Beiträge

Sommerferien: Mit diesen 3 spaßigen Spielen können Sie jetzt Lernlücken schließen

Im Sommer wollen Kinder vor allem Spaß haben. Mit diesen Übungen bleibt der Schulstoff trotzdem spielend leicht im Kopf.

Jedes Kind freut sich auf die Sommerferien. Einfach nichts tun, sich mit Freundinnen und Freunden treffen, den Hobbys nachgehen – das ist ganz wichtig! Kinder brauchen eine Auszeit, um vom stressigen Schulalltag abzuschalten. Nur so tanken sie Kraft fürs neue Schuljahr. Dennoch kann es für manche hilfreich sein, Lernlücken aufzuarbeiten.

Gerade in der Grundschulzeit ist es wichtig, den Lernprozess bestmöglich zu unterstützen. Vor allem in den Ferien sind Kinder aber verständlicherweise nur schwer zu motivieren, wenn es um Schule geht. Jetzt ist spielerisches Lernen angesagt, das für Erfolgserlebnisse sorgt! Spaß beim Lernen ist das A und O für ein angenehmes Lernklima und einen geringen Stresspegel. In den Ferien stehen die Kinder nicht unter Leistungsdruck und können gute Lernerfolge erzielen. Denn gelernt wird in der schulfreien Zeit nur ungern, gespielt dafür umso mehr! Hier drei Lernspiel-Ideen an der frischen Luft:

Lernidee 1: Wasser Marsch

Material: Wasserpistole/Wasserbomben, Kreide
So geht’s:
 Malt mit Kreide Kreise auf den Boden. Sie sollten nicht zu weit voneinander entfernt sein, um sie mit der Wasserpistole/den Wasserbomben zu treffen. In jeden Kreis schreibt ihr je nach Fach zum Beispiel Ergebnisse von Rechenaufgaben, Wörter zum Vorlesen, Antworten zu Fragen etc. Wenn ihr Rechenaufgaben (1×1) üben wollt, kommt in jeden Kreis die Lösung einer Aufgabe. Dann stellt ihr dem Kind eine Aufgabe. Mit der Wasserpistole/ einer Wasserbombe muss jetzt der richtige Kreis getroffen werden.

Lernidee 2: Schatzsuche

Material: Papier, Stift, Schere & kleiner Schatz (z. B. ein Bonbon)
So geht’s:
 Schneidet ein Blatt in zehn Teile. Danach beschreibt ihr jeden Zettel je nach Fach mit Rechenaufgaben, Lese- oder Schreibübungen. Zudem notiert ihr auf jedem Zettel, wo das Kind den „nächsten Hinweis“ suchen muss, wie: „Jetzt beginnt die Schatzsuche. Den ersten Hinweis findest du bei der Schaukel!“ Auf dem letzten Zettel steht, wo das Kind den Schatz suchen muss. Vor der Schatzsuche versteckt ihr alle Hinweise – außer den Startzettel – an den jeweiligen Orten. Nach Erledigung der Aufgaben wird der nächste Zettel gesucht.

Lernidee 3: Bleib fit!

Material: Papier, Stift
So geht’s: Auf ein Blatt schreibt ihr die Zahlen 1 bis 10. Neben jede Zahl ergänzt ihr eine Bewegung (Hampelmann springen, auf einem Bein hüpfen, hinknien, klatschen etc.). Nun stellt ihr dem Kind eine Aufgabe, zum Beispiel 32:8. Das Kind sagt die Lösung (4) und führt die Bewegung neben der Zahl 4 aus. Das Lernspiel eignet sich auch für Vokabeln, Fragen, Begriffszuordnungen etc. Statt Zahlen schreibt ihr die jeweiligen Lösungen neben die Bewegungen.

Katharina Hilberg ist Diplompädagogin mit über 18 Jahren Erfahrung als Nachhilfelehrerin sowie in der Kinder- und Jugendarbeit und bloggt auf lernenmitspielundspass.de.

Mutter Carolin erzählt: Mit diesen 5 Tipps wird der Urlaub mit Kindern zum Highlight

Jahrelang war der Familienurlaub für Carolin Nesgaard mehr Frust als Freude. Doch mit ihrer Reise nach Norwegen änderte sich alles.

