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Weihnachten feiern mit erwachsenen Kindern

Vorbei sind die Zeiten, als sich aufgeregte Kinder auf die Geschenke stürzten und mit großen Augen den Weihnachtsbaum bestaunten. Wie feiern Familien mit großen Kindern Weihnachten? Einige Einblicke:

SPAGHETTI MIT GRÜNEM KETCHUP

Weihnachten in unserer Familie – was bedeutet das für uns? Wir, das sind Vater (49), Mutter (50), Sohn (22) und Tochter (21). Seit wir Familie sind, feiern wir den Heiligen Abend in unserem Zuhause. Einige Male hatten wir Gäste. Meistens sind wir für uns. Wir gehen in den Gottesdienst, essen zusammen und öffnen unsere Geschenke. In früheren Jahren sind wir gemeinsam zu den Großeltern gefahren. Zweimal haben wir Weihnachten in den Bergen verbracht. So weit, so gut. Was also macht das Fest für uns zu einem besonderen Ereignis?

Beide Kinder sind bereits ausgezogen und kommen Weihnachten „nach Hause“. Wir entscheiden uns in jedem Jahr neu, wie wir das Fest gestalten wollen. Deshalb gab es auch schon als Festessen Spaghetti mit grünem Ketchup, damit mehr Zeit zum Feiern bleibt. Seit einigen Jahren legen wir alle Wert auf ein ausgedehntes Mahl, das wir zusammen vorbereiten. Der Christbaum wird bereits am dritten Advent geschmückt, und nach und nach finden sich dort Geschenke ein, die mit dem Namen des Empfängers versehen sind. Man darf sie anschauen, aber auf keinen Fall anfassen. Das Spekulieren und die Vorfreude bereiten uns sehr viel Spaß (früher erzeugte das natürlich auch eine enorme Spannung). Zu wissen, dass man beschenkt werden wird, ist ein sehr schönes Gefühl und gibt uns einen Blick auf den Glanz der Heiligen Nacht mit dem Geschenk aller Geschenke.

Weihnachten ist bei uns keine Zeit der Streitereien. Wir müssen uns auch nicht beherrschen, um schwelende Konflikte zu unterdrücken. Unsere Familie ist bunt, und wir erleben Positives und auch viele Spannungen, nicht immer ist alles gut. Wir sind exorbitant häufig umgezogen, da schien es uns wichtig, einen festen Ort zu haben, an dem man zu Hause ist. Und das ist unsere Familie. Hier bin ich einfach, weil ich bin. Das ist wohl für uns alle das größte Geschenk, wir nennen das Liebe.

Was macht es da schon, wenn wir nicht alle die gleiche Auffassung von Kirche und Lebensgestaltung haben? Weihnachten hat uns Frieden gebracht, jedes Jahr aufs Neue und über das ganze Jahr. Und wenn es in Zukunft doch einmal Streit geben sollte? Ja, dann ist das eben so. Und in Zukunft? Die Kinder haben Partner gefunden, sie sind uns willkommen. In diesem Jahr haben beide entschieden, allein mit Vater und Mutter Weihnachten zu verbringen. Vielleicht werden sie einen Feiertag in der Familie ihres Freundes/ihrer Freundin sein. Das können wir Eltern gelassen sehen.

Christiane Lötter

 

 

 

NICHT MIT ERWARTUNGEN ÜBERFRACHTEN

Bisher haben wir mit unseren erwachsenen Kindern immer noch Weihnachten mit unseren Familientraditionen gefeiert. Aber es tut sich was. In diesem Jahr kam von zweien der Wunsch, Heiligabend in den Gemeinden an den Studienorten zu verbringen. Dort sind sie in der Musikarbeit und im Kindergottesdienst engagiert und wollen ihre Teams nicht allein lassen. Das ist für mich ein weiterer Schritt des Erwachsenwerdens, und ich freue mich darüber. Auch im letzten Jahr kamen sie schon kurz vor knapp nach Hause, und wir mussten wahrnehmen, wie erschöpft sie waren, und dass es keine gute Idee war, eine Flüchtlingsfamilie zum Essen einzuladen. Was im Jahr zuvor noch für alle schön war (jedes von den Kindern lud ausländische Studenten, die sonst allein gewesen wären, zu einem Weihnachtsessen bei uns ein), passte auf einmal nicht mehr. Unsere Leben entwickeln sich, trotz unseres guten Familienzusammenhalts, auch auseinander. Und dann muss bei unserem verheirateten Sohn noch koordiniert werden, wann die andere Familie besucht wird. Wir wollen gelassen bleiben und das Weihnachtsfest nicht mit Erwartungen überfrachten.

