Den staubigen Alltag feiern!

„IIIhh, Mama! In unserem Kühlschrank ist es echt ziemlich ekelig!“

Müde schleppe ich mich in die Küche, um zu sehen, was unserem Sohn im Kühlschrank nicht gefällt. Da sehe ich sie. Erdbeeren. Oder beziehungsweise das, was einmal Erdbeeren waren. Sie sind zu einer matschigen und braunen Masse verfallen. Ich sehe sie an. Und auf einmal macht es laut „Klick“ in meinem Herzen. Ich hatte diese Erdbeeren für viel Geld an einem der Erdbeerstände gekauft, als Genuss. Ich wollte sie für einen besonderen Moment aufheben. Wollte sie dann feiern. Wenn alles stimmt. Wollte wirklich, dass diese Erdbeeren die Krönung eines besonderen Alltagsmoments sind. Nicht nebenbei, ohne mich würdig für den Genuss zu fühlen.

Und nun starre ich die matschige Masse an und spüre, dass ich unzählige Chancen verpasst habe, diese wunderbaren Früchte zu genießen. Ich werde ein bisschen traurig über mich selbst. Und über den Anspruch in mir: Erst, wenn alles stimmt gönne ich mir etwas. So wie die Flasche mit sehr teurem, guten Sekt, den wir für einen besonderen Moment geschenkt bekommen haben und der jetzt schon einen Umzug hinter sich hat. Weil wir einfach nicht dazu kommen, ihn zu trinken. Weil kein Moment besonders genug ist.  Oder wie der Gutschein von einem exklusiven Restaurant. Wir haben ihn geschenkt bekommen, damit wir uns etwas gönnen.

Was ist passiert, dass es mir so schwer fällt, meinen Alltag im Kleinen zu feiern? Ich seufze, wenn es regnet, oder stöhne, wenn es warm werden soll. In meinem Kopf sind Aufgaben und Fragen zu einem unschönen Knäuel verknüpft. In vielen Medien sehe ich Menschen, die schön sind und in perfektem Setting und stylischer Dekoration ihr Leben sehr bewusst zu zelebrieren scheinen. Der automatisch zu wählende Filter für diese Bilder fehlt mir: Mein Leben ist staubig, lebt von Klappboxen mit Leergut, ungelesenen Fachbüchern und unbezahlten Rechnungen.

Während ich zur Bio-Tonne trotte, um dem Erdbeer-Desaster Lebewohl zu sagen, nehme ich mir vor: Ab heute will ich mir mehr gönnen! Gott scheint mir einen heiligen Moment zu schenken: „Hey Steffi, lass dir an meiner Gnade genügen! Für mich ist jeder Tag mit dir ein Tag zum Feiern.“

Und tatsächlich gibt es am nächsten Nachmittag für jeden ein Pfund Erdbeeren – einfach so. Einfach, weil das Leben doch wertvoll ist. Wir leben miteinander, im Frieden (was für ein großes Vorrecht – Gnade!), wir dürfen an Herausforderungen wachsen, Familie gestalten. Ja auch mal Müdigkeit, Zorn und Erschöpfung wahrnehmen, aber wir leben. Zusammen. Heute. Das ist ein Fest wert. Und eine Riesenportion Erdbeeren.

Tage später scheint Gott mich erinnern zu wollen. Eine fröhliche Nachbarin fragt an einem grauen Alltagsdienstag: „Hey, willst du ein paar Erdbeeren vom Feld? Zur Feier des Tages?“ Ich will schon abwinken, weil mein Tag eher einer der schlechten Laune und der Dreckwäsche ist. Wie im Zeitraffer erscheint die Kühlschrank-Szene vor meinem Auge. Ich atme durch und strahle meine Gnaden-Erinnerin an: Ja, ich feiere den Tage. Gönne es mir!

Stefanie Diekmann, Gemeindereferentin

 

Fakten können Leben retten

Beim Thema Organspende stolpert Ann-Sophie Bartolomäus vor allem über zwei Dinge: Verunsicherung und gefühlte Realitäten. Ein Kommentar.

