Schlagen aus Liebe?

Zum heutigen Tag der gewaltfreien Erziehung veröffentlichen wir hier einen Artikel, der 2012 in Family erschien und leider immer noch aktuell ist:

Obwohl es in Deutschland verboten ist, haben zwei Drittel der Eltern ihre Kinder schon einmal geschlagen – oft aus Überforderung, manchmal aus Überzeugung.

„Ich finde es nicht schlimm, wenn ein Kind eine auf den Po oder auf die Finger bekommt, wenn es frech war“ – das ist eine der Rückmeldungen, die Family auf seiner Facebook-Seite zum Thema „körperliche Strafen“ bekommen hat. Wir waren etwas überrascht, dass es gar nicht so wenige „Family-Freunde“ gab, die das Schlagen von Kindern rechtfertigten. Immerhin ist das in Deutschland seit 2000 verboten. Im Bürgerlichen Gesetzbuch heißt es: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“ (§1631 BGB). Das ist ein klares Wort — und das ist gut so.

Von Eltern, die körperliche Strafen bewusst in der Erziehung einsetzen, werden die folgenden sechs Sätze häufig zur Rechtfertigung angeführt. Bei näherer Betrachtung sind sie aber alles andere als überzeugend.

 1. „Das sind Schläge aus Liebe!“

Manche Eltern meinen das wirklich so. Aber nachempfinden können wir das nicht. Vor allem: Wir kennen keine Kinder, die die Liebe ihrer Eltern in den Schlägen gespürt haben. Es gibt hundert Wege und Möglichkeiten, Kindern seine Liebe zu zeigen. Zu meinen, dies ginge mit Schlägen, die immer auch erniedrigend sind, ist absurd. Natürlich müssen Eltern oft Dinge tun, die zum Besten des Kindes sind, ihm aber nicht gefallen: Süßigkeiten einschränken, Schlafenszeiten einfordern, Gefährliches verbieten. Schläge sind aber definitiv nicht zum „Besten“. Das führt uns zum zweiten Satz:

2. „Das hat uns doch auch nicht geschadet!“

Das sagen Mütter und Väter, die selbst von ihren Eltern geschlagen wurden. Natürlich hinterlässt nicht jeder Klaps in der Kindheit einen dauerhaften psychischen Schaden. Aber andererseits: Wie kann man sich so sicher sein? Wäre die Beziehung zu den eigenen Eltern vielleicht enger, herzlicher, wenn es diese Schläge nicht gegeben hätte? Wäre ich dann vielleicht besser in der Lage, mein Kind gewaltfrei zu erziehen? Es ist erwiesen, dass Eltern, die in ihrer Kindheit selbst geschlagen wurden, später auch zu dieser „Erziehungsmethode“ neigen.

Aber die Auswirkungen sind schon früher sichtbar: Studien zeigen, dass Kinder, die zu Hause Gewalt erleben, als Jugendliche selbst zu Gewalt neigen. Der Kinder- und Jugendarzt Dr. Rüdiger Penthin steht nicht allein da, wenn er elterliche Gewalt – und dazu zählen auch „einfache“ körperliche Strafen — als Risikofaktor Nr. 1 für Jugendgewalt bezeichnet (in seinem Buch „Wenn Kinder um sich schlagen“). Zwar werden nicht alle betroffenen Kinder zu jugendlichen Gewalttätern. Aber Kinder, die geschlagen werden, verlieren an Selbstvertrauen und an Vertrauen in andere. Bei manchen äußert sich das auch darin, dass sie sich zurückziehen und resignieren.

 3. „Sonst hat man ja gar kein Druckmittel in der Hand!“

Braucht man in einer vertrauensvollen Beziehung ein „Druckmittel“? Eltern sind doch nicht mit Gewerkschaften vergleichbar, die ihre Forderungen durchsetzen wollen oder mit Chefs, die ihre Angestellten unter Druck setzen, damit sie mehr Umsatz machen. Erziehung ist Beziehung – es geht nicht darum, die Kinder dahin zu „ziehen“, wo man sie haben will, sondern sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Und dabei ist Angst eine ganz schlechte Grundlage. Natürlich gibt es Situationen im Familienalltag, die nach Konsequenzen verlangen. Wer die Hausaufgaben nicht fertig hat, darf nicht fernsehen. Wer seine Mutter mit Schimpfworten disst, muss in sein Zimmer gehen. Nicht immer leicht, die passende Konsequenz zu finden. Familie fordert und fördert eben die Kreativität …

