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Glaube und Weihnachten: In der Familie über große Fragen sprechen

Während Plätzchen, Glühwein und Geschenke heute die Weihnachtszeit dominieren, liegt der Ursprung für das Fest in der biblischen Geschichte um Christ Geburt. Das Kind in der Krippe löst in Familien aber auch Diskussionen rund um den Glauben aus. So können Eltern damit umgehen.

„Also naja, so ganz kann die Geschichte ja nicht stimmen!“, ruft die kleine Nele entschlossen, „Denn Engel gibt es doch nicht in echt.“ Hanno schluckt. Gemütlich sitzt er neben seinen Kindern am Küchentisch, mit Lebkuchen und Waffeln, und war gerade dabei, die Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Schon ist der Glaube im Gespräch.

Der Kommentar seiner sechsjährigen Tochter erwischt ihn kalt. „Mhm, meinst du …?“, bringt er verunsichert hervor, „Woher weißt du denn das?“

Gespräche auf Augenhöhe

Kinder sind keine leeren Gefäße, in die wir Erwachsenen vorgefertigte Inhalte gießen sollten. Kinder sind nicht einfach Lernende und Zuhörende, sondern sie machen sich eigene Gedanken und Vorstellungen – auch und gerade über Gott und die Welt. Diese Vorstellungen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von dem, was wir als Erwachsene glauben und annehmen. Und das ist gut so!

Wenn wir als Erwachsenen mit Kindern über Fragen des Lebens und des Glaubens sprechen, sollten wir darauf achten, das nie von oben herab zu tun. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, wusste schon Sokrates und selbst der Apostel Paulus rief die Gläubigen zur Bescheidenheit über die eigenen Erkenntnisse auf: „Denn unser Wissen ist Stückwerk“ (1. Korinther 13,9).

Wir sollten es also für möglich halten, dass auch unsere vermeintlichen Wahrheiten nur begrenzte Erkenntnisse sind. Und das sollten wir auch den Kindern gegenüber zugeben. Wichtig ist, Interesse zu zeigen an den Ansichten der Kinder und unsere Ideen nicht als alleingültige Wahrheiten präsentieren. Eine solche Haltung kann zum Beispiel deutlich werden in Formulierungen wie:

„Also, wir haben natürlich beide noch nie einen Engel gesehen, du und ich, oder? Und ich glaube auch persönlich nicht, dass sie so aussehen wie die kleinen Porzellanfiguren, die Oma Hilde sammelt. Und vieles können wir uns nicht so vorstellen. Aber so wie ich die Bibelgeschichten verstehe, gibt es doch so etwas wie Botschafter, die Gott immer mal wieder zu den Menschen geschickt hat.“

Oder:

„Oh wirklich, du glaubst, dass es gar keine Engel gibt? Das finde ich interessant. Was meinst du denn, wie das alles damals stattdessen gewesen sein könnte?“

Und auch ein ganz schlichtes: „Ehrlich gesagt, ich bin mir auch nicht sicher.“ ist völlig legitim. Das macht uns Erwachsene zu einem guten Vorbild darin, nicht immer alles (besser) wissen zu müssen.

Fragen stellen und notfalls korrigieren

Wir Erwachsenen dürfen offen kommunizieren, wenn wir selbst etwas nicht wissen oder zwischen verschiedenen Ansichten stehen. Für Kinder kann es sehr wertvoll sein, zu erfahren, welche unterschiedlichen Ideen es zu einem bestimmten Thema gibt, im Sinne von:

„Ich weiß es selbst nicht genau. Manche Menschen glauben fest daran, dass jeder Mensch einen Schutzengel hat oder sogar mehrere. Andere sagen, das mit den Engeln ist nur so symbolisch gemeint, um zu zeigen, dass Gott nah bei uns Menschen ist. Vielleicht gibt es auch doch Engel, aber die sind ganz anders, als wir sie uns vorstellen. Was denkst du denn? Was erscheint dir am logischsten?“

Gelegentlich kann es wichtig sein, dass Erwachsene doch korrigierend eingreifen, wenn Kinder zum Beispiel religiöse Inhalte auf eine bedrohliche und beängstigende Art verstanden haben. Das sollte aber behutsam und zurückhaltend geschehen, zum Beispiel:

„Du hast also in dem Film einen bösen, gefährlichen Engel gesehen und kannst jetzt nicht schlafen? Ich bin mir sehr sicher, dass Gott uns niemals solche bösen Engel schicken würde. In allen Geschichten der Bibel schickt Gott immer gute Engel, die den Menschen helfen. Denn Gott ist gut und genauso auch die Botschafter, die für ihn arbeiten.”

Auch mit kritischen Fragen können wir das Denken der Kinder herausfordern: „Hast du schonmal in einer Bibelgeschichte gelesen, dass Gott einen bösen Engel schickt? Kannst du dir vorstellen, dass Gott so etwas tut? Was meinst du, wer ist stärker – ein böser Engel, wenn es so einen überhaupt gibt? Oder Gott?“

Von den Kindern lernen

Ebenso dürfen aber auch wir Erwachsenen von den eigenen Vorstellungen der Kinder lernen. Oft staunen Eltern über die theologischen Ideen ihrer Kinder und fühlen sich davon ganz unerwartet inspiriert. Das dürfen wir dann auch ruhig verdeutlichen – damit fördern wir die Freude der Kinder, sich Gedanken zu machen und auszudrücken.

Grundsätzlich sollten Erwachsene versuchen, Fragen nicht immer gleich zu beantworten, sondern die Kinder mit Gegenfragen und kleinen Hinweisen selbst zum Nachdenken herauszufordern. Auch am Ende eines Gesprächs muss keine Einigung auf die eine richtige Antwort stehen.

Anders ist das mit Sachfragen zur Bibel, zum Beispiel: „Aus wie vielen Büchern besteht die Bibel?“ Aber auch hier lohnt es sich, nicht gleich zu antworten, sondern gemeinsam mit den Kindern zu recherchieren. Das fördert ihre Fähigkeit, sich Informationen zu beschaffen und diese eigenständig zu verarbeiten.

