Kinder auf Pflegekinder vorbereiten

„Mein Mann und ich haben drei Kinder (9, 12 und 14) und mit der Familienplanung abgeschlossen. Nun wollen wir ein oder mehrere Kinder in Pflege nehmen. Wie bereiten wir unsere Kinder darauf vor?“

Kinder fordern uns heraus. Das gilt nicht nur für leibliche, sondern auch für Pflegekinder. Der Unterschied ist, dass Pflegekinder mit einer Vorgeschichte in die neue Familie kommen. Sie haben die Erfahrung eines Verlustes durchgemacht und meist viel Schweres und Traumatisches erlebt.

Das hinterlässt starke Spuren. Ein Teil der Pflegekinder ist zusätzlich durch Schädigungen in der Schwangerschaft (Alkohol, Drogen, Ablehnung) geprägt. Liebe allein reicht hier nicht. Es braucht sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen, ein Pflegekind zu betreuen – von der gesamten Familie. Deshalb ist es ganz richtig und wichtig, Ihre leiblichen Kinder altersentsprechend auf die Andersartigkeit des Familienzuwachses vorzubereiten und so Verständnis zu wecken.

Bedenken ernst nehmen

Sprechen Sie vorab über Traumata und deren Auswirkungen bei Kindern. Bereiten Sie die Kinder auch darauf vor, dass sich das neue Kind aufgrund seiner Vorerfahrungen wahrscheinlich anders verhalten wird, als sie es von einem Geschwisterkind erwarten: Es hat manchmal andere Interessen, ist eventuell destruktiv, beziehungsgestört und kann nicht ausdauernd spielen. Das Pflegekind hat vielleicht einen völlig anderen Umgang mit Besitz, zerstört Dinge anderer, benutzt Sachen anders, nimmt sie ungefragt weg oder hat einen anderen Umgang mit Lügen und Wahrheit. Es hat zum Eigenschutz ein Verhalten entwickelt, das nicht den Normen der Pflegefamilie entspricht. Wichtig ist es auch, Ihre Kinder darauf vorzubereiten, dass neben dem erst einmal fremden Kind andere Personen in die Familie treten und mitreden, das Jugendamt, Sozialpädagogen, Psychologen und die Herkunftsfamilie.

Nehmen Sie Bedenken Ihrer Kinder sehr ernst und gehen Sie den Weg nur, wenn alle Ihre Kinder ihn mitgehen wollen. Pflegekinder fordern viel Kraft und Energie, und es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass sich leibliche Kinder nicht zurückgesetzt fühlen. Sollten Sie sich als Familie für die Aufnahme eines Kindes entscheiden, achten Sie darauf, weiterhin ganz bewusst Zeiten und besondere Zuwendungen für Ihre leiblichen Kinder einzuplanen.

Familie zusammenschweissen

Beobachten Sie Ihre Kinder in der Anbahnungsphase genau und sprechen Sie auch dann offen über Befürchtungen. Brechen Sie das Aufnahmeverfahren ab, wenn Ihre Kinder starke Bedenken haben, auch wenn es schwerfällt, ein Kind abzulehnen. Thematisieren Sie auch die Möglichkeit, dass Pflegeverhältnisse abgebrochen werden können, weil ein Kind wieder zurück in die Herkunftsfamilie kann, die Pflegefamilie mit den Schwierigkeiten des Kindes nicht fertig wird oder Ähnliches.

Neben allen Bedenken gibt es aber auch viele gute Erfahrungen, die eine Familie durch das neue Mitglied machen kann und die eine Familie anders zusammenschweißen kann.

Margrit Dietze ist Erzieherin, Autorin für pädagogische Bücher und Kinderlieder sowie Pflegemutter.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

 

Will mein Kind sich umbringen?

„Meine Tochter (6) droht mir manchmal an, sich umzubringen, wenn ich etwas von ihr verlange, sie es aber nicht tun will. Wie ernst muss ich solche Androhungen nehmen, und was kann ich dagegen tun?“

Wenn ein Kind damit droht, sich umzubringen, ist das für Eltern sicherlich erschreckend und verunsichernd. Auch wenn Selbstmorde bei Kindern unter zehn Jahren so gut wie nie vorkommen, sollte man diese Aussage nicht ignorieren, sondern sich genauer anschauen, was dahintersteckt.

Merkmale einer kindlichen Depression

Um diese Aussage zunächst besser einordnen zu können, sollte man mit seinem Kind darüber sprechen. Was versteht es darunter, sich umbringen zu wollen? Hat es eine Vorstellung davon oder hat es diesen Satz irgendwo gehört und merkt, dass es damit Aufgaben vermeiden kann, die es nicht ausführen möchte? Nehmen Sie sich Zeit, in Ruhe mit Ihrem Kind darüber zu sprechen. Zudem ist es wichtig zu beobachten, in welchen Situationen Kinder davon sprechen, sich das Leben nehmen zu wollen. Sagen sie dies nur in Situationen, in denen sie eine Aufgabe vermeiden möchten, oder sagen sie dies auch in anderen Situationen?

