Unsere Osterkrippe

Ich stieß in einem Buch auf die Idee einer Osterkrippe. Davon war ich sofort begeistert, denn ich kenne keine Traditionen, die die Auferstehung Jesu so zum Anfassen nahe bringt. Außerdem bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Traditionen, die zu unserer Familie passen und die unsere Kinder später vielleicht sogar weiter vererben. Eine große Schublade, Zweige, Lehm (für Golgatha), Moos, einen kleinen Tontopf (als Grabhöhle), Steine und Spielfiguren: Voilà, fertig war die Osterkrippe. Amelie wählte als Jesus den Feuerwehrmann auf dem Esel aus — wie passend! Wir haben uns einige künstlerische Freiheiten gelassen. So gab’s zum Abendmahl Grillgut. Und einige Jünger waren Frauen. An Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag las ich den Kindern die jeweilige Geschichte vor und dann spielten sie das Gehörte anschließend nach. Dass dabei so manche Geschichte abenteuerlich ausgeschmückt wurde, war selbstverständlich. Für uns alle, Erwachsene und Kinder, war diese Schublade mit besonderem Inhalt ein ganz großer Gewinn. Als ich Amelie fragte, was für sie das Schönste an Ostern war, antwortete sie: „Das Spielen mit der Osterkrippe!“ Der Osterhase rangierte natürlich ganz dicht dahinter auf Platz zwei.

Veronika Smoor

Family-Autorin

 

Auf zum Meer

Zwischen Windeln wechseln und Silben schwingen
schau ich zum Fenster raus.
Seele atme auf!
Schwingt sich hinaus,
Raus!
Aus dem Haus.
In diese Welt,
die im Stillstand liegt
und nicht weiß, wie sie diese Krise besiegt.
Eingesperrt im Hier und Jetzt.
Innerlich verletzt.
Aber meine Seele traut sich zu reisen.
Über die Grenzen hinaus
mit Reisefieber im Gepäck.
Ohne Angst sich anzustecken.
Über die Häuser, Wiesen hinweg.
Sehnsüchtig sucht sie nach Abwechslung –
Wechselt Tapete gegen Straßen
Straßen gegen Frischluft
Frischluft gegen Meeresbrise
Meeresbrise mit Ruhe.
Ich atme ein, ich atme aus.
Lausche den Wellen.
Ruhe findet sich am Strand.
Liegend zwischen Wellentoben
mit Cocktail in der Hand
und in der anderen ein Buch.
Such, such nach ihr, der Stille!
Ich atme ein, ich atme aus
Stille.
Stille!
Stille?
Stille, die mich aufhorchen lässt und zurück zieht, ins heimische Nest.
Ein Schrei!
„Oh, nein!“
Die Schere!
Sie lag nicht am gewohnten Platz
und nun sind sie ab.
Das Chaos perfekt.
Ich hab deine Haare auf dem Boden entdeckt.
„Mama ab!“
Du strahlst mich an.
Und Windel voll,
na toll!
Ich atme ein, ich atme aus!
und sage nur:
„Ich kehr sie weg!“
Unter den Teppich damit.
Wie den Rest dieser Tage,
wo ich mich frage:
„Was soll ich als erstes, zweites, drittes … ständig tun?“ , anstatt
„Seele, was brauchst du, um auszuruhen?“
Sehnsucht nach der Weite!
Sehnsucht nach mehr.
Ich atme ein und atme aus.
Nehme dich in den Arm,
schwing dich leise hin und her.
Lausche den Worten, sie klingen,
wenn sie erzählen von fernen Ländern und Meer.
Seele, du musst schwingen!
So rufen wir gemeinsam:
„Hinaus, inaus im Sauseschritt.“
Lassen To-dos und volle Windeln zurück.
Winken dem Chaos:
„Auf Wiedersehen!“
Jetzt müssen wir gehen.
Atmen ein, atmen aus.
Rennen los.
Der Seele hinter her.
Hand in Hand in Richtung Meer.

miA_U

Schnitzel nach Balkan Art

Christof Klenk über Korrektheit in der Sprache

Ein Kind stößt immer wieder auf Verbote, deren Sinn es nicht richtig verstehen kann. Im besten Fall klettert es nicht auf den Baum mit den dünnen Ästen, obwohl die Aussicht von dort oben sicher großartig ist. Nicht, weil es absehen kann, dass es sich schwer verletzen könnte, wenn die Äste brechen, sondern weil es nicht will, dass die Eltern schimpfen. In Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung ist das die niedrigste moralische Stufe. Bis zum neunten Lebensjahr ist das völlig normal.

