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Wenn Jugendliche nur noch chillen wollen – Tipps für Eltern

Teenager und Jugendliche hängen gern ab und treiben ihre Eltern damit in den Wahnsinn. Was tun? Chillen lassen oder antreiben? Pädagogin Sonja Brocksieper gibt Tipps.

Mit Beginn der Teenagerjahre erleben viele Eltern, dass sich die Verhaltensweisen ihrer neugierigen und aktiven Kinder, die sich gern zu gemeinsamen Aktivitäten einladen ließen, verändern. Chillen und Abhängen werden zur Lieblingsbeschäftigung. Jugendliche lassen sich zu den liebgewonnenen Familiengewohnheiten immer weniger motivieren. Das Engagement für die Schule und das ein oder andere Hobby werden vernachlässigt. Manche Eltern empfinden ihre größer werdenden Kinder regelrecht als faule Mitbewohner, die kaum noch etwas auf die Reihe bekommen. Je nach Ausmaß führt diese Faulheit in vielen Familien zu Auseinandersetzungen und Diskussionen.

Antriebslose Jugendliche

Zunächst muss man hervorheben, dass das Abhängen der Teenager ein normaler Entwicklungsschritt ist. Die Jugendzeit ist eine Zeit enormer Veränderungen. Am auffälligsten ist das bei der körperlichen Entwicklung, aber auch seelische Umbrüche prägen diese Zeit. Viele Teenager erleben – aufgrund hormoneller und neurologischer Veränderungen – große emotionale Schwankungen. Gerade war noch alles wunderbar und einen Moment später geht die Stimmung in den Keller. Die Pubertät ist eine anstrengende Zeit des Zweifelns, der Unsicherheit und der Suche nach dem eigenen „Ich“. Dazu kommt, dass sich der Biorhythmus im Jugendalter ändert und sich die Melatonin-Ausschüttung verschiebt. Morgens kommen sie nicht aus dem Bett, tagsüber sind viele antriebslos und abends werden sie später müde. Auch ernsthafte körperliche Beschwerden können Begleiterscheinungen in der Pubertät sein: Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Müdigkeit oder nervöse Erregbarkeit sind nicht selten die Folgen.

Bei vielen Teenagern gehen die Schulleistungen in der siebten bis neunten Klasse etwas nach unten. Der Kopf und das Herz sind mit wichtigeren Themen beschäftigt als Vokabeln und Geschichtsdaten. Das Gehirn ist in dieser Zeit eine regelrechte Baustelle, sodass es vielen Jugendlichen schwerfällt, sich mit abstraktem Wissen, das mit der eigenen Gefühlswelt wenig zu tun hat, zu beschäftigen. Viel spannender ist die Frage, wie man sich im eigenen Körper wohlfühlen kann, wie man bei den Jungs oder Mädchen in der Klasse oder Jugendgruppe ankommt und wie sich die Freundschaften untereinander entwickeln. Nicht selten erleben Teenager hier auch Stress, Enttäuschung oder Zurückweisung, was Zeit zur Verarbeitung braucht. Und natürlich nagt es auch an der Teenagerseele, wenn man ständig in der Schule das Feedback bekommt, dass die Leistungen nicht so brillant sind. Im Grunde wissen sie, dass mehr Lernen helfen könnte, aber dafür fehlt die Energie.

Gesunde Selbstfürsorge

Um all die Veränderungen zu verarbeiten, brauchen viele Jugendliche Zeiten für sich. Sie ziehen sich zurück und hängen in ihrem Zimmer ab, weil sie schlichtweg eine Verschnaufpause für ihre Seele und ihren Körper brauchen. Und solange das kein Dauerzustand ist, sollten Eltern ihren Kindern diese Erholungszeiten zugestehen. Zeiten des Rückzugs, in denen ein Teenager den ganzen Nachmittag auf dem Bett verbringt und keinen sehen will, sind eine gesunde Selbstfürsorge. Auch das lange Ausschlafen am Wochenende ist eine wichtige Oasenzeit für die Heranwachsenden.

Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass Eltern bei dauerhafter Lethargie und völliger Passivität genauer hinsehen. Wird aus einzelnen Chill-Phasen ein Dauerzustand, in dem die Stimmungslage des Jugendlichen kippt, sollten Eltern das Gespräch suchen. Bei aller Erholung ist es wichtig, dass Jugendliche gleichzeitig motiviert werden, ihren Platz im Leben einzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. Ein Mindestmaß an schulischem Einsatz, Mithilfe im Haushalt, Bewegung und Kontakt zu Gleichaltrigen sollte in dieser Lebensphase im Blick bleiben und von den Eltern liebevoll gefördert werden. Dabei ist es wenig hilfreich, wenn wir unseren Teenagern Vorwürfe machen. Sätze wie „Du hängst nur rum“, „Du machst ja gar nichts mehr“ oder „Jetzt geh doch mal an die frische Luft“ sollte man lieber vermeiden. Stattdessen können Eltern mit einer empathischen Haltung deutlich mehr erreichen: „Ich verstehe, wenn dir gerade alles zu viel wird. Ich finde es okay, wenn du morgen ausschläfst. Samstagnachmittag musst du dich dann bitte um das Badputzen kümmern.“

Manchmal ist es für Eltern auch gut, sich an die eigene Jugendzeit zu erinnern, in der man selbst genervt war, wenn man von den Eltern angetrieben wurde, endlich den Müll aus dem Zimmer zu räumen. Besonders dann, wenn der Tonfall nicht respektvoll oder wertschätzend war. Viele Reibungspunkte können Eltern vermeiden, wenn sie in der Kommunikation mit ihren Kindern eine Haltung des Respekts einnehmen und nachfragen, wie es ihnen geht.

