Zu früh für einen Babysitter?

„Mein Mann und ich waren seit der Geburt unseres Kindes vor ein paar Monaten nicht mehr gemeinsam aus, würden es aber gern mal wieder. Ab wann kann ich einen Babysitter engagieren, wie alt muss er/sie sein, was muss er/sie mitbringen und wie viel bezahlt man ihm/ihr?“

Ein Abend zu zweit ist eine sehr gute Idee. Nach der Geburt des Kindes besteht die Gefahr, dass die Eltern zunehmend „nur noch“ Vater und Mutter sind und ihre Identität als Liebespaar vernachlässigen. Um dem vorzubeugen, sind regelmäßige Paar-Zeiten ganz wichtig.

Das Baby sollte seinen Sitter kennen

Wann das wieder möglich ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Grundsätzlich dann, wenn Sie Ihr Baby mit gutem Gefühl eine Weile jemand anderem überlassen können und keine Faktoren wie Füttern, Krankheiten oder Ängste dagegensprechen. Wenn das Baby gestillt wird, stellt sich die Frage, wie lange Pausen es aushält. Wenn es zwei bis drei Stunden recht zuverlässig schafft, ist zum Beispiel ein gemeinsames Abendessen gut umsetzbar. Abpumpen erhöht die Flexibilität.

Wie gut kommt ihr Baby mit Trennungen zurecht? Die meisten Babys fangen mit fünf bis sechs Monaten an, Trennungsangst zu entwickeln, bei manchen kommt es schon früher vor. Man sollte daher dafür sorgen, dass das Baby den Babysitter vorher zumindest zwei- bis dreimal für einige Zeit kennenlernen konnte (im Beisein eines Elternteils) und auch vor dem Verlassen der Wohnung mindestens eine halbe Stunde zusammen mit dem Babysitter zum „Warmwerden“ einplanen, bevor man sich verabschiedet. Auf keinen Fall sollte man sich rausschleichen, sondern kurz und herzlich verabschieden. Wenn das Baby jünger als drei bis vier Monate ist, reicht es oft aus, wenn es den Babysitter ein- oder zweimal vorher kennengelernt hat, da Trennungsangst da meist noch keine Rolle spielt.

Babysitter in Rituale und Abläufe einführen

Der Babysitter sollte über alle wichtigen Abläufe, Rituale und Besonderheiten beim Schlafen, Wickeln und Füttern Bescheid wissen. Am besten zeigt man möglichst vieles davon schon einmal vorher: Wo ist der Schnuller, wann gibt es diesen? Wie schläft das Baby am besten ein, wie kann man es gut beruhigen?

Gerade bei Babys ist es meist gut, wenn der Babysitter schon volljährig ist. Es gibt aber auch Jugendliche, die schon viel Erfahrung und ein gutes Händchen haben, dann sollte man diese aber vorher sehr genau einweisen, prüfen, ob sie ausreichend souverän wirken und die vorhandene Erfahrung erfragen. Manche haben ein sogenanntes „Babysitter-Diplom“ über eine Schulung erhalten, das ist ein Pluspunkt.
Man sollte bestimmte Notfallnummern für den Babysitter sichtbar aufhängen und natürlich sicherstellen, dass man selbst erreichbar ist. Für den Anfang bietet es sich an, nicht zu weit wegzufahren, um möglichst rasch wieder zu Hause zu sein. Bei der Bezahlung sollte man sich bei volljährigen Babysittern am gesetzlichen Mindestlohn von 9,50 Euro pro Stunde orientieren. Jüngere Babysitter erhalten oft zwischen 6 und 8 Euro pro Stunde, je nach Region sind die üblichen Preise auch höher. In der Schweiz erhalten bis 15-Jährige bis 10, ältere bis 18 Franken pro Stunde.

Melanie Schüer ist Erziehungswissenschaftlerin, verheiratet, Mutter von zwei Kindern und als freie Autorin und Elternberaterin mit dem Schwerpunkt Schrei- und Schlafprobleme tätig (www.elternleben.de sowie www.neuewege.me).

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„Es ist so eine Last, so eine schwere“

Tirza Schmidt begleitet und berät Frauen und Männer, die unter den Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs leiden. Vor drei Jahren hat sie in Bochum die VillaVie gegründet. Hier können Betroffene offen über Schmerz, Schuld und Trauer sprechen.

Mehrere Geschäfte säumen den Lahariplatz im Bochumer Stadtteil Laer. Eine Frau trägt zwei Einkaufstaschen über den Platz. Zwei ältere Herren, die auf einer Bank sitzen, sehen ihr nach. Von dem nahegelegenen Spielplatz hört man Kinderlachen. Mittendrin die VillaVie – Haus des Lebens. Der Ort absichtlich so gewählt. „Wir wollen das Thema Schwangerschaftsabbruch rausholen aus der Tabuzone“, sagt Gründerin Tirza Schmidt. Schwangerschaftsabbruch sagt sie, nicht Abtreibung. Für viele ihrer Klientinnen und Klienten sei das Wort Abtreibung „wie ein Schlag ins Gesicht“. Tirza will ihre Sprache sprechen. „Es ist eine Mauer aus Scham, Schmerz, Trauer und Schuldgefühlen, hinter der sich viele Betroffene verstecken“, weiß die Psychotherapeutin und Hebamme. „Sprache öffnet.“

Total überfordert

Sonnenlicht strahlt durch die große Fensterfront in die VillaVie. Mehrere Sitzecken gibt es hier, auf kleinen Tischen stehen Süßigkeiten für die Besucher bereit, Teelichter brennen. Es ist Besuchszeit. Tirza unterhält sich mit einer jungen Mutter, die auf einer Decke sitzt, auf der ihr Baby strampelt. Auch ein junger Mann ist gekommen. Er sitzt mit einer Tasse Kaffee auf einem Sessel und beobachtet das Baby. „Mein Kind wäre jetzt im Schulalter“, erzählt Hendrik (Name geändert), und sein Blick wird starr. „Immer, wenn ich die I-Dötzchen sehe, zieht es in der Magengegend, weil ich denke: Da könnte mein Kind jetzt auch mitlaufen.“

Der Schwangerschaftsabbruch, den er erlebt hat, liegt sieben Jahre zurück. Seine Freundin ist 15 Jahre alt, als sie erfährt, dass sie schwanger ist, er 17, beide gehen noch zur Schule. „Wir waren mit der Situation total überfordert.“ Sie überlegen hin und her, schreiben Pro- und Contra- Listen. Schließlich werfen sie eine Münze. Die Münze ist gegen das Kind. Weil die beiden Minderjährigen hierzulande die Zustimmung mindestens eines Elternteils für einen Schwangerschaftsabbruch brauchen, sie ihre Eltern aber aus der Sache raushalten wollen, kratzen sie ihre Ersparnisse zusammen und reisen in die Niederlande, wo sie diese Einwilligung nicht benötigen.
„Sie wollte das. Wir wollten das. Uns war klar: Wir können dem Kind nichts bieten“, sagt der 24-Jährige heute. Doch als er seine Freundin nach dem Eingriff aus der Klinik abholt, sind ihre ersten Worte: „Wir haben unser Kind gerade verloren.“ Sie weint auf dem gesamten Heimweg, den Rest der Woche, isst kaum etwas. Er ist für sie da, versorgt sie, funktioniert. „Ich bin so erzogen worden, dass ich keine Gefühle zeige. Ich wusste nicht, wie man trauert. Ich war komplett kalt.“

