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0 bis 2 – Fitness nach der Schwangerschaft

Elternfrage: „Ich möchte nach meiner dritten Schwangerschaft und entsprechend langer sportlicher Pause wieder mehr Sport treiben. Wie lässt sich Fitness im Alltag mit Baby und kleinen Kindern umsetzen?“

Gratuliere! Wie gut, dass es dir gelingt, trotz trubeligem Alltagschaos diesen Wunsch nach Fitness wahrzunehmen, der in erster Linie dich im Blick hat. In der Kleinkindphase rutschen eigene Bedürfnisse oft viel zu stark in den Hintergrund. Nimm dir zunächst einen Moment Zeit und nutze folgende Fragen als Anregungen für dich, um herauszufinden, welche Sportart und Intensität zu dir passt:

1. Ist fitter zu werden gerade ein wichtiger Wunsch von mir oder kommt er von außen?
2. Was steckt hinter meinem Wunsch? Geht es mir darum, mich wieder wohler zu fühlen oder um Schmerzen, die damit verschwinden sollen? Ist es mein Beckenboden oder sind es die zu vielen Schwangerschaftskilos?
3. Welche Sportart würde mir am meisten Spaß machen, wenn ich mehr Zeit für mich hätte?

Ernährung im Blick behalten

Sport ist nicht immer die einzige Lösung, um fitter zu werden. Ich erlebe in meinen Sportkursen häufig eine große Frustration bei jungen Müttern, die gehofft hatten, ihre überschüssigen Kilos durch den Kurs loszuwerden. So viel können wir uns gar nicht bewegen, dass sich allein über diesen Hebel auf der Waage etwas tut! Hier spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Mein Ratschlag ist deshalb immer, den Body-Mass-Index (BMI) checken zu lassen und sich gegebenenfalls über eine Ernährungsumstellung zu informieren. Auf diesem Weg wirst du automatisch auch deine Fitness verbessern. Ganz wichtig: Wir brauchen keine Modelmaße, sondern ein gesundes Normalgewicht. Und damit ist nicht das Wunschgewicht gemeint.

Unter Umständen steckt hinter deinem Wunsch nach Fitness auch eine Beckenbodenproblematik. Diese solltest du immer ernst nehmen. Schmerzen, Unlust oder Unwohlsein beim Sex, Inkontinenz oder Druckgefühl am Beckenboden sind keine Seltenheit und können sehr belastend für dich und deine Beziehung werden. Wenn du deinen Beckenboden stärken möchtest, ist es wichtig, dass beim Sport kein übermäßiger Druck im Bauchraum entsteht. Sportliches Trampolinspringen solltest du ebenfalls vermeiden.

Fitness-Übungen für den Alltag

Ich habe dir ein paar Anregungen zusammengestellt, mit denen du mitten im Kleinkindtrubel etwas für deine Fitness tun kannst:

1. Kinderwagen-Training

Greife den Kinderwagen seitlich vom Griff und lenke ihn über den Druck der Hände.

2. Jede Treppe ein Workout

Gehe zwei Stufen hoch und direkt wieder runter, spiele dabei mit dem Tempo. Wechsle nach einer Minute das Bein, mit dem du den ersten Schritt machst.

3. Zwischendurch ein paar Squats

Kniebeugen sind eine super Basisübung für ein stabiles Becken und kraftvolle Beine. Wechsle nach zehn Wiederholungen zehnmal in den Ballenstand (Zehenspitzenstand).

4. Brücke üben auf dem Spielteppich

Das Bridging in der Rückenlage tut dem Beckenboden gut und hilft bei Schmerzen in der Wirbelsäule. Rolle das Schambein Richtung Bauchnabel und hebe mit dem Ausatmen das Becken hoch, bis dein Gewicht auf den Schulterblättern ruht. Atme oben tief ein und rolle Wirbel für Wirbel zurück.

Mein wertvollster Tipp für dich ist: Gehe ohne Handy und Fitnessuhr walken. Sei nur bei dir. Nimm immer die gleiche Route. Das hilft, um Routinen zu etablieren.

Maren Seitzinger ist Physiotherapeutin mit Schwerpunkt Frauengesundheit und hat ein Pilates-Studio in der Nähe von Köln. Sie lebt mit ihrem Mann Christian, ihren zwei Söhnen Leo und Mats sowie der Hündin Nala in Pulheim.

11 bis 15 – Bewegungsmuffel ade!

Elternfrage: „Ich beobachte, dass sich unsere Kinder (11 und 14) im Alltag zwischen Schule, Hausaufgaben und Smartphone kaum bewegen. Wie kann ich sie zu mehr sportlicher Aktivität motivieren?“

Bewegung ist der Motor des Lebens. Wortwörtlich! Bereits im Mutterleib sind Babys aus eigenem Antrieb aktiv, bei der Geburt sowieso und danach gibt es kein Halten mehr. Bewegung ist also ohne jeden Zweifel ein Grundbedürfnis von Kindern. Bei Jugendlichen dient Sport vor allem als Ausgleich sowie zum Abbau von Stress und Aggressionen, die es in der Pubertät oft reichlich gibt. Darüber hinaus fördert viel körperliche Aktivität ein positives Selbstwertgefühl und hilft beim Kennenlernen, Akzeptieren und Lieben des eigenen Körpers.

Bewegte Hausaufgaben

Sie können mehr Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder bringen, indem Sie die Zeit mit den Hausaufgaben kreativ gestalten – das birgt auf vielen Ebenen Vorteile für Ihre Teenager. Schulaufgaben müssen nicht im Sitzen erledigt werden. Vielleicht haben Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem das Kind gut im Stehen arbeiten kann? Auch das Auswendiglernen von Gedichten, Vokabeln oder sonstigen Texten kann man im Stehen, auf dem Bauch liegend oder laufend machen. Die Bewegung erhöht die Gedächtnisleistung und hilft dabei, dass sich Gelesenes besser gemerkt wird. Auf diese Weise werden verschiedene Sinne einbezogen, es bilden sich außerdem mehrere Verknüpfungen, die dem Kind ermöglichen, Inhalte besser und schneller zu verarbeiten.