„Das machen wir nie wieder!“ Wie oft haben mein Mann und ich uns nach einem Familienurlaub angeschaut und diesen Satz ausgesprochen? Die Liste der Urlaubsmisserfolge ist lang: als einzige Familie im Dunkeln und in der Kälte morgens um sechs Uhr am Campingplatz frühstücken, in der Nacht im Auto sitzen wegen Gewitter am Campingplatz, ein Programm nach dem nächsten organisieren beim Urlaub in einer Ferienwohnung …

Nach dem Urlaub erschöpfter als vorher

Danach fühlte ich mich nicht selten krank. Jedenfalls erschöpfter als vorher. Oft hatte ich den Eindruck, dass wir allein mit unseren Eskapaden waren. Alle anderen Familien schienen entspannte und erholsame Urlaube zu verleben. Nur wir kamen jedes Mal mit oben zitiertem Satz nach Hause anstatt mit begeisterter Miene. Was machten wir nur falsch? Sind unsere Bedürfnisse zu verschieden? Da gibt’s den hyperaktiven Mann, der ständig in Bewegung sein muss und dem es schnell zu heiß ist. Die hochsensible Tochter, die am liebsten nur Natur um sich hat. Die introvertierte Mutter, die möglichst wenig Ansprache möchte. Die extrovertierte Tochter, die ständig Action will, ohne sich anzustrengen. Und die Tochter, der Baden am wichtigsten ist und die Schlösser am meisten interessieren. Fünf Personen, und keine gleicht der anderen.

Nun stand 2020 in Corona-Zeiten wieder der Sommerurlaub vor der Tür – nicht gerade die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Urlaub. Den ursprünglich nach Stockholm gebuchten Flug tauschten wir in einen Voucher um und beobachteten die Corona-Lage. Als Norwegen Mitte Juli die Türen für deutsche und andere europäische Touristen öffnete, buchten wir kurzfristig nach Oslo um. 18 Jahre nach unserer Hochzeitsreise wollten wir das Land mit unseren Kindern besuchen, die durch ihren halbdänischen Papa mit der skandinavischen Kultur verbunden sind. Die Erwartungen an den Urlaub waren meinerseits kleiner denn je und die Erschöpfung vorher größer denn je. Keine gute Kombi.

Bestens ausgerüstet

Und trotz allem wussten mein Mann Thomas und ich, dass wir als Familie nach all den vielen Einschränkungen in der Corona-Zeit und der Streichung unseres Pfingsturlaubs unbedingt einen Tapetenwechsel brauchten. Monate im Voraus (damals noch mit Schweden als Ziel) hatten wir angefangen, unsere Outdoor-Ausrüstung aufzustocken, damit der Urlaub gelingen konnte: Jedes Mädchen hatte einen Trekking-Rucksack zum Geburtstag bekommen. Isolierjacken wurden für die zu erwartenden kühlen Abende gekauft. Wanderhosen und Quick-Dry-T-Shirts haben wir ebenfalls besorgt. Die Wanderstiefel kamen erst am Abend vor unserem Abflug an (Gott ist nie zu spät, aber oft auch nicht zu früh). Ein Drei-Mann-Zelt hatten wir bereits, das war aber auch schon 16 Jahre alt. Ein Freund überließ uns sein 17 Jahre altes Zwei-Mann-Zelt.

Beide Zelte wurden in der ersten Nacht in Oslo am Campingplatz einem großen Test unterzogen: schon wieder eine Gewitternacht! Über eine Stunde verbrachten wir im Waschhaus und hofften, dass die Zelte den über uns brausenden Donnern, hell aufleuchtenden Blitzen und dem Starkregen standhalten würden. Die Erleichterung war groß, als alles im Wesentlichen trocken geblieben zu sein schien.

Unglaublich schöne Erlebnisse

Nach diesen und anderen Anlaufschwierigkeiten kam der Urlaub für uns so richtig in Fahrt, als es mit dem Zug gen Nordwesten zum Fjordland ging. Als Familie spielten wir uns immer besser ein: Zelt aufbauen, Zelt abbauen (insgesamt viermal), die Kinder spülen jeweils zu zweit im Wechsel ab, Wäsche wird von Hand gewaschen, Rucksäcke werden gepackt und auch mal ein paar Kilometer weit zur Bus- oder Zugstation getragen (beim letzten Mal sogar ohne Protest unserer Jüngsten). Aber das Schönste war, so viel unberührte Natur zu sehen, auf Berge zu wandern und unglaublich schöne Aussichten über den Fjord oder das Meer zu bestaunen. Im vom Schmelzwasser gespeisten Fluss und im 15 Grad kalten Meer zu baden – wie belebend! Verwunschene Wanderwege zu entdecken, die in keinem Reiseführer stehen. Eine letzte Nacht in einer urgemütlichen Jugendherberge zu verbringen.

