Verhalten und Gefühle

Warum es manchmal hilft, zu handeln, als ob man sich anders fühlt.

Lisa hat verschlafen und ist zu spät zur Teamsitzung gekommen. Sie ist frustriert. An der Kaffeetheke drängelt sich ihr Kollege Max versehentlich vor. Normalerweise würde Lisa nichts sagen, aber heute fährt sie ihn gereizt an: „Hast du nicht gesehen, dass ich hier stehe?“ Max entschuldigt sich verdutzt.

Dass unsere Gefühle unser Verhalten beeinflussen, ist allen klar. Lisa hätte nicht so unfreundlich reagiert, wenn sie sich besser gefühlt hätte. Doch es funktioniert auch umgekehrt: Unser Verhalten beeinflusst unsere Gefühle. Tom ist nach einem langen Tag gestresst und schlecht gelaunt. Obwohl er keine Lust hat, geht er mit ein paar Freunden essen. Die Stimmung ist gut und im Laufe des Abends merkt er, wie seine Laune sich hebt und der Stress langsam verschwindet. Unsere Gefühle und unser Handeln beeinflussen sich also gegenseitig. Das kann auch hilfreich für die Partnerschaft sein.

Keine schnelle Lösung

Es ist schwierig, unsere Gefühle gegenüber dem Partner auf die Schnelle zu ändern. Wenn er den Abwasch nicht gemacht hat oder sie vor anderen eine abfällige Bemerkung über dich macht, fühlst du dich alleingelassen oder nicht wertgeschätzt. Da nützt es herzlich wenig, wenn du versuchst, dich jetzt anders zu fühlen.

In der Regel lassen wir in einem solchen Fall unsere Emotionen unser Handeln bestimmen. Unsere negativen Gefühle führen zu einer angriffigen oder schmollenden Reaktion, die uns direkt in einen Konflikt schlittern lässt.

Zum Glück ist es kein Naturgesetz, dass wir uns unseren Gefühlen entsprechend verhalten müssen. Im Gegenteil: Wir können unser Verhalten einsetzen, um unsere negativen Gefühle zu verändern. Wenn wir uns so verhalten, als ob wir ein bestimmtes Gefühl für unseren Partner oder unsere Partnerin hätten, wird sich dieses Gefühl oft auch einstellen. Wenn wir unseren Partner zum Beispiel freundlich behandeln, werden wir uns bald auch so fühlen, auch wenn wir vorher vielleicht wütend waren.

Wohlwollend und versöhnlich

Ich plädiere auf keinen Fall dafür, Gefühle zu übergehen und immer so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Das ist ungesund und vor allem nicht nachhaltig. Negative Gefühle sollen wahrgenommen und als Signale anerkannt werden, dass etwas nicht stimmt. Die Kunst besteht darin, sich dann nicht von ihnen leiten zu lassen, sondern sich trotzdem liebevoll, wohlwollend oder versöhnlich zu verhalten. Das wiederum wird dazu führen, dass unsere Gefühle nachziehen. Mit etwas Abstand können wir dann die Situation nochmals anschauen, die die negativen Gefühle ausgelöst hat.

Konkret könnte das so aussehen: Julia ist wütend auf ihren Partner Ben, weil er einen wichtigen Termin vergessen hat. Sie würde am liebsten distanziert bleiben und ihn ignorieren. Doch bewusst entscheidet sie sich, freundlich mit ihm zu reden und ihm von ihrem Tag zu erzählen. Während sie spricht und er ihr aufmerksam zuhört, merkt sie, wie ihr Ärger langsam abklingt und sie sich ihm wieder näher fühlt. Weil sich ihre Gefühle durch ihr Handeln verändert haben, kann sie nun auf eine konstruktive Art mit Ben ins Gespräch über die vergessene Verabredung kommen.

Marc Bareth und seine Frau Manuela stärken mit FAMILYLIFE Schweiz Ehen und Familien. Marc Bareth ist der Leiter dieser Arbeit. Er bloggt unter: www.familylife.ch/five

Zur Konfliktfähigkeit erziehen

Um in Familien Frieden zu leben, brauchen wir eine gesunde Konfliktkultur. Für Dorothea Beier liegt der Schlüssel dazu in einer zugewandten Art der Kommunikation.

Von Kindern höre ich oft Sätze wie: „Am schönsten fände ich es, wenn immer Frieden wäre!“ „Ich mag keinen Streit!“ „Wenn Mama und Papa sich streiten, bin ich traurig!“ Auch Eltern bekunden immer wieder, dass sie sich so sehr ein harmonisches Miteinander in ihrer Familie ohne Konflikte wünschen. Doch dies im Alltag umzusetzen, fällt oft schwer. Nicht selten fühlen sich Eltern überfordert mit Geschwistereifersucht, Trotzanfällen, Streitigkeiten am Esstisch, dem Kampf um die Hausaufgaben, Machtkämpfen und anderem.

Perspektive eines Beobachters

Eltern und Kinder handeln nach ihrer besten Option! Kinder sind nicht bewusst böswillig und auch Eltern wollen für ihre Kinder das Beste. Woran liegt es aber, dass es im Zusammenleben häufig zu Konflikten kommt? Und wie können wir unseren Kindern helfen, Konfliktfähigkeit zu erlangen? Dazu ist eine Frage wesentlich: Was wünschen sich eigentlich Kinder und was brauchen Eltern?

Gehen wir einmal in eine Beobachterrolle: Ein Kind zerbricht versehentlich einen Teller. Nicht selten kann man erleben, wie es dann ausgeschimpft wird, wie ihm Befehle erteilt und Vorwürfe gemacht werden. Passiert dieses Missgeschick einem Freund oder einer Freundin, wird dies entschuldigt. Erwachsenen gegenüber sind wir häufig loyal, wir vermeiden kritische Bemerkungen, die ihren Stolz treffen könnten. Kinder werden oft vor anderen kritisiert und herabgesetzt, weil man glaubt, dass sie schließlich erzogen werden müssen. Kinder und Erwachsene haben gleichermaßen das Bedürfnis nach Respekt. Das bedeutet: Wir möchten gesehen, verstanden, geliebt und anerkannt werden. Konflikte entstehen, wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt und frustriert werden. Wir tun gut daran, wenn wir unseren Kommunikationsstil einmal überprüfen und nachspüren: Wie haben wir uns als Kind gefühlt, wenn Erwachsene uns so behandelt haben?

Wie ging es uns, wenn wir beschimpft wurden, wenn wir Befehle erhielten, etwa: „Geh sofort in dein Zimmer!“? Was haben wir gespürt, wenn man uns gedroht hat, wenn wir uns Moralpredigten anhören mussten? Wie fühlten sich Vorwürfe oder Verhöre an? Die Palette von gut gemeinten Methoden in der Kindererziehung ist endlos. Die Reaktionen darauf sind oft sehr unerfreulich und forcieren die Konflikte eher.