„Meine alten Organe will bestimmt keiner mehr“, meint meine Oma abwinkend, als wir am Küchentisch über den Artikel sprechen, der mich seit Wochen beschäftigt. „Am Ende lassen die mich  früher für tot erklären, um an meine Organe ranzukommen!“, höre ich vom anderen Tischende. Es kostet mich eine Google-Suchanfrage, einen Klick und eine Minute Lesezeit, um meiner Oma zu widersprechen – denn es gibt kein Höchstalter für eine Organspende – und der Stimme aus dem Off vorzurechnen: Um Organe zu spenden, muss der Hirntod von mindestens zwei qualifizierten Ärzten unabhängig voneinander festgestellt werden. Das Verfahren dauert mehrere Stunden bis Tage, wird protokolliert, archiviert und kann jederzeit überprüft werden.

Kinnladen sinken, Stirnfalten runzeln und Augenbrauen zucken unkontrolliert. Absolute Stille ist in meiner Familie selten und so nutze ich die Gelegenheit, noch ein paar weitere Infos unterzubringen: Eigentlich sind die meisten Deutschen der Organspende gegenüber positiv eingestellt – über 80 Prozent, wenn man Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung glaubt. Und trotzdem hat nur ein Drittel der Bevölkerung eine Entscheidung getroffen, was nach ihrem Tod mit ihren Organen passieren soll. Bei Unentschlossenen nachgehakt, sagen die meisten: „Ich habe mich noch nicht genug mit dem Thema beschäftigt.“ Verständlich, denn in dieser Welt gibt es zu viele Themen, die um unsere Aufmerksamkeit ringen. Gleichzeitig hat eine einfache Unterschrift auch nur selten die Macht, Leben zu retten.

Sicher, es ist unangenehm, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen, und bei einem Eingriff wie diesem sind Bedenken ernst zu nehmen. Aber wäre es nicht gerade dann sinnvoll, ihnen zu begegnen, anstatt sich von offenen Fragen verunsichern zu lassen? Niemand muss Organe spenden, aber für momentan 10.752 Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es überlebenswichtig, dass sich jeder einmal mit dem Thema beschäftigt hat.

Ann-Sophie Bartolomäus ist Volontärin bei Family und FamilyNEXT und lebt mit ihrem Mann in Witten.

„Fasse Mut, mein Herz!“

Eine kleine Karte flüstert den Spruch in mein Herz. „Fasse Mut!“ Ich gebe widerwillig meine Gegenworte: Wie denn? Die letzten Jahre haben mir Hoffnungsmut abverlangt und meine Stoßgebete täglich trainiert. Jeder Tag forderte neue Anpassungsfähigkeit und neue kreative Lösungen, um Nähe zu ermöglichen und Alltag zu leben. Nun zwinkere ich Tränen weg angesichts der Weltlage und komme mir klein vor und sprachlos.

Meine Mechanismen formen in meinem Denken derzeit einen Reaktionsweg, der tiefe Furchen in mein Gehirn ziehen. Muster, die sich gar nicht nach mir und meiner Persönlichkeit anfühlen. Eine Mischung aus „Ach lass mich in Ruhe!“ und Kreischalarm. Die Gehirnforschung zeigt, dass wir in Krisen neue Reaktionspfade anlegen und dabei Sätze oder Gesehenes, Gerüche und Geräusche damit verbinden. Sobald eine dieser Sinneserfahrungen erneut angestoßen wird, gibt es eine blitzschnelle Aktivierung des Krisenpfades. Ich reagiere nicht so reflektiert, entspannt, wohlwollend, sondern im Krisenmodus.

„Fasse Mut!“ Ich kann meine Augen von dem Ausrufezeichen nicht abwenden. Eine Forderung, eine Ansage. Seufzend suche ich den Autor – wer wendet sich an mich? Ich reagiere mittlerweile auf nett gemeinte Aufmunterungssprüche und sarkastischen Humor mit einer lähmenden Müdigkeit. Woher bekomme ich eine neue Sichtweise auf Herausforderungen?

In der Bibel gibt es viele Hinweise auf begründete Hoffnungssätze. Diese Kraftquelle von Gott kann mir erlauben, meinen Kriegspfad zu verlassen. Das Ausrufezeichen der kleinen Postkarte vor mir wird zu einer gesicherten Nachricht und einer begründeten Aussage. Ich darf wissen: Hier bei Gott kann ich Mut finden und mein Herz neu ausrichten. Ich starre die Karte an und möchte so gern die nächste Stunde, die nächste Messenger-Nachricht oder Mail mutiger aufnehmen. Wenn mein Gehirn auf Sinneserfahrungen reagiert, dann ist es auch möglich, Mut zu programmieren. Ich will meinen Tag füttern mit Mut in Musik, mit Menschen, die in allem mutig bleiben, mit frischen Düften und kleinen Geschmacks-Entdeckungen. Klingt zu banal? Meine Seele hat in den letzten Zeiten eine kostbare Arbeit geleistet und darf sich neu spüren und erfrischen.