Glaube und Zweifel

Je nach eigener religiöser Prägung und Einstellung mag es Eltern leichter oder schwerer fallen, kindliche Zweifel an Glaubensinhalten zuzulassen. Die Prämisse sollte immer sein, Kindern wertvolle, stärkende Impulse mit auf den Weg zu geben, ohne sie zu einer bestimmten Weltsicht zu zwingen.

Wenn Sie selbst dem Glauben skeptisch gegenüberstehen und lieber über den Weihnachtsmann als über Jesus sprechen, wird es Ihnen vielleicht manchmal nicht behagen, wenn in der Kita christliche Weihnachtslieder gesungen werden. Doch Ihrem Kind tun Sie den größten Gefallen, wenn Sie Glaubensfragen offen und urteilsfrei gegenüberstehen. Sie müssen ihrem Kind nichts vorspielen. Sie dürfen Zweifel und Bedenken altersgerecht äußern – aber lassen Sie Ihr Kind seinen eigenen Weg finden. „Ich bin zwar nicht gläubig, aber mein Kind soll trotzdem zum Konfirmationsunterricht gehen“, sagte mir mal ein Bekannter, „Wenn er den Glauben auch ablehnt, soll er wenigstens wissen, wogegen er sich entscheidet.“ Diese Haltung empfand ich als stark und beeindruckend.

Weitergeben, was uns wichtig ist

Gönnen Sie ihrem Kind das Kennenlernen vieler verschiedener Ansichten und auch das Ausprobieren und Testen von unterschiedlichen Herangehensweisen und Einstellungen. Das ist die beste Voraussetzung für eine gelingende Identitätsentwicklung!

Und wenn Sie selbst den Glauben als wertvolle Ressource erleben, dann ist es nur verständlich, dass Sie diese Erfahrung auch Ihrem Kind wünschen. Erzählen Sie ihm von dem, was Sie am Glauben begeistert. Beten Sie gemeinsam, lesen Sie die Weihnachtsgeschichte und was Ihnen sonst am Herzen liegt. Doch auch in diesem Fall gilt – ein von den Eltern aufgezwungener Glaube hält selten den Stürmen des Lebens stand.

Und wenn Zweifel und Kritik immer im Keim erstickt werden, empfinden viele Kinder oder Jugendliche den Glauben irgendwann als enges Korsett, das sie nur noch abstreifen wollen. Deshalb lassen Sie als Erwachsene Einwände und Zweifel zu, stehen Sie zu Ihren Ansichten, aber seien Sie auch offen für andere Meinungen und seien Sie bereit, dazuzulernen – auch und gerade von Ihrem Kind.

Mit einer solchen Haltung kann die Weihnachtszeit uns im Alltag mit Kindern viele spannende, lebendige und inspirierende Gespräche bescheren.

Melanie Schüer ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und Autorin.

Familienstreit an Weihnachten – So können Sie Ihrem Kind helfen

Der Traum einer besinnlichen Weihnacht platzt oft, wenn nicht alles perfekt ist. Der Stress steigt und dann nerven noch die Verwandten. Doch wie erleben das erst die Kinder? Therapeutin Melanie Schüer erklärt, wie Sie Ihrem Kind helfen können.

„Einerseits ist Weihnachten ja echt schön – aber andererseits bin ich auch froh, wenn es vorbei ist. Denn die Erwachsenen sind an diesen Tagen immer so wahnsinnig gestresst …“

So in etwa äußerte sich in der Weihnachtszeit einmal meine Tochter über ihr Erleben der „schönsten Zeit des Jahres“ und ich musste erst einmal schlucken – das saß!

Diese gemischten Gefühle bezüglich der zugleich festlichsten und doch auch anstrengendsten Wochen des Jahres kennen wir vermutlich alle. Kinder und Jugendliche nehmen dies oft noch stärker wahr, weil sie sich besonders freuen – alles ist noch neu und so aufregend! – und gleichzeitig die bestehende Anspannung und Stressbelastung noch weniger reflektieren und einordnen können.

Es könnte alles so schön sein…

Auch in meiner psychotherapeutischen Arbeit erlebe ich, dass gerade depressive Symptome um die Weihnachtszeit herum zunehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig, zum Beispiel:

  • Hohe Erwartungen: Es soll schön werden, besinnlich, gemütlich, lecker, freudvoll, besonders – und das möglichst für alle! Das bedeutet viel Arbeit bei der Vorbereitung und viel Druck, denn Weihnachten ist eben nur einmal im Jahr.
  • Unterschiedliche Bedürfnisse, die alle an drei Tagen unter einen Hut gebracht werden sollen
  • Die Anspannung darüber, Familienmitglieder wiederzutreffen, denen man sonst eher aus dem Weg geht

Weihnachten mit strahlenden Augen

Was kann helfen, damit Kinder und Jugendliche Weihnachten so erleben, wie wir es ihnen wünschen – mit vor Freude geröteten Bäckchen, strahlenden Augen und einem fröhlichen Herzen?

Als erstes ist es hilfreich, zu reflektieren und zu erklären, was los ist: Stress lässt sich in der Adventszeit nicht immer vermeiden. Aber es hilft Kindern, wenn Erwachsene diese Erfahrungen altersgemäß einordnen: „Puh, es tut mir leid, dass ich vorhin so gereizt war! Der Advent ist so schön, aber manchmal auch so stressig, weil so vieles zu erledigen ist. Und das alles neben der normalen Arbeit, die ja auch nicht liegen bleiben kann. Deswegen kommt es vor, dass ich genervt reagiere, weil ich müde bin von all dem, was zu tun ist. Aber morgen machen wir uns einen gemütlichen Tag, ja?“

Das Schlagwort „Weniger ist Mehr“ hilft tatsächlich dabei, die randvolle Zeit zu entzerren. Es bringt oft ungemein Entlastung, wenn man sich zumindest einen Tag vor Heiligabend freinehmen kann, den Baum schon etwas früher als sonst aufstellt und schmückt, die Geschenke schon im November besorgt oder auch mit einigen Leuten bespricht, sich nichts zu schenken, sondern lieber mit weniger Trubel einfach die gemeinsame Zeit zu genießen.

