Unter einem Dach – Nur noch Augen für die Freundin?

Elternfrage: „Mein Sohn (16) hat zum ersten Mal eine Freundin. Er ist sehr glücklich und fast jeden Tag mit ihr zusammen. Mit seinen Freunden trifft er sich kaum noch. Sollte ich ihn darauf hinweisen?“

In meiner Ausbildung zur Beraterin habe ich gelernt, dass wir Kindern keine Ratschläge erteilen sollten, denn es seien doch Schläge. Schläge kommen nicht gut an und führen meistens zum Gegenteil dessen, was wir erreichen wollen. Alles schön und gut, aber wenn es um das eigene Kind geht, sieht die Sache anders aus, oder? Denn manchmal würde man sie doch am liebsten rütteln, die lieben Pubertiere, wenn sie ganz andere Vorstellungen haben als wir Eltern. Es ist schwer zu ertragen, wenn sie unsere wohlgemeinten Ratschläge nicht hören wollen. Wenn sie dann auch noch mit dem anderen Geschlecht ins Haus kommen, die Hormone verrücktspielen und sich alles in die rosarote Wolke einhüllt: Dann bekommen wir Eltern unsere Kinder gar nicht mehr zu sehen. Da stehen wir dann mit unseren Erfahrungen und Wahrnehmungen und fragen uns, wie wir durch den rosaroten Dunst und die Hormone zu unseren Kindern durchdringen und sie vor dem Untergang retten können.

Ehrlich sein

Mir helfen in diesen Momenten die banalen Ich-Botschaften. Ich möchte mir und meinen Gefühlen genauso treu bleiben, wie meine Kinder eine Chance verdienen, ihren eigenen Weg finden zu dürfen. Meine Kinder wissen: Wenn ich sie frage, ob sie mal kurz Zeit für mich hätten, sollten sie am besten nicht „Nein!“ sagen. Dann benenne ich die Dinge, die mir aus meiner Mama-Perspektive auf der Seele brennen, die mir aufgefallen sind oder warum ich vielleicht Sorge um ihr Wohl habe. Mit diesen Ich-Botschaften versuche ich, sie nicht mit wohlgemeinten Ratschlägen zu erschlagen, sondern ihnen auf Augenhöhe meine Wahrnehmung sowie die Konsequenzen ihres Handels zu präsentieren. Sie dürfen dann entscheiden, wie für sie das beste weitere Vorgehen aussehen könnte. Ich weiß nach einem solchen Gespräch: Ich konnte ihnen sagen, was mir wichtig ist, und ich habe authentisch gehandelt.

Aus Erfahrung lernen

Ihr Sohn wird womöglich erfahren, dass sich Freunde abwenden, weil er eine ganze Zeit lang nur Augen für die Freundin hatte. Aber er wird aus den gewonnenen Erfahrungen lernen und vielleicht mehr mitnehmen, als wenn Sie als Eltern ihn in Watte gepackt oder von oben herab interveniert hätten. Er hat aber auch Ihre elterliche Perspektive gehört und nun die Wahl, diese zu überdenken und anzuwenden. Und dann stellt er vielleicht fest, dass Eltern in der Pubertät nicht immer nur schwierig sind, sondern es ab und zu auch mal gut meinen.

Stefanie Böhmann ist Pädagogin und individual-psychologische Beraterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Auf eigenen Füßen – Ehe mit Nichtchristen

Elternfrage: „Unsere Tochter (22) und ihr Verlobter planen zu heiraten. Er teilt unseren christlichen Glauben nicht. Wie können wir als Eltern, die sich einen gläubigen Schwiegersohn gewünscht hätten, weise mit dieser Situation umgehen?“

Die Hoffnung auf eine Ehe des eigenen Kindes, die auf Gott ausgerichtet ist, kann ein starkes Motiv für das elterliche Handeln gegenüber dem Fast-Schwiegersohn und der Tochter sein. Um die Beziehung zur Tochter zu stabilisieren und gleichzeitig die Beziehung zum Schwiegersohn aufzubauen, ist daher Feingefühl vonnöten. Auch, weil Christen von Menschen, die Gott nicht kennen, manchmal als bewertend, kontrollierend oder sogar ausgrenzend empfunden werden. Eine Triebfeder für das Miteinander kann der Bibelvers aus Johannes 13,35 sein: „Eure Liebe zueinander wird der Welt zeigen, dass ihr meine Jünger seid.“