Die Trauer wegtrinken

Danach ist nichts mehr, wie es war. Während sie immer extrovertierter wird, wird Hendrik introvertierter und flieht in Alkohol und Glücksspiel. Obwohl er sie immer noch liebt, zieht er sich von ihr zurück. Mehrere Jahre geht das so, bis sie beschließen, sich zu treffen und ihrer Beziehung eine neue Chance zu geben. Doch zu diesem Treffen kommt es nicht mehr. Hendriks Freundin stirbt bei einem Verkehrsunfall. „Ich hab’s über Facebook erfahren und dann erst mal eine Runde gezockt.“ Doch diesmal kann er seinen Schmerz und seine Trauer nicht wegspielen, nicht wegtrinken. „Es kamen Gefühle in mir auf, mit denen ich überfordert war.“ Als sie merkt, dass ihr Sohn ihr ganzes Geld verzockt, bringt Hendriks Mutter ihn in eine Entzugsklinik. Eine lange Reise beginnt für Hendrik. „In den Therapien habe ich zum ersten Mal über mein Leben und meine Gefühle gesprochen. In mir war so viel Wut, weil meine Freundin gestorben ist und auch, weil ich mein Kind abgetrieben habe.“ „Mein Kind“, sagt er. Manchmal stellt er sich vor, es wäre ein Junge gewesen, Mika.

Hendrik ist vom Spielen und vom Alkohol losgekommen, hat sich eine Arbeit gesucht und ins Leben zurückgefunden. Seit eineinhalb Jahren besucht er regelmäßig die VillaVie. Die zusätzliche Therapie bei Tirza hilft ihm, den Schmerz zu verarbeiten. „Tirza hat mich nicht verurteilt, sondern mich so aufgenommen, wie ich bin.“

Unendlich viele Emotionen

Menschen wie Hendrik, die aufgrund einer bestehenden oder zurückliegenden Schwangerschaft in Schwierigkeiten stecken, zu helfen – das war schon als Kind Tirzas Wunsch. Früh weiß sie: Sie will Hebamme werden. In ihrer Ausbildung ist sie eine der Jüngsten. Während eines Praktikums bei einer Hebamme, die Frauen im Schwangerschaftskonflikt berät, erfährt sie: „Den Frauen ist überhaupt nicht bewusst, wie schwer so ein Schwangerschaftsabbruch ist. Körperlich, aber auch emotional.“ Berührt von der Trauer und dem Schmerz der Frauen liest sie sich durch Foren und stößt auf Sätze wie: „Es wird mich mein Leben lang verfolgen“, „Es ist so eine Last, so eine schwere“ und „Ich hab so unendlich viele Emotionen in mir: Wut, Hass, Enttäuschung, Trauer, Zweifel, Schmerz“. Sätze, die Betroffene nirgendwo anders aussprechen konnten. Sätze, die man nun, ausgedruckt und aufgehängt an einem Band, in der VillaVie liest.

„Die Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs müssen Betroffenen bewusst werden dürfen“, sagt Tirza. Dass es deutschlandweit wenige vergleichbare Anlaufstellen für Menschen gibt, die unter den Folgen eines Schwangerschaftsabbruchs leiden, zeigt, wie sehr dieses Thema vernachlässigt wird – auch in Kirchen und Gemeinden. Bei fast jedem Vortrag, den Tirza dort hält, wird sie von Menschen angesprochen, die einen Abbruch hinter sich haben. Schwangerschaftsabbrüche machen vor keinem Alter, vor keiner Schicht und keiner Gruppe Halt.

Ein Glaubensschritt

Nachdem sie mehrere Jahre als Hebamme gearbeitet und sich zusätzlich als Heilpraktikerin für Psychotherapie ausbilden lassen hat, zieht Tirza Schmidt 2014 in den Keller ihrer Eltern, spart jeden Cent, erstellt ein Logo, Visitenkarten, baut ein Netzwerk auf. Zwei Jahre später unterschreibt sie den Mietvertrag für die Räume am Lahariplatz. „Es war ein Glaubensschritt“, sagt die 34-Jährige. „Ich wusste damals nicht mal, wie ich die Miete bezahlen soll. Mein Startkapital war klein.“ Mithilfe ihrer Unterstützer renoviert und gestaltet sie die Räume. Im Januar 2017 öffnet die VillaVie zum ersten Mal.

„In den ersten Monaten saß ich allein hier und hab gewartet“, erinnert sie sich. Die Leute blickten zwar neugierig durch die großen Fenster, trauten sich aber nicht hi-nein. Im März tritt zum ersten Mal eine Mutter ein. Heute hat sich die VillaVie im Stadtteil herumgesprochen. Das Team rund um Tirza ist gewachsen. Zwei weitere Mitarbeiterinnen betreuen die rund 20 Menschen, die jede Woche die VillaVie besuchen. Manchen empfiehlt Tirza, die inzwischen aus dem Keller ihrer Eltern ausziehen konnte, zur Therapie zu bleiben. Zu Sonderveranstaltungen kommen auch Menschen aus ganz Deutschland angereist, die durch die sozialen Medien auf die Beratungsstelle aufmerksam geworden sind – darunter nicht nur betroffene Frauen und Männer, sondern auch medizinisches Personal und Hebammen, die über ihre Erfahrungen sprechen möchten. Für die, die sich diesem Thema im besonders geschützten Raum stellen wollen, gibt es in der VillaVie einen separaten Hintereingang.

Die Schuldfrage

Die Aufmerksamkeit wächst – für ein brisantes Thema. Anfeindungen reduzieren sich bisher auf ein paar wenige Kommentare von Abtreibungsbefürwortern bei Instagram. Mit wachsender Bekanntheit könnte das zunehmen. Macht ihr das Angst? „Manchmal frage ich mich schon: Was ist, wenn unsere Fenster mit Eiern beworfen oder beschmiert werden? Vielleicht muss man auch damit rechnen?“, fragt sich Tirza, aber zuckt mit den Schultern. „Ich musste schon mit so vielem rechnen, als ich noch im Keller wohnte und keinen Cent hatte.“

Es sind eher andere Anfeindungen, mit denen Tirza zu kämpfen hat. „Wir machen unsere Türen sperrangelweit auf für Menschen, die abgetrieben haben. Uns wurde deshalb schon oft unterstellt, dass wir für Abtreibung sind“, erzählt Tirza und schüttelt den Kopf. Sind sie denn gegen Abtreibung? „Unsere Beratungen sind bewusst neutral gehalten“, betont Tirza. „Die Betroffenen müssen erst mal alles rauslassen: Wut, Trauer, Schmerz.“ Nur wenn der Ratsuchende von sich aus auf das Thema Glauben zu sprechen komme, gehen sie darauf ein, denn „fast alle Betroffenen stellen sich die Schuldfrage“. Dann kann auf einen liebenden und vergebenden Gott hingewiesen werden, damit die Betroffenen Frieden bekommen können.

Und Hendrik? Von der ersten und einzigen Ultraschalluntersuchung existiert ein Bild, das er damals, nach dem Schwangerschaftsabbruch, zusammen mit seiner Freundin an einer Stelle im Wald vergraben hat. Da liegt es bis heute. „Da liegt mein Kind. Ich hatte kein Grab. Es ist trotzdem wie ein kleiner Friedhof für mich.“ Er möchte besonders Männern Mut machen, darüber zu sprechen. „Wenn man es schafft, sich seinen Gefühlen zu stellen, merkt man, dass es einen nicht schwächer macht, sondern stärker.“

Ruth Korte ist freie Redakteurin bei Family und FamilyNEXT, Buchautorin und lebt mit ihrer Familie in Gießen. 

