Ist Kitzeln übergriffig?

„Meine Tochter (2) liebt es, ausgekitzelt zu werden – zumindest habe ich das bisher immer angenommen, weil sie uns häufig dazu auffordert. Nun wurde ich von einer anderen Mutter darauf hingewiesen, dass Kitzeln total übergriffig und Quälerei für Kinder sei. Ich bin verunsichert. Ist Kitzeln für Kinder schädlich?“

Beim Kitzeln geht es wie so oft um besondere Achtsamkeit für Grenzen. Gerade im Umgang mit uns Eltern – also ihren vertrautesten Personen – lernen Kinder ihre körperlichen Grenzen kennen. Und noch viel wichtiger: Dass andere Menschen diese respektieren müssen.

Das Kitzeln stellt uns hierbei vor eine besondere Herausforderung: Das Problem ist nämlich, dass uns die Reaktion der Kinder signalisieren kann, dass sie Spaß haben, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Die normale körperliche Reaktion auf Kitzeln ist Lachen. Doch wir lachen nicht unbedingt, weil wir belustigt sind oder diesen Zustand genießen. Lachen ist in diesem Fall nur ein Reflex. Selbst Menschen, die tatsächlich durchgekitzelt werden, um sie damit zu quälen, lachen dabei. Lustig oder gar angenehm ist ihnen aber nicht zumute.

Nur sanft und kurz kitzeln

Wenn wir über das Kitzeln von Kindern sprechen, ist es wichtig zu schauen, wie es abläuft. Kitzeln kann eine angenehme Form des Körperkontakts sein. Das ist immer dann der Fall, wenn es als leichte Berührung und nur für relativ kurze Zeit stattfindet und wenn das Kind möglichst schon vorher weiß, was kommt, also wo es gekitzelt wird. In meinen Eltern-Kind-Kreisen haben wir beispielsweise Lieder, die Massage- und Streicheleinheiten mit einem kurzen Kitzelmoment verbinden, den wir vorher in der jeweiligen Liedstrophe benennen. Diese Art des Kitzelns bezeichnet man auch als sanftes Kitzeln. Sie ist nicht übergriffig und führt auch nicht zwangsweise zu einem Lachreflex.

Davon zu unterscheiden sind Kitzelattacken. Davon spricht man, wenn jemand festgehalten und wirklich durchgekitzelt wird und sich nicht dagegen wehren kann. Diese Art des Kitzelns kann sich für den Betroffenen mitunter sogar schmerzhaft anfühlen. Auf jeden Fall ist es nicht angenehm.

Ein Nein akzeptieren

Wenn Ihre Tochter Sie auffordert, sie zu kitzeln, meint sie wahrscheinlich eher eine sanfte Form. Dagegen spricht überhaupt nichts. Doch wie so oft sind die Übergänge von sanftem zu nicht mehr so angenehmem Kitzeln fließend. Und hier sind wir als Eltern gefragt. Wir kennen unsere Kinder am besten und können darauf achten, ab wann das Kitzeln aufhört, schön zu sein. Hilfreich ist es, wenn wir beim Kitzeln immer wieder Pausen einlegen und schauen, wie unser Kind reagiert. Und ganz wichtig ist, dass auch beim Kitzeln ein „Nein“ ein „Nein“ ist. Wenn ihr Kind äußert, dass es nicht mehr möchte, dann ist es an der Zeit, wirklich aufzuhören. Manchmal liegt hinter dem Wunsch, durchgekitzelt zu werden, auch einfach nur das Bedürfnis nach intensiver körperlicher Nähe. Eine gute Alternative finde ich hier wildes Kuscheln und Toben, in das man immer mal wieder kurzes, sanftes Kitzeln einbauen kann.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Elternund Familienberaterin (familienberatung-albert.de). Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Freies Spiel macht kreativ

„Macht es Sinn, bei meinem zweijährigen Kind freies Spiel zu fördern? Wie stelle ich es an? Und warum ist es so wichtig, wie alle immer sagen?“

Freies Spiel – also vom Kind selbst initiiert und unbeeinflusst vom Erwachsenen – ist sehr wichtig für die kindliche Entwicklung. Denn dabei eignet es sich Wissen über seine Umwelt mit Hilfe eigener Fähigkeiten und in seinem eigenen Tempo an. Beim freien Spiel ist das Kind kreativ, findet Lösungen für Probleme, übt sich in Ausdauer und Geduld und macht vielfältige Sinnes- und Materialerfahrungen.

Man kann nicht früh genug damit beginnen, sein Kind diesbezüglich zu fördern. Schließlich helfen ihm diese Fähigkeiten sein ganzes Leben lang. Wer gelernt hat, selbst Lösungen zu finden und sich allein mit etwas zu beschäftigen, ist unabhängiger und entwickelt durch die vielfältigen Erfahrungen ein stabiles Selbstbewusstsein.

