Berufliche Sackgasse

„Unser Sohn (22) wird nach der Ausbildung nicht übernommen. In seinem Bereich sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher schlecht, er ist nun am Boden zerstört. Wie können wir ihm helfen?“

Das Begleiten der erwachsenen Kinder ist für uns Eltern gerade in einer Krise eine Herausforderung. Die Spannung zwischen Einmischung, Bevormundung und Alleinlassen schwebt wie zäher Nebel in den unausgesprochenen Gedanken nach solch einer schlechten Nachricht über die berufliche Zukunft des jungen Erwachsenen. Dass ein Kind kein „Projekt“ ist, das man als Eltern „am besten“ bewältigt, sollte schon in den ersten Lebensjahren klar werden, wenn Eltern üben, sich zurückzunehmen. Nicht die Eltern haben ein Projekt, sondern das Kind und später der Jugendliche hat sein Leben zu gestalten. Deshalb sollten Sie das Recherchieren über berufliche Alternativen unbedingt Ihrem Sohn überlassen. Auch Geschichten von anderen, denen Ähnliches passiert ist, sind nicht unbedingt hilfreich … Wenn Sie als Eltern das Heraussuchen von Stellen übernehmen oder ihm das Komplettpaket „Zuhause“ wieder anbieten, kann es im Selbstwert Ihres Sohnes deutliche Risse geben. Sie als Mutter und Vater sind aber Heimatgeber für die Seele und dürfen fragen: „Was kann ich für dich tun?“. Dabei dürfen Sie sich aber auch abgrenzen und deutlich machen, wenn Sie eine Bitte um Unterstützung als unpassend empfinden.

DEN U-TURN VERSUCHEN
Sie müssen aber nicht untätig bleiben. Nach der schlechten Nachricht vom Arbeitgeber ist es Ihre Aufgabe, den Blick zu weiten und Fragen zu stellen. Das Stopp-Schild zu fokussieren lähmt sowohl Sie als auch Ihren Sohn. Besser ist es, eine Art U-Turn zu versuchen: Wenn dieser Weg nicht gelingt, welcher ganz andere Weg kann denkbar sein? Sie könnten Ihrem Sohn folgende Fragen stellen: Ist die Ausbildung vielleicht eine Grundlage, um einen weiteren Beruf zu erlernen? Ist vielleicht eine Art Pause denkbar, wie sie zum Beispiel der Bundesfreiwilligendienst ermöglicht? Das würde den Freiraum geben, sich in Ruhe beraten zu lassen und Bewerbungen zu schreiben oder sich komplett neu zu orientieren.

GELASSENHEIT AUSSTRAHLEN
Wichtig ist dabei, dass Sie Ihren Sohn bewusst neu freigeben. Eine Veränderung der Planung kann auch bedeuten, dass er zum Beispiel nicht in einem Betrieb in Ihrer Nähe bleibt, sondern weiter weg zieht. Planungen freizugeben und offen zu sein, klingt ganz leicht, ist aber kraftaufwändig. Versuchen Sie, Gelassenheit auszustrahlen. Wenn Sie selbst die Bereitschaft zeigen, sich immer wieder neu auszurichten und Veränderungen als Chance sehen, wird Ihr Sohn sich daran orientieren können. Mit diesen Erfahrungen wird das nächste Stopp-Schild mit noch mehr Eigenverantwortung bearbeitet werden – zur Freude der Eltern.

 

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

Urlaub ohne Eltern

„Unsere Tochter (16) möchte zusammen mit ihrer Freundin nach Italien fahren. Sollen wir das erlauben?“

Zum Erwachsenwerden gehören auch Sehnsucht nach Freiheit, Abenteuerlust und Urlaubsträume. Eigentlich toll, dass Ihre Tochter schon eigene Reisepläne hat und es sich zutraut, allein mit einer Freundin nach Italien zu fahren. Andererseits sollten Sie sehr sorgfältig abwägen, ob Sie Ihrer Tochter das erlauben möchten. Es gibt keine gesetzliche Regelung, ab wann Jugendliche allein in Urlaub fahren dürfen. Sie als Eltern tragen bis zum 18. Geburtstag die Verantwortung und haben die Aufsichtspflicht für Ihre Tochter. So sollte Ihre Entscheidung nicht allein vom Alter, sondern vor allem von der individuellen Reife Ihrer Tochter und deren Freundin abhängen. Wie selbstständig sind die Jugendlichen, zum Beispiel bei Planungen, Telefonaten und Einkäufen? Können Sie ihnen vertrauen, was den Umgang mit Alkohol angeht? Lassen sich die beiden leicht beeinflussen oder in gefährliche Situationen bringen? Wie gehen sie mit ungewohnten Situationen um? Sie dürfen sich bei der Entscheidung Zeit lassen. Beraten Sie sich auch mit den Eltern der Freundin. Wenn Sie nicht ganz sicher sind, brauchen Sie Ihre Zustimmung zu der Reise nicht zu geben.

KLEIN ANFANGEN
Überlegen Sie gemeinsam, was es für Alternativen geben könnte. Das Angebot an Jugendfreizeiten ist riesig. Wer mehr Freiheit möchte, könnte an eine begleitete Jugendreise denken. Seriöse Anbieter finden Sie auf der Internetseite des Bundesforums für Kinder- und Jugendreisen (www.bundesforum.de). Eine gute Möglichkeit ist auch eine Kombination aus Familienurlaub und eigener Reise: Die Familie mietet sich eine Ferienwohnung, und die Jugendlichen zelten in der Umgebung. Wenn es dann doch eine Reise auf eigene Faust sein soll, dann lassen Sie die Jugendlichen klein anfangen. Wie wäre es mit einem Städtetrip innerhalb Deutschlands für ein verlängertes Wochenende? So machen die Jugendlichen wertvolle Erfahrungen für den nächsten Urlaub. Wenn alles gut klappt, können Sie auch über eine Auslandsreise nachdenken. Dafür brauchen Jugendliche übrigens außer dem eigenen Personalausweis auch Ausweiskopien der Eltern sowie eine schriftliche Einverständniserklärung. Ein Handy sowie ein extra Zettel mit wichtigen Telefonnummern sind ebenso selbstverständlich wie genug Geld und eine vorgebuchte und möglichst auch schon bezahlte Unterkunft.

RIESENSCHRITT
Selbstständige Planungen und Reisen bedeuten einen Riesenschritt in Richtung Erwachsenwerden. Teilen Sie bei allen Vor sicht smaßnahmen und Überlegungen die Vorfreude Ihrer Tochter und vertrauen Sie darauf, dass alles gut geht, sie einen schönen Urlaub hat und viel Neues lernt. Reisen bildet … In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Gespräche und Entscheidungen! Übrigens: Mit sechzehn wollte ich mit einer Freundin die holländische Nordseeküste entlangradeln, von Jugendherberge zu Jugendherberge. Zu meinem eigenen Erstaunen erlaubten es meine Eltern. Es wurde eine tolle und unvergessliche Reise …

 

Astrid Zuche ist Apothekerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie lebt mit ihrem Mann in Saarburg.