Schwung reinbringen

Eine andere Möglichkeit, um körperliche Aktivitäten mit den Hausaufgaben zu kombinieren, sind Bewegungskarten oder -würfel. Dabei zieht das Kind zum Beispiel nach jeder gelösten Matheaufgabe eine Karte, würfelt oder macht einen eigenen Vorschlag für eine Bewegung wie Hüpfen, Kniebeugen oder Hampelmänner. Hierbei können Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe für die Entscheidung benutzen, wie oft oder wie lange eine körperliche Aktivität ausgeführt werden soll. Außerdem helfen Sie Ihrem Kind, wenn Sie so oft wie möglich Materialien zu den Hausaufgaben dazunehmen. Lassen Sie Ihr Kind zum Beispiel unterschiedliche Materialien aus der Wohnung holen, um anhand dieser eine Rechenaufgabe zu lösen oder Vokabeln zu lernen.

Inliner statt Auto

Mir ist bewusst, dass diese Art, Hausaufgaben zu machen, aufwendig ist und sich bestimmt nicht jeden Tag umsetzen lässt. Sie können sich solche Ideen aber zum Beispiel für das Wochenende aufheben und für besonders regnerische Wochen oder wenn das Kind „krank“ zu Hause ist. Hier gilt: Machen Sie es für sich passend!
Es gibt im Alltag außerdem ausreichend andere Gelegenheiten, die Kinder in Bewegung zu bringen: Einkäufe lassen sich mit dem Rad oder den Inlinern tätigen. Der Weg zur Schule beziehungsweise zur Haltestelle kann zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Das Einführen von bewegten Ritualen kann ein weiterer Weg sein, Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder zu integrieren. Auch wenn es ein wenig Überzeugungsarbeit braucht, es lohnt sich!

Anika Schunke ist Mutter, Erzieherin, Übungsleiterin für Kinderturnen sowie Referentin für den Badischen Turnerbund und die Kinderturnstiftung.

Mehr Bewegung wagen!

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, werden sie oft träger und bewegen sich weniger. Eine Expertin gibt Tipps, wie Sie mehr Bewegung in den Alltag integrieren können.

Bewegung ist der Motor des Lebens. Wortwörtlich! Bereits im Mutterleib sind Babys aus eigenem Antrieb aktiv, bei der Geburt sowieso und danach gibt es kein Halten mehr. Bewegung ist also ohne jeden Zweifel ein Grundbedürfnis von Kindern. Bei Jugendlichen dient Sport vor allem als Ausgleich sowie zum Abbau von Stress und Aggressionen. Die gibt es in der Pubertät oft reichlich. Darüber hinaus fördert viel körperliche Aktivität ein positives Selbstwertgefühl und hilft beim Kennenlernen, Akzeptieren und Lieben des eigenen Körpers.

Bewegung bei den Hausaufgaben

Sie können mehr Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder bringen, indem Sie die Zeit mit den Hausaufgaben kreativ gestalten. Das birgt auf vielen Ebenen Vorteile für Ihre Teenager. Schulaufgaben müssen nicht im Sitzen erledigt werden. Vielleicht haben Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem das Kind gut im Stehen arbeiten kann? Auch das Auswendiglernen von Gedichten, Vokabeln oder sonstigen Texten kann man im Stehen, auf dem Bauch liegend oder laufend machen. Die Bewegung erhöht die Gedächtnisleistung und hilft dabei, dass sich Gelesenes besser gemerkt wird. Auf diese Weise werden verschiedene Sinne einbezogen, es bilden sich außerdem mehrere Verknüpfungen, die dem Kind ermöglichen, Inhalte besser und schneller zu verarbeiten.

Schwung reinbringen

Eine andere Möglichkeit, um körperliche Aktivitäten mit den Hausaufgaben zu kombinieren, sind Bewegungskarten oder -würfel. Dabei zieht das Kind zum Beispiel nach jeder gelösten Matheaufgabe eine Karte, würfelt oder macht einen eigenen Vorschlag für eine Bewegung wie Hüpfen, Kniebeugen oder Hampelmänner. Hierbei können Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe für die Entscheidung benutzen, wie oft oder wie lange eine körperliche Aktivität ausgeführt werden soll. Außerdem helfen Sie Ihrem Kind, wenn Sie so oft wie möglich Materialien zu den Hausaufgaben dazunehmen. Lassen Sie Ihr Kind zum Beispiel unterschiedliche Materialien aus der Wohnung holen, um anhand dieser eine Rechenaufgabe zu lösen oder Vokabeln zu lernen.

Inliner statt Auto

Mir ist bewusst, dass diese Art, Hausaufgaben zu machen, aufwendig ist und sich bestimmt nicht jeden Tag umsetzen lässt. Sie können sich solche Ideen aber zum Beispiel für das Wochenende aufheben und für besonders regnerische Wochen oder wenn das Kind „krank“ zu Hause ist. Hier gilt: Machen Sie es für sich passend!
Es gibt im Alltag außerdem ausreichend andere Gelegenheiten, die Kinder in Bewegung zu bringen. Einkäufe lassen sich mit dem Rad oder den Inlinern tätigen. Der Weg zur Schule beziehungsweise zur Haltestelle kann zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Das Einführen von bewegten Ritualen kann ein weiterer Weg sein, Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder zu integrieren. Auch wenn es ein wenig Überzeugungsarbeit braucht, es lohnt sich!

Anika Schunke ist Mutter, Erzieherin, Übungsleiterin für Kinderturnen sowie Referentin für den Badischen Turnerbund und die Kinderturnstiftung.

Body Positivity: Mit diesen 4 Hacks lernt Ihr Kind seinen Körper lieben

„Mama, ich bin zu dick“ – oft kommen solche Sätze schon im frühen Teenie-Alter. Therapeutin Melanie Schüer erklärt, wie Eltern gegensteuern können.