„Fasse Mut, mein Herz!“

Mut, um weiter Möglichkeiten im Nichts zu erahnen.

Mut, um Unbequemes zu tun und zu sagen.

Mut, um zu teilen und zu bewahren.

Stefanie Diekmann ist Gemeindepädagogin in Göttingen und Mitarbeiterin im freien Redaktionsteam von Family und FamilyNEXT.

 

Zeitschriften in die Schulen – wir sind dabei!

Zeitschriften wie KLÄX oder Teensmag im Unterricht lesen? Klar – und zwar nicht heimlich unter dem Tisch, sondern als Teil des Schulunterrichts!

Das Projekt „Zeitschriften in die Schulen“ ist eine großangelegte Kampagne zur Leseförderung. Jährlich machen rund 10.000 Schulklassen bei der Aktion mit und erhalten nach den Osterferien ein breit gefächertes Zeitschriftenpaket – in print und digital. In diesem Jahr ist auch unser Verlag – der SCM Bundes-Verlag – erstmals mit dabei! Wir stellen unsere Magazine KLÄX, Teensmag, DRAN und andersLEBEN digital zur Verfügung.

Das Ziel: Nachhaltige Leseförderung

Zeitschriften wecken bei Jugendlichen die Leselust und ihre regelmäßige Lektüre steigert die Lesekompetenz. Deshalb haben der VDZ (Verband Deutscher Zeitschriftenverleger), der GVPG (Gesamtverband Pressegroßhandel) und die Stiftung Lesen das Projekt „Zeitschriften in die Schulen“ initiiert. Seit Beginn im Jahr 2003 haben über vier Millionen Schülerinnen und Schüler aller Schulformen von dem Projekt profitiert und kostenlose Magazine ganz unterschiedlicher Verlage erhalten. Ein umfangreiches methodisch-didaktisches Material unterstützt mit vielfältigen Impulsen den Einsatz der Zeitschriften im Unterricht.

Übrigens: Noch können sich interessierte Schulen hier zur Aktion anmelden! Falls ihr also eine Schule kennt, die noch nicht dabei ist, sagt es gern weiter!

Isabel Loh arbeitet in der Marketing-Abteilung des SCM Bundes-Verlags, in dem auch Family und FamilyNEXT erscheinen.

„KANN DAS AUCH BEI UNS PASSIEREN?“

Aus leider aktuellem Anlass posten wir hier noch einmal einen Artikel, der vor einiger Zeit in Family erschienen ist:

Katastrophen, Kriege und Terroranschläge können bei Kindern – und Erwachsenen – Ängste auslösen. Und auch die Frage, warum Gott das zulässt. Karin Vorländer gibt Anregungen, wie Eltern damit umgehen können.

Die fünfjährige Lea weigert sich, ins Bett zu gehen. Das Haus, in dem ihre Freundin Emma wohnte, ist nachts abgebrannt. „Warum hat der liebe Gott nicht aufgepasst?“, will sie wissen. Der achtjährige Lukas kann nicht einschlafen. In den Kindernachrichten hat er von Terroranschlägen gehört. „Kann das auch bei uns passieren?“, fragt er seinen Papa. Kinderfragen nach Leiden, Unglück, Krieg oder Sterben verdienen Aufmerksamkeit. In ihnen verbirgt sich neben Mitleid oft auch Angst: Kann das, was Emmas Familie getroffen hat, auch uns passieren? Könnte auch bei uns ein Terroranschlag stattfinden?

