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„Meins!“ – Das können Sie tun, wenn Ihr Kind sein Spielzeug nicht teilen will

Kleinkinder müssen erst lernen, Schaufel und Co. auch mal abzugeben. Um ihnen dabei zu helfen, reichen oft kleine Tricks.

„Unserem Sohn (1,5) fällt es schwer, beim Spielen mit anderen Kindern Spielsachen zu teilen oder abzugeben. Er will immer alles für sich haben, egal, ob auf dem Spielplatz oder zu Hause, wenn andere Kinder zu Besuch sind. Wie können wir ihn zum Teilen motivieren? Und wie gehen wir damit um, wenn zwei Kinder sich um ein Spielzeug streiten?“

Für Anderthalbjährige ist Teilen oder Abgeben eine schwierige Sache. Denn in diesem Alter empfinden Kinder ihr Spielzeug als Teil von sich selbst. Und von sich selbst kann man schließlich nichts abgeben. Als Eltern ist Ihnen natürlich daran gelegen, dass Ihr Kind es lernt, mit anderen zu teilen und Dinge auch mal abzugeben. Aber wenn Ihr Sohn das jetzt noch nicht kann, heißt das nicht, dass da etwas falsch läuft!

Liebe hilft beim Teilen

Das Teilen-Lernen ist ein langer Prozess, den Sie aber durchaus unterstützen können. Ein Kind, das viel Liebe und Zuwendung bekommt, ist nicht so sehr von materiellen Dingen abhängig und kann sich leichter davon trennen als ein Kind, das immer wieder um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Hilfreich ist es auch, Ihrem Sohn klarzumachen, dass es Dinge gibt, die nur ihm gehören und die er nicht verleihen muss: das Lieblingskuscheltier, den Schnuller, die Lieblingsschaufel oder das neue Geschenk von Oma.

Aber wie sollen sich Eltern verhalten, wenn zwei Kinder um ein Spielzeug streiten? Das ist pauschal nicht so leicht zu beantworten. Vor allem auf dem Spielplatz oder in der Krabbelgruppe treffen oft Eltern aufeinander, die diesbezüglich eine unterschiedliche Auffassung haben. Während die einen sofort eingreifen, wenn es zum Streit kommt, haben die anderen die Einstellung, die Kinder sollten das Ganze unter sich ausmachen. Letzteres ist grundsätzlich kein schlechter Standpunkt, wird aber dann schwierig, wenn Kinder unterschiedlichen Alters oder mit verschiedenen Temperamenten aufeinandertreffen.

Erst bei Handgreiflichkeiten eingreifen

Grundsätzlich ist es gut, wenn Kinder solche Konflikte allein miteinander ausmachen. Sie lernen dabei eine Menge. Also am besten erst mal im Hintergrund bleiben und sehen, was passiert. Eingreifen sollte man aber, wenn die Kinder sich gegenseitig wehtun. Versuchen Sie dabei, neutral zu bleiben und nicht Partei zu ergreifen. Bieten Sie den Kindern Lösungsansätze an: „Jetzt spielt Jan mit dem Bagger und nachher du. Dafür kannst du jetzt die Sandmühle haben.“

Wichtig ist auch, dass Kinder die Erfahrung machen, dass sie ihr Spielzeug zurückbekommen, wenn sie es verliehen haben. Dann fällt es ihnen beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr ganz so schwer, etwas abzugeben. Versuchen Sie auch, sich mit den anderen Eltern bei einem Treffen oder auf dem Spielplatz darüber zu verständigen, wie sie mit solchen Situationen umgehen. Denn manchmal sind die Konflikte zwischen den Eltern größer als die zwischen den Kindern. Die spielen schon wieder ganz friedlich nebeneinander, auch wenn sie sich vor zwei Minuten noch an den Haaren gezogen haben, während die Eltern noch miteinander diskutieren …

Bettina Wendland ist Redaktionsleiterin von Family und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Bochum.

Spielen als Erwachsene: Aus diesen vier Gründen sollten Sie unbedingt Gesellschaftsspiele spielen

Spielen ist nur was für Kinder? Von wegen. Warum Spiele für Erwachsene derzeit so einen Hype erleben und wie auch Ältere vom Spielen profitieren können.

Deutschland ist im Spiele-Fieber – und das nicht nur dank Corona. Dass die Deutschen ein Gesellschaftsspiel-Völkchen sind, das ist spätestens seit „Siedler von Catan“ bekannt. Die Pandemie hat den Absatz von Spielen und Puzzles jedoch enorm erhöht, weiß PR-Managerin Katrin Seemann beim Buch- und Spielverlag Ravensburger. Denn die viele freie Zeit, die dank Lockdown, Ausgangssperre und ausfallender Veranstaltungen plötzlich zur Verfügung stand, wollte sinnvoll gefüllt werden. Spätestens, wenn Netflix leer geschaut war, mussten Gesellschaftsspiele herhalten. Besonders beliebt sind derzeit (Online-)Exit Games oder Krimidinner sowie Spiele, die man auch zu zweit gut spielen kann.

Flucht aus dem Alltag

Doch was macht das Spielen für Erwachsene so faszinierend? Insgesamt sind es vor allem vier Punkte, die Spiele auch für „große Kinder“ interessant machen. Da sei zum einen die Chance, in neue Rollen schlüpfen zu dürfen, sagt Seemann. Werwolf, Detektiv und flüchtiger Ganove – die Flucht aus dem Alltag hinein in eine abenteuerliche Fantasiewelt reißt viele Menschen mit. Wer spielt, lässt dem Kind in sich freien Raum.