 4. „Die Kleinen verstehen doch noch nichts anderes!“

Die „Kleinen“ sind nicht so unverständig, wie Mama und Papa manchmal glauben. Schon ein Einjähriger kann lernen, was das Wort „Nein“ bedeutet. Wenn er immer wieder zur Stereoanlage krabbelt, muss man ihn eben immer wieder dort wegholen und deutlich „Nein“ sagen. Klar ist das mühsam – aber auf lange Sicht wirksamer als ein Schlag auf die Finger. Der Schweizer Kinderschutzexperte Frank Ziegler weist darauf hin, dass Körperstrafen keine positiven Reaktionen beim Kind erzeugen. Es werde nicht braver oder weniger störrisch. Und eigentlich ist das vielen Eltern auch klar. Etwa achtzig Prozent der Eltern, die ihr Kind schlagen, kommen zu dem Schluss, dass diese „Erziehungsmethode“ nichts bringt.

5. „Mit Worten kann man viel schlimmer verletzen!“

Es stimmt, dass Eltern ihre Kinder mit Worten sehr verletzen können. Das aber ist noch lange kein Grund, ein Kind zu schlagen. Nicht umsonst heißt es im deutschen Gesetzestext: „Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Gewalt in jeder Form hat in der Erziehung nichts zu suchen. Verbale Gewalt ist da sicher noch schwieriger einzugrenzen als körperliche Gewalt. Andererseits heißt der Verzicht auf körperliche Gewalt nicht, dass man jede Form von körperlichem Eingreifen vermeiden muss. Wenn die Tochter verbotenerweise auf dem Sofa herumhüpft, kann man sie mit einem beherzten Griff herunterheben. Wenn der trotzende Sohn um sich schlägt, kann man seinen Arm festhalten. Aber nicht zurückschlagen! Das Motto „Wehren ist erlaubt“ gilt nicht, wenn der Gegner körperlich so unterlegen ist wie ein Kind seinen Eltern.

6. „Das steht doch in der Bibel!“

Es stimmt: Im Alten Testament wird körperliche Züchtigung als Teil der Nachwuchsförderung angesehen. „Wer seinen Sohn liebt, der züchtigt ihn“, heißt es beispielsweise in Sprüche 13, Vers 24. Was in der Bibel steht, hat für Christen immer Bedeutung, aber ist doch nicht in allen Aspekten eins zu eins in unsere Zeit hinein zu übersetzen. Die Ratschläge und Anordnungen, die wir im Alten Testament finden, sprechen in eine völlig andere Zeit und Kultur hinein, in der die Todesstrafe üblich war, Vielehe, Sklaverei und andere Sachverhalte, die heute für die allermeisten undenkbar sind. Die Mitte des christlichen Glaubens ist Jesus Christus. Von ihm her ist das Alte Testament zu lesen und zu verstehen. Seine Botschaft und sein Handeln beschreiben uns die Evangelien als engagiert und emotional, aber vor allem den Menschen zugewandt, liebevoll und gnädig. Die unverdiente Gnade Gottes predigt er, die offenen Arme des wartenden Vaters. Und er ehrt die Kinder in einer besonderen Art und Weise. Jesus selbst hat Aussagen des Alten Testaments aufgegriffen und neu gedeutet. Im fünften Kapitel des Matthäus-Evangeliums nennt er unter anderem die Regel „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ und weist seine Nachfolger an, nicht Rache zu üben, sondern der Gewalt mit Friedfertigkeit zu begegnen. Eine gute Grundlage für eine christliche Erziehung kann man auch in den so genannten „Früchten des Geistes“ finden, die im Galaterbrief aufgezählt werden: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung.

Wo immer Sie einen der obigen sechs Sätze hören: Widersprechen Sie!

Martin Gundlach ist Redaktionsleiter von Family.

Bettina Wendland ist Redakteurin bei Family.

