Das Ende meiner Freiheit
Nach der Geburt ihres ersten Kindes fühlte sich Rebekka Schwaneberg unglücklich und fremdbestimmt. Wie sie gelernt hat, damit umzugehen und warum sie sich für ein zweites Kind entschieden hat, beschreibt sie hier.
„Mein Leben ist vorbei!“ – so schrieb ich ein paar Tage nach der Geburt meiner Tochter unter Tränen in mein Tagebuch. Ich hatte ein wunderschönes Mädchen zur Welt gebracht, ich erholte mich körperlich schnell von der Entbindung und mein Mann unterstützte mich – trotzdem war ich unglücklich. Es fühlte sich für mich tatsächlich so an, als sei mein Leben vorbei, mein altes, selbstbestimmtes Leben. Denn von nun an bestimmte nicht mehr ich selbst über meinen Tagesablauf, darüber, ob und wann ich essen, schlafen, duschen oder mich unterhalten würde. Es lief so, wie es wohl alle Eltern in den ersten Monaten mit Kind erleben: Sobald ich mir, hungrig und vom Stillen ausgelaugt, eine volle Gabel in den Mund schob, meldete sich auch schon das Kind. Wollte ich schlafen, erwachte selbiges. Schickte ich mich an, den Raum zu verlassen, um einem dringenden Bedürfnis nachzugehen, mutierte das bis dahin zufriedene Wesen zum brüllenden Monster. Der ganz normale Alltag mit Baby eben.
PERMANENTE FREMDBESTIMMUNG
Das war vor etwa zweieinhalb Jahren. Ich wurde Mutter, und dieses Ereignis katapultierte mich direkt hinein in einen spannenden und intensiven, teilweise schmerzhaften Lernprozess. Ich gewann Erkenntnisse über mich selbst, die unangenehm waren: Nie hätte ich mich als besonders freiheitsliebend, unabhängig oder gar egoistisch beschrieben. Nun stellte ich fest, dass ich genau das war. Das neue Leben mit Kind war für mich zunächst eine Katastrophe. Ich begehrte auf gegen die permanente Fremdbestimmung durch mein Kind. Es machte mich so wütend! Am schlimmsten waren aber die Selbstvorwürfe, die auf Wut und Tränen folgten: „Millionen Mütter auf dieser Welt kriegen es hin, nur du machst mal wieder Theater! Was ist denn so schwer daran, warum kannst du dich nicht zusammenreißen? Warum bist du so egoistisch?“ Ich musste der Wahrheit ins Auge sehen, dass ich egoistisch war. Es machte keinen Sinn, mich dagegen zu wehren, dass ich es unendlich schwer fand, Mutter zu sein – ich musste einsehen, dass ich noch sehr viel zu lernen hatte!
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