„Kidult“ nennt die Spiele-Industrie Erwachsene, die sich für kindliches Spielzeug begeistern können: Nerf-Guns und Murmelbahnen zum Selberbauen sind nur zwei Beispiele hierfür. „Ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass Spielen nur etwas für Kinder ist“, sagt auch Spiele-Entwickler und Kunsthistoriker Steffen Bogen (54). Er gewann 2014 für sein Spiel „Camel Up“ den Preis für das beste Spiel des Jahres. Zwar hat er auch schon als Kind gerne gespielt – bereits mit zehn Jahren erstellte er seinen ersten Prototypen für ein eigens entwickeltes Spiel – seine Lust am Spielen hat er aber bis heute erhalten.

Spielen stärkt die Gemeinschaft

Neben dem Eintauchen in neue Welten hat Spielen weitere positive Effekte. Es stärkt die Gemeinschaft, hilft, einander und sich selbst besser kennenzulernen. Das wusste sogar schon Dichter Friedrich Schiller, der gesagt haben soll: „[…] Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Für Bogen gehört der wöchentliche Spieleabend inzwischen fest zum Alltag und er möchte die fröhliche Runde nicht mehr missen. Positiver Nebeneffekt: Seine Spiele-Erfindungen werden hier gleich von seinen Freunden getestet.

Als Drittes kann Spielen sogar Stress reduzieren. „Beim Spielen gerät man leicht in einen sogenannten ‚Flow‘“, erklärt Katrin Seemann, „einen Zustand, in dem man alles um sich herum vergisst und die Zeit wie im Flug vergeht.“ Und ganz nebenbei ist Spielen auch sehr lehrreich. Verpackt in einen spielerischen Rahmen lassen sich viel leichter auch vermeintlich unangenehme Lerninhalte wie Mathe oder Vokabeln vermitteln. Nicht nur Schülerinnen und Schüler lernen gerne beim Spiel, auch Mitarbeitende vieler Firmen dürfen sich inzwischen mithilfe von „Gamification“ (auf Deutsch etwa: Spielifizierung) fortbilden. Belohnungssysteme wie Highscores oder Fortschrittsbalken sollen dabei die Lernenden motivieren und den Wettkampf unter Kolleginnen und Kollegen befeuern.

Spielen im Museum

Dies macht sich auch Professor Bogen zunutze: In seinen Seminaren an der Uni Konstanz vereint er seine beiden Leidenschaften Spiel und Kunst. Dass Spielen, Lernen und Kunstinteresse gut zusammenpassen, zeigt beispielsweise die App „SherLOOK“, die Bogen mit seinen Studierenden in Kooperation mit dem Kunstmuseum St. Gallen (Schweiz) entwickelt und inhaltlich gestaltet hat. Die Besucher des Museums erhalten am Eingang ein Tablet mit einer Kamera, die ihnen kleine Ausschnitte aus den Gemälden der Ausstellung zeigt. Aufgabe ist es nun, das zugehörige Kunstwerk zu finden. „SherLOOK“ hält anschließend Informationen über das entsprechende Ausstellungsstück bereit.

„Spielen hilft, flexibel und kreativ zu bleiben“, ist Steffen Bogen überzeugt. Kreativität steckt in jedem Menschen. Man muss sie nur manchmal herauskitzeln. Doch es ist nicht immer leicht, das innere Kind hervorzulocken, mal wieder albern oder verspielt zu sein. Wenn Stress und Sorgen die Lust am Spielen verschüttet haben, hilft nur eins: Die Schaufel schnappen und den Spieltrieb wieder ausgraben.

Disclaimer: Die Redaktion der Family hat im Rahmen der Recherche mit der PR-Redaktion von Ravensburger telefoniert. Weitergehende Kooperationen wie Testprodukte oder Werbezahlungen waren nicht Teil dieser Zusammenarbeit.  

Text: Catharina Conrad

Freies Spiel macht kreativ

„Macht es Sinn, bei meinem zweijährigen Kind freies Spiel zu fördern? Wie stelle ich es an? Und warum ist es so wichtig, wie alle immer sagen?“

Freies Spiel – also vom Kind selbst initiiert und unbeeinflusst vom Erwachsenen – ist sehr wichtig für die kindliche Entwicklung. Denn dabei eignet es sich Wissen über seine Umwelt mit Hilfe eigener Fähigkeiten und in seinem eigenen Tempo an. Beim freien Spiel ist das Kind kreativ, findet Lösungen für Probleme, übt sich in Ausdauer und Geduld und macht vielfältige Sinnes- und Materialerfahrungen.

Man kann nicht früh genug damit beginnen, sein Kind diesbezüglich zu fördern. Schließlich helfen ihm diese Fähigkeiten sein ganzes Leben lang. Wer gelernt hat, selbst Lösungen zu finden und sich allein mit etwas zu beschäftigen, ist unabhängiger und entwickelt durch die vielfältigen Erfahrungen ein stabiles Selbstbewusstsein.

Zeit zum Nichtstun

Wir haben bestimmt schon alle erlebt, dass wir unseren Kleinen Spielzeuge angeboten haben, im Glauben, dass sie genau das gerade bräuchten. Aber sie haben es keines Blickes gewürdigt. Das Spielzeug, welches wir als gut befunden haben, passte in diesem Moment nicht in den Entwicklungsplan des Kindes. Es ging sozusagen an seinem Thema vorbei. Genauso ist es mit durchgeplanten „Frei-Zeit“-Aktivitäten. Wir wollen unseren Kindern das Beste bieten, vergessen aber oft, dass die Kinder nicht primär Unterhaltung, sondern Zeit brauchen, um Gesehenes zu verarbeiten, einzuüben und schließlich zu verfestigen. Übung macht bekanntlich den Meister. Also planen Sie öfter Zeit ein, in der Ihr Kind einfach „nichts“ tut.