Wie minimalistisch bist du?

Unter 100 Dinge besitzen? Minimalismus passt nicht so einfach ins  Familienkonzept. Aber vielleicht seid ihr schon auf einem guten Weg? Lasst euch von diesem Test zum Schmunzeln und Nachdenken inspirieren.

 

  1. Wenn du etwas Neues kaufst, hast du in Gedanken schon einen konkreten Platz oder Nutzen dafür?
  2. Wie viele Deko-Gegenstände musst du hochheben, wenn du Staub wischen willst?
  3. Mistest du regelmäßig deinen Kleiderschrank aus? Hättest du für jedes Kleidungsstück einen potenziellen Anlass, um es zu tragen?
  4. Aus wie vielen Kleidergrößen im Schrank deines Kindes ist es schon herausgewachsen?
  5. Welche Termine in deiner Woche sind wirklich wichtig für dich oder deine Kinder? Welche erfüllst du nur aus einem Pflichtgefühl heraus?
  6. Welche Küchengeräte brauchst du, um die Lieblingsrezepte deiner Kids zu kochen? Und welche verstopfen unnötig die Schubladen?
  7. Benutzt ihr wirklich jede Kugel und jeden Strohstern, wenn ihr den Weihnachtsbaum schmückt?
  8. Wie viel Zeit verbringst du mit sozialen Medien? Ist sie es dir wert?
  9. Verbringst du deine Zeit mit den Menschen, die dir wichtig sind?
  10. Hast du eine Leidenschaft oder ein Hobby, das dich begeistert? Wie kannst du dir Freiräume schaffen, um ihm nachzugehen?
  11. Hast du eine Krims-Krams-Schublade – oder handelt es sich dabei eher um einen ganzen Schrank?
  12. Eine Challenge zum Schluss: Wenn du in den Keller gehen oder auf den Dachboden steigen und nach den Babysachen oder dem aussortierten Lego suchen würdest, durch wie viele mysteriöse Boxen müsstest du dich kämpfen?

Ann-Sophie Bartolomäus ist Volontärin bei Family und FamilyNEXT. Sie lebt mit ihrem Mann in Witten.

12 Ideen für ein reiches Ehe-Jahr

Ob das Jahr erst angefangen hat oder schon eine Weile läuft – für die Partnerschaft kann man immer etwas tun. Ira Schneider stellt eine 12-Monats-Challenge vor für ein bereicherndes Jahr.

Nicht nur der Jahresanfang öffnet einen weiten Raum, um Neues zu wagen und voller Hoffnung in die Zukunft zu schauen. Auch unter dem Jahr gibt es immer wieder Neuanfänge, die wir ergreifen und selbst gestalten können.

Gemeinsam unterwegs

Zu wissen, dass mein engster Vertrauter, mein bester Freund und Lieblingsmensch an meiner Seite ist, beflügelt mich. Wir können gemeinsam losgehen. Staunen. Lernen. Loslassen. Annehmen. Uns Vortasten. Ausprobieren. Fallen. Aufstehen. Trösten. Das Leben leben. Mein Mann und ich lieben es, den Alltag zu feiern und uns kleine Challenges, sprich kleine Strategien zu überlegen, um dem anderen eine unerwartete Freude zu bereiten. Hier findet ihr eine Auswahl kleiner Portionen Extraliebe zum Ausprobieren. Das könnt ihr jederzeit starten.

Bevor ihr die 12 Challenges lest, empfehle ich, die Monate zu verteilen. Im besten Fall wechselt ihr euch ab. So hat jeder sechs Challenges. Oder machen beide alles? Auf geht’s in 12 Monate lieben und sich lieben lassen. Bist du dabei?

Januar

Draußen ist es kalt. Die Festlichkeiten liegen hinter uns. Vielleicht schleppen wir ein paar Kilo mehr mit uns. Jedenfalls ist es nachmittags schnell dunkel, und der Frühling lässt noch auf sich warten. Der Weihnachtsbaum ist erloschen, der Adventskranz abgebaut. Trotzdem wollen wir hell erleuchtet ins neue Jahr starten.

Da helfen Teelichter! Zünde sie an und erhelle den Raum. Vielleicht muss dein Lieblingsmensch lange arbeiten und kommt dann unerwartet in ein gemütliches Zuhause. Bei einer Tasse Tee kann der Abend noch richtig gut werden.

Februar

Im Februar wird der Winter zäh. Es war nun lange genug kalt, grau und ungemütlich. Nun erwacht die Vorfreude auf längere Tage. Dieser Ungemütlichkeit kann man zum Beispiel mit einem kulinarischen Vergnügen entgegenwirken – Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Aber nicht nur irgendeine Liebe geht durch irgendeinen Magen, sondern es geht um euch!

Hat dein Schatz hat ein besonderes Lieblingsessen, ein Lieblingsgetränk oder eine Lieblingsleckerei vom Bäcker? Nichts wie hin zum Bäcker, Supermarkt oder zum Coffee-Shop.

März

„Morgenstund hat Gold im Mund“, weiß der Volksmund. Aber vor allem morgens ist es hektisch. Gerade dann nehme ich mir vor der Arbeit, wenn wir zu unterschiredlichen Zeiten gehen, vor, achtsam innezuhalten und eine WhatsApp Nachricht an meinen Mann zu schreiben. Ein paar warme Guten-Morgen-Worte ermutigen, und er darf wissen, dass ich an ihn denke.

Schnapp dir diesen Monat öfter morgens dein Handy und hinterlasse eine liebevolle Nachricht für den Tag.

April

Es gibt Tage, da habe ich große Augenringe, zerzauste Haare, und meine Haut fühlt sich trocken an. Ich stehe vor dem Spiegel und denke: „Alltag halt …“ Doch genau an solchen Tagen ein Kompliment zu erhalten, kann den Tag in ein anderes Licht rücken.

Sprich deinem Partner oder deiner Partnerin diesen Monat bewusste Komplimente zu. Wie wäre es mit mindestens einem besonderen Kompliment pro Woche?

Mai

Zu einer Beziehung gehört, Erinnerungen im Herzen zu bewahren. Sie sind wie Blumen entlang unseres Lebenspfades als Paar.

Kramt euer Fotoalbum raus und feiert eure gemeinsamen Erinnerungen.

Juni

Freunde von mir haben in Zeiten, in denen Zoom, WhatsApp oder E-Mails noch nicht üblich waren, eine Fernbeziehung zwischen Deutschland und Japan geführt. Sie haben sich in langen Briefen aus ihrem Alltag erzählt. Dann mussten sie warten, bis der Brief ankam und sie eine Antwort erhielten. Ein ganzes Jahr haben sie das geschafft. Wirklich beeindruckend!

Wie wäre es, in diesem Monat mit einem Liebesbrief oder einem Brief, in dem du von dem erzählst, was dich bewegt, oder Fragen stellst, um herauszufinden, was dein Gegenüber bewegt?

Juli

Meine Liebessprache sind Geschenke. Wenn ein anderer Mensch an mich denkt und sich in meiner Abwesenheit etwas Liebevolles überlegt, ist das für mich wundervoll. Das Geschenk ist wie ein Stück Liebe, die greifbar wird. Was dann alles toppt, ist, wenn das Geschenk auch noch liebevoll verpackt ist.

