„Sie ist fremdgegangen“

„Unsere Tochter war ihrem Mann untreu. Nun lebt sie getrennt von ihm und ihren Kindern. Wir wissen nicht, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen. Einerseits wollen wir unserer Tochter helfen, andererseits sehen wir das Leid, das sie unserem Schwiegersohn und unseren Enkeln zugefügt hat. Was sollen wir bloß tun?“

 

„Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“ – dieses klassische Ende der Kindheitsmärchen ist in unserer Seele verankert, und wie wünschen wir uns dies auch für die Ehe unserer Kinder!

Es ist eine starke Erschütterung, wenn eine Ehe zerbricht. Dies betrifft nicht nur die beiden Ehepartner und deren Kinder, sondern auch die Familien und Freunde des Paares. Es wird dann empfunden, als ob eine „Welt zusammenbricht“ und das ist es ja auch: Die Ehe- und Familienwelt fällt auseinander. Gerade die Eltern des Paares stehen verzweifelt und oft ratlos vor dem Ehe-Scherbenhaufen. Die Eltern lieben das eigene Kind, haben aber auch den Partner und die Enkel lieb gewonnen und sitzen nun buchstäblich zwischen den Stühlen.

Eltern sind nicht verantwortlich!

Zuerst ist es wichtig, dass die Eltern sich selbst auch eine Traurigkeit über diese starke Ehekrise zugestehen, aber sich gleichzeitig klar darüber werden, dass diese Krise in der Verantwortung der Ehepartner liegt. Auch wenn die Eltern vielleicht im Vorfeld keine Krise wahrgenommen haben, hätte die Mutter oder der Vater wenig Einfluss darauf nehmen können. Die Ehekrise ist in erster Linie ein Geschehen zwischen den Ehepartnern.

Es ist wichtig, dass die Eltern sich nun nicht zu einem Ehetherapeuten entwickeln, sondern – und das ist sehr viel – weiter für die Familie da sind. Dies bedeutet, dass Sie nur etwas zu dem Konflikt sagen, wenn Sie von der Tochter oder dem Schwiegersohn dazu befragt werden. Machen Sie stattdessen das Angebot: Wir sind an der Seite eurer Familie, doch ihr müsst uns sagen, wo ihr Unterstützung braucht.

Oma und Opa können den Enkeln Sicherheit geben

Diese Klarheit  ist wichtig, denn der Fokus der Eltern sollte besonders auf den Enkelkindern liegen, um Freiraum und Sicherheit für die Enkel zu gestalten. Dazu gehört, dass die Eltern nicht schlecht über die oder den eine/n Ehepartner/in vor den Enkeln sprechen. Dagegen können kleine gemeinsame Unternehmungen, Besuche und Übernachtungen mit und bei Oma und Opa Stabilität in dem wankenden Ehe- und damit auch Familienalltag für die Enkel bringen.

Die Liebe der Eltern zu ihrer Tochter, dem Schwiegersohn und den Enkeln bleibt. Doch sollte gerade diese Liebe nicht dazu verführen, über die Krise zu urteilen, sondern versuchen, die Beziehungs- und die Konfliktebene zu trennen. Im besten Fall versöhnen sich die beiden Ehepartner, und dann soll ja die Beziehung zu allen Beteiligten unbelastet und frei sein. Auch in so einer starken Ehekrise liegt immer die Chance, dass die Familie gestärkt daraus hervorgehen kann.

Ute Sinn ist verheiratet mit Martin, hat drei erwachsene Kinder und lebt und arbeitet als Seelsorgerin und Künstlerin in Wetter/Ruhr.

„Ist unser Sohn pädophil?“

„Ich kam heute in das Zimmer meines Sohnes (16) und sah ein Foto von einem nackten Kind auf seinem Laptop. Er klappte ihn sofort zu und schickte mich raus. Mich lässt das nicht los. Ist unser Sohn pädophil? Wenn ja, wie können wir ihm helfen?“

Sie haben bisher nur gesehen, dass Ihr Sohn ein Bild von einem nackten Kind auf seinem Rechner hatte. Aus Ihrem Brief können wir nicht ersehen, ob dieses Bild für ihn sexuell stimulierend gewesen ist, Sie mit ihm darüber gesprochen haben und was er selbst dazu gesagt hat.

Ist der Sohn selbst Opfer?

Es ist nicht auszuschließen, dass jemand – wahrscheinlich aus seinem Bekanntenkreis – ihm das Bild unaufgefordert zugeschickt hat und Ihr Sohn in diesem Sinne sogar Opfer geworden ist. Auch in diesem Fall ist es durchaus nachvollziehbar, dass er sich schämt und den Laptop schnell zuklappt. Wenn das der Fall wäre, bräuchte er Schutz vor der Person, die ihn mit diesen Bildern konfrontiert hat. Bitte wenden Sie sich in diesem Fall schnell an eine Opferberatungsstelle.

Ohnmachts- und Minderwertigkeitsgefühle

Es ist natürlich auch möglich, dass Ihr Sohn die Bilder selbst gesucht oder erbeten hat. Jugendliche oder Erwachsene, die Missbrauchsabbildungen von Kindern konsumieren (und sogar diejenigen, die tatsächlich Kinder sexuell missbrauchen), sind nicht notwendigerweise pädophil. Im Gegenteil sind sogar die meisten Sexualstraftäter von sexuellem Kindesmissbrauch nicht auf kindliche Körper fixiert, sondern missbrauchen sie als Scheinlösung für emotionale Probleme wie etwa Ohnmachts- oder Minderwertigkeitsgefühle. Als Entlastung für ihr schlechtes Gewissen finden sie allerlei Vorwände, etwa, dass das dem Kind doch nicht wehtue oder nur als Scherz gemeint sei.

In ihrem Inneren wissen sie jedoch, dass sie eines der größten Tabus gebrochen haben und dass sexuelle Handlungen gegenüber Kindern schädigend und verboten sind. Wenn sie dabei lange unentdeckt bleiben, stellt sich für sie mit der Zeit oft eine Selbstverständlichkeit ein, die eine Verhaltensänderung noch erschwert – verbunden meist mit umso größeren Selbstvorwürfen, sich als Sexualstraftäter sehen zu müssen.

Suchen Sie sich und ihm Hilfe!

Insofern braucht Ihr Sohn auch in diesem Fall Hilfe, auch, weil er möglicherweise mit dem Konsum von Missbrauchsabbildungen eine Straftat begangen hat. Auch das Kind, dessen Nacktbild vermutlich im Internet zu finden ist, braucht Hilfe. Übergriffige Personen sind meist aus Scham nicht bereit, Hilfe anzunehmen. Aber zum Glück ist Ihr Sohn noch jung genug, dass Sie als Eltern auf ihn einwirken können.

Übergriffiges Verhalten braucht – als Schutz vor einem Rückfall in das unerwünschte Verhalten und zum Schutz des abgebildeten Kindes – eine klare Begrenzung, aber übergriffige junge Menschen brauchen auch Unterstützung, sich selbst (wieder) annehmen zu können und sich auf legalem Weg für ihre Bedürfnisse einzusetzen. Und auch im Falle, dass Ihr Sohn tatsächlich eine pädophile Neigung haben sollte, dürfte seine Identitätsfindung für ihn sehr herausfordernd sein, weil er dann mit einem Leben konfrontiert wäre, in dem er niemals eine seinen Neigungen gemäße Sexualität leben könnte. Bitte nehmen Sie die Hilfe einer Fachstelle in Anspruch.

Barbara Behnen ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in der Beratungsstelle LIEBIGneun und Leiterin der Opferberatungsstelle Wildwasser Gießen.

Über andere reden …

Es ist gar nicht so leicht, beim Reden über andere Menschen nicht ins Abwerten oder „Lästern“ zu verfallen. Eva Ricarda John zeigt die Hintergründe auf und gibt konkrete Hilfestellungen zur Selbstreflexion.

Über andere reden? Das macht man doch nicht! Oder doch? Natürlich, jeder redet über andere! Das geht ja auch gar nicht anders. Doch was ist das richtige Maß? Welches sind die richtigen Worte? Wie ist es mit dem rechten Zuhören? Wo fängt „lästern“ an?

Wir reden über andere. Natürlich tun wir das. Wir kümmern uns voller Nächstenliebe um andere, also tauschen wir Informationen aus. Wir dienen einander, beten füreinander, also teilen wir Gebetsanliegen aus dem Leben anderer. Auch wenn man jemanden um einen Rat bittet, ist es zuweilen nötig, etwas über andere zu erzählen. Rechtes Erzählen ist in Ordnung – mit Wertschätzung, Offenheit und ohne zu richten. Ich kann einen geschützten Raum mit einem vertrauensvollen Gegenüber dazu suchen. Je älter ich werde, umso mehr verstehe ich Jesu Worte aus Matthäus 7: Wir sollen einander nicht richten und bewerten, denn das Maß, das ich an einen anderen lege, das wird das Maß sein, das Jesus zur Beurteilung von mir anlegen wird. Autsch – das ist mal ein Statement!