Zeit zum Nichtstun

Wir haben bestimmt schon alle erlebt, dass wir unseren Kleinen Spielzeuge angeboten haben, im Glauben, dass sie genau das gerade bräuchten. Aber sie haben es keines Blickes gewürdigt. Das Spielzeug, welches wir als gut befunden haben, passte in diesem Moment nicht in den Entwicklungsplan des Kindes. Es ging sozusagen an seinem Thema vorbei. Genauso ist es mit durchgeplanten „Frei-Zeit“-Aktivitäten. Wir wollen unseren Kindern das Beste bieten, vergessen aber oft, dass die Kinder nicht primär Unterhaltung, sondern Zeit brauchen, um Gesehenes zu verarbeiten, einzuüben und schließlich zu verfestigen. Übung macht bekanntlich den Meister. Also planen Sie öfter Zeit ein, in der Ihr Kind einfach „nichts“ tut.

Der Erwachsene sollte in solchen Zeiten nur die Beobachterrolle einnehmen und nur dann Hilfestellung leisten, wenn das Kind es ausdrücklich wünscht. In solchen Situationen beschäftigen sich Kinder mit dem, was sie gerade bewegt. Sie handeln intuitiv und arbeiten höchst motiviert an ihren Entwicklungsthemen.

„Wichtiges“ verschieben

Achten Sie darauf, welche Materialien das Kind wirklich interessieren. Was hat es immer wieder in der Hand? Welche Tätigkeiten übt es immer wieder aus? Ist es ihm möglich, sich mit diesen Materialien allein zu beschäftigen? Oder müssen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden? Oft interessieren Kinder die Materialien, die auch wir ständig in der Hand haben, zum Beispiel beim Kochen, Putzen, Arbeiten oder bei der Gartenarbeit. Stellen Sie Ihrem Kind ein sicheres Paket zusammen und lassen Sie es damit herumexperimentieren. Im Alter von zwei Jahren ist beispielweise schütten, werfen, klettern, rennen oder Fahrzeuge fahren oft sehr beliebt.

Wenn freies Spiel geschieht, verlangt es von uns Erwachsenen ein gewisses Maß an Spontanität. Fragen Sie sich deshalb: Ist das, was Sie eigentlich vorhatten, wirklich wert, den Lernprozess des Kindes zu unterbrechen? Ist es jetzt, wo das Kind gerade so schön spielt und lernt, wirklich nötig, einkaufen zu gehen? Zeit können Sie nicht einkaufen oder herunterladen. Zeit muss man sich noch ganz altmodisch nehmen.

Anika Schunke ist Erzieherin, bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an und lebt mit ihrer Familie in Eggenstein bei Karlsruhe.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Auf das Baby vorbereiten

„Wir erwarten unser zweites Kind. Ich habe Angst, dass unsere Tochter (2) eifersüchtig werden könnte. Wie kann ich sie jetzt schon auf die Ankunft ihres Geschwisterchens und ihre Rolle als große Schwester vorbereiten?“

Bereiten Sie sich gemeinsam mit Ihrer Tochter aufs Baby vor: Lassen Sie sie Babysachen aussuchen, das Kinderzimmer mit einrichten oder die Schränke einräumen. Es kann der großen Schwester helfen, ihren neuen Platz zu finden, wenn sie sich wichtig und gebraucht fühlt. Fragen Sie sie, wenn das Baby da ist, ruhig oft um Hilfe. Egal, ob es ein Glas Wasser ist, das während des Stillens gereicht wird oder die Windel beim Wickeln. Oder überlegen Sie gemeinsam, ob Sie alles für das Baby eingepackt haben, wenn Sie das Haus verlassen. Geben Sie ihr die Chance, sich als wertvollen Teil der Familie wahrzunehmen.

NEGATIVE GEFÜHLE ZUGESTEHEN

Doch all das ändert eins nicht: Für Ihre Tochter ist die Ankunft eines Geschwisterkindes ein einschneidendes Erlebnis, das nicht nur mit positiven Gefühlen einhergehen kann. Sie muss die Aufmerksamkeit und Zuwendung ihrer Eltern, die sie vorher für sich hatte, teilen. Auch Erwachsene fühlen sich in Situationen unwohl, in denen ihr sicher geglaubter Platz wankt. So würde wohl kaum jemand akzeptieren, dass der Partner eine weitere Person mit in die Beziehung bringt. Gestehen Sie Ihrer Tochter daher auch negative Gefühle wie Trauer, Wut und Eifersucht gegenüber dem neuen Kind zu.