Leider bewegen wir Erwachsenen uns auch schon mal auf dieser Stufe. „Darf man das heute noch sagen?“, ist eine gängige Frage, die wir gerne mit einem gehörigen Schuss Koketterie vortragen. „Darf man noch Zigeunerschnitzel sagen?“ „Muss ich die Kalorienbombe jetzt tatsächlich Schokokuss nennen?“ Häufig ist es keine echte Frage. Wüssten wir nicht, dass da etwas faul ist, würden wir gar nicht fragen. Wir wollen eher zum Ausdruck bringen, dass wir das ganze „Gedöns“ übertrieben finden.

Mich stört dabei nicht in erster Linie der Tabubruch, mich stört die zur Schau gestellte Naivität. Es dauert wenige Sekunden, um herauszufinden, warum ein Ausdruck heute nicht mehr verwendet wird. Vielleicht stecken dahinter rassistische Konzepte, vielleicht fühlen sich Gruppen damit abgewertet, vielleicht verletzen wir Menschen. Wenn wir den Hintergrund kennen, erscheint manche Sprachregelung nicht mehr so abgefahren. Es hindert uns aber auch niemand daran, nach Eleganterem zu suchen. Ansonsten wäre es ehrlicher zu sagen: „Ich bin zu bequem, mich um eine andere Sprache zu bemühen.“

Christof Klenk ist Redakteur bei Family und FamilyNEXT.

Zwischen Windeln und Silbenschwingen

Eindrücke aus dem Homeschooling

Ich habe den Überblick verloren. Irgendwo zwischen Bad und Küche ist er mir abhandengekommen. Gerade bin ich von hier nach da gelaufen und wollte – was eigentlich? Überall liegt etwas. Meine Gedanken springen von einem zum anderen und die Kinder mittendurch. Was wollte ich tun? Wäsche aufhängen? Den Kuchen in den Kühlschrank stellen? Brei auftauen oder die Staubflusen davor retten, im Mund des Krabbelkindes zu verschwinden? Kochen wäre jetzt wahrscheinlich das dringendste. Aber es kommt noch eine unangenehm riechende Windel dazwischen. Im selben Moment ist leider „Teams“ abgestürzt, und die Sechsjährige ruft leicht panisch nach mir, weil die Gesichter in der Homeschooling-Videokonferenz sie alle nur noch wie stumme Fische anstarren.

Wo wir schon beim Thema Schule sind: An Rosenmontag ist übrigens schulfrei. Also kein „Guten Morgen Frau Maurer, Guten Morgen Lene, Guten Morgen Frau Maurer, Guten Morgen Frau Maurer, Guten Morgen Anton“ aus dem Kinderzimmer. Und an Faschingsdienstag dürfen sich die Kinder verkleidet vor den Laptop setzen … Sooo besonders finde ich das jetzt gar nicht. Meine Tochter lag auch schon im Bett vor der Videokonferenz, weil die Lehrerin gesagt hat, sie sollen es sich zum Geschichtevorlesen „ganz gemütlich“ machen. Ein anderes Mal saß sie auf der Stange ihres umgekippten Drehstuhls halb unter dem Schreibtisch, als ich ins Zimmer kam. Oder sie hatte eine Puppe, einen Teddy oder ein Barbiepferd auf Schoß oder Schreibtisch platziert, während sie über den Bildschirm gestellte Minusaufgaben löste. Heute habe ich – nicht wissend, dass sie ihr Mikro nicht mehr auf mute geschaltet hat – lautstark erklärt, dass sie den Becher mit Wasser NICHT direkt neben den Laptop stellen darf. Warum? Naja, sie hatte doch gerade noch mit mir geredet über drei Zimmer hinweg. Konnte ich ahnen, dass sie gerade drangenommen wurde?

Homeschooling. Allein darüber könnte ich inzwischen ein Buch schreiben … Aber die Zeit habe ich gerade wirklich nicht. Eigentlich wollte ich ja auch wickeln gehen. Schreiben kann ich dann noch abends auf dem Fußboden sitzend und auf den Schlaf der Kinder wartend – am Handy. Bis der Zeigefinger der rechten Hand nicht mehr tippen kann.  Einschlaftipp meiner Ältesten in diesem Moment: „Ich schwinge in meinem Kopf die Wörter und zähle die Königsbuchstaben. Dann kann ich bestimmt einschlafen.“ Wie bitte? Inzwischen verstehe ich dieses Erste-Klasse-Fachvokabular als Hilfslehrerin sogar ganz gut. Neulich hat sie sich in den Schlaf gekopfrechnet. Wie geht so etwas? Wahrscheinlich ist sie notorisch unterfordert, bewegt sich zu wenig und ist einfach nicht müde. Ich hingegen schlafe inzwischen fast auf dem Fußboden ein. Nur das Tippen hält mich noch wach. Und das Silbenschwingen von „Sche-re“.