Wie Zahnpasta aus der Tube …

Ich kann die Motive anderer für ihr Verhalten, Reden und Leben nicht kennen. Ich habe nicht in ihren Schuhen gestanden, bin nicht ihre Wege gegangen. Darum ist es mir nicht gestattet, Vermutungen oder Beweggründe zu nennen, warum ein anderer so lebt oder handelt. Außer ich rede offen mit ihm selbst darüber. Die Offenheit an sich ist, so glaube ich, ein Kern in diesem Thema: Wenn alles, was ich sage, so formuliert ist, dass ich es auch dem Betreffenden genau so sagen kann, dann bin ich sicher auf einem guten Weg. Wähle ich jedoch abwertende, bewertende oder lästernde Worte über Dritte in meinem Gespräch, dann habe ich den guten Ton verlassen!

Den guten Ton hat man auch dann verlassen, wenn man nur schlechte Dinge über andere zu berichten weiß und das lauthals tut. Oder wenn man andere wortreich niedermacht. Oder wenn man aus Sensationslust über Dritte redet. Oder wenn das Reden geprägt ist von Zynismus und Sarkasmus. Oder wenn nur spitze Andeutungen in halben Sätzen angerissen werden und so über Dritte bewusst Geschichten gestreut werden, die der Zuhörer zu Ende fantasieren muss. Oder wenn nur die Schwächen und Fehler von Dritten benannt werden, wenn es nur immer um das Negative geht. Dann sollten beim aufmerksamen Zuhörer alle roten Lampen angehen!
Denn dahinter steckt keine Liebe. Im 1. Johannes-Brief heißt es: „Wer seinen Bruder nicht liebt, der ist nicht aus Gott …“ Wenn ich also meinen Nächsten liebhabe, kann ich eigentlich nichts Böses über ihn reden. Psalm 15 klärt darüber auf, dass niemand, der in Gottes Nähe lebt, einen Mitmenschen in Verruf bringt oder ihm Schaden zufügt. Wir sind aufgerufen, eine „Zunge der Weisen“ zu haben (Sprüche 12,18) und nicht unbedacht zu reden. Im Jakobusbrief werden wir gewarnt vor dem, was die Zunge anrichten kann: ganze Waldbrände! Das ist etwa so wie Zahnpasta aus der Tube. Was da einmal raus ist, das ist raus – niemals bekommst du es zurück in die Tube. So ist auch schlechtes Reden über andere. Das wird seine Kreise machen. Die Bibel sagt, dass der Herr mit Freude auf die schaut, die nach seinem Willen leben: in Liebe! Und dass er sich allen entgegenstellt, die Böses tun oder reden. Das ist ein klares Wort. Wie schnell vergessen wir das.

Den eigenen Wert erhöhen

Bevor wir konkret überlegen, wie wir das im Alltag besser umsetzen können, macht es Sinn, einmal zu schauen, warum Menschen schlecht reden oder lästern. Ein Hauptgrund ist, dass der Mensch sich oft besser fühlt, wenn er andere herabsetzt. Jemanden niedermachen, indem man ihn abwertet, heißt: Macht nehmen über den anderen, um den eigenen Wert zu erhöhen. Manchmal sind es auch verletzte Menschen, die vom Opfer zum Täter werden nach dem Motto: „So wie es mir ergangen ist, soll es auch dir ergehen.“ Ein anderer Grund ist Neid. Neid ist ein Gefühl, vor dem die Bibel warnt. Wir haben kein Recht, den Erfolg, Besitz oder die Fähigkeiten anderer abzuwerten oder zu verlästern. Die Bibel fordert uns auf, Liebe zu üben, selbst unseren Feinden gegenüber. Manchmal ist da nicht mal ein Feind, sondern einfach nur ein unsympathischer Mensch. Dabei sollten wir uns fragen: Wa- rum entsteht in mir diese Antipathie? Was sich in meinem Inneren abspielt, kann viele Gründe haben und ist immer meine Aufgabe!

Dann gibt es noch die Menschen, denen es nicht in die Wiege gelegt wurde, Empathie für andere zu empfinden. Sie haben kein Bewusstsein dafür entwickelt, dass sie mit ihren Worten verletzen, kränken, Schaden anrichten. Zuweilen erlebt man, dass Ärger, Frust oder Wut im Herzen des Sprechers oder der Sprecherin das Gespräch übernehmen in der Annahme, das jetzt mal rauslassen zu dürfen. Eine innere Haltung, dass immer die anderen schuld sind, kann ebenfalls zu übler Nachrede führen.
Eigentlich ist sie jedoch ein Indiz für mangelnde Selbstreflexion: Wir sollten nämlich zuallererst auf uns selbst achthaben (Lukas 17). Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass auch eine Gruppe einen hohen Druck auszuüben vermag, wenn dort in einer Art und Weise über andere geredet wird, die nicht angemessen ist. Die Bibel ist da klar: Jeder habe acht auf sich selbst! Ich bin vor Gott für mich verantwortlich!

Selbstcheck

Es gibt zwei Wege, in diesem Dilemma etwas zu lernen. Der Grundsatz bleibt: Andere kann ich nicht ändern. Ansetzen kann ich immer nur bei mir selbst. Jeder sollte seine eigene Rede und sein eigenes Denken überprüfen. Dazu einige Fragen, sowohl für den Redenden als auch für den Zuhörenden.

1. Wie rede ich?

Gut ist es, sich selbst einmal bewusst zuzuhören und sich selbst zu reflektieren:

Wie rede ich?
Ist das, was ich erzähle, wahr?
Weiß ich, dass es wahr ist, oder nehme ich es nur an?
Spüre ich die Stimmung, in der ich rede? Ist es Liebe? Sorge? Ärger? Wut? Neid? Fürsorge? Verletzung? Überforderung?
Ist es zwingend notwendig, dass ich „es“ erzähle? Wem nutzt es?
Hat das, was ich erzähle, mit dem anderen zu tun oder doch eher mit mir?
Dient es dem Betroffenen?
Dient es der Sache?
Oder diene ich mir gar selbst?
Bin ich sensationslustig?
Was ist mein Motiv?
Fühle ich mich besser, wenn andere schlechter dastehen?
Ist das, was ich erzähle, etwas Gutes?

2. Wie reagiere ich?

Ich habe als Zuhörer oder Zuhörerin immer die Wahl:

Wie reagiere ich, wenn andere mir etwas erzählen und ich dabei ein beklemmendes Gefühl habe?
Bin ich höflich und höre deshalb zu oder kann ich ehrlich rückmelden, mich abgrenzen?
Gebe ich durch Zuhören und Rückfragen einer Sache zu viel Bedeutung?
Weiche ich aus oder bin ich klar?
Kann ich Klartext reden?
Kann ich, wenn nötig, eine Distanz herstellen? Wenn nicht: Treibt mich meine Neugier an oder bin ich einfach zu feige?

Verantwortung übernehmen

In Workshops bitte ich meine Teilnehmer, sich im Stillen einer Situation aus dem eigenen Alltag zu stellen. Mit dieser privaten Situation im Kopf werden dann einmal diese und ähnliche Fragen durchwandert. Schriftliche, nur für den eigenen Bedarf genutzte Antworten bringen Licht in das Dunkel in mir. So lerne ich mich besser kennen, habe ich acht auf mich selbst und übernehme vor Gott Verantwortung für mein Reden und Zuhören. Das erfordert etwas Übung. Doch mit der Zeit können wir lernen, diese Haltung mit in den Alltag zu nehmen. Und es wird immer schneller gehen, sich selbst zu prüfen und zu hinterfragen. Das ist ein Zeichen von Reife und Weiterentwicklung im Christenleben: Wir lernen nie aus!

Wie rede ich nun „richtig“ – oder, wie die Bibel sagt, „weise“ –, wenn es nötig ist, über Dritte zu reden? Ich überlege genau, mit wem ich vertrauensvoll reden kann. Ich wähle Zeit und Ort, um einen geschützten Raum zu haben. Ich sage nur das, was wahr ist. Ich sage nur das, was ich dem Dritten auch genauso persönlich sagen würde. Ich sage genau so viel wie nötig und so wenig wie möglich über andere. Ich berufe mich nie auf Dinge, die ich nur vom Hörensagen kenne. Ich bleibe bei der Wahrheit. Ich streue keine Gerüchte. Und vor allem frage ich mich, ob das, was ich sage, zur Ehre Gottes ist und ob die Worte, die ich wähle, auch Worte sind, die ich in der Gegenwart Gottes gebrauchen würde.
Und dann könnte es noch sein, dass ich Opfer werde. Dass mich andere enttäuschen. Dazu sagt die Bibel, dass der Herr die Herzen kennt und jeden Einzelnen von uns sieht. Das ist ein großer Trost! Zu guter Letzt fällt mir dazu der Rat meiner Uroma Erna ein: „Redet einer schlecht von dir, so sei es ihm erlaubt. Du aber lebe so, dass es ihm keiner glaubt!“

Eva Ricarda John arbeitet selbstständig in der psychologischen Beratung und therapeutischen Seelsorge und als Personal Coach (www.coach-and-vivify.de). Sie lebt mit ihrem Mann in Wiesbaden, sie haben vier Söhne und drei Enkelkinder.

„Unsere Aufgabe ist: zugewandt bleiben“

Eltern bleibt man ein Leben lang, aber die Verantwortung für ihr Leben und ihren Glauben müssen die Kinder irgendwann selbst tragen. Wann das soweit ist und wie man dahin kommt, erklären Cathy Zindel-Weber und Daniel Zindel im FamilyNEXT-Interview.

Es gibt immer wieder Aussagen, ab welchem Alter der Kinder das Erziehen „vorbei“ sei – manche sagen ab 12, andere ab 16. Wie seht ihr das?