Warten mit Mehrwert

Warum gerade die Herausforderungen und Schwierigkeiten des Elternseins segensreich sein können.

Ein Zahnarztbesuch steht an. Im Wartezimmer blättere ich in einem bunten Magazin und lese mich in einer Reportage fest. Diese Lebensgeschichte fasziniert mich. Eine Frau erzählt: Früher sei sie zurückhaltend und schüchtern gewesen, habe sich wenig zugetraut. Dann wurde ihr Sohn geboren. Er war ein besonderes Kind mit einer geistigen und körperlichen Behinderung. Und sie spürte, dass dieses Kind es brauchen würde, dass sie Rückgrat beweist, dass sie sich in den Gegenwind stellt und für seine Bedürfnisse kämpft. So kam es auch. Sie setzte sich für ihren Sohn ein und erreichte viel mehr, als sie erwartet hätte. Sie lernte, den Mund aufzumachen, sie wurde mutig und schaffte es, aus sich heraus zu gehen. Als ihr Kind mit 16 Jahren starb, war sie nicht mehr dieselbe Frau wie vorher. Nach einer Zeit der Trauer begann sie, ihre neu gewonnenen Fähigkeiten für andere einzusetzen. Inzwischen engagiert sie sich in einem Kinderhospiz. Sie begleitet Kinder und Eltern durch leidvolle Zeiten. Sie tritt als Clownin für kranke Kinder auf, um sie zum Lachen zu bringen und ihnen zu Lebensmut zu verhelfen. Heute, so fasst sie es zusammen, ist ihr Leben erfüllter, und sie ist viel mehr sie selbst als vor der Geburt ihres Sohnes. Ich finde dieses Beispiel tief berührend. Und ich denke, es kann allen Eltern Mut machen. „Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.“ Diese Erkenntnis von John Rushkin gilt besonders für alle Mühe und Liebe, die Eltern in ihre Kinder investieren. Nicht alle Familien haben eine so große Hürde wie die Behinderung eines Kindes zu bewältigen. Aber jedes Kind bringt individuelle Herausforderungen für seine Eltern mit. Und gerade sie sind es, die uns herausfordern, das zu entfalten, was in uns steckt. Wir Mütter und Väter haben zum Beispiel Geduld zu lernen, Gelassenheit, Verständnis. Wir sind gefordert, uns gegen Widerstände durchzusetzen, für unsere Ziele und Werte zu kämpfen. Vielleicht müssen wir lernen, Grenzen zu ziehen oder Grenzen zu akzeptieren, die uns und unseren Kindern gesetzt sind. Nicht selten sind es gerade die Charakterzüge an unserem Kind, die wir uns nicht ausgesucht hätten, oder Probleme, denen wir lieber ausgewichen wären, die das Potenzial haben, unser Leben reicher zu machen. Gerade sie können dazu beitragen, dass wir als Eltern am inneren Menschen wachsen. Sie tun es nicht automatisch. Ob es gelingt, hat damit zu tun, wie wir uns ihnen stellen. Und mit dem heilsamen und herausfordernden Wirken Gottes in unserem Leben. Dieses Geheimnis bringt Paulus in der Bibel einmal so auf den Punkt: „Wir wissen ja, dass für die, die Gott lieb haben, alle Lebensumstände am Ende zum Guten zusammenwirken“ (Römer 8,28). Wenn wir im Vertrauen auf Gott durch Nöte und Leidenspunkte in unserer Familiengeschichte nicht hart und bitter werden, sondern in Lebensweisheit wachsen und zu reifen, liebesfähigen Persönlichkeiten werden, dann ist das ein Wunder im Alltag, in dem wir den Segen Gottes spüren.

 

 

Ingrid Jope ist Theologin und Sozialpädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wetter/Ruhr.

Seuchenalarm

ALLES JUCKT

Durch eine beiläufig gestellte Diagnose gerät Familie Hullen in einen Ausnahmezustand, den Katharina eigentlich nicht gebraucht hätte.

Katharina: Es ist Freitagnachmittag. Heute gab es einen Elternbrief, in dem über einen Krätzmilbenbefall bei einem Kind der Schule berichtet wird. Dazu eine To-do-Liste, sollte man selbst jemals davon betroffen sein. Da unser Jüngster heute noch geimpft werden soll, kommt unsere Kinderärztin, die in der Nachbarschaft wohnt, netterweise bei uns vorbei. Wir kommen ins Gespräch über diesen Krätzebrief und unsere Zwillinge zeigen ihr der Form halber die seit Tagen juckenden Stellen unter dem Arm und am Rücken. Die Ärztin schaut kurz auf die Stellen, dann mitleidig zu mir und sagt: „Ja, das sieht nach Krätzmilbe aus! Aber ist noch nicht viel.“ Worte sind mächtig! Denn was diese zwei Sätze auslösen, wünsche ich niemandem. Ich flitze in die nächste Apotheke, um die Großfamilienpackung Krätzecreme zu kaufen. Zu Hause stellt sich heraus, dass die Hälfte der Familie diese Creme überhaupt nicht benutzen darf, weil zu jung, stillend oder zu Krampfanfällen neigend. Inzwischen sind bereits alle Betten abgezogen, alle Kissen, Decken, Kuscheltiere in einem Plastiksäcke-Gebirge im Keller aufgetürmt, alle Böden und Polster abgesaugt. Sämtliche Wäsche muss bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, Betten täglich zwei Wochen lang frisch bezogen und Handtücher zweimal täglich gewechselt werden. Es ist nicht so, als wäre ein 7-Personen-Haushalt nicht ohnehin schon wäschereich. Mir stehen buchstäblich die Haare zu Berge. Alles juckt plötzlich. So wie bei Ihnen gerade in diesem Moment. Aber es gibt ja auch noch dieses Creme-Problem. Die Kinderärztin können wir an dem Abend nicht mehr erreichen. So rufen wir eine Freundin an, die ebenfalls Kinderärztin im Duisburger Norden ist, und sich bestens mit Krätze auskennt. Sie empfiehlt uns sofort ein Mittel, das für uns alle geeignet und schneller wirksam ist. Die Notfallapotheke hat sogar genug vorrätig und so vercremen wir noch am späten Abend die ganze Herde. Derweil laufen unsere Waschmaschine und der Trockner auf Hochtouren. Insgesamt jagen wir 30 (!) Ladungen an diesem Wochenende durch die Maschine. Die Kinder sind nun Profis im Bettenbeziehen und somit zu 100% klassenfahrttauglich. Es kommt aber noch schlimmer. Eine Woche zuvor habe ich meinen 40. Geburtstag mit 50 Leuten gefeiert, davon knapp 30 Kinder. Bei Krätzebefall muss man alle informieren, die in den letzten vier Wochen engeren Kontakt zu dir hatten. Also erst mal eine Infomail an alle Gäste. Vorsichtshalber. Arrrgh! Montags gehen wir alle zur Notfallsprechstunde beim Hautarzt, der uns entseucht-schreiben sollte, damit alle wieder in Schule und Kiga gehen können. Ein kurzer Blick auf die betroffenen Hautstellen, und sein Urteil steht: Das ist und war auf keinen Fall Krätze. Allenfalls Neurodermitis. Wir gehen leicht verstört, aber erleichtert nach Hause. Immerhin können wir unsere Freunde entwarnen und genießen ein paar Tage lang den Zustand einer völlig entwesten Wohnung. Jemandem die Krätze an den Hals zu wünschen, ist echt gemein!