Ein Gastbeitrag von Hannah Jesgarz

Den Alltagsmüll entsorgen

Was eine Müll-Garage über Familien-Herausforderungen lehrt. Von Stefanie Diekmann

Bei unserer Nachbarschaft stößt unsere Idee, die gelben Müllsäcke vor der Garage zu sammeln, auf Protest. Zu Recht, wie wir als Familie zähneknirschend zugeben. Eine Lösung für die Ratten anziehenden Müllberge muss her und ist fix gefunden: eine Mülltonnen-Garage. Fein.

Während ich noch nach dem hübschesten Ding im Internet suche, drängt sich mir ein Vergleich auf. Wie müde bin ich in den letzten Tagen geworden, meinen inneren Müll zu entsorgen. Schon längst haben unsere Familien-Müllberge Ungeziefer wie Mecker-Ratten, Sorgen-Maden und Ignoranz-Motten angezogen.

Die ersten Wellen der familiären Herausforderungen durch die Pandemie haben wir gut und sogar kreativ gemeistert: Puzzeln, Spielen und Basteln mündeten in Aussortieren und Renovieren. Zur Ruhe kommen war genauso angesagt bei uns und anderen Familien wie ein Serien-Marathon mit Tee und Wolldecke.

Bis die Müllgarage geliefert wird, sammeln wir unsere Müllsäcke im Flur, um die Nachbarschaftnicht weiter  zu verärgern. Endlich wird die Müllgarage zugestellt und ich habe fast Tränen in den Augen. Tränen wegen einer Müllgarage! So weit ist es schon mit mir gekommen. Das gute Stück besteht aus gefühlt 1 Milliarde Schrauben und Einzelteilen und darf „mit wenigen Handgriffen“ eigenständig zusammengebaut werden. Draußen friert es, und so wird in unserem Wohnzimmer ein Riesenpuzzle ausgebreitet. Und liegen gelassen. Keiner versteht die Anleitung und hat genug Biss, sich da reinzuknien.

Ich sehe auf den Haufen und kann dabei auch unseren Familien-Bausatz für diese Tage sehen. Wie bekommen wir unsere im Raum hängende Erschöpfung in den Griff? Unser Miteinander ist so schnell genervt von unterschiedlichen Schlafens- und Essenswünschen, dem Drang nach Bewegung und Ruhe. Und die einfachen Anleitungen aus den Talkshows und Radiosendungen sind unverständlich. Wir sollen auf uns achten? Noch mehr? Immer noch? Wie denn, wenn ein dünnes Nervenkostüm verletzende Worte und lieblose Taten fördert.

Irgendwann sehnen wir uns nach unserer Couch ohne Schrauben und mit vielen beherzten Seufzern entsteht eine beachtliche Müllgarage. Wir brauchen dabei Pausen und Beratungen, das Drehen und Wenden der Anleitung.

Das Geheimnis für mein Heute als Mutter ist kein Geheimnis: Es ist das Anfangen gegen den inneren Widerstand. Das Durchatmen, das Beendens des Meckerns und Bewertens. Themen, die ich wie Anleitungen zum Gelingen schon oft als Begleiterin von Kindern gehört habe. Ich brauche dabei Pausen und einen kleinen Impuls aus einem guten Buch oder ein Lied über Gottes Wesen, um mein Ziel zu erreichen: Den Alltagsmüll zu entsorgen und meine wundervolle Familie neu sehen zu können.

Nun steht sie. Fest und sogar hübsch ist unser Müll-Dings. Niemand, der sie so sieht, könnte ahnen, dass sie uns so zum Kampf aufgefordert hat.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen.

11 Tipps für entspanntes Home-Schooling

Diese Tipps unterstützen Eltern bei der Herausforderung Distanz-Unterricht. Ein Gastbeitrag der Pädagogin und Autorin Dr. Birgit Ebbert.