Cathy Zindel-Weber: Die Frage ist: Was heißt erziehen? Wenn der 16- oder 18-Jährige noch bei uns wohnt, ist klar: Wir haben Regeln, und er ordnet sich ein. Es gibt Unverhandelbares und Verhandelbares. Wir bleiben Eltern, und doch wachsen die Kinder zu Gegenübern, welche selbst bestimmen. Das eine Kind ist früher eigenverantwortlich unterwegs, das andere später. Die 12-Jährige gestaltet zum Beispiel selbstständig, wann sie ihre Hausaufgaben erledigt, wie sie ihre Zeit einteilt und zu den Freunden Beziehungen pflegt. Es kann aber auch sein, dass der 16-Jährige bei der Tagesstruktur noch die elterliche Hilfe braucht. Auch ein Kind mit einem Handicap braucht länger und wird vielleicht nie ganz eigenverantwortlich leben können. Die Freiheit ist gekoppelt an die Eigenverantwortung. Das ist ein Prozess, der schon beim Kleinkind anfängt und der je nach Bereich früher oder später ein Ende zwischen Eltern und Kind findet. Das Ziel ist, dass das Kind lernt, selbst wahrzunehmen, was ihm und anderen guttut und was dem Leben und den Beziehungen dient.
Daniel Zindel: In dieser Phase gibt es immer wieder schwierige Entscheidungen, zum Beispiel: Soll der 16-Jährige seine Freundin über Nacht bei sich auf dem Zimmer haben? Wie gestalten sie ihre Sexualität? Was ist unsere Verantwortung dabei? Oft ist man da ja als Eltern nicht im selben Boot. Man muss damit ringen: Sollen sie das selbstständig gestalten mit 16 oder 17? Haben wir da auch einen Part? Stellen wir Fragen zur Verhütung? Ich denke, es kommt immer mehr zum Begleiten, zum Dialog. Wir müssen dranbleiben und aushalten, dass Kinder Wege gehen, die wir für uns nicht gewählt haben. Das ist ja auch eine Form von Erziehung: mitgehen, aushalten, zugewandt bleiben.

Ihr würdet also sagen: So viel Freiheit wie möglich – das Ziel ist, dass das Kind selbst entscheidet. Nur wenn ich merke, es kriegt es allein nicht hin, dann muss ich noch unterstützen …

Daniel: Ja, aber immer in dem Spannungsfeld: so viel Freiheit und so viel Verantwortung wie möglich. Ich gebe dir Freiheit, und zugleich hast du die Verantwortung, dich zu führen und dich nicht zu schädigen. Dein Leben soll gelingen. Du sollst dich gut an die Hand nehmen können und die Verantwortung für dich selbst wahrnehmen.
Cathy: Das ist bei allen Kindern ein langer Prozess des Dranbleibens und Nicht-Aufgebens. Wichtig ist, dass man ihnen die Verantwortung nicht wieder abnimmt. Es gibt auch 18- oder 19-Jährige, die diese Verantwortung noch nicht wirklich tragen können, die zum Beispiel mit Finanzen nicht zurechtkommen. Und auch von der Entwicklung und der Reife her länger brauchen. Es sind nicht immer nur die Eltern, die das nicht frühzeitig gemacht haben. Es kann aber sein, dass man ihnen zu lange nur Befehle erteilt oder ihnen zu viel Freiheit gegeben hat, und dann sollen sie auf einmal alles können. Das geht nicht. Jugendliche brauchen Übungsfelder, und da braucht es viel Vertrauen. Wir müssen sie auch in ihren Fehlern begleiten und dann nicht sagen: „Ich hab’s doch gewusst.“ Sondern eher: „Du musst die Konsequenzen tragen, aber wir unterstützen dich und begleiten dich, dass du den Sprung ins Leben schaffst.“
Daniel: Die Familie muss immer wieder neu die Verteilung von Verantwortlichkeiten regeln.
Cathy: Und da ist die Spannung, was wir als Eltern noch bestimmen und was wir als „Wohngemeinschaft“ zusammen entscheiden. Jugendliche entscheiden und gestalten ihr Leben oft nicht nach unseren Vorstellungen und trotzdem lieben wir sie. So ist Gott mit uns allen: Er bleibt uns zugewandt. Wir wählen nicht immer das Gute und Richtige. Und das gilt für unsere Kinder auch. Das braucht Geduld und Spannkraft. Wir haben die Aufgabe, unsere Angst und auch unser Schuldgefühl zu bearbeiten

Schuldgefühle sind ein wichtiges Thema. Wie gehe ich denn damit um, wenn ich erkenne, dass ich in der Erziehung oder der Beziehung zu meinem Kind Fehler gemacht habe?

Daniel: Dazu habe ich ein Beispiel. Bevor unsere Tochter heiratete, sagte sie: „Papa, ich möchte mit dir noch eine Bergwanderung machen.“ Und beim Aufstieg erklärte sie: „Jetzt sag ich dir, was du in meinen Augen alles gut gemacht hast. Und was du in meinen Augen schlecht gemacht hast.“ Sie meinte: „Du hast mich nur gelobt, wenn ich etwas gut gemacht habe.“ Ich erwiderte: „Aber ich habe dich doch immer geliebt.“ Darauf sagte sie: „Das hättest du doch mal sagen können, auch wenn ich nicht unbedingt etwas geleistet habe.“ – Das ist passiert. Das ist nicht reversibel. Ich kann nicht wieder von vorn anfangen. Es gibt wohl bei allen Eltern irgendein Thema, bei dem sie sagen: „Mit der heutigen Erfahrung, mit dem jetzigen Wissen würde ich es anders machen.“ Ich glaube, man kann das nur für sich selbst bereinigen. Es schmerzt. Ich schäme mich vielleicht, bin schuldig geworden. Und ich kann es mit Gott bearbeiten, Vergebung empfangen. Und so wie wir das gemacht haben: Wir konnten es besprechen, es klären. Wir haben Gott sei Dank Kinder, die uns nichts nachtragen. Es gehört auch zur Erziehungsarbeit, dass man auch Biografiearbeit mit den erwachsenen Kindern macht und Dinge klärt. Dass man so miteinander ins Reine kommt. Das ist ein spannender Prozess.
Cathy: Vielleicht gibt es auch Fehler, bei denen ich merke: Das ist echte Schuld. Da haben wir den Kindern etwas zugemutet und sind schuldig geworden. Das hat sie sehr stark verletzt. Aber im Allgemeinen sind es Dinge, die in unserem Unvermögen ohne Absicht geschehen sind.
Daniel: Manchmal haben Eltern Schuldgefühle und versuchen dann, ihr Kind im Nachhinein zufriedenzustellen, indem sie zum Beispiel Finanzen hinterherschieben. Gut abgelöst zu sein heißt auch, bereinigte Beziehungen zu haben.
Cathy: Manchmal kann man das mit den Kindern direkt klären, manchmal muss man einseitig vor Gott seine Fehler bekennen und aushalten, dass die Kinder damit noch einen Weg bis zur Aussöhnung mit den Eltern gehen müssen.
Daniel: Diese Klärung ist auch eine wichtige Voraussetzung für eine gute Großelternrolle. Bereinigte Beziehungen zu den Kindern sind ein Steilpass für gute Beziehungen zu den Enkeln und Schwiegerkindern.

Christliche Eltern sind oft enttäuscht, wenn ihre großen Kinder sich vom Glauben entfernen. Wie können sie gut damit umgehen?

Daniel: Das ist eine echte Not von uns Eltern, wenn unsere Kinder das, was uns am liebsten ist, wie ein Kleid abstreifen. Das tut weh. Diesen Schmerz muss man bei Gott abfließen lassen. Und auch hier muss man dann die Kinder loslassen. Es steckt ja oft auch eine gesunde Autonomie hinter ihrer Absetzbewegung. Wenn es zum Beispiel eine enge Frömmigkeit ist, die sie kennengelernt haben, brauchen sie vielleicht Luft zum Atmen. Wir Eltern denken, sie haben Gott verlassen. Aber vielleicht haben sie einfach unsere Spiritualität, unsere Frömmigkeit verlassen und sind geistlich auf ihrer eigenen Suche.
Cathy: Wenn die Kinder nicht mehr zur Gemeinde gehen oder wenn sie sagen: „Ich will nicht mehr beten“ oder „Ich will nichts mehr mit deinem Gott zu tun haben“, heißt das nicht, sie verlassen Gott. Sie verlassen ein Gottesbild, eine Form und müssen sich manchmal vehement dagegen abgrenzen, besonders wenn eine bestimmte Form sehr dominant war. Manche Kinder brauchen starke Abgrenzungen, um sich durchzusetzen. Eigentlich ist es eine Stärke. Wir können darauf vertrauen, dass die Kinder gerade dadurch ihren eigenen Glauben, ihre Beziehung zu Gott finden. Gott hat keine Enkel, er hat nur Kinder. Jede Generation braucht wieder einen neuen, einen eigenen Zugang zu diesem lebendigen Gott und kann nicht nur einfach etwas übernehmen.
Daniel: Wir haben das als Eltern auch schmerzlich erlebt. Wir haben dann auch erlebt, dass Kinder, wenn sie selbst Kinder bekommen, wieder ganz neu die Frage nach Gott stellen. Und ich vertraue auf die Treue Gottes, der über die Generationen hinweg immer wieder Glauben schenkt.
Cathy: Der Same ist gelegt. Jetzt müssen wir Gott vertrauen. Es ist nicht mehr unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist: zugewandt bleiben.