Auch Kinder werden von Schönheitsidealen beeinflusst und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper fängt oft früher an, als Eltern lieb ist. Fünf Dinge können Sie tun, um Ihr Kind bei einer positiven Einstellung zum eigenen Körper zu unterstützen:

1. Seien Sie ein Vorbild bei der Selbstannahme

Kinder lernen viel durch Nachahmung. Sie beobachten intensiver, als man oft meint. Deshalb: Achten Sie ab dem Kleinkindalter darauf, wie Sie mit Ihrem Körper umgehen und wie Sie über ihn sprechen. Jammern Sie nicht über Ihre Figur, sondern drücken eher mal Positives aus: „Den Pulli finde ich toll, der steht mir!“

Extremdiäten sind nicht nur für Sie ungesund, sondern auch für Ihre Kinder ist es schädlich, wenn sie sehen, dass ein Elternteil sich beim Essen extrem einschränkt. So können sie nicht lernen, Genuss und Gesundheit miteinander in Einklang zu bringen. Erklären Sie stattdessen, warum der Körper zum Beispiel Vitamine braucht, dass zu viel Zucker ihn krank machen kann etc.

2. Steigern Sie Spaß an Bewegung

Bewegung und Sport sind sehr förderlich für Body Positivity. Dabei sollte es nicht primär um das Erreichen eines Schönheitsideals oder sportliche Bestleistungen gehen, sondern um die Freude an der Bewegung, die gesundheitlichen Vorzüge von regelmäßigem Sport und das gute Gefühl, das sich durch die Ausschüttung von Glückshormonen entsteht. Deshalb versuchen Sie, regelmäßig spaßige Bewegung einzubauen – zum Beispiel Trampolin springen, Seilspringen, Federball im Garten oder Park, Fangen spielen, Spazierengehen und dabei Steine, Kastanien, Stöcke oder ähnliches sammeln … Seien Sie geduldig, wenn Ihr Kind mehrere Sportarten ausprobiert. Viele Kinder brauchen eine Weile, bis sie das Richtige gefunden haben.

Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sport gesund ist (zum Beispiel für das Herz-Kreislauf-System, den Rücken, die Konzentration, aber auch die Stimmung und das Wohlbefinden) und es sich selbst damit etwas Gutes tut. Machen Sie aber auch klar, dass es nicht darum geht, abzunehmen oder der/die Beste zu sein.

3. Seien Sie offen für Vielfalt

Wenn Ihr Kind fragt, warum jemand anders aussieht als andere, dann erklären Sie das respektvoll und machen Sie deutlich: Es ist nicht schlimm, anders zu sein. Jeder ist einzigartig, wir sind alle verschieden. Das ist okay und gut so. Lesen Sie mit Ihrem Kind Bücher, die Toleranz und Mut zum Anderssein stärken, beispielsweise „Das kleine Ich bin Ich“ von Mira Lobe oder „Irgendwie anders“ von Kathryn Cave.

4. Unterstützen Sie das Selbstwertgefühl Ihres Kindes

Wenn Ihr Kind sich insgesamt wertvoll fühlt, dann kann es auch besser seinen eigenen Körper lieben. Überschütten Sie es nicht mit Lob – aber ermutigen Sie es immer wieder. Sagen Sie Ihrem Kind ruhig regelmäßig, was Sie an ihm besonders hübsch finden oder was es gut kann – auch körperlich. Vielleicht kann es beispielsweise gut klettern, tanzen, schnell rennen, etwas Schweres tragen oder ähnliches. Oder, wenn es krank war, betonen Sie: „Nun bist du schon wieder gesund, da hat dein Körper echt gut gearbeitet, um wieder fit zu werden!“

Betonen Sie eher seine Anstrengung als die Ergebnisse. Freuen Sie sich mit ihm oder zeigen Sie einfach Interesse, indem Sie Fragen stellen zu dem, was Ihr Kind interessiert. Sagen Sie auch immer mal wieder, wie lieb Sie Ihr Kind haben und wie wichtig es Ihnen ist. Dass es richtig ist, ganz besonders ist – genau so, wie es ist. Zwei tolle Bücher dazu: „Du bist einmalig!“ von Max Lucado und „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?“ von Sam MacBratney.

Melanie Schüer ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Autorin (neuewege.me).

Lerncoach: Auch Menschen 50+ können Neues lernen, wenn die Voraussetzungen stimmen

Auch Senioren können noch Sprachen, Instrumente oder einen neuen Sport lernen. Coach Annette Penno erklärt, welche fünf Tricks dabei helfen.

„Wirst du es nicht bereuen? Wenn du jetzt aufhörst, wird das später viel schwerer. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr …“ Ich war in der Grundschule und hatte meinem Vater gerade erklärt, dass ich keinen Bock mehr auf den blöden Klavierunterricht hatte, den ich bekam. Wobei mich genau genommen meine Lehrerin langweilte – und nicht das Instrument. Und jetzt hingen die Worte meines Vaters wie eine dunkle Wolke in der Luft. Denn seine Warnung war zugegeben eine schlimme Vorstellung für mich: Ein Leben als Erwachsene in ewigem Bedauern darüber, dass ich eine Chance meines Lebens für immer verspielt hatte! Sollte das Sprichwort wahr werden? Lieber nicht. Also hielt ich noch ein weiteres Jahr durch und lernte viel. Nur leider eins nicht: Klavier spielen.

Lernen ist auch im Alter möglich

Damit Lernen leicht und mit Freude funktioniert, ist immer ein günstiges Umfeld notwendig. Und der Eindruck, dass etwas Neues zu lernen dem Gehirn umso schwerer fällt, je älter man ist, lässt sich ja nicht einfach so von der Hand weisen: Die Vokabeln fürs Urlaubsland wollen einfach nicht so gut hängen bleiben, wie man sich das denkt. Die jungen Wilden sind beim Bouldern oder Reiten so schnell so viel besser als man selbst. Und das Pauken für die Prüfung der Weiterbildung dauert gefühlt dreimal so lang wie zu Schulzeiten. All das erlebt man oft, wenn man sich an ein neues Lern-Unterfangen heranwagt. Außerdem es ist unangenehm, wenn einen das Gefühl beschleicht, dass man das nicht (mehr) hinkriegt! Lernt unser Gehirn im Erwachsenenalter also schlechter als in jungen Jahren? Lohnt sich der Aufwand überhaupt – auch gemessen am Frust, den man verdauen muss?

