11 bis 15 – Vom Lesemuffel zum Bücherwurm

Elternfrage: „Mein Kind liest nicht gern. Wie kann ich es motivieren, ohne es unter Druck zu setzen?“

Lesen ist ein komplexer Prozess. Ein Buchstabe muss in einen Laut und der Laut in einen Sinn umgewandelt werden. Das erfordert Anstrengungsbereitschaft und ohne Freude bleibt das Lesen ein notwendiges Übel im Schulalltag. Digitale Medien wie Chatnachrichten, Anweisungen in Apps und Teasertexte sind kein Ersatz für Printmedien, denn sie fördern kaum Wortschatz, Konzentration, Kreativität und Empathie.

Leseneugier wecken

Bücherwürmer sind von Neugier getrieben, daher: Finden Sie heraus, welche Themen Ihr Kind spannend findet. Sind es Sachthemen, Anime, Gaming oder Fantasywelten? Sind es aktuelle Themen wie Umweltschutz oder Menschenrechte?

Für all diese Themen gibt es wunderbare Bücher. Vor allem Graphic Novels wagen sich an schwierige Geschichten (Maus – Die Geschichte eines Überlebenden, Biografie von Sophie Scholl oder Künstlerporträts). Diese Bücher sehen wie Comics aus, haben aber komplexe Handlungen. Selbst das „Lustige Taschenbuch“ mit Donald Duck und Micky Maus ist wertvoll. Erika Fuchs war die deutsche Übersetzerin der LTBs. Ihr ist ein Museum in Nordbayern gewidmet. Vielleicht weckt ein Besuch die Leseneugier?

In den letzten Jahren wurden Kinofilme und Serien aus dem Marvel-Universum immer beliebter. Nutzen Sie Spiderman, Avengers und Co., um in diese Welt einzutauchen. Zu den Filmen gibt es Nachschlagewerke und Biografien über die Macher (DK-Verlag). Stan Lee, Gründer von Marvel, bezog sich mit seinen Figuren auf Probleme seiner Zeit. „Black Panther“ hätte es nie ohne die Bürgerrechtsbewegung der 1960er-Jahre gegeben. Es gibt Bücher, da kann man den Verlauf der Geschichte bestimmen (1.000-Gefahren-Serie) und die Jugendlichen haben das Gefühl, Teil der Handlung zu sein. Beliebt sind Bücher im Sketchnotes-Style (Tom Gates, Lotta-Leben). Die Wörter haben etwas Lautmalerisches. Die kreative Typografie erleichtert auch Teens, die wenig lesen, den Inhalt zu erfassen.

Anknüpfungspunkte finden

Ihr Kind will aber nur vor dem PC hocken und zocken? Dann lassen Sie sich die Story des Games erzählen. Es geht meistens um Gut gegen Böse und manche Jugendthriller greifen solche Themen auf („Erebos“ von Ursula Poznanski). Ihr Kind versinkt im Fifa-Spielemodus? Wie wäre es mit Zeitschriften rund um Fußball oder eine Sportlerbiografie? Auch Musik kann ein Anknüpfungspunkt zum Lesen sein. Hinter jedem Song verbirgt sich eine Geschichte. Was hat den Künstler bewegt, darüber zu singen? Das zu entdecken, kann eine große Motivation sein. Young-Adult-Literatur bietet oft die passenden Songs zu den Büchern auf Spotify an.

Werten Sie nicht, was Ihr Kind liest. Zeigen Sie Interesse. Lieben Sie selbst Bücher? Steckt Ihre Leselust an? Ein Besuch im Antiquariat, Musical, Workshop oder eine Ausstellung sind oft Türöffner in die Welt der Geschichten.

Susanne Ospelkaus lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München, bloggt unter susanne-ospelkaus.com und arbeitet als Autorin, Lektorin und Therapeutin.

11 bis 15 – Umzug mit Teenagern

Elternfrage: „Mein Mann und ich wollen uns beruflich verändern. Dafür müssten wir aber umziehen. Unsere Teenager finden den Gedanken furchtbar und wollen lieber in ihrem vertrauten Umfeld bleiben. Wie finden wir eine gute Lösung?“

Zugegeben, es ist einfacher, mit Kleinkindern umzuziehen als mit Teenagern. Für sie haben der Freundeskreis, die Schulklasse, die Mannschaft im Verein oder die Jugendgruppe eine immer größere Bedeutung bekommen.