Das Interview führte FamilyNEXT-Redakteurin Bettina Wendland.

Sollen wir für ihn bürgen?

„Unser Sohn hat uns gefragt, ob wir für seine neue Wohnung eine Bürgschaft übernehmen würden. Da unsere finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind, fällt es uns schwer, ihm das zuzusagen. Was würde denn im schlimmsten Fall auf uns zukommen?“

Zunächst ist die Frage zu stellen: Geht es um die Miete oder den Kauf der Wohnung? Dann: Ist die Bürgschaft auf einen gewissen Teil beschränkt oder auf alles? Verfügen Sie über ein gewisses Vermögen? Besitzen Sie etwa ein belastungsfreies Haus, mehrere tausend Euro Rücklagen oder „nur“ eine kleine Rente und leben Sie zur Miete?

In einem Bürgschaftsvertrag verspricht man als Bürge, dass man, falls die Person, für die man bürgt, eine Verbindlichkeit nicht zahlen kann, diese gegenüber dem Gläubiger ausgleichen wird. Dies ist üblich bei Kredit-, aber auch bei Mietverträgen – wie im Beispiel Ihres Sohnes. Der Umfang und das Risiko einer Bürgschaft ist vom Vertrag abhängig.
Bei Mietverträgen haftet man für alle Forderungen aus dem Mietvertrag, bei Darlehensverträgen für das gesamte Darlehen, wenn es schiefgehen sollte. Es gibt sogenannte Höchstbetragsbürgschaften. Dort kann man den Betrag, für den man im Zweifel haftet, festschreiben.

Die Höhe der Bürgschaft festschreiben

Wenn Sie also für einen Mietvertrag bürgen wollen, sollten Sie im Vorhinein die Höhe der Bürgschaft festschreiben. Ansonsten könnte es Ihnen passieren, dass der Sohn auszieht, seine Freundin aber nicht, und der Mietvertrag einfach weiterläuft. Dann könnte nach mehreren Jahren der Vermieter auf Sie zukommen und die offenstehenden Mietbeträge von Ihnen fordern. Dasselbe gilt auch für Kreditverträge. Wenn man unbeschränkt bürgt, kann tatsächlich das gesamte angesparte Vermögen verloren sein.

Wenn kein Vermögen da ist und man unterhalb der Pfändungsfreigrenze Einkommen hat, kann man auch unbeschränkt bürgen. Man bürgt zwar, kann aber zwangsweise nicht zur Zahlung geführt werden. Für jeden, der Einkommen, also laufende Einnahmen hat, hat der Gesetzgeber einen Mindestbetrag an pfändungsfreiem Einkommen festgeschrieben. In normalen Haushalten wird man nichts Pfändbares finden.

Offen reden

Die Bürgschaft hat aber oft auch eine emotionale Seite, die ein Problem sein könnte. Erwartet Ihr Sohn, dass Sie als seine Eltern für ihn bürgen? Diesen Druck sollte man unbedingt aus der Situation herausnehmen. Vielleicht ist die Frage nach der Bürgschaft auch eine Möglichkeit, über die Fragen des finanziellen Ergehens Ihres Sohnes zu sprechen? Oft fehlt nämlich, insbesondere bei Mietverträgen, die sogenannte Bonität. Das ist oft ein Zeichen, dass irgendwelche Verträge schon geplatzt sind. Das Problem sollte man grundständig angehen und darüber sprechen. Aber auch dort: Bitte keinen Druck aufbauen, zuhören und Lösungsalternativen finden.

Wenn eine Wohnung eigentlich nicht finanzierbar ist (mehr als 30-50 Prozent des Einkommens dadurch gebunden werden), ist die Inanspruchnahme vorprogrammiert. Die Weisheit „Über Schulden spricht man nicht“ ist auch im verwandtschaftlichen Rahmen nicht sinnvoll. Schweigen ist dann nicht Gold.

Steffen Bundrück ist Rechtsanwalt in Bochum und vertritt als Fachanwalt für Insolvenzrecht hauptsächlich Menschen, die Verbindlichkeiten haben.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Ein Paar, zwei Perspektiven: Routine und Abwechslung

MÖGLICHST ALLES WIE GEHABT

Katharina Hullen liebt die Routine.

Katharina: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Rituale und Routinen bringen Stabilität und Ordnung ins Chaos des Lebens. Sie sind der sichere Hafen unseres Großfamilienkreuzers.
Im Alltag weiß man oft kaum zu sagen, was in einer halben Stunde los sein wird. Da schätze ich Routinen doch sehr. Zum Beispiel: Ein überschaubares Repertoire an Gerichten im Kopf zu haben, vereinfacht das Kochen im Alltag ungemein. Es gibt zwar immer dieselben 15 Gerichte, aber alle machen satt und für jeden ist mal etwas dabei!
Mehrmals die Woche die gleiche Spazierrunde mit unserem autistischen Kind drehen? Die frische Luft und Bewegung tut uns beiden gut: Win win!
Im Urlaub immer an denselben Ort fahren? Finde ich nicht schlimm, sondern entspannend. Ich weiß: Dort auf dem Bauernhof stören wir niemanden, auch wenn wir laut sind. Wir wissen genau, was uns vor Ort erwartet, und die Kinder können nicht allzu viel kaputt machen. Für alle ist es ein bisschen wie nach Hause kommen.
Hauke, mein Bester, ist da ganz anders gestrickt: Neulich kam er mit einem Gänsebraten nach Hause. Er hatte Lust, etwas Neues auszuprobieren: „Einfach mal sehen, wie das geht.“ Während ich die Steuererklärung fertig machte, steckte der beste Ehemann von allen bis zum Ellenbogen in einem Gänsetorso. Um es direkt aufzulösen – es hat nicht geklappt, der Vogel war weitestgehend vertrocknet. Die Großeltern, die ob der Fülle des bevorstehenden Fleischgenusses eingeladen worden waren, konnten nur noch ein bisschen Gänsegulasch mit uns verzehren.
Auch die Spazierrunde meidet Hauke eher. Er findet es langweilig, immer nur im eigenen Viertel herumzulaufen. Er kann nicht einfach aufstehen und losgehen – nein, er sucht sich im Internet eine neue Strecke heraus, zu der man erst hinfahren muss, um dort zu sein, wo man noch niemals zuvor gewesen ist. Oder er setzt sich mit den Jungs in die nächste S-Bahn und fährt einfach mal los. So vor einigen Monate geschehen. Er sollte spazieren gehen und zwei Stunden später bekomme ich ein Foto aufs Handy – meine drei Männer vor’m Kölner Dom! Einfach mal ein spontanes Abenteuer – käme mir niemals in den Sinn!
Auch der immer gleiche Urlaubsort macht Hauke mehr zu schaffen als mir. In diesem Jahr waren wir tatsächlich mal auf seine Initiative hin ganz woanders und wir alle mochten die Abwechslung der Aktionen sehr, wenngleich die Unterkunft viel unentspannter war.
„Der Verstand liebt die Abwechslung, das Herz die Wiederholung.“ (Esther von Kirchbach) Eine schöne Erkenntnis – denn so wollen wir Familie leben, mit Herz und Verstand!

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

ROUTINIERTE ABWECHSLUNG

Hauke Hullen sorgt für kleine Varianten im Alltag.

Hauke: Nach diesem Jahr kann ich jeden verstehen, der von Abwechslung die Nase voll hat. In den letzten Monaten folgten die Neuerungen in so schneller Folge, dass man schier schwindelig werden konnte: Ist Deutschland noch Fußballgroßmacht oder nach dem 0:6 gegen Spanien doch nur eine Art Brasilien? Muss ein abgewählter amerikanischer Präsident tatsächlich abdanken oder kann er sich einfach zum Regenten aus Gottesgnadentum erklären? Darf man noch ohne Maske den Müll rausbringen? Was, wenn man dort zwei Personen trifft, ist das jetzt noch erlaubt – oder war das letzte Woche?
Wie wohltuend langweilig war da doch rückblickend das Leben 2019, wo Angestellte ein ödes Büro, Kinder einen muffigen Klassenraum und Gastronomen anstrengende Arbeit hatten!
Doch natürlich ist es unfair, hier nur die negativen Seiten des Unvorhergesehenen darzustellen. Routine beruhigt, aber um diese Ruhe auch aushalten zu können, braucht man zwischendurch kleine Abwechslungen. In meinem Fall sind deren Auswüchse lächerlich, ich weiß. Mir graust es vor den Mühen eines neuen Jobs, eines Umzuges, gar in ein fernes Land – aber zwischendurch mal auf einem anderen Weg nach Hause fahren, weil man sich an der alten Strecke sattgesehen hat, das geht! Für einen Phlegmatiker ist es eben auch eine Art, neue Welten zu erkunden, wenn man das Navi auf „Autobahnen vermeiden“ stellt.
Für meine beste Ehefrau von allen ist aber schon das zu viel der Aufregung. Kleine Alltagsfluchten scheint sie nicht so nötig zu haben wie ich. Was tun? Vielleicht einen Kompromiss schließen: Wir achten darauf, dass sich in unserem Leben Routine und Abwechslung ergänzen, dann haben wir regelmäßig Abwechslung – was dann aber dazu führen würde, dass die Abwechslung zur Routine wird. Dann wäre es geradezu ausgefallen, doch wieder alles wie immer zu machen – was für ein Dilemma!
Manchmal verhilft uns eine glückliche Fügung zu einer Entscheidung: Im letzten Sommer bot uns ein Bekannter an, für sehr kleines Geld in einer sehr schönen Ferienwohnung im Allgäu Urlaub zu machen. Wir rangen nichtsdestotrotz mit uns: Reicht denn nicht der Urlaub an der Nordsee, wo unsere Sippe seit unglaublichen 55 Jahren den Sommer verbringt?
Um es kurz zu machen: Es war ein wunderbarer Urlaub. Statt endloser Felder bis zum Horizont gab es hinter jeder Kuppe neue prachtvolle Aussichten, und statt altbekannte Attraktionen abzuklappern, entdeckten wir jeden Tag etwas Unbekanntes. Was für eine gelungene Abwechslung! Das machen wir jetzt jedes Jahr so.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Auf das, was da noch kommt!