 

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

GHOSTBUSTER

Hauke Hullen stürzt sich mit viel Leidenschaft in die Schädlingsbekämpfung.

Hauke: Schnee-Chaos, Überschwemmung, Stromausfall – herrlich! Wer kennt nicht dieses wohlige Gefühl, das einen mitten in der Katastrophe befällt? So produziert der Wintereinbruch stets eine warme Welle von Solidarität: Beim Scheibenkratzen nickt man dem Nachbarn nicht nur beiläufig zu, sondern tauscht mit dem Leidensgenossen ein paar freundliche Worte; nebenan helfen wildfremde Passanten bereitwillig, entsaftete Autos anzuschieben, und im Büro hat jeder eine spannende Geschichte zu erzählen, wie er der Winterhölle entkommen konnte. Und alle, wirkliche alle fühlen sich verbunden im Überlebenskampf der Spezies Mensch gegen die Naturgewalt! Die letzte Naturgewalt, die durch unsere Wohnung stob, war die Diagnose der Kinderärztin am Freitag: „Ja, das ist Krätze!“ Krätze! Dieses Wort kannte ich bislang nur aus historischen Romanen über das Mittelalter. Schnell steht fest, dass im Gegensatz zu anderen Katastrophen keine echte Bedrohung für Leib, Leben oder Konto besteht. Es ist nicht wirklich gefährlich, sondern nur ein bisschen gruselig, so wie ein Kinofilm, wo man sich im Schutz der Sessel gerne auf fiktive Monster, Mörder und Meteore einlässt. Daher verspüre ich eine tatendurstige Packen-wir-es-an-Stimmung: Krätze? Kleinigkeit! Meine Frau hat hingegen so überhaupt gar keine Lust auf diese Art von – Achtung, Wortwitz! – Nervenkitzel und fährt erst mal shoppen. In die Apotheke. Inzwischen streife ich mit den Kindern durch die Wohnung. Das Hullensche Ghostbuster-Team macht kurzen Prozess mit allem, was auch nur entfernt nach Textilien aussieht. Der Wäscheberg im Flur erreicht beachtliche Höhen. Eine Wohnung schön einzurichten ist sicherlich eine befriedigende Angelegenheit, alles wieder auseinanderzureißen aber auch! Vandalismus für einen guten Zweck – was für ein Spaß! Auch das weitere Krisenmanagement ist spannend wie ein Thriller: Die Salbe aus der Apotheke ist riskant, es folgen Telefonate mit der Giftnotrufzentrale, eine andere befreundete Kinderärztin wird angerufen, anschließend die Notfallapotheke, ob das alternative Mittel in ausreichenden Mengen vorrätig ist. Im Netz mache ich mich derweil über die zwei Zentimeter langen Fressgänge der Milben schlau und wie man sie unter der Haut erkennen kann. Dann wird die ganze Meute duschen geschickt. Aus der Apotheke kommt ein Sammelsurium von Tuben. Die Knobelaufgabe besteht nun darin, aus diversen Packungsgrößen exakt die Grammzahlen zusammenzustellen, die jeder von uns je nach Alter auftragen muss. Danach ist der Krieg zwar noch nicht gewonnen, aber die erste Schlacht erfolgreich geschlagen. Am Sonntag regen sich bei mir die ersten Zweifel, ob das ständige Waschen auf Dauer vielleicht doch nicht so aufregend sein könnte, die Moral der Truppe sinkt. Als der Hautarzt uns dann am Montag für porentief rein befindet, bin ich dann doch ein wenig erleichtert. Katastrophen machen nur Spaß, wenn sie maximal zwei Tage dauern!

 

 

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Viel zu viel gekocht – oder viel zu wenig…

Wenn die Kinder aus dem Haus gehen, verändert sich auch der Familienalltag. Herausforderungen und Chancen schildert Roswitha Wurm.

Die Haustürglocke surrt. Mein Mann öffnet. Ich höre die Stimme unseres ältesten Sohnes. Ein Blumenstrauß verdeckt sein Gesicht. Er überreicht mir feierlich meine Lieblingsblumen, weiße Rosen. Dann umarmt er mich, Küsschen rechts, Küsschen links auf die Wange. In diesem Moment begreife ich: Unser Großer ist jetzt nicht mehr hier zu Hause. Oder wie es unsere Jüngste so treffend formulierte: Wir sind jetzt die „Little Family Wurm“. Einige Wochen nach dem Auszug unseres Ältesten setzten wir uns mit unseren beiden bei uns verbliebenen Kindern zusammen und planten das Projekt „Wohngemeinschaft Wurm“. Es war tatsächlich so: Wir mussten uns neu sortieren. Eine neue Zeitrechnung war angebrochen: die „Kinder gehen aus dem Haus“-Phase. Gott sei Dank nicht alle auf einmal! Die Worte des weisen Königs Salomos wurden uns neu verständlich: „Alles hat seine von Gott bestimmte Stunde. Und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit“ (Prediger 3). Frei übersetzt können wir bestätigen: Kinder großziehen hat seine Zeit, und Kinder loslassen hat seine Zeit. Und: Kinder betreuen, behüten und bekochen hat seine Zeit. Kinder sich selbst versorgen lassen, hat auch seine Zeit.

VERANTWORTUNG ABGEBEN
Letzteres wurde bei mir als Mutter mit dem Flüggewerden unserer Drei zur Herausforderung. Zeitgleich mit dem Auszug unseres älteren Sohnes schloss die Jüngste die Schule ab und begann ihr Studium. Von heute auf morgen fiel nicht nur ein Esser aus, es war plötzlich gar nicht mehr gefragt, dass pünktlich um 14 Uhr ein frisch gekochtes Mittagessen auf dem Tisch stand. Jedenfalls nicht täglich. Da unsere Kinder sehr gastfreundlich sind und über einen großen Freundeskreis verfügen, kann es sein, dass an manchen Tagen kein Essen benötigt wird und ein anderes Mal fünf oder mehr hungrige junge Erwachsene verköstigt werden wollen. Da unsere Kinder auch sehr spontan und aktiv sind, hatte ich stets entweder viel zu viel oder viel zu wenig gekocht. Da bekam ich von meiner Freundin Klaudia einen guten Tipp. Bei ihr gelten folgende Regeln, die wir übernommen haben: Verantwortlich für den Gast ist immer derjenige, der ihn eingeladen hat. Wer spontan jemanden mitbringt, fragt zu Hause nach, ob für den Tag ein Essen geplant ist. Wenn zu wenig Essen vorbereitet ist, nimmt derjenige von einem Laden noch eine Kleinigkeit mit. Klaudia hat zudem immer ein paar Fertiggerichte vorrätig, um spontan das Essen zu verlängern. Letzteres fiel mir als Verfechterin gesunder, frisch gekochter Speisen anfangs schwer. Mittlerweile sehe ich das entspannter. Noch wichtiger als gesundes Essen sind gesunde Beziehungen!