Der Erwachsene sollte in solchen Zeiten nur die Beobachterrolle einnehmen und nur dann Hilfestellung leisten, wenn das Kind es ausdrücklich wünscht. In solchen Situationen beschäftigen sich Kinder mit dem, was sie gerade bewegt. Sie handeln intuitiv und arbeiten höchst motiviert an ihren Entwicklungsthemen.

„Wichtiges“ verschieben

Achten Sie darauf, welche Materialien das Kind wirklich interessieren. Was hat es immer wieder in der Hand? Welche Tätigkeiten übt es immer wieder aus? Ist es ihm möglich, sich mit diesen Materialien allein zu beschäftigen? Oder müssen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden? Oft interessieren Kinder die Materialien, die auch wir ständig in der Hand haben, zum Beispiel beim Kochen, Putzen, Arbeiten oder bei der Gartenarbeit. Stellen Sie Ihrem Kind ein sicheres Paket zusammen und lassen Sie es damit herumexperimentieren. Im Alter von zwei Jahren ist beispielweise schütten, werfen, klettern, rennen oder Fahrzeuge fahren oft sehr beliebt.

Wenn freies Spiel geschieht, verlangt es von uns Erwachsenen ein gewisses Maß an Spontanität. Fragen Sie sich deshalb: Ist das, was Sie eigentlich vorhatten, wirklich wert, den Lernprozess des Kindes zu unterbrechen? Ist es jetzt, wo das Kind gerade so schön spielt und lernt, wirklich nötig, einkaufen zu gehen? Zeit können Sie nicht einkaufen oder herunterladen. Zeit muss man sich noch ganz altmodisch nehmen.

Anika Schunke ist Erzieherin, bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an und lebt mit ihrer Familie in Eggenstein bei Karlsruhe.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Eine pinke Winterjacke …

„Mein mittlerer Sohn (4) wünschst sich rosafarbene und glitzernde Playmobilfiguren aus dem ‚Feenwald‘ und eine pinke Winterjacke. Sollten wir das als Eltern unterstützen oder setzen wir ihn damit Mobbing aus?“

Wenn Jungs sich für Dinge interessieren, die in unserer Gesellschaft eher mit Mädchen in Verbindung gebracht werden, machen Eltern sich schnell Sorgen. Während Mädchen in solchen Fragen ein breiterer Rahmen zugestanden wird und beispielsweise kurze Haare, Interesse an Fußball oder Autos akzeptiert werden, sind die Grenzen für Jungs enger gesteckt. Meistens handelt es sich bei gesteigertem Interesse an Sachen, die eher das andere Geschlecht mag, jedoch nur um eine Phase. Nur in sehr seltenen Fällen ist das in diesem Alter schon ein Hinweis auf eine Transidentität, also eine Abweichung der Identität vom sichtbaren Geschlecht.

ES IST NUR EINE FARBE

Wichtig ist, dass Sie die Wünsche Ihres Kindes ernst nehmen und Ihren Sohn unterstützen. Im Grunde sind pink und rosa nichts anderes als Farben. Der Unterschied ist nur, dass diese Farben und die von Ihnen angesprochenen Spielsachen bei uns hauptsächlich Mädchen mögen. Das macht sie aber nicht automatisch zu Mädchenspielzeug oder -farben. Rosa zum Beispiel galt in einigen Epochen als Farbe für Jungs. Es war nämlich das kleine Rot, Farbe des Blutes und des Kampfes und stand für heranwachsende Männlichkeit. Die Vorlieben für Farben und Spielsachen haben also viel mit der Gesellschaft zu tun, in der Kinder aufwachsen. Deshalb können Sie auch davon ausgehen, dass die Vorlieben Ihres Sohnes sich in den nächsten Jahren von allein verändern werden. Er kommt gerade in eine Entwicklungsphase, in der er sich mehr und mehr als Junge wahrnehmen wird und zu Gruppen dazugehören möchte. Das wird sich irgendwann auch in seiner Kleiderwahl und seinen Vorlieben beim Spielen bemerkbar machen.

RÜCKHALT GEBEN

Bis dahin stehen Sie ihm zur Seite. Es kann sein, dass er im Kindergarten aufgrund seiner Vorlieben geärgert wird. Wichtig ist, dass Sie ihm dann nicht das Gefühl geben, an seiner Lage selbst schuld zu sein. Sätze wie: „Zieh halt eine andere Jacke an, dann lassen sie dich in Ruhe“ ändern nichts an seinen Vorlieben, sondern geben ihm das Gefühl, nicht richtig zu sein. Bestärken sie ihn in dem Gedanken, dass Farben und Spielsachen für alle da sind und er rosa tragen darf. Falls Sie dafür offen sind, kann es helfen, wenn der Papa mal mit einem pinken Hemd oder einem rosafarbenen Schal zur Kita kommt und so zeigt, dass auch erwachsene Männer solche Farben tragen. Holen Sie auch das Kitapersonal mit ins Boot, sodass solche Themen auch in der Gruppe oder beim Elternabend besprochen werden können, falls Probleme auftreten. Gerade beim Thema Mobbing ist es zudem leider so, dass Sie Ihr Kind nicht umfassend schützen können. Heute ist es vielleicht das glitzernde Einhorn, es könnte aber genauso etwas anderes sein. Es ist gut, wenn Kinder in solchen Fällen schon früh merken, dass sie unseren bedingungslosen Rückhalt haben. Ein liebevolles Zuhause, in dem Kinder gesehen und angenommen werden, bietet das beste Rüstzeug. Nur Mut!

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Elternund Familienberaterin. Sie lebt mit ihrer Familie bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Ein Paar, zwei Perspektiven: Mit den Kindern spielen

ZWISCHEN EMPÖRUNG UND STOLZ

Katharina hält viel vom freien Spiel, wenn sie es regeln kann.