Wenn man das Gefühl hat, das Kind ist insgesamt trauriger, dann sollte dem weiter nachgegangen werden. Eine kindliche Depression äußert sich häufig in anderen Symptomen als im Erwachsenenalter und wird daher nicht immer direkt erkannt. So geben Kinder mit einer depressiven Verstimmung oftmals eher körperliche Beschwerden an. Zudem zeigen sie weniger Begeisterungsfähigkeit, manchmal wirken sie in sich gekehrt. Manchmal wirken sie jedoch auch unruhiger oder zeigen vermehrt aggressives Verhalten. Sollte Ihr Kind Symptome einer kindlichen Depression zeigen und in verschiedenen Situationen davon sprechen, sich umbringen zu wollen, dann sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Ruf nach Aufmerksamkeit

Des Weiteren sollte man überlegen, ob es sich bei dieser Androhung um einen Ruf nach Aufmerksamkeit handeln könnte. Vielleicht gibt es Geschwister oder andere Aufgaben, die viel Aufmerksamkeit einfordern und die sechsjährige Tochter hat zurzeit das Gefühl, etwas zu kurz zu kommen? Nehmen Sie sich bewusst Zeit für das einzelne Kind und überlegen Sie, was Ihrer Tochter guttut. Welche Sprache der Liebe spricht dieses Kind? Eine Idee könnte eine spezielle Mama-Tochter-Zeit oder Papa-Tochter-Zeit sein. Dies können jeden Tag fünf Minuten sein oder auch regelmäßig längere Aktionen. Ihr Kind wird sich über diese positiven Zeiten der vollen Aufmerksamkeit freuen und die Einzelzuwendung genießen. In solchen Zeiten können Kinder gezielt Liebe und Aufmerksamkeit auftanken, die sie dann weniger über negatives Verhalten einfordern brauchen.

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind den Satz nur gezielt dazu einsetzt, um Aufgaben zu vermeiden, dann sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind damit nicht durchkommt. Es sollte trotzdem seine Aufgabe erledigen. Gehen Sie in der Konfliktsituation am besten nicht darauf ein und bleiben Sie konsequent. Dann wird Ihr Kind lernen, dass es keinen Sinn hat, Sie unter Druck zu setzen, und dieses Verhalten nicht mehr zeigen.

Anna Post ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.

Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und wohnt in Frankfurt.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Als letzte gewählt

„Meine Tochter (9) erzählt, dass ihre Mitschüler sie beim Sportunterricht ungern oder als Letzte in ihre Mannschaft wählen. Mir ging es früher ähnlich. Ich finde es schade, dass es solche Mannschaftswahlen heute immer noch gibt. Wie kann ich ihr helfen? Ist es ratsam, sich einzuschalten?“

Im Sportunterricht sollte der Fokus darauf liegen, dass Kinder Spaß an Bewegung bekommen und im Rahmen von Mannschaftssportarten Fairness und Miteinander lernen. Das, was Ihre Tochter erleben muss, trägt weder zum einen noch zum anderen bei. Daher kann ich Ihren Unmut gut verstehen.

Ich finde es sinnvoll, dass Sie sich zugunsten Ihrer Tochter einschalten. Ich habe in solchen Fällen die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, nicht beim Aufzeigen eines Problems stehenzubleiben, sondern mit konkreten Vorschlägen an die Lehrkräfte heranzutreten. Sie könnten anregen, dass ein anderes Verfahren der Mannschaftswahl angewendet oder der generelle Umgang mit Stärken und Schwächen innerhalb der Klassengemeinschaft thematisiert wird, beispielsweise im Klassenrat. Diese Fragen sollten in der Klasse zunächst weg von den persönlichen Erfahrungen ihrer Tochter diskutiert werden. Die Klassenleitung könnte beispielsweise eine thematisch passende Geschichte vorlesen und mit den Schülern besprechen. An dieser Stelle kann Ihre Tochter dann selbst entscheiden, ob sie darüber sprechen möchte oder nicht.

Gefühle nicht übertragen

Sprechen Sie auch mit Ihrer Tochter darüber, wieso sie diese Einwahlsituation stört, was sie dabei fühlt und was sie sich wünschen würde. Nehmen Sie ihre Gefühle wahr, aber interpretieren Sie nicht mehr in die Situation hinein, als Ihre Tochter Ihnen berichtet. Aus Ihrer Frage lese ich heraus, dass diese Situation auch alte Gefühle in Ihnen auslöst. Unterscheiden Sie zwischen Ihren Gefühlen und denen Ihrer Tochter und sprechen Sie gegebenenfalls auch über Ihren eigenen Schmerz – mit Ihrem Partner, Freunden oder Menschen, bei denen Sie sich gut aufgehoben fühlen. Das Reden über eigene negative Kindheitserlebnisse hilft, beim Begleiten der Kinder im Modus des Erwachsenen zu bleiben und sachlich und besonnen Unterstützung zu leisten.

