Kind lispelt: Logopädin erklärt, wann Eltern aktiv werden müssen

Elternfrage: „Mein Kind (5) lispelt beim Sprechen. Muss es zur Logopädie? Können wir daheim etwas tun? Oder wächst es sich sowieso mit der Zeit aus?“

Die kleine Lia rennt aufgeregt zu ihrer Mutter und erzählt, dass der drollige Hund Simson gerade an ihrem Eis geschleckt habe. Dabei sieht die Mutter, dass bei jedem S-Laut Lias Zunge entweder an oder sogar durch die Zähne drückt. Die Mutter lächelt und drückt ihrer Kleinen einen Kuss auf die Wange.

Wenn die Kids klein sind, finden wir es oft niedlich, wenn ihre Zunge zwischen den Zähnen durchguckt und sie lispeln. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem wir es nicht mehr passend finden und uns Sorgen machen, weil gleichaltrige Kinder nicht mehr lispeln. Die Frage steht im Raum, ob das Kind eine logopädische Therapie braucht.

Es entwickelt sich noch

Erst mal möchte ich Sie beruhigen. Wenn ein Kind mit fünf Jahren noch lispelt, ist es in guter Gesellschaft. Etwa 25 bis 35 Prozent der gleichaltrigen Kinder tun das. Ihr Kind hat noch Zeit, um seine motorische Entwicklung weiter reifen zu lassen. Insofern das Kind tatsächlich nur lispelt, hat es die Laute bereits richtig erfasst. Es kann „sch“ und „ch“ von den S-Lauten unterscheiden und wirft die Laute beim Sprechen nicht durcheinander. Dann können Sie durchatmen: Es ist zu erwarten, dass sich Ihr Kind so weiterentwickeln wird, dass es die S-Laute richtig aussprechen kann.

Wenn jedoch nach dem Zahnwechsel der Frontzähne immer noch ein Lispeln vorliegt, ergibt es Sinn, mit einer Therapie zu starten. Es ist außerdem wichtig, darauf zu achten, wie das Kind selbst mit der Situation umgeht. Was meine ich damit? Es gibt Kinder, die sich schon mit vier oder fünf Jahren daran stören, wenn sie lispeln. Vielleicht wurden sie im Kindergarten damit aufgezogen und es hat sie in ihren Sprechfähigkeiten verunsichert. Spätestens dann, wenn ein Kind sehr dadurch entmutigt ist und nicht mehr gern sprechen mag, sollten die Eltern reagieren und logopädische Hilfe in Anspruch nehmen.

„Is will auch Sokolade haben.“

Es kann auch sein, dass Ihr Kind mit fünf Jahren ein gelispeltes „S“ spricht, obwohl in diesem Wort ein „Sch“ oder ein „Ch“ nötig gewesen wäre. Zum Beispiel: „Is will auch Sokolade haben.“ Das Thema Lispeln darf hier noch getrost außer Acht gelassen werden.

Jedoch wäre es wegen der fehlenden „sch“- und „ch“-Bildung wichtig, eine logopädische Therapie zu beginnen. Das Kind hat dann noch nicht die Unterscheidung der Laute „s“ und „sch“ beziehungsweise „s“ und „ch“ erfasst. Das sollte in diesem Alter schon erlernt worden sein. Der Grund hängt wahrscheinlich mit einer mangelnden Hörverarbeitung zusammen. Was bedeutet das? Das eigentliche Hören ist kein Problem, die Ohren funktionieren. Aber die zentrale Verarbeitung der Laute klappt noch nicht so recht. Logopädie kann in diesem Fall weiterhelfen.

Sollte Ihr Kind lispeln, können Sie es daheim unterstützend beeinflussen. Gerne gebe ich Ihnen einen beliebten Tipp weiter: Nehmen Sie dickflüssigen Joghurt und lassen Sie das Kind diesen mit einem Trinkhalm trinken. So wird die Rückzugsmuskulatur der Zunge aktiviert und die gesamte Mundmuskulatur gestärkt. Intensivieren kann man diese Übung, wenn man nach und nach dünnere Trinkhalme verwendet. Mmh, lecker! Ich schätze, Sie werden keine Schwierigkeiten haben, Ihr Kind dafür zu begeistern.

Ina Finis ist Logopädin und Individual­psychologische Beraterin sowie Therapeutische Seelsorgerin in eigener Praxis. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei jugendlichen Kindern in Paderborn.

Mediennutzung: Welche Videos dürfen Kleinkinder schauen?

Elternfrage: „Woran kann ich mich bei der Auswahl von Videos bei einem dreijährigen Kind orientieren? Kann ich das Geschwisterkind (2) mitschauen lassen?“

Wenn Dreijährige Medieninhalte entdecken, ist es sehr wichtig, sich über das Was und Wie Gedanken zu machen. Das Format muss den Bedürfnissen und der Auffassungsgabe der Kleinen angepasst sein. Dabei ist eine kurze Laufzeit der Videos wesentlich. Die Länge von fünf bis maximal 20 Minuten sollte nicht überschritten werden. Außerdem empfiehlt es sich, darauf zu achten, dass die Videos eine langsame Schnittfolge und ein insgesamt behutsames, ruhiges Erzähltempo haben.

