinder früh, dass die Schulnoten nicht das sind, was sie als Menschen ausmacht.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern– und Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de. 

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