Aus der Abhäng-Phase rauskommen

Aus der Gehirnforschung wissen wir, dass mit etwa 15, 16 Jahren eine deutliche Entwicklung der neurologischen Reife stattfindet. Etwa ab diesem Alter wächst die Fähigkeit, umfassend zu reflektieren, Einsicht zu bekommen und komplexe Entscheidungen zu treffen. Spätestens ab diesem Alter sollten Eltern ihre Anforderungen an ihre jugendlichen Kinder Schritt für Schritt steigern. Bleiben Jugendliche in dieser Abhäng-Phase stecken, können sie sich zu Konsumenten entwickeln, die wenig lebensfähig werden und es dann später schwerer haben, die Alltagsherausforderungen zu bewältigen.

Nicht selten können Übergangsphasen Fallstricke sein, sodass es gut ist, diese Phasen gut vorzubereiten und zu planen. Nach dem Schulabschluss inklusive Prüfungszeit lassen viele junge Leute mit gutem Recht erst mal ihre Flügel hängen. Jugendliche sollten auch genießen dürfen, wenn sie einen wichtigen Lebensabschnitt geschafft haben. Je nach Persönlichkeit ist es sogar ratsam, dass sie nicht sofort in der üblichen Tretmühle weitermachen. Dennoch ist es auch wichtig, diese Zeit der Pause klar zu begrenzen, damit Faulenzerei kein Lebensmotto wird, sondern Kraft für Neues freisetzen kann.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und leitet gemeinsam mit ihrem Mann die team-f Regionalarbeit im Rheinland. sonja-brocksieper.de

Immer mehr Pickel

„Mein Sohn (13) bekommt immer unreinere Haut. Ich habe das Gefühl, dass er sich nicht richtig darum kümmert und befürchte, dass er gehänselt wird, wenn es so weitergeht. Wie kann ich ihm helfen und was kann man bei unreiner Teenager-Haut unternehmen?“

„Mein Sohn (13) bekommt immer unreinere Haut. Ich habe das Gefühl, dass er sich nicht richtig darum kümmert und befürchte, dass er gehänselt wird, wenn es so weitergeht. Wie kann ich ihm helfen und was kann man bei unreiner Teenager-Haut unternehmen?“

Bei Ihrem Sohn liegt wahrscheinlich eine pubertätsbedingte Akne vor. Die Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen weltweit und tritt meistens ab dem Zeitpunkt der Pubertät auf. Zunächst einmal sollten Sie sich keine allzu großen Sorgen machen. Ihr Sohn ist mit diesem Problem nicht allein, denn fast 80 Prozent aller Teenager neigen zu unreiner Haut.

Das ist vor allem auf die hormonelle Veränderung während der Pubertät zurückzuführen. Im Teenageralter entwickeln die Sexualorgane vermehrt verschiedene Hormone, unter anderem auch Androgene. Ein Beispiel ist das männliche Sexualhormon Testosteron, welches unter anderem für das Wachstum der Körperbehaarung verantwortlich ist oder bei Jungen den Stimmbruch auslöst.

Aknenarben durch Pickel vermeiden

Die Androgene regen die Talgproduktion der Haut an, wodurch es bei Teenagern während der Pubertät häufig zu Unreinheiten und Pickeln im Gesicht und/oder auf der Rückenpartie kommt. Mit der richtigen Pflege und medizinischen Behandlung kann das Ausmaß der Akne glücklicherweise enorm gemildert werden. Das ist vor allem wichtig, um sogenannte „Aknenarben“ zu vermeiden, die häufig dann entstehen, wenn es zu Entzündungen kommt und diese nicht richtig behandelt werden.

Es ist wichtig, dass Sie hier, am besten gemeinsam mit Ihrem Kind, eine geeignete Pflegeroutine entwickeln und im besten Fall auch ein Auge darauf behalten, dass diese entsprechend durchgeführt wird. Um langfristige Erfolge zu erzielen, ist es essenziell, diese Routine konsequent durchzuführen und nicht abzubrechen, auch wenn Besserungen zu erkennen sind, sonst kann es zu einem Rückfall und einem erneuten Ausbruch der Akne kommen.

Worauf Sie bei Pflegeprodukten achten sollten

Es gibt unzählige Produkte zur Behandlung von Aknehaut. Bei der Auswahl sollten Sie einige Dinge beachten. Aknehaut neigt dazu, eher fettig zu sein, weswegen eher „leichte“ statt fettende Produkte verwendet werden sollten, die die Haut nicht noch zusätzlich verschließen. Auf diese drei Stichworte sollten Sie beim Kauf der Produkte Acht geben: Sie sollten „nicht komedogen“ bzw. „komedolytisch“ oder „keratolytisch“ sein. Pflegeprodukte, die diese drei Kriterien erfüllen, eignen sich gut zur Behandlung der Akne. Sie machen die Poren frei, helfen Pickel und Mitesser aufzulösen und lösen abgestorbene Hautzellen. Bei der Reinigung sollten milde, am besten pH-neutrale Produkte verwendet werden, um die Haut nicht weiter zu reizen. Meistens reicht jedoch bei einer Akne keine lokale Hautpflege aus, sondern rezeptpflichtige Wirkstoffe werden benötigt.