Das ist doch mal eine Challenge: Ein unerwartetes und wundervoll verpacktes Geschenk. Es muss nicht teuer sein, aber eine kleine Freude soll es bereiten.

August

Zeitgeschenke sind immer besonders. Wenn ihr Kinder habt, kann es ein kostbares Geschenk sein, dem anderen einen freien Tag zu ermöglichen. So kann der Partner oder die Partnerin einen Tag lang nach Lust und Laune tun, was ihm oder ihr beliebt. Wenn ihr keine Kinder habt, könnt ihr euch dennoch eine größere Aufgabe abnehmen, um einander Zeit für sich oder eigene Aktivitäten zu schenken.

Nimm deinem Schatz Aufgaben oder Kinderbetreuung ab, damit er oder sie einen Tag für sich gestalten kann.

September

Ein Bereich, der Intimität als Paar schafft, ist der intellektuelle und kreative Austausch. Im Alltag prasseln – in Print oder digital – alle möglichen Informationen und Texte auf uns ein.

Was bewegt oder begeistert dich momentan? Lies deinem Lieblingsmenschen etwas Inspirierendes aus einem Buch, einem Artikel oder der Bibel vor.

Oktober

Jetzt wird es experimentell. Ich lade euch ein, zu verweilen und Stille miteinander auszuhalten und zu genießen. Stellt euch einen Timer und ladet einander ein, euch eine Minute lang in die Augen zu schauen. Das ist alles. Welche Erfahrung macht ihr dabei?

November

Von einem Tag auf den anderen bricht die Kuschelsockenzeit an. Die Heizung wird aufgedreht und die Winterjacke liegt bereit.

Das ist die richtige Zeit für Massagen. Ob Kopf-, Fuß- oder Rückenmassage, du weißt am besten, worüber sich deine Liebste oder dein Liebster am meisten freuen würde. Vielleicht holst du noch ein Flasche Zitronen- oder Orangenöl, dann ist die Wellnessoase perfekt.

Dezember

In den Nikolausstiefeln müssen nicht nur Kekse zerbröseln oder die Schokolade schmelzen. Manchmal bringen Worte das Herz zum Schmelzen

Schreibe eine Dankeskarte für all den Dinge, Eigenschaften und wunderbaren Eigenarten, die du an deinem Partner oder deiner Partnerin wertschätzt.

Ira Schneider ist Paartherapeutin und Autorin. Ihr Ratgeber für Paare erscheint im Juni 2024 bei SCM Hänssler. Mehr unter: @ira.schneider_

Loslassen, was uns nicht guttut!

Weniger ist mehr, meint Tamara von Abendroth. Und sie bezieht das nicht nur auf Dinge, die wir besitzen. Auch in unserem Inneren sollten wir mal wieder aufräumen.

Zu Hause sollte ein Ort sein, an dem wir zur Ruhe kommen können. Doch oft ist der Ort, an dem wir zu Hause sind, mit zu vielen Besitztümern gefüllt, sodass das Auge und die Seele sich nur schwer entspannen können. Räume, Kleiderschränke, Schubladen sind viel zu vollgestopft mit Dingen, die wir schon seit Monaten nicht mehr angefasst haben. Wir leben in einer Welt des Überflusses und der Reizüberflutung. Die Dinge, die in den Schubladen verstauben, entziehen uns Energie, weil sie unser Leben zu voll machen. Gerade wenn Unordnung herrscht oder wir nicht zum Saubermachen kommen, fühlen wir uns schnell von unserem Besitz belastet.

Im Kinderzimmer türmt sich das Spielzeug. Die Kisten im Badezimmer sind voll mit unbenutzten Produkten. Im Schuhschrank liegen drei paar Sandalen nebeneinander. Getragen haben wir sie schon seit Jahren nicht mehr. Das Leben könnte einfacher sein, wenn wir regelmäßig entrümpeln würden. Denn je weniger ich habe, desto weniger Entscheidungen muss ich treffen. Wenn ich nur zwischen wenigen Lieblingskleidungsstücken wählen darf, trinke ich meinen morgendlichen Kaffee mit viel mehr Gemütlichkeit. Je weniger Chaos das Auge im Alltag vorfindet, desto einfacher kann die Seele zur Ruhe kommen.

Alles Äußere überträgt sich nach Innen

Wir sollten Seele, Körper und Geist immer wieder aufräumen, um ein zufriedenes, in Balance stehendes Leben zu führen. Das Leben selbst bietet uns dafür viele Möglichkeiten. Besonders innere Krisen fordern uns regelmäßig dazu auf: Kümmere dich um dein Innenleben, sonst gehst du innerlich zu Grunde. Überprüfe immer wieder deine Werte, deine Prioritäten, deine Beziehungen, und bleibe in Bewegung und Veränderung. Gott gibt uns durch biblische Gleichnisse und Geschichten immer wieder den Auftrag, uns von Dingen zu trennen, die uns nicht guttun. Gott rät uns, dass wir für ein gesundes Innenleben Dinge loslassen sollten, in denen kein Leben ist, in denen keine Barmherzigkeit und keine Wahrhaftigkeit stecken. Es braucht Mut und Weisheit, zu erkennen, von welchen Gedankenmustern, Verhaltensweisen und ungesunden Strukturen wir uns trennen sollten.

Diese innere Inventur funktioniert viel besser, wenn auch der Ort, an dem ich lebe, aufgeräumt ist. Und noch besser, wenn dieser aufgeräumte Ort nicht so voll ist. Denn alles Innere überträgt sich nach außen. Und alles Äußere überträgt sich nach innen. Wenn wir entrümpeln und uns von überflüssigen Dingen befreien, fällt es uns leichter, eine innere Inventur durchzuführen. In aufgeräumten Räumen können wir fokussierter denken. Wir können viel Zeit sparen, wenn wir weniger Dinge suchen müssen. Weniger Dinge bedeutet mehr Zeit für meine Beziehungen und auch für mich.

Wenn du das Gefühl hast, dass der Ort, an dem du lebst, zu voll ist, dann ist Ausmisten ein guter Start für mehr Raum für die Seele. Und noch besser: Möglichst nur noch wenige ausgewählte Dinge anschaffen.

Das heißt besonders bei Kleidung zu überlegen: Brauche ich das dritte Paar Schuhe wirklich? Kann ich die Lebensmittel, die ich kaufe, wirklich alle aufessen? Braucht es noch dieses Duschgel? Sind die anderen wirklich schon aufgebraucht?

Und wo fange ich an? 

Es gibt ein paar hilfreiche Tipps, wie ich mein Leben entrümpele und dafür sorge, dass es auch nicht so schnell wieder vollgestopft wird.