1. Suchen Sie Ihren eigenen Weg!

Jede Familie ist anders, deshalb kann es kein Rezept für alle geben. Erfinden Sie Ihre Zuhause-Schule mit Ihrer Familien-Klasse, in Ihrem Wohnzimmer-Klassenraum und dem Knowhow in Sachen Lernstoff und Lernen, das Sie mitbringen. Lassen Sie sich nicht von anderen Familien beeindrucken, sondern vertrauen Sie darauf, dass Ihr Weg für Sie und Ihr Kind bzw. Ihre Kinder richtig ist.

2. Legen Sie für jedes Kind einen Lernplatz fest!

Das A und O für das Home-Schooling ist ein Lernplatz, der „Lernen“ ruft! Suchen Sie für Ihre Familie die richtige Lösung – jeder in seinem Zimmer, alle an einem Tisch, richtig oder falsch gibt es da nicht. Wichtig ist, dass der Platz immer derselbe ist, sodass klar ist: An diesem Platz wird gelernt! Das hilft, sich aufs Lernen zu konzentrieren.

3. Erstellen Sie einen Lernstundenplan für die ganze Familie!

Auch im normalen Alltag passiert in einer Wohnung im Laufe des Tages einiges. Der eine kommt, der andere geht, arbeitet, kocht, putzt, räumt auf – eben was gerade anfällt. In diesen bewährten Plan muss nun das Home-Schooling von einem oder mehreren Kindern und vielleicht sogar noch das Home-Office der Eltern eingefügt werden. Das ruft nach einem Lernstundenplan für die Familie, in dem die lauten und leisen Zeiten aller Mitglieder aufeinander abgestimmt werden. Dadurch werden Konflikte reduziert und alle wissen, woran sie sich orientieren können.

4. Vereinbaren Sie erreichbare Ziele!

Sie können es sich nicht oft genug klar machen: Sie und Ihr Kind können nicht dasselbe leisten wie die Schule. Die Lehrerinnen und Lehrer ziehen auch nicht immer das Programm durch, das sie sich für eine Stunde, Woche oder ein Halbjahr vorgenommen haben. Setzen Sie sich realistische Ziele. Im besten Fall hat die Lehrkraft bereits die Arbeitsblätter oder den Wochenplan mit Sternchen versehen, die zeigen, was mindestens erledigt werden sollte. Klären Sie mit Ihrem Kind, was es sich zutraut und arbeiten Sie auf dieses Ziel hin. Erreichte Ziele machen glücklich und motivieren, nicht erreichte Ziele frustrieren und blockieren die Lernmotivation.

5. Helfen Sie die Aufgaben sinnvoll zu sortieren!

Lernzeit ist eine wichtige und oft auch schöne Zeit, aber draußen spielen, mit dem Hund spazieren gehen und mit Freunden skaten – all das macht auch Spaß. Je besser die Lernzeit geplant wird, umso mehr Zeit bleibt für Hobbys und gemeinsame Aktivitäten übrig. Deshalb lohnt es sich, die Lernaufträge clever zu sortieren und am besten die Materialien passend zurechtzulegen. Dann können die Aufgaben hintereinander abgearbeitet werden und am Ende bleibt mehr Zeit für Herzensdinge.

6. Fragen Sie bei Unklarheiten in der Schule nach!

Auch wenn das Wort „Home“ in Home-Schooling sehr dominant ist, bedeutet das nicht, dass Sie alleine vor der Aufgabe stehen. Nutzen Sie die Angebote der Schule, Sie und Ihr Kind zu unterstützen, und fordern Sie ggf. Hilfe ein, höflich, freundlich, aber souverän, denn Sie und die Schule sind Partner in diesem außergewöhnlichen Projekt.

7. Geben Sie Tipps statt Lösungen!

Ja, es ist oft verlockend, hinter eine Rechenaufgabe die richtige Lösung zu schreiben. Aber damit helfen Sie Ihrem Kind nicht, Sie verschieben das Problem nur, dass Ihr Kind das Thema nicht verstanden hat. Fragen Sie Ihr Kind nach Ideen, wie es die Aufgabe lösen könnte, geben Sie Tipps oder erzählen Sie, wie Sie die Lösung angehen würden. Entwickeln Sie mit Ihrem Kind das Grundprinzip einer Aufgabe und wenn es gar nicht geht, notieren Sie, dass Ihr Kind dieses Thema nicht verstanden hat und geben Sie das an die Schule weiter. Nur so können die Lehrerinnen und Lehrer Ihrem Kind helfen.