Wichtiger, als diese Gefühle zu verhindern, ist es, Kinder darin zu begleiten. Für Ihre Tochter ist das, was in ihr vorgeht, mitunter sehr verwirrend. Denn neben Freude und Verliebtheit in das neue Wesen und auch Stolz, nun die Große zu sein, hat sie eben auch die ganzen anderen Gefühle. Sie nimmt auch wahr, dass sie die Einzige ist, die so fühlt, weil sie ja sieht, dass Sie als Eltern sich uneingeschränkt freuen. Sie können ihr in dieser Situation helfen, wenn Sie ihr Worte für das geben, was sie fühlt. Sprechen Sie an, was Sie wahrnehmen. „Ich sehe, dass du traurig bist, weil ich schon so lange mit dem Baby beschäftigt bin und du warten musst.“ Zeigen Sie ihr, dass das, was sie empfindet, empfunden werden darf.

NICHT SCHIMPFEN ODER STRAFEN

Oft steckt hinter dem Wunsch, Eifersucht zu vermeiden, die Angst, dass das Geschwisterkind dem Baby gegenüber grob werden könnte. Dass gerade kleine Kinder, die sich noch nicht gut ausdrücken können, ihren Frust so zeigen, ist möglich. Haben Sie Ihre Tochter also im Auge und seien Sie präsent. Wenn sie das Baby ärgert, gehen Sie sanft dazwischen. Machen Sie sich klar, dass Ihre Tochter das nicht tut, um wirklich jemanden zu ärgern. Sie kann in solchen Situationen noch nicht anders handeln. Schimpfen oder Strafen würden die Wut auf das Baby verschlimmern. Bedenken Sie: Mit zwei Jahren ist Ihre Tochter zwar jetzt die Große, aber trotzdem noch ein Kleinkind.

Stellen Sie dem großen Geschwisterkind eine weitere Bezugsperson an die Seite. Das kann der Elternteil sein, der sich weniger um das Baby kümmert, aber auch Großeltern oder erwachsene Freunde, die regelmäßig kommen, um exklusiv Zeit mit der großen Schwester zu verbringen.

Daniela Albert ist Eltern- und Familienberaterin, lebt mit ihrer Familie bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Ihr Verhalten ist uns unangenehm“

„Unsere Tochter (1,5) schubst und schlägt andere Kinder – wenn ihr jemand zu nahe kommt zum Beispiel, oder wenn sie sich freut oder aufgeregt ist. Was können wir tun?“

Kinder unterscheiden sich in ihren Interessen und ihrem Temperament. Auch Gefühle bringen sie unterschiedlich zum Ausdruck: Manche weinen, stampfen oder werfen sich zu Boden, wenn sie sich ärgern oder wütend sind. Andere schlagen, beißen oder schubsen, auch dann, wenn sie sich freuen oder aufgeregt sind. Für Sie als Eltern ist dieses Verhalten oft sehr unangenehm. Dabei hat das vermeintliche „Fehlverhalten“ wenig mit Ihnen zu tun.

KEINE BÖSE ABSICHT

Das Gehirn des Kindes entwickelt sich erst. Während das „Gefühlszentrum“ schon angelegt ist und Ihr Kind unterschiedliche Gefühle wahrnehmen kann, ist sein „Vernunftshirn“ noch in der Entwicklung. Um wichtige Verbindungen zwischen „Gefühlszentrum“ und „Vernunftshirn“ herzustellen, braucht das kindliche Gehirn noch einige Jahre. Erst diese Verbindungen ermöglichen es ihm, sich bei bestimmten Gefühlen angemessen zu verhalten.

Vor allem in Stresssituationen funktioniert das im Kleinkindalter ohnehin nur rudimentär angelegte „Vernunftshirn“ noch weniger. Das „Gefühlszentrum“ bestimmt dann das Verhalten Ihres Kindes: Überfordert von den intensiven oder negativen Gefühlen, weiß es sich nur mit einfachen, reflexhaften Handlungen (schlagen, schubsen) zu helfen. Der Situation angemessene Verhaltensweisen muss sie noch lernen. Erst im Alter von drei bis vier Jahren fangen Kinder an zu verstehen, dass sie anderen mit ihrem Verhalten wehtun können. Es steckt also keine böse Absicht dahinter.

SEIEN SIE EIN VORBILD

In Situationen, die Ihre Tochter stressen oder starke Emotionen hervorrufen, können Sie ihr wichtige Hilfestellungen geben. Ihre Tochter reagiert nicht grundlos mit Schubsen und Schlagen, auch wenn die Gründe für das Verhalten nicht immer leicht zu verstehen sind. Überlegen Sie, wie sie sich wohl in Situationen fühlt, in denen sie gehäuft schubst oder haut. Was möchte sie mit ihrem Verhalten erreichen? Vermutlich schubst Ihre Tochter beispielsweise ein zu nahe kommendes Kind (nennen wir es Lara), weil sie sich in ihrer persönlichen Sicherheitszone verletzt fühlt und diese verteidigen möchte. Wehrt sich Lara daraufhin, ist Ihre Tochter frustriert oder fühlt sich noch bedrohter.