 

 

 

Entspannt fliegen mit Kindern

Diesen Beitrag des Fluggastrechte-Portals flightright.de finden wir hilfreich für alle, die mit Kindern in den Urlaub fliegen:

Flugreisen mit Kindern können für alle Beteiligten zu einer echten Belastung werden. Die Kinder haben im Flieger keinen Platz zum Austoben, der wechselnde Luftdruck macht ihnen zu schaffen und mitreisende Passagiere sind leicht vom erhöhten Lärmpegel genervt. Laut einer Umfrage der Reisesuchmaschine Skyscanner (2010) sprachen sich 54 Prozent der kinderlosen Befragten dafür aus, dass Familien mit Babys oder Kleinkindern in einem gesonderten Bereich im Flugzeug sitzen sollten. 17 Prozent plädierten sogar für ein Angebot von Flügen nur für Erwachsene.

Eltern sollten sich jedoch nicht von dieser Umfrage entmutigen oder sich gar vom Fliegen abhalten lassen. Das Fluggastrechteportal flightright hat einige Tipps und Tricks zusammengestellt, mit denen sich die nächste Reise mit den Kleinen möglichst stressfrei gestalten lässt.

Richtig buchen – Eltern sollten bei der Buchung darauf achten, dass die Flugzeiten – wenn möglich – mit dem Schlafrhythmus des Kindes übereinstimmen. Die erste Sitzreihe des Fliegers bietet etwas mehr Beinfreiheit sowie oft die Möglichkeit, ein Babybett zu befestigen. Da diese Plätze jedoch sehr begehrt sind, sollten Eltern sich so früh wie möglich um deren Reservierung kümmern.

Clever packen – Auch wenn sie keinen eigenen Sitzplatz beanspruchen, haben Babys und Kinder bei vielen Fluggesellschaften oft die gleichen oder ähnliche Freigepäckmengen wie Erwachsene. Hierein kann ausreichend Spielzeug oder Wechselkleidung gepackt werden. Für den Fall, dass sich die Wartezeit am Flughafen verlängert, das aufgegebene Gepäck verspätet am Zielort ankommt oder gar ganz verloren geht, sollte das Wichtigste ins Handgepäck gepackt werden. Auf keinen Fall sollte man Lieblingsspielzeug, Kopfhörer fürs Bordkino oder kleine Snacks und Getränke vergessen, um die Kids bei Laune zu halten; aber auch Feuchttücher sind bewährte Helfer in der Not. Für den Druckausgleich der Kleinen schaffen Schnuller, Fläschchen oder gegebenenfalls auch Nasentropfen Abhilfe.

Familienfreundliche Flughäfen – Um das Warten auf den Abflug für Familien angenehmer zu gestalten, bieten einige deutsche Flughäfen, wie etwa Hamburg und München, Spielecken, kindgerecht eingerichtete Waschräume oder Restaurants mit Kindermenüs und -nahrung an. In einer weiteren Umfrage von Skyscanner (2012) kam heraus, dass die wichtigsten Kriterien für einen familienfreundlichen Flughafen für Eltern viele Sitzgelegenheiten sowie kurze Wege sind. Unter den deutschen Flughäfen schnitt der Münchner Flughafen am besten ab, gefolgt von Dresden und Hamburg. Der Flughafen Frankfurt landete nur auf Platz acht. Es besteht jedoch weiterhin Nachholbedarf in Bezug auf die Kinderfreundlichkeit an Flughäfen. Das gilt zum Beispiel für Gepäckwägen mit Kindersitz. Denn mit Handgepäck, Kinderwagen und Kind an der Hand ist es recht mühsam, die teils langen Wege im Flughafen zurückzulegen.

Im Falle einer Flugverspätung – Warten mit Kindern kann anstrengend sein. Zeitvertreibende Spielecken mögen da helfen. Tröstlich ist es zu wissen, dass Flugreisenden bei Flugverspätung und -annullierung eine Entschädigung von bis zu 600 Euro pro Person zustehen kann – auch den Jüngsten. Das Amtsgericht Düsseldorf entschied am 30.6.2011 (Az. 40 C 1745/11), dass auch Babys und Kleinkinder nach EU Verordnung 261/2004 Fluggäste seien und sie somit Anspruch auf Entschädigung haben. Dabei ist nicht relevant, ob sie einen eigenen Sitzplatz in Anspruch genommen haben, sondern dass ein Flugpreis für sie entrichtet wurde (LG Stuttgart, Urteil v. 7.11.2012, Az. 13 S 95/12). Die Höhe des Flugpreises spielt ebenfalls keine Rolle. Reist der Nachwuchs jedoch kostenlos, so steht ihm keine Entschädigung zu (BGH Urteil v. 17.3.2015, Az. X ZR 35/14).