TRADITIONEN UND RITUALE
Jede gut funktionierende WG hat einen Dienstplan. So weit sind wir als Familie nicht gegangen, einige Arbeitsbereiche haben wir jedoch eher zwanglos neu definiert: Unser Zweitgeborener kristallisiert sich immer mehr als begabter, kreativer Koch heraus. So kommen wir immer öfters in den Genuss leckerer Currys und Salatkreationen. Unsere Tochter dekoriert sehr gern und ist für die musikalische Untermalung in unserem Zuhause zuständig. Außerdem gilt die Regel: Jeder ist aufgerufen, für ein ordentliches, sauberes und gemütliches Zuhause zu sorgen. Zudem haben wir begonnen, gemeinsame Traditionen und Rituale zu pflegen. Unsere Kinder äußerten den Wunsch, auch zukünftig eine Woche gemeinsam Urlaub mit uns zu verbringen und regelmäßig einen Koch- und Spieleabend sowie eine Zeit des gemeinsamen Singens christlicher Lieder einzuplanen. Diese familiären Fixzeiten machen die neue Situation entspannter, und wir haben viel Spaß und Freude mit- und aneinander.

UNGEWOHNTE FREIHEIT
Ich finde die „Kinder gehen aus dem Haus“- Zeit sehr spannend, aber auch herausfordernd. Plötzlich entstehen Freiräume, von denen ich vor ein paar Jahren nicht einmal zu träumen gewagt habe. Durch eine längere, schwere Krankheit eines unserer Kinder, meine Tätigkeit als Lerntrainerin von zu Hause aus und die häufige beruflich bedingte Abwesenheit meines Mannes sowie die fehlende Verwandtschaft in der Nähe, war ich lange Jahre mehrheitlich an unsere vier Wände gebunden. Es gab Tage, an denen ich nicht einmal für ein paar Minuten das Haus verlassen konnte. Wie tief dieses Schema in mir verankert ist, bemerkte ich, als ich vor einiger Zeit zu einem beruflichen Event ins Ausland eingeladen wurde. Ich antwortete: „Leider kann ich nicht kommen. Schade. Aber die Kinder …!“ Mein Mann erinnerte mich vorsichtig daran, dass unsere Kinder bereits erwachsen wären. Tatsächlich: Eine neue Ära ist in meinem Leben angebrochen! Ich bin frei, einfach in den Zug zu steigen und irgendwo hinzufahren! Davon hatte ich jahrelang geträumt, als ich meinte, zwischen Schulaufgaben, Wäschebergen und Pausenbroten unterzugehen. Doch nun kam keine Begeisterung bei mir hoch. Ich verfiel in Panik! Was sollte ich nur mit all der Freiheit anfangen? Plötzlich war ich wieder als eigenständige Person gefragt und nicht nur als Ehefrau und Mutter. Beschämt musste ich zugeben, dass ich mich in den letzten Jahren so manches Mal hinter meiner Mutterrolle versteckt hatte, um nicht eigenständig Dinge durchziehen zu müssen. Ich war jahrelang eher die „Frau von …“ und die „Mutter von …“ als ich selbst.

FOTOALBEN WEGGEPACKT
Die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, die jetzt vor uns stehen, bringen mich dazu zu überlegen, womit ich mich beschäftigt habe, bevor ich Mutter wurde. Was war mir wichtig? Gibt es Bereiche, die ich all die Jahre vernachlässigt habe und in denen ich gern wieder aktiv würde? Hat Gott andere Aufgaben für mich? Gibt es Projekte in der Gemeinde, in die ich mich mehr einbringen könnte, jetzt wo unsere Familie im Alltag kleiner wird? Die Hochzeit unseres Ältesten vor einigen Wochen hat mich daran erinnert, dass genau jetzt die Zeit ist, lange Geplantes und Aufgeschobenes zu tun. Bevor dann die nächste Generation wieder vermehrt meine Aufmerksamkeit fordern wird. Natürlich überfällt auch mich manchmal Wehmut, wenn ich daran denke, dass die Kinder- und Jugendjahre unserer Drei und unsere Familienzeit nun unwiederbringlich vorüber sind. Eine gute Bekannte vergießt seit Jahren Tränen, während sie in Fotoalben die Familienzeit Revue passieren lässt. Die Wände ihrer Wohnung sind mit Erinnerungen an ihre Kinder tapeziert. Sie kommt aus ihrer Verlusttrauer nicht heraus. Obwohl ich ihre Gefühle verstehen kann, ist sie mir zum Mahnmal geworden. Daher habe ich erst einmal alle Fotoalben in einer großen Kiste verstaut. Später einmal möchte ich sie gemeinsam mit meinen Enkelkindern anschauen. Ich habe mich dafür entschieden, das Neue zu leben und nicht dem Alten nachzutrauern. Jetzt ist Zeit für etwas anderes.

NEUE ZWEISAMKEIT
Mein Mann und ich sind von der Zweisamkeit als junges Ehepaar über die Familienphase wieder vermehrt in die Zweisamkeit mit zeitweiliger Beteiligung unserer erwachsenen Kinder zurückgekehrt. Unsere neue Herausforderung ist, uns wieder ganz als Paar zu entdecken. Möglichkeiten gibt es zahlreiche: Vielleicht besuchen wir ja wie unsere Freunde Lisa und Martin einen Tanzkurs. Gut gefällt mir auch die Idee von Richard und Susanne, die für Ehepaare regelmäßig Wanderwochenenden organisieren. Nele und Marija sind in ihr Heimatland zurückgegangen, um dort Kindern in der Nachbarschaft von Jesus zu erzählen. Ganz tief in uns schlummert noch immer der vorelterliche Wunsch eines Missionseinsatzes. Bis sich dafür ein Weg öffnet, genießen und nutzen wir unseren erweiterten Aktionsradius in unserer Heimat. Durch den Auszug unseres Sohnes sind wir stolze Besitzer eines Gästezimmers. Seither kommen unsere Freunde und Verwandte, die über das ganze Land verstreut leben, häufig für ein paar Tage zu Besuch. Ich liebe es, Gäste zu bewirten, am Abend lange beisammen zu sitzen und morgens gemütlich zu frühstücken. Wenn der Sohn zum Gast wird, ist wieder mehr Raum für andere. Besonders schön ist es, wenn er mit seiner Frau auch hier und da Teil unseres Alltags ist.