ÄNGSTE ZULASSEN

Wir können unseren Kindern kein Bild von einer heilen Welt vermitteln. Dazu tragen auch die Medien bei, die die Schrecken von Terror, Krieg und Naturkatastrophen ins Haus bringen. Der Hamburger Medienpädagoge Norbert Neuß weist allerdings darauf hin, dass längst nicht alles, was Erwachsene schreckt, Kinder im gleichen Maß beunruhigt. Betroffen sind Vor- und Grundschulkinder vor allem dann, wenn Bilder von verletzten, weinenden Menschen in Nahaufnahmen gezeigt werden. Sie können dann kaum Distanz aufbauen. Deshalb sollten Vorschulkinder nie ohne Anwesenheit Erwachsener fernsehen. Allein die Tatsache, nicht allein zu sein, vermittelt ihnen ein Gefühl von Sicherheit. In der Auseinandersetzung mit eigenem oder fremdem Leid brauchen Kinder die Möglichkeit, Körperkontakt aufzunehmen, Fragen zu stellen, ihre Ängste zu äußern oder im Spiel auszudrücken. Und sie brauchen das Gefühl, dass der eigene Alltag trotz aller Sorge „normal“ bleiben darf und von verlässlichen Beziehungen getragen ist: „Toben, spielen, spazieren gehen und kuscheln sind gute Möglichkeiten, Normalität und Gewohntes in den Alltag zurückzuholen“, rät Wolfgang Zenz vom Kinderschutzzentrum Köln. Auf keinen Fall sollten Eltern leidvolle Ereignisse, die ihren Kindern Angst machen, verharmlosen. Dazu gehört auch, dass Eltern die eigene Angst, Sorge oder Traurigkeit zugeben.

DER „LIEBE“ GOTT?

Und was ist mit Leas Frage, warum Gott nicht aufgepasst hat? Damit stellt sie die vielleicht schwierigste Frage des Glaubens. Wenn Gott „lieb“ ist, warum verhindert er das Schlimme nicht? Entweder ist er nicht allmächtig, oder er ist eben nicht „lieb“. Kinder stellen diese Frage womöglich nicht mit denselben Worten wie Erwachsene, aber darüber, dass es Schmerz und Unrecht gibt, denken sie genauso nach wie Erwachsene. „Gott ist also auch für das Kind niemals der harmlose ‚liebe‘ Gott“, schreibt Jörg Zink in seinem Buch „Wie Sonne und Mond einander rufen“. „Gott ist Liebe, das ist wahr. Aber das gilt auch, wenn Gott dunkel und rätselvoll wird. Und dass Gott die Liebe sei, wird für einen Erwachsenen immer ein Glaube auch gegen den Augenschein und gegen alle Erfahrung sein. Wenn ein Mensch leidet, hat das mit Gott zu tun, dessen Gedanken wir nicht kennen, dessen Wege wir nicht verstehen, dessen Absichten uns dunkel sind“, beschreibt Jörg Zink die Glaubensverlegenheit, in die Eltern angesichts der Fragen ihrer Kinder oder eigener Fragen geraten können. Eltern sollten die Frage, wie Gottes Liebe und das Leid denn zusammenpassen, auf keinen Fall übergehen, abwiegeln oder eine Antwort auf „später, wenn du größer bist“ verschieben. Es schafft Vertrauen in die Eltern und in Gott, wenn ein Kind spürt: „Ich darf alles fragen und sagen.“ Es ist für Kinder wichtig zu erleben, „dass auch die großen Erwachsenen nicht für alles eine Lösung haben, dass sie aber trotz aller Rätsel und Schwierigkeiten ihr Vertrauen bewahren“, erklärt Jörg Zink. Und er betont: „Was wir dem Kind sagen, muss so sein, dass es damit älter werden kann.“ Sonst besteht die Gefahr, dass Kinder sich später womöglich vom Glauben ganz verabschieden. Denn sie durchschauen die Halbwahrheiten oder Vertröstungen, mit denen Eltern womöglich die eigene Ratlosigkeit überspielen. Ein „Ich weiß es nicht“ ist hilfreicher als der Versuch, Gott in langatmigen Erklärungen zu rechtfertigen. Auch der oft durchaus berechtigte Hinweis darauf, dass etwa ein Krieg menschengemacht ist, hilft als alleinige Antwort nicht weiter. Denn Kinder fragen oft sehr scharfsichtig nach: „Warum lässt Gott das zu, dass Menschen Krieg machen?“ Ältere Grundschulkinder werden in dem für dieses Alter typischen Gerechtigkeitsempfinden womöglich sogar fragen: „Und warum bestraft Gott die Bösen nicht?“