Aber manchmal machen äußere Umstände einen Umzug unausweichlich. Das dürfen wir Teenagern dann auch zumuten. An solchen Herausforderungen können sie durchaus wachsen. „Ja, ihr möchtet lieber hier wohnen bleiben, das können wir verstehen. Aber der neue Ort wird auch gut werden, und wir werden das gemeinsam schaffen.“ Geben Sie Ihren Kindern diese Zuversicht: „Es wird nicht leicht, aber es ist auch nicht unmöglich. Wir werden viel lernen, wir werden flexibel sein müssen, aber es wird uns stark machen.“ Ein Umzug ist eine Erfahrung, die man im Leben gut gebrauchen kann. Übergangslösungen wie das Pendeln eines Elternteils über eine lange Distanz belasten die Familie auf Dauer mehr.

Den Neuanfang erleichtern

Beziehen Sie Ihre Kinder in Entscheidungen mit ein. Fahren Sie zusammen an den neuen Ort und entdecken Sie die Vorteile. Als wir mit unseren Teenagern vor vielen Jahren umgezogen sind, hat die Aussicht, sich in der Großstadt in Zukunft selbstständig bewegen zu können (mit der Straßenbahnhaltestelle um die Ecke) die Gemüter positiv gestimmt. Wenn man aufs Land zieht, könnte es vielleicht die Perspektive sein, demnächst den Mofa-Führerschein machen zu dürfen.

Nehmen Sie sich als Eltern genug Zeit, um den Kindern die Eingewöhnung zu erleichtern. Wenn sie in den ersten Monaten die Sicherheit haben, dass jemand daheim ist und zuhört, wenn man aus der Schule kommt, hilft das. Alles will neu entdeckt werden: Man braucht einen neuen Zahnarzt, muss die Gegend kennenlernen und vielleicht auch die Ausflüge nachholen, die alle anderen schon als Grundschulkinder gemacht haben. Die Schule nimmt einen großen Teil des Lebens von Teenagern ein. Überlegen Sie (auch gemeinsam mit den bisherigen Lehrern), welche Schule geeignet ist.

Geistliche Heimat finden

Mein wichtigster Tipp: Suchen Sie sich am neuen Ort eine Kirchengemeinde, die den Teenagern gefällt. Machen Sie lieber Abstriche bei Ihren eigenen Vorlieben oder theologischen Überzeugungen. Wenn die Kids es cooler im CVJM finden, dann springen Sie als Freikirchler bitte über Ihren Schatten. Oder wenn die evangelische Jugend eine attraktive Arbeit macht, überwinden Sie sich als Katholik und werden Sie Gast bei den Evangelischen.

Dass Teenager einen guten neuen Freundeskreis und eine geistliche Heimat finden, die ihnen durch die Jahre von 11-18 helfen, scheint mir einer der bedeutendsten Aspekte zu sein.

Anke Kallauch ist Pastorin und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Als Familie sind sie umgezogen, als die Kinder 9, 15 und 17 Jahre alt waren.

Weihnachten mal anders: Mit Nachbarn feiern

Elternfrage: „Wir wollen dieses Jahr ein etwas anderes Weihnachtsfest feiern und statt unserer Verwandten am Heiligen Abend unserer Nachbarn einladen. Hat das schon mal jemand gemacht und kann uns dafür Tipps geben?“

Als Jesus auf die Welt kam, gab es aber für ihn nicht eine familiäre Welcome-Party im trauten Kreis mit Mama, Papa und vielleicht Oma und Opa. Sondern es kamen ziemlich bald Hirten und Weise von weither. Deshalb war und ist es auch uns als Familie immer wieder wichtig, Weihnachten nicht nur als Fest der Familie zu feiern, sondern unsere Freude über den Geburtstag von Jesus auch mit anderen zu teilen. So haben wir auch schon eine Hausweihnacht gefeiert.

Facettenreiche Angebote

Besonders gut umzusetzen ist diese Aktion natürlich, wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt. Sie ist aber auch abwandelbar in ein weihnachtliches Straßenfest, wenn man in einem Einfamilienhaus wohnt. Für unsere Hausweihnacht haben wir einen Aushang im Eingangsbereich gemacht und dazu eingeladen. In einem Jahr war es eine Adventsaktion und im anderen Jahr haben wir es direkt an Weihnachten veranstaltet.

In beiden Fällen gibt es unterschiedliche Bausteine, die man einbauen kann, denn Jesus hat es sich auch nicht leicht gemacht. Seine Geburt war eine Sensation für Hirten und Könige. Selbst der Herrscher Herodes hat davon Wind bekommen und sich mächtig darüber aufgeregt. Deshalb ist es schön, wenn unsere Angebote auch möglichst viele ansprechen.