FREUNDE UND GÄSTE
Was auch immer unsere Zukunft bringt: Ich lebe in keiner Phase des Verlustes, sondern des Gewinns. Neue Möglichkeiten stehen mir offen, ich kann freier über meine Zeit verfügen, muss mich mittags und abends nicht nach Hause hetzen und kann spontan Menschen helfen, die mich gerade brauchen. Meine Kinder kommen zu Besuch und benehmen sich so höflich, wie Gäste das eben tun. Sie vereinbaren einen Termin, freuen sich, ihre Eltern zu sehen, bringen Blumen, Eis oder Kuchen mit, bleiben bei Tisch sitzen, loben das gute Essen, reden endlos mit uns, ohne auf ihr Smartphone zu blicken und schicken vom Urlaub Ansichtskarten. Wir haben Freunde gewonnen – unsere erwachsenen Kinder. Unsere Rolle als Erzieher ist der Rolle als gelegentliche Ratgeber gewichen. Ich freue mich jedes Mal, Zeit gemeinsam mit unseren erwachsenen Kindern zu verbringen, aber bis dahin wird mir auch nicht langweilig. Alles hat seine von Gott bestimmte Zeit. Und das ist gut so.

 

 

Roswitha Wurm arbeitet als Lerntrainerin und freie Redakteurin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien.

 

Wenn gut nicht gut genug ist

Die Perfektionismus-Falle schnappt immer häufiger zu. Warum ist das so? Und wie kann man sich daraus befreien?

Unser Garten macht mich nervös, weil er „wilder“ aussieht als die gepflegten Gärten unserer Nachbarn. Die Staubmäuse unter dem Sofa muss ich noch wegsaugen, bevor meine Schwiegereltern da sind. Die Muffins für das Schulfest backe ich heute Abend selbst, weil niemand mit gekauften Sachen aufkreuzt. Viel zu oft überkommt es mich: Alles muss perfekt sein. Und das stresst mich. Ich habe dann keine Zeit, eine Pause einzulegen, mich entspannt mit meinen Kindern zu beschäftigen oder andere, schönere Dinge zu tun, weil ich so hohe Ansprüche an mich selbst stelle. Vor allem möchte ich vor anderen den Eindruck vermitteln, dass bei mir alles perfekt läuft. Und ich entdecke den zwanghaften Wunsch, alles perfekt machen zu wollen bei vielen Menschen meiner Generation: Wohnung, Job, Ehe, Kinder. Alles perfekt durchgestylt.

Ist Mittelmaß besser?
Zwei Drittel der Menschen haben – in unterschiedlichen Ausprägungen – perfektionistische Tendenzen. Ungefähr die Hälfte davon lässt sich als „funktionale Perfektionisten“ bezeichnen. Der funktionale Perfektionismus ist die gesunde Variante. Ich würde mich in diese Kategorie einordnen. Mittlerweile müssen die Staubmäuse nicht mehr ausziehen, wenn sich die Mutter meines Mannes ankündigt. Nur die Muffins backe ich noch selbst. Ich will zwar richtig gut sein in dem, was ich tue, habe aber keine Angst, auch mal einen Fehler zu machen. Passiert mir ein solcher, stelle ich mich und meine Fähigkeiten nicht in Frage. Meistens merke ich rechtzeitig, wenn ich übertreibe und eine Erholungspause brauche. Perfektionismus ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Ich möchte nicht von einem Chirurgen operiert werden, der in seinem Beruf das Mittelmaß okay findet. Es gibt aber auch den „dysfunktionalen Perfektionismus“. Menschen, die an diesem ungesunden Perfektionismus leiden, setzen sich unerreichbare Standards für alles, was sie tun. Für dysfunktionale Perfektionisten ist es nicht vorstellbar, dass man geliebt wird, wenn man keine perfekte Leistung bringt. Wenn sie einen Fehler machen, geben sie sich selbst die Schuld. Sie zweifeln an sich und ihrer Leistungsfähigkeit. Folglich geben sie immer mehr, und am Ende sind sie ausgebrannt.

Höhere Anforderungen
Warum wird der Perfektionismus zusehends zum Problem für viele Menschen? Wir sind nicht unbedingt perfektionistischer als unsere Eltern und Großeltern, aber die Anforderungen haben sich gewandelt. „Früher hatte ein Mann perfekt im Beruf zu sein und eine Frau perfekt im Haushalt. Er draußen, sie drinnen. Heute müssen alle überall perfekt sein“, schreibt Florentine Fritzen in ihrem Buch „Plus minus 30. Oder die Suche nach dem perfekten Leben“. Wir befinden uns auf Rollensuche und im Rollenstress: fürsorgliche Mutter, gut ausgebildete Karrierefrau, gleichberechtigte und gleichzeitig aufregende Ehefrau, aufmerksame Freundin und ordentliche Haushälterin. Für die Männer ist es nicht einfacher: Versorger und Ernährer der Familie, engagierter Vater, unterstützender Ehemann. In allen Rollen haben wir den Anspruch an uns, perfekt zu sein. Es mangelt aber an Rollenvorbildern, die uns zeigen, wie wir das gemanagt bekommen. Wo klar definierte Standards fehlen und gleichzeitig viele verschiedene Erwartungen an uns gestellt werden, kommt schnell Unsicherheit und Angst auf, etwas falsch zu machen. Man will einfach alle Erwartungen erfüllen und perfekt sein. Und das kann fast nur scheitern.

Oasen des Perfektionismus
Doch was mache ich, damit mir mein Streben nach Perfektion nicht zu viel wird? Ich habe mir bewusst einige Wege aus dem Streben nach Perfektion gesucht: Ich nehme mir Auszeiten zum Durchatmen. Unser Körper und unser Geist brauchen Pausen, um Kraft zu tanken. Im Kleinen reichen da verschiedene Entspannungstechniken „für zwischendurch“: zurücklehnen, kurz die Augen schließen, vielleicht etwas Lieblingsmusik hören. Für längere Pausen kann man sich ein Hobby suchen, das entspannt. Aber Vorsicht! Das Hobby soll der Entspannung dienen und nicht zusätzlich Druck aufbauen, perfekt zu sein. Deshalb habe ich mir „Oasen des Perfektionismus“ geschaffen. Ich habe mir regelrecht antrainiert, nicht überall perfekt zu sein: Meinen Unterricht bereite ich perfekt und detailliert vor – für meine Steuererklärung suche ich jedes Jahr die Unterlagen wieder mühsam zusammen. In meinem Bücherregal herrscht Ordnung – in meinen Kleiderschrank nicht. Ich höre auf mein Bauchgefühl, vor allem da, wo Standards fehlen, zum Beispiel bei der Erziehung meiner K inder. Ich versuche, m ich n icht mehr von dem, was man hört oder liest, verunsichern zu lassen, sondern vertraue vor allem auf meinen Instinkt.

