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Pfeffermühle rettet Familien

Ist es bei euch auch so: Mama ruft zum Essen, aber keiner reagiert, weil alle auf einen Bildschirm starren? Und wenn sie sich dann zum Esstisch bequemen, kommt das Smartphone natürlich mit. Linda könnte ja ein Foto ihrer neuen Hotpants auf Instagram posten. Papa könnte eine wichtige dienstliche Mail bekommen. Und Jannis muss online sein, falls in der Fußballgruppe der Treffpunkt für das morgige Turnier mitgeteilt wird. Und so stopfen sich alle wortlos ihre Spaghetti in den Mund, während sie mit Facebook, Whatsapp oder Chefkoch-App beschäftigt sind …

Einen schönen Werbegag dazu hat sich der Pasta-Saucen-Hersteller Dolmio überlegt: Sie haben eine Pfeffermühle entwickelt, die nicht nur Pfeffer mahlen kann (das wäre ja auch keine Meldung wert), sondern die auch elektronische Geräte wie Smartphones, Tablets oder Fernseher ausschaltet. Ziel ist es, dass Familien beim gemeinsamen Essen wieder miteinander reden und nicht nur auf Bildschirme starren.

Die Prototypen wurden von australischen Familien getestet. Dazu gibt es auch ein eindrucksvolles Video: www.youtube.com/watch?v=HUgv5MDF0cQ.

Zu kaufen gibt es die originellen Pfeffermühlen allerdings noch nicht und ich bezweifle, dass es sie geben wird. Wahrscheinlich wollte Dolmio mit diesem Video vor allem den Markennamen ins Gespräch bringen – und das ist ihnen ja auch gelungen.

Aber würdet ihr so eine Mühle kaufen? Fändet ihr sie hilfreich? Könnte sie euer Familienleben retten?

Was ich mich allerdings noch viel mehr frage: Ist es schon so weit mit uns gekommen, dass wir solche Tricks nötig haben? Können wir das Problem, dass beim Essen alle auf Bildschirme starren – wenn es denn so ist –, nicht anders lösen?

Wie wäre es zum Beispiel mit der guten alten Familienkonferenz? Ach nein, funktioniert ja nicht, weil alle mit dem Smartphone beschäftigt sind …

Dann müssen vielleicht die Eltern ran und ihr Phone während des Essens weglegen. Oh, ich fürchte, das ist zu viel verlangt. Schließlich bekommen sie ja wirklich wichtige Nachrichten – im Gegensatz zu den Kids und Teens, die nur sinnfreie Posts verschicken …

Aber auf uns Eltern kommt es eben an! Und wenn wir wollen, dass beim gemeinsamen Essen über Klassenarbeiten, Wochenendgestaltung und Fußballergebnisse geredet wird, müssen wir auch die Voraussetzungen schaffen. Also Fernseher aus und Handy weg! Und mit den Kids und Teens sollte man das am besten von vornherein abklären. Bevor sie ein Smartphone oder Tablet bekommen, wird ein „Vertrag“ aufgesetzt mit Regeln, über die man sich gemeinsam verständigt. Dazu gehört auch die Regel „Kein Bildschirm beim Essen.“ Die Pfeffermühle kommt trotzdem auf den Tisch. Vielleicht muss Mamas Chefkoch-Rezept ja noch nachgewürzt werden!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Schlagen aus Liebe?

Zum heutigen Tag der gewaltfreien Erziehung veröffentlichen wir hier einen Artikel, der 2012 in Family erschien und leider immer noch aktuell ist:

Obwohl es in Deutschland verboten ist, haben zwei Drittel der Eltern ihre Kinder schon einmal geschlagen – oft aus Überforderung, manchmal aus Überzeugung.

„Ich finde es nicht schlimm, wenn ein Kind eine auf den Po oder auf die Finger bekommt, wenn es frech war“ – das ist eine der Rückmeldungen, die Family auf seiner Facebook-Seite zum Thema „körperliche Strafen“ bekommen hat. Wir waren etwas überrascht, dass es gar nicht so wenige „Family-Freunde“ gab, die das Schlagen von Kindern rechtfertigten. Immerhin ist das in Deutschland seit 2000 verboten. Im Bürgerlichen Gesetzbuch heißt es: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“ (§1631 BGB). Das ist ein klares Wort — und das ist gut so.