Bedürfnisse erspüren

Die häufigste Ursache für Konflikte können wir immer wieder in Kommunikationsformen finden, die wir unreflektiert und automatisiert anwenden. Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder ohne Widerrede auf sie hören und tun, was sie ihnen sagen. Kinder haben aber häufig in solch einem Moment andere Wünsche oder Bedürfnisse und fühlen sich nicht verstanden, wenn sie Befehle erhalten und Dinge tun sollen, die gerade nicht mit ihren Bedürfnissen übereinstimmen. Das erzeugt Unmut, den sie dann auch ausdrücken. Eltern fühlen in solch einer Situation häufig Ärger und reagieren entsprechend. Das führt dann wiederum beim Kind zu Unwillen und manchmal sogar zu Aggression. Konditionieren sich diese Verhaltensmuster, gehören Konflikte mit Machtkämpfen, Geschrei und Beschimpfungen zur Tagesordnung.

Eltern können aus solchen Mustern aussteigen und damit auch ihren Kindern helfen, konfliktfähig zu werden. Zunächst ist es mühsam, den Autopiloten auszuschalten, aber es lohnt sich.

Gefühle erklären, Verhalten verstehen

Um neue Muster der Kommunikation zu erlernen, ist es wichtig, dass Eltern sich erst einmal selbst verstehen und anfangen, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erspüren. Dies kann man z.B. herausfinden, indem man anfängt, anstelle einer Du-Botschaft, die wir häufig in der Kindererziehung verwenden, nun eine Ich-Botschaft an das Kind auszusenden. Anstelle von „Du störst mich gerade sehr, hör endlich auf mit dem Lärm!“, könnte man in der Ich-Botschaft dem Kind erklären: „Es ist hier gerade sehr laut. Ich bin darüber verärgert, weil ich noch etwas arbeiten muss.“ In einer Ich-Botschaft nennen wir das Gefühl, welches wir gerade durch das Verhalten des Kindes haben.

Wir zeigen dem Kind, was ihr Verhalten bei uns auslösen kann. Benennen wir unser Gefühl, so wird das Kind nicht verurteilt oder beschuldigt. Auf diese Weise helfen wir auch unseren Kindern, einen Zugang zu ihren Gefühlen zu bekommen. Wichtig ist, dem Kind erst einmal zuzuhören, um ihm dann das Bedürfnis hinter seinem Verhalten spiegeln zu können. Das Kind erkennt dadurch, dass man bereit ist, es zu verstehen und zu akzeptieren. Das kann Wunder wirken! Wir können hinter jedem Verhalten eines Kindes Signale erkennen, die es aussendet, um verstanden zu werden.

Gemeinsam Lösungen für Konflikte finden

Häufig entsteht zum Beispiel Geschwisterstreit, weil ein Kind in seinem Bedürfnis durch das andere Kind frustriert ist. Ein Beispiel: Zwei Kinder, Lucas und Till, haben einen heftigen Konflikt. Lucas hat Till sein Lieblingsspielzeug weggenommen und möchte es ihm nicht wiedergeben. Als seine Mutter ihm sagt: „Till ist traurig und wütend darüber“, gibt er zur Antwort: „Er ist doch selbst schuld daran!“ Die Mutter versucht sich empathisch mit ihm zu verbinden und antwortet: „Kann es sein, dass es sich für dich gut anfühlt, wenn du deinem Bruder das Spielzeug wegnimmst? Möchtest du vielleicht Till für etwas bestrafen?“ Daraufhin antwortet er: „Till spielt nur noch mit seinem Freund und ich muss allein spielen.“

Jetzt wusste die Mutter, was sein Bedürfnis war, und antwortet ihm: „Du wünschst dir, dass Till dich beachtet, mit dir spielt und dich sieht. Du ärgerst ihn, damit du von ihm Aufmerksamkeit bekommst, stimmt das?“ Gemeinsam sucht sie mit ihm nach einer besseren Lösung für das Problem, was ihm wiederum Wertschätzung und Anerkennung gibt und damit gute Gefühle auslöst.

Kinder lernen Konfliktfähigkeit, wenn sie sich verstanden und akzeptiert fühlen. Sie lernen es, sich in andere Menschen einzufühlen, indem wir es ihnen vorleben.

Dorothea Beier ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin sowie Spiel- und Bewegungstrainerin mit eigener Praxis. Sie lebt und arbeitet in Uelzen.
praxis-dbeier.de

11 bis 15 – So findet ihr die passende Nachhilfe

Elternfrage: „Unsere Tochter (14) braucht Unterstützung in zwei Schulfächern. Wir finden es schwer zu entscheiden, welche Nachhilfe am besten ist. Wie können wir eine gute Entscheidung treffen?“

Fragen zur Schule haben etwas gemeinsam mit Fragen an den Arzt: Es geht immer um einen speziellen Fall. Allgemeine Antworten helfen oft zu wenig weiter, erst recht aus der Ferne. In Japan ist es zum Beispiel beinahe selbstverständlich, dass Jugendliche nach der Schule in privaten Lerninstituten am Lernstoff arbeiten; hierzulande gilt Nachhilfe vielen indes als etwas Lästiges, gar Diskriminierendes. Zwischen diesen Extremen gilt es, einen Mittelweg zu finden.

Privatlehrer oder Institut?

Beide Varianten der Nachhilfe, privater Coach wie Lerninstitut, haben ihre Vor- und Nachteile. Ein Privatlehrer kann auf die Probleme Ihrer Tochter genauer eingehen, erklärt aber vielleicht auch zu viel – wenn es eigentlich darum ginge, dass sie zu mehr Aktivität verlockt werden müsste. Auch ältere Schüler mit ihrem Peer-Bonus könnten durchaus geeignete Helfer sein. Lerninstitute gehen eher schematisch vor, sind dafür in der Regel finanziell günstiger; dort ist man mit seinen Schwächen auch nicht allein und kann mit anderen Schülern zusammenarbeiten – sich aber auch in der Gruppe verstecken. Bei beiden Wegen stellt sich immer die Frage der Qualität. „Auf dem Markt“ kann man sich umhören, welche Erfahrungen andere Eltern bereits gemacht haben. Letztlich steht im Mittelpunkt die Frage: Wie geht es denn Ihrer Tochter mit dem Lernen, wo liegen ihre Probleme, welche Unterstützung braucht sie genau?

Ein Ziel für die Mühen abstecken

Mit 14 stecken Jugendliche in der Pubertät. Es ist eine Zeit voller innerer wie äußerer Turbulenzen, da kann vieles eine Rolle spielen: Ist sie insgesamt lernmotiviert, hat aber in zwei Fächern Probleme mitzuhalten, trotz eigenen Bemühens? Ist das schon länger der Fall oder erst nach eigener Krankheit oder einem Lehrerwechsel – und um welche Fächer handelt es sich? Oder hat sie aktuell – vielleicht schon seit Längerem – insgesamt einfach „keinen Bock“ auf Schule und ist deshalb ins Minus geraten? Welche Schulform besucht sie eigentlich – und falls es sich um ein Gymnasium handelt: Ist sie dort möglicherweise anhaltend überfordert, würde sich auf einer anderen Schulform der Sekundarstufe wohler fühlen und besser entwickeln? Wo sieht sie sich in 10 und in 25 Jahren? An welcher Stelle der Gesellschaft möchte sie als Erwachsene ihre Frau stehen, welche berufliche Vision hat sie? Denn ein Ziel zu haben, das macht die Mühen des Weges dorthin um vieles erträglicher.