Es war ein wundervoller Urlaub trotz zwei gebrochener Zeltstangen (Materialermüdung nach 16 Jahren) und Zeltabbau im Regen inklusive der Feststellung, dass der Zeltboden auch nicht mehr dicht war. Und da war sie endlich wieder, oder vielleicht sogar zum ersten Mal: die Überzeugung für einen Familienurlaub, der uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Fünf Tipps für glückliche Erinnerungen

Den Ausdruck „Creating memories“ hörte ich zum ersten Mal vor 15 Jahren. Als Hauseltern an einem internationalen, christlichen Internat in Indien wurde uns damals der Hinweis gegeben, dass man glückliche Erinnerungen nicht dadurch schafft, dass man zusammen Filme guckt. Das kann auch mal nett sein. Glückliche Erinnerungen sind jedoch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Der dänische Glücksforscher Meik Wiking hat ein ganzes Buch zu dem Thema geschrieben. Einige seiner Tipps daraus haben wir umgesetzt:

1. Erste und außerordentliche Erlebnisse werden in der Erinnerung besser

Unsere Kinder waren zum ersten Mal in Norwegen, haben zum ersten Mal von oben in einen Fjord heruntergeschaut, zum ersten Mal im zehn Grad kalten Fluss gebadet …

2. Mit allen Sinnen erleben und Aufmerksamkeit investieren

Das ist sozusagen das Gegenteil zur digitalen Welt. Smartphones sind zu unseren „Weapons of mass distraction“ (Massenablenkungswaffen) geworden. Um mich zu erinnern, brauche ich die volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt, auf Geruch, Geschmack, Geräusch, Gefühl, Blick aufs Detail. Die einzigen digitalen Medien, die von unseren Kindern im Urlaub genutzt wurden, waren daher E-Readers und Fotokameras. Wir Eltern hatten Smartphones dabei, was zur Organisation und Planung unerlässlich war. Dafür habe ich mir bewusst die Facebook-App vom Handy genommen und war in der Zeit kein einziges Mal in diesem sozialen Medium unterwegs. Wir haben immer wieder versucht, unsere Kinder zum Staunen zu bringen und das Besondere zu betonen: egal, ob das mit der Sprache, der Kultur oder der Geografie zu tun hatte. Unsere Kinder haben dadurch zum ersten Mal eine Flussmündung mit Gezeiten entdeckt.

Anstrengung kann positiv sein

3. Bedeutungsvolle Momente schaffen und Gipfelerlebnisse ermöglichen

Für uns war es definitiv ein Meilenstein, dass jeder sein eigenes Gepäck getragen und zum Gelingen des Urlaubs beigesteuert hat. Wir Eltern waren nicht die Unterhalter vom Dienst, die für das nächste Highlight gesorgt haben. Das mussten sich die Kinder selbst erarbeiten, zum Beispiel durch die Wanderungen mit den beeindruckenden Aussichtspunkten. Denn die Erinnerungen an Höhepunkte bleiben in deutlich besserer Erinnerung, wenn sie unter Anstrengung erreicht wurden.

4. Emotionale Verankerung

Erlebnisse, die starke Emotionen hervorrufen (positiv oder negativ), bleiben positiver in Erinnerung. Das Schild auf der Toilette eines Campingplatzes hat dies wunderbar zusammengefasst: „Life begins at the end of your comfort zone.“ Unsere Kinder wurden nicht von einem Ort bequem zum anderen geschippert. Auch die Unterkunft im Zelt war sehr einfach, genauso wie die Campinggerichte. Es war alles andere als ein Rundum-sorglos-Paket. Unlust-Gefühle mussten immer wieder überwunden werden.