Seien Sie deshalb in der Nähe Ihrer Tochter, wenn sie mit anderen Kindern zusammen ist. So können Sie schnell reagieren, wenn ihr ein Kind zu nahe kommt. Sagen Sie ihr: „Du möchtest nicht, dass Lara dir zu nahe kommt? Schau, so kannst du es ihr zeigen.“ Seien sie dann ein Modell für Ihre Tochter (nennen wir sie Maria), indem sie freundlich mit Lara sprechen: „Lara, Maria möchte nicht, dass du ihr so nahe kommst. Kannst du dich bitte hierher stellen?“ So lernt Ihr Kind im Zuge seiner normalen Sprachentwicklung auch, eigene Grenzen zu wahren.

Seien Sie immer wieder ein gutes Modell, indem Sie Ihrer Tochter sagen und zeigen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten kann. Sie braucht Sie als Übersetzungshilfe ihrer Gefühle und als Vorbild, um sich in Zukunft eigenständig sozial kompetent ausdrücken und verhalten zu können. Haben Sie Geduld!

Sandra Maul ist Psychologin und lebt mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn bei Gießen.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Die Windel loswerden

„Wie kann ich meiner Tochter (2,5 Jahre) dabei helfen, trocken zu werden?“

Trockenwerden ist ein Thema, das oft für Unsicherheit sorgt – da sind die einen, oft aus der älteren Generation, die schon die Augenbrauen hochziehen, wenn zum ersten Geburtstag noch kein Töpfchen besorgt wird. Und dann die anderen, die der Meinung sind, Kinder dürften auch noch mit fünf Jahren eine Windel tragen.

Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte: Mit ein bis zwei Jahren ist es für die meisten Kleinkinder noch zu früh, um trocken zu werden. In der Regel kann der Schließmuskel erst mit drei bis vier Jahren gut kontrolliert werden. Dennoch zeigen manche Kinder schon vorher Interesse am Töpfchen – dann spricht nichts dagegen, sie diese neue Situation spielerisch kennenlernen zu lassen. Wenn Ihre Tochter Interesse zeigt, bieten Sie ihr ruhig an, sich auf die Toilette oder das Töpfchen zu setzen, wenn Sie mögen, auch während Sie selbst zum WC gehen. Zu Hause oder bei gutem Wetter draußen können Sie Ihre Tochter ohne Windel herumlaufen lassen und zwischendurch fragen, ob sie zum Töpfchen gehen möchte.

BLOSS KEIN DRUCK!

Kurz vor dem dritten Geburtstag kann man anfangen, das Thema etwas intensiver anzugehen: öfter nach Gelegenheiten ohne Windel suchen und den Töpfchenbesuch anbieten. Kinderbücher wie „Jakob und sein Töpfchen“ oder „Moritz Moppelpo braucht keine Windel mehr“ helfen, das Thema interessant zu machen.

Wichtig bleibt die Devise: Kein Druck! Wenn Eltern drängeln oder gar schimpfen, weckt das im Kind nur Widerstand. Vielmehr sollte man sich über jede „Sitzung“ – ob mit oder ohne „Erfolg“ – freuen, das Kind loben und gleichzeitig entspannt bleiben, wenn es mal nicht klappt oder das Kind plötzlich nicht mehr will. Dann ist es empfehlenswert, es erst einmal hinzunehmen, bis das Kind wieder Bereitschaft zeigt.

Wenn Ihr Kind mit etwa dreieinhalb Jahren noch immer kein Interesse zeigt, hilft ein Besuch beim Kinderarzt, medizinische Ursachen auszuschließen. Wenn es diese nicht gibt, lohnt es sich, das Ziel „Windel loswerden“ neu anzugehen und attraktiv zu machen – mit einem besonderen Toilettenaufsetzer oder Töpfchen oder kleinen Belohnungen wie Stickern, die für jeden Töpfchenbesuch aufgeklebt werden dürfen. Manchmal ist das Motivation genug – wenn nicht, kann es ab einer bestimmten Anzahl Stickern (vier bis sechs) eine kleine Belohnung geben.

RÜCKFÄLLE SIND NORMAL

Wichtig ist, dass die Eltern an einem Strang ziehen. Ab etwa dreieinhalb Jahren sollte man nicht mehr nur warten, sondern die Sauberkeitsentwicklung geduldig fördern, weil es sonst passieren kann, dass man den Zeitpunkt verpasst und das Festhalten an der Windel zu einem Muster wird, das immer schwieriger zu durchbrechen ist. Wenn man merkt, dass das Thema zu einem Machtkampf geworden ist oder Stress auslöst, kann es sinnvoll sein, es für ein paar Wochen auf Eis zu legen. Auch ein paar Termine in einer Erziehungsberatungsstelle können Wunder bewirken, wenn es so gar nicht klappen will. Rückfälle sind völlig normal, und es dauert oft bis zum Alter von vier bis fünf Jahren, bis das Kind zuverlässig trocken ist – und auch dann können Unfälle noch vorkommen.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie ist als freie Autorin und Elternberaterin mit dem Schwerpunkt Schrei- und Schlafprobleme tätig (www.elternleben.de sowie www.neuewege.me). Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Das Baby schreien lassen?

