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Gemeinsames Plumpsklo: So ärmlich lebte Familie Oelschläger in der DDR

Die Windeln trockneten sie überm Esstisch und heizten mit Kohleofen. Erinnerungen an die erste eigene Wohnung von Ute und Jörg Oelschläger in der DDR.

Herbst 1984: Wir beziehen stolz unsere erste eigene Wohnung im Erdgeschoss einer früheren Mühle, direkt am Mühlteich. Das dreistöckige Wohnhaus ist auf Bruchstein gegründet und nicht unterkellert. Uns gehören eine beheizbare Wohnstube mit ca. 20 m2, eine Küche und ein weiteres Zimmer, beide zusammen bringen es auf rund 7,5 m2. Das ist ein Riesenfortschritt. Bisher wohnten wir zu dritt in den sieben unbeheizten Quadratmetern meines Kinderzimmers.

Klo ohne Heizung

Verheiratete ohne Kind hatten in der DDR kaum eine Chance, eine Wohnung zu bekommen. Mit Baby stieg diese geringfügig. Um einen der begehrten Wohnungsbezugsscheine auf dem Amt zu ergattern, brauchte man entweder Beziehungen oder viel Eigeninitiative, um Eingaben zu schreiben oder ständig auf Behörden vorzusprechen. Als wir diese anderthalb Zimmer angeboten bekamen, hatten wir keine Chance, nein zu sagen, wohl wissend, dass einem Einzug viel Arbeit vorausgehen würde.

Wir hatten diese Wohnung nicht für uns allein. Zwei Zimmer, die von unserem Flur abgingen, gehörten einer alten Dame, der ehemaligen Hausbesitzerin. Sie wohnte bei ihren Kindern über uns, kam aber zum Schlafen herunter. Unsere Toilette befand sich im Eingangsbereich des Treppenhauses, und wir teilten sie uns mit der Nachbarin. Es handelte sich um ein sogenanntes PC (Plumpsklo) mit undichtem Fenster und ohne Heizung. Die darunter liegende Grube war undicht und durchfeuchtete die Wände dieser Hausseite. Unsere vier Fenster öffneten zwar zur Teichseite, die lud aufgrund der Wasserqualität aber nicht gerade zum Lüften ein.

Baumaterial war Mangelware

Nach der ersten Begehung stand fest, dass Elektrik, Wasser- und Abwasserleitungen neu verlegt und der lose Putz durch neuen ersetzt werden musste. Da Baumaterial Mangelware war, war ich oft zeitig früh am öffentlichen Fernsprecher in der Postfiliale und telefonierte die Baustoffversorgungen nach Material ab. Beim Putzabschlagen rieselte ein Fachwerkbalken aus der Wand, und wir standen in der Küche der freundlichen Nachbarin.

Dank der Hilfe von Freunden und unserer handwerklich begabten Eltern konnten wir endlich einziehen, als unsere Tochter ein halbes Jahr alt war. In das Schlafzimmer passte unser dreitüriger Schrank mit Aufsatz, unser Bett, ein Kinderbett und später noch eine Wiege. Bei offener Schranktür blieb kein Durchgang. Auch unsere Küche war ein Wunderwerk der Raumnutzung. Rechts von der Tür waren ein Glutos-Herd (Kohleofen mit Kochfläche), ein Gasherd, ein Minihandwaschbecken und zuletzt der totale Luxus: eine elektrische Duschkabine. Sie reichte an der Stirnseite bis an das Fenster heran.

Alles eng

Direkt unter dem Fenster war noch Platz für die Schleuder (später ein beliebter Besuchersitz) und daneben schloss sich die Spüle an. Diese ließ sich nur auf der rechten Seite öffnen, denn unmittelbar davor stand die halbautomatische Waschmaschine. Nahtlos folgten noch 1,50 m Küchenzeile mit Kühlschrank. In der Zimmermitte stand der Tisch mit zwei Stühlen an den Stirnseiten. Um etwas aus den unteren Küchenteilen zu entnehmen, musste der Tisch vor den Herd und danach zurückgeschoben werden. Im Winter benutzten wir eine Fünffachleine vom Fenster zur Tür. Da trockneten die Windeln bei Ofenhitze über uns und dem eventuellen Gast.