5. Erinnerungen bewahren

Jeden Abend saßen wir gemeinsam am Tisch (wenn es einen gab) oder auf der Isomatte vor dem Zelt und haben jeweils in unser Tagebuch geschrieben (außer unsere Jüngste, die ab und zu etwas in ihres gemalt hat), um die Erlebnisse festzuhalten. Zu Hause durfte sich jedes Mädchen ein kleines Fotoalbum und Fotos aus dem Urlaub aussuchen, die ausgedruckt an diese besondere Zeit erinnern.

„Das machen wir wieder“

Wozu eigentlich der ganze Aufwand? Wieso sind glückliche Erinnerungen denn so wichtig? Negatives erleben wir, ob wir wollen oder nicht, und es bleibt aufgrund unserer Hirnphysiologie besonders gut in Erinnerung. Positives können wir dagegen bewusst gestalten und so einen Gegenpol dazu setzen. Denn die Glücksforschung zeigt, so Meik Wiking, dass Menschen mit ihrem Leben generell zufriedener sind, wenn sie positive Erinnerungen haben. Sie neigen dadurch sogar weniger zu Depressionen. Glückliche Erinnerungen stärken außerdem das Selbstwertgefühl und das Gefühl, geliebt zu werden. Wenn wir als Familie schöne Erinnerungen schaffen, fördern wir die Verbundenheit und stärken die Familienzugehörigkeit. Sie werden Teil unserer Identität.

Stressfrei war der Urlaub nicht. Wir haben uns und unseren Kindern einiges zugemutet, aber zum ersten Mal fühlte ich mich erfrischt und glücklich danach. Und zum ersten Mal schauten Thomas und ich uns nach einem Familienurlaub in die Augen und sagten: „Das machen wir wieder!“ Natürlich in einem anderen Land und mit einem anderen Fortbewegungsmittel (Rad?) – ihr versteht schon – um neue glückliche Erinnerungen zu schaffen …

Carolin Nesgaard lebt mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern (8, 12 und 14 Jahre) in München. Sie ist systemische Beraterin und Sprachheilpädagogin M.A.

Sommerferien: Was sie so wichtig macht

Von den Kindern werden sie sehnlichst erwartet, die Eltern sehen ihnen oft mit gemischten Gefühlen entgegen: die Sommerferien. Warum sie so wichtig sind und wie man sie gestalten kann.

Das Kind schultert seinen Schulranzen und geht aus dem Haus. In der Tür stehen die Eltern und sobald der Nachwuchs außer Sichtweite ist, strecken sie ihre Arme in die Luft und brechen in Jubel aus. Videos und Fotos mit ähnlichen Szenen füllen jedes Jahr die sozialen Netzwerke, wenn die Sommerferien zu Ende sind. Ich kann das gut verstehen, denn spätestens ab Ferienwoche sechs sitze ich selbst da und zähle die Tage, bis der Alltag wieder in normalere Bahnen kommt. Doch genauso sehr freue ich mich Jahr für Jahr wieder darauf, dass die großen Ferien endlich beginnen. Ich bin ein Fan dieser unverplanten Zeit.

BARFUSS ÜBER TERRASSENFLIESEN

Ich erinnere mich bis heute sehr lebhaft an diese Tage, als ich selbst noch ein Kind war. Sechs Wochen, in denen ich mir keine Sorgen ums Lernen machen musste. Sechs Wochen, in denen es keine Hausaufgaben gab, keine Noten, keinen morgendlichen Stress. Stattdessen gab es ein Planschbecken im Garten, Eis aus der Gefriertruhe und Übernachtungen bei Oma. Ich habe diese Zeit geliebt. Wenn ich heute darüber nachdenke, erinnere ich mich an Radtouren zur Fulda mit meinem kleinen Bruder. Dort angekommen, haben wir mit Chips und Trinktütchen auf einem Brückenpfeiler gesessen und uns meine Walkman-Kopfhörer geteilt. Die großen Fragen dieser Tage waren, ob Papa wohl am Abend den Rasensprenger noch einmal anstellen wird und wann wir das nächste Mal grillen. Wir haben Zelte aufgebaut und mit Freunden im Garten übernachtet, haben Tennis auf der Straße gespielt oder sind bei schlechtem Wetter mit Spielzeugautos im Flur Rennen gefahren. Diese Zeit war wertvoll, das beweist allein schon die Tatsache, dass ich mich so gut daran erinnern kann. Noch heute weiß ich, wie es sich anfühlte, barfuß über die Terrassenfliesen meiner Eltern zu laufen, eine Schüssel frisch gepflückter Erdbeeren in der Hand, und ich weiß noch, wie sie geschmeckt haben, wenn wir sie mit Dosenmilch und Zucker gegessen haben. In diesen Wochen habe ich losgelassen und aufgetankt, ich habe Momente für die Ewigkeit gesammelt und Herzensbünde mit meinem Bruder, meinen Cousins, Cousinen und Kindern aus dem Ort geknüpft.