Die Erkenntnisse der Hirnforschung zur Lernfähigkeit des Gehirns machen Mut: Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ist es tatsächlich so, dass zeitlebens neue Nervenzellen im Gehirn gebildet werden. Die Fähigkeit zur Veränderung unserer Gehirnstrukturen hört nicht auf, nur weil wir erwachsen sind. Ein gesundes Gehirn, das älter wird, ist also nicht wie ein statisches Gebäude, an dem unweigerlich der Zahn der Zeit nagt und das nach und nach verfällt. Es ist ein sehr flexibles, phänomenales Etwas, das durch unser Denken permanent bewegt und in seinen Netzwerken aus Nervenzellen umgebaut werden kann. Wir können mit unserem Geist bis zum Lebensende Neues lernen. Und da wir ohnehin nur zehn Prozent unserer verfügbaren Gehirnmasse benutzen, ist die intelligente Reserve zwischen unseren Ohren schier endlos.

Das Gehirn braucht Training

Dass unsere Lebenserfahrung uns dennoch so oft ein anderes Bild malt, liegt meiner Erfahrung und Beobachtung nach vor allem an zwei Dingen: Zum einen ist Lernen ein enorm komplexer und damit auch sehr störanfälliger Prozess. Es gibt einige Faktoren, die den Erfolg sehr beeinträchtigen oder hinausschieben können. Und zum anderen ist es mit unserem Gehirn wie mit einem Muskel. Wer seinen Geist gut im Training hat – indem er zum Beispiel liest, nachdenkt, für Perspektivwechsel, Haltungsänderungen und Neues offen ist –, kommt auch besser voran.

Wenn wir uns also bestimmte Störfaktoren bewusst machen und sie ausschalten, ist schon viel gewonnen. Und wenn wir uns dann noch entscheiden, lebenslang Lernende zu sein und mit einer Wachstumshaltung durch den Alltag zu gehen, wird sich der stetige Lernfortschritt kaum aufhalten lassen.

Lassen Sie sich nicht ablenken!

Geringe Konzentration: Um voll bei der Sache sein zu können, brauchen wir einen freien Kopf. Das ist im Arbeitsleben oft viel schwieriger als zu Schulzeiten, weil unsere Verantwortungsbereiche größer geworden sind. Kreisende Gedanken an den Anruf bei der Schwiegermutter oder den Knatsch mit dem Chef müssen erst einmal gestoppt werden, damit sie uns nicht ablenken. Dafür alles, was sich in drei Minuten erledigen lässt, am besten vor der Lern- oder Trainingsphase erledigen. Das, was man nicht vergessen will, auf einen Zettel notieren und ihn bis zur Bearbeitung bewusst an einen anderen Ort legen. Alle äußeren Reize, die ablenken, so gut es geht aussperren oder eliminieren.

Für einen guten Fokus ist außerdem ein gut gefüllter Energietank wichtig: Wenn das letzte Drittel anbricht, fällt die Konzentration naturgemäß schwer. Daher am besten einen Zeitpunkt zum Lernen wählen, an dem man nicht bereits hundemüde oder noch in Hektik ist. Bei Kopfarbeit für Wasser, Nüsse oder Traubenzucker und frische Luft sorgen, gern ein paar Kniebeugen machen oder zum aktuellen Lieblingssong durchs Zimmer tanzen – so kann ein gut versorgtes und angeregtes Gehirn 20 Prozent mehr (!) leisten als bei Unterversorgung.

Finden Sie heraus, was Sie motiviert!

Schwache Motivation: Wenn wir uns das schöne Ziel unseres Lern-Vorhabens vor Augen malen, einen guten Zeitpunkt dafür gewählt haben und die Menge der Aufgabe nicht überfordert, haben wir eine gute Grundmotivation, um loszulegen. Dennoch kann es sein, dass es sich sehr mühsam anfühlt. Da jeder Mensch durch unterschiedliche Dinge motiviert wird, kann es helfen, sich zu überlegen, welche Umstände (auch in anderen Momenten) motivierend wirken und die Stimmung heben. Das kann alles sein, vom Lieblingspulli über einen reizarmen Lernplatz oder schönes Arbeitsmaterial bis zum Witz des Tages, den man sich vorliest. Was auch immer für gute Laune sorgt und einen in den „Ich-bin-großartig-und-kann-das-schaffen“-Modus versetzt, sollte genutzt werden!

Und: Oft wird unterschätzt, wie schwierig das Lernen allein ist. Das jüngste Distanzlernen allein vorm Bildschirm hat nicht ohne Grund eine noch größere Leistungsschere unter Schülerinnen und Schülern hervorgebracht. Egal, wie alt wir sind: Wir sind nicht dafür gemacht, alles allein zu schaffen. Hat man einen Lernpartner oder ein kleines Team, geht es oft leichter, weil man sich gegenseitig anspornen, ausfragen und auch mal bei Bedarf den Lernfrust bei den anderen abladen kann …

Greifen Sie auf Bilder und Eselsbrücken zurück!

Falsche Lernstrategien: Wer sich die Vokabeln schon früher nicht mit Karteikarten oder stumpfem Abschreiben ins Gedächtnis hämmern konnte, dem wird das auch als Erwachsenem nicht plötzlich gelingen. Ist auch kein Wunder: Soll kognitiver Lernstoff ins Hirn, braucht gehirnfreundliches Lernen eigene assoziative Bilder und Emotionen. Die sind quasi das Lieblingsessen für unsere grauen Zellen und gehen gut rein. Sketchnotes, Mnemostrategien oder auch die gute alte Eselsbrücke wären entsprechende Techniken, die man sich aneignen kann und die so „merkwürdig“ sind, dass sie besser im Kopf bleiben.

Seien Sie nett zu sich!

Geschwächte Beziehung: Ausreichend Studien belegen, dass der Lernerfolg zu mindestens 60 Prozent von der Beziehung zur Lehrkraft oder Trainingsperson abhängt. Lernen ist Beziehungsarbeit. Lernt man allein, ist die Art und Weise, wie man mit sich selbst dabei umgeht, umso wichtiger: Wie rede ich eigentlich gedanklich mit mir, wenn mir etwas nicht gleich gelingt? Wie reagiere ich bei Fehlern oder eigenen Schwächen? Das ist ein Hinweis darauf, wo noch ungenutztes Erfolgspotenzial liegt. Denn wir alle brauchen Lob, Nachsicht und Ermutigung – und sabotierende Sätze im gedanklichen Selbstgespräch wie „Mist, schon wieder falsch“, „Bin ich eigentlich blöd?“ oder „Boah, ich kann das echt nicht“ sind hinderlich für Leistung und Laune. Gehen wir also liebevoll mit uns um, damit wir unseren Erfolg nicht selbst ausbremsen.