Keine Distanz aufbauen

Fragen, mit denen Sie sich beschäftigen können, um gut mit der Situation umzugehen, sind: Was hilft dem jungen Mann, das persönliche Christsein zu entdecken und zu verstehen? Gibt es Rituale, die Ihre Tochter als einengend wahrgenommen hat oder sogar als sinnentleert empfindet? Gibt es Momente des christlichen Glaubens, die sie auch in ihrer Ehe mit einem Nichtchristen weiterverfolgen möchte? Durch einen inneren Schritt zurück auf einen Beobachtungsposten können Sie als Eltern sogar etwas über Ihren eigenen Glauben lernen. Wo sind die persönlichen Werte tatsächlich auf Jesus Christus ausgerichtet? Wo geht es um Rituale und Traditionen? Gemeinsam können Sie überlegen, welche Geschenke Sie im christlichen Glauben sehen, um diese dann weiterzugeben: Beispielsweise ein ausgesprochener Segen für die Ehe, ein bewusst gewählter Bibelvers für die Tochter oder ein Brief mit Wünschen für die Ehe …

Dabei geht es nicht darum, zu jedem Geburtstag oder möglichen Anlass ein frommes Buch oder einen Bibelverskalender zu schenken. Es geht auch nicht darum, alle Entscheidungen und alle Wochenendaktionen durch Kommentare zu bewerten und stetig zu fragen, ob das junge Paar schon eine Gemeinde für sich ausprobiert hat. Diese Punkte führen zu Distanz. Es führt womöglich auch dazu, dass sich Ihre Tochter falsch fühlt. Es geht darum, etwas mit wirklichem Wert aus Ihrer persönlichen Beziehung zu Jesus an Ihre Tochter und gegebenenfalls auch an das Paar zu schenken.

Die Kraft des Segens

Es beweist dienende Liebe, wenn Sie als Eltern mit den Grenzen und Abgrenzungen des jungen Paares gelassen umgehen. Die Beziehung wird stärker durch die Bereitschaft, Ihrer Tochter den Freiraum für eigene Entscheidungen zu lassen. Sie haben auf Ihrer Seite etwas, was unschlagbar ist: die Kraft des Gebetes und des Segens. Mit Ihrem engagierten Einsatz als Betende können Sie persönlich, aber auch im Leben Ihrer Tochter mit spannenden Entwicklungsschritten rechnen.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei erwachsenen Kindern.

Auf eigenen Füßen – „Meine Tochter wirkt rastlos“

Elternfrage: „Meine Tochter (23) tanzt sprichwörtlich immer auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig. Ihr fällt es schwer, Einladungen abzusagen, und sie wirkt oft getrieben. Welche Anregungen könnten ihr helfen, den Alltag fokussierter zu gestalten?“

Ihre Tochter tanzt sich durchs Leben. Wie schön ist das! Sie ist in der Blüte ihrer Kraft, scheint beliebt zu sein, wird eingeladen. Auch das ist wunderschön, denn es zeigt, dass sie Menschen wichtig ist. Es ist häufig so, dass etwas Gutes auch seine Schattenseite hat. Sie als Elternteil haben das bereits bemerkt. Ihre Tochter eventuell noch nicht? Das ist nun die große Herausforderung: Wie können Sie sie neugierig machen auf Lösungen, die sie selbst anscheinend noch nicht sucht?

Antreiber und Erlauber

Vielleicht haben Sie eine gemeinsame Bekannte, die sich auch durchs Leben tanzt, aber bereits mehr Fokus im Leben hat. Dann lohnt ein zarter Hinweis von Ihnen: „Schau mal, die Saskia! Die ist ja auch richtig beliebt, aber sie nimmt sich ganz bewusst auch Zeiten für sich allein. Ich finde das toll. Sie chillt in der Badewanne mit einem leckeren Kakao samt Buch. So was lässt doch immer wieder gut runterkommen.“ Könnte sein, dass Sie damit geheime Sehnsüchte Ihrer Tochter wecken können.