Von Eltern, die körperliche Strafen bewusst in der Erziehung einsetzen, werden die folgenden sechs Sätze häufig zur Rechtfertigung angeführt. Bei näherer Betrachtung sind sie aber alles andere als überzeugend.

 1. „Das sind Schläge aus Liebe!“

Manche Eltern meinen das wirklich so. Aber nachempfinden können wir das nicht. Vor allem: Wir kennen keine Kinder, die die Liebe ihrer Eltern in den Schlägen gespürt haben. Es gibt hundert Wege und Möglichkeiten, Kindern seine Liebe zu zeigen. Zu meinen, dies ginge mit Schlägen, die immer auch erniedrigend sind, ist absurd. Natürlich müssen Eltern oft Dinge tun, die zum Besten des Kindes sind, ihm aber nicht gefallen: Süßigkeiten einschränken, Schlafenszeiten einfordern, Gefährliches verbieten. Schläge sind aber definitiv nicht zum „Besten“. Das führt uns zum zweiten Satz:

2. „Das hat uns doch auch nicht geschadet!“

Das sagen Mütter und Väter, die selbst von ihren Eltern geschlagen wurden. Natürlich hinterlässt nicht jeder Klaps in der Kindheit einen dauerhaften psychischen Schaden. Aber andererseits: Wie kann man sich so sicher sein? Wäre die Beziehung zu den eigenen Eltern vielleicht enger, herzlicher, wenn es diese Schläge nicht gegeben hätte? Wäre ich dann vielleicht besser in der Lage, mein Kind gewaltfrei zu erziehen? Es ist erwiesen, dass Eltern, die in ihrer Kindheit selbst geschlagen wurden, später auch zu dieser „Erziehungsmethode“ neigen.

Aber die Auswirkungen sind schon früher sichtbar: Studien zeigen, dass Kinder, die zu Hause Gewalt erleben, als Jugendliche selbst zu Gewalt neigen. Der Kinder- und Jugendarzt Dr. Rüdiger Penthin steht nicht allein da, wenn er elterliche Gewalt – und dazu zählen auch „einfache“ körperliche Strafen — als Risikofaktor Nr. 1 für Jugendgewalt bezeichnet (in seinem Buch „Wenn Kinder um sich schlagen“). Zwar werden nicht alle betroffenen Kinder zu jugendlichen Gewalttätern. Aber Kinder, die geschlagen werden, verlieren an Selbstvertrauen und an Vertrauen in andere. Bei manchen äußert sich das auch darin, dass sie sich zurückziehen und resignieren.

 3. „Sonst hat man ja gar kein Druckmittel in der Hand!“

Braucht man in einer vertrauensvollen Beziehung ein „Druckmittel“? Eltern sind doch nicht mit Gewerkschaften vergleichbar, die ihre Forderungen durchsetzen wollen oder mit Chefs, die ihre Angestellten unter Druck setzen, damit sie mehr Umsatz machen. Erziehung ist Beziehung – es geht nicht darum, die Kinder dahin zu „ziehen“, wo man sie haben will, sondern sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Und dabei ist Angst eine ganz schlechte Grundlage. Natürlich gibt es Situationen im Familienalltag, die nach Konsequenzen verlangen. Wer die Hausaufgaben nicht fertig hat, darf nicht fernsehen. Wer seine Mutter mit Schimpfworten disst, muss in sein Zimmer gehen. Nicht immer leicht, die passende Konsequenz zu finden. Familie fordert und fördert eben die Kreativität …

 4. „Die Kleinen verstehen doch noch nichts anderes!“

Die „Kleinen“ sind nicht so unverständig, wie Mama und Papa manchmal glauben. Schon ein Einjähriger kann lernen, was das Wort „Nein“ bedeutet. Wenn er immer wieder zur Stereoanlage krabbelt, muss man ihn eben immer wieder dort wegholen und deutlich „Nein“ sagen. Klar ist das mühsam – aber auf lange Sicht wirksamer als ein Schlag auf die Finger. Der Schweizer Kinderschutzexperte Frank Ziegler weist darauf hin, dass Körperstrafen keine positiven Reaktionen beim Kind erzeugen. Es werde nicht braver oder weniger störrisch. Und eigentlich ist das vielen Eltern auch klar. Etwa achtzig Prozent der Eltern, die ihr Kind schlagen, kommen zu dem Schluss, dass diese „Erziehungsmethode“ nichts bringt.