Auch hilft es, wenn wir in den Terminkalender bewusst Zeiten für Stille und Besinnlichkeit einplanen. Das kann auch mit altersgemäßen Medien gelingen, wie:

  • Videos wie „Superbuch – das erste Weihnachten“ (ca. 6-12 Jahre)
  • Der Weihnachtsfolge der Serie „The Chosen“ (ab ca. 12 Jahren)
  • Fortlaufenden Adventskalender-Büchern wie „Komm doch mit nach Betlehem!“ (SCM-Verlag, ca. 5-10 Jahre) oder „Ricas Weihnachtsüberraschung“ (ca. 2-6 Jahre)

Für Erwachsene besonders schwer, aber für das Familienleben ungemein wichtig ist es, Unperfektheiten auszuhalten. Wenn wir Erwachsene an unsere Weihnachtserinnerungen denken oder überlegen, wie wir damals Weihnachten gern erlebt hätten – wäre dann wirklich eine einwandfrei saubere Wohnung oder ganz besondere Deko das Wesentliche? Letztlich entscheidet viel mehr das Maß der Herzlichkeit, Liebe und einer fröhlichen Stimmung darüber, wie positiv Kinder und Jugendliche Weihnachten erleben.

Weihnachten – das Fest der Widersprüche

Jugendliche empfinden das ach-so-friedliche Beisammensein einmal im Jahr mit allen Verwandten, auch der unliebsamen Tante Agatha, oft als heuchlerisch. Daher brauchen sie Unterstützung darin, das Geschehen differenziert einzuordnen. „Das ganze Jahr über wird gestritten und gezankt und dann plötzlich spielen wir uns Friede, Freude, Eierkuchen vor!?“ Hier können Erwachsene am besten reagieren, indem sie:

  • Die Ungereimtheiten und auch mögliche Konflikte und Fehler anerkennen und einräumen, dass nicht alle Beziehungen heil und friedlich sind
  • Und gleichzeitig hervorheben, dass gerade in diesem „sowohl als auch“ eine Chance stecken kann: Nämlich, dass die gemeinsame Besinnung auf etwas Größeres (die Geburt dessen, der sich selbst als „Licht der Welt“ bezeichnet und die Menschen auffordert, Frieden mit Gott und dem Nächsten zu machen) helfen kann, über Uneinigkeiten hinweg zu sehen oder diese zumindest nicht größer werden zu lassen, als sie sein müssten.

Kinder mit einbeziehen

Ein wichtiges Element für ein harmonisches Weihnachtsfest ist, Kinder und Jugendliche in das Geschehen einzubeziehen. Das kann sowohl bedeuten, dem Nachwuchs altersgemäße Aufgaben zu übertragen (beim Putzen, Dekorieren, Backen, etc. helfen) als auch, die kindlichen Ideen und Wünsche bei der Planung zu berücksichtigen. Hier gilt es, ein gesundes Maß zu finden – Eltern sollen und dürfen einen gewissen Rahmen vorgeben, der ihnen wichtig ist. Aber Kinder fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie in gewissen Bereichen mitgestalten können, zum Beispiel: Was könnten wir den Großeltern schenken? Wie wollen wir die Bescherung gestalten? Was gibt es als Nachtisch?

Die Advents- und Weihnachtszeit, so schwierig sie oft ist, ist eine ganz besondere Zeit. Daher ist es so immens wichtig, vor allem die Zeit mit den Menschen, die wir lieben, zu genießen, auch wenn manches nicht perfekt ist.

Melanie Schüer Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und Autorin.

Familienstreit an Weihnachten? So helfen Sie Ihren Kindern

Der Traum einer besinnlichen Weihnacht platzt oft, wenn nicht alles perfekt ist. Der Stress steigt und dann nerven noch die Verwandten. Doch wie erleben das erst die Kinder? Mit diesen Tipps helfen Sie Ihren Kindern, die Spannungen auszuhalten.

„Einerseits ist Weihnachten ja echt schön – aber andererseits bin ich auch froh, wenn es vorbei ist. Denn die Erwachsenen sind an diesen Tagen immer so wahnsinnig gestresst …“

So in etwa äußerte sich in der Weihnachtszeit einmal meine Tochter über ihr Erleben der „schönsten Zeit des Jahres“ und ich musste erst einmal schlucken – das saß!

Diese gemischten Gefühle bezüglich der zugleich festlichsten und doch auch anstrengendsten Wochen des Jahres kennen wir vermutlich alle. Kinder und Jugendliche nehmen dies oft noch stärker wahr, weil sie sich besonders freuen – alles ist noch neu und so aufregend! – und gleichzeitig die bestehende Anspannung und Stressbelastung noch weniger reflektieren und einordnen können.

Es könnte alles so schön sein…

Auch in meiner psychotherapeutischen Arbeit erlebe ich, dass gerade depressive Symptome um die Weihnachtszeit herum zunehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig, zum Beispiel:

  • Hohe Erwartungen: Es soll schön werden, besinnlich, gemütlich, lecker, freudvoll, besonders – und das möglichst für alle! Das bedeutet viel Arbeit bei der Vorbereitung und viel Druck, denn Weihnachten ist eben nur einmal im Jahr.
  • Unterschiedliche Bedürfnisse, die alle an drei Tagen unter einen Hut gebracht werden sollen
  • Die Anspannung darüber, Familienmitglieder wiederzutreffen, denen man sonst eher aus dem Weg geht

Weihnachten mit strahlenden Augen

Was kann helfen, damit Kinder und Jugendliche Weihnachten so erleben, wie wir es ihnen wünschen – mit vor Freude geröteten Bäckchen, strahlenden Augen und einem fröhlichen Herzen?

Als erstes ist es hilfreich, zu reflektieren und zu erklären, was los ist: Stress lässt sich in der Adventszeit nicht immer vermeiden. Aber es hilft Kindern, wenn Erwachsene diese Erfahrungen altersgemäß einordnen: „Puh, es tut mir leid, dass ich vorhin so gereizt war! Der Advent ist so schön, aber manchmal auch so stressig, weil so vieles zu erledigen ist. Und das alles neben der normalen Arbeit, die ja auch nicht liegen bleiben kann. Deswegen kommt es vor, dass ich genervt reagiere, weil ich müde bin von all dem, was zu tun ist. Aber morgen machen wir uns einen gemütlichen Tag, ja?“

Das Schlagwort „Weniger ist Mehr“ hilft tatsächlich dabei, die randvolle Zeit zu entzerren. Es bringt oft ungemein Entlastung, wenn man sich zumindest einen Tag vor Heiligabend freinehmen kann, den Baum schon etwas früher als sonst aufstellt und schmückt, die Geschenke schon im November besorgt oder auch mit einigen Leuten bespricht, sich nichts zu schenken, sondern lieber mit weniger Trubel einfach die gemeinsame Zeit zu genießen.