BESSER NUR VIER WOCHEN?

Heute wird der Wert dieser langen freien Zeit in Frage gestellt. Auf den ersten Blick zu Recht. Denn immer weniger Familien verfügen über Strukturen, die es möglich machen, dass Kinder so viele Wochen am Stück zu Hause sein können. Wenn beide Eltern berufstätig sind und Großeltern nicht in der Nähe, bleiben oft nur noch kostspielige Betreuungsangebote. Wenn diese nicht verfügbar oder zu teuer sind, müssen Eltern den Jahresurlaub getrennt voneinander nehmen, um die vielen Wochen abdecken zu können. Dann sind die Kinder zwar zu Hause, doch die Familie hat keine Zeit miteinander. Kein Wunder, dass Eltern sich manchmal wünschen, die großen Ferien wären kürzer. Doch die Frage nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht das Einzige, was viele Eltern und Pädagogen heute an den langen Sommerferien zweifeln lässt. Auch die Frage, ob es bildungspolitisch sinnvoll ist, dass Kinder so lange am Stück schulfrei haben, wird diskutiert. Unsere Kinder vergessen während der Sommerferien viel von dem, was vorher gelernt wurde, heißt es oft. Und Lehrer müssten in den ersten Schulwochen wertvolle Zeit mit Wiederholung verbringen. Viele halten daher eine Ferienlänge von vier Wochen für sinnvoller.

TRÄUMEN UND HÖHLEN BAUEN

Dabei wird übersehen, dass Kinder diese Zeit benötigen. Ihr Alltag ist vollgestopft. Oft sind unsere Kinder schon in jungen Jahren eng getaktet, und zwischen Schulaufgaben, Nachmittagsprogramm und Abendessen bleibt wenig Raum für freies Spiel und Muße. Sie dürfen wenig selbstbestimmte Zeit und kreative Langeweile kennenlernen. Bereits Grundschulkinder stehen unter Stress. Lange Erholungsphasen tun ihnen genau deshalb gut. Die Sommerferien sind eine Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, die man nur außerhalb von Klassenräumen und Unterrichtsfächern machen kann. Langfristig wirkt sich dies positiv auf ihren Lernerfolg aus.

Der Umgang mit freier Zeit ist etwas, das unsere Kinder lernen sollten. Selbst Herr über unsere Zeit zu sein, überfordert selbst uns Erwachsene manchmal. Viele Kinder lernen es heute gar nicht erst kennen. Ihre Tage sind durchgeplant, die Wochen bestehen aus Ganztagsbetreuung und Vereinsleben, aus Nachhilfe und von den Eltern organisierten Verabredungen. An den Wochenenden finden Turniere statt und am Sonntag ist Kindergottesdienst. Die Sommerferien sind ein guter Anlass, diese Logik zu durchbrechen. Am Anfang mag es für uns Eltern anstrengend sein, weil wir uns gefordert fühlen und die Zeit in gewohnter Manier füllen wollen. Es liegt aber ein großer Gewinn für alle Seiten darin, dies nicht zu tun. Vielmehr können wir uns darauf verlassen, dass unsere Kinder selbst etwas finden. Vielleicht legen sie Schlafanzugtage ein. Vielleicht vertiefen sie sich in Bücher oder suchen in der Nachbarschaft nach anderen Kindern. Vielleicht nutzen sie die Zeit zum Träumen oder zum Höhlebauen. Auf jeden Fall werden sie bald selbst merken, wie gut es ihnen tut, wirklich FREIzeit zu haben und loszulassen. Sie werden dieses Wissen mit in ihr weiteres Leben nehmen, und es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie als Erwachsene für sich und ihre freie Zeit sorgen. Auch was das Vergessen von Schulstoff angeht, darf man den langen Ferien entspannt gegenüberstehen. Zwar zeigen Studien, dass es tatsächlich einen Wissensverlust gibt. Aber Wiederholungen am Schuljahresanfang sind ohnehin notwendig, um Schüler und Schülerinnen wieder auf ein gemeinsames Ausgangsniveau zu bringen. Dazu kommt, dass Pausen und Wiederholungen zu einem Lernprozess dazugehören und dass sich Gelerntes dadurch langfristig sogar besser festigt.