Aber nicht nur die richtige Videoauswahl ist wichtig, auch auf das Wie kommt es an. Am meisten profitieren kleine Kinder davon, wenn sie die bewegten Bilder gemeinsam mit Bezugspersonen anschauen. Eltern können Dinge benennen, erklären oder beruhigen, wenn etwas zu aufregend wird. Ist das gemeinsame Schauen mal nicht möglich, sollten die Eltern zumindest in Hörweite sein.

Wenn das Ausschalten schwerfällt

Manchmal reagieren Kinder mit Wut oder Frust, wenn das Video zu Ende ist und das Gerät ausgeschaltet wird. Das ist verständlich, die Kleinen müssen erst lernen, mit überwältigenden Gefühlen umzugehen. Weil sie das Gesehene so gefesselt hat, braucht es eine Phase, um wieder zurückzukommen.

Manchen Kindern hilft es, im Anschluss zu kuscheln oder durch gemeinsames Malen, Spielen oder Toben auf andere Gedanken zu kommen. In anderen Fällen ist Geduld gefragt, bis sich der Ärger gelegt hat. Auf keinen Fall sollten dem Kind Vorwürfe gemacht werden oder aus dem Affekt heraus Verbote ausgesprochen werden. Wichtig ist es, selbst ruhig zu bleiben und zu erklären, warum nicht weitergeschaut werden darf.

Kurze Clips ab 2?

Generell gilt, dass Kinder erst ab etwa drei Jahren in der Lage sind, Geschichten auf dem Bildschirm zu folgen und sie zu verstehen. Jüngere Kinder können von den bewegten Bildern überfordert werden. Aus diesem Grund wird empfohlen, dass Kinder unter drei Jahren noch möglichst wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen sollten.

Wenn zweijährige Geschwister in Ausnahmefällen mitschauen, gibt es einiges zu beachten: Geeignet sind dann nur kurze Clips mit maximal fünf Minuten Länge. Statt der ganzen Folge einer Serie können in sich abgeschlossene Teile daraus gezeigt werden. Zum Beispiel die Clips mit Maus und Elefant aus „Die Sendung mit der Maus“ oder kurze Puppentrickgeschichten aus „Unser Sandmännchen“. Der Einstieg fällt leichter, wenn die bewegten Bilder von Stil und Optik an Bücher erinnern, die das Kind schon kennt; zum Beispiel „Die Raupe Nimmersatt“ oder „Bobo Siebenschläfer“. Eine ruhige Erzählstimme, die in sehr einfachen Sätzen das Gesehene kommentiert, ist für die Kleinsten besonders geeignet. Auch Geschichten, die ganz ohne Sprache auskommen, haben ihren Reiz.

Übrigens: Kinder brauchen nicht viel Auswahl, sie lieben Wiederholungen. So können sie Bekanntes und Vertrautes (wieder-)entdecken, das Gesehene besser nachvollziehen und verarbeiten. Eine Sammlung empfehlenswerter Inhalte und weitere Tipps zum Medienstart finden Eltern auf der Website von FLIMMO.

Michael Gurt ist verantwortlicher Redakteur und Projektleiter von FLIMMO, dem Elternratgeber zu TV, Streaming, Social Media und Kino. FLIMMO ist ein Projekt des Vereins Programmberatung für Eltern e. V., mit der Durchführung ist das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis betraut.

Einzelkind: So steht ihr zu eurer Entscheidung

Elternfrage: „Wir empfinden unsere Familie mit einem vierjährigen Einzelkind als vollständig. Bekannte meinen aber, dass es besser für ein Kind sei, Geschwister zu haben. Wie können wir zu unserer Entscheidung stehen?“

Familien mit zwei Kindern bilden die größte Gruppe unter den Familien mit Kindern und sind maßgeblich für die Wahrnehmung in unserer Gesellschaft. Obwohl Familien mit einem Kind die zweitgrößte Gruppe darstellen, halten sich negative Klischees zu Einzelkindern weiterhin sehr hartnäckig. Dazu zählt zum Beispiel, dass Einzelkinder weniger sozial seien oder sich egoistischer verhalten, was damit erklärt wird, dass sie ohne Geschwister nicht richtig teilen lernen könnten. Auch werden Einzelkind-Eltern von der Annahme verunsichert, dass ihre Kinder einsam seien, sowohl in jungen Jahren als auch im späteren Erwachsenenleben in Bezug auf die Pflege oder Trauer um ihre Eltern.

Gut eingebunden

Diese Klischees lassen sich jedoch nicht belegen. Tatsächlich sind die Vorurteile gegenüber Einzelkindern schon seit den 1980er-Jahren widerlegt. Denn Einzelkinder wachsen in vielen Bereichen gar nicht so viel anders auf als Kinder mit Geschwistern. Sie haben ab dem frühen Kleinkindalter die Möglichkeit, mit anderen Kindern in der Kita oder bei einer Tagesmutter zu spielen. Sie verbringen Zeit gemeinsam mit Gleichaltrigen auf dem Spielplatz oder in Eltern-Kind-Kursen.

Ihre sozialen Fähigkeiten scheinen in einem Punkt sogar stärker ausgeprägt zu sein: Sie wissen um die Bedeutung von Freundschaft und zeigen hier ein hohes Maß an Geduld, Nachsicht und die Fähigkeit zu Kompromissen. Auch wenn wir uns heute mit unseren kleinen Kindern nicht vorstellen können, dass sie eines Tages erwachsen und selbstständig sind, dürfen wir uns darauf verlassen, dass sie gut eingebunden sein werden. Nämlich in das soziale Netzwerk, dass sie sich aus Partnern, Freundinnen und Kollegen geschaffen haben. Sie werden nicht allein sein, wenn ihre Eltern sterben.