Spaß an Bewegung

An Tagen, an denen Ihre Tochter enttäuscht über die Erfahrungen in der Schule ist, können Sie ihr dabei helfen, sich ihre eigenen Stärken wieder bewusst zu machen. Planen Sie an solchen Tagen Aktivitäten ein, bei denen Ihr Kind mit Sicherheit Erfolgserlebnisse haben wird: kreative Beschäftigung, Spiele oder Bewegungsangebote. Gerade nach Letzterem sollten Sie sogar aktiv suchen: Freude an Bewegung ist für unsere Kinder wichtig – nicht nur aus gesundheitlicher Perspektive.

Wenn der Sportunterricht in der Schule droht, das Gegenteil auszulösen, sollten Sie gegensteuern. Das muss nicht mal ein „klassischer“ Vereinssport sein. Vielleicht liebt Ihr Kind es, mit Ihnen im Wald zu spielen oder auf der Straße Springseil zu springen. Hauptsache, es verbindet Bewegung nicht nur mit Frust und Demütigung.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin, lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Warum sind da nackte Frauen?“

„Auf dem Rummel ist unseren Kindern (7 und 9) aufgefallen, dass an vielen Fahrgeschäften halbnackte Frauen abgebildet waren. Sie fragten, wieso die Frauen so wenig anhaben und warum es keine Männer gäbe? Wie erkläre ich das altersgerecht?“

Es ist super, dass Ihre Kinder ansprechen können, was sie irritiert und ihnen komisch erscheint. Das Schöne an dieser Frage ist, dass Sie dadurch mit Ihren Kindern ganz natürlich über die Sexualisierung unserer Gesellschaft sprechen können – ein Thema, mit dem Kinder schon früh konfrontiert werden.

Häufig kommen Kinder im jungen Teenageralter über das Smartphone ungewollt in den direkten Erstkontakt mit Nacktbildern und pornografischen Inhalten. Deswegen ist es ein wertvoller Schutz, wenn Eltern schon im Grundschulalter thematisieren, dass es solche Bilder und auch Filme gibt, wie sie darüber denken und wie Kinder damit umgehen können.

EIN GESPRÄCH IN RUHIGER MINUTE

Falls ein Kind eine solche Frage mitten im Trubel der Kirmes ausspricht, können Eltern ruhig um etwas Aufschub bitten, damit sie diese – vielleicht auch etwas überfordernde – Frage nicht in Anwesenheit anderer Zuhörer beantworten müssen. „Das ist eine wirklich gute Frage, über die ich noch etwas nachdenken möchte. Wenn wir zu Hause sind, können wir darüber reden.“ Dann sollte man das Versprechen aber auch einhalten.

In einer ruhigen Minute können Sie dann kindgemäß und möglichst sachlich erklären, dass Nacktheit für Aufmerksamkeit sorgt. Männern fällt es schnell ins Auge, wenn Frauen wenig anhaben oder aufreizend gekleidet sind. Diese Vorliebe nutzen manche Menschen, um Geld zu verdienen. „Sex sells“ ist ein Motto, das in der Werbung sehr effektiv ist, auch im Kirmesgeschäft. Die Zielgruppe dieser Art der Werbung sind vor allem Männer. Und weil Frauen sich durch Nacktbilder eher weniger ansprechen lassen, befinden sich auf den Fahrgeschäften vermutlich auch keine Bilder von Männern. Hier können Sie hinzufügen, dass es ähnliche Bilder auch auf Plakaten, in Zeitschriften oder im Internet gibt.

WERTE WEITERGEBEN

Je nach Offenheit Ihrer Kinder könnten Sie nachfragen, was sie darüber denken und wie sie diese Bilder empfinden. Überlegen Sie auch, ob Sie mit beiden Kindern gleichzeitig oder lieber einzeln sprechen wollen. Unter Umständen öffnet sich eines Ihrer Kinder mehr, wenn Bruder oder Schwester nicht mithören. Ich halte es für sehr wichtig, zu betonen, dass Nacktheit grundlegend nichts Negatives ist. Gott hat Männer und Frauen in ihrer Männlichkeit und Weiblichkeit geschaffen. Und es war seine Idee, dass sich erwachsene Menschen anziehend finden. Gleichzeitig ist Nacktheit aber auch etwas sehr Persönliches und Schützenswertes. Sie könnten Ihre Kinder fragen, ob sie es gut fänden, wenn sie jeder nackt sehen würde. So kann man gut thematisieren, dass Nacktheit in manchen Situationen normal oder sogar wichtig ist, zum Beispiel im vertrauten Zuhause oder beim Arzt, in anderen aber eben auch nicht. Nutzen Sie diese Gelegenheit, und erzählen Sie in einem geschützten Rahmen, wie Sie das empfinden und geben Sie Ihre Werte kurz und knackig mit, ohne lange Vorträge zu halten.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F. www.sonja-brocksieper.de
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Unser Kind hört nicht“