ZUVERSICHT VERMITTELN

Wie können Eltern nun den Ängsten ihrer Kinder angesichts von Kriegen, Anschlägen oder Katastrophen begegnen? Bei Vorschulkindern ist es wichtig, altersangemessen und liebevoll über das Geschehene zu reden, ohne sie mit zu vielen Informationen und Zusammenhängen zu überfordern. Ältere Kinder sind dagegen sehr an sachlichen Hintergrundinformationen interessiert. Kindgerechte, aber sachlich möglichst genaue Informationen helfen ihnen, sich weniger hilflos und bedroht zu fühlen. Sie tragen dazu bei, dass sie sich ernst genommen und verstanden fühlen. In einem achtsamen Gebet können Eltern und Kinder gemeinsam aussprechen, was sie bedrückt. Dabei sollte aber nicht die Bitte um den eigenen Schutz ganz oben anstehen. Schon Kinder haben einen eigenen Zugang zu einer Form des Gebetes, in der vor Gott die Fragen und die Klage darüber ausgesprochen sind, dass Menschen leiden und in dem sie für die Menschen bitten, die sich nach einem Leben ohne Krieg, Krankheit und Katastrophen sehnen. Auch der Dank dafür, dass es Menschen gibt, die sich für Frieden, Versöhnung und Hilfe einsetzen, und der Dank für ein Leben, das bisher vor dem Schlimmsten bewahrt geblieben ist, haben hier Raum. Eine Garantie dafür, dass Katastrophen im eigenen Leben außen vor bleiben, gibt es nicht. Zuversicht, Vertrauen ins Leben und Hoffnung zu vermitteln, wird am besten dort gelingen, wo es tragfähige Beziehungen gibt und wo kleine und große Kinder erleben: Wir leben nicht davon, dass uns Sicherheit garantiert ist, sondern davon, dass jemand an unserer Seite steht – komme, was mag. Wo das in einer Familie vermittelt und geglaubt wird, werden Kinder auch den Mut und die Tatkraft entwickeln, in einer widrigen Welt zu leben und zu lieben.

Karin Vorländer ist Journalistin und Religionspädagogin. Sie ist verheiratet, hat vier erwachsene Söhne und lebt in Nümbrecht bei Köln.

Mit euch zusammen auf dem Weg

Alle paar Jahre unterziehen wir unsere Magazine einem Relaunch: Wir schauen intensiv hin: Was braucht unsere Zielgruppe? Wer ist überhaupt unsere Zielgruppe? Was soll bleiben, was sich ändern? Dabei geht es um Inhaltliches ebenso wie um die grafische Gestaltung. Zwar nehmen wir auch zwischendurch immer mal wieder Anpassungen vor, aber bei einem Relaunch kommt alles auf den Prüfstand.

Um den Relaunch von Family und FamilyNEXT zu planen, haben wir uns heute als Redaktion mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Marketing getroffen. Im Februar steht der Austauch mit unseren freien Redaktionsteam und mit unser Grafikagentur yellow tree an. Das Ganze ist ein sehr spannender und intensiver Prozess, an dessen Ende dann eine noch bessere Version von Family und FamilyNEXT stehen soll. Die „neuen“ Ausgaben erscheinen im Oktober.

Und wir wollen unbedingt auch unsere Leserinnen und Leser in diesen Prozess mit reinnehmen. Wir werden in nächster Zeit bei Facebook (facebook.com/familyMagazin) und Instagram (@familymagazin_) immer wieder mal Umfragen veröffentlichen, an denen ihr euch gern beteiligen könnt. Wenn ihr uns dort noch nicht folgt, wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt.

Was uns heute in unserem Austausch wichtig geworden ist: Wir wollen als Redaktion nicht sagen, wie ihr es richtig macht. Wir haben zu vielen Themen und Aspekten des Familienlebens, der Partnerschaft und des Glaubens nicht immer fertige Antworten. Sondern wir wollen uns mit euch zusammen auf den Weg machen und Antworten suchen. Dabei helfen uns Menschen, die in den verschiedenen Bereichen selbst Erfahrungen gemacht haben oder als Fachleute Expertenwissen einbringen können.

Wir freuen uns übrigens sehr über eure Rückmeldungen, Ideen, Wünsche … Gern per Mail an info@family.de.

Bettina Wendland, Redaktionsleiterin von Family und FamilyNEXT

Lass es sein!

Gerade in der Weihnachtszeit tappen wir oft in die Erwartungsfalle: Was muss da nicht alles unbedingt getan werden! Muss es gar nicht, meint Bettina Wendland.

Wie viel Dinge tun wir wohl am Tag, weil andere sie von uns erwarten? Oder weil wir meinen, dass andere sie von uns erwarten? Nun ist die Adventszeit ja die Zeit der Erwartung. Aber sie ist nicht dafür gedacht, uns in die Erschöpfung oder Frustration zu treiben.