Ist die Akne stark ausgeprägt, kann in Absprache mit dem behandelnden Dermatologen auch eine medikamentöse Therapie mit Hormonpräparaten, Antibiotika oder Vitamin A-Säure-Präparaten angeordnet werden. Diese muss aber genau auf das Hautbild abgestimmt werden. Auch chemische Peelings können helfen, die Akne zu bekämpfen. Diese sollten ausschließlich von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden.

Dr. med. Alice Martin ist Ärztin und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic.com. 

Streit mit der Teenie-Tochter: Expertin verrät, wie Sie die Situation entschärfen

Die Pubertät ist eine Zerreißprobe für Eltern. Pädagogin Stefanie Diekmann gibt Tipps, was sie tun können, wenn das Kind sie zur Weißglut bringt.

„Meine Teenie-Tochter (15) und ich rasseln immer häufiger aneinander, ja, sie bringt mich richtig zur Weißglut! Neulich habe ich sie angeschrien und mich danach total schrecklich gefühlt – sie sich natürlich auch. Wie kriege ich es hin, meine Wut unter Kontrolle zu halten, ihr aber auch zu vermitteln, wo sie meine Grenzen überschreitet?”

Diese Zeiten fordern viel – von Eltern und den Teens. Gerade war man als Familie noch ein eingespieltes Team, nun trifft die Pubertät mit irritierenden Pfeilen in die vertrauten Beziehungen. Die Heranwachsenden suchen Halt in ihrer sich so stark verändernden Welt. Halt, den sie sich tatsächlich besonders in der Familie suchen. Paradoxerweise geschieht dies gerade bei Vertrauten durch Pöbeln, Motzen, Provozieren und Boykottieren. Paradoxerweise, denn das Abgrenzen durch Bemerkungen und Sticheleien fühlt sich nicht an, als würde der oder die Jugendliche Halt suchen.

Ja, Teenager sind gute Beobachter und haben über ihre Eltern durch die gemeinsame Lebenszeit ausreichend „belastendes“ Material angesammelt. Mit wenigen Bemerkungen werden Treffer gelandet, die gerade Eltern schmerzhaft aus dem Gleichgewicht bringen. Nicht selten sind Schnappatmung, plötzlicher Zorn und Empörung nach einem gut gesetzten Teenie-Blick oder Kommentar die Begleiterscheinungen für Eltern von Pubertierenden auf der Suche nach Halt.

Grenzen klar machen

Gerade weil der junge Mensch Halt sucht, ist es notwendig, dass Eltern bewusst ihr Stoppschild sichtbar machen. Geben Sie Ihrer Tochter Halt durch eine klare Haltung. Bedenken Sie: Ihre Tochter bringt zwar persönlich verletzende Argumente vor, es geht ihr aber nicht um die Beziehung.

Sie testet unbewusst: Halten meine Eltern das aus? Sie als Eltern dürfen die angespannte Situation verlassen, sich gegebenenfalls sogar gegenseitig an das Verlassen erinnern. Einige Familien einigen sich auf Codewörter, die beide Seiten nennen dürfen. Andere verabreden zusammen, dass sie nicht das Haus verlassen, aber im Schlafzimmer ungestört sein können.

Ins Gespräch kommen

Das Verlassen der akuten Situation erscheint Eltern paradox, weil sie ihren aufgeplusterten Giftschützen unbedingt im Vollzug das „So nicht!“ verdeutlichen und ihre Macht demonstrieren wollen. Das fördert aber eher den Willen nach Unabhängigkeit des Jugendlichen und eine weitere Stufe der Emotionen wird freigeschaltet. Die gewünschte Einsicht ist allein von der Gehirnbeschaffenheit im Streit nicht möglich und führt eher zu Eskalationen, die die Beziehung sehr belasten.

Nehmen Sie in einem ruhigeren Moment das Gespräch mit der Tochter wieder auf. Rutschen Sie dabei nicht auf ihre Stufe und reagieren Sie nicht nachtragend. Die Frage: „Wie ging es dir im letzten Streit mit mir?“ hilft, sich gegenseitig neu kennenzulernen und den wirklichen emotionalen Druck des Haltsuchenden als Eltern zu verstehen. Dabei kann auch zur Sprache kommen, welche verletzenden Kommentare Sie von Ihrem austickenden Teen nicht mehr hören möchten. Im Gespräch zu bleiben, ist die Grundvoraussetzung für das Überleben der Beziehungen. Dann kann es auch nach Turbulenzen später wieder Humor und Respekt geben.

Stefanie Diekmann ist Pädagogin, Trainerin für Eltern und Autorin. Sie gestaltet mit ihrem Mann die Kirchengemeinde EFG Göttingen und genießt ihre Familie. 

Wann zur Frauenärztin?

„Meine Tochter ist jetzt 14. Manche ihrer Freundinnen waren schon bei der Frauenärztin, andere (wie sie) noch nicht. Ich bin mir unsicher: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Und wie bereite ich meine Tochter darauf vor?“

Für viele Mädchen sind Frauenärztinnen zunächst die große Unbekannte. Früher gab es nur den Kinderarzt oder die Kinderärztin. Den meisten Kids ist klar, im Erwachsenenalter gibt es stattdessen Hausärzte. Wozu braucht es zusätzlich eine Frauenärztin?

WARUM ZUR FRAUENÄRZTIN?