Das „leere Nest“ schenkt Freiräume für Beziehungen, die mal nichts mit den Kindern zu tun haben. Irina Ort mit Anregungen, wie alte Freundschaften wiederbelebt und neue gewonnen werden können.

Zwischen Geburt und Loslassen der Kinder stecken jede Menge Erlebnisse, Geschichten und Erfahrungen. Durch oder wegen der Kinder haben sich ein paar von den damals bereits bestehenden Freundschaften gefestigt. In der Kleinkind- und Kindergartenphase sind aber auch neue Freundschaften entstanden. Ich erinnere mich an unzählige Male, wo wir uns mit oder wegen unserer Kinder trafen und zwischen uns Erwachsenen eine Freundschaft begann. Diese Freundschaften waren praktisch, alltagstauglich und gleichzeitig Gold wert. Wir trafen uns auf Spielplätzen, unternahmen gemeinsame Ausflüge und halfen uns gegenseitig mit dem Babysitten aus. Wenn wir uns als Paar ein paar kinderfreie Tage gönnen wollten, vertrauten wir uns gegenseitig die Kinder an. Kinder waren ein großer gemeinsamer Nenner unserer Freundschaften.

Jetzt sind die Kinder erwachsen. Die Lebensschwerpunkte verlagern sich. Ich stelle fest, dass ich und wir als Paar immer mehr Freiräume haben. Wir haben mehr Zeit. Ich habe mehr Zeit. Doch wie sieht es eigentlich mit meinen und unseren Freundschaften aus? Ich stelle auch fest, dass ich mich nun tatsächlich weniger mit Freunden treffe und gefühlt auch weniger Freunde habe. Das bringt mich dazu, über das Thema Freundschaft nachzudenken.

Freundschaft zu mir selbst

 

In dieser Umbruchzeit wird es mir besonders wichtig, mir selbst eine gute Freundin zu werden oder wieder zu sein. Eine Freundschaft zu mir selbst bedeutet, bewusst „Ja“ zu mir zu sagen, mich selbst annehmen zu können, meine Begrenzungen und Schwächen zu kennen und meinen Stärken mehr Raum zu geben. Ich darf neugierig werden, auf Entdeckungsreise gehen und Neues mit meinen bereits erworbenen Erfahrungen kombinieren. Ich darf aber auch lernen, das Älterwerden zu akzeptieren. Die einzige Konstante ist bekanntlich die Veränderung. Wie begegne ich ihr in diesem neuen Lebensabschnitt?

Freundschaft zu meinem Mann 

 

Schon am Anfang unserer Ehe war uns beiden klar: Wenn wir eines Tages Kinder bekommen, werden diese nach einer gewissen Zeit unser Nest verlassen. Genauso klar war und ist es, dass wir beide bleiben werden. Für jedes Paar ist es eine besondere Herausforderung, sich zwischen den Wäschebergen, den beruflichen Weiterbildungen, dem Hausbau, dem Ehrenamt und vielem mehr nicht aus den Augen zu verlieren. Für uns beide war die Wochenendbeziehung, der wir beruflich bedingt fünfeinhalb Jahre ausgesetzt waren, ein zusätzlicher Spagat.

Jetzt, in dieser neuen Lebensphase mit den neuen Freiräumen, stellen wir uns bewusst diese Fragen: Was wollen wir in unserer Beziehung wiederbeleben? Was wollen wir neu entdecken? Welchen Traum (den wir durch die intensive Familienphase auf Eis gelegt haben) wollen wir weiterverfolgen?

Die Anschaffung eines Fahrradanhängers macht es uns möglich, unsere fast vergessene Leidenschaft des gemeinsamen Fahrradfahrens wiederzubeleben und auszuweiten. Mit dem wöchentlichen Terminblocker „unsere Zeit“ halten wir uns bewusst die Zeit füreinander frei. Auch wenn das nicht immer klappt, wissen wir: Wer nicht plant, der wird vom Alltag überrollt und verplant. Wir beide haben Träume, einer davon ist es, ein Sabbat(halb)jahr im Ausland zu verbringen.

Alte Freundschaften wiederbeleben

 

Beim Gedanken an die alten Freundschaften habe ich bestimmte Gesichter vor Augen. „Wenn dir etwas wichtig ist, gibt es kein ABER“ – dieser Spruch auf einer Karte, die ich bei mir zu Hause entdeckt hatte, brachte mich auf den Gedanken, selbst aktiv zu werden.

Mir ist klar, dass eine Freundschaft kein Selbstläufer ist. Freundschaften sind enorm wichtig und wollen, ja sollten gepflegt werden. Dann kommt das ABER: Wenn die räumliche Distanz nicht wäre … Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesprochen … Wir leben in ganz unterschiedlichen Welten … Es ist schwierig, einen gemeinsamen Termin zu finden … Die könnte sich auch mal melden … Diese Gedanken verhindern häufig das Wiederbeleben alter Freundschaften.

Ich habe mich meinem ABER in den Weg gestellt, indem ich den Kontakt zu der Tochter meiner Freundin aufnahm. Ich erklärte ihr mein Vorhaben, ihre Mutter – meine Freundin – zu überraschen und beauftragte sie, ein paar wichtige Dinge für mich in Erfahrung zu bringen. Bevor ich mir ein paar Tage freinahm, musste ich ganz sicher sein, dass meine Freundin an dem Tag keine weiteren Termine und tatsächlich Zeit hätte. Nachdem ich von der Tochter grünes Licht bekam, reservierte ich auf den Namen meiner Freundin einen Tisch für uns zwei. Meine Vorfreude und die Aufregung wuchsen. Ich würde die Freundin bald wiedersehen, die ich durch den Kindergarten unserer Kinder kennen- und schätzen gelernt hatte. Wir beide sind wie Hanni und Nanni durch dick und dünn gegangen. Ganz zufällig bekamen wir zeitgleich eine Mutter-Kind-Kur genehmigt. Gemeinsam mit unseren sechs Töchtern (wir haben jeweils drei) verbrachten wir eine unvergessliche Zeit in Cuxhaven. Lang ist es her. Ich wollte diese Freundschaft auf jeden Fall wiederbeleben.

Zwei Tage vor unserem gemeinsamen Date erfuhr meine Freundin von ihrer Tochter, dass sie an dem besagten Donnerstag ein Date habe. Sie teilte ihr auch mit, dass der Tisch auf ihren Namen reserviert sei und sie sich auf das Date freuen könne. Nun wuchs die Spannung auch bei meiner Freundin. Sie fragte sich, wen sie dort wohl antreffen würde. Endlich kam der Tag unseres Treffens. Ich war absichtlich etwas früher im Lokal. Meine Freude war groß, auch, weil wir einen tollen Tisch abseits, mit einem Ausblick, bekamen. Nachdem ich mit der Kellnerin gesprochen und ihr von meinem ganz besonderen Date erzählt hatte, war sie gerührt und auch bereit, „mitzumachen“. Ich bat sie, meine Freundin zum Tisch zu führen (währenddessen stand ich in einem „Versteck“, von dem aus ich alles beobachten konnte). Ich bat die Kellnerin außerdem da-rum, meiner Freundin die Speisekarte und auch die Karte mit dem Spruch „Wenn dir etwas wichtig ist, gibt es kein ABER“ zu überreichen. Ich wartete etwas, um die Spannung noch mehr aufzubauen. Dann ging ich zum Tisch …

Mit einer gelungenen Überraschung, einer unbezahlbaren Erinnerung und unendlich dankbar fuhr ich wieder nach Hause. Es war so wie früher gewesen – unbeschreiblich wertvoll und schön. Jetzt bin ich gespannt, wann und wo die Karte, die ich nach unserem Treffen mit dem Datum versehen habe und diese als „Wanderpokal“ meiner Freundin überlassen habe, in meine Hände zurückkommen wird.

Das beste Mittel, alte Freundschaften wiederzubeleben, ist, sich bewusst Zeit zu nehmen. Übe Gastfreundschaft, lade alte Freunde einfach mal wieder zu dir ein. Vielleicht ist auch ein neutraler Ort eine bessere Variante, zum Beispiel ein ganzes Wochenende gemeinsam in einem Ferienhaus. Zusammen kochen, reden, spazieren gehen, spielen, lachen – das wie in früheren Zeiten zu erleben, tut so gut!