„Unsere Tochter (6) tut nicht, was wir ihr sagen. Sagen wir ihr, sie soll den Tisch decken, rennt sie aufs Klo und schließt sich ein. Soll sie ihre Geschwister in Ruhe lassen, nimmt sie sie hoch. Wollen wir gehen, fängt sie wieder an zu spielen. Wie können wir ihr Verhalten ändern?“

Wenn Sie das Verhalten Ihres Kindes verändern möchten, ist es notwendig zu überlegen, warum sich Ihr Kind ständig widersetzt. Dabei spielen die elementaren Bedürfnisse Ihres Kindes eine wichtige Rolle.

Grundlegend brauchen Kinder die absolute Sicherheit, dass sie als ganze Person geliebt und angenommen sind. Diese Liebe müssen Kinder immer wieder mit allen Sinnen erleben und das unabhängig von Konflikten und Brennpunkten, die das ganz normale Familienleben so mit sich bringen. Das erfordert von Eltern einen aufmerksamen Blick für ihr Kind und ein Stück Selbstreflexion. Gibt es in Ihrer Familie oder in Ihrem Umfeld eine große Veränderung, die Ihr Kind verunsichern könnte? Erleben Sie entspannte und fröhliche Familienzeiten? Haben Sie als Vater und Mutter ausreichend Ruhe und Energie für Ihr Kind? Ist sich Ihr Kind Ihrer Liebe sicher?

WEGE AUS DER MACHTKAMPF-FALLE

Haben Kinder mit inneren Nöten zu kämpfen, zeigt sich das häufig an ihrem Verhalten. Manche Kinder ziehen sich zurück, andere reagieren aufmüpfig und provozieren mit ihrem Verhalten. Vielleicht trägt Ihre Tochter irgendeine Verunsicherung oder Belastung in sich, die zu einem solch provokanten Verhalten führen könnte.

Gleichzeitig brauchen Kinder Eltern, die ihnen Orientierung und einen Rahmen für das Zusammenleben geben. Sagen Eltern nicht klar, was sie möchten, muss das Kind an den Reaktionen der Eltern ablesen, was in Ordnung ist und was nicht. Wenn sich ein Kind dann unangemessen verhält, reden sich Eltern häufig den Mund fusselig und landen in der Machtkampf-Falle. Mit vielen Worten versuchen sie ihr Kind zur Einsicht zu bewegen, doch leider selten mit Erfolg. Statt einer Lösung sind Gefühle des Ärgers und der Hilflosigkeit und vielleicht auch Tränen auf beiden Seiten die Folge.

ERWARTUNGEN KLAR FORMULIEREN

Um das zu verhindern, sollten Eltern in einer entspannten Atmosphäre erklären, was sie erwarten, und sich überlegen, wie sie handeln können, wenn sich das Kind nicht daran hält. So macht es die wichtige Erfahrung, dass es nicht ohne Folgen bleibt, wenn es die Geschwister ärgert oder sich vor Aufgaben drückt. Fragen Sie sich: Weiß Ihr Kind, welche Regeln in Ihrer Familie gelten? Wurden diese klar formuliert? Wie haben Sie bisher auf das Nichthören Ihres Kindes reagiert? Könnte es eine Hilfe sein, in einem Familiengespräch diese grundlegenden Regeln zum Essen oder Umgang mit den Geschwistern zu besprechen? Welche Konsequenz könnte es geben, wenn sich Ihre Tochter das nächste Mal im Klo einschließt, wenn der Tisch gedeckt werden soll?

Eine Verhaltensänderung können Sie nicht von heute auf morgen bewirken. Aber mit Geduld, einer konsequenten Haltung und Zuwendung für Ihr Kind wird sich der Familienalltag sicherlich nach einiger Zeit entspannen. Wenn nicht, empfehle ich eine persönliche Erziehungsberatung, die mehr in die Tiefe gehen kann.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und ist Mitarbeiterin bei Team.F. www.sonja-brocksieper.de
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Kindern Ordnung vermitteln

„Meine Tochter (8) ist total chaotisch. Wie kann ich ihr beibringen, ihr Zimmer im Alltag ordentlich zu halten?“

Um Ordnung halten zu können, müssen Kinder wissen, was „Ordnung“ ist. Hierzu gibt es Grundregeln, nach welchen sortiert wird, zum Beispiel gleiche Größe, Farbe, Form. Oft gehören bestimmte Dinge an bestimmte Orte: Töpfe in die Küche, Spielzeug ins Kinderzimmer, Computer ins Büro. Wenn dies den Kindern klar ist, sind sie theoretisch in der Lage, „Ordnung“ herzustellen und im besten Fall einzuhalten.