Eine Frauenärztin ist für die inneren und äußeren Geschlechtsorgane der Frau im Intimbereich sowie für die Brüste zuständig, bei der Vorsorge und der Behandlung von gut- und bösartigen Erkrankungen. Sie begleitet ergänzend zu Hebammen Frauen in der Schwangerschaft und rund um die Geburt. Sie ist Ansprechpartnerin bei Störungen der Monatsblutung, Entzündungen, einem Ungleichgewicht weiblicher Hormone, in Fragen der Empfängnisregelung und bei vielen sexuellen Problemen. Der Besuch bei der Frauenärztin wird ab dem 20. Lebensjahr ein- bis zweimal pro Jahr zur Vorsorge empfohlen. Wenn ein Mädchen keinerlei Beschwerden hat, genügt es, den ersten Besuch zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr zu planen. Ausnahmen, die Praxis früher aufzusuchen, sind Beschwerden im Genitalbereich, starke Schmerzen und/oder Störungen der Monatsblutung, das Ausbleiben der ersten Blutung bei Mädchen älter als etwa 16 Jahre oder wenn kein Tampon eingeführt werden kann. Außerdem ist die Frauenärztin ansprechbar, wenn ein Mädchen schon sexuell aktiv ist oder unsicher, ob alles okay ist, zum Beispiel bei unklaren Tastbefunden der Brust.

GUTE VORBEREITUNG

Vielen Mädchen hilft ein orientierender erster Termin ohne Untersuchung, um die Ärztin und die Praxis kennenzulernen. Respektieren Sie unbedingt, ob sie zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen möchte. Drängen Sie Ihre Tochter nicht zu Ihrem Gynäkologen. Überrumpeln Sie sie nicht, indem Sie mit Terminen Tatsachen schaffen. Klären Sie mit ihr, wann sie dazu bereit ist. Sie sollte wissen: Vor der Untersuchung entkleidet sie sich in einer Umkleidekabine im Untersuchungsraum untenherum – nie ganz! Ein langes Shirt ist ein guter Sichtschutz auf dem Weg zum Untersuchungsstuhl.

Steht eine Untersuchung an, bereiten Sie sie darauf vor, dass die Frauenärztin dafür einen speziellen Untersuchungsstuhl benötigt, auf dem man zurückgelehnt sitzt, während die Beine seitlich auf Beinschalen oder Bögen gelagert sind. Nur so kann die Ärztin durch die Scheide bis zum Eingang der Gebärmutter schauen. Dazu schiebt sie vorsichtig mit Untersuchungsinstrumenten die Scheidenwände beiseite. Zusätzlich kann sie die inneren Geschlechtsorgane durch die Scheide abtasten und sie mit einem schmalen Ultraschallgerät betrachten. Falls es wehtun sollte, bitte Bescheid sagen. Die Frauenärztin ist immer ansprechbar.

Dr. med. Ute Buth ist Frauenärztin, Sexual- und Weißes Kreuz-Fachberaterin. Sie leitet die Beratungsstelle „herzenskunst“ in Bochum, ist verheiratet, Mutter zweier Töchter und Autorin des Teenie-Aufklärungsbuches „Mädelskram“. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Pulverfass Pubertät – 8 Tipps sollten Eltern beachten, wenn Jugendliche in der Gefühls-Achterbahn feststecken

Mit dem Teenie-Alter beginnt für Eltern eine nervenzehrende Phase. Pädagogin Sonja Brocksieper verrät, wie Mütter und Väter das emotionale Chaos ihrer Kinder meistern können.

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – in diesem Spektrum bewegen sich viele Jugendliche, manche innerhalb eines Tages mehrere Male. Gerade war das Leben noch wunderschön, ein paar Minuten später geht die Welt unter. Dieses Gefühlschaos wird zu einem großen Teil durch den Umbau des Gehirns in der Pubertät ausgelöst. Bestehende neuronale Verknüpfungen werden aufgelöst und neue kommen hinzu, sodass manche Gehirnareale eine Zeit lang ruhen, was auch das Ruhen von bestimmten Kompetenzen mit einschließt, zum Beispiel die Impulskontrolle und die Gefühlsregulation. Und das Unberechenbare daran ist, dass Jugendliche oft selbst nicht wissen, wo ihre Stimmung gerade herkommt.

Gefühlschaos sortieren

Außerdem müssen sich Jugendliche neuen und komplexen Entwicklungsaufgaben stellen, zum Beispiel der eigenen Identitätsfindung und der wachsenden Eigenständigkeit. Das kann sie zeitweise überfordern. Kleine Herausforderungen werden dann schnell zu großen Katastrophen. Und gleichzeitig können kleine Glücksmomente eine herausragende Euphorie auslösen. Diese Gefühlsachterbahn kostet eine Menge Kraft – sowohl die Teenager als auch uns Eltern. Aber die gute Nachricht ist: Wir können unsere Kinder darin begleiten, in dieser brisanten Zeit einen gesunden Umgang mit Gefühlen zu lernen. Nicht von heute auf morgen, aber mit Geduld, starken Nerven und Feinfühligkeit können wir helfen, das Gefühlschaos zu sortieren.