Wenn die Reise ausfällt – Gerade mit Kindern muss man immer darauf gefasst sein, seine Pläne auch einmal gänzlich zu ändern. Krankheiten und Unpässlichkeiten führen vor allem im Kleinkindalter dazu, dass eine private oder aber auch berufliche Reise kurzfristig abgesagt werden muss. Eine Entlastung ist es dann zu wissen, dass es möglich ist, auch bei einer Ticketstornierung oder aber einem ohne Stornierung nicht angetretenem Flug bis zu 100 Prozent des Ticketpreises zurückzufordern. Betroffene können hierzu den neuen unkomplizierten Service von flightright unter www.flightright.de/flugticket-erstattung in Anspruch nehmen.

Über flightright: flightright (www.flightright.de), das Verbraucherportal für Fluggastrechte, startete im Frühjahr 2010. Passagiere haben die Möglichkeit, Entschädigungen für verspätete oder annullierte Flüge direkt über das Portal von flightright einzufordern. flightright beruft sich auf die EU-Verordnung 261/2004. Diese spricht Betroffenen von Flugausfällen und Verspätungen eine Wiedergutmachung durch die Fluggesellschaft zu. Wer seinen Fall prüfen lässt, zahlt erst mal nichts. Nur wenn die Fluggesellschaft eine Wiedergutmachung zahlt, bekommt flightright eine Provision.

Mit Kindern über Katastrophen reden

Der Flugzeugabsturz gestern hat uns alle traurig gemacht. Auch unsere Kinder. Dass eine Schülergruppe aus Haltern bei dem Absturz gestorben ist, bringt Kindern und Teenagern dieses schreckliche Ereignis ganz besonders nah. Wie gehen wir als Eltern damit um? Welche Antworten können wir unseren Kindern auf ihre Fragen geben?

Grundsätzlich gilt: Wir können unsere Kinder nicht vor schrecklichen Nachrichten bewahren. Spätestens im Schulalter bekommen sie sowieso mit, wenn etwas Schlimmes passiert. Anders ist es bei Kindern unter drei Jahren. Die müssen noch nicht mit den Ereignissen dieser Welt konfrontiert werden. Deshalb sollte der Fernseher auch nie als Nebenbei-Medium laufen, wenn Säuglinge und Kleinkinder im Raum sind. Sie bekommen oft mehr mit, als man glaubt.

Für die Größeren gilt: Es ist wichtig, solche Katastrophen wie den Flugzeugabsturz zu Hause mit ihnen anzusprechen. Ein guter Aufhänger sind die Kindernachrichten logo! im KIKA, die man auch in der Mediathek ansehen kann (www.logo.de). Dort werden die Ereignisse des Tages kindgerecht erklärt. Aber bitte die Kinder nicht allein vor den Fernseher setzen. Denn oft tauchen hier Fragen auf. Wenn Kinder Näheres wissen wollen, sollte man ihnen auch ehrlich antworten. Man muss aber nicht alle Details und Einzelheiten berichten. Und wenn die Kinder fragen, warum das passiert ist? Oder warum Gott nicht aufgepasst hat? Hier sind wir Erwachsenen ja oft selbst am Ende mit unserem Latein. Und das können wir ruhig zugeben: „Ich verstehe auch nicht, warum das geschehen ist und Gott das nicht verhindert hat.“

Oft kommt die Frage: „Kann uns das auch passieren?“ Hier sollten Eltern ebenfalls ehrlich sein, aber auch betonen, dass so etwas zum Glück nur selten passiert. Dass Flugzeuge zu den sichersten Verkehrsmitteln gehören. Dass Piloten und Techniker alles tun, damit ein Flugzeug sicher ankommt …

Eine gute und hilfreiche Reaktion auf eine Katastrophe ist das Gebet. Wir können mit unseren Kindern für die Betroffenen und Angehörigen der Katastrophe beten, aber auch für uns selbst. Wir können Gott sagen, dass wir nicht begreifen können, was da passiert ist. Wir können ihm von unseren Ängsten erzählen. Und ihn bitten, uns zu bewahren. Vielleicht hilft es den Kindern auch, eine Kerze anzuzünden für die Opfer. Oder sich in einem Kondolenzbuch einzutragen. Oder ein Bild  zu malen.  Das nimmt ihnen ein bisschen das Gefühl der Ohnmacht und hilft, die Trauer zu bewältigen.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Junge Familie – grenzenlos glücklich?