Mehr Ehrlichkeit
Außerdem versuche ich, ehrlich zu sein. Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie nicht zu Krabbelgruppen geht. Sie fühle sich dort schlecht, weil alle anderen Mütter ihren Alltag problemlos zu meistern scheinen. Aber wenn nicht in so einer Gruppe, wo sonst könnte man ehrlich sagen: „Ich gehe gerade auf dem Zahnfleisch! Mein Kind schläft schlecht und ich bin total übermüdet!“ Ich wette, wenn eine der Mamas damit anfängt, platzt es auch aus den anderen heraus. Das gilt auch, wenn die Kinder schon groß sind: „Mein Sohn hat die Ausbildung abgebrochen.“ – „Ach tatsächlich? Meiner hat das Studium geschmissen …“ Mein bester Weg aus der Perfektionismus-Falle ist allerdings mein Vertrauen auf Gott. Denn er liebt mich genau so wie ich bin, mit all meinen Fehlern. Wenn ich mir bewusst mache, dass ich vor Gott Fehler machen darf, dass es ihm egal ist, was andere von mir denken, nimmt mir das den Druck. Da darf das Unkraut im Vorgarten auch mal etwas mehr sprießen.

Tanja H. ist in der Erwachsenenbildung tätig und lebt mit ihrer Familie in Norddeutschland.

„Wie leises Gift…“

Andere meinen, wir seien eine richtige „Vorzeigefamilie“: Wir haben ein schönes, selbst renoviertes Haus mit Garten, Hund und Kater. Eine gute Ehe und zwei Töchter (17 und 19), die fleißig lernen. Alle vier sind wir in eine lebendige Kirchengemeinde integriert und übernehmen jeweils kleinere Ehrenämter. Doch dieses Bilderbuchidyll bekam einen Riss, als unsere Jüngste vor vier Jahren nach einer ärztlichen Untersuchung ihr Gewicht zu hoch fand und eine Diät begann …

ZURÜCKGEZOGEN
Nach einem halben Jahr sprach eine Freundin mich an, dass Anneli (Name geändert) so abgenommen habe. Sie sagte, ich solle mal genauer hinschauen. Nicht dass sie noch eine Essstörung bekommt. Anneli verzichtete zu dieser Zeit total auf Süßes und joggte regelmäßig. Ich fand es gut, dass sie plötzlich Sport machte. Doch ich merkte, dass sie immer schmaler und stiller und unglücklicher wurde. Ich sprach sie auf ihr Essverhalten an. Sie meinte, dass sie gewisse Dinge nicht mehr essen könne. Nach und nach verweigerte sie immer mehr. Sie aß nun weder Eis noch Kuchen, mochte keine Schokolade oder Limo mehr! Dazu kam, dass sie sich immer mehr zurückzog. Sie bekam keine Besuche von Freundinnen mehr, wollte sich mit niemandem verabreden. Ein paar Monate zuvor war sie die Lebhafteste in unserer Familie gewesen. Unser Haus war oft voll mit ihren Freunden. Doch nun wirkte sie traurig, war in sich gekehrt und bekam keine Besuche mehr. Nach einigen Gesprächen willigte sie schließlich ein, mit mir zu einer Ernährungsberatung zu gehen. Sie hörte aufmerksam zu und nickte, konnte aber keinen der gut gemeinten Tipps umsetzen. Stattdessen aß sie immer weniger und nahm ständig ab. Wir gingen zum Arzt, informierten uns im Internet und hatten schließlich die Diagnose: Anorexia nervosa – Magersucht!

TRAURIGER GEBURTSTAG
Anneli begann eine ambulante Therapie. Wir wussten, dass es auch Kliniken gibt, die diese Krankheit stationär behandeln. Doch in meinem Kopf sperrte sich alles gegen einen Klinikaufenthalt. Dort konnte man frühestens mit 14 Jahren hin. „Davon sind wir weit entfernt“, dachte ich. Annelis 14. Geburtstag war ein trauriger Tag: Sie war freudlos und depressiv und wog nur noch 34 Kilo. Der Arzt wollte sie in eine Klinik einweisen. Ich heulte, denn das wollte ich auf keinen Fall. Wir versuchten immer wieder, Anneli zum Essen zu bringen: mit Liebe und Zuneigung, mit Gesprächen und Gebeten, mit Strenge … Nichts half! Als sie nur noch 31 Kilo wog, musste sie ins Krankenhaus. Sie kam auf die Kinderonkologie. Ich konnte es kaum ertragen: Da sind kleine Kinder ohne Haare, die kämpfen tapfer ums Überleben, und meine Tochter isst nichts mehr! Ich weinte verzweifelt wie noch nie in meinem Leben. Ich verstand diese Krankheit nicht. „Iss doch endlich!“, dachte ich nur.

LANGE WOCHEN
Vom Krankenhaus kam Anneli direkt in eine Spezialklinik für Essgestörte. Dort konnte man sie etwas aufpäppeln und stabilisieren. Es war eine anstrengende Zeit für uns alle: Zu Hause kamen wir zu dritt zwar zurecht, aber Anneli fehlte uns sehr. An den Wochenenden mussten wir weit fahren, um sie zu besuchen. Und wir lebten mit der Angst, dass Anneli noch viele Jahre so leiden muss und vielleicht nie geheilt wird. Umso glücklicher waren wir, als sie nach 13 Wochen endlich nach Hause kam. Doch damit war die Geschichte nicht zu Ende. Wir bemühten uns sehr, alles zu tun, damit sie zu Hause wieder zurechtkam. Aber irgendetwas machten wir falsch: Innerhalb von sechs Wochen nahm sie fünf Kilo ab. Wir mussten sie wieder in eine Klinik bringen. Dort blieb sie für 16 lange Wochen. Die Magersucht ist wie leises Gift in unsere harmonische Familie getröpfelt und hat uns alle bis zur Erschöpfung gefordert. Unsere Ehe wurde stark geprüft. Wir hatten nur noch Vorwürfe und böse Worte füreinander. Unsere ältere Tochter hat sich in dieser Zeit zurückgezogen, sie war oft bei ihrem Freund und hielt sich – wie wir damals meinten – aus allem raus. Immer lebten wir zwischen Hoffen und Verzweifeln. Ständige Überlegungen quälten mich: Was mache ich falsch? Wieso trifft es uns? Es gab kein einschneidendes Erlebnis wie einen Umzug oder eine Trennung oder andere Auslöser. Deshalb klagte ich mich selbst an: Bin ich als Mutter an ihrer Erkrankung schuld?

GEMEINSAM HELFEN
Damit unsere Ehe nicht weiter leidet, sind wir irgendwann zur Eheberatung gegangen. Dort konnte man uns mit Paargesprächen nachhaltig helfen. Zusätzlich verbrachten wir eine Woche mit drei Paaren und den beiden Ehe-Therapeuten an der Ostsee. Diese intensive Ehe-Zeit hat uns gezeigt, dass wir zusammengehören und unserem Kind nur gemeinsam helfen können.Ein wichtiger Anker für mich waren Freundinnen, mit denen ich beten kann. Oft hatte ich keine Worte für Gott, nur pure Verzweiflung! Wenn ich aber wusste, die anderen beten für uns, hat mich das sehr getröstet. Auch meine Schwester ist mir in dieser harten Zeit zu einem Anker geworden. Während eines Gebets sah ich ein inneres Bild: Anneli lag fast tot auf einer Bahre. Doch dann kam Gott und hauchte ihr wieder seinen Odem, seinen göttlichen Atem ein, und Anneli öffnete ihre Augen. Ich habe mich an diesem Bild festgeklammert. Das war eine eindrückliche und intensive Verheißung. Ich vertraue darauf, dass dieses Bild von Gott kam und er mir damit versprochen hat, Anneli zu helfen.