8. Sehen Sie Fehler als Chance für alle Seiten!

Leider leben wir in einer Gesellschaft, in der Fehler negativ beurteilt werden. Dabei sind Fehler eine Chance. Beim Lernen helfen sie zu erkennen, wo Unterrichtsstoff nicht oder falsch verstanden wurde. Als Lerncoach lernen auch Sie noch und Sie machen Fehler, aber daraus können Sie lernen und wissen beim nächsten Mal, was gut funktioniert und was nicht. Sehen Sie Ihre Fehler, die Ihres Kindes und auch die der Lehrkräfte als Hinweis darauf, wo etwas zu verändern ist.

9. Gönnen Sie sich den Mut zur Lücke!

Ein Lerncoach ist ein Begleiter, kein Zauberer! Sie können Ihr Leben nicht mit einem Fingerschnips umkrempeln, damit Ihr Kind optimale Home-Schooling-Bedingungen hat. Schauen Sie, was Sie leisten können – und wenn das weniger ist, als die Schule erwartet, teilen Sie der Schule dies mit. Lassen Sie auch mal Fünfe gerade sein und eine Aufgabe liegen – wegen eines nicht geschriebenen Aufsatzes ist bisher die Welt noch nicht untergegangen!

10. Feiern Sie Erfolge!

Zeigen Sie Wertschätzung für die Leistung Ihres Kindes und für Ihre eigene. Eine Woche Home-Schooling, das allein ist schon ein Fest wert, zumindest eine Portion Eis oder eine Pizza vom Italiener nebenan. Feiern Sie die Erfolge, wie Sie fallen, nicht nur die Lernerfolge Ihres Kindes –  die sowieso. Feiern Sie auch Ihre eigenen Erfolge, wenn zum Beispiel Ihr Lernstundenplan perfekt aufgegangen ist, Ihr Kind selbstständig am Videomeeting der Klasse teilgenommen hat und vorher der Technik-Check auf Anhieb geklappt hat. Home-Schooling besteht aus so vielen Puzzleteilen, die zusammengefügt werden müssen, da ist jedes fertige Motiv eine Anerkennung wert.

11. Bleiben Sie gelassen!

Vor allem aber: Setzen Sie sich nicht selbst unter Druck. Home-Schooling ist keine Meisterschaft und es winkt auch kein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde für die perfekten Lerncoach-Eltern. Home-Schooling ist ein Weg, damit die Schülerinnen und Schüler den Anschluss behalten und nicht zu viel Lernstoff verpassen. Und wenn Ihr Kind dennoch etwas verpasst, dann holt es das später nach. Die wesentlichen Informationen werden im Wissensspeicher auf jeden Fall ankommen. Vor allem ist wichtig, dass Ihr Kind sich gedanklich mit dem Schulstoff beschäftigt und nicht beim In-die-Luft-gucken das bisher Gelernte vergisst. Lernen braucht Wiederholung. Home-Schooling hilft hier auf jeden Fall, Lesen, Schreiben und Medienkompetenz im Falle eines digital gestützten Unterrichts zu trainieren. Das ist mehr, als Ihr Kind ohne die Schule zu Hause mitnehmen würde. Bleiben Sie also gelassen. Schule ist wichtig, aber nicht überlebenswichtig.

Diese Tipps entstammen dem „Ratgeber Homeschooling & Co.“, herausgegeben von Birgit Ebbert und Stephan Schampaul, als eBook und Hörbuch erschienen im Schulwerkstatt-Verlag.

Die Handtuchlektion

Family-Autorin Stefanie Diekmann über das kräftezehrende Zickzack in ihrem Alltag

Mein Tag beginnt müde. Unter meinen Händen erspüre ich mein Handtuch. Die reliefartige Zickzack-Struktur lässt sich gut tasten. Es mutet fast so an, als erkunde ich die Gefühlswelt meiner letzten Tage. Ich fühle mich hin- und hergeworfen. Mein Smartphone mag ich gerade gar nicht zu Hand nehmen.  Die verzweifelten Fragen und mutlosen Seufzer meiner Bekannten und Freunde rauben mir Kraft, denn sie spiegeln das Zickzack-Muster meiner Grübeleien wider.

Die letzten Wochen und Monate haben mich viel gekostet. Und was am meisten hin- und herwirft: Ich erfasse nicht, warum ich so am Limit bin. Ich bin versorgt, beschenkt und sicher – auch in der Pandemie.