Eine richtige Familie!

Leider fühlen sich Familien mit einem Kind nicht selten als Eltern zweiter Klasse. Sie sind die, die noch keine richtige Familie sind. Diejenigen, die es sich mit „nur“ einem Kind leicht machen. Es sind die, die egoistisch sind, weil sie ihrem Kind kein Geschwister schenken. Familie, Freunde, Arbeitskollegen oder Bekannte gehen häufig davon aus, dass auf ein erstes Kind auf jeden Fall ein weiteres folgen wird – und zwar so selbstverständlich, wie auf das Einatmen ein Ausatmen folgt.

Wir müssen uns nicht davon verunsichern lassen, wenn unser Gegenüber überrascht darauf reagiert, dass wir uns als Familie mit einem Kind komplett fühlen. Es ist jedoch mehr als verständlich, dass sich Eltern davon irritieren lassen. In einem solchen Fall hilft es, für sich klar zu wissen, warum man sich für dieses Familienmodell entschieden hat.

Niemand muss sich rechtfertigen

Die guten Gründe für mehr als ein Kind liegen zum Beispiel nicht mehr so selbstverständlich auf der Hand, wie es in der Vergangenheit mal war. Unser modernes Leben stellt sehr hohe Anforderungen an Familien. Außerdem gibt es zahlreiche individuelle Gründe, bei einem Kind zu bleiben – für keinen davon muss man sich rechtfertigen!

Wir dürfen uns also nicht nur die Frage stellen, was besser für unser Kind ist, sondern sollten uns fragen, was sich gut für unsere Familie anfühlt. Durch diese Frage wird deutlich, was es für alle Familienmitglieder bedeuten würde, wenn ein weiteres Kind hinzukommt. Und diese Frage ist entscheidend, damit wir uns bewusst machen, was wir als Eltern wollen.

Anna Hofer ist Familienberaterin und Autorin des Buches „Mein fabelhaftes Einzelkind. Warum Kinder auch ohne Geschwister glücklich groß werden“ (Kösel).

3 bis 5 – So wird der Sonntag mit Kindern entspannter

Elternfrage: „Sonntage sind bei uns oft die anstrengendsten Tage in der Woche. Wir möchten das ändern. Habt ihr Anregungen, wie der Sonntag mit Kindern im Kita-Alter auch ein Ruhetag werden kann?“

Oh ja, Sonntage mit Kindern in diesem Alter können echt herausfordernd sein! Mir haben ein paar Punkte dabei geholfen, mehr Ruhe am letzten Tag der Woche zu erfahren. Vielleicht sind auch Anregungen für euch dabei:

1. Vorbereitung

Manche Dinge, die mich am Sonntag stressen, lassen sich gut vorbereiten und dadurch vermeiden. Zum Beispiel kann ich unter der Woche ein Mittagessen vorkochen und einfrieren oder samstags die Wäsche durchwaschen und Ordnung schaffen. Wenn es zeitlich knapp ist, darf das auch heißen, die Wäsche und Unordnung hinters Sofa zu schieben und Tiefkühlpizzen zu kaufen. Außerdem kann ich samstagabends eine Dose Apfelschnitze, die Toniebox und Kopfhörer hinlegen: Wenn die Kinder morgens früh aufstehen und man selbst noch ein bisschen liegenbleiben will, lässt sich so die Zeit im Bett noch etwas verlängern, bis es für alle Frühstück gibt.

2. Rituale zum Tagesstart

Kleine, wiederkehrende Rituale machen auch den Kindern sichtbar, dass heute ein besonderer Tag ist. Das können zum Beispiel Zutaten zum Frühstück sein, die es nur sonntags gibt oder eine Kerze, die die Kinder anzünden dürfen. Oder eben die Apfelschnitze im Bett.

3. „Wunschzeiten“

In der Familie kommen viele unterschiedliche Vorstellungen zusammen, wie ein Ruhetag aussehen sollte. Eine Freundin von mir hat deshalb „Wunschzeiten“ eingeführt, und wir haben damit auch gute Erfahrungen gemacht. Dazu sprechen wir darüber, welche Idee jeder von einem Ruhetag hat. Zuerst unter uns Eltern und dann auch mit den Kindern. Mit Kindergartenkindern lassen sich die Wünsche auf Bildkärtchen festhalten. Darauf könnte zum Beispiel „Spielplatz“, „Lego bauen“, „Lesen“ oder „Allein spazieren gehen“ stehen. Fangt bei der Umsetzung der Wünsche klein an: 20 Minuten reichen für den Anfang. Eine Sanduhr kann dabei helfen, die Zeit für die Kinder zu visualisieren. Dann heißt es: Bis die Sanduhr abgelaufen ist, liest Mama allein draußen ein Buch und Papa ist zuständig. Oder wir spielen alle zusammen Feuerwehr. Wenn die Kinder wissen, dass sich in ihrer Zeit alles auf sie konzentriert, ist es für sie auch leichter, uns Erwachsenen unsere Zeit zu geben, wenn wir dran sind.