Wir haben erst mal eine Zeit gehabt, in der jeder etwas mit einem kleinen Tischchen vor seine Haustür gestellt hat, zum Beispiel die leckersten Plätzchen, Kinderpunsch oder eine kleine, kurze Bastelidee (Sterne falten oder schneiden, ein Weihnachtslicht herstellen, eine Weihnachtskugel beschriften, was Weihnachten für mich bedeutet …). Plötzlich war auf den Haustreppen viel los, es wurde munter geredet, gekaut und gebastelt. Es war ein reges und fröhliches, weihnachtliches Treiben!

Inbrunst und Freude

Nach circa einer Stunde versammelten sich alle auf der Treppe vor unserer Haustür. Mithilfe eines Bilderbuches habe ich die Weihnachtsgeschichte erzählt. Große, runde Kinderaugen hörten gebannt zu. An Weihnachten eignet sich natürlich die Weihnachtsgeschichte am besten, aber gerade für eine Hausgemeinschaft ist auch die Geschichte „Ein großer Tag für Vater Martin“ sehr eindrücklich. Danach haben wir zusammen Weihnachtslieder gesungen. Die Kinder, die ein Musikinstrument spielen konnten, haben es geholt und mitgespielt. Auch wenn die Töne vielleicht nicht immer gerade waren, an Inbrunst und Freude hat es nicht gefehlt.

Danach ist jeder fröhlich an den heimischen Tannenbaum gegangen und hat Geschenke ausgepackt. Aber wir wussten ganz sicher: An diesem Tag hatten alle unsere Nachbarn die Gelegenheit, an Jesu Geburtstagsparty teilzunehmen und von seiner Geburt zu hören. Keiner musste allein und traurig in seiner Wohnung sitzen. Wir können die Hausweihnacht deshalb sehr empfehlen. Sie zwingt niemandem etwas auf, aber die Weihnachtsbotschaft ist enthalten und wird weitergegeben. Außerdem verbindet das gemeinsame Feiern alle Nachbarn zu einer fröhlichen Gemeinschaft.

Stefanie Böhmann ist Pädagogin und individualpsychologische Beraterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

11 bis 15 – Mehr als nur traurig

Elternfrage: „Meine Tochter (12) wirkt seit mehreren Wochen total niedergeschlagen und zieht sich immer öfter in ihr Zimmer zurück. Ist sie depressiv?“

Wenn Kinder oder Teenager ständig niedergeschlagen wirken, dann besorgt das die meisten Eltern – zu Recht! Denn Kinder sind grundsätzlich eher fröhlich und entdeckungsfreudig, auch wenn es natürlich Unterschiede im Naturell gibt, so wie bei Erwachsenen auch.

Wenn Ihre Tochter Ihnen ungewöhnlich traurig erscheint, sollten Sie genauer hinschauen. Denn auch Kinder und Teenager können eine Depression entwickeln. Folgende Checkliste hilft Ihnen bei der Einschätzung des Problems:

  • Wie lange ist das schon so? Wenn die Stimmung zwei Wochen oder länger schlechter ist als sonst, dann wird es ernst.
  • Gibt es bestimmte Stressfaktoren, die kurz vor dem Stimmungstief aufgetreten sind, und lassen sich diese eventuell mildern? Werden sie sehr bald von selbst enden (zum Beispiel in der Prüfungsphase), sodass eine Besserung realistisch ist? Wenn das der Fall ist und Sie keine akute Gefährdung sehen, kann es sich lohnen, ein bis zwei Wochen abzuwarten.
  • Zeigt Ihr Kind körperliche Auffälligkeiten wie weniger oder mehr Appetit, Schlafprobleme, Müdigkeit, Schmerzen,…? Auch das können Anzeichen einer Depression sein.
  • Hat Ihr Kind das Interesse an Aktivitäten oder Themen verloren, für die es sich sonst begeistert hat?
  • Zieht sich Ihr Kind zunehmend zurück und vermeidet Kontakte?
  • Spricht es vom Wunsch zu sterben?
  • Ist Ihr Kind neben der Betrübtheit auch gereizt oder genervt?
  • Spricht Ihr Kind sehr schlecht über sich selbst, zeigt es Probleme im Selbstbewusstsein?
  • Benennt es vielleicht sogar den Wunsch, lieber tot zu sein? Wenn das der Fall ist, sollten Sie sofort handeln und sich an die nächste Kinder- und Jugendpsychiatrie wenden (notfalls auch erfragen unter der Telefonnummer 112).

Wenn ein oder mehrere Kriterien erfüllt sind, dann sollten Sie besonnen, aber entschlossen reagieren. Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie sich Sorgen machen, weil Sie spüren, dass es ihm nicht gut geht. Und dass Sie wollen, dass es ihm besser geht und Sie sich deswegen um Hilfe kümmern.

