Erst die Jugend!

Auch wenn sich alle nach Normalität sehnen – Vorfahrt hat jetzt die junge Generation. Ein Kommentar von Martin Gundlach

Bisher ist in der Pandemie nicht deutlich geworden, dass Eltern, Kinder oder Jugendliche einen besonderen Stellenwert für unsere Gesellschaft haben. Homeschooling wurde stillschweigend vorausgesetzt, neben dem Homeoffice oft Home-Chaos. In der Impf-Reihenfolge sind Eltern oder Jugendliche nicht erwähnt worden. Jetzt gibt es die Hoffnung, dass das Schlimmste vorbei ist. Die Reihenfolge beim Impfen ist aufgehoben und irgendwann werden dann auch Familien geimpft sein. Denn alle wünschen sich vor allem eines: Normalität.

Trotzdem wäre es ein Fehler zu versuchen, alles wieder wie vor der Pandemie machen zu wollen. Die letzten 16 Monate haben uns verändert, haben manche Entwicklungen verzögert und viele Leben komplett durcheinandergebracht. Deshalb wird uns die Krise noch lange beschäftigen, denn sie hat tiefe Wunden geschlagen. Sie hat vor allem die junge Generation verunsichert, die – nach meinem Gefühl – zu wenig im Blick war.

Die Kirchen und Gemeinden sollten nun zeigen, dass sie das verstanden haben. Dass sie, sobald die Richtlinien sich lockern, die richtigen Prioritäten setzen. Dass sie vor allem und zuerst in Kinder und Jugendliche investieren. Denn die Kids brauchen die Förderung ihrer Begabungen und die Begleitung in ihrer menschlichen und geistlichen Entwicklung dringend. Die Jugendlichen brauchen Impulse, sie brauchen die Gruppe, das Miteinander. Vor allem brauchen sie eine Perspektive in einer Welt, die für sie unübersichtlich und bedrohlich geworden ist.

Ich wünsche mir, dass Pastorinnen und Pastoren, hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich hier verstärkt einbringen. Und ich empfinde es nicht als Zumutung, wenn erwachsene und reife Christen da im Zweifelsfall noch einige Momente zurückstehen, um der nächsten Generation noch eine Zeit lang das Feld zu überlassen.

Martin Gundlach ist Redaktionsleiter von Family und FamilyNEXT.