HERZENSMOMENTE SCHAFFEN

Es lohnt sich deshalb, wenn wir Eltern uns frühzeitig darüber Gedanken machen, wie wir die Ferien gestalten wollen und wer uns dabei helfen kann. Vielleicht können sich mehrere Familien die Kinderbetreuung teilen, sodass mal bei dem einen und mal bei dem anderen Kind gespielt werden kann. Wenn Großeltern weiter entfernt wohnen, freuen sich ältere Kinder oft darüber, eine längere Zeit am Stück bei ihnen verbringen zu können. Und vielleicht gibt es ja in der Nachbarschaft ältere Menschen, die Lust haben, mal ein Auge auf die Kinder zu werfen.

Doch Sommerferien sollten auch Beziehungszeit sein. Egal, ob Familien gemeinsam in den Urlaub fahren oder die Zeit zu Hause verbringen – sie sollten sicherstellen, dass sie einen Teil der Zeit gemeinsam verbringen können. Den Jahresurlaub so zu planen, dass nicht nur die Ferienzeiten abgedeckt werden, sondern alle gemeinsam Spaß haben können, macht Sinn. Wenn es dafür nötig ist, auf externe Betreuungsangebote zurückzugreifen, müssen das nicht unbedingt pädagogisch hochwertige Programme sein. Das Zelt auf der grünen Wiese mit ein paar netten Betreuern reicht völlig aus. Bei der Gestaltung von Sommerferien sollten die Prioritäten klar sein: faulenzen, Freiheit genießen und Herzensmomente schaffen. Das sind die Dinge, die sich bei unseren Kindern einprägen. Vielleicht ist es nicht das Gefühl, barfuß auf Terrassenfliesen zu laufen und nicht der Geschmack von Erdbeeren mit Dosenmilch, woran sich unsere Kinder einmal erinnern, sondern etwas völlig anderes. Hauptsache, ihnen bleiben die großen Ferien als Zeit in Erinnerung, in der alles ein bisschen leichter sein durfte.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin. Sie lebt mit Ihrem Mann und drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de.

Lernen in den Ferien: Selbstbewusstsein stärken statt Büffeln

Eins vorweg: Kinder sollten in den Ferien nur lernen, wenn es sinnvoll und vor allem nötig ist. Dazu kann gehören, Defizite abzubauen und den Druck für das neue Schuljahr zu senken. Ansonsten gehört die Schultasche in den Schrank. Die Ferien dürfen keine Belastung darstellen. Denn Schüler haben Ferien genauso nötig wie Berufstätige ihren Urlaub.

Das bedeutet nicht, dass partout nichts gelernt werden darf. Die Frage ist, wie man den Lernbegriff definiert. Die Ferien sollten dazu genutzt werden, Lernen positiv aufzuladen und aus dem schulischen Umfeld herauszulösen. Motivierend lernen statt fachlich orientiert. Weniger mit dem Schulbuch als mit anderen, neuen Methoden.

Im Schulalltag haben Kinder einen klar definierten Rahmen. Ganztagsschulen fördern diese Strukturen und verhindert damit oft, dass Schüler selbstständig planen. Mein Appell an alle Eltern lautet deshalb: Versucht einen großen Teil der Ferien so zu nutzen, dass Kinder möglichst viel selbst laufen können, im übertragenen Sinn. Dazu gehört, dass wir Eltern aufhören, den Tag zu organisieren. Wenn die Kinder morgens an den Tisch kommen und fragen, was wir jetzt machen, kann die Antwort am Anfang der Ferien also ruhig mal lauten: „Keine Ahnung.“

Die Kinder langweilen sich? Gut so! Denn dann werden sie sich irgendwann selbst motivieren und sich mit den Dingen beschäftigen, auf die sie wirklich Lust haben. Das ist schließlich der Sinn von Ferien, von einer Auszeit: Es wird ein Gegensatz zum Schulalltag gebildet, der Kopf bekommt Luft für neue Erfahrungen.