Holen Sie sich professionelle Hilfe zum Beispiel bei einer Praxis für Kinderund Jugendlichenpsychotherapie. Dort gibt es meist lange Wartelisten, man kann die Wartezeit aber gut mit Terminen in einer Erziehungsberatungsstelle (Adressen finden Sie unter dajeb.de) überbrücken. Dort gibt es Angebote, sowohl für das Kind allein als auch für die Eltern oder die ganze Familie, je nachdem, was sich als passend herausstellt.

Melanie Schüer ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Autorin (neuewege.me).

Immer mehr Pickel

„Mein Sohn (13) bekommt immer unreinere Haut. Ich habe das Gefühl, dass er sich nicht richtig darum kümmert und befürchte, dass er gehänselt wird, wenn es so weitergeht. Wie kann ich ihm helfen und was kann man bei unreiner Teenager-Haut unternehmen?“

„Mein Sohn (13) bekommt immer unreinere Haut. Ich habe das Gefühl, dass er sich nicht richtig darum kümmert und befürchte, dass er gehänselt wird, wenn es so weitergeht. Wie kann ich ihm helfen und was kann man bei unreiner Teenager-Haut unternehmen?“

Bei Ihrem Sohn liegt wahrscheinlich eine pubertätsbedingte Akne vor. Die Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen weltweit und tritt meistens ab dem Zeitpunkt der Pubertät auf. Zunächst einmal sollten Sie sich keine allzu großen Sorgen machen. Ihr Sohn ist mit diesem Problem nicht allein, denn fast 80 Prozent aller Teenager neigen zu unreiner Haut.

Das ist vor allem auf die hormonelle Veränderung während der Pubertät zurückzuführen. Im Teenageralter entwickeln die Sexualorgane vermehrt verschiedene Hormone, unter anderem auch Androgene. Ein Beispiel ist das männliche Sexualhormon Testosteron, welches unter anderem für das Wachstum der Körperbehaarung verantwortlich ist oder bei Jungen den Stimmbruch auslöst.

Aknenarben durch Pickel vermeiden

Die Androgene regen die Talgproduktion der Haut an, wodurch es bei Teenagern während der Pubertät häufig zu Unreinheiten und Pickeln im Gesicht und/oder auf der Rückenpartie kommt. Mit der richtigen Pflege und medizinischen Behandlung kann das Ausmaß der Akne glücklicherweise enorm gemildert werden. Das ist vor allem wichtig, um sogenannte „Aknenarben“ zu vermeiden, die häufig dann entstehen, wenn es zu Entzündungen kommt und diese nicht richtig behandelt werden.

Es ist wichtig, dass Sie hier, am besten gemeinsam mit Ihrem Kind, eine geeignete Pflegeroutine entwickeln und im besten Fall auch ein Auge darauf behalten, dass diese entsprechend durchgeführt wird. Um langfristige Erfolge zu erzielen, ist es essenziell, diese Routine konsequent durchzuführen und nicht abzubrechen, auch wenn Besserungen zu erkennen sind, sonst kann es zu einem Rückfall und einem erneuten Ausbruch der Akne kommen.

Worauf Sie bei Pflegeprodukten achten sollten

Es gibt unzählige Produkte zur Behandlung von Aknehaut. Bei der Auswahl sollten Sie einige Dinge beachten. Aknehaut neigt dazu, eher fettig zu sein, weswegen eher „leichte“ statt fettende Produkte verwendet werden sollten, die die Haut nicht noch zusätzlich verschließen. Auf diese drei Stichworte sollten Sie beim Kauf der Produkte Acht geben: Sie sollten „nicht komedogen“ bzw. „komedolytisch“ oder „keratolytisch“ sein. Pflegeprodukte, die diese drei Kriterien erfüllen, eignen sich gut zur Behandlung der Akne. Sie machen die Poren frei, helfen Pickel und Mitesser aufzulösen und lösen abgestorbene Hautzellen. Bei der Reinigung sollten milde, am besten pH-neutrale Produkte verwendet werden, um die Haut nicht weiter zu reizen. Meistens reicht jedoch bei einer Akne keine lokale Hautpflege aus, sondern rezeptpflichtige Wirkstoffe werden benötigt.

Ist die Akne stark ausgeprägt, kann in Absprache mit dem behandelnden Dermatologen auch eine medikamentöse Therapie mit Hormonpräparaten, Antibiotika oder Vitamin A-Säure-Präparaten angeordnet werden. Diese muss aber genau auf das Hautbild abgestimmt werden. Auch chemische Peelings können helfen, die Akne zu bekämpfen. Diese sollten ausschließlich von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden.

Dr. med. Alice Martin ist Ärztin und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic.com. 

Sie bringt mich zur Weißglut!