Vielleicht gibt es auch noch einen dritten Weg: Manche Jugendliche haben mit ihren Eltern derart wenig Kontakt, dass sie es als eine wichtige Zuwendung und Unterstützung erleben, wenn diese selbst sich ihrer fachlichen Defizite annehmen. Solches Home-Coaching funktioniert natürlich nur mit Eltern, die bei Fehlern der Kinder nicht nervös werden, die sich echt interessieren und die subtil ermutigen können. Wo das gelingt, hat man einiges gespart – und kann sich ab und zu gemeinsam etwas leisten.

Michael Felten ist Lehrer im Ruhestand, Autor und Referent.

6 bis 10 – So gelingt der Schulstart ohne Druck

Elternfrage: „Im Sommer ist der Schulstart unseres Sohnes. Wie können wir ihn darauf vorbereiten, dass es bald viel mehr um Leistung und Bewertungen geht, als er es aus der Kindergartenzeit gewohnt ist?“

Das Magengrummeln beim Gedanken an den Schulstart ist nicht unberechtigt, weil Schule einiges im Gepäck hat, was Kinder vorher noch nicht kannten: mehr Fremdbestimmung, weniger Begleitung, wechselnde Bezugspersonen, mehr geforderte Selbstständigkeit und ja, definitiv auch mehr Bewertungen. Um ein Kind darauf vorzubereiten, sollte man aber gar nicht so sehr von den Leistungsthemen selbst ausgehen. Es benötigt kein Rechen- oder Lesetraining und keine Disziplinierungen, wenn Ordnung nicht klappt. Ein Kind wird am besten schul-, lern- und damit auch lebensfit, wenn der Fokus auf Beziehungsstärke und Bewältigungskraft liegt.

Beziehungsstärke

Bis zur Einschulung haben viele Eltern die Frage im Kopf: „Geht es meinem Kind gut?“ Das darf auch nach der Einschulung so bleiben. Ein Wechsel auf den Blick „Passt mein Kind sich an? Oder fällt es nicht auf?“ ist fehl am Platz. Denn diese Perspektive erzeugt zum einen unguten Druck, der die Beziehung gefährden kann. Zum anderen übersieht sie, dass unter schulischen Kompetenzen ein Gerüst aus emotionalen Kompetenzen liegen sollte, um den Schulalltag und andere Herausforderungen meistern zu können.

Das heißt, bei jeder Problematik, die nach dem Schulstart ansteht, sollte die erste Frage immer sein: „Wie geht es uns miteinander, und sind wir gut in Beziehung?“ Dann könnt ihr weiterschauen, was jeder von euch braucht und wie ein Problem zu lösen ist. Das Kind ist auf diese Weise verlässlich eingebettet und kann mit Urvertrauen ins Leben gehen. Es weiß, dass ihr hinter ihm steht, egal, was es leistet, egal, wie es bewertet wird. Starke Beziehungen geben Kraft. Und sehr wahrscheinlich wird es sich mit allen Sorgen an euch wenden.

Bewältigungskraft

Spürt ein Kind in einer solchen starken Eltern-Kind-Beziehung Zutrauen, Rückhalt und bekommt außerdem zu Hause Hilfe zur Selbsthilfe, sodass es selbst Probleme lösen kann und darf, ist es super vorbereitet für die Schule. Es wird sich äußern, wenn es ihm nicht gutgeht oder es etwas nicht kann. Es wird bei Herausforderungen nicht sofort in Panik verfallen, sondern sich Lösungen ausdenken können oder wissen, mit wem es gemeinsam nach einer Lösung suchen kann. So benötigt ein Kind keine Patentlösungen und kein Superheldentum von Anfang an: Stifthaltung kann sich entwickeln, statt Schnürsenkel dürfen es auch Klettverschlüsse sein. Der erste Misserfolg in Mathe oder Deutsch darf betrauert werden, aber regt auch zum Weiterlernen an.

Ein weiterer wichtiger Impuls für den Alltag mit Leistungsbewertungen: dem Kind beizubringen, sich immer mit sich selbst über die Zeit zu vergleichen, nicht mit anderen: „Wo hast du Fortschritte gemacht? Was ist anders als vor drei Wochen oder drei Monaten?“ Auch das trägt zur Bewältigungskraft rund um Schule bei.

Inke Hummel, Pädagogin M.A., bietet Eltern als Familienbegleiterin, Erziehungsberaterin und pädagogischer Coach Beratung an.

3 bis 5 – So wird der Sonntag mit Kindern entspannter

Elternfrage: „Sonntage sind bei uns oft die anstrengendsten Tage in der Woche. Wir möchten das ändern. Habt ihr Anregungen, wie der Sonntag mit Kindern im Kita-Alter auch ein Ruhetag werden kann?“

Oh ja, Sonntage mit Kindern in diesem Alter können echt herausfordernd sein! Mir haben ein paar Punkte dabei geholfen, mehr Ruhe am letzten Tag der Woche zu erfahren. Vielleicht sind auch Anregungen für euch dabei:

1. Vorbereitung

Manche Dinge, die mich am Sonntag stressen, lassen sich gut vorbereiten und dadurch vermeiden. Zum Beispiel kann ich unter der Woche ein Mittagessen vorkochen und einfrieren oder samstags die Wäsche durchwaschen und Ordnung schaffen. Wenn es zeitlich knapp ist, darf das auch heißen, die Wäsche und Unordnung hinters Sofa zu schieben und Tiefkühlpizzen zu kaufen. Außerdem kann ich samstagabends eine Dose Apfelschnitze, die Toniebox und Kopfhörer hinlegen: Wenn die Kinder morgens früh aufstehen und man selbst noch ein bisschen liegenbleiben will, lässt sich so die Zeit im Bett noch etwas verlängern, bis es für alle Frühstück gibt.

2. Rituale zum Tagesstart

Kleine, wiederkehrende Rituale machen auch den Kindern sichtbar, dass heute ein besonderer Tag ist. Das können zum Beispiel Zutaten zum Frühstück sein, die es nur sonntags gibt oder eine Kerze, die die Kinder anzünden dürfen. Oder eben die Apfelschnitze im Bett.

3. „Wunschzeiten“

In der Familie kommen viele unterschiedliche Vorstellungen zusammen, wie ein Ruhetag aussehen sollte. Eine Freundin von mir hat deshalb „Wunschzeiten“ eingeführt, und wir haben damit auch gute Erfahrungen gemacht. Dazu sprechen wir darüber, welche Idee jeder von einem Ruhetag hat. Zuerst unter uns Eltern und dann auch mit den Kindern. Mit Kindergartenkindern lassen sich die Wünsche auf Bildkärtchen festhalten. Darauf könnte zum Beispiel „Spielplatz“, „Lego bauen“, „Lesen“ oder „Allein spazieren gehen“ stehen. Fangt bei der Umsetzung der Wünsche klein an: 20 Minuten reichen für den Anfang. Eine Sanduhr kann dabei helfen, die Zeit für die Kinder zu visualisieren. Dann heißt es: Bis die Sanduhr abgelaufen ist, liest Mama allein draußen ein Buch und Papa ist zuständig. Oder wir spielen alle zusammen Feuerwehr. Wenn die Kinder wissen, dass sich in ihrer Zeit alles auf sie konzentriert, ist es für sie auch leichter, uns Erwachsenen unsere Zeit zu geben, wenn wir dran sind.