Anke Kallauch

 

 

Weitere Beitrage zum Thema gibt es in der FamilyNEXT 01/2019.

 

„Zeigt euren Kindern, wie ihr euch versöhnt!“

Ein Gastbeitrag von Artur Wiebe:

„Wer von euch hat seine Eltern schon einmal streiten gesehen?“ Die meisten Schülerhände heben sich an einem Freitag in meinem Ethikunterricht zum Thema „Rache & Vergebung“. Dann frage ich weiter: „Und wer hat schon einmal gesehen, wie die Eltern sich wieder versöhnt haben?“ Ergebnis: Fast keiner hebt die Hand. Auf die Nachfrage, warum das so ist, bekomme ich von den Jugendlichen mit meist muslimischem Hintergrund nur eine vage Antwort: „Irgendwann war bei denen halt alles wieder okay.“

Streit in der Familie, der Gesellschaft und der christlichen Gemeinde geschieht „automatisch“: ein falsches Wort, eine ungünstige Situation oder einfach ein schlechter Tag. Versöhnung dagegen ist kein Selbstläufer. Eine Auseinandersetzung plant man eher selten. Aber im Unterschied dazu muss man bei Versöhnung bewusst Schritte aufeinander zugehen.

Menschen sehen und lernen am Vorbild. Kann es sein, dass es unseren Kindern an konkreten Beispielen fehlt, wie man sich nach einem Streit wieder versöhnt? Wenn sie unsere Auseinandersetzungen mitbekommen, lernen sie, dass und wie man sich streitet. Aber wenn sie unsere Schritte, wie man sich wieder versöhnt, nicht mitbekommen, lernen sie genau das nicht. Die Haltung „Schwamm drüber …“ oder „War doch gar nicht so schlimm …“ führt selten zu Frieden und Versöhnung. Wer seinen Streit unter den Teppich kehrt, versteckt dort gleichzeitig auch die Versöhnung. Nicht die Auseinandersetzung ist das Problem, sondern wie wir damit umgehen. Ich meine daher: Kinder, die ihre Eltern streiten sehen, haben auch ein Recht darauf, mitzubekommen, wie sie sich wieder vertragen. Denn dann sehen und lernen sie Versöhnung.

Artur Wiebe ist Redaktionsleiter der Zeitschrift CHRISTSEIN HEUTE.

Zeterzank

„Meine Kinder (5 und 3) streiten sehr oft. Mehrmals am Tag gehe ich dazwischen, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen. Aber sollte ich eigentlich eingreifen?“

Kinder erleben das Streiten und Rangeln als Teil ihres Alltags und lernen dabei sehr viel. Sie lernen, wie es ist, mit einer Idee nicht durchzukommen. Im Kräftemessen werden sie erfinderisch und entwickeln Strategien, mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Greifen Eltern zu oft ein, werden Kinder der Möglichkeit beraubt, eine Idee zur Lösung zu finden. Mischen Eltern sich häufig ein, kann beim Kind sogar das Gefühl entstehen, Streitereien nicht selbst regeln zu können und immer einen Fürsprecher zu benötigen. Das Eingreifen der Eltern hat aber auch noch eine andere Dimension: Der Streit besteht nicht erst ab Heulen und Schreien, sondern entwickelt sich aus Missverständnissen, Egoismus, Wut, der persönlichen Tagesform oder kleinen Gesten und Situationen. Tritt ein Elternteil in dieses Geschehen ein, ist es schwierig zu erfassen, wer Trost und wer eine Ermahnung braucht – ein ungerechtes Urteil kann die Folge sein.

BEOBACHTEN
Eltern sind gut damit beraten, sich ihre Kinder im Streit bewusst anzusehen und wahrzunehmen, ob wiederkehrende Muster auftreten. Ist zum Beispiel ein Kind wütend und empört, weil ein anderes mitspielen wollte und verleiht seiner Empörung lautstark Ausdruck, könnte es gut sein, den Mitspieler zur Seite zu nehmen und zu erklären: „Er wollte so gern allein spielen!“ Sollte dies zur Regel werden, ist es notwendig, sich mit dem Einzelspieler auseinanderzusetzen, um ihm zu helfen, sich auf andere einzustellen. Sind in einer Geschwister- oder Freundeskonstellation beide Kinder mal die Nachgebenden und die Durchsetzungsstarken, dürfen Eltern sich aus den ungemütlichen Situationen heraushalten – egal, wie lautstark es wird.