INDIVIDUELLE REGELN

Nun ist es aber so, dass Menschen verschiedene Ordnungssysteme haben. So auch in einer Familie. Um ständige Streitereien zu vermeiden, rate ich, dies anzuerkennen und Kompromisse zu finden. In den Familienräumen wie Wohnzimmer, Küche, Bad herrschen feste Regeln, denn hier halten sich alle auf. Besprechen Sie diese ausführlich oder nutzen Sie ein Aufräumspiel, um dem Kind diese klarzumachen. In den Kinderzimmern kann man individuelle Regeln aufstellen. Das macht das Einhalten der Regeln in den Familienräumen einfacher.

Fragen Sie Ihr Kind, was es unter einem „ordentlichen Zimmer“ versteht. In der Regel haben Kinder davon andere Vorstellungen als ihre Eltern, weil sie anders denken.

Sie können das entweder akzeptieren oder Kompromisse finden: Zum Beispiel müssen die Spielsachen in Kisten geräumt werden (unsortiert, aber aufgeräumt), bestimmte Wege frei bleiben (zum Schrank oder Bett) oder etwas auf die Seite geräumt werden, wie aktuelle Bauten, die am nächsten Tag wieder bespielt werden. Hierfür können Sie Platz auf Regalen freihalten, einen Aufräumtag einführen, an dem alles „richtig“ aufgeräumt wird oder ebenso einen aufräumfreien Tag. Um etwas Abwechslung in das langweilige Aufräumen zu bringen, empfehle ich, ab und an Aufräumspiele einzusetzen.

AUFRÄUMSPIELE

  • Aufräumtransport: Gegenstände werden mit Hilfsmitteln aufgeräumt: mit einem Tablett, Karton oder einer Schubkarre. So kann man versuchen, so viel wie möglich auf einmal wegzuräumen. Was passt alles auf das Tablett?
  • Aufräumwürfel: Sie können einen Zahlen- oder Farbwürfel benutzen oder beides. Der Zahlenwürfel zeigt an, wie viele Dinge man aufräumen muss, der Farbwürfel zeigt die Farbe an, welche nun aufgeräumt wird.
  • Kommando Aufräumen: Auf ein Zeichen hin (rufen, klingeln, trommeln) wird entweder vorher bestimmtes Material aufgeräumt, oder es wird so viel wie möglich eingesammelt, bis das Signal wieder ertönt.
  • Sinnliches Aufräumen: Unter einem Tuch oder einer Kiste befindet sich ein Gegenstand, etwa ein Baustein. Diesen gilt es zu ertasten. Dann werden alle Bausteine aufgeräumt.

Bei den Aufräumspielen sollten (natürlich) auch die Eltern selbst mitmachen. Vielleicht reicht es auch schon, wenn man sagt: „Wenn du jetzt schnell/ordentlich aufräumst, können wir länger draußen/im Schwimmbad/bei Freunden bleiben!“ Mottos wie „Das Genie beherrscht das Chaos“ oder „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ können gute Leitsätze sein.

Anika Schunke ist Erzieherin und bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an. Sie lebt mit ihrer Familie in Eggenstein bei Karlsruhe.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Machtkämpfe mit dem Sohn

„Mein Sohn (7) und ich rasseln in Alltagssituationen immer wieder so heftig aneinander, dass sofort Streit und eine übermäßig aggressive Reaktion meines Sohnes folgen. Was kann ich tun, um Stellung zu beziehen, ohne in einen Machtkampf zu schlittern?“

Ich finde es prima, dass Sie aus dieser Streitspirale herauswollen und sich fragen, was Sie tun können. Dadurch zeigen Sie sich in Ihrer Rolle als Eltern handlungsfähig.

KURZE VERSCHNAUFPAUSE

Reagieren Sie ruhig, besonnen und klar. Bleiben Sie sich Ihrer Rolle als Mutter oder Vater bewusst. Suchen Sie erst nach einer kurzen Verschnaufpause das Gespräch mit Ihrem Sohn über seine Reaktion auf die erlebte Situation. Das ist effektiver als eine Klärung während des Streites. Erklären Sie Ihrem Kind, wo Ihre Grenzen sind und was es tun kann, um besser zu reagieren. Fragen Sie ihn auch, was ihn so aufgeregt hat, und nach hilfreichen Ideen für die nächste Situation.