  1. Es fällt uns nicht leicht, uns von Dingen zu trennen. Man könnte den Gegenstand ja irgendwann noch mal gebrauchen. Da hilft die Erinnerung: Wir benutzen 20 Prozent unserer Sachen 80 Prozent unserer Zeit. Was ist mit den anderen 80 Prozent? Wurden diese über ein Jahr nicht benutzt? Können die weg? In jedem Zimmer wird Schublade für Schublade mit diesem Blick aussortiert. Ein großer Karton steht dabei neben dir. Alles, was im Karton landet, wird verschenkt, verkauft oder kommt ins Recycling. Wir in Berlin legen die noch guten Gegenstände vor die Tür. Andere Menschen freuen sich noch daran.
  2. Wenn die wenige Zeit einen daran hindert, mit dem Aussortieren anzufangen, weil einem der Berg so riesig vorkommt, dann könnte man sich vornehmen, einen Monat lang fünf Dinge am Tag auszusortieren. Oder eine Schublade, ein Kleidungsfach pro Woche etc.
  3. Es hilft, Dinge nach Themen zu sortieren und in kleine und große Kisten einzuordnen und diese dann zu beschriften. Gerade im Kinderzimmer ist das eine großartige Möglichkeit, um Kinder beim Aufräumen zu unterstützen. Alle Kuscheltiere in einen Sack, alle Puppensachen in eine Kiste. Für Krimskrams gibt es nur eine Kiste. Wenn die voll ist, muss etwas weg, um neuen Dingen Platz zu schaffen.
  4. Was ist mit den Lieblingssachen, die seit vielen Jahren nicht mehr angefasst wurden, aber so warme Erinnerungen in einem hervorrufen? Jeder von uns in der Familie hat dafür eine „Erinnerungs-Kiste“, wo diese Dinge ihren Platz finden. Dadurch verteilen sich die alten Mixtapes, das erste Hard Rock Cafe-T-Shirt, die handgeschriebenen Briefe nicht überall in der Wohnung, sondern sammeln sich an einem Ort.
  5. Wir verschenken zum Geburtstag oft Aktionen und keine Gegenstände mehr. Auch die Freunde unserer Kinder, die oft schon alles haben, freuen sich riesig über die Kino-Gutscheine, über den gemeinsamen Badebesuch, über die Einladung in den Zoo. Gleiches gilt für unsere Freunde. Nichts geht über eine Einladung zu einem selbstgekochten Dinner. Ganz nach dem Motto: Collect moments, not things.

 

Tamara von Abendroth arbeitet in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Berlin.

Ein Paar, zwei Perspektiven: Verschwörung

DER PAKT VON MORDOR

Katharina Hullen kämpft gegen eine innerfamiliäre Verschwörung. Dass ihr Mann Teil des Komplottes ist, macht die Sache nicht einfacher.

Katharina: Es gibt so Tage: Die Spülmaschine heizt nicht mehr, der Kaffeeautomat spuckt nur noch heiße Luft, die Waschmaschine schreit mir Fehler 23 entgegen und verlangt nach einem Techniker. Na super! Ein 7-Personen-Haushalt ohne funktionierende Spül- und Waschmaschine – wie soll man das aushalten? Ohne Kaffee?

Offensichtlich hat sich an solchen Tagen die Welt gegen mich verschworen. Überhaupt Verschwörung: Auch meine eigene Familie, Hauke und die Kinder, treffen offensichtlich ständig geheime Absprachen, um mich zu manipulieren und letztendlich in den Wahnsinn zu treiben.

Dafür gibt es sichtbare Anzeichen, wirklich! Zum Beispiel die Streifen von Schuhsohlen in der ganzen Wohnung. Ich sage zwar täglich mehrmals jedem der sechs Beteiligten: „Zieh bitte deine Schuhe aus!“ Doch offenbar bin ich Teil eines Experimentes, das sich um die Frage dreht, wann eine Mutter resigniert und sich willenlos dem Chaos ergibt. Wahrscheinlich denken die Kinder auch, dass die Sache mit den Schuhen gar keine Familienregel ist, da sich der Papa ja auch nicht daran hält.

Oder die allabendlichen Verzögerungstaktiken der Kinder, um nicht schon ins Bett gehen zu müssen. Es scheint ein Abkommen zwischen dem Vater und seiner Brut zu geben, denn statt einzuschreiten, macht er es sich auf dem Sofa gemütlich. So schlage ich allein die „Jetzt-ist-Schlafenszeit!“-Trommel und fische mir mühsam die jüngsten, widerborstigsten Kandidaten heraus, während der Rest als eingeschworene Gemeinschaft den Tag digital auf dem Sofa beschließt.

Zudem braut sich gerade auch ein Pakt zwischen unserer Ältesten (13) und ihrem Papa zusammen: Seit sie zwölf Jahre alt ist und die entsprechenden Filme theoretisch sehen darf, empfindet Hauke einen cineastischen Lehrauftrag und möchte all die großen und kleinen Blockbuster mit ihr erleben. An sich ja eine schöne Vater-Tochter-Idee, wenngleich ich nicht jeden Film, der ab 12 freigegeben ist, auch geeignet finde. Aber das ist ein anderes Thema …

An unserem Familienfilmabend beteuern die beiden also mit treuherzigen Augen, dass sie jetzt im Obergeschoss einen anderen Film sehen müssen, immerhin habe die Tochter auch das dicke Buch zum Film gelesen. So werden wir unsere bislang gemeinsam erlebten Filmabende nun getrennt verleben, die zwei mit Frodo in Mordor und wir anderen mit der Eiskönigin in Arendelle. Dabei gäbe es dutzende Filme, die eine gemeinsame Schnittmenge hätten und uns einen schönen Familienfilmabend bescheren würden – doch mit Argumenten ist den Verschwörern eben nicht beizukommen.

Ist so ein Tag, an dem sich scheinbar alles gegen mich verschworen hat, aber erst mal vorbei, kann ich Gott sei Dank auch die Wahrheit sehen: Nicht alle Missgeschicke folgen einem bösen Plan. Wenn jemand die Fäden in der Hand hält, dann unser gnädiger Schöpfer, der mit mir mein Leben ideenreich, fröhlich und mutig gestalten will.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

MACHTLOSER FÄDENZIEHER

Hauke Hullen unterliegt regelmäßig, wenn es um die Berufung des Vorsitzenden geht, und kann die Wahl nicht anfechten.

Hauke: Haben Sie die Demonstration gesehen? Plakate und aufwieglerische Sprüche, die Unterdrückung und Freiheitsberaubung behaupteten; eine Minderheit, die sehr lautstark für ihre Wünsche eintrat! Und was wollten die Protestierenden? Ganz einfach: Ein eigenes Zimmer für unsere älteste Tochter, damit die Zwillinge ebenfalls ihre eigenen Reiche bekommen.
Ja, diese Demo fand bei uns im Wohnzimmer statt, doch es gibt Gemeinsamkeiten zu den aktuellen Verschwörungen: Beide setzen mehr auf gefühlte Wahrheiten denn auf Fakten, und beide fabulieren von einer Diktatur, wenn ihren Wünschen nicht entsprochen wird. Dabei vermischen sich sowohl die Anhänger der diversen Ideologien als auch ihre Argumente zu einem allseits kompatiblen Verschwörungsbrei.

Leichtfertig sollte man die Theorien jedoch nicht vom Tisch wischen – es gibt ja tatsächlich perfide Pläne, die im Geheimen vorangetrieben werden. Zum Beispiel das berühmte Brotdosen-Komplott: Um die gesamte Familie schleichend mit Vitaminen und Liebe zu kontaminieren, hat meine Frau  wider jede Vernunft den Kindern bis ins Teenager-Alter hinein jeden Morgen überkandidelte Pausenbrote vorbereitet, umrahmt von allem, was die Obstplantagen weltweit so hergeben. Ich fand immer, jeder könne sich selbst einfach ein Brot mit Wurst belegen – das geht schnell und macht satt, fertig.

Offenbar fanden meine Argumente endlich Gehör: Die drei älteren Mädels machen sich nun ihre Frühstücksboxen selbst. Doch der Sieg der Vernunft war nur vordergründig, musste ich doch mit ansehen, wie die Mädchen in ihren Brotdosen weiterhin filigrane Kunstwerke aus Gemüse, Dips, Obst, Brot und vertaner Lebenszeit anrichteten. Und als ich eines Morgens meine Dose noch mal öffnete, lachte mich ein Gemüse-Obst-Frosch an und der Rest der Familie aus. Wo bin ich hier hineingeraten?