Katharina: Kinder lernen am besten durch freies Spielen, Nachahmung und ständige Wiederholung und all das am liebsten mit anderen Kindern. So gesehen hätte man als Eltern lediglich die Aufgabe, freies Spiel zu ermöglichen.

Doch wenn ich den Dingen freien Lauf lasse, läuft die Sache tendenziell aus dem Ruder. Dann werden Wände angemalt, Blumenkästen überschwemmt und ausgeweidet oder im Materialrausch alle Gesellschaftsspiele zusammengekippt. Höhepunkt dieses freien Spiels war, als unser Nachbar meinen Schwiegervater anrief: „Ich will wirklich kein Spielverderber sein, aber auf dem Giebel eures Hausdachs sitzen drei Kinder!“

Opa lotste die Mädchen in aller Ruhe vom Dach und einigte sich mit den Dreien, dass er Mama und Papa nichts verrät, wenn sie so etwas nie wieder tun. Letztlich haben sie es selbst erzählt, woraufhin Hauke noch mal unter Aufsicht sehen wollte, wie genau sie das gemacht haben. In so einer Situation hängt man irgendwo zwischen Empörung, Angst, Verständnis und Stolz. Um so etwas nicht allzu häufig zu erleben, bemühe ich mich, die Kinder – dann halt doch etwas unfreier – in Beschäftigungen zu lenken, die ich besser im Blick haben kann. Also spiele ich mit ihnen Gesellschaftsspiele, und nebenbei lernen sie sprechen, Rücksicht nehmen, verlieren und aufräumen. Wunderbar! Oder ich überlege mir ein Bastelprojekt, damit die drei vorpubertären Mädels eine Idee davon bekommen, was man zu Hause noch alles tun kann, außer mit dem Handy auf dem Sofa zu sitzen. Gern trommel ich auch zum „Alle Kinder Schuhe an! Wir gehen in den Wald!“-Projekt. Dort gibt es ein Picknick, wir spielen Verstecken oder die Kinder toben einfach zu fünft durch den Wald.

Wenn wir dann nach Hause kommen, beseelt von dieser schönen Aktion, treffe ich meinen Liebsten, ebenfalls beseelt, weil er auch eine schöne freie Zeit hatte. Eine Win-Win-Situation, sollte man meinen. Aber oft denke ich: Warum laufe eigentlich immer ich mit allen durch den Wald? Wer ist hier der Pädagoge, der sich mal was überlegen könnte mit den Kindern?

Ist der Papa zuständig, herrscht quasi Anarchie im Hause Hullen. Die Große will, dass Papa jetzt endlich ihr neues Zimmer streicht – er reagiert nicht – sie schnappt sich ihre beiden Schwestern und zu dritt sind kurzerhand alle Wände weiß getüncht – so schwer kann das ja nicht sein! Der Rasen muss gemäht werden, damit man besser darauf spielen kann, Papa arbeitet gerade an anderen Dingen. Ok, dann machen wir das eben selbst. Mit dieser maximalen Freiheit fordert und fördert mein toller Mann jede intrinsische Motivation bei unseren Kindern und sie feiern dabei tolle Erfolge. Meine Nerven sind zu schwach für so eine Pädagogik! Wie gut, dass die Kinder uns beide haben!

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

BORING-OUT-ATTACKEN

Hauke fühlt sich vom Spielen mit den Kleinen unter- und überfordert.

Hauke: Das Leben ist bekanntlich eines der schwersten. Da hat man gerade ein freies Zeitfenster erspäht, in dem nichts Dringendes ansteht und alles Wichtige noch ein Stündchen warten kann, so dass man sich mit einem Seufzer und der Zeitung aufs Sofa sinken lässt, um dem erschöpften Körper und dem ermatteten Geist seine wohlverdiente Ruhepause angedeihen zu lassen – da vergällt mir die beste Ehefrau von allen den Genuss mit dem Appell: „Mach doch mal was mit den Kindern!“

Ich will ganz offen sein: Ich mag meine Kinder. Ich mag aber auch meine Zeitung. Leider wollen meine Kinder nicht mit mir Zeitung lesen. Stattdessen möchten sie spontan in weit entfernte Spaßbäder fahren, meinen ausgemergelten Körper zu sportlichen Aktivitäten zwingen oder – und das ist das Anstrengendste – mit mir Eisenbahn spielen. Letzteres halte ich immer nur für wenige Minuten aus, bevor mich heftigste Boring-out-Attacken heimsuchen. Denn meinen Söhnen reicht ein halbes Dutzend Schienen vollkommen aus, die noch nicht einmal einen Kreis bilden müssen. Wenn der Modellbauer in mir dann anfängt, das Kinderzimmer in das Streckennetz der Deutschen Bahn zu verwandeln, reißen meine Jungs hinter mir direkt wieder alles achtlos ein. Ich will nicht überheblich klingen, aber auch die Dampflok-ICE-Rollenspiele mit meinem Dreijährigen unterfordern mich, da sie genauso zusammenhanglos sind wie die im Raum verteilten Schienenstränge. Ich bewundere meine Frau und alle anderen Menschen, die es schaffen, sich in die (Spiel-)Welt von kleinen Kindern hineinzuversetzen und, um der gemeinsamen Zeit willen, eben diese miteinander zu teilen. In meinem Kopf melden sich dann aber immer zwei Dinge: Zum einen eine lange Liste mit viel wichtigeren Dingen, die ich just jetzt erledigen muss. Und zum anderen das schlechte Gewissen: Ist die Familienzeit nicht das Wichtigste und Schönste überhaupt? Sollte ich nicht jede Minute auskosten?