Nicht alle Freundschaften, die ich versucht habe wiederzubeleben, ließen es tatsächlich zu. Einige musste ich schweren Herzens loslassen. Die Erkenntnis, dass es Freundschaften für eine bestimmte Zeit gibt und diese nicht lebenslang halten müssen, befreite mich von einer falschen Erwartungshaltung. Beziehungen baut man nicht, man sät sie. Diese Tatsache machte mir klar, dass ich in der neuen Lebensphase auch neue Beziehungen säen will.

Neue Freundschaften säen

 

Die erste Frage, die sich beim Säen stellt: Geht da überhaupt etwas auf? Wird da tatsächlich eine Freundschaft entstehen? Wenn ja, was wird da wohl wachsen? Ich möchte keine Freundschaft erzwingen, vielmehr einen Freiraum für die einzigartige Entfaltung geben.

Eine gemeinsame Israelreise ist der Ursprung einer neuen Freundschaft gewesen. Diese flüchtige Urlaubsbekannte war eine der ersten Frauen, die ich als Teilnehmerin beim Body-Spirit-Soul-Kurs, den ich für Frauen anbiete, begrüßen durfte. Nach dem Kurs sprang der Freundschaftsfunke über. Heute sind wir Freundinnen und mit einem großen Herzen für die Arbeit mit Frauen gemeinsam unterwegs.

Wenn wir säen, haben wir keine Garantie, dass etwas aufgehen und wachsen wird. Wir können mit einer einjährigen Blume, einem Begleiter für eine bestimmte Zeit, beschenkt werden. Wir können aber auch mit einem Baum, der Jahr für Jahr Früchte tragen wird, überrascht werden. Bei beidem ist es wichtig, aktiv zu werden, sich auf Menschen einzulassen, zu geben und abzuwarten, ob dies erwidert wird.

Die gemeinsamen Nenner der neu entstehenden Freundschaft werden jetzt sicherlich nicht mehr die Kinder sein. Vielleicht ist es zuerst der gemeinsame Kaffee, das gemeinsame Wandern, die Leidenschaft fürs Nähen oder eine Weiterbildung. Für den Beginn einer neuen Freundschaft können es ganz unterschiedliche gemeinsame Nenner sein. Hüte nicht nur die Schätze der Vergangenheit: Werde aktiv, öffne dich, öffne dein Haus für neue Freundschaften.

Irina Ort lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Nähe von Heidelberg. Sie arbeitet als Lebensberaterin, DISG-Trainerin und Lebe-leichter-Coach in ihrer eigenen Praxis. www.einblick-schafft-durchblick.de

12 Ideen für ein reiches Ehe-Jahr

Ob das Jahr erst angefangen hat oder schon eine Weile läuft – für die Partnerschaft kann man immer etwas tun. Ira Schneider stellt eine 12-Monats-Challenge vor für ein bereicherndes Jahr.

Nicht nur der Jahresanfang öffnet einen weiten Raum, um Neues zu wagen und voller Hoffnung in die Zukunft zu schauen. Auch unter dem Jahr gibt es immer wieder Neuanfänge, die wir ergreifen und selbst gestalten können.

Gemeinsam unterwegs

Zu wissen, dass mein engster Vertrauter, mein bester Freund und Lieblingsmensch an meiner Seite ist, beflügelt mich. Wir können gemeinsam losgehen. Staunen. Lernen. Loslassen. Annehmen. Uns Vortasten. Ausprobieren. Fallen. Aufstehen. Trösten. Das Leben leben. Mein Mann und ich lieben es, den Alltag zu feiern und uns kleine Challenges, sprich kleine Strategien zu überlegen, um dem anderen eine unerwartete Freude zu bereiten. Hier findet ihr eine Auswahl kleiner Portionen Extraliebe zum Ausprobieren. Das könnt ihr jederzeit starten.

Bevor ihr die 12 Challenges lest, empfehle ich, die Monate zu verteilen. Im besten Fall wechselt ihr euch ab. So hat jeder sechs Challenges. Oder machen beide alles? Auf geht’s in 12 Monate lieben und sich lieben lassen. Bist du dabei?

Januar

Draußen ist es kalt. Die Festlichkeiten liegen hinter uns. Vielleicht schleppen wir ein paar Kilo mehr mit uns. Jedenfalls ist es nachmittags schnell dunkel, und der Frühling lässt noch auf sich warten. Der Weihnachtsbaum ist erloschen, der Adventskranz abgebaut. Trotzdem wollen wir hell erleuchtet ins neue Jahr starten.

Da helfen Teelichter! Zünde sie an und erhelle den Raum. Vielleicht muss dein Lieblingsmensch lange arbeiten und kommt dann unerwartet in ein gemütliches Zuhause. Bei einer Tasse Tee kann der Abend noch richtig gut werden.

Februar

Im Februar wird der Winter zäh. Es war nun lange genug kalt, grau und ungemütlich. Nun erwacht die Vorfreude auf längere Tage. Dieser Ungemütlichkeit kann man zum Beispiel mit einem kulinarischen Vergnügen entgegenwirken – Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Aber nicht nur irgendeine Liebe geht durch irgendeinen Magen, sondern es geht um euch!

Hat dein Schatz hat ein besonderes Lieblingsessen, ein Lieblingsgetränk oder eine Lieblingsleckerei vom Bäcker? Nichts wie hin zum Bäcker, Supermarkt oder zum Coffee-Shop.

März

„Morgenstund hat Gold im Mund“, weiß der Volksmund. Aber vor allem morgens ist es hektisch. Gerade dann nehme ich mir vor der Arbeit, wenn wir zu unterschiredlichen Zeiten gehen, vor, achtsam innezuhalten und eine WhatsApp Nachricht an meinen Mann zu schreiben. Ein paar warme Guten-Morgen-Worte ermutigen, und er darf wissen, dass ich an ihn denke.

Schnapp dir diesen Monat öfter morgens dein Handy und hinterlasse eine liebevolle Nachricht für den Tag.

April

Es gibt Tage, da habe ich große Augenringe, zerzauste Haare, und meine Haut fühlt sich trocken an. Ich stehe vor dem Spiegel und denke: „Alltag halt …“ Doch genau an solchen Tagen ein Kompliment zu erhalten, kann den Tag in ein anderes Licht rücken.

Sprich deinem Partner oder deiner Partnerin diesen Monat bewusste Komplimente zu. Wie wäre es mit mindestens einem besonderen Kompliment pro Woche?

Mai

Zu einer Beziehung gehört, Erinnerungen im Herzen zu bewahren. Sie sind wie Blumen entlang unseres Lebenspfades als Paar.

Kramt euer Fotoalbum raus und feiert eure gemeinsamen Erinnerungen.

Juni

Freunde von mir haben in Zeiten, in denen Zoom, WhatsApp oder E-Mails noch nicht üblich waren, eine Fernbeziehung zwischen Deutschland und Japan geführt. Sie haben sich in langen Briefen aus ihrem Alltag erzählt. Dann mussten sie warten, bis der Brief ankam und sie eine Antwort erhielten. Ein ganzes Jahr haben sie das geschafft. Wirklich beeindruckend!

Wie wäre es, in diesem Monat mit einem Liebesbrief oder einem Brief, in dem du von dem erzählst, was dich bewegt, oder Fragen stellst, um herauszufinden, was dein Gegenüber bewegt?

Juli

Meine Liebessprache sind Geschenke. Wenn ein anderer Mensch an mich denkt und sich in meiner Abwesenheit etwas Liebevolles überlegt, ist das für mich wundervoll. Das Geschenk ist wie ein Stück Liebe, die greifbar wird. Was dann alles toppt, ist, wenn das Geschenk auch noch liebevoll verpackt ist.

Das ist doch mal eine Challenge: Ein unerwartetes und wundervoll verpacktes Geschenk. Es muss nicht teuer sein, aber eine kleine Freude soll es bereiten.

August

Zeitgeschenke sind immer besonders. Wenn ihr Kinder habt, kann es ein kostbares Geschenk sein, dem anderen einen freien Tag zu ermöglichen. So kann der Partner oder die Partnerin einen Tag lang nach Lust und Laune tun, was ihm oder ihr beliebt. Wenn ihr keine Kinder habt, könnt ihr euch dennoch eine größere Aufgabe abnehmen, um einander Zeit für sich oder eigene Aktivitäten zu schenken.

Nimm deinem Schatz Aufgaben oder Kinderbetreuung ab, damit er oder sie einen Tag für sich gestalten kann.

September

Ein Bereich, der Intimität als Paar schafft, ist der intellektuelle und kreative Austausch. Im Alltag prasseln – in Print oder digital – alle möglichen Informationen und Texte auf uns ein.

Was bewegt oder begeistert dich momentan? Lies deinem Lieblingsmenschen etwas Inspirierendes aus einem Buch, einem Artikel oder der Bibel vor.

Oktober

Jetzt wird es experimentell. Ich lade euch ein, zu verweilen und Stille miteinander auszuhalten und zu genießen. Stellt euch einen Timer und ladet einander ein, euch eine Minute lang in die Augen zu schauen. Das ist alles. Welche Erfahrung macht ihr dabei?

November

Von einem Tag auf den anderen bricht die Kuschelsockenzeit an. Die Heizung wird aufgedreht und die Winterjacke liegt bereit.