4. Verabredungen

Für mich sind die entspanntesten Zeiten oft die, wenn wir mit Freunden zusammen sind, die Kinder im ähnlichen Alter haben. Dann sind die Kinder miteinander beschäftigt und wir haben Zeit für Austausch. Der Besuch von einer befreundeten Familie kann ein schönes Sonntagsritual sein, das allen Bedürfnissen gerecht wird.

5. Erwartungen loslassen

Ganz ehrlich: Der Sonntag mit kleinen Kindern wird nicht mehr so ruhig sein wie in der Zeit vor den Kindern. Manchmal machen uns die eigenen Erwartungen den größten Stress. Den Sonntag, an dem wir so richtig zur Ruhe kommen, die Wohnung ordentlich bleibt und das Essen drei Gänge hat, wird es womöglich erst wieder geben, wenn alle ausgezogen sind. Bis dahin gehen wir kleine Schritte. Manchmal auch zwei vor und einen wieder zurück. Wir fangen damit an, samstagabends die Wäsche hinters Sofa zu schieben, Tiefkühlpizza einzukaufen und uns mit Hilfe einer Sanduhr Lesezeit zu gönnen. Wir arbeiten uns langsam vor und feiern die kleinen Erfolge.

Sarah Franke ist Erzieherin und Gemeinde­pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie im Schwarzwald und bloggt.

0 bis 2 – Alleinerziehend mit Baby

Elternfrage: „In meinem Freundeskreis gibt es eine Mama, die ein Baby hat und alleinerziehend ist. Wie kann ich sie unterstützen?“

Einfach machen!

Ich habe in meiner Trennungsphase mehr überlebt als gelebt. Oft bin ich nur für mein Kind aufgestanden. Mir taten damals Menschen gut, die einfach gemacht haben. Eine Freundin hat mir damals zum Beispiel eine Tüte mit Brötchen vor die Haustür gestellt, weil sie wusste, dass ich zu wenig esse. Einfach machen! Auch, wenn die Person „Geht schon“ sagt – klar geht es immer irgendwie, aber auch nur, weil es muss. Solltest du dich mit der angebotenen Hilfe getäuscht haben, kannst du dich hinterher immer noch entschuldigen. Es lohnt sich, die Liebessprache der betroffenen Mutter herauszufinden. Dann fällt es nämlich nicht so schwer, die passende Art der Unterstützung anzubieten. Außerdem hilft es, dich in die Situation deiner Freundin einzufühlen. Nicht nur kurz für zwei Minuten, sondern ernsthaft, mit Zeit und Empathie. Wenn du jetzt in ihrer Situation wärst, wie würdest du dich fühlen? Wie wäre es für dich, alleinerziehend zu sein? Was würdest du dir wünschen? Womöglich geben dir die Antworten darauf bereits einen Hinweis, wie du deiner Freundin helfen kannst.

Vera K. studiert, arbeitet und lebt mit ihrer Tochter in Franken. In ihrer freien Zeit reisen die beiden am liebsten in die Sonne.

Keine Erwartungen

Mir ist es als alleinerziehende Mama mit einem Baby sehr schwergefallen, Hilfe anzunehmen. Deshalb war es am besten für mich, wenn Leute spontan vorbeigekommen sind, um mir zum Beispiel Essen vorbeizubringen. Es war auch gut, wenn die Person klar formuliert hat, dass sie mich unterstützen möchte und keine Erwartungen an mich hat. Zwei meiner Geschwister haben mir monatlich Geld überwiesen. Sie haben nicht gefragt, ob ich finanzielle Unterstützung brauche, sondern haben das einfach getan. Das war eine riesengroße Hilfe. Denn mit einem Baby allein zu sein, bringt häufig finanzielle Sorgen mit sich. Ein Erlebnis aus dieser Zeit werde ich nie vergessen: Vor meiner Tür lag ein Geschenk. Einfach so! Das war wertvoll für mich, weil es mir gezeigt hat, dass mich jemand sieht. Im Nachhinein denke ich, ich hätte öfters meine Muttermilch abpumpen und ohne schlechtes Gewissen meine Tochter abgeben sollen. Das wäre gut für mich gewesen – vielleicht ist das etwas, zu dem man die Mutter ermutigen kann, wenn sie das möchte.

Lea K. lebt mit ihrer Tochter (5) in Frankfurt und studiert Soziale Arbeit.

Ein Gegenüber sein

Als mein Mann unsere Ehe verlassen hat, stand ich sehr plötzlich mit zwei kleinen Kindern (0,5 und 3 Jahre alt) da und war alleinerziehend. Mir war sofort klar, dass ich das, was jetzt auf mich zukommen würde, nicht alleine schaffe. Ich wusste, dass ich Hilfe in Anspruch nehmen muss – ganz praktisch im Alltag, finanziell und in Form von Lebensberatung. Ich empfand es als hilfreich, wenn mir nicht nur ein „Wenn du was brauchst, melde dich!“ angeboten, sondern ich vor „vollendete Tatsachen“ gestellt wurde. Eine Freundin hat mir zum Beispiel Massageöl mitgebracht und meine Verspannungen bearbeitet. Eine andere Freundin hat Mann und Sohn zu Hause gelassen, um mit mir Silvester zu feiern. Wenn meine Energie am Ende war, haben Oma und Opa die Kinder abgeholt und ihnen stundenlang uneingeschränkte Aufmerksamkeit geschenkt. Bis heute kommen meine Eltern wöchentlich vorbei und unterstützen mich im Haushalt.

Für mich ist es sehr wichtig geworden, dass ich für alltägliche Themen, die ich normalerweise mit einem Partner besprechen würde, ein Gegenüber zum Austausch habe. Welche Versicherung soll ich wählen? Wie soll ich die Geburtstage planen? Neue Winterreifen? Einen unschätzbaren Wert haben solche Freunde, die mir zuhören und Themen mit mir reflektieren. Manche sind auch mal wütend über meine Situation – das bin ich selbst viel zu wenig. Gemeinsam sind schon einige Tränen geflossen, manchmal auch vor Lachen.

Lena Knaack lebt mit ihren Kindern im schönen Sauerland und arbeitet für den christlichen Seminaranbieter team-f.

6 bis 10 – Wie finden schüchterne Kinder Freunde?

Elternfrage: „Meine Tochter (7) ist schüchtern und zurückhaltend gegenüber anderen Kindern. Ihr fällt es schwer, Freunde zu finden. Wie können wir sie dabei unterstützen?“

Es ist gut, diese Frage zu stellen und in die Freundschaften unserer Kinder zu investieren: Freunde sind extrem wichtig und können einen sehr positiven Einfluss auf Kinder haben. Schon ein einziger enger Freund kann dafür sorgen, dass sie besser mit schwierigen Zeiten klarkommen, herausfordernde Situationen in der Schule leichter bewältigen oder weniger Stress bei Tests haben. Dennoch haben Kinder unterschiedliche Wege, Freunde zu finden, und nicht jedes Kind braucht viele Freunde – manchmal reicht ein einziger. Als Erstes müssen wir also unterscheiden, ob wir ein schüchternes Kind haben, das eigentlich gern mit anderen spielen möchte und dabei Hilfe braucht oder ob wir ein Kind haben, das allein lesen, malen und für sich sein möchte. Wenn unser Kind sich – mehr – Freunde wünscht, können wir es gut mit den folgenden Tipps unterstützen.