Es könnte auch hilfreich sein, die Situation mit Abstand zu betrachten und sich zu fragen: Wie würde ich in Ruhe und Gelassenheit reagieren? Auf welche Lösungsideen würde ich kommen? Spannend könnte auch sein, ein Verhaltenstagebuch zu führen. Notieren Sie für einige Zeit nach den Konfliktsituationen: Wann traten sie auf und wie liefen sie ab? Was war vorher? Gibt es ein sich wiederholendes Muster? Was könnte das Ursprungsproblem sein? Wie habe ich reagiert? Mit Hilfe dieser Beobachtung sind häufig konstruktive Lösungen des Problems in Sichtweite.

FREIRAUM ZUGESTEHEN

Kinder müssen im Laufe ihrer Entwicklung folgende Grundfertigkeiten erlernen, die sie auf ein eigenständiges Leben vorbereiten:

– Miteinander reden: So lernen Kinder, eigene Bedürfnisse, Meinungen oder Ideen mit Sprache und Gestik zum Ausdruck zu bringen. Ebenso lernen sie, auf Anweisungen von Erwachsenen zu hören und diese zu befolgen. Hierzu gehört auch, dass sie erlernen, durch ihr Handeln Situationen zu beeinflussen und somit Selbstwirksamkeit zu erfahren.

– Selbstständigkeit erwerben: Mit zunehmendem Alter wollen Kinder ihren Lebensraum erweitern, selbstständiger und unabhängiger von den Eltern werden. Es fordert uns heraus, unseren Kindern den Freiraum zur Eigenständigkeit auch in wachsendem Maße zuzugestehen.

– Aufgaben und Probleme selbst lösen: Kinder brauchen den Freiraum, Fragen zu stellen, eigene Ideen und Lösungen zu entwickeln und diese auch auszuprobieren. Auch wenn wir Eltern manches für unmöglich halten, ist es dennoch wichtig, auch die Teillösungen zu feiern oder Scheitern zu akzeptieren.

– Den Umgang mit Gefühlen lernen: Eigene Gefühle wahrzunehmen und sie angemessen zum Ausdruck zu bringen, ist für Kinder nicht immer leicht – insbesondere, wenn die Gefühle intensiv erlebt werden. Diese Lernfelder fordern uns Eltern manchmal ganz schön heraus. Auftretende Schwierigkeiten mit dieser Brille zu sehen, kann uns aber dabei helfen, die Frustration unserer Kinder zu verstehen und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Unsere Kinder brauchen Zeit und Raum, um sich zu entwickeln.

Sandra Schreiber ist Beraterin und Systemischer Elterncoach im „LebensRaum Gießen“.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Meinem Schulkind helfen

„Mein Kind ist gerade in die Schule gekommen. Wie kann ich es unterstützen?“

Verena drückt sich am Freitagmorgen ein Tränchen heraus und gibt sich untröstlich. „Jetzt sind schon wieder Ferien! Kannst du uns nicht doch Hausaufgaben geben?“, bettelt sie bei der geliebten Lehrerin, die entspannt am Pult sitzt und die Hefte der Kinder durchschaut. Mit „Ferien“ meint das Mädchen den langen Samstag und den langen Sonntag, an dem sie nicht weiter lernen darf.

Auch Fabian weint. Er sitzt in einer anderen Klasse in einer Stillarbeitsphase vor seinem Rechenheft. „Ich will diese Aufgaben nicht machen!“, jammert er laut und wirft sich schlapp auf den Schultisch, um eine Weile zu schmollen. Seine Lehrerin merkt davon nichts. Sie ist gerade damit beschäftigt, mit Vanessa deren Fibel zu suchen, die sich wieder einmal im Ranzen nicht auffinden lässt. Die Lernvoraussetzungen und die Reife, die Erstklässler in die Schule mitbringen, sind extrem unterschiedlich. Höchst verschieden sind auch die Gegebenheiten, die die Kinder in ihren jeweiligen Schulen vorfinden. Fast immer aber profitieren Schulneulinge davon, wenn sie von ihren Eltern gelassen unterstützt werden.

TIPPS VOM SCHULLEITER

Ich gebe als Schulleiter immer einige Tipps, die für jedes Kind gültig sind:

  • Bei allem, was Ihnen gefällt oder nicht gefällt, und bei allem, was Sie verstehen oder worüber Sie den Kopf schütteln: Sie als Eltern sollten sich stets hinter die Entscheidungen und die Vorgehensweise der Lehrkräfte stellen. Jedenfalls in Gegenwart Ihres Kindes. Denn Erstklässler vergöttern ihre Lehrer gern und für lange Zeit. Das gibt ihnen Sicherheit und Motivation. Beides sollten Eltern nur im Ausnahmefall stören. In der Schule geht es nicht immer gerecht zu. Es können auch nicht alle Kinder immer in der ersten Reihe sitzen.
  • Begrenzen Sie die Bildschirmzeiten Ihrer Kinder! Smartphones, Tablets und Spielekonsolen haben bei Grundschülern nichts zu suchen!
  • Stecken Sie Ihre Kinder so früh wie möglich ins Bett, gönnen Sie ihnen auch mal einen Mittagsschlaf. Im Schlaf werden alle Eindrücke und alles Gelernte verarbeitet und gespeichert.