KEIN ENDE DES TALS IN SICHT
In unserer Gemeinde behandelten wir einige Wochen lang den Psalm 23. Wir lasen dazu das gleichnamige Buch von Jörg Ahlbrecht. Als ich das Kapitel um den 4. Vers las – „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“ – habe ich bitterlich geweint. Es war noch lange kein Ende des dunklen Tals in Sicht. Doch zu wissen und manchmal auch zu spüren, dass Gott neben mir geht und mich stützt, ist eine so tröstende Hoffnung, dass ich mich auch an diesem Bild festklammere. Außerdem habe ich mich über die Erkrankung informiert, habe Sachbücher und Erfahrungsberichte gelesen. Der Feind ist nicht so gefährlich, wenn man ihn kennt. Das hilft mir, zwischen Anneli und der Essstörung zu unterscheiden. Wenn sie uns wieder einmal belügt oder austrickst, weiß ich: Das ist nicht Anneli, sondern die Essstörung in ihr.

OFFENHEIT UND KLARHEIT
Ich musste lernen, alle Kontrolle über Anneli loszulassen. Ich muss vertrauen, dass die Therapeutin den richtigen Weg mit ihr geht, dass die Kliniken das Richtige tun, dass Anneli lernt, sich wieder „normal“ zu ernähren, dass sie von Gott gehalten und geliebt ist, dass ich als Mutter kaum noch Einfluss habe. Außerdem muss unsere Familie jetzt lernen, unangenehme Dinge anzusprechen und auszudiskutieren. Unser obers-tes Familiengebot ist nicht mehr Harmonie, sondern Offenheit und Klarheit. Seit ich weiß, dass diese Art der Essstörung hauptsächlich in konfliktscheuen, harmoniesüchtigen Familien vorkommt, hat das Wort Harmonie bei mir einen negativen Beigeschmack bekommen. Und eine weitere Erkenntnis möchte ich teilen: Es ist absolut sinnlos, nach dem Warum zu fragen. Diese Frage hat mich immer nur in Sackgassen und dunkle Räume geführt. Sie bringt überhaupt nichts, sie hilft nicht, sondern verbittert nur. Ich schaue lieber nach Veränderungen und stelle fest, dass ich weicher geworden bin, gnädiger und verständnisvoller für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Unser Miteinander in der Ehe ist aufmerksamer geworden, wir können wieder lachen und lassen uns nicht zu sehr von Annelis Launen anstecken. Und wir besprechen unsere Kritik aneinander nicht im Affekt, sondern in Ehegesprächen, im geschützten Rahmen, wenn der „Dampf“ abgelassen ist. Unser Blick ist nicht mehr nur noch auf Anneli gerichtet, sondern auch auf uns und unsere große Tochter. Inzwischen wissen wir, dass sie unglaublich unter der Situation gelitten und ihre Traurigkeit vor uns verborgen hat, um uns Eltern nicht noch mehr Sorgen zu machen. Jetzt ist Anneli 17 und seit vier Jahren erkrankt. Im Schnitt dauert diese Krankheit sechs bis sieben Jahre! Wir sind noch lange nicht durch, haben aber einen Weg gefunden, uns damit zu arrangieren. Wir lernen täglich weiter: Gott zu vertrauen, Anneli das Essen zuzutrauen, wieder Pläne zu machen, das Leben zu genießen.

Die Autorin möchte anonym bleiben.

Besuche anmelden?

„Unsere Tochter kommt gern spontan vorbei, ohne vorher Bescheid zu sagen. Ehrlich gesagt, stört mich das. Ich habe aber die Sorge, dass sie sich nicht mehr willkommen fühlt, wenn ich sie bitte, ihre Besuche anzukündigen.“

Genauso wie Kinder sehr unterschiedlich sind, gibt es auch unterschiedliche Eltern. Während die einen nach dem Auszug der eigenen Kinder am liebsten weiterhin über jeden Schritt genau unterrichtet wären, sind andere Eltern gar nicht so unglücklich darüber, dass sie ihren Tagesablauf wieder nach eigenen Bedürfnissen ausrichten können und sich nicht ständig nach den Kindern richten müssen. Es gibt hier kein „richtig“ oder „falsch“. Deshalb müssen Sie sich nicht schlecht dabei fühlen, wenn Sie jetzt, nach dem Auszug Ihrer Tochter, für sich selbst Grenzen ziehen möchten.

AUSGEZOGEN – ABER AUCH ABGENABELT?
Wichtig ist es jedoch, dass Sie trotzdem auch die Seite Ihrer Tochter sehen. Mit dem Auszug aus dem Elternhaus vollzieht sich für Ihre Tochter die endgültige Abnabelung von den eigenen Eltern. Manche Kinder genießen das in vollen Zügen und melden sich nur noch sporadisch zu Hause. Andere dagegen brauchen einen „Anker“. Sie wünschen sich einen festen Platz, an den sie immer wieder zurückkehren und zur Ruhe kommen können. Dieser Ruhepunkt ist das eigene Elternhaus. Möglicherweise ergibt sich das Bedürfnis, diesen Fluchtpunkt aufzusuchen, für Ihre Tochter sehr spontan.

GEÄNDERTER TAGESABLAUF DER ELTERN
Reden Sie mit Ihrer Tochter darüber, dass Sie nach ihrem Auszug einen anderen Tagesablauf haben und es deshalb notwendig ist, dass Sie über spontane Besuche vorher informiert werden. Machen Sie Ihr klar, dass Sie sich natürlich über ihre Besuche freuen, aber dass Sie nicht möchten, dass Ihre Tochter bei einem unangemeldeten Besuch vor verschlossener Tür steht. Sollte Ihre Tochter noch einen Wohnungsschlüssel haben, so besprechen Sie mit ihr, dass dieser Schlüssel nur für Notfälle gedacht ist und nicht zum Betreten der Wohnung während Ihrer Abwesenheit.

MIT EINFÜHLUNGSVERMÖGEN ABGRENZEN
Erklären Sie ihr, dass Sie sie gerne jederzeit willkommen heißen und ihr auch extra das Lieblingsessen kochen oder die Lieblingsschokolade im Kühlschrank lagern, aber dass das nur möglich ist, wenn Sie vorher Bescheid sagt. Im ersten Moment ist es für erwachsene Kinder sicherlich nicht einfach, plötzlich wie ein Besucher behandelt zu werden. Wenn Sie jedoch Ihr Anliegen in die richtigen Worte kleiden, wird Ihre Tochter Sie sicherlich verstehen. Erwachsene Kinder ziehen aus, um ihr eigenes Leben zu leben. Dieses eigene Leben steht jedoch auch den Eltern zu. Deshalb müssen Eltern kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie nach Auszug der Kinder ihren Tagesablauf ändern und infolgedessen darauf bestehen, dass sich die Kinder bei einem Besuch anmelden.