Auch hilft es, wenn wir in den Terminkalender bewusst Zeiten für Stille und Besinnlichkeit einplanen. Das kann auch mit altersgemäßen Medien gelingen, wie:

  • Videos wie „Superbuch – das erste Weihnachten“ (ca. 6-12 Jahre)
  • Der Weihnachtsfolge der Serie „The Chosen“ (ab ca. 12 Jahren)
  • Fortlaufenden Adventskalender-Büchern wie „Komm doch mit nach Betlehem!“ (SCM-Verlag, ca. 5-10 Jahre) oder „Ricas Weihnachtsüberraschung“ (ca. 2-6 Jahre)

Für Erwachsene besonders schwer, aber für das Familienleben ungemein wichtig ist es, Unperfektheiten auszuhalten. Wenn wir Erwachsene an unsere Weihnachtserinnerungen denken oder überlegen, wie wir damals Weihnachten gern erlebt hätten – wäre dann wirklich eine einwandfrei saubere Wohnung oder ganz besondere Deko das Wesentliche? Letztlich entscheidet viel mehr das Maß der Herzlichkeit, Liebe und einer fröhlichen Stimmung darüber, wie positiv Kinder und Jugendliche Weihnachten erleben.

Weihnachten – das Fest der Widersprüche

Jugendliche empfinden das ach-so-friedliche Beisammensein einmal im Jahr mit allen Verwandten, auch der unliebsamen Tante Agatha, oft als heuchlerisch. Daher brauchen sie Unterstützung darin, das Geschehen differenziert einzuordnen. „Das ganze Jahr über wird gestritten und gezankt und dann plötzlich spielen wir uns Friede, Freude, Eierkuchen vor!?“ Hier können Erwachsene am besten reagieren, indem sie:

  • Die Ungereimtheiten und auch mögliche Konflikte und Fehler anerkennen und einräumen, dass nicht alle Beziehungen heil und friedlich sind
  • Und gleichzeitig hervorheben, dass gerade in diesem „sowohl als auch“ eine Chance stecken kann: Nämlich, dass die gemeinsame Besinnung auf etwas Größeres (die Geburt dessen, der sich selbst als „Licht der Welt“ bezeichnet und die Menschen auffordert, Frieden mit Gott und dem Nächsten zu machen) helfen kann, über Uneinigkeiten hinweg zu sehen oder diese zumindest nicht größer werden zu lassen, als sie sein müssten.

Kinder mit einbeziehen

Ein wichtiges Element für ein harmonisches Weihnachtsfest ist, Kinder und Jugendliche in das Geschehen einzubeziehen. Das kann sowohl bedeuten, dem Nachwuchs altersgemäße Aufgaben zu übertragen (beim Putzen, Dekorieren, Backen, etc. helfen) als auch, die kindlichen Ideen und Wünsche bei der Planung zu berücksichtigen. Hier gilt es, ein gesundes Maß zu finden – Eltern sollen und dürfen einen gewissen Rahmen vorgeben, der ihnen wichtig ist. Aber Kinder fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie in gewissen Bereichen mitgestalten können, zum Beispiel: Was könnten wir den Großeltern schenken? Wie wollen wir die Bescherung gestalten? Was gibt es als Nachtisch?

Die Advents- und Weihnachtszeit, so schwierig sie oft ist, ist eine ganz besondere Zeit. Daher ist es so immens wichtig, vor allem die Zeit mit den Menschen, die wir lieben, zu genießen, auch wenn manches nicht perfekt ist.

Melanie Schüer Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und Autorin.

Stress vor Weihnachten: Wenn im Advent der Burnout brennt

Der „besinnliche“ Advent ist die stressigste Zeit des Jahres. Das belastet auch die Paarbeziehung. Paartherapeutin Ira Schneider erklärt, was die Adventszeit retten kann.

Der Dezember ist angebrochen: Hiermit heiße ich euch Herzlich Willkommen in dem wohl stressigsten Monat des Jahres! Gleichzeitig ist es ein Monat, der besinnlich, kuschelig, ruhig und gemütlich sein soll. So richtig passt dieses Bild eines entschleunigten Ruhemomentes nicht zu dem von außen geforderten Marathon. Nicht zuletzt ist der Dezember der Monat, der gesellschaftlich den höchsten Anspruch hat, „perfekt“ zu werden. Ein Monat, der voller Erwartungen steckt. So können wir in diesem Sinne alle ein altbekanntes Lied umdichten: Statt „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ heißt es dann „Advent, Advent, unsere Energie brennt aus!“ Es ist ein Monat, der nicht nur Energie bindet, sondern diese auch Paaren regelrecht raubt.

Nicht mit mir!

Eigentlich soll der Monat doch besinnlich und fast schon magisch sein. Das Essen muss schmecken. Die Deko muss stehen. Die Geschenke sollen gefälligst gefallen. Kein Wunder, dass sich viele Paare im Dezember zerreißen. Im Job müssen sie Jahresabschlüsse durchpeitschen, für die Kinder werden Adventskalender gebastelt, Festlichkeiten werden organisiert, Päckchen verschickt, Wohltätigkeitsorganisationen unterstützt und Termine und Adventsfeiern werden auch noch im Wochenkalender untergebracht.

Es gäbe sicherlich zahlreiche Tipps, was Paare tun oder lassen könnten. Ganze Listen darüber ließen sich niederschreiben. Am besten schreibe ich eine neue Liste: mit Not-To-Dos, also, was man alles lassen sollte. Wenn das eure Hoffnung war, kurze und schnelle Tipps für den Advent zu erhalten, dann muss ich euch leider enttäuschen. Aber was ich euch entgegenwerfen kann, ist hoffentlich eine warme Woge der Entlastung. Zwei Dinge sind während des Dezembers wahr: Egal, wie ihr den Dezember dreht und wendet. Er bleibt wohl oder übel immer etwas knackig. Was aber auch wahr ist: Ihr dürft neue Grenzen setzen.