„Bin ich wirklich glücklich?“ Ich denke an die letzten durchgemachten Nächte. Wie oft ich aufgestanden bin, weiß ich nicht mehr! Nicht nur, dass Schlaf vor viereinhalb Jahren zu einem raren und exquisiten Luxusgut avancierte. Zusätzlich werden die ohnehin minimierten Tiefschlafphasen abrupt durch ohrenbetäubendes Geschrei „geschreddert“. Meist stellt sich dann – glücklicherweise – heraus, dass kein Einbrecher im Kinderzimmer steht, sondern meine Tochter das tiefe Bedürfnis verspürt, dem kompletten Haushalt samt Vermietern mitzuteilen, dass sie sich in einer extremen Notlage befindet. Sie hat einen schrecklichen „SCHNUPFE(n)!!!!“. Von wem sie wohl den Hang zur Dramatik hat? Nachdem ich mich gezwungenermaßen an die eigene Nase gefasst habe, putze ich kopfschüttelnd und ratlos die Nase meiner Lieblingstochter. Eine knappe halbe Stunde später meckert mein Sohn, der sich passend zum Urlaubsbeginn entschlossen hat, die Grippe zu bekommen. In diesen Momenten fällt es mir schwer, mich als „glücklich“ in der allgemein gängigen Definition zu bezeichnen.

Und genau das ist das Problem. In diesen Momenten fühlt sich nämlich kein Mensch glücklich. Du nicht und ich nicht. Und nur selten kann mir ein Kinderlächeln den mangelnden Schlaf ersetzen. Aber da unsere Vorstellungen von Hollywood geprägt sind, sehen wir im Wort „Glück“ nur lächelnde und strahlende Menschen, die in vollkommener Harmonie mit sich, den andern, der Natur, dem Universum, Bugs Bunny und natürlich den Super-Mario-Brothers leben. Diese Menschen kennen keine Probleme, denn sie sind Schauspieler! Und wir denken komischerweise, dass das „Alice im Wunderland“ der Werbeindustrie der Normalzustand ist, und was wir erleben, folglich „nicht normal“ und somit „nicht gut“ sein muss?

Glück wird anscheinend von vielen nur noch als ein oberflächliches Gefühl missinterpretiert und nicht als tiefe Lebenseinstellung verstanden. Für mich ist der hauptsächliche Bestandteil von Glück aber nicht Euphorie oder Freude, sondern Sinn. Ist etwas es wert, dass ich mich voll und ganz hineingebe? Hat es nach Jahren noch Bestand? Nur dann macht es Sinn. Und alles, was Sinn macht, erfüllt. Erfüllung sättigt ein Leben, macht es lebenswert und konfrontiert einen zeitweise sogar mit dem Luxusproblem, dass sich das Leben übervoll und anstrengend anfühlt. Aber ein Leben ohne Kinder würde sich (für mich!) sinnlos anfühlen. Dann doch lieber phasenweise zu wenig Schlaf.

Die Familie ist dazu noch der beste Platz um zu reifen. Niemand kann sich hier verstellen. Kein „Selfie“ mein gewünschtes „Ich“ bewerben. Nein – was hier passiert, ist echt. Man lacht, man weint, scheitert, vergibt, verzeiht, steht auf und geht weiter – gemeinsam. Gott hält uns durch unsere Familie einen Spiegel vor und fordert uns heraus, an uns zu arbeiten. Wenn wir es zulassen, sehen wir klarer, wer wir wirklich sind. Dadurch könnte unser Herz weicher, unsere Liebe größer und unser Egoismus kleiner werden. Familie macht Sinn, ist tiefes sinnerfülltes Glück.