5. „Mit Worten kann man viel schlimmer verletzen!“

Es stimmt, dass Eltern ihre Kinder mit Worten sehr verletzen können. Das aber ist noch lange kein Grund, ein Kind zu schlagen. Nicht umsonst heißt es im deutschen Gesetzestext: „Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Gewalt in jeder Form hat in der Erziehung nichts zu suchen. Verbale Gewalt ist da sicher noch schwieriger einzugrenzen als körperliche Gewalt. Andererseits heißt der Verzicht auf körperliche Gewalt nicht, dass man jede Form von körperlichem Eingreifen vermeiden muss. Wenn die Tochter verbotenerweise auf dem Sofa herumhüpft, kann man sie mit einem beherzten Griff herunterheben. Wenn der trotzende Sohn um sich schlägt, kann man seinen Arm festhalten. Aber nicht zurückschlagen! Das Motto „Wehren ist erlaubt“ gilt nicht, wenn der Gegner körperlich so unterlegen ist wie ein Kind seinen Eltern.

6. „Das steht doch in der Bibel!“

Es stimmt: Im Alten Testament wird körperliche Züchtigung als Teil der Nachwuchsförderung angesehen. „Wer seinen Sohn liebt, der züchtigt ihn“, heißt es beispielsweise in Sprüche 13, Vers 24. Was in der Bibel steht, hat für Christen immer Bedeutung, aber ist doch nicht in allen Aspekten eins zu eins in unsere Zeit hinein zu übersetzen. Die Ratschläge und Anordnungen, die wir im Alten Testament finden, sprechen in eine völlig andere Zeit und Kultur hinein, in der die Todesstrafe üblich war, Vielehe, Sklaverei und andere Sachverhalte, die heute für die allermeisten undenkbar sind. Die Mitte des christlichen Glaubens ist Jesus Christus. Von ihm her ist das Alte Testament zu lesen und zu verstehen. Seine Botschaft und sein Handeln beschreiben uns die Evangelien als engagiert und emotional, aber vor allem den Menschen zugewandt, liebevoll und gnädig. Die unverdiente Gnade Gottes predigt er, die offenen Arme des wartenden Vaters. Und er ehrt die Kinder in einer besonderen Art und Weise. Jesus selbst hat Aussagen des Alten Testaments aufgegriffen und neu gedeutet. Im fünften Kapitel des Matthäus-Evangeliums nennt er unter anderem die Regel „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ und weist seine Nachfolger an, nicht Rache zu üben, sondern der Gewalt mit Friedfertigkeit zu begegnen. Eine gute Grundlage für eine christliche Erziehung kann man auch in den so genannten „Früchten des Geistes“ finden, die im Galaterbrief aufgezählt werden: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung.

Wo immer Sie einen der obigen sechs Sätze hören: Widersprechen Sie!

Martin Gundlach ist Redaktionsleiter von Family.

Bettina Wendland ist Redakteurin bei Family.

 

 

 

Die großen Linien sind wichtig!

Ein Plädoyer für eine Erziehung, die das Wesentliche im Blick hat. Von Kerstin Wendel

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Belohnen oder bestrafen?

In unserer Grundschule wurde jetzt ein Ampel-System eingeführt: Morgens sind alle Schüler auf „grün“. Wer stört oder sich anderweitig unpassend benimmt, landet nach drei Ermahnungen auf „gelb“. Bessert sich das Verhalten nicht, landet der Schüler oder die Schülerin schließlich auf „rot“ und bekommt einen Eintrag im Hausaufgabenheft oder muss gegebenenfalls nachsitzen.

Gut an dem System finde ich, dass es nun eine einheitliche Regelung für alle Lehrer und Schüler gibt. Und dass am nächsten Morgen alle wieder bei „grün“ starten. Neuer Tag, neue Chance. Was mir aber nicht gefällt: Der Lehrer oder die Lehrerin reagiert nur auf negatives Verhalten. Es gibt nur Bestrafungen, keine Belohnungen.