Im Wohnzimmer gleich links neben der Tür stand ein kleiner Dauerbrandofen, der Unmengen Braunkohlebriketts verschlang. Er warf die meiste Wärme an den ihm gegenüberliegenden alten Nussbaumschrank. Bei Einhaltung des Mindestabstandes zum Ofen war hinter dem Schrank gerade noch Platz für eine Liegefläche von zwei mal zwei Metern. Sie fungierte wahlweise als Couch, Kinderspielfläche oder Gästebett.

Rote bemalte Wasserrohre

Der Fußboden war kalt und trotz Teppich kaum als Spielplatz geeignet. Ein Laufgitter half bedingt. Im Wohnzimmer war noch Platz für eine Kommode, einen zweitürigen Schrank und einen ausziehbaren Tisch mit vier Stühlen. Abstellmöglichkeiten wie Dachboden oder Vorratskammer gab es nicht.

Der praktischen Enge haben wir versucht, mit Farbtupfern individuelle Gemütlichkeit zu geben. Zur weißen Wand bekamen die Türrahmen und Fenster eines jeden Zimmers eine andere Farbe. Grün im Schlafzimmer, Braun im Wohnzimmer und Rot in der Küche. Die Aufputzabwasserrohre in kräftigem Rot waren vielleicht nicht üblich, aber ein Blickfang, genau wie ein roter Gästehocker.

Dankbar für den heutigen Luxus

Diese erste eigene Wohnung haben wir geliebt, auch wenn wir unter der Enge oft gelitten haben. Familienveränderungen forderten ständige Anpassung. Ein Jahr nach unserem Einzug wurden uns Zwillinge geboren. Erst 1987, kurz vor der Entbindung von Kind Nr. 4, konnten wir in eine größere Wohnung umziehen. Und auch die war von Anfang an wieder zu klein …

Unser Trautext, Psalm 128, hat sich über die Jahre mehr als erfüllt. Wir wurden immer getragen und versorgt. Dankbar sitzen wir heute im eigenen Haus und haben so viel Platz wie nie. Die Türen halten wir noch immer offen, so wie schon damals in der Enge. Ein Teil der alten Holzmöbel hat alle Umzüge überlebt und erinnert uns an die Anfänge. Die Kinder sind aus dem Haus und Kindeskinder werden geboren. Wir bekommen Solarstrom vom Dach, Wärme von der Sonne oder aus dem Kamin. Das ist Luxus. Global betrachtet waren wir schon 1984 privilegiert und sind es heute noch viel mehr. Dessen sind wir uns bewusst, und dafür sind wir dankbar.

Ute Oelschläger ist verheiratet und Mutter von sechs erwachsenen Kindern. Sie ist Hausfrau mit floristischem Minijob und Zeit für kreative Hobbys und lebt in Borsdorf bei Leipzig.

Diese Familie kündigt die perfekte Wohnung – Grund ist ein jahrealtes Versprechen

Elisabeth und Jürgen Vollmer lieben ihr Zuhause. Jetzt sind sie ausgezogen, um ein Versprechen einzulösen.

„Wenn man etwas Besseres findet, muss man halt das Gewohnte zurücklassen“, kommentiert eine Bekannte die Nachricht, dass wir im Sommer umziehen werden. Auf die Antwort, dass wir das Bessere zurücklassen, kommt der zweite Erklärungsversuch: „Oder halt was Günstigeres.“ Doch auch günstiger ist die Wohnung nicht, die wir beziehen werden. Warum ziehen wir also um? Es gibt eine Menge Gründe, die dagegensprechen. Wir haben die beste Nachbarschaft, die wir je hatten, wohnen natur- und stadtnah mit aller Infrastruktur, die es braucht, und wir fühlen uns in dem Reihenhäuschen seit 15 Jahren pudelwohl. Es gibt aber auch den einen Grund, auszuziehen. Und der wiegt schwerer.

Fünf Jahre warten auf die richtige Wohnung

Als junge Familie mit drei Kindern zwischen ein und sechs Jahren sind wir bei unserem Umzug von Mannheim nach Freiburg zunächst in eine „Übergangswohnung“ gezogen. Schlecht geschnitten, zu teuer, aber etwas anderes war aus der Ferne nicht zu finden. Und so zogen wir ein. Optimistisch, dass wir bald etwas Besseres finden würden.