1. Die Launen ernst nehmen

Eine wesentliche Grundlage für einen guten Umgang mit Gefühlen ist, dass wir die Empfindungen unserer Kinder ernst nehmen. Läuft uns morgens ein schlecht gelaunter Teenager über den Weg, ist ein Spruch wie „Na, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“ wenig hilfreich. Auch Kommentare, mit denen wir uns über den Liebeskummer lustig machen oder mit ironischem Unterton eine bestimmte Gefühlslage abwerten, sind nicht empfehlenswert. Können wir dagegen die Emotionen stehen lassen oder sogar Empathie für die Stimmungsschwankungen entwickeln, fühlen sich Jugendliche mit ihren Emotionen nicht abgewertet.

2. Zuhören und Verständnis zeigen

Alle Gefühle sind okay – auch die, die sich weniger gut anfühlen. Wenn sich ein Teenager darüber ärgert, dass er sich kein Tattoo stechen lassen darf oder dass er die Spülmaschine ausräumen soll, ist das absolut in Ordnung. Auch wir räumen nicht voller Glückseligkeit die Spülmaschine aus. Wenn wir spiegeln, dass wir seine Unlust und seinen Ärger verstehen, bauen wir Brücken. „Ich kann dich verstehen, das macht einfach keinen Spaß.“ Das heißt nicht, dass ihm die Hausarbeit erspart bleibt oder dass wir das Tattoo jetzt doch erlauben. Aber empfinden wir die Gefühle unseres Kindes nach, wird es sich schneller verstanden fühlen und weniger in die Konfrontation gehen.

3. Gefühlen einen Namen geben

Dann ist es gut, das Gefühl zu benennen. Oft ist Wut nur ein Oberflächengefühl und ein ganz anderes Gefühl steckt dahinter: Enttäuschung, Traurigkeit oder Scham. Möglicherweise steckt hinter der Motzerei beim Abendessen ein verletzendes Erlebnis mit den Mitschülern. Wenn wir unseren Kindern helfen, dem eigentlichen Gefühl auf die Spur zu kommen, entlastet das Jugendliche und so manche Situation wird sich entspannen.

4. Nicht bedrängen

Bei Teenagern, die eher introvertiert reagieren und sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen, ist es ratsam, den Rückzug zunächst zu akzeptieren und sie nicht zu bedrängen. Je mehr wir auf den verschlossenen Jugendlichen einreden, desto bedrohter und unwohler fühlt er sich. Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl, den passenden Moment zu finden, in dem wir Zugang zu dem Jugendlichen bekommen.

5. Gefühle ausdrücken lassen

Wut, die heruntergeschluckt wird, macht krank. Deswegen ist es gut, wenn Teenager die Möglichkeit bekommen, über das, was sie ärgert, zu sprechen. Wir müssen es auch mal aushalten, dass wir von unseren Teenagern angeschrien und angemotzt werden und dass sie manchmal wie ein Pulverfass explodieren. Dürfen sich Teenager ihren ganzen Frust von der Seele schimpfen, haben wir ganz nebenbei die Gelegenheit zu hören, was unser Kind wirklich bewegt und was die Ursache für seinen Ärger ist. Das heißt aber nicht, dass Teenager immer alles unkontrolliert herauslassen dürfen. Damit niemand verletzt oder gefährdet wird, brauchen sie konstruktive Wege, wie sie Dampf ablassen können, ohne etwas zu zerstören.

6. Auszeiten nutzen

Eine Zeit des Abstands, die Eltern und Jugendliche nutzen können, hilft der Deeskalation. Wenn die Gefühle hoch hergehen, ist es für jeden Menschen schwer, vernünftig zu reagieren. Das liegt daran, dass der Körper in einem aufgeladenen Zustand Cortisol und Adrenalin ausschüttet. Dann ist es aus rein biologischen Gründen nicht mehr möglich, klar zu denken und besonnen zu reagieren. Deswegen macht es Sinn, eine Abkühlungszeit einzuschieben, in der die Gefühle zunächst reguliert werden. Den Raum zu verlassen, bis zehn zu zählen oder kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, sind Wege, um innerlich Abstand zu bekommen. Anderen hilft ein Boxsack oder Sport oder Musik zu machen.

7. Gefühle aufarbeiten

Erst wenn sich die Wogen geglättet haben, ist es zielführend, einen Konflikt und mögliche Überreaktionen aufzuarbeiten und gemeinsam zu überlegen: Wie hast du dich in dieser Situation gefühlt? Wie ist es zu diesem Konflikt gekommen? Wann ist es eskaliert und wodurch? Wie können wir das in Zukunft vermeiden?

8. Vorbild der Eltern

Zu guter Letzt sollten wir uns als Eltern selbst hinterfragen: Wie gehe ich mit meinen Emotionen um? Habe ich Kontrolle über meinen Ärger, meine Enttäuschung oder meinen Frust? Oft werden Überreaktionen durch anstrengende und schwierige Situationen ausgelöst. Sind wir überfordert oder mit den Nerven am Ende, ist es nicht leicht, seine Gefühle zu kontrollieren und gelassen zu reagieren. Aber wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen und wenn Gefühle einen Platz in unserer Familie haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass unsere Kinder einen guten Zugang zu ihren Gefühlen bekommen und diese angemessen ausdrücken können.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F.

Gelassen durch die Pubertät

„Sina ist zurzeit so ätzend“, stöhnt ein Bekannter. „Voll pubertär eben!“ – Ja, pubertierende Teenager können herausfordernd sein. Und manche Eltern fragen sich, wo denn ihr süßes Kind geblieben ist. Aber statt nostalgisch die gute alte Kindheit hochleben zu lassen, sollten wir Teenie-Eltern lieber das sehen, was unsere Teens jetzt sind: junge Menschen, die ziemlich durcheinandergewirbelt sind. Menschen, die viele Fragen haben – an sich und an andere. Mädchen und Jungen, die mit sich und anderen nicht immer gut klar kommen. Kinder, die ihre Eltern brauchen, aber ihnen das nicht zeigen können. Menschen, die gesehen werden wollen – von ihren Freunden, aber auch von ihren Eltern.

