Den Führerschein bezahlen?

„Unsere Tochter (16) möchte sich für den Führerschein anmelden. Sie geht selbstverständlich davon aus, dass wir die Kosten übernehmen. Das wäre bei allen Familien so … Stimmt das?“

In Erziehungsfragen gibt es nichts, was „alle“ Familien gleich lösen. Auch wenn Jugendliche das Gefühl haben, in ihrem Freundeskreis seien alle Eltern großzügiger mit Geld als ihre eigenen: Lassen Sie sich davon nicht verunsichern! Fahrstunden und Führerscheinprüfung summieren sich in Deutschland im Schnitt auf 1.300 Euro, in der Schweiz können es bis zu 2.500 Franken werden. Dabei hängen die Gesamtkosten vom Tarif der einzelnen Fahrschule und von der Anzahl der benötigten Fahrstunden ab. In jedem Fall ist es eine große Summe, die die meisten Familien nicht spontan aufbringen können.

GRUPPENDRUCK
Für Jugendliche ist der Erwerb des Führerscheins ein wichtiger Entwicklungsschritt. Selbst Auto fahren zu können, eröffnet Jugendlichen neue Freiheiten und gibt ihnen Selbstbewusstsein. Der Gruppendruck im Freundeskreis ist nicht zu unterschätzen. Daneben setzen viele Arbeitgeber voraus, dass Bewerber eine Fahrerlaubnis haben.

Deshalb halte ich es nicht für die beste Idee, Ihre Tochter einfach auf später zu vertrösten: „Wenn du dir das Geld selbst zusammengespart hast, kannst du den Führerschein machen, vorher nicht.“ Manche Jugendliche fühlen sich dadurch angespornt und sind stolz, wenn sie es ganz aus eigener Kraft geschafft haben. Für viele ist es eher frustrierend zu sehen, dass andere den Führerschein schon haben, während sie selbst noch versuchen, ihr Taschengeld zusammenzukratzen.

INDIVIDUELLE LÖSUNGEN
Das bedeutet nicht, dass Sie die komplette Summe sofort aufbringen müssen. Einer der folgenden Kompromissvorschläge kann helfen:

  • Halbe-halbe: Sobald Ihre Tochter etwa die Hälfte des benötigten Betrags zusammengespart hat, legen Sie als Eltern die andere Hälfte drauf.
  • Oma und Opa: Es gibt Großeltern, die von selbst mit Geldgeschenken auf ihre Enkel zugehen. Andere helfen gerne nach ihren Möglichkeiten, wenn sie freundlich gefragt werden. Wenn die Enkelin den Großeltern anbietet, ihre neuen Fähigkeiten bei Gelegenheit für Fahrdienste zur Verfügung zu stellen, kann sie sicher mit mehr Unterstützung rechnen.
  • Jobben: Manche Jugendliche suchen sich gezielt einen Nebenjob, um den Führerschein zu finanzieren. Drei Monate nachmittags im Supermarkt Regale einräumen – das verdiente Geld reicht fast für die Fahrstunden.
  • 18. Geburtstag: In vielen Familien ist ein größeres Geschenk zur Volljährigkeit üblich. Das kann ja auch ein Geldbetrag für den Führerschein sein, an dem sich Verwandte oder die Partygäste beteiligen.
  • Führerschein-Sparbuch: Sollte Ihre Tochter sich darauf einlassen, die Fahrerlaubnis erst mit 18 in Angriff zu nehmen, können Sie für die Zeit bis dahin ein zweckgebundenes Konto einrichten, auf das jeden Monat von Ihnen und Ihrer Tochter eine kleinere Summe eingezahlt wird. So entsteht das Gefühl eines gemeinsamen Projekts.

Ich finde es wichtig, Jugendlichen zu vermitteln, dass der Erwerb von mehr Selbstständigkeit mit eigenen Opfern verbunden sein kann. Auf der anderen Seite sehe ich es als eine Erziehungsaufgabe, das Erwachsenwerden zu unterstützen – im Rahmen der eigenen Möglichkeiten auch finanziell.

Reinhild Mayer ist Mutter von zwei erwachsenen Söhnen und arbeitet in der Redaktion von Family.

„Ich bin dann mal weg…“

„Unser Sohn (17) möchte nach dem Abitur ein missionarisches Jahr im Ausland machen.
Wie können wir ihn da gut beraten?“

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Soll ich ihn wecken?

„Mein Sohn (17) kommt morgens nur schwer aus dem Bett. Ich bin unsicher, ob ich mich dafür verantwortlich fühlen soll, dass er pünktlich in der Schule ist oder ob ich das ihm überlassen soll.“

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„Traumschloss Abi“ eingestürzt

„Unser Sohn (17) will ein Jahr vor dem Abi die Schule abbrechen. Er war nie ein guter Schüler, aber jetzt hat er sich schon so weit durchgekämpft. Wie sollen wir uns verhalten?“

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Zusammen übernachten?

„Unser Sohn (17) möchte gern, dass seine Freundin bei ihm übernachtet. Die Eltern der Freundin haben kein Problem damit, aber wir sind unsicher, ob wir das erlauben sollen.“

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Tattoo – Ja oder Nein?