Während ich also einer realen Konspiration ausgesetzt bin, sind die von unseren Kindern behaupteten Verschwörungen nur eingebildet. Sie glauben, dass Kathi und ich eine eingeschworene Gemeinschaft seien, die unbeirrt eine gemeinsame Strategie verfolge. Das mag daran liegen, dass ich auf alle Anfragen stets mit „Das muss ich erst noch mit Kathi besprechen“ geantwortet habe. (Um etwas mehr Würde zu bewahren, habe ich inzwischen das „muss“ durch ein „möchte“ ersetzt.)

Intern geht es bei uns jedoch höchst divers und demokratisch zu: Kathi und ich erörtern die Sachlage und stimmen schließlich ab. Bei zwei Leuten könnte schnell ein Patt entstehen, möchte man meinen, doch nicht bei uns: Bei Gleichstand gibt die Person, die gerade den Vorsitz innehat, den Ausschlag. Es gibt transparente Kriterien für die Berufung in dieses Amt.

In diesem Jahr gab es, wie immer, zwei Bewerber. Am Ende ist es, wie immer, meine Frau geworden, weil das bei uns wie bei anderen Stellenausschreibungen auch funktioniert: „Frauen und Schwerbehinderte werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt.“ Ich finde das unfair, weil so immer meine Frau den Vorsitz einnehmen wird, Kathi meint jedoch, wir hätten beide die gleichen Chancen.

So gesehen stimmt die Annahme unserer Kinder nicht, ich wäre Teil einer verschworenen Elite. Andererseits muss man festhalten: Am Ende des Tages stecke ich doch wieder mit der Regierung unter einer Decke.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Die Farben des Schweigens

Die Kraft und die Macht des Schweigens werden häufig unterschätzt. Stefanie Diekmann, bekennende Extravertierte, hat die Stille in der Zweisamkeit für sich entdeckt – und warnt gleichzeitig davor.

Während im Hafen ein Segler sein Boot zum Auslaufen vorbereitet, blinzeln zwei Weggefährten in die Abendsonne und schweigen. Die Beobachter kommentieren das Geschehen nicht, sie plaudern auch nicht, sie schauen einfach zu und gewinnen innerlich Abstand vom Alltag. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich – als eine der beiden Schweigenden – im Nichtsprechen so geborgen fühlen könnte.

Als Henrik und ich heirateten, waren wir eine Wortwolke: kichernd und quatschend. Missbilligend durch den Lärm unseres Austausches musterte mich damals eine ältere Dame und legte mir ihre Hand aufs Knie: „Wenn ihr erst mal 15 Jahre verheiratet seid, habt ihr auch Funkstille. Dann ist es vorbei mit dem Reden.“ Wie ist das also mit dem Schweigen? Eine zwangsläufige Entwicklung in Beziehungen?

Seelische Gewalt

Ich halte das Schweigen nach wie vor für gefährlich: Nach einem Vortrag über Begleitung von Teenagern kommt ein Vater auf mich zu. Er wolle mir eine Rückmeldung geben: „Ich sage nichts mehr zu meinem Sohn. Er hat mein Schweigen verdient. Erst wenn er sich anders verhält, rede ich wieder mit ihm!“ In Sekundenschnelle erfasse ich, dass hier kein Kontakt unterbrochen ist, sondern ein Sender das Übermitteln von Signalen beendet hatte. Auch nach verschiedenen Fragen und dem Versuch, für den ringenden jungen Menschen Verständnis zu vermitteln, bleibt der Sender abgeschaltet. Mit verschränkten Armen und stetigem Kopfschütteln verändert sich vor meinem inneren Auge der 55-jährige Vater zu einem kleinen Jungen. „Kennen Sie Schweigen von Ihren Eltern?“, frage ich tastend. Ohne den Blick zu erwidern, nickt der Vater und beschreibt, wie er selbst nach einigen Tagen des Schweigens seiner Mutter alles versucht hatte, um Gnade zu erlangen. Noch bevor ich mein Mitgefühl für diese Erfahrung ausdrücken kann, dreht er sich um und geht.

Wir wissen heute, dass das Schweigen als Methode zur Zurechtweisung eine Form von seelischer Gewalt ist. Neben den aktiven Formen von psychischer Gewalt kann sie eben auch ausgeübt werden, indem man Dinge unterlässt. So wird der andere, das Opfer, beispielsweise über einen längeren Zeitraum gemieden, ignoriert und mit andauerndem Schweigen gestraft. Das Nicht-Teilen der Gedanken und Gefühle mit dem anderen, gerade wenn es emotional hoch hergeht, lässt den Suchenden im Labyrinth des Schweigens ohne Chance auf einen Ausgang zurück. Schweigen kann dann tiefschwarz wirken und im Gegenüber eine Eigendynamik mit Selbstgesprächen, Selbstzweifeln und Kummer auslösen. Wenn ich den anderen nicht mehr anspreche, nicht auf ihn reagiere, dann verweigere ich die Anerkennung, dass er existiert.

Als wir persönlich in einer großen Krise waren, hat uns das Schweigen vieler Menschen, aus welcher Motivation auch immer, sehr getroffen. Wie erdrückend schweres Grau hat sich durch das Schweigen eine Wand der Einsamkeit gebildet, die ich bis heute bekämpfe. Gerade in Kummer und Not dem anderen ein Signal zu senden, ist überlebenswichtig.

Funkstille

Schweigen kann ein bedrohliches Zeichen von Funkstille zwischen zwei Sendern sein. Sie haben durch eine lange zehrende Wegstrecke oder Differenzen den Kontakt zueinander verloren. Sie senden keine Signale mehr. In Begegnungen mit wortkargen Senioren, frustrierten Eltern, erschöpften Pastoren fühlt es sich bei mir so an, als würde das grau wirkende Schweigen auf eine verstummte Seele hinweisen.

Keine Worte mehr zu finden, heißt vielleicht aber auch, keine passenden wählen zu können, weil das Heute zu fordernd ist. Man ist so ausgelaugt, dass jeder Satz viel Überwindung kostet. Als unsere Kinder klein waren, haben wir es mit einem Eheabend außer Haus versucht. Für viele scheint das das große Heilmittel zu sein. Unsere Ehezeit war jedoch von Erschöpfung und farblosem Schweigen geprägt. Wir hatten einfach keine Worte mehr. Dabei wollten wir so gerne ein „gutes“ Paar sein, eines, das durch sorgfältige Pflege der Kommunikation Krisen vorbeugt. Die Enttäuschung darüber, dass wir uns nichts zu sagen hatten, erstickte den Rest unserer Gesprächsideen. Als wir in einem Kreis von Paaren davon erzählten, erwischte mich eine Rückmeldung dazu hart: „Das ist uns nie passiert. Wir nehmen uns so wichtig, dass wir uns Tage vorher schon Themen notieren. So ein Abend reicht für uns kaum aus, um alles zu besprechen.“ Erst viel später erfuhr ich, dass die anderen Paare sich nicht mehr aus der Deckung trauten, um von ihren wortlosen Abenden zu berichten. Wir haben es damals als hilfreich erlebt und erleben es immer noch, durch einen Film, einen Artikel oder andere Impulse von außen ins Gespräch zu kommen. Dabei spüren wir eine große Verbundenheit beim Humor der englischen Krimis oder dem täglichen Kaffee zwischendurch, wo wir uns von Telefonaten oder dienstlichen Situationen berichten. Wir sind am anderen interessiert – auf unsere Art.