Weil diese ganze Phase für Teens und ihre Eltern so herausfordernd ist, haben wir ein Mini-Magazin speziell für Teenie-Eltern zusammengestellt. Mit Anregungen, wie Eltern ihre Teens gut durch die Pubertät begleiten können. Und mit Tipps, wie es gelingen kann, auch in Bezug auf den Glauben ein guter Begleiter zu sein. Wertschätzung schenken und Freiheit geben – das sind wichtige Schritte auf dem Weg.

Das Mini-Magazin haben wir den aktuellen Ausgaben von Family und FamilyNEXT beigeheftet. Man kann es aber auch als PDF auf unserer speziellen Teenie-Eltern-Website herunterladen: family.de/teens/. Hier haben wir auch weitere Artikel aus früheren Ausgaben von Family und FamilyNEXT zusammengestellt, die Teenie-Eltern helfen können, die Herausforderungen ihre Familienlebens zu meistern.

Übrigens: So wie Family und FamilyNEXT gute Begleiter für Eltern sind, ist es das Magazin Teensmag für Teenager. Vielleicht eine Idee für ein nachhaltiges Weihnachtsgeschenk? teensmag.net

Bettina Wendland

Redakteurin Family/FamilyNEXT

Der Tochter die BRAVO verbieten?

„Unsere Tochter (12) kauft sich die BRAVO. Was in dieser Zeitschrift steht, ist unserer Meinung nach nichts für sie: Es geht nur um Promis, Schönheitsideale und Sex. Uns ist klar, dass Verbieten sinnlos ist, aber wie sollen wir damit umgehen?“

Seit inzwischen 60 Jahren macht die BRAVO Jugendliche neugierig und empört Eltern. Sie ist up-to-date und trendy, aufgeklärt und schamlos. Zwischen den digitalen Medien wie YouTube, Instagram und TicToc muss sie sich behaupten und erreicht vor allem so genannte Preteens, die sich noch nicht frei im Internet bewegen. Für manche Mädchen kann sie ein wichtiges Mittel sein, um mit Klassenkameradinnen ins Gespräch zu kommen. Jede möchte dazugehören und keine will diejenige sein, die keine Ahnung hat.

Ich persönlich finde die BRAVO auch nicht bravo. Wenn ich beim Kieferorthopäden auf meine Kinder warte, blättere ich manchmal darin. Die meistens Bands kenne ich nicht, YouTuber sowieso nicht und die schrille Grafik überfordert mich. Die Nacktfotos sind nicht ästhetisch und erinnern mich eher an ein medizinisches Journal. Das Doktor-Sommer-Team beantwortet Fragen zur körperlichen und seelischen Entwicklung, manche Teens wird es amüsieren, andere verwirren oder nicht interessieren. Was ich gut finde: Bei all den Ratschlägen rund um Schönheit und Sexualität betonen die Autoren mit Sätzen wie „Sage nein“, „Bleib dir treu“ oder „Lass dir Zeit“, dass man sich zu nichts überreden lassen darf.

SPRECHEN SIE OFFEN ÜBER IHRE BEDENKEN!

Sie dürfen Ihrer Tochter sagen, dass Sie die Zeitschrift nicht gut finden, dass vieles überzogen und unrealistisch ist. Ermutigen Sie sie, auf ihr Schamgefühl zu achten. Es ist ihr Kompass, um zu wissen, ob sie sich schon mit den gezeigten Themen auseinandersetzen möchte. Es ist in Ordnung, wenn man ein Unbehagen bei Nacktbildern fühlt oder wenn es peinlich ist, dass über Masturbation geschrieben wird oder dass man sich unvollkommen zwischen den Influencern fühlt. Helfen Sie Ihrer Tochter, diese Empfindungen zu orten. Achten Sie auf einen Moment, wo Sie das unbefangen ansprechen können. Vielleicht findet eine andere Bezugsperson einen besseren Zugang zu Ihrem Kind – zum Beispiel die große Schwester, die Jugendleiterin oder die Patentante?

Sie können Ihrer Tochter nicht verbieten, die Zeitschrift zu lesen, denn ein Verbot zerstört die Atmosphäre, die solch sensible Themen brauchen. Viel mehr Einfluss als die BRAVO hat das echte Leben. Wie kommentieren Väter, Onkel und Brüder das Verhalten oder Aussehen von jungen Frauen? Schaut man als Familie GNTM und lästert ab? Gibt es ein wertschätzendes Miteinander in der Familie? Als die Kinder klein waren, haben wir ihnen vermittelt, wie wertvoll und geliebt sie sind. Nun heißt es, den Töchtern zu vertrauen, dass sie mit Neugier, Schamgefühlen und dem Bedürfnis nach Anerkennung umgehen können.

Susanne Ospelkaus ist Ergotherapeutin. Sie lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München und bloggt unter www.susanne-ospelkaus.com
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Wie lange darf sie ausgehen?