„Meine Teenie-Tochter (15) und ich rasseln immer häufiger aneinander, ja, sie bringt mich richtig zur Weißglut! Neulich habe ich sie angeschrien und mich danach total schrecklich gefühlt – sie sich natürlich auch. Wie kriege ich es hin, meine Wut unter Kontrolle zu halten, ihr aber auch zu vermitteln, wo sie meine Grenzen überschreitet?”

Diese Zeiten fordern viel – von Eltern und den Teens. Gerade war man als Familie noch ein eingespieltes Team, nun trifft die Pubertät mit irritierenden Pfeilen in die vertrauten Beziehungen. Die Heranwachsenden suchen Halt in ihrer sich so stark verändernden Welt. Halt, den sie sich tatsächlich besonders in der Familie suchen. Paradoxerweise geschieht dies gerade bei Vertrauten durch Pöbeln, Motzen, Provozieren und Boykottieren. Paradoxerweise, denn das Abgrenzen durch Bemerkungen und Sticheleien fühlt sich nicht an, als würde der oder die Jugendliche Halt suchen. Ja, Teenager sind gute Beobachter und haben über ihre Eltern durch die gemeinsame Lebenszeit ausreichend „belastendes“ Material angesammelt. Mit wenigen Bemerkungen werden Treffer gelandet, die gerade Eltern schmerzhaft aus dem Gleichgewicht bringen. Nicht selten sind Schnappatmung, plötzlicher Zorn und Empörung nach einem gut gesetzten Teenie-Blick oder Kommentar die Begleiterscheinungen für Eltern von Pubertierenden auf der Suche nach Halt.

STOPPSCHILD AUFSTELLEN

Gerade weil der junge Mensch Halt sucht, ist es notwendig, dass Eltern bewusst ihr Stoppschild sichtbar machen. Geben Sie Ihrer Tochter Halt durch eine klare Haltung. Bedenken Sie: Ihre Tochter bringt zwar persönlich verletzende Argumente vor, es geht ihr aber nicht um die Beziehung.

Sie testet unbewusst: Halten meine Eltern das aus? Sie als Eltern dürfen die angespannte Situation verlassen, sich gegebenenfalls sogar gegenseitig an das Verlassen erinnern. Einige Familien einigen sich auf Codewörter, die beide Seiten nennen dürfen. Andere verabreden zusammen, dass sie nicht das Haus verlassen, aber im Schlafzimmer ungestört sein können.

Das Verlassen der akuten Situation erscheint Eltern paradox, weil sie ihren aufgeplusterten Giftschützen unbedingt im Vollzug das „So nicht!“ verdeutlichen und ihre Macht demonstrieren wollen. Das fördert aber eher den Willen nach Unabhängigkeit des Jugendlichen und eine weitere Stufe der Emotionen wird freigeschaltet. Die gewünschte Einsicht ist allein von der Gehirnbeschaffenheit im Streit nicht möglich und führt eher zu Eskalationen, die die Beziehung sehr belasten.

IM GESPRÄCH BLEIBEN

Nehmen Sie in einem ruhigeren Moment das Gespräch mit der Tochter wieder auf. Rutschen Sie dabei nicht auf ihre Stufe und reagieren Sie nicht nachtragend. Die Frage: „Wie ging es dir im letzten Streit mit mir?“ hilft, sich gegenseitig neu kennenzulernen und den wirklichen emotionalen Druck des Haltsuchenden als Eltern zu verstehen. Dabei kann auch zur Sprache kommen, welche verletzenden Kommentare Sie von Ihrem austickenden Teen nicht mehr hören möchten. Im Gespräch zu bleiben, ist die Grundvoraussetzung für das Überleben der Beziehungen. Dann kann es auch nach Turbulenzen später wieder Humor und Respekt geben.

Stefanie Diekmann ist Pädagogin, Trainerin für Eltern und Autorin. Sie gestaltet mit ihrem Mann die EFG Göttingen und genießt ihre Familie. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Wann zur Frauenärztin?

„Meine Tochter ist jetzt 14. Manche ihrer Freundinnen waren schon bei der Frauenärztin, andere (wie sie) noch nicht. Ich bin mir unsicher: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Und wie bereite ich meine Tochter darauf vor?“

Für viele Mädchen sind Frauenärztinnen zunächst die große Unbekannte. Früher gab es nur den Kinderarzt oder die Kinderärztin. Den meisten Kids ist klar, im Erwachsenenalter gibt es stattdessen Hausärzte. Wozu braucht es zusätzlich eine Frauenärztin?

WARUM ZUR FRAUENÄRZTIN?