Zumindest ist dies die Erwartung, die an die „neuen Väter“ herangetragen wird. Zu dieser Vaterrolle gehört nicht nur das finanzielle Versorgen, sondern auch das emotionale Kümmern: man(n) reduziert Arbeitszeiten, sitzt nachmittags mit den Kindern am Sandkasten und freut sich darauf, am Wochenende mit den Jungs um den Block zu ziehen – aber halt mit den eigenen. Meinem Naturell entspricht das nur begrenzt. Ich kümmere mich gerne um Dinge, aber nicht um Personen. Zusammen mit den Kindern Rasen zu mähen, Schränke aufzubauen oder Abenteuer zu bestehen macht mir große Freude. Aber eine halbe Stunde neben meinem Sohn zu sitzen, während er wieder und wieder die falschen Puzzleteile zusammensteckt, ist zermürbend, weil es nicht um das Erreichen eines Zieles geht – der Weg das Ziel ist. Das fordert mich. Zum Glück habe ich Katharina, die mich darin fördert.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Vorsicht vor Smart-Spielzeugen!

Smart-Spielzeuge sind im Trend. Aber sie haben oft Schwachstellen: Hacker können Eltern ausspionieren und mit Kindern sprechen. Daniel Markuson, Experte für digitalen Datenschutz bei NordVPN, gibt in diesem Gastbeitrag Tipps, wie Eltern das Risiko minimieren können.

Stelle Nachforschungen an. Bevor du ein Spielzeug kaufst, solltest du online nach Kundenrezensionen und Expertenmeinungen suchen, um Beschwerden oder Sicherheitsprobleme bereits im Voraus zu identifizieren. Namhafte Unternehmen geben wahrscheinlich auch an, welche Daten sie erheben und wie sie sie verwenden. Vergiss nicht, dir die Datenschutzerklärung und allgemeinen Geschäftsbedingungen des Herstellers auf der Website durchzulesen.

Händige deine Daten nicht einfach so aus. Manche Spielzeuge und Spiele erfordern eine Registrierung, damit man den vollen Spielspaß und Updates erhält. Sei bei der Registrierung vorsichtig, welche Informationen du preisgibst. Die Entwickler benötigen deine E-Mail-Adresse, um dich über Updates zu informieren, aber weitere Informationen sind größtenteils unnötig.

Nutze ausschließlich sichere WLAN-Hotspots. Bevor du ein Smart-Spielzeug mit einem WLAN-Hotspot verbindest, solltest du dich vergewissern, dass er sicher ist und ein starkes Passwort besitzt. Solche Gadgets mit einem öffentlichen WLAN-Hotspot zu verbinden, wird nicht empfohlen, da diese leicht gehackt werden können. Außerdem solltest du, sofern möglich, ein Passwort für das Spielzeug festlegen.

Überprüfe die Gespräche. Manche Smart-Spielzeuge ermöglichen Kindern, untereinander zu sprechen, wenn es mit demselben Spielzeug oder Spiel spielt. Vergewissere dich, dass du deinem Kind erklärst, was personenbezogene Daten sind, und weshalb es diese nicht teilen darf. Überprüfe die Gespräche hin und wieder, um sicherzustellen, dass dein Kind nicht mit Fremden spricht, die lediglich vorgeben, ein Kind zu sein. Renommierte Hersteller bieten Eltern immer die Option, um die gespeicherten Informationen einzusehen.

Schalte es aus, wenn es nicht genutzt wird. Wir empfehlen, das Smart-Spielzeug auszuschalten, wenn es nicht verwendet wird, damit es nicht länger Daten erhebt. Wenn das Spielzeug über ein Mikrofon verfügt, solltest du es in einer Schublade oder Kiste verstauen, damit es schwieriger ist, Gespräche aufzunehmen. Und Spielzeuge mit einer Kamera können verdeckt oder mit der Linse zur Wand gestellt werden.

Melde die Verstöße. Wenn dir etwas Ungewöhnliches auffällt oder ein Spielzeug von einem Hacker kompromittiert wurde, solltest du eine Beschwerde an die staatliche Behörde einreichen. Es hilft vielleicht nicht dir persönlich, aber du hilfst dabei, das Internet zu einem sichereren Ort für alle zu machen und übst Druck auf den Hersteller aus, damit er die Sicherheitsbestimmungen nicht länger ignoriert.

Daniel Markuson ist Experte für digitalen Datenschutz bei NordVPN, einem VPN-Anbieter, der besonders viel Wert auf Sicherheit legt.

Ohren auf beim Spielzeugkauf!

Babys und Kleinkinder lieben Spielzeug, das Geräusche macht. Aber Rasseln, Quietsch-Tiere oder Musikinstrumente können schnell Lautstärken von bis zu 100 Dezibel erreichen und das Gehör der Kinder gefährden. Wenn es in diesem Jahr an die Auswahl der Weihnachtsgeschenke geht, sollten Eltern daher genau prüfen, ob ein Spielzeug für Kinderohren geeignet ist oder eine Gefahr für sie darstellt.

Untersuchungen haben gezeigt, dass schon eine Babyrassel nahe am Ohr Lautstärken von über 90 Dezibel erzeugen kann. Das entspricht etwa dem Geräuschpegel in Diskotheken oder dem Schall eines Martinshorns aus zehn Metern Entfernung. Quietsche-Enten oder Trillerpfeifen bringen es in unmittelbarer Ohrnähe sogar auf bis zu 130 Dezibel – so laut ist ein startender Düsenjet oder ein Rockkonzert. Bei einem Schallpegel in dieser Größenordnung liegt auch die Schmerzschwelle des Gehörs, und Hörschäden sind schon bei kurzer Einwirkung möglich. Kinderohren sollten daher grundsätzlich von derartigen Lärmquellen ferngehalten werden.