ÜBERHÄUFEN SIE IHR KIND MIT BÜCHERN!

  • Lesen ist der Schlüssel für den schulischen Erfolg. Daher: Lesen Sie viel mit Ihren Kindern. Üben Sie mit ihnen Buchstaben und Silben. Lesen Sie ihnen vor. Überhäufen Sie sie mit Büchern.
  • Helfen Sie Ihren Kindern dabei, Ordnung im Ranzen und in den Schulmaterialien zu halten. Besuchen Sie die Elternabende, nehmen Sie Anteil, lesen und beachten Sie die schulischen Elternbriefe.
  • Gerade Jungen fangen schnell damit an, Grenzen zu suchen und zu erproben. Sie beleidigen ältere Schüler oder verstecken sich während des Unterrichts auf der Schultoilette. Die Konsequenzen sollten sie dann tragen müssen, ohne dass Sie als Eltern gleich händeringend zum Telefon greifen.
  • Hausaufgaben werden anfangs in der Nähe der Mutter oder des Vaters an einem ruhigen Ort gemacht.

Insgesamt: Bleiben Sie entspannt! Nicht alle Kinder können den schulischen Erwartungen in gleicher Weise entsprechen. Manche können schon an Weihnachten lesen, andere erst später.

Johannes Köster ist Leiter der Primarstufe an der Freien Christlichen Schule Ostfriesland. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Landkreis Leer.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Sex im Netz: Das können Sie tun, wenn Ihr Kind plötzlich Pornos schaut

„Ich glaube, dass mein Sohn (8) Pornos auf seinem Handy schaut. Wie kann ich mit ihm darüber reden? Und wie kann ich ihm dabei helfen, die Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen?“

Diese Situation ist leider keine Seltenheit. Lehrer erzählen mir immer wieder von Grundschülern, die Pornofilme zu Hause auf dem Computer oder in den Pausen auf dem Handy schauen. Eltern berichten mir von der ständigen Angst, dass ihre Kinder bei Freunden oder allein im Internet mit Pornofilmen konfrontiert werden.

MEHR ALS NUR BILDER

Pornos haben einen negativen Einfluss auf Kinder. Es werden nicht nur, wie Sie schreiben, Bilder in ihre Köpfe geschleust. Auch ihr Verhalten leidet darunter: Die Einstellung zu Beziehungen und der Sprachgebrauch unter Kindern zeigt weniger Respekt denn je. Mädchen werden mit Wörtern beschrieben, die man hier nicht nennen kann. Von einem Psychologen aus Oslo, der mit minderjährigen Sexualverbrechern arbeitet, weiß ich, wie sehr seine Patienten besonders von Pornofilmen beeinflusst wurden.

REDEN SIE ÜBER SEX!

Zwei Dinge sollten Eltern tun. Erstens: Versuchen Sie, die Ersten zu sein, die ihr Kind auf das Thema vorbereiten. Erzählen Sie ihm, wie Sex funktioniert und wie schön er ist. Erzählen Sie von der Ehe als Geschenk und von dem Segen, der davon ausgeht.

BEREITEN SIE IHR KIND AUF DAS INTERNET VOR!

Zweitens: Bereiten Sie die Kinder auf das Angebot im Internet vor. Manchmal sind Eltern besorgt, dass sie ihre Kinder dadurch womöglich erst auf die Idee bringen, Pornos im Internet zu schauen. Informationen, Filme und Bilder sind heute jedoch überall zugänglich. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch Ihr Kind davon etwas mitkriegt.

NOCH VOR DER SCHULE AUFKLÄREN

Meiner Erfahrung nach sollten Eltern diese Gesprächsbrücke allerspätestens vor dem Schulanfang gebaut haben. Der erste Gedanke, der über eine Sache mitgeteilt wird – dazu noch von den Menschen, die den Kindern im Leben am meisten bedeuten –, ist immer die stärkste Grundlage. Von dieser Grundlage aus werden die Kinder neue Eindrücke verarbeiten. Wenn sie in eine entsprechende Situation geraten, werden Sie die erste Bezugsperson sein.

FRAGEN SIE IHR KIND!

Bei unseren eigenen Kindern benutzen wir oft Rollenspiele und Situationsbeschreibungen, um mit ihnen über dieses Thema ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel: „Wenn ein Freund dir einen Film mit nackten Menschen zeigt, was würdest du tun?“ Oder: „Ist es dir schon einmal passiert, dass du etwas im Internet gesehen hast, was dir schlechte Dinge vermittelt hat?” Seien Sie nicht zimperlich beim Werte-Vermitteln. Ihr Kind liebt Sie und wird die Werte in seinen Entscheidungen berücksichtigen.