„Unsere Tochter (15) trifft sich am Wochenende oft mit ihren Freundinnen aus dem Sportverein. Manchmal im Vereinsheim, manchmal bei einem Mädchen zu Hause. Die anderen Eltern holen ihre Kinder oft erst um 24 Uhr ab! Das ist uns zu spät. Sehen wir das zu eng?“

Während die Tochter von nächtlichen Aktionen mit ihren Freunden schwärmt, wird ihrer Mutter flau: Was da alles passieren kann! Dabei ist besonders nachts das Entdecken von Freiräumen spannend und reizvoll für Teens. Nicht umsonst sind nächtliche Aktivitäten auf Klassenfahrten und Freizeiten so beliebt.

Aus dem Kindlichen herauszuwachsen, heißt auch, sich einige und besonders gern nächtliche Zeiträume zu erschließen. Teenager nehmen in ihrem Leben viele Unsicherheiten wahr. Das führt dazu, dass sie sich Zonen suchen, in denen sie selbst Gestalter des Lebens sein können. Das noch kindliche Verhalten steht dabei oft mit dem sich erst noch zu entwickelnden Gefahrenbewusstsein in Konflikt.

DIE ELTERN ENTSCHEIDEN

Für Sprüche wie „Wer unter 18 Jahre alt ist, gehört nach 22 Uhr ins Elternhaus!“ gibt es rechtlich gesehen keine Grundlage. Grundsätzlich entscheiden die Eltern, wie lange ihr Kind außer Haus bleiben darf – und wo. Das Jugendschutzgesetz regelt nur die Anwesenheit an bestimmten Orten. Das Treffen zu Hause oder in einem geschützten Rahmen wie im Vereinsheim gilt nicht als „jugendgefährdend“.

Mit 15 Jahren kann ein Teenager auch durchaus mal bis 23 Uhr oder bei einem Geburtstag bis halb eins bleiben, gerade wenn Schritte Richtung Volljährigkeit getan werden sollen. Dass Absprachen zwischen Eltern und Teenagern eingehalten werden, ist dabei oberste Priorität. Das gilt auch für das Angebot, dass Sie ihre Tochter jederzeit von einem Treffen mit Freunden abholen können. Dies ist in der Phase des Ausprobierens sehr wichtig, um dem Teenager Sicherheit zu geben.

BEZIEHUNG GEHT VOR

Das Verschieben von Lebensräumen in die tiefe Nacht hat bei vielen Eltern zu einer großen Gleichgültigkeit und Hilflosigkeit geführt. Nicht selten fahren nun 13-Jährige um ein Uhr nachts allein Zug oder radeln durch Feldwege. Reden Sie mit Ihrer Tochter über mögliche Gefahren, über Ihre Sorgen und Unsicherheiten – am besten in einem entspannten Moment und nicht direkt nach ihrer Anfrage für die nächste Party. Vielleicht kann sie in einem Gespräch deutlich machen, mit wem sie eine gute Zeit hat und bei welchen Treffen sie wegen des Alkoholgenusses der anderen irgendwann ein mulmiges Gefühl bekommt.

Jedoch wenn die Eltern durch das Setting das Treffen als „unsicher“ einstufen, können sie die Zeiten des Endes festlegen. Damit der junge Mensch dabei ernstgenommen wird, sollte es nicht darum gehen, dass Eltern ihre Macht demonstrieren. Der Satz: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch …“ hat bis heute keine beziehungsfördernde Komponente. Eine Art Voranmeldung der Abend- oder Wochenendgestaltung vom Teenager kann den Eltern Zeit geben, eine Meinung zu bilden. Das Diskutieren ohne zeitlichen und hormonbeladenen Druck hilft, bis zum Treffen einen Konsens zu finden. In allem gilt: Beziehung geht vor!

Stefanie Diekmann ist Pädagogin und Autorin und lebt mit ihrer Familie in Göttingen.

 

MIT TEENAGERN VERREISEN

„Wir möchten gern als gesamte Familie in den Urlaub fahren. Wie können wir ihn so planen, dass unsere Tochter (14) Lust hat, mitzukommen?“

Ab einem bestimmten Alter ist es sicherlich nicht ganz einfach, die größer werdenden Kinder für einen Familienurlaub zu begeistern. Teenager nabeln sich mehr und mehr ab, wollen ihre eigenen Wege gehen und ihre Zeit meistens lieber mit den Freunden als mit der Familie verbringen.

War es für ein Grundschulkind vielleicht noch ein großartiges Erlebnis, mit Mama und Papa einen Wanderurlaubin den Bergen zu machen, kann genau das für einen Teenager auf einmal sehr langweilig und unattraktiv sein. Die Bedürfnisse von Kindern verändern sich im Laufe ihrer Entwicklung und das sollten Eltern auch bei der Planung ihrer Urlaube berücksichtigen.

MITSPRACHERECHT UND FREIHEIT

Aus diesem Grund sollten Sie ihre Vorstellung von einem erholsamen und ereignisreichen Urlaub unbedingt mit den Interessen Ihres Kindes abgleichen. Möchten Sie mit Ihrer Tochter die Ferien verbringen, sollten Sie die Bereitschaft mitbringen, Ihre eigenen Bedürfnisse ein Stück zurückzustellen. Das kann bedeuten, dass Sie beim nächsten Mal nicht Urlaub in den Bergen machen, sondern ans Meer fahren oder eine Städtereise ins Auge fassen. Hier sollten Eltern auf ihre Kinder zugehen und kompromissbereit sein.