Viele Ansprüche kommen daher, weil wir Menschen vor Augen haben, die scheinbar alles mühelos wuppen. Im echten Leben gibt es diese Menschen, besonders aber auf Insta und Co. Dabei vergessen wir viel zu oft, dass wir oft nicht mehr sehen als die Fassade – sowohl im real life als auch in social media. Der Vater, der jedes Wochenende eine DIY-Aktion mit seinen Jungs startet, schafft es in der Woche vielleicht gar nicht, sie zum Training zu bringen – und das ist sein Ausgleich an Papa-Zeit. Die Mama, deren Haus im Insta-Account immer aufgeräumt und weihnachtsmäßig top dekoriert ist, hat vielleicht eine Putzhilfe – oder einen guten Filter. Und auch wenn nicht – vielleicht hat sie tatsächlich mehr Power als du. Oder einfach mehr Spaß am Aufräumen und Putzen und Dekorieren.

Wenn du meinst, du müsstest dieses oder jenes tun, dann überlege dir, ob es wirklich notwendig ist. Bringt es dir und deinen Lieben Freude – oder doch eher Stress? Lasst uns aufhören, Dinge zu tun, nur weil andere sie (scheinbar) von uns erwarten. Und vielleicht trefft ihr gerade in der Weihnachtszeit die Entscheidung, mal ganz bewusst etwas nicht zu tun: Plätzchen backen zum Beispiel. Vielleicht kann das die Oma übernehmen. Oder Weihnachtskarten basteln und schreiben. Lass es einfach sein! Und genieße die freigewordene Zeit mit den Dingen, die dich wirklich erfüllen und dir Weihnachten näherbringen! Also: Was lässt du in den nächsten Wochen sein?

Bettina Wendland ist Redaktionsleiterin von Family und FamilyNEXT und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Was ich mir wünsche

Ich will Kitsch, ich will Sterne, ich will Funkeln drauß’ im Dunkeln.

Ich will Lachen, ich will Freude, ich will Staunen, ich will Raunen.

Ich will Glitzer in den Ecken, ich will Rauhreif in den Hecken,

ich will Kekse, Zimt und Nelken, Weihnachtssterne, die nicht welken.

 

Ich will Funkelaugen, Klebefinger, Tannenduft ab jetzt für immer.

Ich will Glühwein schmecken, Kuschelfell, Lichterketten – nur nicht grell.

Ich will Schnee, der knirscht und schimmert, Krippenhäuschen selbst gezimmert.

Ich will Glimmer, ich will Schimmer, will das schönste Weihnachtszimmer.

 

Ich will Lachen, Flüstern, Schmatzen,

Küssen, Kuscheln und auch Klatschen.

Ich will tanzen, singen, Lieder,

Glöckchen, Flöten –  immer wieder.

 

Ich will Ruhe, ich will Liebe, ganz viel Harmonie und Friede.

Lachen in den Kinderaugen, selber Kind sein, alles glauben.

Keine Hektik, Stress und Hetze, kurze, schnell gesagte Sätze.

Schweigen, Streit, Geschenkewahn, noch mehr müssen, als ich kann.

 

Ich will die sehn, denen’s schlecht geht, da sein, wo der Wind zu kalt weht.

Die hör’n, deren Lied verklingt, trösten die, die traurig sind.

Von dem geben, was ich habe, das auch meinen, was ich sage,

eine Extra-Meile gehn, Fremde lernen zu verstehn.

 

Ich will Päckchen packen voll mit Lachen, Kraft und Stärke für die Schwachen,

tiefe Blicke, Zeit und Liebe, Mut und Achtsamkeit und Friede,

Mitgefühl, Zufriedenheit, Freude, Leben jetzt im Heut’.

Darum geht’s zur Weihnachtszeit

 

Gott kommt selbst, ein Kind, das Licht,

das die Dunkelheit durchbricht.

Staunen, Wunder, Hoffnungsschimmer,

ja, das will ich jetzt für immer.

 

Tabea Gruhn

Sorgen abladen empfohlen

So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Gerade hatte sich alles wieder ein bisschen normal angefühlt. Das „Nach-Corona-Feeling“ hatte sich breit gemacht. Wir haben uns wieder mit Freunden getroffen, die wir seit zwei Jahren nicht gesehen haben. Wir haben Pläne geschmiedet für Urlaub und Familienfeiern. Im Verlag sollte es auch wieder eine Weihnachtsfeier geben.