Tradition im Advent: Stress

Starten wir mit dem ersten Teil der Wahrheit. Es ist in Ordnung, wenn euch dieser Monat stresst. Ihr dürft gestresst sein. Ihr müsst nicht auch noch das nicht-gestresst sein leisten. Es ist ok, wenn ihr euch zwischen Stille und Eile nicht entscheiden könnt. Es ist ok, wenn ihr euch rastlos und überfordert fühlt. Euer Zeitmanagement ist nicht schuld daran. Euer Abwägen, euer Zusagen und euer Absagen sind nicht der Knackpunkt. Wie wir Weihnachten feiern, ist ein strukturelles Problem. Eins, das sich zutiefst in unsere Gesellschaft hineintradiert hat. In diesem Monat zahlt nicht nur unser Portemonnaie einen hohen Preis, auch unser Nervenkostüm wird auf die Probe gestellt.

Wenn Paare sich diesen Ist-Zustand gewähren, weicht der der Druck möglichst, „entspannt sein zu müssen“. Ohne Druck möchte ich euch behutsam zusprechen, dass es kein „Ihr müsst kürzertreten“ sein muss. Es ist vielmehr ein „Ihr dürft kürzertreten“. Wie oft verwehren Paare sich selbst ihre eigentlichen Bedürfnisse, weil der Druck von außen so hoch ist. Ihnen fehlt nachvollziehbarerweise eine gewisse innere Erlaubnis.

Zuviel

Der zweite Teil der Wahrheit, verkennt den ersten Teil nicht, aber er macht euch Mut eigene Wege zu gestalten und Grenzen zu setzen. Daher dürft ihr beides: Zum einem vollkommen gestresst sein und euch der Akzeptanz hingeben, dass der Dezember ein besonderer Monat ist und bleibt. Ende. Ihr dürft aber auch das Nein-Sagen und Absagen ausprobieren, wenn ihr beispielsweise bestimmte Konstellationen bei Zusammenkünften vermeidet, weil sie euch zu viel sind. Oder ihr dürft Feierlichkeiten früher verlassen. Ihr dürft kürzertreten, wenn es um Weihnachtsgeschenke geht. Ihr dürft Weihnachtspost weglassen, wenn sie euch zu viel wird. Ihr dürft all das, was euch zu viel ist wahrnehmen und dürft euch selbst begrenzen.

Auch wenn die Harmonie rund um die Festlichkeiten euch hoch oben auf der Agenda schweigend anschreit, ist es okay, wenn ihr für euch als Paar sorgt. Not-To-Do-Listen umzusetzen oder grundsätzlich Grenzen rundum die Feiertage zu setzen, kann im ersten Moment eine unliebsame Aufgabe sein. Abgrenzung kann durch Unverständnis im Außen Spannungen erzeugen. Das heißt: Es müssen die Folgen der eigenen Grenzen ausgehalten werden oder sie müssen zumindest aushaltbar sein. Es ist eine besondere Herausforderung für Paare, für sich selbst und für sich als Familie zu entscheiden und folglich auszuhalten, dass Erwartungen enttäuscht werden. Doch nur enttäuschte Erwartung haben die Chance in gedämpfter und weniger fordernder Kleidung im kommenden Jahr wieder anzuklopfen. Es hilft. Denn dann werden aus überhöhten Anforderungen vielleicht realistische Erwartungen. Das kann entlasten!

Ira Schneider ist Paartherapeutin und Autorin. Mehr unter: @ira.schneider_

Weihnachten mal anders: Mit Nachbarn feiern

Elternfrage: „Wir wollen dieses Jahr ein etwas anderes Weihnachtsfest feiern und statt unserer Verwandten am Heiligen Abend unserer Nachbarn einladen. Hat das schon mal jemand gemacht und kann uns dafür Tipps geben?“

Als Jesus auf die Welt kam, gab es aber für ihn nicht eine familiäre Welcome-Party im trauten Kreis mit Mama, Papa und vielleicht Oma und Opa. Sondern es kamen ziemlich bald Hirten und Weise von weither. Deshalb war und ist es auch uns als Familie immer wieder wichtig, Weihnachten nicht nur als Fest der Familie zu feiern, sondern unsere Freude über den Geburtstag von Jesus auch mit anderen zu teilen. So haben wir auch schon eine Hausweihnacht gefeiert.

Facettenreiche Angebote

Besonders gut umzusetzen ist diese Aktion natürlich, wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt. Sie ist aber auch abwandelbar in ein weihnachtliches Straßenfest, wenn man in einem Einfamilienhaus wohnt. Für unsere Hausweihnacht haben wir einen Aushang im Eingangsbereich gemacht und dazu eingeladen. In einem Jahr war es eine Adventsaktion und im anderen Jahr haben wir es direkt an Weihnachten veranstaltet.

In beiden Fällen gibt es unterschiedliche Bausteine, die man einbauen kann, denn Jesus hat es sich auch nicht leicht gemacht. Seine Geburt war eine Sensation für Hirten und Könige. Selbst der Herrscher Herodes hat davon Wind bekommen und sich mächtig darüber aufgeregt. Deshalb ist es schön, wenn unsere Angebote auch möglichst viele ansprechen.

Wir haben erst mal eine Zeit gehabt, in der jeder etwas mit einem kleinen Tischchen vor seine Haustür gestellt hat, zum Beispiel die leckersten Plätzchen, Kinderpunsch oder eine kleine, kurze Bastelidee (Sterne falten oder schneiden, ein Weihnachtslicht herstellen, eine Weihnachtskugel beschriften, was Weihnachten für mich bedeutet …). Plötzlich war auf den Haustreppen viel los, es wurde munter geredet, gekaut und gebastelt. Es war ein reges und fröhliches, weihnachtliches Treiben!