Wenn es um die Lärmprävention bei den Jüngsten geht, stehen insbesondere Eltern und Großeltern in der Verantwortung. Sie sollten die Ohren der Kleinen nicht unbedarft belasten und ein Bewusstsein für die Gefahren von Lärm vermitteln. Bei der Auswahl geeigneter Spielzeuge sollte zudem genau darauf geachtet werden, welche hohen Lautstärken sie erzeugen. Nicht zu empfehlen sind etwa Spielsachen mit dem Warnhinweis „von den Ohren fernhalten“.

Auch unterschiedliche Prüfsiegel decken häufig nicht alle Bereiche einer ausreichenden Produktsicherheit ab. So sind in der für das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit) zuständigen EU-Spielzeugrichtlinie keine konkreten Grenzwerte für geräuscherzeugende Spielsachen hinterlegt. Verbraucherschützer raten daher, Spielzeuge vor dem Kauf selbst zu prüfen und auszuprobieren oder sich von einem Verkäufer vorführen zu lassen. Dabei gilt: Was schon für Erwachsene zu laut ist, ist es für Kinderohren erst recht, da sie durch ihr geringeres Gehörgangsvolumen erheblich lautere Höreindrücke aufnehmen.

Der Schutz des kindlichen Gehörs ist auch deshalb so wichtig, weil frühkindliche Hörschäden, ob angeboren oder durch äußerliche Einwirkungen erworben, den Spracherwerb und damit die gesamte Entwicklung der Kinder beeinträchtigen. Insbesondere Kleinkinder können sich oft aus eigener Kraft noch nicht dem Lärm entziehen oder sich dazu mitteilen. Auch bei Kindergarten- und Schulkindern bleiben Hörschwächen nicht folgenlos: Schwächere Lernleistungen und Konzentrationsstörungen können daraus resultieren.

Für Fragen zum Lärmschutz oder vorsorgliche Hörtests auch bei Kindern sind die Partner-Akustiker der Fördergemeinschaft Gutes Hören die richtigen Ansprechpartner. Einen Fachbetrieb in der Nähe findet man unter www.fgh-info.de

Quelle: FGH

 

Digitales Spielzeug zu Weihnachten?

Die Digitalisierung endet nicht an der Kinderzimmertür. Sogenannte „Smart Toys“ mit WLAN, GPS und Bluetooth erzeugen ein ganz neues Spielerlebnis. Digitales Spielzeug bietet reizvolle Möglichkeiten, aber auch größeren Gesprächsbedarf als die Holzeisenbahn. Eltern sollten daher mögliche Datenschutzrisiken und Sicherheitslücken beachten und mit ihrem Kind darüber sprechen, empfiehlt der Elternratgeber „SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht.“

Raumschiffe per App steuern, Bilderbücher interaktiv erleben – Smart Toys erweitern die reale Spielwelt in das digitale Universum der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Durch die  Interaktion mit Puppen oder das Programmieren von Robotern nutzen Kinder schon früh digitales Spielzeug. SCHAU HIN! rät Eltern, aufmerksam zu bleiben. Ist das Spielzeug mit dem Internet verbunden, gilt es, mögliche Onlinerisiken im Blick zu behalten, wie den Zugriff auf Daten durch Dritte. Am besten richten Eltern und Kind das Spielzeug gemeinsam ein und besprechen gleich zu Beginn mögliche Risiken und Nutzungsregeln.

Datenschutz bei Spielzeug-Apps beachten
Viele Smart Toys werden mithilfe von Apps über Smartphone oder Tablet gesteuert. Daher ist es wichtig, die Apps vor dem Kauf genau zu prüfen. Durch die Installation der App wird die Datenschutzerklärung des Herstellers automatisch akzeptiert. „Eltern sind gut beraten, genau darauf zu achten, wie der Hersteller mit persönlichen Daten umgeht“, sagt Iren Schulz, Mediencoach bei SCHAU HIN!. Informationen zu den Zugriffsrechten der jeweiligen Apps für Spiele lassen sich für Android-Geräte im Google Play Store und für Apple-Geräte im App Store schon vor dem Kauf des Spielzeugs prüfen. Hilfreich sind hier auch Bewertungen anderer Nutzer. „Seriöse Hersteller stellen zudem Transparenz her und informieren schon auf den Verpackungen genau darüber, welche Daten wie genutzt werden.“

Privatsphäre des Kindes schützen
Eltern können über die Datenschutzerklärung auch in Erfahrung bringen, ob etwa Standort oder Sprachaufnahmen ausgewertet werden. Iren Schulz: „Es ist wichtig, dass Eltern sich vorab umfassend informieren und die internetfähigen Smart Toys abschalten, wenn sie nicht in Gebrauch sind.“ Dann können keine Daten gesammelt werden. Kuscheltiere und Puppen, die mit Kindern kommunizieren, können auch fehleranfällig sein und von außen manipuliert werden. Die Bundesnetzagentur hat inzwischen einige Spielzeuge verboten, wie die Puppe „My friend Cayla“ Anfang 2017. Sie wurde als versteckte, sendefähige Anlage eingestuft, da sie per Mikrofon unbemerkt Gespräche aufzeichnet und an das Smartphone überträgt. Hinweise, ob Produkte aktuell Gefahren bergen, bietet das Internetangebot „Surfen ohne Risiko“ unter www.surfen-ohne-risiko.net/spielzeug-vernetzt/.