Wir suchten. Fünf Jahre lang. Unternahmen alles Menschenmögliche und beteten intensiv, dass Gott Türen öffnen würde. Es war eine harte Zeit. Unsere Spaziergänge durch den Ort waren immer mit wachem „Rollladenblick“. Wo auch immer wir den Eindruck hatten, dass ein Haus unbewohnt sein könnte, warfen wir einen netten Brief mit Familienfoto ein. Wer länger als fünf Minuten mit uns zusammenstand, wusste, dass wir auf der Suche waren. Wir gingen an vielen Häusern vorbei, bei denen wir wussten, dass darin nur ein „älteres Ehepaar“ wohnte, während wir uns in der engen Wohnung arrangieren mussten.

Das Versprechen

Dann geschah das Wunder: Über Freunde vermittelt konnten wir ein Reihenmittelhäuschen beziehen. Wir übernahmen umfangreiche Renovierungsarbeiten in Eigenleistung. Dafür konnten wir das Häuschen günstig mieten. Was für ein Geschenk! Wir genossen fortan Haus, Garten und Nachbarschaft. Und wir versprachen uns: Wenn unsere Kinder aus dem Haus sind, werden wir es anders machen. Dann ziehen wir hier aus und gönnen diesen Luxus einer jungen Familie mit Kindern!

Zu schön um auszuziehen

Nach und nach wurden unsere Kinder flügge. Zuerst bekam Jürgen ein abgelegtes Kinderzimmer als Arbeitszimmer, dann ich. Als unsere jüngste Tochter ihr Auslandsjahr in Peru machte, waren wir zwar nur noch zu zweit. Aber für uns war klar: Sie muss ein Zuhause haben, wenn sie – übergangsweise – zurückkommt. Aber letzten Sommer ist sie endgültig ausgezogen. Das dritte Zimmer wurde zum Fernseh- und Gästezimmer. Wir konnten Gastfreundschaft leben. Und den Balkon an diesem Zimmer hatten wir all die Jahre nie genutzt. Er hat einen wunderschönen Blick ins Tal! Wir lieben es, dort zu frühstücken. Aber dann gab es ja dieses Versprechen, das wir uns selbst gegeben hatten. Uns wurde bewusst: Wenn wir jetzt nicht ausziehen, werden wir es wahrscheinlich nie tun. Und so beschlossen wir im letzten Herbst, dass 2020 unser Umzugsjahr werden sollte. Zunächst hatten wir die Illusion, eine Eigentumswohnung kaufen zu können. Doch der Immobilienmarkt in Freiburg hat uns eines Besseren belehrt. Also haben wir begonnen, nach Mietwohnungen zu schauen. Doch auch da haben wir gemerkt, dass der Angebote wenige und der Interessenten viele sind.

Plötzlich geht alles ganz schnell

Am Ostermontag sind wir auf ein Angebot gestoßen. Zwar war es weder in unserer Wunschwohnlage, noch gab es die Dachterrasse, von der wir träumten. Aber sonst klang alles gut: 100 Quadratmeter, vier Zimmer, zwei Balkone, naturnahe Lage, ansprechende Fotos. Am nächsten Tag besichtigten wir die Wohnung. Die darin lebende Tochter des Vermieters war äußerst sympathisch, die Wohnung wirklich schön, und so erbaten wir eine Nacht Bedenkzeit. Völlig überrascht davon, wie schnell es jetzt gehen könnte. Ich ging durch unser Häuschen und fragte mich, warum wir hier eigentlich raus sollten. Es war so schön und so vertraut! So viele gute Jahre haben wir hier gelebt. Und doch: Als der Morgen kam, waren wir uns einig. Es ist schwer, aber es ist richtig, dass wir dieses Haus jetzt abgeben. Und so sagten wir zu.

Der Gang zu den Nachbarn war der Schwerste

Interessenten für unser Häuschen gab es viele. Die Wohnungsnot für junge Familien in Freiburg ist groß. Als wir meinen Neffen Johannes und seine Frau anriefen, lieferten sie ihre zwei Kinder bei meiner Schwester ab und machten sich auf den Weg, das Häuschen anzuschauen. Am Tag darauf teilten wir dem Vermieter unsere Kündigung mit und schlugen die Familie als Nachmieter vor. Wieder einen Tag später saßen wir zusammen im Garten und machten alles fest. Der Mietpreis ist weiterhin günstig, die junge Familie glücklich. Der Gang zu den Nachbarn, um ihnen unseren Wegzug mitzuteilen, war bisher das Schwerste. Es waren einfach gute Jahre, und da ist eine tiefe Beziehung gewachsen, die sich verändern wird.