Besuchen Sie einen Lerncoach!

Innere Blockaden: Wenn uns Missgeschicke oder Fehler im Lernprozess an Negativerfahrungen in unserer eigenen Lernbiografie erinnern, kann es sein, dass wir uns innerlich festfahren und Lernen zum emotionalen Drahtseilakt mit Absturz wird: Plötzlich holt ein bestimmter Gedanke, Satz oder ein ähnliches Setting wie zu Schulzeiten unsere längst vergessenen oder weggesperrten Gefühle wieder hoch. Und dann geht nix mehr. Unser Inneres blockiert und geht in den Widerstand. Erlebte Mini-Traumata wie Beschämung vor oder von anderen, zu viel Druck, verletztes Selbstvertrauen oder missglückte Prüfungserfahrungen legen uns wortwörtlich lahm. Denn die Stresshormone, die unser Körper dann ausschüttet, wirken wie eine Bremse aufs Denken. Und das ist keine Einbildung, sondern eine biochemische Tatsache. Nur ein entspanntes Gehirn lernt gut! Da von allein wieder herauszukommen, ist meist sehr schwierig. Spätestens dann lohnt sich der Gang zum Lerncoach, um diese Blockaden aufzulösen und Hilfen zum Überwinden an die Hand zu bekommen.

Gewiefte Greise

Auch wenn es von der zweiten Lebenshälfte bis zum Greisenalter noch etwas dauern mag: Aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaft lässt sich demnach ein ganz anderes Zukunftsszenario entwerfen als das übliche Bild, das die Medien oft in Sachen Alter präsentieren. Ein betagter Hans Dampf statt Demenz, eine gewiefte Alte voller Scharfsinn statt Altersstarrsinn – wäre das nicht toll? Und die Chance auf diese Option ist oft nur eine Entscheidung weit entfernt: Unser Gehirn trainiert zu halten, uns nicht gedanklich festzufahren und immer bereit zu sein, etwas Neues zu lernen und das auch in Angriff zu nehmen. Hilfe gibt es bei Bedarf. Wenn damit unser demografischer Wandel viele Alte mit vielfältigen Fähigkeiten und beeindruckender Weisheit hervorbringen kann, ist das eine faszinierende Vorstellung, an deren Umsetzung ich gern mitwirken will. Deshalb tue ich tatsächlich gerade etwas, das ich schon lange vorhatte: Ich suche ein E-Piano …

Annette Penno praktiziert als Master-LernCoach offline und online in Lübeck: annettepenno.de

Kinder brauchen Bewegung

Bewegung ist für Kinder und Jugendliche enorm wichtig: Sie hält körperlich fit, stärkt das Selbstvertrauen, gleicht Stress aus und macht Spaß. Drei Fragen an Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):

Warum ist Bewegung so wichtig?

Regelmäßige Bewegung, sei es die körperliche Aktivität im Alltag oder beim Sport, fördert eine gesunde Entwicklung. Das gilt für den physischen, psychischen und auch den sozialen Bereich: Bewegung macht Spaß und hält fit, verbraucht Energie und beeinflusst das Gewicht positiv. Darüber hinaus gleicht Bewegung Stress aus. Beim Gemeinschaftssport lernen Kinder und Jugendliche, sich in eine Gruppe einzufinden, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen und mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Darüber hinaus wird schon frühzeitig der Grundstein für ein bewegtes Leben gelegt. Denn Kinder und Jugendliche, die sich viel bewegen, sind auch als Erwachsene häufiger aktiv.

Wie viel Bewegung sollte es mindestens sein?

Je nach Alter gibt es unterschiedliche Empfehlungen: Säuglinge und Kleinkinder bis drei Jahre sollten sich so viel wie möglich bewegen. Eltern sollten dem Bewegungsdrang ihres Kindes freien Lauf lassen. Für Kindergartenkinder lautet die Empfehlung drei Stunden und mehr am Tag und für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren sind es 1,5 Stunden. Davon kann eine Stunde eine einfache Bewegung im Alltag sein, wie das Gehen. Die Devise lautet: Hauptsache, täglich bewegen! An zwei bis drei Tagen darf es noch etwas anstrengender werden, wie beim Fußballspielen, Radfahren oder Schwimmen.

Welche Rolle spielt die Familie dabei?

Kinder lernen vor allem am Vorbild: Wenn sich Eltern viel bewegen und körperlich aktiv sind, wird dies auch für ihren Nachwuchs selbstverständlich. So kann der Weg zur Schule, in die Kita oder zum Einkaufen oft auch zu Fuß oder mit dem Rad erledigt werden.  Auch Rituale wie ein gemeinsamer Nachmittag zum Toben sind sinnvoll. Eltern können ihr Kind dabei unterstützen, verschiedene Sportarten auszuprobieren, um die passende Sportart zu finden. Dabei kommt es auf den Spaß und nicht die Höchstleistung an. Sportvereine und für die Älteren auch Fitnessstudios bieten ein vielfältiges Angebot – einfach ausprobieren.

 

Wie lange man höchstens sitzen sollte:

Immer mehr Kinder und Jugendliche sitzen viel, oft auch in der Freizeit, und bewegen sich wenig. Zu langes Sitzen ist jedoch ungesund: Es belastet den Bewegungs- und Halteapparat, begünstigt die Entstehung von Übergewicht und erhöht das Risiko für Spätfolgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Mellitus Typ 2, Depressionen oder Burnout. Wenn möglich, sollten Eltern daher lange Sitzzeiten ihres Kindes alle 20 Minuten mit einer kleinen Bewegungsaktivität unterbrechen. Hilfreich ist, wenn sie selbst als Vorbild sitzende Tätigkeiten, wie telefonieren oder Kartoffeln schälen, auch mal im Stehen erledigen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, dass Eltern darauf achten, dass ihre Kinder nicht zu lange vor PC, Tablet und Co sitzen: Für Drei- bis Sechsjährige sollten es pro Tag idealerweise maximal 30 Minuten sein, für Sechs- bis Elfjährige höchstens eine Stunde und ab 12 Jahren nicht mehr als zwei Stunden täglich.