Das ist die richtige Zeit für Massagen. Ob Kopf-, Fuß- oder Rückenmassage, du weißt am besten, worüber sich deine Liebste oder dein Liebster am meisten freuen würde. Vielleicht holst du noch ein Flasche Zitronen- oder Orangenöl, dann ist die Wellnessoase perfekt.

Dezember

In den Nikolausstiefeln müssen nicht nur Kekse zerbröseln oder die Schokolade schmelzen. Manchmal bringen Worte das Herz zum Schmelzen

Schreibe eine Dankeskarte für all den Dinge, Eigenschaften und wunderbaren Eigenarten, die du an deinem Partner oder deiner Partnerin wertschätzt.

Ira Schneider ist Paartherapeutin und Autorin. Ihr Ratgeber für Paare erscheint im Juni 2024 bei SCM Hänssler. Mehr unter: @ira.schneider_

Ein Paar, zwei Perspektiven: Verschwörung

DER PAKT VON MORDOR

Katharina Hullen kämpft gegen eine innerfamiliäre Verschwörung. Dass ihr Mann Teil des Komplottes ist, macht die Sache nicht einfacher.

Katharina: Es gibt so Tage: Die Spülmaschine heizt nicht mehr, der Kaffeeautomat spuckt nur noch heiße Luft, die Waschmaschine schreit mir Fehler 23 entgegen und verlangt nach einem Techniker. Na super! Ein 7-Personen-Haushalt ohne funktionierende Spül- und Waschmaschine – wie soll man das aushalten? Ohne Kaffee?

Offensichtlich hat sich an solchen Tagen die Welt gegen mich verschworen. Überhaupt Verschwörung: Auch meine eigene Familie, Hauke und die Kinder, treffen offensichtlich ständig geheime Absprachen, um mich zu manipulieren und letztendlich in den Wahnsinn zu treiben.

Dafür gibt es sichtbare Anzeichen, wirklich! Zum Beispiel die Streifen von Schuhsohlen in der ganzen Wohnung. Ich sage zwar täglich mehrmals jedem der sechs Beteiligten: „Zieh bitte deine Schuhe aus!“ Doch offenbar bin ich Teil eines Experimentes, das sich um die Frage dreht, wann eine Mutter resigniert und sich willenlos dem Chaos ergibt. Wahrscheinlich denken die Kinder auch, dass die Sache mit den Schuhen gar keine Familienregel ist, da sich der Papa ja auch nicht daran hält.

Oder die allabendlichen Verzögerungstaktiken der Kinder, um nicht schon ins Bett gehen zu müssen. Es scheint ein Abkommen zwischen dem Vater und seiner Brut zu geben, denn statt einzuschreiten, macht er es sich auf dem Sofa gemütlich. So schlage ich allein die „Jetzt-ist-Schlafenszeit!“-Trommel und fische mir mühsam die jüngsten, widerborstigsten Kandidaten heraus, während der Rest als eingeschworene Gemeinschaft den Tag digital auf dem Sofa beschließt.

Zudem braut sich gerade auch ein Pakt zwischen unserer Ältesten (13) und ihrem Papa zusammen: Seit sie zwölf Jahre alt ist und die entsprechenden Filme theoretisch sehen darf, empfindet Hauke einen cineastischen Lehrauftrag und möchte all die großen und kleinen Blockbuster mit ihr erleben. An sich ja eine schöne Vater-Tochter-Idee, wenngleich ich nicht jeden Film, der ab 12 freigegeben ist, auch geeignet finde. Aber das ist ein anderes Thema …

An unserem Familienfilmabend beteuern die beiden also mit treuherzigen Augen, dass sie jetzt im Obergeschoss einen anderen Film sehen müssen, immerhin habe die Tochter auch das dicke Buch zum Film gelesen. So werden wir unsere bislang gemeinsam erlebten Filmabende nun getrennt verleben, die zwei mit Frodo in Mordor und wir anderen mit der Eiskönigin in Arendelle. Dabei gäbe es dutzende Filme, die eine gemeinsame Schnittmenge hätten und uns einen schönen Familienfilmabend bescheren würden – doch mit Argumenten ist den Verschwörern eben nicht beizukommen.

Ist so ein Tag, an dem sich scheinbar alles gegen mich verschworen hat, aber erst mal vorbei, kann ich Gott sei Dank auch die Wahrheit sehen: Nicht alle Missgeschicke folgen einem bösen Plan. Wenn jemand die Fäden in der Hand hält, dann unser gnädiger Schöpfer, der mit mir mein Leben ideenreich, fröhlich und mutig gestalten will.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

MACHTLOSER FÄDENZIEHER

Hauke Hullen unterliegt regelmäßig, wenn es um die Berufung des Vorsitzenden geht, und kann die Wahl nicht anfechten.

Hauke: Haben Sie die Demonstration gesehen? Plakate und aufwieglerische Sprüche, die Unterdrückung und Freiheitsberaubung behaupteten; eine Minderheit, die sehr lautstark für ihre Wünsche eintrat! Und was wollten die Protestierenden? Ganz einfach: Ein eigenes Zimmer für unsere älteste Tochter, damit die Zwillinge ebenfalls ihre eigenen Reiche bekommen.
Ja, diese Demo fand bei uns im Wohnzimmer statt, doch es gibt Gemeinsamkeiten zu den aktuellen Verschwörungen: Beide setzen mehr auf gefühlte Wahrheiten denn auf Fakten, und beide fabulieren von einer Diktatur, wenn ihren Wünschen nicht entsprochen wird. Dabei vermischen sich sowohl die Anhänger der diversen Ideologien als auch ihre Argumente zu einem allseits kompatiblen Verschwörungsbrei.

Leichtfertig sollte man die Theorien jedoch nicht vom Tisch wischen – es gibt ja tatsächlich perfide Pläne, die im Geheimen vorangetrieben werden. Zum Beispiel das berühmte Brotdosen-Komplott: Um die gesamte Familie schleichend mit Vitaminen und Liebe zu kontaminieren, hat meine Frau  wider jede Vernunft den Kindern bis ins Teenager-Alter hinein jeden Morgen überkandidelte Pausenbrote vorbereitet, umrahmt von allem, was die Obstplantagen weltweit so hergeben. Ich fand immer, jeder könne sich selbst einfach ein Brot mit Wurst belegen – das geht schnell und macht satt, fertig.

Offenbar fanden meine Argumente endlich Gehör: Die drei älteren Mädels machen sich nun ihre Frühstücksboxen selbst. Doch der Sieg der Vernunft war nur vordergründig, musste ich doch mit ansehen, wie die Mädchen in ihren Brotdosen weiterhin filigrane Kunstwerke aus Gemüse, Dips, Obst, Brot und vertaner Lebenszeit anrichteten. Und als ich eines Morgens meine Dose noch mal öffnete, lachte mich ein Gemüse-Obst-Frosch an und der Rest der Familie aus. Wo bin ich hier hineingeraten?

Während ich also einer realen Konspiration ausgesetzt bin, sind die von unseren Kindern behaupteten Verschwörungen nur eingebildet. Sie glauben, dass Kathi und ich eine eingeschworene Gemeinschaft seien, die unbeirrt eine gemeinsame Strategie verfolge. Das mag daran liegen, dass ich auf alle Anfragen stets mit „Das muss ich erst noch mit Kathi besprechen“ geantwortet habe. (Um etwas mehr Würde zu bewahren, habe ich inzwischen das „muss“ durch ein „möchte“ ersetzt.)

Intern geht es bei uns jedoch höchst divers und demokratisch zu: Kathi und ich erörtern die Sachlage und stimmen schließlich ab. Bei zwei Leuten könnte schnell ein Patt entstehen, möchte man meinen, doch nicht bei uns: Bei Gleichstand gibt die Person, die gerade den Vorsitz innehat, den Ausschlag. Es gibt transparente Kriterien für die Berufung in dieses Amt.

In diesem Jahr gab es, wie immer, zwei Bewerber. Am Ende ist es, wie immer, meine Frau geworden, weil das bei uns wie bei anderen Stellenausschreibungen auch funktioniert: „Frauen und Schwerbehinderte werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt.“ Ich finde das unfair, weil so immer meine Frau den Vorsitz einnehmen wird, Kathi meint jedoch, wir hätten beide die gleichen Chancen.

So gesehen stimmt die Annahme unserer Kinder nicht, ich wäre Teil einer verschworenen Elite. Andererseits muss man festhalten: Am Ende des Tages stecke ich doch wieder mit der Regierung unter einer Decke.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Ein leeres Nest – Und nun?

Ja, es tut weh, wenn die Kinder ihr Zuhause verlassen und in die Welt hinausziehen. Wie Eltern gut mit diesem Schmerz umgehen können, beschreibt Sylvia Sobel.

In dem Augenblick, in dem wir uns entscheiden, ein Kind zu bekommen oder es in unserem Leben willkommen zu heißen, wählen wir häufig unbewusst ein Credo oder Motto: zum Beispiel das Sprichwort „Aller Anfang ist schwer“ oder das Hesse-Zitat: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Wir haben die Wahl, welche Weisheit wir uns zu eigen machen wollen. Welche Erkenntnis soll unser Credo, unser Wegweiser werden? Beim ersten Kind wissen wenige von uns wirklich, was auf sie zukommt. Wir haben Hoffnungen, Wünsche, Vorstellungen und vor allem: Träume! Diese Träume geben uns viel Kraft.