Leider ohne Feuerschale

Dass nun mein Neffe und seine Familie unser Häuschen beziehen werden, macht es mir leichter zu gehen. Sie kommen aus einer engen Drei-Zimmer-Wohnung, und so können wir alle Möbel, die wir nicht mitnehmen können, stehen lassen. Die geschreinerte Eckbank mit dem großen Esstisch zum Beispiel und das Trampolin im Garten. Beides werde ich vermissen. Auf dem Trampolin liegen wir im Sommer gern und schauen nach Sternschnuppen. Auch die Feuerschale können wir nicht mitnehmen. Dabei liebe ich es doch so sehr, am Feuer zu sitzen und Stockbrot zu essen.

Ballast abwerfen

Neben aller Wehmut kommt auch vorfreudige Spannung auf. Wir gehen diesen Schritt zu zweit! Diese neue Wohnung werden wir nur für uns einrichten. Und wir werden vieles zurücklassen, das wir nicht mehr brauchen. Ballast abwerfen. Das atmet Freiheit! Und so ist es noch immer nicht leicht, und ich erwarte auch nicht, dass die nächsten Monate leicht werden. Aber es ist gut und richtig, auszuziehen und damit Raum für eine junge Familie zu schaffen. Das haben wir uns versprochen.

Elisabeth Vollmer ist Religionspädagogin und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie lebt mit ihrem Mann in Freiburg.

Mit 26 wieder zu Hause einziehen? Warum Sie das als Eltern nicht mitmachen sollten

„Unser Sohn (26) muss aus seiner WG ausziehen. Nun will er übergangsweise wieder bei uns wohnen. Kann ich ihm sagen, dass er sein Leben allein bewältigen können muss?“

Die erste Aufgabe von Eltern ist es, ihre Kinder in ein selbstständiges und verantwortungsvolles Erwachsenenleben zu begleiten. Dies haben Kinder in der Regel zwischen 18 und 20 Jahren gelernt. Hier hat auch die elterliche Einflussnahme ihren endgültigen Punkt erreicht. Wir bleiben Eltern und auf dieser Ebene verbunden, jedoch nun auf Augenhöhe. Das bedeutet auch, dass jeder für sein Leben selbst verantwortlich ist und es eigenständig gestaltet. Wie können Sie also mit der Situation umgehen?

SEIEN SIE GASTFREUNDLICH!

Als eines unserer Kinder mit 19 Jahren plötzlich vor der Tür stand, weil es aus verschiedenen Gründen kein Zuhause mehr hatte, mussten wir ihm deutlich machen, dass sein ehemaliges Kinderzimmer aus Kostengründen untervermietet war und wir keinen dauerhaften Platz in der Wohnung hatten. Aber wir halfen natürlich bei der Wohnungssuche und nahmen das inzwischen erwachsene Kind vorübergehend als Gast auf. Dazu war es notwendig, dass unser Wohnzimmer für diese Zeit als Gästezimmer und Wohnzimmer umgestaltet werden musste. Nehmen Sie doch Ihren Sohn ebenso als „Gast“ auf. Der Gast-Status macht deutlich: Er bleibt nur vorübergehend in Ihrem Haus.

SPRECHEN SIE OFFEN ÜBER IHRE ERWARTUNGEN

Mit Mitte Zwanzig lebt Ihr Sohn nicht mehr in der gewohnten Eltern-Kind- Beziehung. Sprechen Sie darüber, dass dies eine andere Situation ist als noch vor Jahren, als Sie eine andere Verantwortung für das Leben Ihres Sohnes hatten. Arbeiten Sie daran, dass Sie als Ehepaar gemeinsam agieren und sich einig sind.
Um Konflikte oder böse Überraschungen bereits vorab zu vermeiden, hätten Sie ihr Kind schon beim Auszug fragen können, ob es okay ist, nach seinem Auszug das ehemalige Kinderzimmer neu einzurichten und einer neuen Funktion zuordnen zu dürfen.