Bin ich nach dieser Definition glücklich? UND WIE!

Ein Gastbeitrag von Marc Waidelich, Lehrer und Papa von zwei Kindern

 

 

 

Mut zur Schwäche

Von einem Skandal ist die Rede, wahlweise von einem Eklat. Dass Andreas Kümmert seinen Sieg beim ESC-Vorentscheid nicht annimmt und nicht für Deutschland in Wien auftreten will, empört viele seiner Fans. Und die Fans der anderen Kandidaten, die möglicherweise eine bessere Chance gehabt hätten, wenn der Sänger von vornherein auf seinen Auftritt gestern verzichtet hätte.

Aber es gibt auch Verständnis und Hochachtung vor seiner Entscheidung. Und dem möchte ich mich anschließen. Sowieso ist es schwierig, jemanden zu beurteilen, den man nicht bzw. nur aus dem Fernsehen kennt. Aber das Interview mit seinem Produzenten und einem Vertreter seiner Plattenfirma finde ich sehr erhellend. (http://www.daserste.de/unterhaltung/musik/eurovision-song-contest/videosextern/warum-ist-andreas-kuemmert-zurueckgetreten-100.html) Nein, die Entscheidung war offensichtlich nicht strategisch geplant. Andreas Kümmert hat trotz Fieber pflichtbewusst seinen Auftritt absolviert – so gut, dass er sich gegen alle anderen Kandidaten durchsetzen konnte. Und irgendwann im Laufe der Sendung wohl gemerkt, dass er es nicht packt. Die meisten anderen hätten ihre Zweifel und Befürchtungen wohl brav für sich behalten und das Spiel weiter mitgespielt. Für mich ist es ein Zeichen von Mut und Stärke, so offen zu seiner Schwäche zu stehen. Und vor diesem Publikum zu sagen: „Ich schaffe das nicht.“

Für mich ist Andreas Kümmert ein echtes Vorbild. Denn wie oft spielen wir das Spiel mit – in der Familie, im Beruf, in der Gemeinde? Wie oft machen wir das, was von uns erwartet wird? Wie oft halten wir die Fassade aufrecht? — Bloß keine Schwäche zeigen! Meine Familie braucht mich. Diese Gemeindeveranstaltung läuft nicht ohne mich. Ich kann meine Kollegen doch nicht hängen lassen …

Vielleicht müssen wir es öfter machen wie Andreas Kümmert. Die Reißleine ziehen. Auch wenn der Zeitpunkt ungünstig ist. Ehrlich sagen: „Ich schaff das nicht.“

Im Gegenzug sind wir natürlich auch gefordert, solche Reißleinen-Entscheidungen bei anderen zu akzeptieren und mitzutragen. Auch wenn das für mich mehr Arbeit bedeutet. Auch wenn ich dadurch vielleicht einen Nachteil habe. Mut zur Schwäche – vielleicht ist es das, was wir viel mehr brauchen.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

 

Bild: NDR/Willi Weber

Belohnen oder bestrafen?

In unserer Grundschule wurde jetzt ein Ampel-System eingeführt: Morgens sind alle Schüler auf „grün“. Wer stört oder sich anderweitig unpassend benimmt, landet nach drei Ermahnungen auf „gelb“. Bessert sich das Verhalten nicht, landet der Schüler oder die Schülerin schließlich auf „rot“ und bekommt einen Eintrag im Hausaufgabenheft oder muss gegebenenfalls nachsitzen.

Gut an dem System finde ich, dass es nun eine einheitliche Regelung für alle Lehrer und Schüler gibt. Und dass am nächsten Morgen alle wieder bei „grün“ starten. Neuer Tag, neue Chance. Was mir aber nicht gefällt: Der Lehrer oder die Lehrerin reagiert nur auf negatives Verhalten. Es gibt nur Bestrafungen, keine Belohnungen.