Die etwas anderen Hausaufgaben

Das ist bereits bei den meisten Müttern und Vätern angekommen. Eine aktuelle scoyo-Umfrage hat gezeigt, dass viele Eltern zwar die schulischen Leistungen in den Ferien im Blick behalten, es jedoch wichtiger finden, dass sich ihre Kinder auf anderen Gebieten weiterentwickeln. Je 95 Prozent der Befragten legen Wert darauf, dass ihre Kinder soziale Kompetenzen ausbauen und ihr Selbstbewusstsein stärken. 93 Prozent wünschen sich, dass die Kinder selbstständiger werden, 83 Prozent halten die Weiterentwicklung der Kreativität für wichtig. Dafür ist die Ferienzeit wie geschaffen:

Selbstständigkeit trainieren

Kein Kind hat Lust, jetzt auf einmal für alles verantwortlich zu sein. Es sind ja Ferien! Die Selbstständigkeit der Kinder können wir aber auch auf subtile, motivierende Art fördern. Das kann schon beim Mittagessen anfangen: Die Kinder dürfen einen Tag lang entscheiden, was es zu essen geben soll und sind gleichzeitig für Einkauf und Zubereitung verantwortlich.

Auch einen kleinen Ausflug zu organisieren, ist eine tolle Aufgabe für die Ferien. Die Möglichkeiten sind unendlich: Von der Radtour über den Museumsbesuch bis zum Tag im Freibad gibt es viele aufregende Erlebnisse, die gleichzeitig die Selbstständigkeit der Kinder fördern.

Zelten gehen, zur Not im Garten, lauschen, wie sich die Nacht anhört, und die Kinder alles organisieren lassen – ein großes, spannendes Abenteuer für unseren Nachwuchs.

Gleichzeitig sollten wir unsere Kinder einbeziehen, wenn es um den Familienurlaub geht. Das kann bei der Abstimmung zum Reiseziel anfangen und bei der gerechten Verteilung von Aktivitäten aufhören. Jedes Familienmitglied sollte Mitspracherecht haben, zumindest dabei, was vor Ort gemacht werden kann. Dazu gehört aber auch, sich hinzusetzen und zu recherchieren, was es dort überhaupt für Möglichkeiten gibt.

Das alles schult enorm viele Kompetenzen unserer Kinder, sie lernen, sich zu organisieren, sich einzubringen, aber auch, auf andere einzugehen und Abstriche zu machen.

Selbstbewusstsein stärken, Talente entdecken

So komisch es klingt, am einfachsten findet jeder heraus, was ihn wirklich interessiert, wenn er sich langweilt. So ist es auch bei Kindern. Dadurch werden sie sich bewusst darüber, was sie wollen, abseits von dem, was sie sollen. Es macht Kinder stark, wenn Eltern nicht immer regulierend eingreifen, sondern dem Nachwuchs die Freiheiten lassen, etwas selbst zu schaffen – und ihn darin unterstützen.

Raum schaffen für Kreativität

In den beiden Lernzielen Selbstbewusstsein stärken und Selbstständigkeit trainieren steckt natürlich immer auch Kreativität, die es im besonderen Maße zu fördern gilt. Trotzdem stellt Kreativität kein eigenes Lernziel dar. Jeder hat diese Ideen in sich, was fehlt, ist Zeit, um sie wachsen zu lassen und auszuleben. Ein separates Ziel sollte deshalb immer sein: Raum schaffen, damit sich Kreativität entfalten kann. Und wenn nicht in den Ferien oder an den Wochenenden, wann dann?

Extra-Tipp: Spielend und kreativ lernen meine Söhne zum Beispiel mit einem speziellen Schnitzmesser für Kinder. Einfach damit in den Garten oder das nahe gelegene Waldstück gehen, ein Holzboot aus Rinde schnitzen, den kleinen Stock oben reinstecken und ab damit zum See.

Und am Ende ist es doch so: Die beste Requisite für Kinder ist die, die gerade griffbereit liegt. Unser Nachwuchs braucht nicht immer unsere Hände und Ideen. Am kreativsten sind sie in ihren Fantasie- und Abenteuerwelten. Und da können wir Eltern eh nicht mithalten.

 

Tipps von Daniel Bialecki, Bildungsexperte und Geschäftsführer des Online-Lernspezialisten scoyo: Der gelernte Diplom-Ingenieur ist seit 13 Jahren im Bereich der digitalen Wissensvermittlung tätig. Den dreifachen Vater beschäftigt vor allem, mit welchen Methoden und Mitteln man unseren Kindern den Spaß am Lernen erhalten kann.