Nun ist die Diskussion, was nun mehr positiven Nutzen bringe – Belohnungen oder Bestrafungen – eine endlose. Regelmäßig erscheinen neue Studien dazu. Vor kurzem haben zwei Forscher aus Österreich herausgefunden, dass es am besten sei, beide Methoden zu kombinieren, kurz gesagt: erst Zuckerbrot, dann Peitsche. Also erst mit Belohnung Anreize schaffen und dann die, die sich davon nicht motivieren lassen, mit Strafen unter Druck setzen. Klingt für mich sehr logisch. (nachzulesen hier: http://www.wiwo.de/erfolg/management/motivation-erst-das-zuckerbrot-dann-die-peitsche/11069086.html)

Auch wenn sich diese Studie nicht speziell auf die Schule bezieht, würde ich mir wünschen, das Ampel-Modell in dieser Richtung zu verändern. Wobei dann die Ampel nicht mehr das passende Modell ist. Ich stelle mir vor, dass die Kinder in einem neutralen Bereich starten. Wer sich gut verhält, fleißig arbeitet, sich am Unterricht beteiligt, kommt zum Beispiel in den „Daumen hoch“-Bereich. Wer stört, mit Radiergummis wirft oder den Sitznachbarn ärgert, landet bei „Daumen runter“. Als ich diese Idee allerdings bei einem Elternabend in die Diskussion einbrachte, wurde ich ziemlich unfreundlich von einer anderen Mutter angegangen: „Es ist doch wohl selbstverständlich, dass die Kinder sich gut benehmen. Das muss man ja nicht noch belohnen!“

Ja, ist es das? Ist es selbstverständlich, dass der Siebenjährige ruhig auf seinem Platz sitzt und Textaufgaben rechnet, statt wild rumzutoben? Ist es selbstverständlich, dass die Neunjährige sich mit Rechtschreibregeln beschäftigt, statt Pferdebilder zu malen?

Ich finde nicht! Ich jedenfalls freue mich über Lob und Anerkennung. Ich habe auch manchmal damit zu kämpfen, mich auf das zu konzentrieren, was grade ansteht. Wenn dann ein freundlicher Leserbrief kommt, gehe ich mit viel mehr Motivation ans Werk.

Nun ist die Frage von Belohnung und Bestrafung ja nicht nur in der Schule relevant. Und ich muss zugeben: Meine kritischen Kommentare bezüglich Zimmer-Aufräumen, Vokabeln-Lernen oder Kaninchen-Stall-Säubern sind oft mehr zu hören als lobende, wertschätzende Worte. Daran will ich arbeiten!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Aktuelle Eltern-Umfrage

Kinder zu erziehen ist für die meisten Eltern gleichzeitig eine große Erfüllung und eine große Herausforderung. Was kann Eltern helfen, diese Herausforderung zu meistern? Damit beschäftigt sich die Studie IPS (International Parenting Survey), die an der TU Braunschweig durchgeführt wird. Sie will herausfinden, welche Bedürfnisse Eltern in der Erziehung ihrer Kinder haben und welche Unterstützung rund um den Familienalltag für sie hilfreich wäre. Ziel dieser Studie ist es, mit den erhaltenen Ergebnissen unterstützende Programme für Eltern in der jeweiligen Region anzubieten oder bestehende Hilfen zu optimieren.

Bei der Studie können Eltern von Kindern zwischen 2 und 12 Jahren mitmachen. Dafür ist es notwendig, einen ca. 20-minütigen Fragebogen online auszufüllen: https://experiment.psy.uq.edu.au/ips/ger

Würdevoll schlagen?

Eigentlich hatte Papst Franziskus bei mir bisher einen guten Eindruck hinterlassen: lebensnah, menschenfreundlich, zugewandt … Auch Kindern gegenüber wirkt er freundlich und liebevoll.

Umso erschreckender seine Aussagen in einer Generalaudienz diese Woche: Der Papst erzählt von einer Begegnung mit einem Vater, der ihm sagte, manchmal müsse er seine Kinder schlagen, aber niemals ins Gesicht. Das würde sie demütigen. Der Kommentar von Franziskus dazu: „Wie schön! Er hat einen Sinn für Würde.“

Nein! Schlagen hat niemals etwas mit Würde zu tun! Wenn ich einen Menschen schlage, ist das immer entwürdigend und verletzend. Das gilt bei Erwachsenen und erst recht bei Kindern.