4. Verabredungen

Für mich sind die entspanntesten Zeiten oft die, wenn wir mit Freunden zusammen sind, die Kinder im ähnlichen Alter haben. Dann sind die Kinder miteinander beschäftigt und wir haben Zeit für Austausch. Der Besuch von einer befreundeten Familie kann ein schönes Sonntagsritual sein, das allen Bedürfnissen gerecht wird.

5. Erwartungen loslassen

Ganz ehrlich: Der Sonntag mit kleinen Kindern wird nicht mehr so ruhig sein wie in der Zeit vor den Kindern. Manchmal machen uns die eigenen Erwartungen den größten Stress. Den Sonntag, an dem wir so richtig zur Ruhe kommen, die Wohnung ordentlich bleibt und das Essen drei Gänge hat, wird es womöglich erst wieder geben, wenn alle ausgezogen sind. Bis dahin gehen wir kleine Schritte. Manchmal auch zwei vor und einen wieder zurück. Wir fangen damit an, samstagabends die Wäsche hinters Sofa zu schieben, Tiefkühlpizza einzukaufen und uns mit Hilfe einer Sanduhr Lesezeit zu gönnen. Wir arbeiten uns langsam vor und feiern die kleinen Erfolge.

Sarah Franke ist Erzieherin und Gemeinde­pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie im Schwarzwald und bloggt.

3 bis 5 – Stressfrei reisen mit Kindern

Elternfrage: „Lange Autofahrten in den Urlaub oder zu Familienfeiern enden bei uns stimmungsmäßig immer in einer absoluten Katastrophe. Ich frage mich oft, ob sich der Stress überhaupt lohnt oder ob wir lieber daheimbleiben sollten. Habt ihr Empfehlungen für das Reisen mit Kleinkindern?“

Kids mitentscheiden lassen

Jedes Kind ist anders, und deshalb gibt es sicherlich keine Patentlösung zum Reisen mit Kindern. Aber gern teile ich mit euch, was bei uns gut funktioniert.

Verständnis und Geduld: Der beste Tipp, den mein Mann und ich auf unseren Reisen als Familie umsetzen konnten, ist, auf unsere Haltung gegenüber den Kindern zu achten und unsere Gefühle daran anzupassen. Wir wertschätzen sie, wenn sie geduldig sind und zeigen Verständnis, wenn ihnen der Weg zu lange dauert.

Realistische Erwartungen: Wir haben gelernt, uns von der Wunschvorstellung zu verabschieden, dass alles harmonisch läuft und jeder gleichzeitig eine gute Zeit hat. Eine lange Reise ist anstrengend, und das dürfen unsere Kinder auch äußern. Das Kind muss nicht einfach „da durch“, sondern wir versuchen es hindurchzutragen. Manchmal klappt das super und manchmal nicht so gut. Wir entschuldigen uns, wenn wir den Stress an unseren Kindern ausgelassen haben.

Mitspracherecht: Wir fragen die Kinder, was ihnen helfen würde. „Braucht ihr eine Pause?“ Vielleicht gibt es einen tollen Spielplatz, für den sich ein kleiner Umweg lohnt. Oder ihr könntet anhalten und ein spontanes Bewegungsspiel machen. Sowas wie: „Alle hüpfen jetzt, alle stampfen und alle machen, was das Kind sagt.“ So fühlen sich auch die Jüngsten ernst genommen. Pausen an kindergerechten Orten sind generell für uns eine gute Idee. Die Kinder haben Spaß, Bewegung und frische Luft.

Gella Scheven ist Erzieherin und Mama von drei Kindern.

Nachts fahren oder es sein lassen

Mein Mann und ich lieben weite Distanzen. Unser Erstgeborener ist mit uns einmal quer durch Europa im Van gefahren. Das war streckenweise auch nicht immer easy going, aber so richtig anstrengend empfinde ich lange Reisen erst, seitdem noch ein Kind inklusive Bedürfnisse Teil der Crew geworden ist. Trotzdem fahren wir jährlich mehrmals nach Schweden in unser Ferienhaus – über 14 Stunden eine Strecke. Das funktioniert. Zumindest dann, wenn wir die Nacht durchfahren und die Kinder schlafen. Und es lohnt sich. Weil wir uns vor Ort erfahrungsgemäß nach wenigen Minuten von den Strapazen erholt haben. Andere Reisen wiederum machen wir nicht mehr, weil Nervenaufwand und Genuss am Zielort nicht im Verhältnis stehen. Ich wäge deshalb vor jeder langen Fahrt gut ab und finde die Frage „Lohnt sich die weite Strecke für uns als Familie?“ völlig berechtigt. Wer dafür kein Verständnis hat, der stand noch nie in einem fiesen Baustellenstau auf der A8 am letzten Ferientag mit brüllenden Kindern auf der Rückbank.

Annabel Breitkreuz ist crossmediale Redakteurin. Über ihre Reiserouten durch Europa schreibt sie unter anderem in ihrem Buch „Wild.Frei.Authentisch – Aufbruch ins Abenteuer Familie“ (Brunnen Verlag).