 

Tipps für mehr Bewegung:

Die BZgA hat speziell für die Zeit der Pandemie ein Mitmach-Programm für Kinder ab dem vierten Lebensjahr entwickelt, das auch zu Hause nachgeturnt werden kann. Die Videoreihe umfasst insgesamt 15 Folgen. Diese dauern jeweils zwischen 14 und 18 Minuten, der Ablauf ist immer gleich: Begrüßungsritual mit Klatschrhythmus, Warm-Up, Jonglierstunde, Spielekiste und „Kinder stark machen mit Antje“, wo es um verschiedene Spiele wie Wortsalat oder Begriffe raten geht:

www.kinderstarkmachen.de/suchtvorbeugung/eltern/zuhause-in-bewegung-bleiben/

 

Weitere Tipps:
  • Fangen, Federball, Frisbee, Seilspringen, Klettern, im Kinderzimmer Höhlen bauen oder im Wohnzimmer eine kleine Tanzparty veranstalten – es braucht nicht viel, um in Bewegung zu kommen.
  • Planen Sie gemeinsame Aktivitäten: Gehen Sie schwimmen, in den Park, auf den Spielplatz oder in die Kletterhalle. Verabreden Sie sich mit anderen Familien zum Ballspielen, zum Spazierengehen oder zu einer Fahrradtour. Oder wie wäre es mit Bouldern und Hula-Hoop?
  • Schlechtes Wetter gibt es nicht – draußen sind Sport und Spiele am schönsten. Es braucht nur die richtige Kleidung.
  • Begleiten Sie Ihr Kind zum Sport, zeigen Sie Interesse und Loben Sie Erfolge. Loben ist gut, aber zeigen Sie Ihrem Kind auch, dass es nicht schlimm ist, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Neue Versuche und üben gehören dazu! Auch größere Kinder und Jugendliche freuen sich über Anerkennung und Unterstützung.
  • Eine Fitness- oder Bewegungsapp kann motivieren. Sie soll den Spaß an der Bewegung fördern und nicht den Wettbewerb. Am besten wählen Sie die App zusammen mit Ihrem Kind aus.

 

 

„Mein Kind ist eine Couch-Potato“: Diese Worte motivieren Teenies zum Sport

Joggen statt Netflix: Wenn Jugendliche nur auf der Couch liegen, helfen diese Tricks.

„Meine Tochter (16) hängt nur zu Hause auf dem Sofa rum. Dabei würde ihr ein bisschen Bewegung guttun, ist sie doch etwas übergewichtig. Wir befürchten, dass sich das irgendwann negativ auf ihre Gesundheit, aber auch auf ihr Körpergefühl auswirken wird. Wie können wir sie dazu bringen, Sport zu machen?“

Als Teenager lag ich viel lieber herum und las Bücher, als mich zu bewegen. Mit 25 Jahren fing ich doch noch mit dem Sport an und liebe ihn bis heute. Wenn ein Teenager sich nicht zu sportlicher Bewegung aufrafft, kann das viele Gründe haben: Der Schulsport wird als unattraktiv wahrgenommen, und die Sport-Asse in der Klasse sind ohnehin unerreichbar.

Medizinische Gründe möglich

Oft hat der junge Mensch schlichtweg keine Ahnung, was in ihm steckt, findet die Anstrengung einfach nur unangenehm oder weiß zu wenig über die positiven Auswirkungen. Vielleicht haben Misserfolge ihn entmutigt. In dieser Lebensphase kann das Verhältnis zum eigenen Körper noch recht fremd sein. Die Trägheit kann auch medizinische Gründe haben: Eisenmangel macht müde, Vitamin-D-Mangel macht schlapp, niedriger Blutdruck ebenso. Wobei Letzterem mit Sport sehr gut beizukommen ist.

Keine kritischen Bemerkungen

Mit humorvollem Wettbewerbscharakter („Wetten, ich schaffe nicht so viele Klimmzüge wie du?“) und einer positiven Herangehensweise („Ich will walken/schwimmen/ joggen gehen … Kommst du mit?“) können Sie den Hebel im Kopf Ihrer Tochter umlegen. Seien Sie klug genug, nicht auch nur ansatzweise eine kritische Bemerkung zur Figur Ihrer Tochter zu machen!

Selbstwert-Muskeln

Vielleicht braucht sie einen geschützten Raum, um sich auszuprobieren. Wenn sie eine Tanz-DVD und YouTube-Videos zu Hause mitmacht, wachsen auch die Mut- und Selbstwert-Muskeln. Wenn Mama und/oder Papa mitfetzen, ist der Spaß garantiert. Belohnungen helfen, dranzubleiben: „Wow, du bist eine Woche lang jeden Tag ins Schwitzen gekommen. Was hältst du davon, wenn wir Sportkleidung shoppen gehen, in der du dich superwohl fühlst?“ So könnte sich Ihre Tochter auch selbst motivieren: „Wenn ich diese Einheit durchgezogen habe, schaue ich die nächste Folge meiner Lieblingsserie, vorher nicht.“

Typsache

Bestimmt schlummern in ihr noch die Vorlieben aus der Kindheit. Wenn der Mannschaftssport nicht ihr Ding ist, blüht sie vielleicht beim Partnersport wie Selbstverteidigung, Federball, Tischtennis oder Kickboxen auf. Bevorzugt sie lieber Klettern, Aerobic oder Zumba in der Gruppe? Wenn sie der Individualsport-Typ ist, wird sie Bewegungsarten wie Radfahren, Laufen, Skaten, Schwimmen oder Rope Skipping (besser bekannt als Seilspringen) lieben.

Einfach machen

Egal, wofür sie sich entscheidet: Hauptsache sie bewegt sich, probiert sich aus und hat auf Dauer Freude daran. Diesen Dompteurtrick gegen das Argumentieren des inneren Schweinehunds sollte sie draufhaben: Die Argumente eiskalt ignorieren, nichts denken und sofort mit der Bewegung durchstarten. (Warum nicht einen echten Hund ausführen und dabei joggen?) Dann macht sie die geniale Erfahrung, dass der Anfang die Hälfte des Ganzen ist.