Trauer zulassen

Der Auszug von Kindern aus der elterlichen Wohnung ist für viele Eltern ein kritischer Moment im Leben, der – obwohl erwartet – häufig plötzlich eintritt. Robert Bor von der Uni London hat das „Leere-Nest-Syndrom“ folgendermaßen beschrieben: „Abgesehen von Geburt und Tod ist der Auszug eines Kindes die weitreichendste Veränderung, die eine Familie treffen kann. Dies sollte als besonders stressbeladene Phase anerkannt werden.“ Bor stellt ferner fest: „Was nötig ist, ist eine größere Offenheit bezüglich des ‚Leeren-Nest-Syndroms’, eine breitere Anerkennung seiner Existenz und der Schmerzen und Einsamkeit, die es verursachen kann.“ Der Auszug der Kinder bedeutet das Ende eines Lebensabschnitts. Ein wichtiger Lebensinhalt fällt weg, und Eltern erleben das Gefühl, verlassen zu werden.

Als unsere beiden Söhne drei Jahre nach ihrer großen Schwester das Nest verlassen haben, geschah dies in einem Abstand von vier Wochen, also fast gleichzeitig. Während dieser Zeit waren wir Eltern so sehr mit den Vorbereitungen und der Durchführung der beiden Umzüge beschäftigt, dass wir Gefühle der Trauer oder gar des Verlustes zunächst gar nicht wahrnahmen. Wir packten und ordneten, sortierten und diskutierten zwei Monate ohne Unterlass. Diese Aktivitäten hielten uns auf Trab und lenkten uns ab.

An dem Tag, als der jüngste Sohn auszog, um das Leben zu ergründen, empfand ich als Mutter eine tiefe Trauer und Leere, das Gefühl eines tiefgreifenden Verlustes. Diese Empfindung hielt eine Zeitlang an und kehrt selbst noch Jahre später ab und zu wieder zurück. Dann allerdings nur flüchtig und weniger intensiv. Meine Erfahrung ist aber, dass es auf längere Sicht hilfreich, ja sogar notwendig ist, Gefühle der Trauer und des Verlustes zuzulassen und zu ertragen! Anderenfalls flüchten Eltern sich in Verdrängungsmechanismen, die weder uns noch unserer Umgebung helfen, mit der Situation umzugehen und sie in den Griff zu bekommen.

Gezittert und gefeiert

Es ist doch eigentlich logisch: Eine lange und wichtige Phase unseres Lebens haben wir damit verbracht, unseren Kindern beim Aufwachsen und Erwachsenwerden zur Seite zu stehen und sie zu begleiten, wenn nötig sogar mit Rat und Tat. Wir haben uns bemüht, ihnen den richtigen Weg zu weisen, und sie auf ihrem steinigen Weg durch den Schuldschungel begleitet. Wie glücklich und befreit waren wir, als sie endlich – trotz Schule – einen qualifizierten Abschluss errungen haben. Ich sage ganz bewusst: Meine Söhne haben das Abitur abgelegt – trotz Schule! Unvergessen unzählige Elternabende und Anrufe der Lehrer, wenn wieder einmal Mitteilungsheft, Hausaufgaben, Turnbeutel etc. vergessen wurden. Bis kurz vor der Abiturprüfung wurde häufig gemeinsam diskutiert, gelernt, gezittert – und dann endlich gefeiert!

Aber spätestens nach dem Abitur oder einem anderweitigen Schul- oder Ausbildungsabschluss werden die Flügel ausgespannt, und der Radius unserer Sprösslinge erweitert sich schlagartig. Unsere Söhne zog es in die „weite Welt“ hinaus: nach Indien und nach Afrika, wo beide in sozialen Projekten tätig waren. Dies war im Grunde eine gute Hinführung auf das, was danach kam: der endgültige Auszug aus dem Elternhaus. Zunächst aber verblieben noch zahlreiche ihrer Besitztümer zu Hause, es handelte sich um einen Abschied auf Zeit.

Unser jüngster Sohn wurde selbst in Westafrika von mir, seiner Mutter, „heimgesucht“, natürlich nach Absprache und mit seinem vollsten Einverständnis. Dieser Besuch hat unserer Beziehung nicht geschadet, im Gegenteil. Ich durfte ihn dort als fürsorglichen und kompetenten Reiseführer und als voll integriert in seinen Aufgabenbereich erleben! Dies ist ein Beispiel dafür, dass die Eltern-Kind-Beziehung auch nach dem Auszug andauern kann, aber auch gepflegt werden sollte, in dem Bewusstsein, dass wir nun ein erwachsenes „Kind“ vor uns haben! Dieses „Kind“ will respektiert, aber keineswegs reglementiert oder eingeengt werden.

Geborgenheit vermitteln

Ich habe nach dem Auszug des dritten Kindes begonnen, regelmäßig und intensiv für alle drei Kinder zu beten. Ich vertraue sie dem Schutz und der liebenden Allmacht Gottes an, versäume aber dennoch nicht, ab und an einige „lebensnotwendige“ Hinweise mit auf den Weg zu geben: Fahr vorsichtig, benutze Sonnenschutz, genieße dein Bier oder Wein in Maßen … Vor besonderen Anlässen beten wir mit ihnen und für sie. Wir segnen sie mit dem Zeichen des Kreuzes, wenn sie heimkommen. Dies ist unsere Art und Weise, ihnen auch in der Ferne Geborgenheit zu vermitteln.

Experten sagen, dass ein geordneter Abschied auch bedeutet, dass wir unsere Sache gut gemacht haben. Wir bereiten die Kinder schließlich kontinuierlich auf den Auszug aus dem elterlichen Nest vor, versuchen, sie zur Selbstständigkeit zu erziehen und aus ihnen gerade und selbstbewusste Menschen zu machen. Am Ende dieser Bemühungen schließlich verlassen sie dann Haus und Eltern, um ihre eigenen Wege zu suchen und zu beschreiten. Viele Eltern beklagen, dass gerade in dem Moment, wo die mitunter stressigen Phasen der Pubertät abnehmen und wir unseren Kindern auf Augenhöhe begegnen könnten, sie ihre eigenen Wege einschlagen.

Hier stellt sich die Frage: Haben wir unsere Kinder mit viel Liebe und Fürsorge großgezogen, damit sie unser Leben auf Dauer bereichern und erleichtern? Die Antwort muss hier leider „Nein“ lauten! Das Fortgehen der Kinder gehört zum normalen Kreislauf des Lebens.

Schuldgefühle loslassen

„Das größte Geschenk, das wir unseren Kindern mitgeben können, ist Unabhängigkeit, emotionale Stärke und Freiheit von Schuldgefühlen“, schreibt Shelley Bovey in ihrem Buch „Und plötzlich sind sie flügge“. Diese Freiheit von Schuldgefühlen gilt ebenso für Mütter und Väter. Viele Eltern berichten von Schuldgefühlen, die sie vor allem in der Rückschau quälen. Vor allem Mütter leiden darunter, aber die Tatsache, dass sie ihr Bestes gegeben haben, ist eigentlich schon beachtlich und oftmals auch genug. Shelley Bovey schreibt: „Es ist wichtig, dass wir nicht an einer Stelle festhaken, wo wir die Vergangenheit nicht loslassen können, weil wir überzeugt sind, wir hätten es damals besser machen können.“

Lassen Sie Ihre Gefühle zu, erzwingen Sie nichts, trauern Sie und reden Sie! Auch die Resilienzforschung kann helfen: Diese Wissenschaft beschäftigt sich mit der menschlichen Fähigkeit, auch in schwierigen Lebensphasen Kraft und Zuversicht zu entwickeln. Resiliente Menschen können Krisensituationen besser durchstehen und gestärkt daraus hervorgehen. Die Resilienzforschung hat herausgefunden, was helfen kann:

  • Optimismus bzw. eine positive Einstellung Problemen gegenüber
  • Akzeptanz: gegebene Lebensumstände zunächst annehmen
  • Lösungsorientierung: nicht bei den Hindernissen stehenbleiben
  • Ablegen der Opferrolle
  • Übernehmen von Verantwortung: Dinge in die Hand nehmen – Probleme anpacken
  • Aufbau von Netzwerken, Gleichgesinnte suchen
  • Zukunftsplanung: vorwärts denken

Diese Einstellungen zum Leben können Menschen einüben. Die Erkenntnis, dass auch aus einer Krise etwas Gutes entstehen kann, ist dabei grundlegend für die Entwicklung einer resilienten Lebenshaltung. Jeder von uns kennt diese Situationen oder Phasen im Leben, wo etwas zerbricht und wir beinahe selbst daran scheitern. Reinhard Mey, selbst Vater dreier erwachsener Kinder, singt an einer Stelle: „Und ich mach mit Liebe alles falsch, so gut ich kann.“ Und für die Zeit nach dem Fortgehen der Kinder sei noch ein Ausspruch Karl Lagerfelds zitiert: „Zukunft ist die Zeit, die übrig bleibt.“ Mögen wir sie bewusst und intensiv nutzen, für uns und ab und an auch für unsere erwachsenen Kinder.

Sylvia Sobel lebt in Berlin und arbeitet als Lehrerin, Autorin und Schulmediatorin. Sie ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und verheiratet mit Alfred Sobel, mit dem sie das Buch „Stärke fürs Leben entwickeln: So meistern Sie den Alltag mit einem behinderten Kind“ (Neufeld Verlag) geschrieben hat.