Inbrunst und Freude

Nach circa einer Stunde versammelten sich alle auf der Treppe vor unserer Haustür. Mithilfe eines Bilderbuches habe ich die Weihnachtsgeschichte erzählt. Große, runde Kinderaugen hörten gebannt zu. An Weihnachten eignet sich natürlich die Weihnachtsgeschichte am besten, aber gerade für eine Hausgemeinschaft ist auch die Geschichte „Ein großer Tag für Vater Martin“ sehr eindrücklich. Danach haben wir zusammen Weihnachtslieder gesungen. Die Kinder, die ein Musikinstrument spielen konnten, haben es geholt und mitgespielt. Auch wenn die Töne vielleicht nicht immer gerade waren, an Inbrunst und Freude hat es nicht gefehlt.

Danach ist jeder fröhlich an den heimischen Tannenbaum gegangen und hat Geschenke ausgepackt. Aber wir wussten ganz sicher: An diesem Tag hatten alle unsere Nachbarn die Gelegenheit, an Jesu Geburtstagsparty teilzunehmen und von seiner Geburt zu hören. Keiner musste allein und traurig in seiner Wohnung sitzen. Wir können die Hausweihnacht deshalb sehr empfehlen. Sie zwingt niemandem etwas auf, aber die Weihnachtsbotschaft ist enthalten und wird weitergegeben. Außerdem verbindet das gemeinsame Feiern alle Nachbarn zu einer fröhlichen Gemeinschaft.

Stefanie Böhmann ist Pädagogin und individualpsychologische Beraterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Freude teilen: So wird Weihnachten mit Nachbarn ein Erfolg

Für die meisten Menschen ist Weihnachten ein Familienfest. Doch es gibt auch Menschen, die nicht im Kreis der Familie feiern können. Wie wäre es mit einem Fest für Nachbarn und Freunde? Einige Anregungen gibt die Pädagogin Stefanie Böhmann.

An Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu, wie sie in der Bibel berichtet wird. Nach der Überlieferung  gab es aber für Jesus keine familiäre Welcome-Party im trauten Kreis mit Mama, Papa und vielleicht Oma und Opa. Sondern es kamen ziemlich bald Hirten und Weise von weither. Deshalb war und ist es auch uns als Familie immer wieder wichtig, Weihnachten nicht nur als Fest der Familie zu feiern, sondern unsere Freude über den Geburtstag von Jesus auch mit anderen zu teilen. So haben wir auch schon eine Hausweihnacht gefeiert.

Facettenreiche Angebote

Besonders gut umzusetzen ist diese Aktion natürlich, wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt. Sie ist aber auch abwandelbar in ein weihnachtliches Straßenfest, wenn man in einem Einfamilienhaus wohnt. Für unsere Hausweihnacht haben wir einen Aushang im Eingangsbereich gemacht und dazu eingeladen. In einem Jahr war es eine Adventsaktion und im anderen Jahr haben wir es direkt an Weihnachten veranstaltet.

In beiden Fällen gibt es unterschiedliche Bausteine, die man einbauen kann, denn Jesus hat es sich auch nicht leicht gemacht. Seine Geburt war eine Sensation für Hirten und Könige. Selbst der Herrscher Herodes hat davon Wind bekommen und sich mächtig darüber aufgeregt. Deshalb ist es schön, wenn unsere Angebote auch möglichst viele ansprechen.

Wir haben erst mal eine Zeit gehabt, in der jeder etwas mit einem kleinen Tischchen vor seine Haustür gestellt hat, zum Beispiel die leckersten Plätzchen, Kinderpunsch oder eine kleine, kurze Bastelidee (Sterne falten oder schneiden, ein Weihnachtslicht herstellen, eine Weihnachtskugel beschriften, was Weihnachten für mich bedeutet …). Plötzlich war auf den Haustreppen viel los, es wurde munter geredet, gekaut und gebastelt. Es war ein reges und fröhliches, weihnachtliches Treiben!

Inbrunst und Freude

Nach circa einer Stunde versammelten sich alle auf der Treppe vor unserer Haustür. Mithilfe eines Bilderbuches habe ich die Weihnachtsgeschichte erzählt. Große, runde Kinderaugen hörten gebannt zu. An Weihnachten eignet sich natürlich die Weihnachtsgeschichte am besten, aber gerade für eine Hausgemeinschaft ist auch die Geschichte „Ein großer Tag für Vater Martin“ sehr eindrücklich. Danach haben wir zusammen Weihnachtslieder gesungen. Die Kinder, die ein Musikinstrument spielen konnten, haben es geholt und mitgespielt. Auch wenn die Töne vielleicht nicht immer gerade waren, an Inbrunst und Freude hat es nicht gefehlt.

Danach ist jeder fröhlich an den heimischen Tannenbaum gegangen und hat Geschenke ausgepackt. Aber wir wussten ganz sicher: An diesem Tag hatten alle unsere Nachbarn die Gelegenheit, an Jesu Geburtstagsparty teilzunehmen und von seiner Geburt zu hören. Keiner musste allein und traurig in seiner Wohnung sitzen. Wir können die Hausweihnacht deshalb sehr empfehlen. Sie zwingt niemandem etwas auf, aber die Weihnachtsbotschaft ist enthalten und wird weitergegeben. Außerdem verbindet das gemeinsame Feiern alle Nachbarn zu einer fröhlichen Gemeinschaft.

Stefanie Böhmann ist Pädagogin und individualpsychologische Beraterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

So klappt es mit der Adventsüberraschung für große Kinder

Auch erwachsene Kinder freuen sich über ein Adventspaket von den Eltern. Doch was kommt in ein solches Päckchen hinein? Einige hilfreiche Tipps.

Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine ganz besondere Zeit, und es ist eine schöne Idee, den flügge gewordenen Kindern diese Zeit mit einem elterlichen Paket zu versüßen. Während uns Social Media und Werbung bei der Umsetzung solch einer netten Initiative glänzende Augen, glückselig lächelnde Gesichter und freudig überraschte Jubelrufe versprechen, könnte der Realitätscheck allerdings auch anders aussehen – sogar wenn all die angepriesenen, „genau richtigen Dinge“ in der „genau richtigen Verpackung“ geschickt worden sind.