Aber jetzt können wir uns von solchen Plänen erst mal wieder verabschieden. Die Entspanntheit, die sich eingestellt hatte, hat sich wieder zurückgezogen. Stattdessen machen sich Sorgen breit: Werden wir und unsere Lieben gesund bleiben? Können die Kinder weiter zur Schule gehen? Was ist, wenn wir in Quarantäne müssen?

Solche und andere Sorgen – die es ja auch noch gibt – können sich wie eine schwere Wolke auf uns legen. Unser Herz wird eng, durchatmen fällt schwer.

„Ladet alle eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch“, heißt es im 1. Petrusbrief in der Bibel. Nicht „Müllabladen verboten“, sondern „Sorgen abladen empfohlen“. Nein, die Sorgen sind nicht weg, wenn ich sie im Gebet Gott nenne. Sie lösen sich nicht in Luft auf – aber es hilft mir, sie mit ihm zu teilen. Es tröstet mich, wenn ich weiß, dass ich die Last nicht allein tragen muss. Ich kann wieder besser durchatmen.

Und ich finde es auch tröstlich zu wissen, dass sich selbst Gott, der doch allmächtig ist, offenbar Sorgen macht. Sorgen um uns. Dass er nicht alles wegwischt und sagt: „Stell dich nicht so an!“ Oder: „Glaub nur richtig, dann hast du auch keine Sorgen mehr!“ Nein, Gott selbst sorgt sich. Und deshalb versteht er auch, dass ich mich sorge. Und er lässt mich mit meiner Sorge nicht allein. Er umarmt mich und raunt mir zu: „Ich weiß, du hattest es dir anders vorgestellt. Es wird nun wieder einiges schwerer. Aber ich bin bei dir. Auch im dunklen Tal. Und ich helfe dir da durch!“

„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Psalm 23, 4

 Bettina Wendland, Redakteurin bei Family und FamilyNEXT

Wasserläufer in der Pandemie

Christof Klenk zweifelt an der Vorbildfunktion von Petrus beim Verlassen des Bootes.

Was bedeutet Gottvertrauen in Pandemiezeiten? Singen ohne Maske? Auf Bewahrung hoffen und nicht auf den Impfschutz? „Mit meinem Gott kann ich über Wasser laufen“, heißt es in einem Lied. Es geht hier um die Begebenheit, von der in Matthäus 14 berichtet wird. Während die Jünger mit ihrem Boot im Sturm auf dem See Genezareth unterwegs sind, kommt ihnen Jesus auf dem Wasser entgegen, den sie zunächst für ein Gespenst halten. Der mutige Petrus steigt aus dem Boot aufs Wasser und geht auf Jesus zu, der den Jünger auf den letzten Metern retten muss, weil der Fischer dann doch Zweifel bekommt, ob ihn das Wasser trägt.
Diese Geschichte wird immer wieder als Beispiel dafür herangezogen, dass Christen mutig Schritte gehen sollen. Dagegen spricht für mich: Es war nicht die Idee von Jesus, dass Petrus aus dem Boot steigt. Wir lernen Petrus an verschiedenen Stellen als Jünger kennen, der vorschnell Entscheidungen trifft. Und man kann durchaus fragen, inwiefern es sinnvoll ist, dass er hier auf dem Wasser geht und gerettet werden muss. Jesus wäre wohl auch bald im Boot gewesen. Dass die anderen Jünger in ihrem Kahn geblieben sind, wird von Jesus an keiner Stelle kritisiert.
Ich bin überzeugt, dass Gott will, dass wir mutige Schritte tun. Viele christliche Hilfswerke verdanken ihre Existenz nicht zuletzt dem Mut ihrer Gründerinnen und Gründer. Aber Hand aufs Herz: Was hat die Menschheit davon, wenn ich übers Wasser laufe?
Wenn ich die Evangelien richtig verstehe, dann hat Jesus vor allem Menschen geheilt, denen niemand sonst helfen konnte. Er hat sich nicht darauf konzentriert, Nicht-Schwimmern das Bad im See Genezareth zu ermöglichen.

Christof Klenk ist Redakteur bei Family, FamilyNEXT und beim HauskreisMagazin. Der Kommentar greift Gedanken von Dr. Ulrich Wendel aus Faszination Bibel (2/2013) auf.