EINGREIFEN?
Eingreifen wird dann nötig, wenn ein Kind in Gefahr steht, verletzt zu werden. Eine Rangelei um ein Haargummi oben auf einer hohen Rutsche ist keine entwicklungsfördernde, sondern eine gefährliche Situation. Kneifen, kratzen, schubsen kann nach einem Konflikt als unpassend erklärt werden, wenn Kinder beißen oder würgen, müssen Eltern deutliche Zeichen setzen. Je jünger die Kinder sind, umso mehr dürfen die Streitereien mit Ritualen eingeübt werden: das Auto, um das man sich „kloppt“, kommt auf den Schrank. Beide suchen sich etwas Neues. Wichtig – auch für spätere Zusammenstöße aller Art: Es ist nicht immer der Gleiche „schuld“ und damit auch auf keinen Fall der Mensch „doof“. Eltern dürfen Vorbild sein, indem sie bei beiden Kindern nachfragen: „Alles ok?“ „Habe ich dich richtig verstanden? Du möchtest, so gern mit dem Bagger spielen?“ Dabei ist es erlaubt, zornig und ärgerlich zu werden und sich zu streiten. Eingreifen bei Streit: so wenig wie möglich. Bei jüngeren ganz konkret, um Verletzungen zu vermeiden. Bei älteren Kindern besonders, um Streit mit allen wiederstreitenden Gefühlen zu verstehen.

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

Diese bösen Eltern …

Letzte Woche gab es in vielen Zeitungen und Online-Portalen mal wieder Berichte über die ach so bösen Eltern. Spiegel online titelt: „Eltern meckern trotz Einsen und Zweien. In vielen (!) Familien sorgen schlechtere Schulnoten für Streit – selbst wenn die Kinder insgesamt leistungsstark sind.“

Hintergrund ist eine Umfrage des Nachhilfe-Instituts Studienkreis, die auch Family erhalten hat. Diese Umfrage hat ergeben, dass es in zehn Prozent der Familien zu Streit aufgrund von schlechteren Noten kommt. – Aus diesen zehn Prozent macht Spiegel online „viele“. Nun gut, immerhin 41 Prozent aller Eltern, deren Kinder in der Schule Noten bekommen, haben angegeben, dass schlechtere Noten den Familienfrieden stören. Aber dass ein Kind traurig ist oder schlechte Laune hat, weil die Noten nicht so sind wie erhofft, gehört hier ja auch dazu. Und hat erst mal nichts mit Streit oder dem Verhalten der Eltern zu tun. Aber Eltern-Bashing ist ja zu schön. Das kommt immer gut an bei den Lesern …

Ähnlich falsch interpretiert ist der Verweis auf die Einser- und Zweierschüler. Ist es tatsächlich so, dass Eltern auch meckern, wenn ihre Kinder Einsen und Zweien auf dem Zeugnis haben? Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Denn in der Studie wurde danach gefragt, wie die Reaktion auf schlechtere Noten sei. Und da gibt es eben auch mal Ärger, wenn ein Kind, dass im letzten Zeugnis nur Einsen und Zweien hatte, auf einmal mit schlechteren Noten nach Hause kommt. Keine wirkliche Überraschung, oder? Und es sind gerade mal fünf Prozent der Befragten, auf die das zutrifft. „Viele“ Eltern sind das nicht.

Ich bin kein Freund von Leistungsdruck und Notenstress. Und es gibt sicher Eltern, die es hier übertreiben. Aber für mich zeigt diese Studie vor allem das: In 90 Prozent der Familien gibt es keinen Streit, wenn die Noten schlechter werden, in 59 Prozent leidet nicht mal das Familienklima. Das wird übrigens auch in der Presseinformation zur Studie erwähnt. Da wird Max Kade, pädagogischer Leiter des Studienkreises, zititert: „Die gute Nachricht ist, dass mehr als die Hälfte der Eltern bei schlechten Noten die Ruhe bewahren.“ Und er sagt weiter: „Streit um Noten muss nicht schlecht sein, wenn er dazu führt, dass sich die Eltern mit ihren Kindern über schulische Anforderungen und Ziele austauschen und zu einer gemeinsamen Position kommen.“

Diese Ergebnisse der Studie werden bestenfalls am Rande erwähnt. Für eine reißerische Überschrift sind sie eben nicht geeignet. Dass viele Eltern ihren Job ziemlich gut machen, passt manchen Journalisten anscheinend nicht ins Konzept …

Bettina Wendland

Redakteurin Family/FamilyNEXT

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