FINDEN SIE EINEN ABSCHLUSS

Als unsere Kinder auszogen, haben wir mit jedem von ihnen eine Abschiedsfeier gemacht. Wir luden das Kind zu einem besonders schönen Restaurantbesuch ein und sprachen miteinander. In diesem Gespräch fragten wir auch, wo wir als Eltern Fehler gemacht haben, ob wir ungerecht empfunden wurden und ob es zwischen uns etwas zu bereinigen gibt. Wir sprachen auch über die neue Situation und machten deutlich, dass sowohl für das Kind als auch für uns nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Sabine und Siegbert Lehmpfuhl haben vier Kinder im Alter zwischen 34 und 41 Jahren und sind Team.F-Regionalleiter.

Wieder zu Hause einziehen?

„Unser Sohn (26) muss aus seiner WG ausziehen, hat es aber nicht rechtzeitig auf die Reihe bekommen, sich etwas Neues zu suchen. Nun will er übergangsweise wieder bei uns wohnen. Wir nutzen sein Zimmer inzwischen als Arbeitszimmer. Ich finde, dass er sein Leben auch allein bewältigen können muss. Kann ich ihm das so sagen?“

Kinder ins Leben zu begleiten, ist manchmal eine echte Herausforderung. Ihre Frage ist eine von vielen Fragen, die Eltern erwachsener Kinder beschäftigt. Aber seien Sie sicher, dass Gott uns Kinder nicht zugemutet, sondern zugetraut hat.

Unser Erziehungsziel ist es, unsere Kinder in ein selbstständiges und verantwortungsvolles Erwachsenenleben zu begleiten. Dies haben Kinder in der Regel zwischen 18 und 20 Jahren gelernt. Hier hat auch die elterliche Einflussnahme ihren endgültigen Punkt erreicht. Wir bleiben Eltern und auf dieser Ebene verbunden, jedoch nun auf einer anderen Augenhöhe. Das bedeutet auch, dass jeder für sein Leben selbst verantwortlich ist und es eigenständig gestaltet. Wie können Sie also mit der Situation umgehen?

SEIEN SIE GASTFREUNDLICH!

Als eines unserer Kinder mit 19 Jahren plötzlich vor der Tür stand, weil es aus verschiedenen Gründen kein Zuhause mehr hatte, mussten wir ihm deutlich machen, dass sein ehemaliges Kinderzimmer aus Kostengründen untervermietet war und wir keinen dauerhaften Platz in der Wohnung hatten. Aber wir halfen natürlich bei der Wohnungssuche und nahmen das inzwischen erwachsene Kind vorübergehend als Gast auf. Dazu war es notwendig, dass unser Wohnzimmer für diese Zeit als Gästezimmer und Wohnzimmer umgestaltet werden musste.

Nehmen Sie doch Ihren Sohn ebenso als „Gast“ auf. Als Christen sollen wir gastfreundlich sein. Dazu hat Jesus uns aufgefordert. Aber ein Gast ist eben nur vorübergehend in unserem Haus. Sprechen Sie offen über Ihre Erwartungen. Sprechen Sie auch darüber, dass dies eine andere Situation ist als noch vor Jahren, als Sie eine andere Verantwortung für das Leben Ihres Sohnes hatten. Das Kind lebt nicht mehr in der gewohnten Eltern-Kind- Beziehung. Arbeiten Sie auch daran, dass Sie als Ehepaar gemeinsam agieren und sich einig sind.

ABSPRACHEN SCHON BEIM AUSZUG

Um Konflikte oder böse Überraschungen bereits vorab zu vermeiden, fragen Sie ihr Kind, wenn es auszieht, ob es okay ist, nach seinem Auszug das ehemalige Kinderzimmer neu einzurichten und einer neuen Funktion zuordnen zu dürfen. Finden Sie einen Abschluss. Als unsere Kinder auszogen, haben wir mit jedem von ihnen eine Abschiedsfeier gemacht. Wir luden das Kind zu einem besonders schönen Restaurantbesuch ein und sprachen miteinander. In diesem Gespräch fragten wir auch, wo wir als Eltern Fehler gemacht haben, ob wir ungerecht empfunden wurden und ob es zwischen uns etwas zu bereinigen gibt. Wir sprachen auch über die neue Situation und machten deutlich, dass sowohl für das Kind als auch für uns nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Sabine und Siegbert Lehmpfuhl haben vier Kinder im Alter zwischen 34 und 41 Jahren und sind Team.F-Regionalleiter.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Hoch, runter, drüber, drunter