„Meine Freundin lässt ihr wenige Wochen altes Baby schreien, damit es lernt, allein zu schlafen. Ich finde es nicht nur viel zu früh, sondern auch falsch. Was kann ich tun?“

Ihre Gefühle kann ich gut verstehen. Wichtig wäre mir noch zu klären: Was meint Ihre Freundin mit „allein schlafen“? Heißt das „ganz allein in seinem Bettchen, ohne seine Mama zu spüren“? Und wenn ja, wie kam Ihre Freundin dazu, so zu handeln?

OFFEN REDEN

Manche Babys schreien gerade in den ersten drei Lebensmonaten sehr viel und finden schwer in den Schlaf. In der Regel nimmt eine Mutter ihr schreiendes Baby ja intuitiv zu sich und versucht es zu trösten, bis es sich beruhigt hat. Doch das andauernde Schreien kann für Mütter sehr herausfordernd und gleichzeitig auch verunsichernd sein. Solche Erfahrungen machen sie empfänglich für Ratschläge von anderen, die nicht immer hilfreich und gut sind. Woher kommt dieser Rat? Welche Erziehungsvorstellung steckt dahinter? Womöglich: Die Erwachsenen geben vor, wie ein Kind „funktionieren“ soll, ohne dabei die kindlichen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Früher wurde dies oft so gehandhabt, und natürlich haben die Kleinen dann irgendwann resigniert und sind vor Erschöpfung eingeschlafen. Aber mit welch trauriger Grunderfahrung: „Niemand ist da, keiner hilft mir!“ Wie fühlt sich eigentlich die Mama dabei, wenn sie ihr Baby im Nebenraum schreien hört? Reden Sie offen und achtsam mit Ihrer Freundin. Fragen Sie sie, wie es ihr geht. Was sind ihre Sorgen oder Nöte? Wie würde sie es eigentlich lieber machen? Wer kann sie dabei ermutigen und ihr guttun? Wer kann sie praktisch unterstützen? Ich glaube, in ihrem „Mama-Herzen“ weiß sie, wie es richtig wäre, aber dafür braucht sie Mitgefühl und Entlastung.

URVERTRAUEN ENTWICKELN

Wenn ein Baby schreit, gibt es immer einen Grund dafür – auch wenn es satt und gewickelt ist. Oft, vor allem nach einer langen Wachphase, drückt es damit aus: „Es geht mir nicht gut, Mama, ich brauche dich! Ich bin so aufgewühlt, ich kann noch nicht einschlafen!“ Je kleiner es ist, umso mehr braucht ein Baby eine ruhige, vertraute Person, in deren Armen es sich gehalten fühlt und seinen Stress rausschreien darf. Diese Erfahrung ist wichtig, um Urvertrauen entwickeln zu können. Erst auf dieser Basis von Geborgenheit kann ein Kind zum späteren Zeitpunkt lernen, allein (ein-)zu schlafen.

Dazu braucht es aber Zeit (mehrere Monate), in denen kindliche Entwicklungsprozesse reifen können, Rituale vertraut werden und das Kind tief verinnerlicht hat: „Mama ist da, auch wenn ich sie nicht sehe oder spüre. Ich kann sie rufen und sie wird mir helfen, wenn ich sie brauche.“ Den Zeitpunkt kann man nicht vorher festlegen. Das Baby oder Kleinkind zeigt es von sich aus, wenn es sich entspannt ablegen lässt und Mama den Raum verlassen kann, ohne dass es schreien muss.

Beate Döbel arbeitet als Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin in eigener Praxis. Viele Jahre begleitete sie vor allem Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern. www.therapiepraxis-doebel.de Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Welche Versicherungen brauchen wir?

„Wir erwarten bald unser erstes Baby und fragen uns, welche Versicherungen wir für unser Kind abschließen sollen und welche unnötig sind?“

Es ist gut, dass Sie sich schon vor der Geburt Gedanken über den wichtigen Versicherungsschutz Ihres Kindes und eventuell auch Ihren eigenen machen. Vieles lässt sich dann schneller und stressfreier regeln.

Bei der Krankenversicherung besteht in Deutschland eine Versicherungspflicht (zur Situation in der Schweiz siehe unten). Das Kind muss entweder über eine gesetzliche oder private Krankenversicherung versichert sein. Wie der Nachwuchs zu versichern ist, richtet sich nach der Versicherungs- und Einkommenssituation der Eltern. Sind beide Elternteile beispielsweise über die gesetzliche Krankenkasse pflichtversichert, ist ihr Kind im Rahmen der Familienversicherung beitragsfrei mitversichert.