1. Berührungspunkte aufspüren

Freundschaft zwischen Menschen beruht auf Gemeinsamkeiten – gemeinsamen Interessen, Erfahrungen oder Tätigkeiten. Wir fragen also unser schüchternes Kind: Wer teilt die gleichen Interessen? Wer wohnt in der Nähe? Wer ist nett?

2. Zueinander finden

Wenn wir das wissen, geht es mit dem zweiten Schritt weiter: Wie geht man auf Menschen zu? Wir können unser Schulkind ermuntern, die anderen Kinder zu fragen: Was spielen sie gern? Welche Musik interessiert sie? Welche Tiere? Welcher Sport? Wir wissen aus Studien, dass Kinder, die anderen Kindern gezielt zweimal am Tag helfen, mehr Freunde haben. Wem könntest du deine Stifte leihen? Wer würde gern einen von deinen Keksen probieren?

3. Unvollkommenheit normalisieren

Als Nächstes können wir unserem Kind beibringen, dass Freunde nicht perfekt sein müssen: „Aber niemand interessiert sich für Schach!“, schimpft unser Schulkind vielleicht. Okay, das können wir nicht ändern, aber was wäre für dich auch okay? Gehst du gern in die Natur? Interessierst du dich für Mathematik? Sogar: Findet noch jemand den Kunstunterricht langweilig? All das können Gemeinsamkeiten sein, auf denen wir Kontakt aufbauen können.

4. Treffen planen

Anschließend machen wir eine Spielverabredung in unserem Zuhause aus, weil sich schüchterne Kinder hier oft wohler und sicherer fühlen. Das kann auch heißen, auf „unserem“ Spielplatz, in „unserem“ Wald, in „unserem“ Zoo. Manchmal haben Kinder das Gefühl, dass sie „nichts zu bieten“ haben. Da kann es sehr hilfreich sein, an einen Ort zu gehen, den sie mögen, den sie kennen und den sie dem anderen Kind „zeigen“ können. Wenn sich unser schüchternes Kind jetzt windet: „Vielleicht langweilt sie sich aber dann doch!“ und nicht weiterweiß, können wir Situationen durchsprechen: Was könnte passieren? Wie möchtest du reagieren? Was könntest du sagen oder tun? Wie könnte ich dir helfen?
Auf diese Weise kann unser schüchternes Kind „Freundschaft“ üben und lernen – eine Fähigkeit, die ihm ein Leben lang helfen wird.

Nicola Schmidt ist Bestseller-Autorin und Gründerin des artgerecht-Projektes. Mehr Infos zum Thema bietet ihr Buch „artgerecht – das andere Schulkinderbuch“ (Kösel).

3 bis 5 – Stressfrei reisen mit Kindern

Elternfrage: „Lange Autofahrten in den Urlaub oder zu Familienfeiern enden bei uns stimmungsmäßig immer in einer absoluten Katastrophe. Ich frage mich oft, ob sich der Stress überhaupt lohnt oder ob wir lieber daheimbleiben sollten. Habt ihr Empfehlungen für das Reisen mit Kleinkindern?“

Kids mitentscheiden lassen

Jedes Kind ist anders, und deshalb gibt es sicherlich keine Patentlösung zum Reisen mit Kindern. Aber gern teile ich mit euch, was bei uns gut funktioniert.

Verständnis und Geduld: Der beste Tipp, den mein Mann und ich auf unseren Reisen als Familie umsetzen konnten, ist, auf unsere Haltung gegenüber den Kindern zu achten und unsere Gefühle daran anzupassen. Wir wertschätzen sie, wenn sie geduldig sind und zeigen Verständnis, wenn ihnen der Weg zu lange dauert.

Realistische Erwartungen: Wir haben gelernt, uns von der Wunschvorstellung zu verabschieden, dass alles harmonisch läuft und jeder gleichzeitig eine gute Zeit hat. Eine lange Reise ist anstrengend, und das dürfen unsere Kinder auch äußern. Das Kind muss nicht einfach „da durch“, sondern wir versuchen es hindurchzutragen. Manchmal klappt das super und manchmal nicht so gut. Wir entschuldigen uns, wenn wir den Stress an unseren Kindern ausgelassen haben.

Mitspracherecht: Wir fragen die Kinder, was ihnen helfen würde. „Braucht ihr eine Pause?“ Vielleicht gibt es einen tollen Spielplatz, für den sich ein kleiner Umweg lohnt. Oder ihr könntet anhalten und ein spontanes Bewegungsspiel machen. Sowas wie: „Alle hüpfen jetzt, alle stampfen und alle machen, was das Kind sagt.“ So fühlen sich auch die Jüngsten ernst genommen. Pausen an kindergerechten Orten sind generell für uns eine gute Idee. Die Kinder haben Spaß, Bewegung und frische Luft.

Gella Scheven ist Erzieherin und Mama von drei Kindern.

Nachts fahren oder es sein lassen

Mein Mann und ich lieben weite Distanzen. Unser Erstgeborener ist mit uns einmal quer durch Europa im Van gefahren. Das war streckenweise auch nicht immer easy going, aber so richtig anstrengend empfinde ich lange Reisen erst, seitdem noch ein Kind inklusive Bedürfnisse Teil der Crew geworden ist. Trotzdem fahren wir jährlich mehrmals nach Schweden in unser Ferienhaus – über 14 Stunden eine Strecke. Das funktioniert. Zumindest dann, wenn wir die Nacht durchfahren und die Kinder schlafen. Und es lohnt sich. Weil wir uns vor Ort erfahrungsgemäß nach wenigen Minuten von den Strapazen erholt haben. Andere Reisen wiederum machen wir nicht mehr, weil Nervenaufwand und Genuss am Zielort nicht im Verhältnis stehen. Ich wäge deshalb vor jeder langen Fahrt gut ab und finde die Frage „Lohnt sich die weite Strecke für uns als Familie?“ völlig berechtigt. Wer dafür kein Verständnis hat, der stand noch nie in einem fiesen Baustellenstau auf der A8 am letzten Ferientag mit brüllenden Kindern auf der Rückbank.

Annabel Breitkreuz ist crossmediale Redakteurin. Über ihre Reiserouten durch Europa schreibt sie unter anderem in ihrem Buch „Wild.Frei.Authentisch – Aufbruch ins Abenteuer Familie“ (Brunnen Verlag).