Eine Frauenärztin ist für die inneren und äußeren Geschlechtsorgane der Frau im Intimbereich sowie für die Brüste zuständig, bei der Vorsorge und der Behandlung von gut- und bösartigen Erkrankungen. Sie begleitet ergänzend zu Hebammen Frauen in der Schwangerschaft und rund um die Geburt. Sie ist Ansprechpartnerin bei Störungen der Monatsblutung, Entzündungen, einem Ungleichgewicht weiblicher Hormone, in Fragen der Empfängnisregelung und bei vielen sexuellen Problemen. Der Besuch bei der Frauenärztin wird ab dem 20. Lebensjahr ein- bis zweimal pro Jahr zur Vorsorge empfohlen. Wenn ein Mädchen keinerlei Beschwerden hat, genügt es, den ersten Besuch zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr zu planen. Ausnahmen, die Praxis früher aufzusuchen, sind Beschwerden im Genitalbereich, starke Schmerzen und/oder Störungen der Monatsblutung, das Ausbleiben der ersten Blutung bei Mädchen älter als etwa 16 Jahre oder wenn kein Tampon eingeführt werden kann. Außerdem ist die Frauenärztin ansprechbar, wenn ein Mädchen schon sexuell aktiv ist oder unsicher, ob alles okay ist, zum Beispiel bei unklaren Tastbefunden der Brust.

GUTE VORBEREITUNG

Vielen Mädchen hilft ein orientierender erster Termin ohne Untersuchung, um die Ärztin und die Praxis kennenzulernen. Respektieren Sie unbedingt, ob sie zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen möchte. Drängen Sie Ihre Tochter nicht zu Ihrem Gynäkologen. Überrumpeln Sie sie nicht, indem Sie mit Terminen Tatsachen schaffen. Klären Sie mit ihr, wann sie dazu bereit ist. Sie sollte wissen: Vor der Untersuchung entkleidet sie sich in einer Umkleidekabine im Untersuchungsraum untenherum – nie ganz! Ein langes Shirt ist ein guter Sichtschutz auf dem Weg zum Untersuchungsstuhl.

Steht eine Untersuchung an, bereiten Sie sie darauf vor, dass die Frauenärztin dafür einen speziellen Untersuchungsstuhl benötigt, auf dem man zurückgelehnt sitzt, während die Beine seitlich auf Beinschalen oder Bögen gelagert sind. Nur so kann die Ärztin durch die Scheide bis zum Eingang der Gebärmutter schauen. Dazu schiebt sie vorsichtig mit Untersuchungsinstrumenten die Scheidenwände beiseite. Zusätzlich kann sie die inneren Geschlechtsorgane durch die Scheide abtasten und sie mit einem schmalen Ultraschallgerät betrachten. Falls es wehtun sollte, bitte Bescheid sagen. Die Frauenärztin ist immer ansprechbar.

Dr. med. Ute Buth ist Frauenärztin, Sexual- und Weißes Kreuz-Fachberaterin. Sie leitet die Beratungsstelle „herzenskunst“ in Bochum, ist verheiratet, Mutter zweier Töchter und Autorin des Teenie-Aufklärungsbuches „Mädelskram“. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Ist unser Sohn pädophil?“

„Ich kam heute in das Zimmer meines Sohnes (16) und sah ein Foto von einem nackten Kind auf seinem Laptop. Er klappte ihn sofort zu und schickte mich raus. Mich lässt das nicht los. Ist unser Sohn pädophil? Wenn ja, wie können wir ihm helfen?“

Sie haben bisher nur gesehen, dass Ihr Sohn ein Bild von einem nackten Kind auf seinem Rechner hatte. Aus Ihrem Brief können wir nicht ersehen, ob dieses Bild für ihn sexuell stimulierend gewesen ist, Sie mit ihm darüber gesprochen haben und was er selbst dazu gesagt hat.

Ist der Sohn selbst Opfer?

Es ist nicht auszuschließen, dass jemand – wahrscheinlich aus seinem Bekanntenkreis – ihm das Bild unaufgefordert zugeschickt hat und Ihr Sohn in diesem Sinne sogar Opfer geworden ist. Auch in diesem Fall ist es durchaus nachvollziehbar, dass er sich schämt und den Laptop schnell zuklappt. Wenn das der Fall wäre, bräuchte er Schutz vor der Person, die ihn mit diesen Bildern konfrontiert hat. Bitte wenden Sie sich in diesem Fall schnell an eine Opferberatungsstelle.

Ohnmachts- und Minderwertigkeitsgefühle

Es ist natürlich auch möglich, dass Ihr Sohn die Bilder selbst gesucht oder erbeten hat. Jugendliche oder Erwachsene, die Missbrauchsabbildungen von Kindern konsumieren (und sogar diejenigen, die tatsächlich Kinder sexuell missbrauchen), sind nicht notwendigerweise pädophil. Im Gegenteil sind sogar die meisten Sexualstraftäter von sexuellem Kindesmissbrauch nicht auf kindliche Körper fixiert, sondern missbrauchen sie als Scheinlösung für emotionale Probleme wie etwa Ohnmachts- oder Minderwertigkeitsgefühle. Als Entlastung für ihr schlechtes Gewissen finden sie allerlei Vorwände, etwa, dass das dem Kind doch nicht wehtue oder nur als Scherz gemeint sei.