Ein eigener beitragspflichtiger Vertragsteil ist für das Kind in der privaten Krankenversicherung in der Regel notwendig, wenn beide Eltern privat krankenvollversichert sind. Ist dagegen ein Elternteil privat und das andere gesetzlich pflichtversichert, kann das Kind in der gesetzlichen Krankenversicherung nur dann im Rahmen der beitragsfreien Familienversicherung mitversichert werden, wenn das Einkommen des privat Versicherten unterhalb der Versicherungspflichtgrenze liegt.

AUSLANDSSCHUTZ FÜR KINDER AUF REISEN

Zumindest dann, wenn ein Auslandsaufenthalt geplant ist, sollte für gesetzlich und für die meisten privat Versicherten eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Dies kann beispielsweise innerhalb eines Familientarifes erfolgen, bei dem das Kind dann mitversichert ist.

Möchte man später weitere Vorsorge bei gesundheitlichen Problemen für das Kind treffen, raten wir eher zu Kinderinvaliditätsversicherungen als zu Unfallversicherungen. Die Gefahr durch einen Unfall invalide zu werden, ist deutlich geringer als in einem Krankheitsfall. Im Rahmen der Kinderinvaliditätsversicherung besteht nicht nur für Unfallfolgen Versicherungsschutz, sondern auch bei einer Erkrankung. Bei einem solchen Vertrag soll für den Fall der Fälle neben einer Einmalzahlung auch eine regelmäßige Rentenzahlung erfolgen.

Allerdings sind Kinderinvaliditätsversicherungen entsprechend teuer. Sie kosten ungefähr das Vierfache einer guten Unfallversicherung, die etwa 100 Euro jährlich kostet. Ob eine und welche Absicherung gewählt wird, ist auch vom Haushaltsbudget abhängig.

AUCH EIGENEN VERSICHERUNGSSCHUTZ PRÜFEN!

Möchte man Geld beispielsweise für die Ausbildung des Kindes zur Seite legen, sollten Bankprodukte wie ein Banksparplan ins Auge gefasst werden. Ausbildungsversicherungen, bei denen eine Versicherung mit einer Kapitalbildung verknüpft wird, sind nicht empfehlenswert.

Ist ein Kind unterwegs, sollten die Eltern ihren eigenen Versicherungsschutz auf den Prüfstand stellen. Insbesondere wenn dem Hauptverdiener etwas passiert, sollte eine ausreichende Absicherung im Rahmen von Risiko-, Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen bestehen. Versicherungen wie Hausrat- oder Kfz-Versicherung sind nur dann anzupassen, wenn sich etwas ändert, zum Beispiel, wenn eine größere Wohnung bezogen oder ein größeres Auto angeschafft wird.

Elke Weidenbach ist Volljuristin und arbeitet als Referentin für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Krankenversicherung in der Schweiz

Schweizer müssen für ihr Kind eine obligatorische Krankenversicherung abschließen. Wenn das Kind in den ersten drei Monaten angemeldet wird, gilt der Versicherungsschutz von Geburt an. Die Grundversicherung bietet einen weitreichenden Schutz. Daneben gibt es verschiedene freiwillige Zusatzversicherungen, die extra kosten.

Aua, mein Kind zahnt! – So helfen Sie Ihrem kleinen Liebling

„Mein Sohn (17 Monate) bekommt seine ersten Backenzähne und hat solche Schmerzen, dass er seit Tagen nicht mehr richtig essen und trinken will. Wie kann ich ihm helfen?“

Zähne zu bekommen, kann für Kinder eine Tortur sein. Während die ersten spitzen Mausezähnchen oft noch unerwartet durchbrechen, kommen Backenzähne häufig mit Krawall. Verständlich, wenn man sich den stumpfen Zahn vorstellt, der sich durch das Zahnfleisch schiebt.

Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres handelt es sich um eine Art Dauerzustand. Das Zahnfleisch schwillt an, häufig auch die Wange. Die starken Schmerzen, die Sie bei Ihrem Kind wahrnehmen, sind regelrecht zu sehen, wenn rot-leuchtende Wangen mit erhöhter Temperatur und Infektanfälligkeit einhergehen. Als Elternteil stehen Sie daneben, würden es Ihrem Kind so gern abnehmen, wenigstens leichter machen. Aber wie?

STEHEN SIE IHREM KIND BEI!

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie diese Zeit mit ihrem Kind gemeinsam durchstehen. Es isst und trinkt nicht richtig, schläft gewiss schlecht. Das kann den Familienalltag belasten. Versuchen Sie, Sicherheit und Ruhe auszustrahlen, auch wenn Sie müde und ratlos sind. Emotionale Wärme und Geborgenheit trösten ungemein, während die eigene Unsicherheit sich eher überträgt und auch Mitleid dem leidenden Kind sicher nicht hilft.

Unterstützen Sie sich als Eltern gegenseitig, indem einer das Kind „übernimmt“ und der andere Kraft tankt. Sie können auch jemanden einspannen, der ausgeschlafen ist und Sie kurzzeitig entlastet. Auch Musik kann helfen: Mozart, Schlager oder eigenes Musizieren – was Ihrem Kind zusagt.