Ich weiß, dass es in den besten Familien vorkommt, dass einem mal die Hand ausrutscht, weil man als Vater oder Mutter sich nicht mehr anders zu helfen weiß. Aber Hilflosigkeit ist ein schlechter Berater. Natürlich wird ein Kind von so einem einmaligen Vorfall nicht sofort traumatisiert. Aber es ist trotzdem falsch und darf nicht von der Kirche oder sonst wem legitimiert werden.

Der Vatikan versucht, den Papst zu verteidigen. Er habe nicht über Gewalt gegen Kinder gesprochen, sondern darüber, ihnen zu Wachstum und Reife zu verhelfen, erklärte ein Vatikanvertreter.

Ich kann es nicht fassen: Ja, Kinder brauchen Grenzen und Regeln und Konsequenzen. Aber wie sollen sie lernen, dass Gewalt keine Probleme löst, wenn ihre Eltern ihnen etwas anderes vorleben? Wie sollen sie verstehen, dass man Konflikte ohne Gewalt lösen kann und muss?

Mal ganz davon abgesehen, dass die gutgemeinten Erziehungstipps des Papstes gegen die UN-Kinderrechtskonvention und auch gegen Gesetze in Deutschland und vielen anderen Ländern verstoßen …

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Wann ist ein Ratschlag gut?

„Mir ist aufgefallen, dass du deinen Jüngsten behandelst wie ein deutlich jüngeres Kind“, meint eine Freundin. Bingo! – sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Der „Kleine“ ist zwar schon acht, aber irgendwie immer noch mein Baby. Da muss ich wohl stärker drauf achten, mit ihm umzugehen, wie es zu einem Achtjährigen passt.

Dieser Ratschlag war gut. Er passte, war vorsichtig und liebevoll vorgetragen und die Freundin ist im Bereich Beziehung äußerst kompetent – da fiel es mir nicht schwer, ihre Kritik anzunehmen. Leider werden Ratschläge aber nicht immer gut und passend angebracht. „Was, du stillst immer noch?“ „Wollt ihr euer Kind wirklich in diesen Kindergarten schicken?“ „Müsstest du nicht langsam wieder in deinen Job einsteigen?“ – Fragen wie diese sind selten hilfreich. Sie verunsichern und belasten nicht selten die Beziehung.

Andererseits: Soll ich um des lieben Friedens willen immer den Mund halten? Auch wenn ich überzeugt bin, dass meine Freundin sich und ihrem Kind schadet?

Wie haltet ihr es mit (guten) Ratschlägen? Seid ihr bereit dazu, sie zu hören? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Und gebt ihr anderen Ratschläge mit auf den Weg? Wie reagieren sie darauf?

Ich würde mir wünschen, dass unter Eltern eine Offenheit herrscht, die gute und hilfreiche Ratschläge möglich macht. Aber bitte mit ausreichend Feingefühl!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Ist ein bisschen Heimlichkeit erlaubt?

Adrian findet, dass seine Frau Merle zu streng mit den Kindern ist. Wenn er mit den Kleinen alleine ist, versucht er besonders großzügig zu sein. Immer mit dem Hinweis: „Erzählt das aber nicht eurer Mutter!“ Merle hat das neulich mitbekommen und ihm vorgeworfen, dass er ihr in den Rücken fällt. Adrian kontert: „Du siehst das viel zu eng!“ Wie einig muss man sich als Paar in der Erziehung sein? Ist ein bisschen Heimlichkeit erlaubt, wenn es der Sache möglicherweise dient?

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So werden Kinder hilfsbereit

Wissenschaftler der Harvard Universität haben das „Making Caring Common Project“ ins Leben gerufen. Damit wollen sie Eltern Tipps geben, was sie tun können, damit ihre Kinder zu hilfsbereiten Menschen werden. Auf der Website des Projekts (http://sites.gse.harvard.edu/making-caring-common) nennen sie sechs Prinzipien, die Eltern weiterhelfen. Hier eine Zusammenfassung:

1. Sei ein Vorbild und Lehrmeister

Eltern, die sich engagieren, anderen helfen, fürsorglich denken und handeln zeigen ihren Kindern ganz praktisch, was ihnen wichtig ist.