 

Sonne, Meer und keine Eltern

Wenn Jugendliche allein verreisen wollen

Irgendwann möchten Jugendliche nicht mehr mit ihren Eltern den Urlaub verbringen, sondern mit Freunden. Und das ist gut so. Denn erstens passen die Urlaubswünsche von Jugendlichen und Eltern selten zusammen. Und zweitens ist so eine Reise ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Jugendliche lernen dabei Verantwortung, müssen eigenständig Probleme lösen, Entscheidungen treffen und Kompromisse eingehen.

Eine Frage der Reife

Jugendliche, die alleine in Urlaub fahren wollen, sollten allerdings eine gewisse Reife mitbringen. Dazu gehört, sich der Sorge, wie auch der Aufsichtspflicht der Eltern bewusst zu sein. Vor allem sollte klar sein, dass sie die schriftliche Einwilligung der Eltern brauchen. Wer eine solche Bestätigung nicht hat, wird unter Umständen für einen Ausreißer gehalten. Reife beweist das Kind auch durch die Bereitschaft, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Bevor endgültig über die Reise entschieden wird, sollten Eltern ausloten, wie ihr Kind sich generell verhält. Kann es mit Geld umgehen? Ist es zuverlässig? Wie wird es reagieren, wenn Gepäck, Papiere oder Geld verschwunden sind? Wie, wenn die Freunde sich zerstreiten?

Die Qual der Wahl

Unter der Vielzahl an Jugendreisen ist eine Möglichkeit die Sprachreise, bei der man in einer Gastfamilie lebt oder mit anderen Jugendlichen in einer Ferienwohnung. Alternativ gibt es Ferienkurse oder Freizeiten, bei denen Aktivitäten im Vordergrund stehen: Fotografie, Malerei oder Theater, aber auch Sport wie Surfen, Kajakfahren oder Mountainbiking. Viele Jugendliche wollen aber einfach nur in die Sonne fahren. Auch solch ein Urlaub wird als betreute Gruppenreise oder Freizeit angeboten. Wichtig ist es, sich gut über den Veranstalter und die mitreisenden Betreuer zu informieren, zum Beispiel bei Eltern, deren Kinder schon einmal mit diesem Anbieter weggefahren sind. Manchmal gibt es auch Bewertungen im Internet. Kriterien zur Beurteilung sind einerseits die Erfahrung und Ausbildung der Betreuer, andererseits, ob der Preis auch Ausflüge und Sportangebote enthält und ob es eine gut erreichbare Hotline gibt. Veranstaltet werden solche Jugendreisen von Kommunen, Kirchengemeinden, Vereinen, christlichen Jugendorganisationen und kommerziellen Anbietern.

Umfangreiche Informationen und Checklisten finden Eltern beim Bundes- Forum Kinder- und Jugendreisen e.V. (Berlin): www.bundesforum.de. Die Mitglieder dort unterliegen strikten Qualitätskriterien. Einen Überblick über christliche Freizeitveranstalter findet man auch in family 1/13 in der Rubrik „Leben mit Kindern 11–15“.

Auf eigene Faust

Sollten Jugendliche komplett „auf eigene Faust“ verreisen, gilt das Prinzip der Reife doppelt. Wichtig ist: Das Kind sollte in ein touristisch erschlossenes Land fahren, wo man es per Handy erreichen und zur Not problemlos abholen kann. Hilfreich ist auch, zu den Eltern mitreisender Freunde Kontakt zu halten. Die Jugendlichen sollten sich unbedingt in vereinbarten Abständen zu Hause melden. Solch eine eigenständige Reise sollte am besten vorab übers Wochenende einmal geübt werden. So wie es überhaupt gut ist, wenn Kinder schon in jüngeren Jahren ihre Selbstständigkeit bei elternlosen Ferien erproben. Denn: Aufhalten kann man die Kinder nicht, spätestens mit 18 fahren sie, wohin sie wollen. Und dann sind sie besser vorbereitet.

Silke Mayer arbeitet im Bereich Weiterbildung und Training, daneben ist sie als freiberufliche Autorin tätig. Sie lebt mit ihrer Familie in Duisburg.

Illustration: Thees Carstens