„Unsere Tochter (16) will sich ein Tattoo stechen lassen. Wir sind dagegen. Das findet sie natürlich total altmodisch. Hat sie recht?“

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Zu viel Zeit für PC und Co?

„Meine Tochter (16) hängt nachmittags gern am PC ab und hat deshalb weniger Zeit für Freunde im ‚real life’. Auch befürchten wir, dass sie abends nicht zum Abschalten kommt. Nun wollen wir nicht einfach nur reglementieren. Wie können wir sinnvoll helfen?“

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Privatsphäre

„Meine Tochter (16) zieht sich immer mehr zurück. Sie erzählt kaum noch etwas und reagiert abwehrend auf Nachfragen. Ich versuche herauszufinden, was mit ihr los ist und habe auch schon in ihrem Handy persönliche Nachrichten gelesen. Aber eigentlich will ich das gar nicht …“

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Gut begleitet

„Unsere Tochter möchte den Führerschein mit 17 machen und die Möglichkeit des begleiteten Fahrens nutzen. Was sind die Vor- und Nachteile? Und was müssen wir als Eltern beachten?“

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Kreative Familien-Action

„Wir würden gern mehr Zeit mit unseren Jugendlichen (16 und 18) verbringen. Habt ihr Ideen, was wir tun können?“

Uns macht es viel Spaß, gemeinsam etwas Neues auszuprobieren. Ein Besuch im Klettergarten ist herausfordernd und gemeinschaftsstärkend. Wir lieben es, ein Kanu für einen Tag zu mieten und damit über einen Fluss zu schippern. Toll, wenn auch nicht ganz billig, ist der Besuch einer Kartbahn oder eines Bogenschießclubs. Gemeinsame Wanderungen kann man aufmotzen durch gegenseitige Fotoshootings mit spektakulären Sprungbildern vorm Sonnenuntergang. Da machen sogar ansonsten fotoscheue Jungs gern mal mit.

Tag am Fluss

Unser Familienfavorit bei schönem Wetter ist aber ganz eindeutig der „Tag am Fluss“. Bepackt mit Decken, Picknick, Taschenmessern, Kordeln, Gitarre usw. suchen wir uns ein schönes, sonniges Plätzchen irgendwo an einem Fluss. Nach dem Aufbau des „Lagers“ ist den ganzen Tag über nichts wichtiger als Dämme aufschichten, Steinmänner bauen, schnitzen, lesen, träumen, essen und trinken und als Krönung ein abendliches Feuer mit singen und in-die-Sterne-gucken. Eine Variante ist es, den Tag mit einem Spiel zu beginnen: Jeder baut aus Naturmaterialien ein kleines Floß, das man um die Wette schwimmen lässt. Der Sieger ist „König“ und darf sich den Tag über von den anderen bedienen lassen. Unsere „Männer“ lieben es auch, über irgendein technisches Problem zu fachsimpeln. Beim letzten Mal haben sie ein voll funktionstüchtiges Wasserrad gebaut – herrlich sinnfrei und doch so erfüllend.

Outdoor-Spiele

Für „Straßenmühle“ werden kleine runde Steine gesucht und verschieden angemalt (einfache Filzstifte reichen aus). Dann malt man mit Kreide das Spielbrett auf eine Straße oder Asphaltfläche und los geht’s. Ähnlich geht das mit dem „Mensch-ärger-dich-nicht“ in Lebensgröße. Da sind wir selbst die Spielfiguren, die über das mit Kreide gemalte Straßen-Spielbrett gehen (gegenseitiges Rausschmeißen selbstverständlich inbegriffen!). Auch „Montagsmaler“ oder die guten alten „Galgenmännchen“ kann man wunderbar auf der Straße spielen.

Puddingparty

Sollte das Wetter noch ungenießbarer sein als die Launen unserer Jugendlichen, planen wir gerne die nächste Puddingparty. Jeder darf einen Freund einladen, und dann werden viele verschiedene Desserts gemacht. Zur Puddingparty gehören bei uns jede Menge Spiele. Am Abend ist uns schlecht vom Puddingessen und vielen Lachen. Schön ist auch der Familien-Galaabend. Jeder ist für einen Gang beim Menü zuständig, und alle erscheinen in festlicher Garderobe. Beim Essen erzählt jeder ein Erlebnis, das noch kein anderer kennt – witzig oder nachdenklich –, egal, Hauptsache, man lernt sich wieder von einer neuen Seite kennen. Krönen kann man den Abend mit einem Vintage- Schrottwichteln, bei dem jeder ein Schrottgeschenk mitbringt, das irgendwie witzig ist. Dann wird der Reihe nach gewürfelt und bei jeder Sechs wird ein Paket ausgepackt und später, wenn alle ausgepackt, sind, muss man bei einer Sechs mit einer anderen Person sein Geschenk tauschen. Wenn der Wecker nach genau zwanzig Minuten klingelt, behält jeder sein Geschenk. Eigentlich braucht es keinen Anlass zu so einem Fest, warum sollte man sich nicht einfach mal so zwischendurch als Familie feiern und etwas ganz Neues oder Verrücktes ausprobieren?

Valerie Lill ist Mutter von drei Söhnen zwischen 16 und 19 Jahren. Sie arbeitet als Musikerin und Musiktherapeutin und lebt mit ihrer Familie in Meinerzhagen.