Verbale Streicheleinheiten

Es ist keine Schande, wenn die Worte ausgehen und man sich anschweigt. Das bedeutet aber nicht, dass man sich mit diesem Zustand abfinden muss. Vor einigen Jahren begleitete ich eine Freundin in einer schweren Ehekrise. Sie beschrieb, wie sehr sie den Geruch ihres Mannes mag, wie sie es liebt, wenn er kocht oder mit den Kindern diskutiert. „Und, was sagt er, wenn du ihm das mitteilst?“, fragte ich. Irritiert sah sie mich an: „Er würde ziemlich verstört gucken und mich für gefühlsduselig halten. Das habe ich noch nie gesagt!“ Mir zog sich der Magen zusammen, als mir die Folgen dieser Antwort bewusst wurden. Alle lobenden Worte für seinen Fleiß, für ihren Mut, für gelungene Absprachen des Alltags wurden vom Schweigen erstickt.

Wie selten sagen wir uns im Alltag, was wir an unseren Freunden, Partnern und Kindern mögen. Wenn wir kleine Aufmerksamkeiten wie den liebevollen Gruß zum Geburtstag, eine hilfreiche E-Mail, die reparierte Lampe oder das frisch bezogene Bett nicht nur wahrnehmen, sondern auch würdigen, dann passiert etwas. Das Schweigen zu überwinden ist so, als wenn wir den Sender und Empfänger neu aufeinander eichen. Es ist vielleicht ungewohnt, hat aber wundervolle Wirkungen in unseren Beziehungen. Ich bin überrascht, wie sehr auch Lehrer, Polizis-ten und Ärzte strahlen, wenn ich etwas Gutes ausspreche.

Gesprächspausen zulassen

Manchmal allerdings wünschte ich mir die Erlaubnis zu schweigen. Auf einem Geburtstag von Bekannten fiel es mir unangenehm auf, wie Gesprächspausen als peinlich vermieden wurden und das zartgrüne hoffnungsvolle Schweigen unterdrückt wurde. Den ganzen langen Abend sprachen alle in Plattitüden über den schlimmen Einfluss von Social Media, Klimawandel und Schuldruck. Hätten wir das Schweigen ausgehalten, wer weiß, vielleicht wäre eine persönlichere Note in diesem Geplänkel möglich gewesen.

Auch in Kleingruppen und Gesprächskreisen meiner Kirche wünsche ich mir den Genuss, zusammen zu schweigen, wenn wir Bibel lesen. Das Nachspüren der Worte und der Relevanz für mich gelingt mir nicht, wenn sofort jemand eine druckfertige Antwort liefert und mich mit Klugheit blendet.

Als unsere Kinder ihre Entscheidungen trafen, wie es nach der Schule weitergehen sollte, habe ich viele blubbernde Wörter in mir gehabt, die als Empfehlungen unbedingt raus wollten. Das Schweigen zu bestimmten Hürden oder Hoffnungen ist aber rosa wie zarte Liebe. Ich gehe nicht bewusst als Mutter auf Distanz und schweige, sondern ich bleibe nah und zugewandt und behalte dennoch meine Kommentare und Hinweise erst mal für mich.

Vertrautes Schweigen

Schweigen dürfen ist Luxus, der wie ein goldener Schimmer Freundschaft und Ehen veredelt. Der Weg, um das zu lernen, hat wortreiche Konflikte gebraucht. Ich bin immer gern mit Henrik Auto gefahren. Früher haben wir jeden Satz und jedes Erlebnis der letzten Woche geteilt, heute können wir schweigen. Das Schweigen bedeutet nicht: Kontaktabbruch. Die Stille ist nicht gegen mich gewandt, sondern es ist sogar ein Gönnen der Ruhe und der Entspannung im alltäglichen Gestalten unserer Liebe. Und irgendwann sagt mein Mann in diesen Ehe-Moment der Ruhe meine Lieblingsworte: „Du, ich hab’ mir was überlegt!“ Ich liebe diese Worte, weil so mein Zutrauen in ihn für mich hörbar wird: Auch wenn er manchmal wenig spricht, trägt er sehr wohl Verantwortung für uns und unsere Kinder, und er bringt zum Ausdruck, wie sehr er seine Kirche liebt und unsere Freunde schätzt. Oft kommen dann erstaunliche Ideen zum Vorschein, wie eine neue Terrasse zum morgendlichen Kaffeetrinken und Beten, ein Kurzurlaub mit Freunden oder eine Unterstützung für eines unserer Kinder. Und wo ich mich gerade schreibend so freue: Ich müsste ihm dringend mal sagen, wie gern ich mit ihm schweige.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin und lebt mit ihrer Familie in Göttingen.

Ständig Angst ums Baby

„Seit meiner Schwangerschaft, aber besonders seit mein Baby auf der Welt ist, habe ich ständig Angst, dass es stirbt – am plötzlichen Kindstod zum Beispiel oder bei einem Unfall. Ist das normal? Und wie gehe ich mit der Angst um?“

Oh, wie gut kann ich mich an diese Zeit erinnern: die ersten Monate mit dem ersten Kind – eine ganz besondere Zeit im Leben. Zum einen spürt man die absolute Faszination für das Wesen, das im eigenen Körper gewachsen ist, und das Staunen über die Perfektion dieses kleinen Menschleins. Zum anderen gibt es enorm viele Fragen, Herausforderungen, Unsicherheiten und eben auch Ängste.

Oft werden alltägliche Dinge zu gefühlten Bedrohungen: stark parfümierte Besucher, die mein Kind auf den Arm nehmen wollen, eine laute Umgebung und erst recht der erste Schnupfen. Alles bekommt eine intensive Bedeutung und wird aus dem Blickwinkel heraus betrachtet, was die jeweilige Situation für mein Kind bedeutet und inwiefern es ihm schaden könnte. Wenn sich dann sogar der plötzliche Kindstod oder eventuell auftretende Unfälle in die Gedanken der jungen Mutter schleichen, dann kann das so manche von ihnen kaum aushalten und es entwickeln sich echte Ängste.

Wenn die Ängste zu stark werden

Viele Eltern kennen diese Ängste und bis zu einem gewissen Grad halte ich sie für normal. Die Verantwortung für ein so kleines Lebewesen zu tragen, ist eine große Herausforderung. Und gerade beim ersten Kind weiß man vieles noch nicht und ist in vielen Fragen entsprechend unsicher. Wenn diese Ängste mich jedoch in meinem Alltag zu sehr einschränken, lähmen und mir die Freude am unbeschwerten Umgang mit meinem Kind nehmen, dann ist es an der Zeit, sich mit diesen Ängsten intensiver auseinanderzusetzen und zu fragen, woher sie kommen.

Oft ist es in solchen Situationen hilfreich, sich Unterstützung zu suchen, zum Beispiel bei der Wochenbetthebamme oder der behandelnden Frauenärztin. Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle und haben Sie keine Hemmungen, die Situation so zu schildern, wie Sie sie empfinden. Eine andere Möglichkeit wäre es, sich mit dem Verein „Schatten und Licht“ (www.schatten-und-licht.de) in Verbindung zu setzen, der sich auf psychische Probleme rund um die Geburt spezialisiert hat.