Kurzstrecke mit Musik, Langstrecke mit dem Zug

Für meine Großstadt-Jungs (7+4) ist Autofahren nicht alltäglich. Nachdem wir knapp zwei Jahre kein eigenes Auto hatten, haben wir jetzt wieder einen alten „Pablo“ (Citroën Picasso) – quasi unser fünftes Familienmitglied. Am Wochenende fahren wir öfter zu unserem Campingplatz, der knapp zwei Stunden entfernt im Wald liegt. Die beiden Jungs schauen aus dem Fenster, manchmal spielen wir Tiere-Entdecken oder zählen Autos, die eine bestimmte Farbe oder Marke haben, schlafen, knabbern oder hören Hörspiele. Wir haben auch günstige LCD-Schreibtafeln (ähnlich wie eine Zaubertafel), auf denen sie im Auto malen können. Egal, wie lang die Fahrt ist, circa 20 Minuten vor Ankunft fangen sie meist an zu quengeln, besonders als sie noch jünger waren. Da hilft es nur noch, ihre Lieblings-CD von Rage against the Machine voll aufzudrehen und wild zu zappeln. Für längere Strecken nehmen wir am liebsten den Zug, da vergeht die Fahrt bei ein paar Partien UNO oder beim Vorlesen wie im Flug.

Anna Koppri ist Sozialpädagogin und Systemische Familientherapeutin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Wie Worte unsere Kinder prägen

Worte haben Kraft und prägen unsere Kinder entscheidend. Wie wir eine gesunde Selbstwahrnehmung fördern können.

Mitte der 90er: Geburtstagsfeier einer Tante. Ich habe noch keine Kinder. Ein kleiner Junge tobt und donnert dabei mit seinem Kopf so an den Tisch, dass die Schwarzwälder Kirschtorte schwankt. Die Mutter greift sich ihren Sohn und sagt: „Was hast du gerade im Kopf? Den Teufel!“ Ich zucke zusammen und ringe nach Worten. Auch wenn ich sonst vieles stehen lassen kann, werde ich wachgerüttelt: Unbedachte Worte sind machtvolle Stempel für die Selbstwahrnehmung eines Kindes.

Wir Eltern reden viel – locker, fröhlich, angespannt oder zornig. Ich denke nicht immer vorher über das nach, was ich sage. Gerade im Umgang mit meinen Kindern habe ich erlebt, wie schnell Worte aus mir herauspurzeln. Deshalb ist es mir wichtig, ein Bewusstsein für die Kraft meiner Worte zu entwickeln. Denn jedes Wort bewirkt etwas!

Ermutigung lernen

Anna (alle Namen geändert) berichtet, wie sie als Kind fast unsichtbar war. Immer wieder stellt ihre Mutter sie anderen mit diesen Worten vor: „Anna ist so, dass man sie immer vergisst und übersieht!“ Wahrscheinlich ist es liebevoll gemeint, denn Annas Brüder sind laut und präsent. Erst mit 40 Jahren gönnt sich Anna schließlich eine Beratung, um zu verstehen, was sie so unscheinbar macht und welchen Einfluss die Worte ihrer Mutter hatten.

Natürlich erlangt nicht jede Aussage so eine hohe Bedeutung im Leben eines Kindes – zum Glück. Wir können nie wissen, welche Bemerkung, welches Lob oder welche Rüge im Kind Resonanz auslöst. Deswegen sollten wir sorgsam mit unseren Worten umgehen. Worte sind kraftvoll. Sie können schwächen oder stärken, motivieren oder demotivieren, trennen oder verbinden. Das Tolle ist: Worte können eingeübt werden. Jede Familie kann Ermutigung und Lob lernen. Wir können dabei bewusst auf unsere Sprache und unsere Wortwahl achten.

Wir können zum Beispiel zuhören, wie andere Eltern ihre Kinder loben oder wie Ehepartner über den anderen sprechen. Und reflektieren: Welche bewertenden Formulierungen nutze ich häufig? „Da warst du lieb!“ „Sei schön leise!“ „Stell dich nicht so an wegen der Beule am Kopf!“ „Du kannst wirklich nichts!“ Wenn wir uns das bewusst gemacht haben, können wir üben, die Sätze umzuformen: „Deine Unterstützung hat mir gutgetan.“ „Danke, dass du gerade still zuhörst.“ „Ich spüre, du hast Schmerzen.“ „Ich möchte gern herausfinden, was du besonders gut kannst.“

Liebe ohne Wertung

Manchmal hilft es, mir auszumalen, was meine Bewertung konkret heißt. „Da warst du lieb!“: Wäre mir das Kind denn nicht lieb, wenn es sich anders verhielte? „Lieb sein“ wird in Verbindung gebracht mit „still sein und mich nicht fordern“ und vermittelt automatisch, dass ein Kind nicht lieb ist, wenn es mehr körperliche Aktivität oder Fragen mitbringt. In diesem Moment stellen wir uns unbewusst über das Kind, um ihm zu sagen, wie es zu sein hat. Jedes Kind hat ein großes Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung. Kinder wollen mit den Eltern zusammenarbeiten und ihnen gefallen. Sie strengen sich an, die Bewertungskriterien zu erfüllen – auch, wenn sie sich dafür verbiegen müssen. „Lieb sein“ kann aber auch bedeuten: „Ich habe dich immer lieb, egal wie dein Verhalten gerade ist.“ Diese Zusage, diese eine Liebesbekundung sollte nicht mit einer Rüge oder einem Lob verbunden sein. Das Selbstvertrauen von Kindern ist so sehr von Lob abhängig, dass sie es permanent einfordern. Manche Kinder verhalten sich ständig so, dass sie anderen gefallen. Oder sie tun Dinge nur, um ein Lob zu bekommen.

„Sei schön leise!“: Hier legen wir unsere Bewertung von „schön“ auf das Kind. Wer sagt denn, dass leise sein „schön“ ist? „Stell dich nicht so an wegen der Beule am Kopf!“: Ich habe auch Momente, in denen mir etwas Schmerzen verursacht. Wie wohltuend, wenn jemand diese Schmerzen nicht wegredet. „Du kannst wirklich nichts!“: Diese Bewertung wischt den Respekt vor dem Einzelnen weg. Unserem Kind dürfen wir das nicht zumuten. „Das hast du toll gemacht!“ Hier dürfen wir fragen, ob unser Kind selbst zufrieden ist. Denn um dieses innere eigene Bewerten geht es im Lob. Unser Kind wird ein gesundes Ich-Gefühl entwickeln, wenn es nicht auf positive Bewertungen von außen angewiesen ist. Lob ist eine Einladung zum Austausch über die Wahrnehmung des Gelungenen und des Noch-nicht-Gelungenen.

Orientierung geben

Auch wir selbst sind mit Worten geprägt worden – vielleicht mit guten, vielleicht mit weniger guten. Gerade in turbulenten Alltags-Situationen kann es zu spontanen Äußerungen kommen, die den Tiefen unserer eigenen Erfahrung entspringen. Deshalb ist es wichtig, den eigenen Sprachgebrauch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern. Wie wäre es, eine Lobliste anzulegen? Es kann auch eine Liste werden, die eine Familie für sich erstellt: Was wertet mich auf? Was wärmt mich von innen? Was sagt Gott über mich?

Im Familienalltag bewerten wir uns ständig gegenseitig. Wir bewerten, indem wir ignorieren, Wohlwollen zeigen, mit den Augen rollen oder kommentieren. All das hilft unserem Kind, sich zu orientieren: „So ist mein Leben. Das finden meine Eltern wichtig.“ In manchen Familien, die ich berate, erlebe ich zu wenig Worte. Dabei sind Worte wichtiger Bestandteil zum Beispiel einer Mahlzeit: Wir hören zu, achten auf kleine Gesten der Höflichkeit und laden klar und liebevoll zum Sitzenbleiben ein. Worte leiten an und vermitteln ein Familiengefühl. Wir geben Kindern mit bewusst gewählten Worten Halt. Positive Äußerungen wie „Ich freue mich mit dir“, „Ich bin beeindruckt“ oder „Ich freue mich, wie stolz du bist“ bringen dem Kind Wertschätzung entgegen und stärken das Ich-Gefühl. Solche Worte rutschen tief ins Herz eines Kindes.