Von daher könnte es ein erster Schritt sein, zu überlegen, welche Wünsche, Hoffnungen oder Erwartungen für uns als Eltern damit (heimlich) verknüpft sind.

Welche davon sind legitim? Welche vielleicht auch unrealistisch oder sogar übergriffig? Von diesen gilt es, sich zu verabschieden, um damit offen zu werden für das, was möglich ist:

Nicht nur was, sondern warum soll es hinein?

Zunächst gilt es, die Grundsatzentscheidung zu fällen: Bekommen alle das gleiche oder jeder ein individuelles Paket? Beides hat sein Für und Wider. Bei individuellen Paketen kann Geschwisterneid aufkommen, andererseits kann sich auch jede und jeder ganz individuell gesehen fühlen. Gleiche Pakete sind per se „gerechter“ und können Verbundenheit vermitteln, andererseits haben sie nicht die besondere, persönliche Note.

Vor der Frage, was hinein soll, lohnt es sich, die Frage zu stellen, warum es hinein soll. Was wollen wir mit diesem Paket auslösen? Es ist hilfreich, diese Frage mit einem Satz zu beantworten. Zum Beispiel so: „Ich möchte, dass sich meine Kinder mit diesem Paket gesehen und geliebt fühlen.“ Oder: „Ich möchte mit diesem Paket Verbundenheit als Familie im Advent unter neuen Bedingungen gestalten.“ Oder …

Adventsabend per Videokonferenz

Alles, was dann in das Paket kommt, sollte zu dieser Fragestellung passen. Im ersten Beispiel kämen die Lieblingskekse für die Naschkatze, extra warme Socken für das Kind mit den kalten Füßen oder das neue Buch des Lieblingsautors für die Leseratte in Frage. Oder für jedes Kind ein selbst gestalteter Foto-Adventskalender mit schönen Kinderfotos, der deutlich macht: „Wir haben dich wohlwollend im Blick“.

Beim zweiten Beispiel ist es kniffliger. Hier ist es besonders wichtig, sensibel zu sein und den erwachsen gewordenen Kindern frei anzunehmende oder abzulehnende Angebote zu machen. Eine Idee könnte es zum Beispiel sein, sich an einem Abend im Advent via Videokonferenz zusammenzuschalten und zuvor jedem das Equipment in Form von Kerze, Lieblingssüßigkeit und -getränk zu schicken. Das kann ein Versuch sein, den alle super finden und der eine neue Adventstradition begründet oder der auch voll peinlich in die Hose gehen kann. Aber so ist das ja immer mit Familienaktionen. Manchmal gibt es glänzende Augen, und manchmal werden sie verdreht. Meine Erfahrung ist: Je mehr ich die Freiheit habe, dass beides sein darf, desto höher ist die Chance, dass es glänzende Augen gibt.

Elisabeth Vollmer ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und lebt mit ihrem Mann in Freiburg.

Was ich mir wünsche

Ich will Kitsch, ich will Sterne, ich will Funkeln drauß’ im Dunkeln.

Ich will Lachen, ich will Freude, ich will Staunen, ich will Raunen.

Ich will Glitzer in den Ecken, ich will Rauhreif in den Hecken,

ich will Kekse, Zimt und Nelken, Weihnachtssterne, die nicht welken.

 

Ich will Funkelaugen, Klebefinger, Tannenduft ab jetzt für immer.

Ich will Glühwein schmecken, Kuschelfell, Lichterketten – nur nicht grell.

Ich will Schnee, der knirscht und schimmert, Krippenhäuschen selbst gezimmert.

Ich will Glimmer, ich will Schimmer, will das schönste Weihnachtszimmer.

 

Ich will Lachen, Flüstern, Schmatzen,

Küssen, Kuscheln und auch Klatschen.

Ich will tanzen, singen, Lieder,

Glöckchen, Flöten –  immer wieder.

 

Ich will Ruhe, ich will Liebe, ganz viel Harmonie und Friede.

Lachen in den Kinderaugen, selber Kind sein, alles glauben.

Keine Hektik, Stress und Hetze, kurze, schnell gesagte Sätze.

Schweigen, Streit, Geschenkewahn, noch mehr müssen, als ich kann.

 

Ich will die sehn, denen’s schlecht geht, da sein, wo der Wind zu kalt weht.

Die hör’n, deren Lied verklingt, trösten die, die traurig sind.

Von dem geben, was ich habe, das auch meinen, was ich sage,

eine Extra-Meile gehn, Fremde lernen zu verstehn.

 

Ich will Päckchen packen voll mit Lachen, Kraft und Stärke für die Schwachen,

tiefe Blicke, Zeit und Liebe, Mut und Achtsamkeit und Friede,

Mitgefühl, Zufriedenheit, Freude, Leben jetzt im Heut’.

Darum geht’s zur Weihnachtszeit

 

Gott kommt selbst, ein Kind, das Licht,

das die Dunkelheit durchbricht.

Staunen, Wunder, Hoffnungsschimmer,

ja, das will ich jetzt für immer.

 

Tabea Gruhn

So wird die Weihnachtszeit entspannt

Weihnachten kommt immer so plötzlich … Und leider wird es in der Weihnachtszeit oft hektisch und stressig. Die Pädagogin Sarah Maria Röckel gibt Tipps, wie die Adventszeit und die Feiertage entspannt gefeiert werden können. 

Wenn wir zu viel Zeit damit verbringen, unsere weihnachtlichen To-Do Listen abzuarbeiten, ist plötzlich Heiligabend und die magische Vorweihnachtszeit nur so an einem vorbei gerauscht, während man hektisch Geschenke besorgt, Deko gebastelt und Weihnachtskarten geschrieben hat. Besonders Eltern sollten daher immer wieder daran denken, ihre Batterien aufzuladen. Denn auch Kinder haben nichts von genervten Eltern! Es lohnt sich, sich bewusst zu machen: Dein Kind kennt nicht das perfekte Deko Pinterest Board und es wird sich in zehn Jahren auch nicht daran erinnern, ob der Adventskalender gebastelt und die Plätzchen selbst gebacken wurden oder beides gekauft war. Woran es sich erinnern wird, sind Kuschelnachmittage mit Kakao auf dem Sofa und der gemeinsam geschmückte Baum!