Sprechen Sie mit anderen Müttern

Manchen Müttern hilft auch ein einfacher Realitätscheck: Wie häufig passiert das, wovor ich mich fürchte? Und was sind die häufigsten Auslöser? Was kann ich also durch einen aufmerksamen Umgang mit meinem Kind vermeiden?

Für viele Mütter ist auch das Gespräch mit Frauen in der gleichen Lebenssituation das, was ihnen aus dem Grübeln und ihren Ängsten hinaushilft. Gehen Sie mit Müttern aus Ihrem Rückbildungskurs oder Krabbelkurs gemeinsam spazieren oder eine Tasse Kaffee trinken und tauschen sich über dieses neue Universum „Muttersein“ aus. Sie werden staunen, wie viele Frauen ähnlich empfinden wie Sie.

Martina Parrish ist Hebamme, Stillberaterin, Mutter, dreifache Oma und lebt in Berlin.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Nicht mit jedem mitgehen

„Ich will, dass meine Tochter (4) versteht, dass nicht alle Menschen nett sind und man bei Fremden vorsichtig sein soll. Ich möchte ihr aber auch keine Angst machen oder ihr Vertrauen in andere Menschen zerstören. Ab wann und wie kann ich sie aufklären?“

Vorweg sei gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihrem Kind auf diese Art Leid zugefügt wird, ist sehr gering, doch durch die Präsenz solcher Themen in den Medien haben wir einen anderen Eindruck.

Dennoch ist es richtig, das Augenmerk auch auf Fremde und von ihnen ausgehende Gefahren zu legen. Wichtig ist, nicht von „bösen Menschen“ zu sprechen, da Kindesentführer meistens ziemlich nett und freundlich sind und Kinder zum Beispiel mit netten Versprechungen locken. Sprechen Sie von Menschen, die etwas Böses tun wollen.

Beginnen Sie im Vorschulalter!

Ihre Tochter ist noch sehr jung und ich vermute, dass sie sich noch nicht wirklich weit von Erwachsenen entfernt, die ihr vertraut sind. Ein solches Gespräch könnte sie im Moment noch mehr verstören, als es hilft. Das ändert sich etwa im Vorschulalter. Dann ist es gut, sie langsam damit zu konfrontieren, dass es draußen in der Welt auch Gefahren gibt. Sie können Bilderbücher zu diesem Thema vorlesen und anregen, dass es auch im Kindergarten besprochen wird.

Wenn Sie mit Ihrer Tochter unterwegs sind, können Sie Menschen beobachten und ihr zeigen, wer zwar fremd ist, aber trotzdem angesprochen werden darf. Denn es kann ja für unsere Kinder auch wichtig sein, sich an für sie fremde Erwachsene zu wenden. Meine Kinder wissen, dass sie in jeden Laden, der zwischen ihrer Schule und ihrem Zuhause liegt, gehen können, um nach Hilfe zu fragen. Auch die Polizei oder die Feuerwehr sind vertrauenswürdig.

Regeln festlegen

Zusätzlich helfen feste Regeln:

  • Nur vorher festgelegte Personen dürfen Ihre Tochter abholen. Mit jemandem, auf den das nicht zutrifft, geht sie nicht mit. Auch nicht mit ihr bekannten Menschen.

 

  • Manche Eltern vereinbaren hier ein Codewort mit ihren Kindern, falls es kurzfristig wirklich dazu kommt, dass jemand anderes es abholen muss. Kennt er dieses Wort, darf er das Kind mitnehmen. Wenn nicht, haben ihn nicht die Eltern geschickt.

 

  • Wenn Erwachsene Ihr Kind nach Hilfe fragen, immer andere Erwachsene holen und niemals mitgehen, um selbst zu helfen.

 

  • Fremde immer mit Sie anreden und dabei so laut sprechen, dass Umstehende es hören.

 

  • Wenn das Kind angesprochen wird, immer ans andere Ende des Gehweges gehen, also weit weg vom Auto und niemals einsteigen.

 

  • Egal, ob nach der Schule oder dem Besuch bei Freunden – das Kind muss hinterher auf direktem Weg nach Hause kommen. Wenn es noch etwas anderes unternehmen möchte, muss es um Erlaubnis fragen.

Doch genauso wie die festen Regeln helfen, ist es wichtig, dass Ihr Kind daheim liebevoll aufgenommen wird, wenn es einmal nicht geschafft hat, sich daran zu halten. Schließlich wollen Sie ja, dass es zu Ihnen kommt und sich Ihnen anvertraut, falls wirklich mal etwas schiefgelaufen ist. Strafen Sie Ihre Tochter in so einem Fall nicht, sondern erinnern Sie noch einmal eindrücklich daran, warum Ihnen diese Punkte wichtig sind.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin, Eltern- und Familienberaterin und lebt mit ihrer Familie bei Kassel (www.eltern-familie.de). 

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Toben geht auch zu Hause

Wohin mit dem Bewegungs- und Entdeckerdrang der Kinder, wenn es draußen kalt und ungemütlich ist und – bedingt durch Corona – keine bis wenig Sportangebote stattfinden? Hier ein paar Ideen, wie ihr eure Kinder auch zu Hause in Bewegung bringt.

Platz und Flexibilität

Man braucht nur zwei Dinge, um den Kleinen Bewegung zu Hause zu ermöglichen: ein bisschen Platz und flexible Eltern. Wenn es im Haus Treppen gibt, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Treppensteigen zu üben. Sind die Kinder sicher, kann dies spielerisch vertieft werden. Lassen Sie die Kinder verschiedene Dinge die Treppe herunterrollen und unten wieder einsammeln. Sie können auch auf die eine Seite der Treppe ein großes Pappstück legen, das als Bahn dient.

In der Wohnung können Sie einen Parcours aus Kartons, Kissen, Hockern, Tüchern und Decken zum Rein-, Drauf- und Durchklettern, zum Runterhüpfen und Verstecken aufbauen. Spannen Sie eine Art Spinnennetz in einem Zimmer, können die Kinder darüber-, darunter- und hindurchsteigen üben. Das kann auch in den Parcours eingebunden werden. Gehen Sie den Parcours mit Ihrem Kind durch oder lassen Sie es diesen unter Beobachtung frei erkunden. Viele Kissen übereinander ergeben einen schönen Polsterberg, sind aber eine wackelige Sache. Bleiben Sie deshalb in der Nähe.

Reize wollen verarbeitet werden

Bringen Sie Brettspiele in Bewegung, indem Sie Puzzleteile oder Memorykarten im Raum verteilen, welche dann eingesammelt werden. Das klappt auch schon mit Zweijährigen, erfordert zu Beginn aber Geduld. Kuscheltiere und Puppen verstecken und suchen macht den Kleinen auch Spaß.

Für die ganz Kleinen können Sie einen Karton mit Dingen wie Raschelfolie, Glöckchen, Tüchern, Beißringen, Gummibändern bestücken, an denen sie ziehen, drehen oder kratzen können. Auch Tunnel, in die man sie hineinlegen kann, sind spannend. Achten Sie darauf, ab wann es Ihrem Kind zu viel wird. Wenn es quengelig und unruhig wird, nehmen Sie es zu sich, damit es die Reize verarbeiten kann.

Anika Schunke ist Erzieherin und bietet Bewegungskurse für Eltern und Kinder an. Sie lebt mit ihrer Familie in Eggenstein bei Karlsruhe. Sie hat das Buch „Kleine Räume, großer Spaß“ (Meyer und Meyer) geschrieben.

Weiterlesen