Mobile Geräte sicher einrichten
Wenn das digitale Spielzeug durch eine App funktionsfähig ist, gilt für Eltern: auf den Jugendschutz auf dem genutzten Smartphone oder Tablet achten. Wenn Eltern Spielzeug und App gemeinsam mit dem Kind einrichten und aktivieren, können mögliche Risiken besprochen und Nutzungsregeln vereinbart werden. Manche Apps enthalten Links zu App-Stores oder anderen Internetseiten. So könnte das Kind möglicherweise Zugang zu ungeeigneten Inhalten erlangen. Über In-App-Käufe bieten manche Hersteller zudem Spielerweiterungen an – das verursacht zusätzliche Kosten. Um dies zu verhindern, sollten In-App-Käufe mit einem Passwort geschützt sein. Wenn das Smart Toy auch ohne Internetzugriff funktioniert, deaktivieren Eltern WLAN und Mobile Daten besser vorsorglich. Weitere Tipps, wie Eltern mobile Geräte kindersicher einrichten können, gibt es unter schau-hin.info/sicherheit.

Weitere Tipps zum Thema „Digitales Kinderzimmer“ bietet eine Broschüre der Initiative „Gutes Aufwachsen mit Medien“: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/gutes-aufwachsen-mit-medien/86410

Hoch, runter, drüber, drunter

„Wie kann ich in meiner kleinen Wohnung dem Bewegungsdrang meines Kindes gerecht werden?“

Das Kinderzimmer ist der perfekte Ort, da es das eigene Reich der Kinder ist. Das Kind soll sich darin wohlfühlen und seine Bedürfnisse nach Bewegung, Spiel, Rückzug und Selbsttätigkeit stillen können. Um dem gerecht zu werden, bietet es sich an, den zur Verfügung stehenden Raum auf die kindlichen Bedürfnisse anzupassen.

UMRÄUMEN
Wie bei jeder Neugestaltung wird erstmal gemeinsam „Inventur“ gemacht. Womit spielt/lernt das Kind noch, womit nicht? Für was ist es zu alt? Ist etwas kaputt? Kann Spielzeug ausgelagert werden? Sind diese Fragen geklärt, empfehle ich, das Zimmer komplett leer zu räumen und dann neu einzurichten. In kleinen Räumen ist es wichtig, jeden Quadratzentimeter ideal zu nutzten. Hochbetten sind eine gute Lösung, denn sie sind Multifunktionsmöbel. Unter ihnen kann eine Spiel- oder Kuschelecke, der Schreibtisch oder der Kleiderschrank eingerichtet werden. Die Seitenteile können als Regale oder Ablagen genutzt werden. Um dem Bewegungsdrang der Kinder Freiräume zu schaffen, sollte möglichst viel Bodenfläche frei sein. Regale sollten entweder an der Wand hängen oder so stabil sein, dass sie bestiegen und bespielt werden können. Es ist nicht sinnvoll, einen Spieletisch mitten ins Zimmer zu stellen. Verwenden Sie lieber robuste Hängeregale in verschiedensten Ausführungen, um Ihrem Kind das Spielen im ganzen Zimmer zu ermöglichen. Somit fördern Sie Kreativität, Orientierungsvermögen und Raum-Lage- Kompetenz, wenn zum Beispiel das Spielzeugauto in der Hand durch das ganze Zimmer, hoch, runter, drüber und drunter fährt. Wenn der Kleiderschrank nicht unter dem Hochbett eingerichtet wird, können Hängeregale einen Meter unter der Decke angebracht werden und dienen als Kleiderablage. Mit Treppenregalen können die Kinder leicht selbst an die Kleider kommen und haben gleichzeitig Bewegung! Mit Schmirgelpapierstreifen macht man die Stufen rutschfest. Die Treppenregale sind ihrerseits wiederum Stauraum für Spielzeug oder Kleidung.

WENIGER REGELN, MEHR SPASS
Bei kleinen Zimmern ist es wichtig, dass die Kinder nicht noch durch zu viele Regeln eingeschränkt sind, das frustriert unnötig. Überlegen Sie genau, welche Regeln sein müssen und stellen Sie auch nur diese auf! Im Kinderzimmer sind empfindliche Oberflächen fehl am Platz. Sie müssen widerstandsfähig sein. So ermöglichen Sie dem Kind, sein ganzes Zimmer zum Spielen zu nutzen. Die Autos können auf dem Regal fahren, aufgebautes Spielzeug darf dort stehenbleiben! Und der Boden ist zum Toben immer noch frei! Dieser sollte mit einem Teppich ausgelegt sein, als Wohlfühlfaktor, als Fallschutz und als Schallschutz. Er ist rutschsicher und ermöglicht es den Kindern, auf Strümpfen im Kinderzimmer zu spielen, was wiederum förderlich für die Fußgesundheit und die Sinneswahrnehmung ist. Es nimmt etwas Zeit, Arbeit und vielleicht auch Geld in Anspruch, aber es steigert die Ausgeglichenheit Ihres Kindes!

Anika Sohn ist Erzieherin und bietet Bewegungs-Kurse für Eltern und Kinder an: familiebewegt. de. Sie lebt in Neuhofen (Pfalz).

Flohmarkt

GENERVTE VÄTER GESUCHT

Katharina Hullen verhökert jede Menge Kindersachen, doch der Keller ist immer noch voll.