Kurzstrecke mit Musik, Langstrecke mit dem Zug

Für meine Großstadt-Jungs (7+4) ist Autofahren nicht alltäglich. Nachdem wir knapp zwei Jahre kein eigenes Auto hatten, haben wir jetzt wieder einen alten „Pablo“ (Citroën Picasso) – quasi unser fünftes Familienmitglied. Am Wochenende fahren wir öfter zu unserem Campingplatz, der knapp zwei Stunden entfernt im Wald liegt. Die beiden Jungs schauen aus dem Fenster, manchmal spielen wir Tiere-Entdecken oder zählen Autos, die eine bestimmte Farbe oder Marke haben, schlafen, knabbern oder hören Hörspiele. Wir haben auch günstige LCD-Schreibtafeln (ähnlich wie eine Zaubertafel), auf denen sie im Auto malen können. Egal, wie lang die Fahrt ist, circa 20 Minuten vor Ankunft fangen sie meist an zu quengeln, besonders als sie noch jünger waren. Da hilft es nur noch, ihre Lieblings-CD von Rage against the Machine voll aufzudrehen und wild zu zappeln. Für längere Strecken nehmen wir am liebsten den Zug, da vergeht die Fahrt bei ein paar Partien UNO oder beim Vorlesen wie im Flug.

Anna Koppri ist Sozialpädagogin und Systemische Familientherapeutin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

3 bis 5 – Kinder in Trauer begleiten

Elternfrage: „Der Kindergartenfreund meines Sohnes (5) hat seinen Papa bei einem Unfall verloren. Das tut uns allen sehr weh, und wir fragen uns, ob und wie wir den Jungen in seiner Trauer unterstützen können.“

Die Nachricht vom Verlust eines Elternteils ist für ein Kind, insbesondere in einem so jungen Alter, eine tiefgreifende und schmerzhafte Erfahrung, die große Unsicherheit auslösen kann. Gern möchte ich Ihnen einige Wege aufzeigen, wie Sie den Kindergartenfreund Ihres Sohnes und auch Ihren eigenen Sohn in dieser schwierigen Zeit der Trauer begleiten können.

Über den Tod reden

Es ist wichtig, dem betroffenen Kind Mitgefühl und Verständnis entgegenzubringen. Bieten Sie dem Jungen Raum für seine Gefühle an – egal ob er weint, wütend ist oder einfach nur still sein möchte. Vermeiden Sie es, ihm zu sagen, dass er stark sein soll oder über seine Gefühle reden muss. Lassen Sie ihn einfach wissen, dass Sie da sind und ihm zuhören, wenn er bereit dazu ist, sich zu öffnen. Verstecken Sie auch Ihre eigene Betroffenheit nicht, sondern zeigen Sie dem Jungen, dass Sie traurig sind. Kinder spüren unsere Emotionen und fühlen sich verstanden, wenn wir sie teilen.

Kinder in diesem Alter haben oft noch kein vollständiges Verständnis vom Konzept des Todes. Überlegen Sie sich eine altersgerechte und ehrliche Erklärung – auch Ihrem eigenen Sohn gegenüber. Beschönigende Aussagen wie „Er ist eingeschlafen“, sind dabei weniger hilfreich, da sie möglicherweise Ängste auslösen. Stattdessen könnten Sie zum Beispiel zu Ihrem Sohn sagen: „Der Papa deines Freundes ist bei einem Unfall gestorben. Das bedeutet, dass er nicht mehr zurückkommen kann. Wir sind alle sehr traurig darüber.“ Vergessen Sie nicht, dass Trauer ein Prozess ist, der Zeit braucht. Seien Sie geduldig und verständnisvoll, auch wenn der Freund Ihres Sohnes oder Ihr eigener Sohn sich zurückzieht. Geben Sie allen Betroffenen die Zeit, die sie brauchen, um den Verlust zu verarbeiten.

Sicherheit schenken

In Krisenzeiten benötigen Kinder stabile und verlässliche Beziehungen. Sie helfen dem Kindergartenfreund Ihres Sohnes, indem Sie ihn willkommen heißen. Wenn er zu Ihnen zu Besuch kommt, können kleine Routinen dabei helfen, ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Hilfreich ist es auch, wenn Sie positive Erinnerungen an den verstorbenen Vater bewahren. Je nachdem wie nahe Ihnen das Kind steht, können Sie beispielsweise alte Geschichten erzählen, Fotos anschauen oder ein Erinnerungsstück gemeinsam basteln. Solche Aktivitäten spenden Trost und halten das Gefühl der Verbindung aufrecht. Eine weitere Idee, um den Jungen in seiner Trauer zu unterstützen, besteht darin, seiner Mutter Hilfe anzubieten. Fragen Sie nach, ob Sie etwas für sie tun können, zum Beispiel einkaufen gehen. Auf diesem Weg tragen Sie dazu bei, dass der Junge wertvolle Zeit mit seiner Mutter verbringen kann.

Insgesamt ist es wichtig, dass ein Kind spürt, dass es mit der Trauer nicht allein ist und dass es Menschen gibt, die sich um es kümmern und seine Gefühle ernst nehmen. Ich hoffe, diese Tipps helfen Ihnen dabei, dem Freund Ihres Sohnes in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Denken Sie daran: Ihre Präsenz, Ihr Einfühlungsvermögen und Ihre Geduld sind die beste Unterstützung, die Sie ihm und auch Ihrem Sohn geben können.

Natalie Papanikolaou ist systemische Familienberaterin und ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiterin.