DIE HARDDISK DER GEDANKEN FÄRBEN

Was ist mit Kindern, die schon Pornofilme gesehen haben? Hier denke ich, dass man diese Filme als schlechte Beispiele besprechen kann. Pornos sind eine unechte Präsentation der Wahrheit. Wir sind für etwas viel Besseres von Gott gebaut worden. Leider ist es sehr schwer, Bilder von der Harddisk der Gedanken zu löschen. Aber man kann sie färben.

Chris Duwe lebt mit seiner Familie auf einem kleinen Bauernhof nördlich von Oslo und arbeitet bei „Jugend mit einer Mission“.

Medien als Erziehungsmittel?

„Wir setzen unser Tablet und Smartphone immer öfter als Belohnung oder Bestrafung für ein bestimmtes Verhalten bei unseren Kindern ein. Das hat sich in den letzten Monaten so eingeschlichen, aber wir wollen es ändern. Welche Alternativen gibt es?“

Was früher der Stubenarrest war, ist heute das Smartphone-Verbot – eine Sanktion, welche die Kinder empfindlich treffen soll. Doch statt einer Verhaltensänderung bleiben häufig Frust, Spannungen und Enttäuschung im Familienleben zurück. Im Umgang mit Verboten oder Verstärkern ist es wichtig, dass die Kinder die Familienregeln kennen. Bevor Sie Medien also als Erziehungsmittel einsetzen, fragen Sie sich, ob Sie darüber gesprochen haben, was passiert, wenn das Zimmer unordentlich ist, Ihr Kind schwindelt oder jemandem weh tut.

NACHVOLLZIEHBARE KONSEQUENZEN

Handeln Sie nie aus Ärger oder Wut heraus. Solche Strafen sind häufig ungerecht. Wenn Ihr Kind beispielsweise nicht sorgfältig mit seinen Schulsachen umgeht, dann ist die Versuchung groß, Strafen zu verhängen wie: „Du darfst die ganze Woche nicht mehr an den Computer!“ Eine fairere Konsequenz wäre es, Ihr Kind die Dinge reparieren zu lassen, um die Situation selbst in Ordnung zu bringen.

Die Konsequenz muss einen logischen Bezug zum Fehlverhalten haben. Ein Kind ist übermütig und zerschlägt die schöne Kaffeetasse. Sie sind enttäuscht und rufen: „Keine Spiele mehr am Handy!“ Besser wäre es, wenn das Kind hilft, die Scherben aufzukehren oder etwas von seinem Taschengeld abgibt. Ein Handyverbot ist dann sinnvoll, wenn Kinder sich nicht an Vereinbarungen halten, zum Beispiel zu lang oder heimlich spielen oder ein unerlaubtes Spiel herunterladen. Das Kind muss spüren, dass es mit seinem Verhalten die Situation beeinflussen kann.

MEDIEN GEMEINSAM NUTZEN

Bevor das Smartphone entzogen wird, weil die Hausaufgaben unsauber oder unvollständig sind, unterstützen Sie Ihr Kind lieber. Schaffen Sie eine positive Lernatmosphäre und erklären Sie, was es bedeutet, wenn die Hausaufgaben wiederholt werden müssen: „Schade, jetzt ist es schon so spät. Nun kannst du nicht mehr spielen.“ Überlegen Sie, ob die Konsequenzen realistisch sind. „Wenn du deinen Bruder ärgerst, darfst du nie wieder das Tablet haben.“ Wirklich? Ein Verbot ohne (umsetzbare) Konsequenz macht uns unglaubwürdig, und die Kinder nehmen unsere Drohungen nicht ernst.

Man kann Medien auch nutzen, um zu belohnen. Gut dosiert kann es sogar eine Motivation sein! Überraschen Sie Ihr Kind mit einer Extraspielzeit, wenn Dinge besonders gut liefen („Du hast die ganze Woche deine Sportsachen aufgeräumt, du darfst 30 Minuten länger spielen“). Kombinieren Sie eine Belohnung mit gemeinsamer Zeit, indem Sie zusammen zocken. Viele Games haben interessante Storys – lassen Sie sie sich erklären. Kinder finden es toll, wenn sie Experten sein dürfen. Für viele Spiele gibt es Zeitschriften – stöbern Sie darin. Im Internet findet man Papercraft-Anleitungen für Minecraft oder Starwars. Bauen Sie gemeinsam ein Szenario nach, fotografieren Sie es oder machen Sie Videos. Dann ist das Smartphone nicht Mittelpunkt einer Aktion oder ein Machtinstrument, sondern ein sinnvolles Werkzeug.

Susanne Ospelkaus ist Ergotherapeutin. Sie lebt mit ihrer Familie in Zorneding bei München und bloggt unter www.susanne-ospelkaus.com
Illustration: Sabrina Müller