Nun ist die Diskussion, was nun mehr positiven Nutzen bringe – Belohnungen oder Bestrafungen – eine endlose. Regelmäßig erscheinen neue Studien dazu. Vor kurzem haben zwei Forscher aus Österreich herausgefunden, dass es am besten sei, beide Methoden zu kombinieren, kurz gesagt: erst Zuckerbrot, dann Peitsche. Also erst mit Belohnung Anreize schaffen und dann die, die sich davon nicht motivieren lassen, mit Strafen unter Druck setzen. Klingt für mich sehr logisch. (nachzulesen hier: http://www.wiwo.de/erfolg/management/motivation-erst-das-zuckerbrot-dann-die-peitsche/11069086.html)

Auch wenn sich diese Studie nicht speziell auf die Schule bezieht, würde ich mir wünschen, das Ampel-Modell in dieser Richtung zu verändern. Wobei dann die Ampel nicht mehr das passende Modell ist. Ich stelle mir vor, dass die Kinder in einem neutralen Bereich starten. Wer sich gut verhält, fleißig arbeitet, sich am Unterricht beteiligt, kommt zum Beispiel in den „Daumen hoch“-Bereich. Wer stört, mit Radiergummis wirft oder den Sitznachbarn ärgert, landet bei „Daumen runter“. Als ich diese Idee allerdings bei einem Elternabend in die Diskussion einbrachte, wurde ich ziemlich unfreundlich von einer anderen Mutter angegangen: „Es ist doch wohl selbstverständlich, dass die Kinder sich gut benehmen. Das muss man ja nicht noch belohnen!“

Ja, ist es das? Ist es selbstverständlich, dass der Siebenjährige ruhig auf seinem Platz sitzt und Textaufgaben rechnet, statt wild rumzutoben? Ist es selbstverständlich, dass die Neunjährige sich mit Rechtschreibregeln beschäftigt, statt Pferdebilder zu malen?

Ich finde nicht! Ich jedenfalls freue mich über Lob und Anerkennung. Ich habe auch manchmal damit zu kämpfen, mich auf das zu konzentrieren, was grade ansteht. Wenn dann ein freundlicher Leserbrief kommt, gehe ich mit viel mehr Motivation ans Werk.

Nun ist die Frage von Belohnung und Bestrafung ja nicht nur in der Schule relevant. Und ich muss zugeben: Meine kritischen Kommentare bezüglich Zimmer-Aufräumen, Vokabeln-Lernen oder Kaninchen-Stall-Säubern sind oft mehr zu hören als lobende, wertschätzende Worte. Daran will ich arbeiten!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Aktuelle Eltern-Umfrage

Kinder zu erziehen ist für die meisten Eltern gleichzeitig eine große Erfüllung und eine große Herausforderung. Was kann Eltern helfen, diese Herausforderung zu meistern? Damit beschäftigt sich die Studie IPS (International Parenting Survey), die an der TU Braunschweig durchgeführt wird. Sie will herausfinden, welche Bedürfnisse Eltern in der Erziehung ihrer Kinder haben und welche Unterstützung rund um den Familienalltag für sie hilfreich wäre. Ziel dieser Studie ist es, mit den erhaltenen Ergebnissen unterstützende Programme für Eltern in der jeweiligen Region anzubieten oder bestehende Hilfen zu optimieren.

Bei der Studie können Eltern von Kindern zwischen 2 und 12 Jahren mitmachen. Dafür ist es notwendig, einen ca. 20-minütigen Fragebogen online auszufüllen: https://experiment.psy.uq.edu.au/ips/ger

Würdevoll schlagen?

Eigentlich hatte Papst Franziskus bei mir bisher einen guten Eindruck hinterlassen: lebensnah, menschenfreundlich, zugewandt … Auch Kindern gegenüber wirkt er freundlich und liebevoll.

Umso erschreckender seine Aussagen in einer Generalaudienz diese Woche: Der Papst erzählt von einer Begegnung mit einem Vater, der ihm sagte, manchmal müsse er seine Kinder schlagen, aber niemals ins Gesicht. Das würde sie demütigen. Der Kommentar von Franziskus dazu: „Wie schön! Er hat einen Sinn für Würde.“

Nein! Schlagen hat niemals etwas mit Würde zu tun! Wenn ich einen Menschen schlage, ist das immer entwürdigend und verletzend. Das gilt bei Erwachsenen und erst recht bei Kindern.

Ich weiß, dass es in den besten Familien vorkommt, dass einem mal die Hand ausrutscht, weil man als Vater oder Mutter sich nicht mehr anders zu helfen weiß. Aber Hilflosigkeit ist ein schlechter Berater. Natürlich wird ein Kind von so einem einmaligen Vorfall nicht sofort traumatisiert. Aber es ist trotzdem falsch und darf nicht von der Kirche oder sonst wem legitimiert werden.