3 bis 5 – Mamas Wut

Elternfrage: „Es kommt immer häufiger vor, dass ich meinem Kind (3) gegenüber laut werde und wütend reagiere. Hinterher tut mir das sehr leid und ich schäme mich dafür. Wie kann ich besser mit meiner Wut als Mama umgehen?“

Wut, so heißt es, sei ein schlechter Rat­geber – aber stimmt das wirklich? Gefühle wie Wut liefern wichtige Informationen über unsere Bedürfnisse und sind auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Kommunikation. Sie äußern sich in unserer Mimik, Gestik, in unseren Worten und Handlungen. Auf all diesen „Kanälen“ werden Signale an unser Gegenüber gesendet und verraten, was gerade mit uns los ist. Dabei gibt es keine falschen Gefühle. Sie sind erst einmal einfach da und zu respektieren – was nicht meint, direkt nach ihnen zu handeln. Wer sich selbst mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen ernst nimmt, hat die Chance, Unangenehmes nicht wiederholen zu müssen und in den Rollen als Mama oder Papa weiter zu wachsen.

Wut heißt Grenzen spüren

Was also tun, wenn die Wut im Kontakt mit unseren Kindern aufkommt? Wenn Sie in der Situation sind, hilft es immer, einen Schritt zurückzugehen, tief durchzu­atmen, innezuhalten, eine andere Person zu bitten, kurz zu übernehmen, um sich einmal zu sammeln. Erklären Sie Ihrem Kind, was mit Ihnen los ist: „Ich merke, dass mich die Situation gerade wütend macht.“ Mit erklärenden Worten kann das Kind ein Gefühl verstehen lernen. Gleichzeitig bekommt es die wertvolle Information, dass dieses Gefühl zum anderen gehört, denn Kinder lernen erst schrittweise das Außen von sich selbst zu trennen. Durch ehrliche Erklärungen erfährt Ihr Kind, dass die Situation nicht bedeutet, selbst falsch zu sein – so wie es beim Schimpfen schnell passiert –, sondern, dass Sie als Mutter gerade an eine persönliche Grenze kommen. Persönliche Grenzen zu bewahren, heißt für Kinder, Halt in der Bindung zu erfahren. Es sichert, dass Eltern langfristig da sein können und dabei selbst gesund bleiben. Persönliche Grenzen häufig zu missachten, führt hingegen dazu, dass sich Belastungen und Gefühle wie Wut anstauen.

Gefühle hinter den Gefühlen

Nehmen Sie sich nach der Situation Zeit, um zu verstehen, was passiert ist und um daraus lernen zu können. Welches Gefühl war das genau? Wirklich ein Gefühl von Wut oder eher Frustration, Kränkung oder Empörung? Und steckt hinter diesem vordergründigen Gefühl womöglich ein ganz anderes? Etwa Traurigkeit, Erschöpfung, Schuld, Angst oder Fürsorge? Welcher Not sind Sie in der Situation ­begegnet? Um welche Bedürfnisse ging es auf beiden Seiten? Was fehlte? Wer kann helfen? Gibt es eigene negative Erfahrungen, die hier hineinspielen? Sich solche Fragen im Nachgang zu stellen, ist lohnenswert und ermöglicht, dass Eltern und Kinder schrittweise voneinander lernen.

Entschuldigung!

Nun sind Sie doch wieder laut gegenüber Ihrem Kind geworden? Eine Entschuldigung hilft immer. Eine sichere Bindung aufzubauen, heißt nicht, alles richtig zu machen, sondern vielmehr, dass Fehler und Vergebung möglich sind und man auch nach Differenzen wieder auf Augenhöhe zueinander finden kann. Zum Schluss sei gesagt, dass Eltern von Kindern in der Autonomiephase (meist beginnend um das dritte Lebensjahr) in Bezug auf das Aushandeln unterschiedlicher Bedürfnisse besonders auf den Prüfstand gestellt sind. Das ist schwer und zugleich eine wunderbare Gelegenheit, Kindern zu zeigen, dass man immer wieder Fehler machen muss, um an etwas zu wachsen.

Mara Pelt ist Psychologin M.Sc., Psychologische Psychotherapeutin i.A., Systemische Beraterin und Familientherapeutin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

3 bis 5 – Auf’s Fahrrad umsteigen?

Elternfrage: „Meine Frau und ich sind uneins darüber, wann unser Sohn (3) Rad fahren lernen soll. Ich meine, wir sollten jetzt beginnen, meine Frau findet es zu früh. Wann ist der beste Zeitpunkt für das Fahrrad? Und was sollte man sonst noch beachten?“

Wenn wir mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist uns nicht bewusst, wie komplex die Bewegungsabläufe und wie vielfältig die Informationsverarbeitungen sind. Radfahren ist ein Zusammenspiel aus Motorik, Planung, Orientierung, Geschwindigkeit, Gleichgewicht, Sequenzierung von Handlungen und Regelwerk.

Obwohl man schon für Kleinkinder Fahrräder kaufen kann, bedeutet dies nicht, dass es das ideale Lernalter ist. Erst wenn Kinder von sich aus Interesse am Rad zeigen, sollten sie es ausprobieren. Dabei sind manche ein Kindergartenkind und andere gehen schon in die Schule.