Meine Hände spüren die Stoff-Strukturen. Ja, das Zickzack im Alltagsleben war kräftezehrend. Meine Ideen, auf Distanz und fehlende Beziehungen zu reagieren, sind verblasst. Ich bin genervt von Tipps, die doch immer nur in Online-Konferenzen münden und mich nicht ausfüllen. Mir gehen Sorgen um Menschen in Krisen und um die emotionale Entwicklung der Kleinkinder und Jugendlichen nicht aus dem Kopf. Müde melde ich mich von Newslettern ab, die mir Aktivitäten vorschlagen, zu denen ich wenig Kraft habe. Komme mir debil lächelnd vor wie eine weltfremde Oma, wenn ich Schülern Studenten Kraft wünsche, ihren Stoff zu erarbeiten. Finde mich unpräzise in Mails und Messenger-Nachrichten, wenn ich Freunde erreichen will. Ich starte mit Zielen zackig in den Tag, um dann unter Kleinigkeiten die Fassung zu verlieren.

Immer noch fahren meine Hände das Zickzack-Muster nach. Da fliegt wie ein Funke eine Erinnerung in mein Herz: Ich stehe immer mit Gott in Beziehung, der Nähe kann. Der Nähe will und spendet. Vom Zickzack des Lebens mit hin und her und rauf und runter kann ich im Psalm 23 lesen. Heute sind es wohlgeformte Worte. In der realen Situation sind es abgerungene Erkenntnisse aus schweren und verworrenen Zeiten. Es fällt mir schwer, mich darauf einzulassen, dass meine Zeiten von Gottes Beziehung zu mir durchzogen sind.

Das Zickzack-Muster meines eigenen Erlebens findet immer wieder auf die Grundlinie zurück. Eine Basis, die Kraftlosigkeit aushält, Müdigkeit über gesellschaftliche Entwicklungen akzeptiert.

Meine Entscheidung heute besteht darin, das Zickzack in mir mit mehr Gelassenheit zu leben. Ich will mich mit Gottes Nähe vollstopfen, bis ich mich wiedererkennen kann. So lange bleibe ich tastend, dem Hoch und Runter aber nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Tastend als Gesehene, Gehaltene.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen.

 

 

7 kreative Ideen, den Großeltern trotz Abstand nahe zu sein

Der Kinderarzt Dr. Harvey Karp hat sieben kreative Möglichkeiten zusammengetragen, wie Großeltern und Enkel sich trotz aller Corona-Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen nahe fühlen können.

1 Eine Umarmung per Post verschicken

Dieser Tipp lädt die Kinder zum Basteln ein: Zunächst ein großes Stück Papier, z.B. eine auseinandergeklappte Einkaufstüte auf den Boden legen. Das Kind legt sich mit ausgebreiteten Armen auf das Papier und Mama oder Papa zeichnen die Körperumrisse nach. Im Anschluss kann das Kind den Körper ausmalen. Das ist besonders für kleine Kinder eine lustige Aktivität. Am Ende das Papier zusammenfalten, mit einer Notiz versehen, dass es sich um eine Umarmung aus der Ferne handelt und mit der Post an die Großeltern versenden.

2 Handgeschriebene Karte oder Brief

Selbst wenn die Worte falsch geschrieben sind, eine Karte oder ein Brief von den Enkeln im Postkasten erfreut Oma und Opa immer. Beim Briefeschreiben üben Kinder nicht nur die korrekte Rechtschreibung, sondern lernen dabei auch, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Kinder, die noch nicht schreiben können, können ihren Eltern diktieren, was sie den Großeltern mitteilen möchten und den Brief mit ihrem Handabdruck “unterzeichnen”. 

3 Interview mit den Großeltern

Die Großeltern haben in ihrem Leben schon viel erlebt. Oftmals wissen die Enkel jedoch gar nicht, was Oma und Opa eigentlich einmal gearbeitet haben oder wo sie aufgewachsen sind. Gemeinsam mit den Eltern können sich Kinder eine Liste interessanter Fragen über das Leben von Oma und Opa ausdenken. Anschließend spielen die Enkel Reporter und  interviewen die Großeltern per Telefon oder Video-Chat. 

4 Besuche am Gartenzaun

Für Familien, die nahe bei den Großeltern leben, könnte ein spontaner Besuch am Gartenzaun, bei dem jeder mindestens zwei Meter Abstand hält, eine schöne Überraschung sein. Auch wenn Umarmungen und Küsse nicht erlaubt sind, können sich zumindest alle für eine kurze Zeit persönlich sehen.