2. Setze die Hilfe für andere als Priorität

Wenn Kinder merken, wie wichtig ihren Eltern das Wohl der Mitmenschen ist, übernehmen sie diese Prioritätensetzung.

3. Schaffe deinem Kind Möglichkeiten, sich für andere einzusetzen

Kinder müssen den guten Umgang mit anderen Menschen üben. In der Familie und darüber hinaus. Dazu gehört auch z.B. die Mithilfe im Haushalt.

4. Erweitere die Perspektive deines Kindes

Kinder sind schnell mitfühlend mit den Menschen in ihrem direkten Umfeld. Eltern können ihnen helfen, sich auch in Menschen im weiteren Umfeld hineinzuversetzen und deren Bedürfnisse nachzuvollziehen.

5. Hilf Kindern, Anführer in Sachen Hilfsbereitschaft zu werden

Kinder brauchen oft Mut, um z.B. in ihrer Klasse zu einem Kind zu stehen, das bei den anderen nicht so beliebt ist. Hier können Eltern sie unterstützen – durch Zuhören und konkrete Ratschläge.

6. Hilf Kindern, gut mit ihren Gefühlen umzugehen

Negative Gefühle wie Neid oder Wut können Hilfsbereitschaft verhindern. Eltern sollten diese Gefühle mit ihren Kindern thematisieren und ihnen zeigen, wie sie gut damit umgehen können.

 

 

 

Kinder zum Glauben erziehen?

Um diese Frage ging es bei einem Family-Talk, der gestern auf der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg stattfand. Von Anfang an war klar, dass dies mehr eine rhetorische Frage ist. Schließlich hat Gott nur Kinder und keine Enkel. Deshalb können Eltern ihren Kindern den Glauben nicht anerziehen. Kinder und Jugendliche müssen einen selbstständigen, mündigen Glauben entwickeln.

Wie das gelingen kann, darum ging es in der Talk-Runde, an der unter anderen der Psychologie-Professor, Familientherapeut und vierfache Vater Dr. Ulrich Giesekus, die Pfarrerin und dreifache Mutter Monika Deitenbeck-Goseberg und der Erzieher, Pastor und fünffache Vater Uwe Heimowski teilnahmen.

Einig waren sich die Talk-Gäste darin, dass christliche Erziehung weniger mit bestimmten Aktivitäten oder Ritualen zu tun hat. Vielmehr gehe es darum, dass Eltern ihren Alltag als Christen leben und von ihrem Glauben prägen lassen. Diese Prägung spiegelt sich dann ganz automatisch in der Erziehung und im Familienleben wider.

Grundsätzlich hat eine christliche Erziehung positive Ausprägungen und Folgen. Aber wie in allen Bereichen machen Eltern natürlich auch hier Fehler. Und letztlich gibt es für viele Fragen keine pauschale Antwort, die für alle Familien richtig ist. Das wurde zum Beispiel bei der Frage deutlich, wie Eltern reagieren sollen, wenn ihre Teens nicht mit in den Gottesdienst gehen wollen. Während Ulrich Giesekus dafür plädierte, dass man ihnen die Freiheit lassen sollte, zu Hause zu bleiben, sprach sich Monika Deitenbeck-Goseberg dafür aus, dass Teenager am Gottesdienst teilnehmen – allerdings müssten dann natürlich die Gottesdienste auch so gestaltet sein, dass sie für die Jugendlichen ansprechend sind.

Einigkeit herrschte darüber, dass es gerade für Teens wichtig ist, neben dem Elternhaus ein zweites christliches Zuhause zu haben, zum Beispiel in einem Teenkreis, bei Freizeiten oder Jugendcamps.

Beeindruckend war eine Talkteilnehmerin, die selbst keine Christin ist, der es aber wichtig war, ihr inzwischen fünfjähriges Kind taufen zu lassen. Sie selbst sieht für sich keinen Weg zum Glauben, möchte diesen Weg aber ihrer Tochter eröffnen und ermöglichen.

Bettina Wendland, Family-Redakteurin