Die Symptome müssen ernstgenommen werden. Lassen Sie in der Kinderarztpraxis abklären, ob die Symptome vom Mittelohr, vom Verdauungstrakt oder tatsächlich vom Zahnungsprozess herrühren. Dort werden Sie auch hinsichtlich einer möglichen Schmerzmedikation beraten. In der Apotheke können Sie sich über Produkte wie betäubendes Zahngel oder homöopathische Kügelchen informieren.

ACHTEN SIE AUF GENÜGEND FLÜSSIGKEIT!

Seien Sie vorsichtig beim Knuddeln, beim Anziehen der Mütze und beim Zähneputzen. Manchen Kindern tut Kälte gut. Hier können der Beißring oder eine rohe, gekühlte Möhre Abhilfe schaffen (im Schlauchverband, um Verschlucken zu vermeiden). Andere Kinder nutzen die Situation, um das Nuckeln an Brust oder Flasche aufzugeben. Sie stellen Entlastung fest, wenn sie aus dem Becher trinken.

Bei aller Sorge um die Nahrungsaufnahme dürfen Sie wissen: Der Körper hat Reservefunktionen auch für Zeiten, wenn Ihr Kind mal schlechter isst. Flüssigkeit sollte in jedem Fall in ausreichendem Maß verabreicht werden. Damit das Trinken attraktiver wird, hilft es, dem Tee oder Wasser ein bisschen Apfelsaft zuzufügen, den Sie nach dem Zahnwechsel zügig wieder ausschleichen können. Neue oder andere Trinkgefäße, zum Beispiel aus einem Pinnchen, einer Kanne, aus Papas Tasse oder mit Strohhalm, können ein Kind auch zum Trinken animieren.

Die Buchautorin Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester und Schulsozialarbeiterin. Sie lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Nordfriesland. irinakostic.de Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

 

 

Gesunde Grenzen setzen.

„Meine Tochter Lina (1) erkundet munter unsere Wohnung. Ich finde das grundsätzlich toll. Sie geht aber ständig an ‚verbotene Dinge‘ wie Steckdosen, die Stereoanlage oder den Fernseher. Wie kann ich ihr Bedürfnis nach Erkundung der Welt befriedigen, ohne ständig Nein sagen zu müssen?“

Die Phase, in der Sie jetzt sind, ist sowohl wunderschön als auch herausfordernd. Ihre Tochter wird mobil und sollte dafür auch möglichst viel Raum haben, denn eine Umgebung, in der sie ihren Entdeckerdrang nicht ausleben kann, nimmt ihr die Lust, sich fortzubewegen und die Welt zu erkunden.

Versuchen Sie deshalb, für Ihre Tochter einen nicht zu kleinen Raum in Ihrer Wohnung zu schaffen, in dem sie unterwegs sein kann, ohne dass sie selbst oder Ihnen wichtige Gegenstände in Gefahr geraten. Um das zu tun, empfehle ich Ihnen, sich selbst einmal auf „Babyhöhe“ zu begeben. Was sehen Sie? Was könnte interessant sein? Wo würden Sie sich gern hochziehen, wenn Sie klein wären? Was muss verändert werden, damit das gefahrlos möglich ist?

WOHNUNG BABY-SICHER MACHEN

Es kann gut sein, dass Sie Ihre Wohnung für eine Weile ein bisschen umräumen müssen. Vielleicht müssen Sie Schubladen leeren, damit Ihre Tochter beim Erkunden nicht an gefährliche Gegenstände gelangt, und vielleicht muss die Stereoanlage erstmal an einen anderen Platz. Stattdessen können Sie ihr Dinge hinstellen, die sie in die Hände nehmen darf. Töpfe, Schachteln, Plastikdosen, Holzbrettchen, Wäscheklammern oder Tücher sind ungefährlich und für Kinder in diesem Alter spannend.

Manche Bereiche Ihrer Wohnung werden Sie wahrscheinlich nicht ohne Weiteres kindersicher machen können. Dort sollten Sie mit Schutzgittern oder Ähnlichem dafür sorgen, dass Ihr Kind gar nicht erst hingelangt. Auch wenn es im ersten Moment für Sie einschränkend wirkt, Ihre Wohnung umzugestalten und Ihren Stil für eine Weile anzupassen, kann ich Ihnen sagen, dass Sie letztlich etwas gewinnen: Wenn Ihre Tochter selbstständig einen sicheren Bereich erkunden kann, gibt Ihnen das auch Freiheiten. Sie müssen nicht die ganze Zeit schauen, ob sie sich in Gefahr bringt, sondern können selbst mal einen Blick in ein Buch werfen oder sich einen Kaffee kochen, während Ihre Tochter sich in sicherer Umgebung in etwas vertieft.