5 Gute-Nacht-Geschichte

Kleine Kinder lieben es, wenn ihnen vorgelesen wird. Also einfach mal das Telefon oder Tablet zur Schlafenszeit mit ins Bett nehmen und Oma oder Opa die Lieblingsgeschichte vorlesen lassen. Großeltern können das Vorlesen auch als Video- oder Audio-Datei aufnehmen: Auf diese Weise können die Enkel sich ihre Lieblingsgeschichte oder einfach die Stimme von Oma oder Opa immer und immer wieder anhören. 

6 Basteln, backen oder ein Brettspiel spielen – per Videotelefonie

Manche Kinder (und Großeltern!) sitzen nicht gerne vor dem Bildschirm und reden einfach nur. Stattdessen können Enkel mit Oma und Opa etwas gemeinsam machen. Mit ein wenig Planung können Kinder und Großeltern zusammen basteln, ein Brettspiel spielen und sogar backen. Dazu alle benötigten Materialien bereit stellen und Oma oder Opa übernehmen die Anleitung beim Falten, Schneiden und Kleben. Wenn Mama und Papa helfen, klappt auch das virtuelle Plätzchen backen.

7 Das Care-Paket

Einfach einen Karton schnappen und mit lustigen Dingen für die Großeltern füllen, z.B. Omas leckere Schokokekse, die nach ihrem Rezept gebacken wurden, eine handgeschriebene Karte, ein Bild oder eine Bastelarbeit des Enkels oder andere Dinge, die für die Großeltern von Bedeutung sein könnten.

Dr. Harvey Karp ist Kinderarzt und Gründer des Unternehmens Happiest Baby.

Digitale Medien unterm Weihnachtsbaum

Smartphone, Tablet, Spielkonsole und Co. – bei vielen Kindern und Jugendlichen stehen dieses Jahr digitale Medien auf dem Wunschzettel. Der Medienratgeber „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ gibt Eltern Tipps, welche Mediengeschenke für welches Alter geeignet sind und was sie beim Kauf beachten können.

Ist mein Kind schon bereit für ein eigenes Smartphone, Tablet oder einen eigenen Laptop? „Kinder bis etwa sechs Jahre nutzen am besten bereits vorhandene Geräte mit altersgerechten Inhalten, begleitet von ihren Eltern“, rät SCHAU HIN!-Mediencoach Kristin Langer. „Ältere Kinder sind für eigene Geräte bereit, sobald sie genug Erfahrung und Reife besitzen, mit den Gerätefunktionen verantwortungsvoll umzugehen, und wissen, wie sie sich vor Risiken schützen.“ Immer empfehlenswert sind Vereinbarungen zu Bildschirmzeiten, Datenschutz sowie Nutzungsregeln. „Beim Kauf von Spielen, Apps und Co. helfen Alterskennzeichen und pädagogische Empfehlungen dabei, geeignete Angebote für das Alter Ihres Kindes zu finden“, so Langer „Für EinsteigerInnen ist es besonders wichtig, dass Eltern die Angebote gemeinsam mit ihren Kindern ausprobieren.“

Hörangebote für 3- bis 6-Jährige 
„Hörbücher und -spiele können für Kinder schon im Kleinkindalter eine Bereicherung sein, wenn Eltern Empfehlungen von ExpertInnen folgen und die Vorlieben ihres Kindes berücksichtigen“, sagt Langer. Für CD- oder MP3-Player können Eltern Inhalte gezielt und altersgerecht auswählen. Als Alternative bieten sich Musikboxen an. 

Altersgerechte Filme und Apps für 6- bis 9-Jährige 
Für Sechs- bis Neunjährige sind Apps zum Lernen und Entdecken sinnvolle Weihnachtsgeschenke. Thematisch bieten sich Geschichten an, die den Alltag der Kinder einbeziehen, wie Schule, Familie, Tiere oder das „Großwerden“. Auch altersgerechte Kinderfilme sowie Computer- oder Konsolenspiele, die sich gemeinsam schauen oder spielen lassen, sind geeignete Geschenkideen.