Positive Haltung

In einer Familie liegt schnell der Fokus auf Fehlern und dem, was „falsch“ läuft. Im Miteinander geht es aber nicht um Erfolg oder Misserfolg, sondern um eine wertfreie Begegnung miteinander und mit Gott. Wir dürfen den Sprachgebrauch unserer Erziehung hinterfragen und ersetzen und den Fokus auf die Fähigkeiten des Kindes oder die Möglichkeiten zur Unterstützung legen. Manchmal hilft es, den Teenager zu fragen: „Ich finde Erfolg nicht so wichtig. Wie geht es dir damit, wenn ich das nicht lobe?“ Unseren Sohn hat es beispielsweise verletzt, dass wir auf sein gelungenes Abitur nicht reagiert haben.

Wir können mit positiver Sprache eine positive Haltung fördern. Wir können zum Beispiel auf das Wort „falsch“ verzichten und lieber Alternativen oder Lösungswege anbieten. Anstelle von „Ach, Luisa, du hast ja schon wieder die Jacke falsch angezogen“ können wir sagen: „Schau mal, der Ärmel hängt da unten. Hier kannst du reinschlüpfen.“ Der Fokus liegt nicht auf dem Fehler, sondern wir bieten positive Unterstützung an. So entsteht eine ermutigende Atmosphäre.

Oft haben wir eine Bewertung im Kopf und im Herzen. Wir finden das Verhalten des Kindes zu laut oder sein Zögern zu ängstlich. Simone ärgert sich wiederkehrend über den fordernden Ton ihrer Tochter. Wenn Lenja in den Raum kommt, hat Simone oft den Impuls, zu fliehen oder zu meckern. Zunächst tauscht sie sich darüber mit ihrem Partner aus. So ein Austausch kann einen Perspektivwechsel bewirken, der den Zugang zum Kind verändert. Simone bekommt dadurch Orientierung über ihre eigenen Gefühle, sodass sie in der nächsten kritischen Situation statt eines Motzanfalls sagen kann: „Ich möchte gern mit dir reden. Aber wenn du mit mir in diesem Ton sprichst, macht mich das sauer.“ Simone wiederholt diesen Satz und findet heraus, dass es ihrer Tochter guttut, erst mal in den Arm genommen zu werden. Nun kann eine Wertschätzung ins Herz sacken.

Simone beschreibt in der Beratung: „Auch wenn das Kind meine Bemerkungen nicht hört, prägen sie doch die Wirklichkeit. Deswegen möchte ich mir zur Gewohnheit machen, gut über mein Kind zu sprechen. Gute Worte über andere verändern auch unsere Sicht auf sie und unsere Haltung ihnen gegenüber. Wir können aussprechen, was durch Gott in den Kindern Wirklichkeit werden kann und soll.“

Kraft und Segen

Johann ist erwachsen. Er berichtet von einer Mitarbeiterin in seiner Kirche, die immer wieder zu ihm gesagt hat: „Du wirst ein guter Leiter. Du hast Einfluss auf Menschen.“ Zu diesem Zeitpunkt hat Johann gestottert, er war zurückgezogen und schrullig. Tatsächlich aber sah die Mitarbeiterin, wie er sich um die neuen Kinder bemühte oder Jüngeren half. Johann hat sich in diese Idee, dass Gott ihn gebrauchen kann, hineingelebt und ist heute tatsächlich ein hingebungsvoller Gruppenleiter.

Worte haben Kraft. Wo Wunden entstanden sind, dürfen wir um Vergebung bitten. Wenn uns unser Kind herausfordert, können wir es segnen. Denn im Segnen liegt der unfassbar starke Blick, den Gott auf unser Kind hat. Ich lade euch ein zum liebevollen Loben und ehrlichen Ermutigen!

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin und Pädagogin, verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie lebt in Göttingen.

Der Küchentisch – ein Ort, an dem Gott nah ist

Dorothea Bronsema hatte den Eindruck, dass ihr Glaube in der Kleinkindphase eine Pause macht. Bis sie merkte, dass Gott ihr gerade in dieser Zeit besonders nah ist.

Viele Jahre habe ich meinen eigenen Weg gesucht, Gott zu begegnen. Ich habe Bücher gelesen und Gottes Wort studiert. Ich habe Menschen in meinem Beruf als Jugendreferentin angeleitet, Gott zu begegnen. Habe geübt, still zu sein, mich Gott hinzuhalten. Ich habe Seminare besucht, Lobpreis gemacht, um in Gottes Nähe zu kommen. Viel Zeit habe ich in meinem gemütlichen Lesesessel verbracht, mit einem Buch in der Hand und mit Gottes Wort in meinen Gedanken.

Dann wurde ich Mama. Das Mamawerden und -sein katapultierte mich in eine Art geistlichen Ausnahmezustand. Plötzlich war mein ganzes Leben ein anderes. Ein Baby auf einer Intensivstation. Durchwachte und durchsorgte Nächte. Ein Leben von Tag zu Tag. Keine Pause mehr und keine Nacht mit Tiefschlaf. Kein Sonntag. Sieben Tage volle Konzentration auf unser neues Familienmitglied. Gott war zwar mitten im Ausnahmezustand, aber ich war weit weg von jeglicher Alltagsroutine.

Meilenweit entfernt

Als irgendwann der Alltag einkehrte und wir wieder eine Art „Normalzustand“ erreichten, merkte ich, dass mir viel Vertrautes verloren gegangen war. Mein gewohntes Glaubensleben passte nicht mehr. Es war schlichtweg nicht mehr so umsetzbar, wie es mir bisher vertraut gewesen war.

Ich hatte keine Zeit mehr für „Stille Zeit“, dafür ganz viel Müdigkeit. Keine Zeit mehr für langes Studieren in Gottes Wort. Aber viel Sehnsucht nach Gott im Hier und Jetzt. Meine Gebete waren eher müde Hilfeschreie als langes Erzählen aus meiner Welt. Bücher las ich kaum noch. In der Gemeinde befand ich mich plötzlich im Krabbelraum. Hinter einer Glasscheibe. Nah am Geschehen des Gottesdienstes, aber innerlich meilenweit entfernt. Im Krabbelraum war es laut. Eine Gemeinschaft von müden Müttern und Vätern, oft beladen und bedrückt, fragend und im Grenzbereich ihrer Kräfte.

An einem Sonntag brachte uns jemand das Abendmahl in diesen Raum. Das löste etwas in mir aus. Ich musste weinen. Später sagte ich meinem Mann, dass ich das Gefühl habe, kein Teil mehr von echter Gemeinschaft zu sein. Dass ich es vermisse, dabei zu sein. Und wenn ich mal dabei bin, kann ich kaum noch folgen. Die Predigten sind zu weit weg, zu sehr fokussiert auf den Kopf, der bei mir kaum Platz für kluge Worte und Gedanken hatte. Ich versuchte zuzuhören, merkte aber, dass ich nicht andocken kann und dass die Inhalte mein Herz nicht mehr berühren.

