Schlechte Noten sind (k)ein Weltuntergang

Der Leistungsdruck in vielen Schulen ist hoch. Wie können Eltern und Schüler damit klarkommen?

Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder. Und das ist auch richtig so. Aber wenn gute Noten und eine erfolgreiche Schullaufbahn zum obersten Erziehungsziel werden, läuft etwas verkehrt. Es kann nicht darum gehen, dass aus den Kindern im Leben etwas wird, sondern dass sie ihren Platz im Leben finden. Dass sie eine gute Grundausstattung mitbekommen, um ihr Leben zu gestalten. Dass sie ihren Begabungen und Fähigkeiten gemäß gefördert und gefordert werden und dass sie die Freude am Lernen nicht verlieren.

Gut – aber nicht gut genug

Von Schulstress sind nicht nur schlechte Schüler betroffen. Auch gute Schülerinnen und Schüler denken oft, sie seien nicht gut genug. Sie leiden darunter, dass sie den hohen Ansprüchen, die sie selbst oder die Eltern an sie stellen, nicht genügen. Sie wollen gern der oder die Beste sein, aber es gibt immer jemanden, der noch besser ist. Luxusprobleme? Nicht unbedingt. Selbst ein Einser-Abi-Durchschnitt garantiert nicht den gewünschten Studienplatz. Und viele Ausbildungsberufe, für die früher die Mittlere Reife ausreichend war, erfordern heute das Abitur. Kein Wunder, dass Eltern ihre Kinder zu Hochleistungen motivieren möchten. Dagegen ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden. Ein Kind zu motivieren, sich anzustrengen und seine Fähigkeiten voll auszunutzen, ist durchaus sinnvoll.

Aber die Erwartungen der Eltern und die Fähigkeiten des Kindes müssen übereinstimmen. „Realistisch fördern“ nennt das der Psychologe Christoph Eichhorn in seinem Buch „Bei schlechten Noten helfen gute Eltern“. Zu berücksichtigen seien beispielsweise das Intelligenzniveau, das Durchhaltevermögen, die Frustrationstoleranz, die Persönlichkeit, die Interessen und Vorlieben des Kindes. Und gerade bei leistungsstarken Kindern sei es wichtig, auf Erholung und Ausgleich zu achten.

Vertrauen und Gelassenheit

Wenn schon gute Schülerinnen und Schüler unter Leistungsdruck leiden, wie viel mehr die Schüler mit schlechten Noten. Und ihre Eltern gleich mit. So erging es auch Heidemarie Brosche, Lehrerin und Mutter von zwei Söhnen. Beide Jungen sackten zeitgleich in der Schule ab. Ihre Mutter fühlte sich als Versagerin. In dieser Krisenzeit traf sie der Satz eines Lehrers ins Herz: „Sehen Sie zu, dass Sie sich Ihr wunderbares Verhältnis zu ihren Söhnen durch die blöde Schule nicht kaputt machen lassen!“ Im Nachhinein ist Heidemarie Brosche überzeugt: Der Anlass war die Aufregung nicht wert. Deshalb hat sie ein Buch geschrieben: „Warum es nicht so schlimm ist, in der Schule schlecht zu sein“. Damit möchte sie schlechte Noten nicht glorifizieren, aber relativieren. Sie rät anderen betroffenen Eltern, die schulischen Probleme ihres Kindes nicht zum zentralen Familienthema werden zu lassen und mit einem  Quäntchen Gelassenheit zu versuchen, die Ursachen für die Schulprobleme zu ergründen.

Sicher ist es nicht immer möglich, eine einzelne Ursache für schlechte Schulleistungen herauszufiltern. Entscheidend ist aber, dass Eltern am Ball bleiben und Interesse zeigen, statt Panik zu vermitteln. Sie sollten versuchen, gelassen nach vorn zu sehen und gemeinsam mit dem Kind Strategien zu entwickeln, um die Situation für das Kind angenehmer und erfolgreicher zu machen.

Bettina Wendland ist Redakteurin bei family und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Illustration: Thees Carstens

1 Kommentar
  1. Franziska Dutt sagte:

    Leistungsdruck war nie ein Thema in meiner Schulzeit gewesen. Schlechte Noten hatte ich trotzdem bekommen und es wäre ein Weltuntergang gewesen die Klasse zu wiederholen. Die Situation in den Schulen ist immer noch sehr chaotisch. Überfüllte Klassen und überforderte Lehrer gehören zum Alltag. Es ist schwierig auf die Bedürfnisse eines einzelnen Schüler einzugehen, wenn man gleichzeitig 30-35 Schüler hat. Ich habe früher einen Nachhilfelehrer von http://www.top-nachhilfe.de bekommen. Da meine Eltern sehr wenig verdient haben, hat sich der Staat um die Kosten gekümmert. Ohne einen Nachhilfelehrer hätte ich Mathe wahrscheinlich nicht bestanden. Ich glaube, dass Schlechte Noten einerseits mit der Größe der Klasse und anderseits mit der schlechten Bezahlung der Lehrer korrelieren. Gut bezahlte Lehrer, die Klassen mit 15-20 Schüler betreuen sind motivierter und können besser auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen.

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