Katharina: Nach zehn Jahren Großfamilie sind Keller und Garage deckenhoch vollgestopft mit Kinderkleidung, Schuhen und Spielzeug. Und da die Kinder unaufhörlich wachsen, produzieren ihre Schränke nahezu wöchentlich eine neue Keller-Kiste. Es muss etwas geschehen. Wir melden uns also Anfang des Jahres bei einem Flohmarkt an. Ich nehme 17 Kisten in Angriff, um sie in drei Haufen zu zerlegen: den Sommerflohmarkt-, Winterflohmarkt- und Kleiderspendehaufen. Eigentlich gibt es da noch einen vierten, „Ichkann- mich-nicht-trennen-Korb“. Ich bemühe mich aber, ihn klein zu halten. Es gelingt mir fast. Der erste Markt, ein Late-Night-Shopping für Mütter, ist ernüchternd. Nicht nur die finanzielle Ausbeute: gerade mal etwas mehr als die Standmiete und Fahrtkosten erziele ich. Nein, es wird auch klar, nur die perfekt organisierten Stände machen hier Geschäft. Unser Tisch ist viel zu klein für all die Wäscheberge. Das ist nicht übersichtlich genug. Wo war nochmal der Schlafanzug in Größe 80? Bis ich ihn gefunden habe, ist die Kundin nicht mehr kaufwillig. Insgesamt fehlen diesem Mütter-Markt die Kinder und Väter. Fröhliche, gierige Kinder, die all die tollen Spielsachen kaufen möchten, und genervte Väter, die jede unschlüssige Kaufentscheidung der Frau beschleunigen, nur damit dieser Markt endlich für sie endet. Also rüsten wir für die nächsten zwei Märkte auf. Alle Teile werden mit Größe und Preis etikettiert. Die Kleiderstange bekommt aufwendig laminierte Größenringe verpasst. Wir laden vier statt einem Tisch als Ausstellfläche ein. Hinweisschilder werden gebastelt. Und wirklich, es funktioniert. Bestimmt zehn Prozent der Dinge sind verkauft – das heißt aber auch, neunzig Prozent des Plunders nehmen wir wieder mit nach Hause. Ganz zu schweigen von dem Kram, den unsere Kinder fröhlich und gierig erworben haben und den Dingen, die ich wiederum für die Kinder gekauft habe. Es ist zum Haare raufen. Es wird nicht weniger. Der dritte Markt läuft wie von selbst. Alles ist ja schon bestens vorbereitet. Wir lernen: Je weniger Kram auf den Tischen liegt, umso mehr kaufen die Leute einem ab. Eine ganze Kiste weniger tragen wir diesmal nach Hause. Nur noch 5 statt 7 Sommerflohmarktkisten stehen nun im Keller. Sieben Winterkisten warten noch auf die Vorbereitung. Ich stehe vor den Bergen und denke mir: Im letzten Haufen, dem Kleiderspendehaufen, liegt viel Leichtigkeit. Ich beginne zu verstehen, warum so viele Menschen lieber alles verschenken, als diesen Aufwand zu betreiben. Lebe leichter! Weniger ist mehr! Vielleicht probieren wir das dann im nächsten Jahr mal aus.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

HOCHREGALLAGER FÜR KINDERAUSSTATTUNG

Hauke Hullen bewundert die großartige Auswahl an Babysachen im Partykeller.

Hauke: Das erste, was der Besucher beim Betreten des Areals erblickt, sind Plüschtiere. Von A wie Affe bis Z wie Zebra – hier findet jedes Kind sein Lieblingskuscheltier! Direkt daneben gibt es Kinderschuhe in allen Größen und Farben, so dass man locker einen ganzen Kindergarten einkleiden könnte. Gegenüber: Hosen. Und Kleidchen. Und Bodys soweit das Auge reicht … Nein, das ist nicht der Kinderflohmarkt der benachbarten KiTa, sondern unser Partykeller, der sich inzwischen zu einem Hochregallager für Kinderausstattung entwickelt hat. Der Bestand ist immens! Wenn ich in der Kinderabteilung eines Kaufhauses stehe, ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich verächtlich lächle angesichts der mickrigen Auswahl. „Selbst schuld!“, denken Sie vielleicht, „warum entsorgen die Hullens den ganzen Kram nicht beizeiten!?!“ Ich gebe Ihnen Recht. Doch das entscheidende Wort ist „beizeiten“. Bislang war es nämlich so: Kaum war unser jüngstes Kind aus einer Kleidergröße herausgewachsen, kündigte sich bereits der nächste Nachwuchs an. Also hoben wir alles auf, damit es nochmal getragen werden kann, und verwandelten unseren Keller in ein Warenverteilzentrum. Dazu kommen große Tüten aus dem Bekanntenkreis, wo Freunde von Freunden von Freunden uns zentnerweise Kinderkleidung überlassen. Verstehen Sie mich nicht miss, die Tüten sind großartig! Die Haushaltskasse hätte eine derartige Ausstattung niemals hergegeben – nur muss eben alles erst einmal verstaut werden. Nicht ganz so praktisch ist das Säuglingszubehör. Jede Geburt spülte eine Lawine neuer Plüschtiere, Rasseln und pädagogisch hochwertigen Holzspielzeugs ins Haus. Vieles ist derart robust, dass man spätestens beim 3. Kind mehr als genug davon hat. Ich würde das Zeug ja gerne bei nächstbester Gelegenheit im Freundes- und Bekanntenkreis weiterschenken, aber leider haben wir uns nicht gemerkt, von wem wir was erhalten haben … Bleibt also der Flohmarkt, wo wir mit abgeschlossener Familienplanung und mehreren Campingtischen aufschlagen. Neben uns der Stand einer befreundeten Familie, wo die Mutter mühsam hier ein T-Shirt und da ein Mützchen verkauft, während ihr Göttergatte derweil mit einem riesigen Playmobilschiff („20 Euro, da kann man nichts falsch machen!“) durch das Menschenmeer zu seinem Familien-Van segelt. Wir bleiben tapfer und kaufen nichts. Haben eh schon alles. Die meisten Besucher leider auch. Erkenntnisse des Tages? Etliche. Zum Beispiel, dass man nicht auf nennenswerte Einnahmen hoffen sollte. Dass die Freude am Feilschen auch bei eingeschweißter Neuware keine Grenze nach unten kennt. Dass schwangere Frauen alles kaufen, wenn es das erste Kind ist. Dass man lernt, sich über Kleinigkeiten zu freuen, wenn man ein Paar Schuhe für zwei Euro verkauft hat. Dass dieser ganze Spaß es eigentlich wert wäre, noch Geld obendrauf zu legen.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.