Teenager sollten also unbedingt ein Mitspracherecht bekommen, wenn es um die Urlaubsplanung der Familie geht. Setzen Sie sich zusammen und fragen Sie Ihre Tochter, wo und wie sie gern die nächsten Ferien verbringen möchte und was ihr im Urlaub wichtig ist. Reden Sie über die Erwartungen, Befürchtungen und Ängste und planen Sie Aktionen, die allen Spaß machen. Versichern Sie Ihrer Tochter, dass sie im Urlaub nicht bei jeder Aktivität dabei sein muss. Räumen Sie ihr die Freiheit ein, dass sie auch mal in der Ferienwohnung oder im Hotel bleiben kann, wenn Sie eine Radtour machen oder die Gegend erkunden möchten. Diese Auszeiten sind für Jugendliche wichtig und sollten respektiert werden.

Viele Familien machen auch sehr gute Erfahrungen damit, mit anderen Familien zusammen zu verreisen, sodass andere Jugendliche dabei sind, was den Urlaub für die Kids natürlich wesentlich interessanter macht. Oder Sie bieten ihrer Tochter an, eine Freundin mit in den Urlaub zu nehmen, sodass das Bedürfnis nach Gleichaltrigen gestillt wird.

NICHTS ERZWINGEN

Möchte Ihre Tochter aber unter keinen Umständen mit Ihnen in den Urlaub fahren und lassen sich keine Kompromisse finden, sollten Sie auch nichts erzwingen. Dann kann im nächsten Sommer eine Jugendfreizeit eine sinnvolle Alternative sein. Schade wäre dann nur, wenn gemeinsame Aktionen und Familienerlebnisse ganz wegfallen, denn sie sind trotz allen Ablösens auch im Teenageralter sehr bedeutsam. Vielleicht kann ein verlängertes Wochenende in einer interessanten Großstadt zu einem solchen Familien-Highlight werden? Und Sie als Eltern können ihren Sommerurlaub zu zweit genießen, was durchaus seine positiven Seiten hat

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F.
www.sonja-brocksieper.de

Erzwingen kann man nichts

„Unser Teenager (15) steckt in einer Glaubenskrise. Er zweifelt alles an, was er bis jetzt geglaubt hat und was uns wichtig ist. Wie sollen wir damit umgehen?“

Ich kann Ihre Sorgen sehr gut verstehen, da ich selbst zwei Teenie-Söhne (15 und 13) habe. Die Pubertät fordert uns als Eltern oft sehr heraus. Diese Phase ist eine Krise – sowohl für uns als auch für unsere Jugendlichen. Teenager hinterfragen alles bisher Übernommene und wollen ihren eigenen Weg finden. Das bedeutet aber auch, dass sie sich mal eine Zeitlang distanzieren von Dingen, die bisher selbstverständlich waren.

PLÖTZLICH ANDERS

Ich habe mit meinen Söhnen zum Beispiel viele Outdoor-Aktivitäten gemacht, weil ich ihnen einen engen Bezug zur Natur vermitteln wollte. Inzwischen haben sie kaum noch Interesse daran, mit mir wandern zu gehen, sondern sitzen lieber stundenlang vor dem Computer oder treffen Freunde.

Auch ein positiver Bezug zum christlichen Glauben war mir wichtig. Wir haben von klein auf viel gelesen, waren bei christlichen Musicals und Kindergottesdiensten. Die Jungs nahmen zweimal an einem christlichen Zeltlager teil und spielten in einer christlichen Fußballgruppe. Doch irgendwann nach der Firmung kam der Punkt, an dem sie die sonntäglichen Gottesdienste nicht mehr cool genug fanden und zu Hause blieben.

TEENAGER BRAUCHEN FREIHEIT

Meine Söhne entfernten sich immer mehr von den Dingen, die mir persönlich so wichtig und wertvoll sind. Das war schmerzhaft. Doch innerlich spürte ich ganz genau, dass ich sie lassen musste. Erzwingen kann man nichts in dieser Zeit. Teenager brauchen die Freiheit, um ihre eigenen persönlichen Entscheidungen zu treffen und herauszufinden, was ihnen im Leben wichtig ist. Was ich Eltern in dieser Situation sehr raten kann, ist:

  • Lassen Sie Ihren Teenager los. Er ist auf seinem Weg, erwachsen zu werden.
  • Lassen Sie Ihre fixen Vorstellungen los, wie er seinen Glauben ausüben sollte.
  • Zeigen Sie Interesse an ihm, seiner Welt und seiner Sichtweise der Dinge.
  • Bestärken und ermutigen Sie ihn regelmäßig. Loben Sie die Charaktereigenschaften, die Sie besonders an ihm mögen.
  • Seien Sie verfügbar, sodass sich jederzeit Gespräche ergeben können.
  • Seien Sie sparsam mit Kritik. Teenager haben mit sich selbst schon genug Probleme.
  • Zeigen Sie ihm in seiner ganz persönlichen Liebessprache, dass Sie ihn lieben (guter Buchtipp: „Die fünf Sprachen der Liebe für Teenager“ von Gary Chapman).
  • Haben Sie Geduld. Nicht alle Reifeprozesse sind mit 18 abgeschlossen.
  • Seien Sie ein gutes Vorbild. Glauben zu leben ist viel wichtiger, als darüber zu reden.
  • Beten Sie für ihn.

Maria Lang lebt mit ihrer Familie in Niederösterreich. Sie ist ausgebildete Krankenschwester und derzeit als Autorin und Kulturvermittlerin im Stift Melk tätig.