Balance und Geschwindigkeit

Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn jüngere Kinder durch die Straßen sausen und Ihres noch auf einem Laufrad herumkurvt. Lernen braucht Zeit und die Voraussetzungen fürs Radfahren lassen sich gut mit Roller und Laufrad trainieren: Das Kind entwickelt ein Gespür für Balance und Geschwindigkeit. Es wird merken, wie schnell es sein muss, um die Beinchen zu heben. Und es wird wissen, wie ruckartig es den Lenker drehen kann, ohne auf die Nase zu fallen.

Viele Eindrücke müssen eingeordnet werden: Geräusche, Bewegungen von Personen und Autos oder Hindernisse auf dem Weg. Das Kind lernt Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und nach und nach automatisieren sich Bewegungsabläufe. Wenn es dann ein Fahrrad ausprobieren möchte, kann auch ein Rad von Geschwistern oder Nachbarskindern hilfreich sein. Eine Anschaffung lohnt sich erst, wenn sich Fahrerfolg einstellt. So sparen Sie sich zum Beispiel ein kleines 12-Zoll-Rad und können gleich ein größeres Rad anschaffen.

Ohne Stützräder fahren!

Vermeiden Sie Stützräder am Fahrrad! Sie sind eher hinderlich als hilfreich, denn mit ihnen lässt sich nicht der entscheidende Gleichgewichtssinn trainieren. Am Anfang fehlt den Kindern häufig die Kraft, um anzufahren. Geben Sie dem Rad einen Schubs, aber schieben Sie es nicht ständig. Das lenkt Ihr Kind ab und es guckt mehr nach hinten als nach vorn. Sie sollten außerdem darauf achten, nicht ständig zu reden, denn Ihr Kind ist mit so vielen Dingen auf einmal beschäftigt, dass es kaum auf Ihre Worte achten wird. Fahrradfahren ist körperbetont, es lässt sich nicht durch verbale Erklärungen erlernen. Wenn Sie Ihr Kind anfeuern wollen, dann rennen Sie vor und lotsen es ins Ziel, so fokussiert es sich nach vorn. Mancher Sturz lässt sich nicht vermeiden – sorgen Sie mit Helm, Knieschützern und robuster Kleidung vor.

Radeln Sie selbst gern? Ihre Begeisterung wird andere anstecken. Machen Sie aus dem Radausflug ein schönes Familienerlebnis. Suchen Sie sich ruhige Wege und leicht erreichbare Ziele: einen Lieblingsplatz im Park, die Eisdiele, den Bäcker oder das Tiergehege. Nichts ist frustrierender, als wenn aus dem Genussradeln ein Pedalenkampf wird. Die Freude wächst mit der Routine und dann „kommt Radfahren dem Flug der Vögel am nächsten“ (Louis J. Halle).

Susanne Ospelkaus ist Ergotherapeutin und Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München und bloggt unter: susanne-ospelkaus.com

3 bis 5 – Was tun im Kindernotfall

Elternfrage: „Mein Sohn (3) ist motorisch ganz schön umtriebig und ich habe häufig Angst, dass ihm etwas passiert. Was tue ich im Kindernotfall? Und was sind eigentlich die häufigsten Kindernotfälle im Familienalltag?“

Infekte, Verletzungen und Krampfanfälle – das sind typische Beispiele für einen Kindernotfall. Besonders häufig sind Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte. Diese können, gerade bei Babys, die durch die verlegte Nasenatmung schlechter trinken beziehungsweise durch ständiges Erbrechen und/oder Durchfall Flüssigkeit verlieren, zur Austrocknung führen und so zu einem Notfall werden. Auch Verletzungen, zum Beispiel durch Stürze oder Verbrühungen und Verbrennungen, können rasch zum Notfall werden, wenn innere Organe oder große Flächen betroffen sind. Krampfanfälle wirken auf Eltern besonders bedrohlich. Fieberkrämpfe treten typischerweise zwischen dem sechsten Lebensmonat und sechsten Lebensjahr auf, dauern zwei bis drei Minuten und hören von allein auf. Die Kinder haben offene Augen, einen starren Blick und zittern symmetrisch. Dauert der

Krampf länger, hört nicht von allein auf, tritt innerhalb von 24 Stunden mehr als einmal auf oder zeigt eine Asymmetrie, muss das dringend abgeklärt werden.

Woran erkenne ich einen Notfall?

Um einzuschätzen, ob ihr Kind wirklich kritisch krank ist, können sich Eltern am sogenannten „pädiatrischen Beurteilungsdreieck“ orientieren. Mit diesem Tool beurteilt man durch Hören, Sehen und Fühlen:

  • Den Allgemeinzustand: Lässt sich das Kind beruhigen? Ist es noch agil? Spielt und interessiert es sich noch? Lässt sich das Fieber zwischendurch senken und scheidet es noch gut aus? Dann heißt es oft Entwarnung! Schreit es schrill, ist apathisch, trinkt nicht mehr und fiebert unter Therapie weiter hoch auf, dann ab zum Arzt!
  • Die Atmung: Zeigt das Kind Luftnot, atmet es angestrengt, also schneller und flacher oder weniger als sonst? Macht es komische Geräusche bei der Ein- oder Ausatmung? Hustet es so stark, dass es nicht mehr in den Schlaf kommt? Dann besser früher als später zum Arzt.
  • Den Kreislauf: Ist das Kind blass-marmoriert, hat kalte Arme und Beine oder blaue Lippen? Dann handelt es sich um einen Notfall!