Heiliger Tiefpunkt

Ich fragte mich, ob der Glaube in der Kleinkindphase eine Pause macht. Ob die Gemeinde uns überhaupt noch auf dem Schirm hat. Und wie ich dranbleiben kann, ohne mir zusätzlichen Stress zu machen. Ich befand mich an einem Tiefpunkt. Ich, die andere beruflich in die Nähe von Gott gebracht hatte, saß im lauten Kinderraum und fand den Weg zu Gott nicht.

Im Rückblick habe ich den Eindruck, dass dieser Tiefpunkt ein heiliger war. Heilig, weil ich nicht mehr in der Lage war, selbst etwas zu machen, mich innerlich oder äußerlich anzustrengen, viele Bücher zu lesen und tolle Gebetszeiten zu absolvieren. Heilig, weil mir an diesem Tiefpunkt deutlich wurde, was bleibt, wenn äußere Formen wegbrechen. Heilig, weil ich zutiefst ahnte und spürte, dass Gott genau hier mit mir ist – am Boden der Tatsachen. Denn schließlich geht es Gott doch um mein Herz und nicht um Leistung und Äußerlichkeiten. Gott ist nicht an heilige Orte und Räume gebunden. Er hat Wege, mir zu begegnen – da, wo ich jetzt bin.

Ich habe an diesem Tiefpunkt Gott gegenüber formuliert – trotzig und vielleicht auch etwas frech: „Wo bist du? Ich brauche dich da, wo ich bin. In meiner Müdigkeit. In meiner Erschöpfung. Am Boden der Tatsachen. Ich werde wahrscheinlich die nächsten Jahre kaum an Gemeindeveranstaltungen, Kursen und Projekten teilnehmen können. Werde andere nicht anleiten können, sondern nur sein können. Mehr will und kann ich nicht. Begegne mir da, wo ich bin.“

Gott wohnt im Alltag

Ich kann nicht davon erzählen, dass nach diesem Gebet von heute auf morgen alles anders war. Aber ich kann von einem heilsamen Weg erzählen, der mit diesem Gebet begann und mein Glaubensleben verändert hat: Ich habe nicht mehr auf heilige Zeiten und Orte gewartet. Ich habe mir bewusst gemacht, dass Gott in meinem Alltag wohnt, dass er mit mir ist, wenn ich nachts mit einem schreienden Baby auf dem Arm durch unser Haus laufe. Dass er da ist, wenn ich Erbrochenes aufwische. Dass er mit mir wütend ist, wenn ich verzweifelt auf einen Therapieplatz für mein Kind warte.

Ich fing an zu begreifen, dass der Küchentisch ein Ort der Nähe Gottes ist. Weil Gott mit uns am Tisch sitzt. Weil er das Licht ist, das wir brauchen. Weil er wärmt wie der Becher Kakao. Er sieht mein ganzes Ich, meinen Körper und meine Seele. Ich hörte Gott plötzlich reden: im ersten Vogelzwitschern nach einer durchwachten Nacht. Ich spürte seine Umarmung in der Umarmung meiner Kinder. Begriff ihn in Bildern, die das Leben mir jeden Tag zeigte. Hörte ihn reden durch meine Kinder, denn oft waren meine Kinder mir die Stimme Gottes, die ich so nötig brauchte. Es waren keine Blitze aus dem Himmel, keine große geistliche Erkenntnis, aber ich spürte, dass Gott da ist, wo ich bin. Dass er in dieser Zeit wohnt.

Gleichzeitig merkte ich, wie schwer es ist, Vertrautes loszulassen und zu vertrauen, dass das, was ist, gut ist und reicht. Ich lese immer noch gern, glaube aber nicht, dass ich es brauche, um Gott zu begegnen. Ich bin immer noch gern in Gemeinschaft – fremdle aber mit starren Formen. Ich glaube, dass Gemeinden sich dringend mit dem Thema „Familie in Gemeinde“ beschäftigen müssen. Denn diese Zeit verändert Menschen und bringt sie an Grenzen, während Gemeinden oft sehr fokussiert auf Veranstaltungen und Pläne sind. Familien brauchen Unterstützung und Rückenwind. Sie brauchen es, gesehen zu werden.

Gebet zwischen Duplo-Steinen

Ich habe aufgehört, auf die scheinbar perfekten Orte und Gebetszeiten zu warten. Ich nutze spontane Chancen. Manchmal sitze ich mit einer Freundin auf dem Boden zwischen Duplo-Steinen und kreischenden Kindern, und wir beten kurz füreinander. Manchmal sehe ich die Müdigkeit und den Frust im Gesicht meines Gegenübers und frage, ob ich etwas Gutes tun kann. Manchmal formuliere ich, wie es mir gerade geht. Ich zögere nicht mehr so lange, teile mein Inneres, weil ich es so sehr brauche, verstanden zu werden.

Und Gott ist da – auf dem Spielplatz, im Badezimmer, am Abend und am Morgen und in der tiefsten Nacht. Gott ist mir begegnet – so anders, so nah. Oft mitten in meinen Tränen und meiner Erschöpfung. Gott klammert diese Zeit nicht aus. Er geht mit uns mitten durch. Wir brauchen nichts zu tun. Er ist alles. Er tut alles. In dieser Zeit habe ich etwas verstanden, das ich sonst wahrscheinlich nicht begriffen hätte: Gott ist in meinem Alltag. In meinem Hier und Jetzt. Er wird mich nicht verlassen noch von mir weichen. Er sucht und findet mich. Ich darf ganz entspannt meinen Leistungsanspruch herunterschrauben.
Er traut mir zu, eine Mama zu sein. Er traut mir diesen Grenzbereich meiner Kräfte zu. Das bedeutet nicht, dass ich eine schlechte Mama oder eine schlechte Christin bin. Aber doch, dass es eine Zeit ist, in der er mit mir anders reden wird. Eine Einladung, anders zu leben und Glauben neu zu entdecken mit meiner ganzen Familie.

Als Familie begegnen wir Gott gemeinsam auf neue, einfache Weise. Wir feiern zusammen Abendmahl mit einfachen Worten und erleben das als einen Kraftort im Alltag. Wir reden mit Gott, wann immer wir seine Hilfe brauchen. Manchmal weinend zwischen Scherben, manchmal laut lobend und singend. Wir legen den Kindern die Hände auf und segnen sie morgens auf ihren Wegen. Wir bitten Gott um sein Mitgehen in Situationen, die sich unserer Aufmerksamkeit als Eltern entziehen. Wir spüren seinen Segen im Hier und Jetzt. Eine spannende Reise, die mich in meinem Leben mit Gott völlig verändert, hat begonnen. Sie ist nicht fertig oder perfekt, aber geprägt von der spürbaren Nähe Gottes im Alltag.

Dorothea Bronsema ist freiberufliche Referentin, Autorin, Bloggerin und Podcasterin und wohnt mit ihrer Familie in Nordhessen. Im Sommer erscheint ihr zweites Buch, in dem sie über ihre Erfahrungen im Mamasein schreibt.