Christine Gehrig lebt mit ihrem Mann Andy in Bamberg. Sie hat vier erwachsene Kinder und arbeitet als Übungsleiterin für verschiedene Fitnesskurse und als Lebe-leichter-Coach.

Das können Eltern tun, wenn das Kind im Sportunterricht als Letztes gewählt wird

Wenn Kinder als Letztes in die Mannschaft gewählt werden, nagt das am Selbstbewusstsein. Erziehungswissenschaftlerin Daniela Albert rät Eltern, zu reagieren.

„Meine Tochter (9) erzählt, dass ihre Mitschüler sie beim Sportunterricht ungern oder als Letzte in ihre Mannschaft wählen. Mir ging es früher ähnlich. Ich finde es schade, dass es solche Mannschaftswahlen heute immer noch gibt. Wie kann ich ihr helfen? Ist es ratsam, sich einzuschalten?“

Im Sportunterricht sollte der Fokus darauf liegen, dass Kinder Spaß an Bewegung bekommen und im Rahmen von Mannschaftssportarten Fairness und Miteinander lernen. Das, was Ihre Tochter erleben muss, trägt weder zum einen noch zum anderen bei. Daher kann ich Ihren Unmut gut verstehen.

Konkrete Vorschläge

Ich finde es sinnvoll, dass Sie sich zugunsten Ihrer Tochter einschalten. Ich habe in solchen Fällen die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, nicht beim Aufzeigen eines Problems stehenzubleiben, sondern mit konkreten Vorschlägen an die Lehrkräfte heranzutreten. Sie könnten anregen, dass ein anderes Verfahren der Mannschaftswahl angewendet oder der generelle Umgang mit Stärken und Schwächen innerhalb der Klassengemeinschaft thematisiert wird, beispielsweise im Klassenrat. Diese Fragen sollten in der Klasse zunächst weg von den persönlichen Erfahrungen ihrer Tochter diskutiert werden. Die Klassenleitung könnte beispielsweise eine thematisch passende Geschichte vorlesen und mit den Schülern besprechen. An dieser Stelle kann Ihre Tochter dann selbst entscheiden, ob sie darüber sprechen möchte oder nicht.

Gefühle nicht übertragen

Sprechen Sie auch mit Ihrer Tochter darüber, wieso sie diese Einwahlsituation stört, was sie dabei fühlt und was sie sich wünschen würde. Nehmen Sie ihre Gefühle wahr, aber interpretieren Sie nicht mehr in die Situation hinein, als Ihre Tochter Ihnen berichtet. Aus Ihrer Frage lese ich heraus, dass diese Situation auch alte Gefühle in Ihnen auslöst. Unterscheiden Sie zwischen Ihren Gefühlen und denen Ihrer Tochter und sprechen Sie gegebenenfalls auch über Ihren eigenen Schmerz – mit Ihrem Partner, Freunden oder Menschen, bei denen Sie sich gut aufgehoben fühlen. Das Reden über eigene negative Kindheitserlebnisse hilft, beim Begleiten der Kinder im Modus des Erwachsenen zu bleiben und sachlich und besonnen Unterstützung zu leisten.

Spaß an Bewegung

An Tagen, an denen Ihre Tochter enttäuscht über die Erfahrungen in der Schule ist, können Sie ihr dabei helfen, sich ihre eigenen Stärken wieder bewusst zu machen. Planen Sie an solchen Tagen Aktivitäten ein, bei denen Ihr Kind mit Sicherheit Erfolgserlebnisse haben wird: kreative Beschäftigung, Spiele oder Bewegungsangebote. Gerade nach Letzterem sollten Sie sogar aktiv suchen: Freude an Bewegung ist für unsere Kinder wichtig – nicht nur aus gesundheitlicher Perspektive.

Wenn der Sportunterricht in der Schule droht, das Gegenteil auszulösen, sollten Sie gegensteuern. Das muss nicht mal ein „klassischer“ Vereinssport sein. Vielleicht liebt Ihr Kind es, mit Ihnen im Wald zu spielen oder auf der Straße Springseil zu springen. Hauptsache, es verbindet Bewegung nicht nur mit Frust und Demütigung.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin, lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de.

Als letzte gewählt

„Meine Tochter (9) erzählt, dass ihre Mitschüler sie beim Sportunterricht ungern oder als Letzte in ihre Mannschaft wählen. Mir ging es früher ähnlich. Ich finde es schade, dass es solche Mannschaftswahlen heute immer noch gibt. Wie kann ich ihr helfen? Ist es ratsam, sich einzuschalten?“

Im Sportunterricht sollte der Fokus darauf liegen, dass Kinder Spaß an Bewegung bekommen und im Rahmen von Mannschaftssportarten Fairness und Miteinander lernen. Das, was Ihre Tochter erleben muss, trägt weder zum einen noch zum anderen bei. Daher kann ich Ihren Unmut gut verstehen.

Ich finde es sinnvoll, dass Sie sich zugunsten Ihrer Tochter einschalten. Ich habe in solchen Fällen die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, nicht beim Aufzeigen eines Problems stehenzubleiben, sondern mit konkreten Vorschlägen an die Lehrkräfte heranzutreten. Sie könnten anregen, dass ein anderes Verfahren der Mannschaftswahl angewendet oder der generelle Umgang mit Stärken und Schwächen innerhalb der Klassengemeinschaft thematisiert wird, beispielsweise im Klassenrat. Diese Fragen sollten in der Klasse zunächst weg von den persönlichen Erfahrungen ihrer Tochter diskutiert werden. Die Klassenleitung könnte beispielsweise eine thematisch passende Geschichte vorlesen und mit den Schülern besprechen. An dieser Stelle kann Ihre Tochter dann selbst entscheiden, ob sie darüber sprechen möchte oder nicht.

Gefühle nicht übertragen

Sprechen Sie auch mit Ihrer Tochter darüber, wieso sie diese Einwahlsituation stört, was sie dabei fühlt und was sie sich wünschen würde. Nehmen Sie ihre Gefühle wahr, aber interpretieren Sie nicht mehr in die Situation hinein, als Ihre Tochter Ihnen berichtet. Aus Ihrer Frage lese ich heraus, dass diese Situation auch alte Gefühle in Ihnen auslöst. Unterscheiden Sie zwischen Ihren Gefühlen und denen Ihrer Tochter und sprechen Sie gegebenenfalls auch über Ihren eigenen Schmerz – mit Ihrem Partner, Freunden oder Menschen, bei denen Sie sich gut aufgehoben fühlen. Das Reden über eigene negative Kindheitserlebnisse hilft, beim Begleiten der Kinder im Modus des Erwachsenen zu bleiben und sachlich und besonnen Unterstützung zu leisten.