Der Vatikan versucht, den Papst zu verteidigen. Er habe nicht über Gewalt gegen Kinder gesprochen, sondern darüber, ihnen zu Wachstum und Reife zu verhelfen, erklärte ein Vatikanvertreter.

Ich kann es nicht fassen: Ja, Kinder brauchen Grenzen und Regeln und Konsequenzen. Aber wie sollen sie lernen, dass Gewalt keine Probleme löst, wenn ihre Eltern ihnen etwas anderes vorleben? Wie sollen sie verstehen, dass man Konflikte ohne Gewalt lösen kann und muss?

Mal ganz davon abgesehen, dass die gutgemeinten Erziehungstipps des Papstes gegen die UN-Kinderrechtskonvention und auch gegen Gesetze in Deutschland und vielen anderen Ländern verstoßen …

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Loben und aufmuntern! Heute!

Viele Kinder bekommen heute ihre Halbjahreszeugnisse. Während sich vor allem jüngere Kinder darüber freuen, steigen bei Schülerinnen und Schülern mit zunehmendem Alter die Angst und der Stress. Eine Umfrage im Auftrag von scoyo hat ergeben, dass davon 40 Prozent der 14-Jährigen betroffen sind. Bei den 10-Jährigen sind noch 21 Prozent ängstlich oder gestresst, bei den 6-Jährigen nur drei Prozent – wobei die oft ja noch gar keine Halbjahreszeugnisse bzw. keine Noten bekommen.

Eine andere Umfrage hat allerdings ergeben, dass oft die Eltern mehr von den Zeugnisses gestresst sind als die Kinder. Wie ist das bei euch? Habt ihr heute eher Bauchschmerzen? Oder könnt ihr euch über die Leistungen eurer Kinder freuen?

Noch ein wichtiges Ergebnis der scoyo-Umfrage ist übrigens dieses: 60 Prozent der Kinder wünschen sich, dass die Eltern sie für ihre guten Leistungen loben, „nur“ 30 Prozent erwarten eine Belohnung. Offensichtlich ist den Kindern ein Lob wichtiger als Geld oder ein Geschenk. Und 39 Prozent erhoffen sich von ihren Eltern, dass sie sie bei schlechten Noten aufmuntern.

Also: Heute ist loben und aufmuntern angesagt! Darüber, wie die Noten vielleicht besser werden, können wir noch an einem anderen Tag nachdenken.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Familien-Fernsehabend vor dem Aus?

Letzten Freitagabend haben wir uns als Familie aufs Sofa gekuschelt und den Kinderfilm auf KIKA zusammen gesehen. Mit einer großen Tüte Chips natürlich. Wir haben gemeinsam gelacht und geweint (na gut, geweint habe eigentlich nur ich – aber warum müssen diese Kinderfilme auch immer so rührend sein?).

Solche gemeinsamen Fernseh-Erlebnisse werden allerdings immer seltener. Meine Tochter (11) schaut ihre Lieblingssendungen inzwischen meist auf dem Laptop. Mein Kollege, deren Kinder schon weiter im Teenie-Alter fortgeschritten sind, berichtet, dass bei ihnen kaum noch etwas zusammen geguckt wird. Da sitzt jeder vor seinem eigenen Bildschirm, schaut Youtube oder irgendeine Mediathek. Hat ja auch Vorteile, dass man nicht immer das gucken muss, was sich die Programmmacher so ausgedacht haben. Und dass nicht der Tagesablauf von den Sendezeiten der Lieblingsserien abhängig gemacht werden muss.

Aber schade ist es trotzdem, wenn dieser Teil des Familienlebens abhanden kommt. Noch funktioniert es bei uns. Noch kann ich abends mit den Kindern logo! gucken. Noch können wir über gemeinsame Fernseherlebnisse lachen. Aber ich werde nicht verhindern können, dass diese Erlebnisse seltener werden. Oder vielleicht doch? Wie ist es bei euch? Ist der Familien-Fernsehabend noch zu retten?

Bettina Wendland

Family-Redakteurin