Was gehört in jede Hausapotheke?

Meine Top Five sind:

  • Kochsalz- und abschwellende Nasentropfen, um die Nasenatmung freizuhalten
  • Fiebersenkende und schmerzlindernde Mittel in Zäpfchen- und in Saftform
  • Verbandskoffer mit Wunddesinfektionsmittel, Verbänden/Pflaster und Pinzette
  • Antihistaminika in Tropfen-, Gel- und Saftform zur Bekämpfung allergischer Reaktionen oder Juckreiz
  • Mittel gegen Stuhlunregelmäßigkeiten wie zum Beispiel Kümmelzäpfchen, Milchzucker, Elektrolytlösungen

Sollten Eltern in einem Kindernotfall ihr Kind selbst ins Krankenhaus fahren?

Wenn man mithilfe des pädiatrischen Beurteilungsdreiecks zu dem Schluss gekommen ist, dass das Kind stabil genug ist, kann man problemlos selbst in die Klinik fahren. Dabei ist es generell von Vorteil, zu zweit zu fahren, damit sich eine Person ums Kind kümmern kann. Wenn das Kind gerade einen Fieberkrampf hatte oder etwas verschluckt hat, sollte man das Kind auf keinen Fall mit dem PKW selbst in die Klinik transportieren. Das Kind könnte auf der Fahrt nochmals krampfen und dabei erbrechen oder der verschluckte Gegenstand auf einer holprigen Fahrt doch noch in die falsche Röhre gelangen. Sind Atmung, Kreislauf und Allgemeinzustand oder Bewusstsein stark beeinträchtigt, sollte immer ein Notruf abgesetzt werden.

Dr. med. Katharina Rieth ist Kinderfachärztin, Intensivmedizinerin und Notärztin. Sie engagiert sich auf Social Media unter drrieth für Aufklärung und Prävention in Sachen Kinder- und Familiengesundheit und ist Buchautorin von „Fit für den Kindernotfall“.

3 bis 5 – Die Kita wechseln?

Elternfrage: „Unsere Tochter fühlt sich in ihrem Kindergarten immer unwohler. Sie weint häufig beim Abschied und erzählt von Konflikten dort. Ich habe kein gutes Gefühl. Ist das Anlass genug, die Kita zu wechseln?“

Ein Einrichtungswechsel ist immer möglich, jedoch eine heikle Sache. Denn wer weiß, wann ein Platz frei ist und ob sich das Kind in dieser Einrichtung dann wohl fühlt. Erfahrungsgemäß gibt es Kinder, die, wenn sie die Wahl haben, immer zu Hause bleiben wollen. Wann sollte also ein Wechsel in Betracht gezogen werden?

Bevor man das Prozedere „Einrichtungswechsel“ startet, sollten folgende Lösungsansätze ausgeschöpft werden:

Gespräche

Der wichtigste Schritt ist der, auf die Fachkräfte zuzugehen. Besprechen Sie Ihre Sorgen, lassen Sie sich erzählen, was Ihr Kind macht, wenn es in der Einrichtung ist. Besprechen Sie, was getan werden kann, um dem Kind das Ankommen zu erleichtern. Hierbei helfen Kuscheltiere und feste Abschiedsrituale meist am besten. Zum Beispiel können Sie selbst mit Ihrem Kind ein Puzzle machen, ihm das Frühstück auspacken helfen, Sie können von außen zum Abschied noch einmal winken, das Kind kann für Sie ein Bild malen, die Fachkräfte kümmern sich die erste Zeit etwas intensiver um das Kind oder Sie holen es früher ab. Es gibt viele Möglichkeiten, solche Situationen zu gestalten. Vielleicht kann Ihr Kind sagen, was hilft, was es braucht und möchte. Sprechen Sie mit anderen Eltern aus der Gruppe. Diese können Ihnen auch ein Bild davon geben, was das Kind macht und ob es sich wirklich nicht wohl fühlt.

Pausentag

Wenn es Ihnen möglich ist, lassen Sie Ihr Kind einen Tag zu Hause oder richten einen Opa/Oma-Tag ein. Manchmal sind fünf Tage einfach anstrengend und es hilft dem Kind, die anderen Tage zu meistern, da es sich auf diesen Tag freuen kann. Und die Tage vergehen schneller, es fällt dem Kind leichter, in der Einrichtung zu sein, und es findet immer mehr Dinge, die ihm gefallen.

Gruppenwechsel

Manchmal stimmt die Chemie einfach nicht. Da hilft vielleicht ein Gruppenwechsel. Hier hat das Kind die Chance, in dem bekannten Umfeld neue Erfahrungen zu machen, die seine Sicht auf die Dinge ändern können. Geben Sie Ihrem Kind Zeit, sich an die neuen Lösungen zu gewöhnen, diese anzunehmen und zu verinnerlichen.

Wenn das nun alles über einen längeren Zeitraum ausprobiert wurde und keinerlei Besserung bringt, dann sollten Sie den Einrichtungswechsel beginnen. Es sind prägende Jahre und diese sollten so positiv wie möglich gestaltet werden.

Anika Schunke wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von Karlsruhe. Hauptberuflich ist sie als Erzieherin tätig. Darüber hinaus ist sie Autorin und Referentin mit dem Schwerpunkt Bewegung.