In ihrem Inneren wissen sie jedoch, dass sie eines der größten Tabus gebrochen haben und dass sexuelle Handlungen gegenüber Kindern schädigend und verboten sind. Wenn sie dabei lange unentdeckt bleiben, stellt sich für sie mit der Zeit oft eine Selbstverständlichkeit ein, die eine Verhaltensänderung noch erschwert – verbunden meist mit umso größeren Selbstvorwürfen, sich als Sexualstraftäter sehen zu müssen.

Suchen Sie sich und ihm Hilfe!

Insofern braucht Ihr Sohn auch in diesem Fall Hilfe, auch, weil er möglicherweise mit dem Konsum von Missbrauchsabbildungen eine Straftat begangen hat. Auch das Kind, dessen Nacktbild vermutlich im Internet zu finden ist, braucht Hilfe. Übergriffige Personen sind meist aus Scham nicht bereit, Hilfe anzunehmen. Aber zum Glück ist Ihr Sohn noch jung genug, dass Sie als Eltern auf ihn einwirken können.

Übergriffiges Verhalten braucht – als Schutz vor einem Rückfall in das unerwünschte Verhalten und zum Schutz des abgebildeten Kindes – eine klare Begrenzung, aber übergriffige junge Menschen brauchen auch Unterstützung, sich selbst (wieder) annehmen zu können und sich auf legalem Weg für ihre Bedürfnisse einzusetzen. Und auch im Falle, dass Ihr Sohn tatsächlich eine pädophile Neigung haben sollte, dürfte seine Identitätsfindung für ihn sehr herausfordernd sein, weil er dann mit einem Leben konfrontiert wäre, in dem er niemals eine seinen Neigungen gemäße Sexualität leben könnte. Bitte nehmen Sie die Hilfe einer Fachstelle in Anspruch.

Barbara Behnen ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in der Beratungsstelle LIEBIGneun und Leiterin der Opferberatungsstelle Wildwasser Gießen.

„Hilfe, meine Tochter ist zu dick“

„Meine Tochter wird immer dicker, und ich habe das Gefühl, dass sie darunter leidet. Sie zieht sich weite Kleider an und will nicht mehr ins Schwimmbad gehen. Ich liebe sie natürlich so, wie sie ist. Aber ich war als Jugendliche selbst etwas untersetzt und weiß, wie demütigend das in dem Alter ist. Ich würde ihr diese Erfahrung gern ersparen und ihr helfen, weiß aber nicht, wie ich anfangen soll.“

Ich darf Sie zunächst beruhigen: Kinder wachsen häufig „in Schüben“, abwechselnd in die Länge und in die Breite. Wartet man auf das nächste „Längenwachstum“, kann es sein, dass das Gewicht in Bezug auf die Größe des Kindes wieder in einer angemessenen Relation steht.

Bleibt ihr Übergewicht aber über längere Zeit bestehen (ob Ihr Kind wirklich übergewichtig ist, können Sie zum Beispiel anhand der für Mädchen in ihrem Alter geeigneten BMI-Kurve der WHO ablesen), ist es wichtig, dagegenzusteuern – aus gesundheitlichen, aber auch, wie Sie selbst erfahren haben, aus psychischen Gründen. Bieten Sie nicht ungefragt Ihre Hilfe an. Suchen Sie zunächst das liebevolle Gespräch mit Ihrer Tochter und schildern Sie ihr darin Ihre Beobachtungen und Vermutungen. Fragen Sie sie, ob sie möchte, dass Sie ihr helfen, und nutzen Sie eventuell die Unterstützung einer Fachkraft.

Ein Ernährungsprotokoll zeigt, wo es hakt

Möchte Ihre Tochter von Ihnen unterstützt werden, dann führen Sie zusammen mit ihr mindestens drei Tage lang ein Ernährungsprotokoll. Wichtig dabei: Alles sollte genauso wie immer gemacht werden, damit man möglichst gut den „Ist-Zustand“ der Ernährung Ihrer Tochter herausfinden kann. Anschließend werden alle notierten Lebensmittel ausgewertet; entweder per Lebensmitteltabelle oder per Smartphone-App.