Ingrid Neufeld ist Erzieherin und Mutter von drei inzwischen erwachsenen Töchtern. Sie lebt in Mittelfranken.

Ein Truckerfrühstück für die Freundschaft

Christof Matthias startet später, dafür aber mit voller Kraft in den Arbeitstag.

Eigentlich haben wir beide keine Zeit. Der Terminer ist voll, und einige unerledigte Baustellen verlangen jetzt eher Vollgas als ein freundschaftliches Treffen am Morgen. Zum Glück kann ich meine Arbeitszeit relativ frei einteilen und mein Freund hat die Möglichkeit, auch mal erst um 09.30 zu beginnen, wenn er dafür am Nachmittag länger bleibt. Also setze ich mich nach der üblichen Morgenroutine ins Auto und fahre zehn Kilometer über Land, um mich mit einem Freund zum Frühstücken zu treffen. In dem Café brummt es an dem Morgen wieder. Viele Tische sind bereits besetzt, einige noch frei, aber reserviert. Im hinteren Bereich finden wir noch ein Plätzchen für uns beide. Eine eher gehetzt wirkende Frau bringt uns die Speisekarte. Ich weiß eigentlich schon, was ich will: das Truckerfrühstück – reichlich Rührei und Speck, frisches Brot. Mein Freund braucht etwas länger, entscheidet sich schließlich für das Vitalfrühstück. Na ja, jedem das Seine. Erst jetzt nehme ich eine bequemere Sitzposition ein und frage: „Nun, mein Freund, wie schaut‘s?“ Aus dieser Frage entwickelt sich ein tief gehender, persönlicher Austausch. Wir erfahren voneinander und hören aufeinander. Es geht um die letzte Nacht, Träume, Beruf und Berufung, alte Eltern, Kinder, Enkelkinder, Ehe, Pläne, Visionen – haben wir die noch? Eine geordnete Struktur ist weder angedacht, noch erkennbar. Was interessant erscheint, wird vertieft, bevor ein neuer Gedanke ins Spiel kommt. Ausgemacht haben wir eine gute Stunde. Die ist aber längst vorbei. Nun müssen wir beide unbedingt los. Die Pflichten rufen unüberhörbar. Ich mache immer wieder die gleiche Erfahrung – Männer können reden und wollen es auch. So viele Gelegenheiten, anderen im vertrauten Rahmen von dem zu berichten, was mich beschäftigt und umtreibt, habe ich nicht. Freunde fallen nicht vom Himmel, und Freundschaften müssen gepflegt werden. In einer Gruppe fremder Leute lädt mein Akku nicht. Ich suche und brauche eher das Vertraute. Da, wo ich sein kann, tiefere Töne angeschlagen und Oberflächlichkeiten durchdrungen werden. In der herzhaften, männlichen Umarmung zur Verabschiedung spüre ich noch etwas, das Worte nicht ausdrücken können. Als ich wieder nach Hause komme, weiß meine Frau sofort, dass ich eine gute Zeit hatte. Sie merkt mir an, dass ich aufgetankt habe. Sie hat Recht.

Christof Matthias ist freiberuflicher Supervisor und Regionalleiter von Team.F, Vater von drei leiblichen Söhnen, einem mehrfach behinderten Pflegesohn, zwei Schwiegertöchtern und Opa von zwei Enkeltöchtern.

 

Die Sorgenkralle bezwingen!

Stefanie Diekmann ist anfällig für Sorgen.

Das Gemeine an der Sorgenkralle in meinem Leben ist: Sie krampft sich unvermittelt um mein Herz. Ich gebe mein Schulkind zum Segeln ab und realisiere den erstaunlichen Größenvergleich von Frachter und Segeljolle mit meinem Kind (das sehr fröhlich winkt). Dann auf einmal gibt die Sorgenkralle ihr Bestes: „Wenn sie kentert? Und was ist, wenn sie dann unter dem Boot bleibt?“ Eng wird es mir und vor Sorge bleibt fast die Luft weg. Die Sorgenkralle scheint auch meine wunden Punkte zu kennen. Beim Klaviervorspiel hat meine Tochter besonders großes Herzklopfen und möchte sich am liebsten drücken. Sie drückt sich sogar tatsächlich! Und ich spüre von einem Moment auf den anderen zermürbende Sorgen: Wieso traut sie sich so wenig zu? Was habe ich vermittelt, was ihr nicht guttut und sie bremst? An einigen Tagen bin ich sehr vertraut mit der Sorgenkralle und komme kaum dazu, einen Blick auf etwas anderes zu werfen. Ich sorge mich rein in ein Gefühl der Machtlosigkeit und der groben Erziehungsfehler und bin mehr und mehr gefangen in einer rostigen Kralle der „Wenns“ und „Achs“ … Jesus kennt unsere Anfälligkeit zum Sorgen und hat eine Idee: „Sorgt nicht!“, sagt er wiederholt. Was zu banal klingt, übe ich täglich. Spüre ich den Druck der Enge im Herzen, habe ich eine Art Spezialöffner für Sorgenkrallen. Ich schüttele ab, was sich für Szenarien in mir abbilden wollen und atme betend durch. Ich richte mich auf, als Mutter, als Frau, als Ich. Manchmal entweicht mir ein kleines: „Herr, segne du!“ oder ein „Jesus, hilf mir!“, manchmal nutze ich die scheinbare Enge, um über Freiheit und Mut zu beten. Das mag die Sorgenkralle gar nicht. Wenn ich bei Bekannten mitbekomme, wie sie in ihrer Ehe um Vorteile zerren, reagiert die Sorgenkralle verzögert. Erst nicke ich beim Zuhören zustimmend, wenn eine Frau über ihren Mann schimpft. Doch dann will mir die Sorgenkralle das Gefühl von Beziehungsmüdigkeit und von lieblosen Missverständnissen vor Augen führen. Bis ich meine eigene Ehe sorgenvoll betrachte. Auch hier will ich mich schneller aus dem Zugriff der Sorgenkralle befreien. Ich versuche, Gutes über meinen Mann und unser Miteinander zu sagen. Ich strecke der Sorgenkralle die Zunge raus, denn ich übe mich darin, meinem Mann direkt einen fast unaussprechlichen Wunsch an unsere Beziehung zu nennen. Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist: Die Zeit in der Sorgenkralle verbringe ich allein, und sie kostet mich viel Kraft. Wenn ich mich herauswinde, habe ich die Chance, Gestalterin zu sein und nicht ausgelieferte Untätige. Ich setze mich zum Bügelperlen bezwingenden Kind dazu. Oder ich mache meinem Jugendlichen, der einen Studienort sucht, einen Tee. Ich bin Teil ihrer Gedanken, anstatt mich in der Distanz zu sorgen. Ich richte meinen Blick auf das Jetzt und das Miteinander. Ich lebe, sehe in die Augen des anderen, lache, schimpfe, höre zu. So wird mein Herz stark und lebendig. Die Sorgenkralle passt gar nicht mehr richtig drum … Beim Segeln ist übrigens nie etwas passiert.

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.