Sichere Spiele und Geräte für 10- bis 12-Jährige
Ab circa neun Jahren sind Computer und Spielekonsolen mit altersgerechten Spielen, deaktiviertem Internetzugang und aktivierten Sicherheitseinstellungen geeignet. „Wenn Kinder digitale Medien zunehmend allein nutzen, sind sicher eingerichtete Familiengeräte im Wohnzimmer eine gute Alternative“, sagt Langer. „So behalten Eltern den Überblick und können für ausreichend Ausgleich sorgen.“ 

Smartphone und Co. mit Surferfahrung für Kinder ab 12 Jahren
Ein eigenes Smartphone empfiehlt sich, wenn Kinder bereits Surferfahrung haben und wesentliche Sicherheitsregeln kennen: Kinder ab zwölf Jahren haben meist bereits gelernt, nicht altersgerechte oder wenig vertrauenswürdige Angebote zu erkennen, und wissen, was sie tun können, wenn sie online auf etwas stoßen, was ihnen komisch vorkommt oder Angst macht. „Viele Kinder sind in diesem Alter bereit für ein eigenes Smartphone – abhängig von ihren Medienerfahrungen“, so Langer. Die „Checkliste Smartphone“ kann die Entscheidung erleichtern.

Alterskennzeichnung beachten
Wichtig ist, dass Eltern die Altersfreigaben beachten, wenn sie Filme und Computerspiele kaufen. Alterskennzeichnungen vergeben die Freiwillige Selbstkontrolle Filmwirtschaft (FSK) für Filme sowie die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) für Computerspiele. Gesetzliche Alterskennzeichnungen sind jedoch keine pädagogischen Empfehlungen. Inhaltliche Einschätzungen finden Eltern auf Plattformen wie flimmo, Kinderfilmwelt, Klick-Tipps, dem Spieleratgeber NRW und der Datenbank „Apps für Kinder“ des Deutschen Jugendinstituts.

Mehr Informationen zur Mediennutzung ihrer Kinder finden Eltern auf www.schau-hin.info.

„SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der beiden öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste und ZDF sowie der AOK – Die Gesundheitskasse. Der Medienratgeber für Familien unterstützt seit 2003 Eltern und Erziehende dabei, ihre Kinder im Umgang mit Medien zu stärken.

Kinderaugen sehen alles!

Ruth Korte wünscht sich mehr Vorbilder im Straßenverkehr – für ihre Tochter und alle anderen Kinder.

Wir bringen unserer Tochter gerade die ersten und wichtigsten Verkehrsregeln bei: Dass man nicht einfach über eine Straße geht, sondern erst nach links, rechts und wieder nach links schaut, bevor man sie überquert, sich im Auto immer anschnallt, die Hände von Mama und Papa immer ans Lenkrad gehören, man den Radweg für Radfahrer freihält und man sich auch dann nochmal umsehen und gegebenenfalls Blickkontakt mit den Autofahrern suchen sollte, wenn die Fußgängerampel schon grün zeigt. Klappt prima. Eigentlich.

Uneigentlich fällt uns seitdem immer öfter auf, wie viele Erwachsene diese Regeln brechen. Da fährt dann doch noch schnell ein Auto über die rote Ampel, glotzen Autofahrer auf ihr Handy statt auf die Straße oder läuft ein Fußgänger über die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten.

Zugegeben: Die eine oder andere Verkehrssünde habe auch ich schon mal begangen, zum Beispiel wenn ich es eilig hatte oder abgelenkt war. Doch die aufmerksamen Augen meiner kleinen Tochter mahnen mich. Beim Einhalten der Verkehrsregeln geht es nicht nur um meine Sicherheit und schon gar nicht darum, ob die Polizei mich erwischen könnte, wenn ich sie breche. Auch Kinderaugen können mich erwischen! Wir Erwachsene haben eine Vorbildfunktion. Kinder lernen von uns, wie man sich verhält – auch im Straßenverkehr. Wir haben ihnen gegenüber somit eine große Verantwortung, die lebensgefährlich werden kann, wenn wir sie nicht wahrnehmen. Denn je öfter Kinder sehen, dass Verkehrsregeln von ihren Vorbildern gebrochen werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese Regeln selbst irgendwann brechen und sich somit in Gefahr begeben.

Also: Augen auf die Straße und Hände aufs Lenkrad oder den Lenker und Geduld haben, bis die Ampel grün leuchtet – auch wenn die Straße nicht besonders befahren ist. Denn es kann immer sein, dass wir aus einem Auto, Buggy oder vom Straßenrand aus von denen beobachtet werden, die es uns irgendwann nachmachen.

Ruth Korte ist Freie Redakteurin bei Family und FamilyNEXT, Buchautorin und lebt mit ihrer Familie in Gießen.