Danach werden Sie wahrscheinlich schon sehr gut sehen, wann, wo und durch welche Lebensmittel oder Getränke sie die meisten Kalorien aufnimmt: Das sind die ersten Ansatzpunkte für Veränderungen! Isst sie zum Beispiel gern beim Fernsehen Chips und trinkt häufig süße Getränke, sind kalorienarme oder -freie Alternativen angesagt. So könnte sie etwa Rohkost knabbern oder Tee (kalt oder warm) trinken, sich Mineralwasser mit Limettensaft zubereiten oder sich zusammen mit Ihnen andere Leckereien einfallen lassen.

Gemeinsam ist es leichter

Wenn die gesamte Familie ebenfalls auf kalorienarme Zwischenmahlzeiten umstellt, keine süßen Getränke verzehrt und öfter mal spazieren geht oder mit dem Rad fährt, fällt es auch Ihrer Tochter leichter, die Umstellungen durchzuhalten. Kann sie über mehrere Monate ihr Gewicht mindestens stabil halten und wächst dann noch einmal, so wird das Größen-Gewichts-Verhältnis sicher bald wieder besser passen.

Ist sie allerdings schon ausgewachsen, sollte sie sich mit Ihrer Unterstützung ganz allmählich daran machen, ihre überschüssigen Pfunde wieder loszuwerden. Falls sie allein keinen Erfolg erzielt, kann es auch hilfreich sein, unter Gleichgesinnten abzunehmen und dort neue Ernährungsgewohnheiten einzuüben.

Elke Decher ist Diplom-Ökotrophologin und unterrichtet Ernährung, Hauswirtschaft und Gesundheits- und Naturwissenschaften an einem Berufskolleg. 

Unser Sohn guckt Pornos

„Ich habe gesehen, dass mein Sohn (11) sich auf dem Familienlaptop pornografische Fotos und Videos angeschaut hat. Wie gehe ich jetzt damit um?“

Junge Menschen durchleben in ihrer Entwicklung zum Teenager und Jugendlichen eine sehr verletzliche Zeit. Schon kleine Verunsicherungen in Gruppensettings können sie so stark beunruhigen, dass sie sie fortan meiden. Dabei muss es nicht bleiben. Gerade introvertierte Menschen dürfen üben, sich in Gruppen hineinzuleben.

Vertrauen schaffen

Um einen Zugang zu wertvollen Inhalten zu schaffen, ist es zunächst notwendig, bei introvertierten Teens ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen herzustellen. Familien können sich dazu zum Beispiel öfter nach dem Gottesdienst zum Kochen (zum Beispiel in der Kirche) treffen, um ihren Teens zu ermöglichen, miteinander vertraut zu werden. Am Anfang werden noch alle bei ihren Eltern sitzen, doch schnell wird ein Kartenspiel oder eine Runde Fußball die Familien durchmischen. Auch die Mitarbeitenden des Teenkreises können dazukommen. Dieses Kennenlernen bedeutet für die Eltern zwar vielleicht Verzicht auf den sonntäglichen Mittagsschlaf, aber ein Investieren in diese Gemeinschaft als Vorbild für ihre Kinder. Wenn Glaube entdecken und teilen wichtig ist, darf es im Alltag auch etwas kosten.

Sicherheit kann auch ein vorhersehbarer Rahmen einer ersten Mitarbeit bieten. Introvertierte Menschen sind Juwelen für stille, oft übersehene Kinder in der Kindergottesdienstarbeit, mit Senioren oder bei Bastelstationen an quirligen Kirchenfesten – wichtig ist, die Aufgabe klar zu umreißen. In kleineren Gruppen wie einem Minihauskreis kann ein Teenager wie Ihrer seine Fragen ohne Druck durchdenken. Hier lohnt es sich, eine Seniorin zu fragen oder eine Frau aus dem Umfeld der Familie, der Ihre Tochter vertraut.

Zugänge zu Gott

Es gibt verschiedene Zugänge zu Gott: durch Musik, Malen, Naturzeiten, Tagebuchschreiben. Versuchen Sie, Ihrer Tochter zu helfen, ihren ganz persönlichen Weg zu entdecken. Das persönliche Entdecken des Glaubens braucht in der Jugendzeit noch Beispiele wie durch moderne Musik, ein gutes christliches Jugendmagazin oder Bücher etwa von Nick Vujicic, Michael Stahl oder Verena Keil. Darüber bieten Sie ihr ohne Druck eine Infoquelle über Gott im Alltag an.

Das Allerwichtigste für Ihre Tochter sind jedoch Sie und dass Sie als Familie über Gott reden, Fragen stellen, laut grübeln und sich über Gott freuen. So nimmt sie am meisten mit.

Stefanie Diekmann ist Pädagogin, Trainerin für Eltern und Autorin. Sie gestaltet mit ihrem Mann die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Göttingen und genießt ihre eigene Familie.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com