„Wie kann ich in meiner kleinen Wohnung dem Bewegungsdrang meines Kindes gerecht werden?“

Das Kinderzimmer ist der perfekte Ort, da es das eigene Reich der Kinder ist. Das Kind soll sich darin wohlfühlen und seine Bedürfnisse nach Bewegung, Spiel, Rückzug und Selbsttätigkeit stillen können. Um dem gerecht zu werden, bietet es sich an, den zur Verfügung stehenden Raum auf die kindlichen Bedürfnisse anzupassen.

UMRÄUMEN
Wie bei jeder Neugestaltung wird erstmal gemeinsam „Inventur“ gemacht. Womit spielt/lernt das Kind noch, womit nicht? Für was ist es zu alt? Ist etwas kaputt? Kann Spielzeug ausgelagert werden? Sind diese Fragen geklärt, empfehle ich, das Zimmer komplett leer zu räumen und dann neu einzurichten. In kleinen Räumen ist es wichtig, jeden Quadratzentimeter ideal zu nutzten. Hochbetten sind eine gute Lösung, denn sie sind Multifunktionsmöbel. Unter ihnen kann eine Spiel- oder Kuschelecke, der Schreibtisch oder der Kleiderschrank eingerichtet werden. Die Seitenteile können als Regale oder Ablagen genutzt werden. Um dem Bewegungsdrang der Kinder Freiräume zu schaffen, sollte möglichst viel Bodenfläche frei sein. Regale sollten entweder an der Wand hängen oder so stabil sein, dass sie bestiegen und bespielt werden können. Es ist nicht sinnvoll, einen Spieletisch mitten ins Zimmer zu stellen. Verwenden Sie lieber robuste Hängeregale in verschiedensten Ausführungen, um Ihrem Kind das Spielen im ganzen Zimmer zu ermöglichen. Somit fördern Sie Kreativität, Orientierungsvermögen und Raum-Lage- Kompetenz, wenn zum Beispiel das Spielzeugauto in der Hand durch das ganze Zimmer, hoch, runter, drüber und drunter fährt. Wenn der Kleiderschrank nicht unter dem Hochbett eingerichtet wird, können Hängeregale einen Meter unter der Decke angebracht werden und dienen als Kleiderablage. Mit Treppenregalen können die Kinder leicht selbst an die Kleider kommen und haben gleichzeitig Bewegung! Mit Schmirgelpapierstreifen macht man die Stufen rutschfest. Die Treppenregale sind ihrerseits wiederum Stauraum für Spielzeug oder Kleidung.

WENIGER REGELN, MEHR SPASS
Bei kleinen Zimmern ist es wichtig, dass die Kinder nicht noch durch zu viele Regeln eingeschränkt sind, das frustriert unnötig. Überlegen Sie genau, welche Regeln sein müssen und stellen Sie auch nur diese auf! Im Kinderzimmer sind empfindliche Oberflächen fehl am Platz. Sie müssen widerstandsfähig sein. So ermöglichen Sie dem Kind, sein ganzes Zimmer zum Spielen zu nutzen. Die Autos können auf dem Regal fahren, aufgebautes Spielzeug darf dort stehenbleiben! Und der Boden ist zum Toben immer noch frei! Dieser sollte mit einem Teppich ausgelegt sein, als Wohlfühlfaktor, als Fallschutz und als Schallschutz. Er ist rutschsicher und ermöglicht es den Kindern, auf Strümpfen im Kinderzimmer zu spielen, was wiederum förderlich für die Fußgesundheit und die Sinneswahrnehmung ist. Es nimmt etwas Zeit, Arbeit und vielleicht auch Geld in Anspruch, aber es steigert die Ausgeglichenheit Ihres Kindes!

Anika Sohn ist Erzieherin und bietet Bewegungs-Kurse für Eltern und Kinder an: familiebewegt. de. Sie lebt in Neuhofen (Pfalz).