AUCH EIN NEIN DARF SEIN

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen wird diese Phase herausfordernd bleiben. Lina wird immer mobiler, und es wird im Alltag noch oft vorkommen, dass Sie Nein sagen müssen – dazu möchte ich Sie ebenfalls ermutigen. Ein Nein ist eine wertvolle Erfahrung für Kinder. Sie lernen dadurch die Begrenzungen der Welt kennen, in der sie leben und auch die persönlichen Grenzen der Menschen, die sie dabei begleiten. Letztlich lernt sie dadurch auch, dass sie selbst Nein sagen und Grenzen ziehen darf.

Viel wichtiger als der Verzicht auf das Neinsagen ist, dass Sie Ihre Tochter mit dem verständlichen Frust, den Ihr Nein bei ihr auslöst, nicht alleinlassen. Was sie wirklich braucht, ist jemand, der sie liebevoll durch die Wut und die Traurigkeit begleitet – und gleichzeitig beim berechtigten Nein bleibt.

 

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Elternund Familienberaterin. Sie lebt mit Ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de. Illustration: Sabrina Müller, www.sabrinamueller.com

 

 

Welcher Bewegungskurs ist der beste?

„Mein Sohn ist jetzt zehn Monate alt und motorisch gut entwickelt. Trotzdem frage ich mich, ob ich mit ihm einen Bewegungskurs machen sollte. Welcher ist der beste? Babyschwimmen, Krabbelgruppe, Pekip – das Angebot ist ja schier unendlich …“

Es gibt ein sehr großes Angebot an Kursen für Eltern und Kind. Welcher der beste ist, muss jede Familie selbst entscheiden. Tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus oder durchforsten Sie das örtliche Amtsblatt und die Zeitungen. Hier finden Sie meist gute Tipps. Und viele Einrichtungen und Vereine, die Kurse für Familien anbieten, haben eine Homepage, auf der man sich ausführlich informieren kann.

ALLES ZU SEINER ZEIT

Bitte geben Sie darauf Acht, dass Sie sich und vor allem Ihr Kind nicht überfordern! Mehr als zwei Kurse pro Woche sind nicht ratsam. Auch die Kleinen brauchen Zeit, um das Erlebte und Gelernte zu verarbeiten und zu festigen. Daher sollten mindestens ein bis zwei Tage zwischen den Kursen liegen, an denen Zeit ist, auf die aktuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen und an denen es sich mit seinen neu erlernten Fähigkeiten in Ruhe auseinandersetzen kann.

Sie können natürlich gern allein mit Ihrem Kind (und Freunden) ins Schwimmbad, auf den Spielplatz oder in den Wald gehen. Auch zu Hause haben Sie die Möglichkeit, Ihrem Kind Gelegenheiten zum Ausprobieren zu bieten. Achten Sie nur darauf, dass es die Zeit und Ruhe hat, sich selbst auszuprobieren, und dass es auch mal allein spielen kann – unter Ihrer Aufsicht natürlich. Bedenken Sie immer, wie jung Ihr Kind noch ist. Wenn es jetzt schon mit vielen Angeboten konfrontiert wird, werden Sie wahrscheinlich später, wenn es älter wird, Schwierigkeiten haben, es für solche Angebote zu motivieren. Vieles ist ihm dann schon bekannt und langweilt wahrscheinlich. Hier finde ich das Motto „Alles zu seiner Zeit“ ziemlich passend, denn in der individuellen Entwicklung des Kindes hat und braucht nun mal alles seine Zeit.

STRUKTUR UND RITUALE

Bei der Wahl des Kurses gilt es, auf die Vorlieben des Kindes und seinen Charakter einzugehen. Sensible Kinder, die bei viel Trubel oder Lärm unruhig, quengelig oder gar übermäßig anhänglich werden, haben keine Freude an Kursen mit vielen Teilnehmern in großen Turnhallen, wie das oft beim Eltern-Kind-Turnen der Fall ist. Im Gegenteil: Erfahrungsgemäß wird es ihnen mehr Stress als Freude bereiten. Mein Tipp für so junge Kinder ist, eine überschaubare Gruppe in kleinen Räumen zu wählen.

Für die Kleinen ist es sehr hilfreich, wenn der Kurs gut strukturiert ist, das heißt, wenn der Ablauf von immer gleichen Ritualen begleitet wird. Meist sind dies Lieder, Fingerspiele oder Reime. Das gibt den Kindern Orientierung, emotionale Sicherheit und bewirkt, dass sie sich schnell(er) wohlfühlen und öffnen können.

Babyschwimmen und die frühe Wassergewöhnung ist ein sehr beliebter Kurs. Das Element Wasser erinnert an den Mutterleib, und die meisten Kinder haben großen Spaß bei diesen Kursen. Darüber hinaus fördert es nochmal andere Regionen des kleinen Körpers, als es ein Bewegungskurs an Land tut.

Anika Schunke (geb. Sohn) ist Erzieherin aus Eggenstein bei Karlsruhe und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.