Höchste Zeit also, Traditionen neu zu überdenken! Welche Weihnachtsrituale möchte man übernehmen und welche dürfen getrost über Bord geworfen werden?

Für ein „Mindful Christmas 2021“ gibt es drei Geheimzutaten:

– eine gute, vorausschauende Planung

– den Perfektionsanspruch runterschrauben

– nach Hilfe fragen (und diese auch annehmen)

  1. Gute Planung ist die halbe Miete!
  • Anfang November wird es Zeit für den „Familienstammtisch“! Dann kann gemeinsam besprochen werden, wer welche Wünsche für die Weihnachtszeit hat. Jedes Kind darf 1-2 Wünsche für Aktivitäten äußern. Außerdem ausreichend Platz für Spontanität und Pausen einplanen.
  • Geschenkideen für Familie und Freunde sollte man sich spätestens im November überlegen. Wenn möglich, können Geschenke schon Anfang Dezember besorgt werden, sodass auf den letzten Metern kein Stress ausbricht.
  • Statt Unmengen handgeschriebener Karten für die ganze Verwandtschaft könnte man auch einen sogenannten Familienbrief schreiben. Jedes Familienmitglied schreibt oder malt etwas, was mit dem vergangen Jahr zu tun hat. Am Ende wird alles mehrfach kopiert und in bunte Umschläge gesteckt – oder digital verschickt.
  1. Weniger Perfektion, mehr Spaß!
  • Dir macht es Spaß, einen Adventskalender zu basteln? Super, dann mach das! Aber sei dir gewiss: Der Adventskalender von der Stange tut es genauso. Mach dir also nicht zu viel Druck!
  • Kekse backen mit der ganzen Familie kann viel Spaß machen – aber gerade mit kleinen Kindern ist danach oft ein Großputz nötig. Es ist überhaupt nicht schlimm, Kekse im Supermarkt zu kaufen. Das gemeinsame Naschen und dabei Weihnachtsliedern lauschen ist viel wichtiger!
  • Weniger ist mehr – das gilt bei Geschenken, bei Deko, bei Treffen mit Freunden – bei fast allem! Setze deine Prioritäten und schau, was wirklich nötig ist und was dir Spaß macht.
  1. Mit einer Portion Hilfe geht vieles wie von Zauberhand!
  • Wenn möglich, nutze den Geschenke-Einpack-Service, den viele Geschäfte und Onlineshops während der Vorweihnachtszeit anbieten.
  • Ob an Heiligabend, zum Nikolaus Kaffee oder für den Wichtelabend: Gastgeber/in sein macht Spaß, aber eben auch viel Arbeit. Daher sollte das Motto lauten: klar, kommt gerne zu mir – aber jeder bringt etwas mit und hilft am Ende kurz beim Aufräumen.
  • Niemand trägt die Verantwortung für eine gelungene Weihnachtszeit ganz alleine. Daher gilt: Partner/in und Kinder dürfen gerne mit eingespannt werden. Das gilt für konkrete Aufgaben wie Besorgungen erledigen, aber auch für die klassischen „mental load“-Themen, also sich zu überlegen, wer welches Geschenk bekommt und was Weihnachten auf dem Tisch stehen soll.

Quelle: Kindsgut

Weihnachten ohne Kinder – Die Feiertage zu zweit müssen nicht einsam sein

Wenn die Kinder erwachsen werden, ändert sich auch Heiligabend. Aber daraus kann etwas Neues entstehen.

„Unsere Kinder feiern dieses Jahr zum ersten Mal Weihnachten nicht mit uns. Unsere Tochter ist im Ausland, und unser Sohn feiert das Fest mit der Familie seiner Frau. Ich kann nicht sagen, dass ich mich auf die Weihnachtstage freue. Wie komme ich damit zurecht?“

Es weihnachtet: Plätzchen backen, Weihnachtsbaum schmücken, Weihnachtsessen planen und die Vorfreude auf fröhliche Gesichter – so kennen und lieben wir das Weihnachtsfest; besonders den Heiligen Abend. Aber die Kinder werden flügge, haben das Elternhaus verlassen, und plötzlich sitzt man mit dem Ehepartner allein unter dem Weihnachtsbaum.

Bloße Erinnerungen sind ein Garant für inhaltsleere Weihnachten

Uns übermannt eine gewisse Trostlosigkeit, und selbst der alljährliche Weihnachtsstress ist auf einmal erstrebenswerter, als nur ein Essen zu zweit zu planen. Doch wenn wir jetzt in diesen Erinnerungen haften bleiben oder ein gelungenes Weihnachtsfest nur von den Kindern abhängig machen, ist dies eine Garantie für einen traurigen und inhaltsleeren Weihnachtsabend. So möchten wir jedoch nicht das „schönste Fest des Jahres“ verbringen! „Plötzlich zu zweit“ bietet die Perspektive, Weihnachten neu zu entdecken und zu erleben.

Vielleicht laden wir Freunde ein, denen es ebenso geht wie uns, und gestalten ein Weihnachtsdinner mit allem Drum und Dran: ein tolles Essen, zu dem jeder etwas beiträgt. Oder man entschließt sich, die Zweisamkeit an diesen Feiertagen besonders zu genießen: Der Wecker bleibt aus, das Abendessen wird vorgekocht, man liest endlich wieder ausgiebig Zeitung oder die ungelesenen Bücher und verbringt einen Pyjama-Tag, an dem Weihnachten abseits von großartigem Essen und Abendkleidung zelebriert wird.

Raum für neue Traditionen

Weihnachten hat viele Aspekte – auch ohne Kinder, ohne liebgewonnene Traditionen. Letztlich ist jedes Weihnachtsfest auch die Chance, sich vielleicht ganz neu bewusst zu machen, wen und was wir feiern, und darauf den Fokus zu setzen. Und vielleicht wird uns dann auch deutlich, dass – wenn sich unsere Leben ändern – neue Traditionen entstehen können, die das Weihnachtsfest anders gestalten, aber nicht schlechter.

Ute Sinn ist verheiratet mit Martin, hat drei erwachsene Kinder und lebt und arbeitet als Seelsorgerin und Künstlerin in Wetter/Ruhr.