Spaß an Bewegung

An Tagen, an denen Ihre Tochter enttäuscht über die Erfahrungen in der Schule ist, können Sie ihr dabei helfen, sich ihre eigenen Stärken wieder bewusst zu machen. Planen Sie an solchen Tagen Aktivitäten ein, bei denen Ihr Kind mit Sicherheit Erfolgserlebnisse haben wird: kreative Beschäftigung, Spiele oder Bewegungsangebote. Gerade nach Letzterem sollten Sie sogar aktiv suchen: Freude an Bewegung ist für unsere Kinder wichtig – nicht nur aus gesundheitlicher Perspektive.

Wenn der Sportunterricht in der Schule droht, das Gegenteil auszulösen, sollten Sie gegensteuern. Das muss nicht mal ein „klassischer“ Vereinssport sein. Vielleicht liebt Ihr Kind es, mit Ihnen im Wald zu spielen oder auf der Straße Springseil zu springen. Hauptsache, es verbindet Bewegung nicht nur mit Frust und Demütigung.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin, lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter www.eltern-familie.de.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Da oder nicht da?

Christian Rommert vermisst sein E-Bike.

„Aber das Paket ist laut unseren Unterlagen da!“, sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung zum dritten Mal. „Das Paket ist nicht da!“, wiederhole ich geduldig. Der Mann am Kiosk mit angeschlossenem Paketservice nickt hektisch. „Hier ist nix!“, raunt er erneut. Noch heute früh glaubte ich, mein Fahrrad wäre zurück aus der Reparatur. Endlich! Nach nur sechs Wochen Wartezeit. Pustekuchen. „Hier ist kein Paket!“ Ich sehe Büchersendungen, Plastiktüten mit Kleidersendungen. Kleine Pakete, große Pakete! Aber keines der Pakete ist groß genug, dass ein Fahrrad darin verpackt sein könnte. „Wirklich, hier ist nichts!“

ZEITNAH …

Vor sechs Wochen war mein wunderbares Fahrrad kaputtgegangen. Genau an dem Tag, an dem die Frau, die ich liebe, endlich die höheren Gänge und den Knopf für die maximale Motorunterstützung ihres E-Bikes entdeckt hatte. Es hätte so schön sein können: gemeinsame Fahrten zum Markt, Ausflüge mit dem E-Bike an der Ruhr. Stattdessen steht mein Fahrrad beim Händler in Amsterdam. Oder irgendwo verschüttet in den Kellerräumen des Kioskbesitzers. Oder beim Paketservice im Anhänger. Ich sehe mich weiter meiner Frau mit meinem kaputten Tourenrad hinterherhecheln. Dabei schien alles so einfach! Der Hersteller hatte noch gemeldet: „Dein Bike ist gut gelandet und wird zeitnah repariert.“ Doch dann herrschte tagelang Funkstille. Ich hatte immer mal wieder angerufen und gemailt, doch keine richtige Antwort erhalten.

Ich dachte, es läge vielleicht an Sprachschwierigkeiten. Mein Englisch ist okay, aber nicht verhandlungssicher. Also meldete ich mich in der Deutschlandzentrale. „Sorry, my German is not that good!“, bat der Mensch am anderen Ende der Leitung um Verständnis, und wir redeten erneut in Englisch. Ich verstand, dass mein Bike einen irreparablen Motorschaden hat und dass ich deswegen ein nigelnagelneues Bike bekäme. Das fand ich super, erinnerte aber daran, dass ich mein altes Bike mit einem schicken Sattel und einem tollen Gepäckträger ausgestattet hatte. „Kein Problem! Wird alles gemeinsam mit deinem neuen Rad verschickt!“ Ich fragte: „Wann?“ Er sagte: „Tomorrow!“ Ich übersetzte: „Morgen!“, und halte diese Übersetzung bis heute für korrekt.

ÜBERRASCHNGSPAKET

Allerdings war „tomorrow“ vor sechs Wochen. Also wieder telefonieren: „Stimmt, das Fahrrad ist hier! Wir müssen nur noch von deinem alten Fahrrad deinen Sattel und deinen Gepäckträger abbauen, dann kommt alles!“ Das war vorgestern. Deswegen war ich gestern so glücklich, als ich eine E-Mail bekam, in der stand: Dein Paket ist unterwegs. Doch nun stehe ich hier. Laut Tracking-ID ist mein Paket da. Laut Paketdienstmitarbeiter nicht.

„So kommen wir doch nicht weiter!“, versuche ich es mit einem lösungsorientierten Ansatz. „Okay, wir recherchieren das und unternehmen dann übermorgen einen nächsten Zustellversuch. Sind Sie Freitag zu Hause?“ Bin ich nicht, aber mein Sohn wird da sein. Also noch zwei Tage warten, dann kann ich endlich wieder mein geliebtes Fahrrad in den Händen halten.

Zwei Tage vergehen. Am Freitagnachmittag meldet sich endlich mein Sohn. An seiner Stimme merke ich, dass irgendetwas ihn fürchterlich amüsiert. „Was ist los?“, frage ich. „Na ja, dein Paket ist da …! Aber ich schick dir mal ein Bild!“ Sekunden später erhalte ich die WhatsApp-Nachricht. Auf dem Boden liegt Paketpapier. „Was soll das?“, schreibe ich. „Wo ist das Rad?“ Es folgt ein weiteres Bild: Auf dem Tisch liegen ein Sattel und ein Gepäckträger. Darunter steht: „Papa, es tut mir leid, aber das ist alles!“

Christian Rommert ist Autor, Redner und Berater und Fan des VfL Bochum. Er ist verheiratet mit Katrin und Vater von drei erwachsenen Kindern. Regelmäßig spricht er das „Wort zum Sonntag“ in der ARD.
Foto: Wolfgang Wedel