Sollten Sie beide es gewöhnt sein, auch über Persönliches miteinander ins Gespräch zu kommen, können Sie natürlich auch tiefer einsteigen. Teilen Sie ehrlich Ihre Befürchtungen mit: „Du, Große, manchmal wirkst du etwas gehetzt. Kann es sein, dass du privat ganz schön viel um die Ohren hast?“ Wenn es gut läuft, könnte sich ein Austausch über unsere Antreiber anschließen. Es sind die geheimen Prägungen, die unser Denken, Fühlen und Handeln oft unbewusst bestimmen. Jeder Mensch hat sie, und es ist lohnenswert, sie zu finden. Vielleicht möchte Ihre Tochter es gern allen recht machen? Vielleicht fällt es ihr schwer, Nein zu sagen? Sobald sie ihre Antreiber gefunden hat, kann sie sich eine Suchrunde gönnen. Denn wir dürfen uns Erlauber geben. Also Sätze, die dem alten Antreiber die Macht über uns nehmen. Der Erlauber könnte lauten: „Ich darf auch mal Nein sagen. Ich darf mir etwas Gutes gönnen, statt überall mitzumischen.“ Es wird Ihrer Tochter guttun, wenn sie anschließend erlebt: Meine Freundinnen oder Verwandten bedauern meine Absage, haben mich aber genauso lieb wie vorher, auch wenn ich mal nicht mit von der Partie bin. Andere sind oft wesentlich verständnisvoller als wir denken.

Mit Abstand entscheiden

Neben dieser inneren Schiene kann man sich im Alltagswahnsinn eine gute Ampel aufstellen. Ich persönlich gönne mir bei jeder Einladung oder Anfrage erst mal „einmal drüber schlafen“. Also zunächst rot statt grün. Dadurch entsteht Abstand. Den kann man nutzen für ein Abstandstraining:

  • zum Beten: Gott, ist das für mich dran?
  • zum Fühlen: Was sagt denn mein Bauchgefühl?
  • zum Planen: Was gibt mein Kalender in dieser Woche her?

Dadurch entsteht gesunder Fokus auf das Wesentliche. Nach den ersten positiven Erfahrungen, in denen Ihre Tochter hoffentlich erfährt, dass sie viel entspannter durch die Woche kommt, fällt es deutlich leichter als am Anfang, eigene Grenzen fcund Bedürfnisse zu achten.

 

Kerstin Wendel ist Rednerin, Seminarleiterin und Autorin des Buches: Weniger. Was wir brauchen, um mehr Leben zu haben (SCM R.Brockhaus).

Unter einem Dach – Ist mein Sohn rechtsextrem?

Elternfrage: „Im Freundeskreis meines Sohnes (18) sind rechtsextreme Aussagen gefallen. Er meint, das sei nur ein Witz. Ich finde daran jedoch gar nichts witzig. Wie kann ich meinen Sohn für Rechtsextremismus sensibilisieren?“

In der Jugendphase werden wichtige Weichen für die Entwicklung unserer politischen Identität gestellt. Junge Menschen beginnen damit, sich mit ihrer Umwelt und mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Deshalb sollten es Eltern ernst nehmen, wenn Jugendliche von Rechtsextremismus in ihrem Freundeskreis berichten oder sie rechtsextreme Äußerungen bei ihren Kindern wahrnehmen.

Sehnsucht nach Sinn

Rechtsextreme Positionen können bei jungen Erwachsenen aus unterschiedlichen Gründen an Attraktivität gewinnen. Zum einen sinkt durch den Ablöseprozess des Kindes der Einfluss der Familie als erste (politische) Sozialisationsinstanz. Einflüsse von Gleichaltrigen sowie von Menschen aus dem weiteren sozialen Umfeld, auch den sozialen Medien, werden dagegen wichtiger. Ein weiterer möglicher Grund besteht darin, dass Rechtsextremismus, gerade auch in unserer aktuell politisch stark polarisierten Gesellschaft, Raum für Provokation bietet. Rechtsextreme Parolen, auch in Popsong-Verkleidung, erregen Aufmerksamkeit, ecken an und bedienen damit das bei manchen Jugendlichen besonders stark ausgeprägte Bedürfnis nach Grenzüberschreitung.

Hinzu kommt, dass das Jugendalter für viele junge Menschen eine krisenhafte Zeit darstellt. Sie müssen zunehmend eigenständig Alltagsaufgaben bewältigen und beginnen, sich auf die Herausforderungen des Erwachsenenalters vorzubereiten. Sie blicken dabei in eine komplexe und durch vielfältige globale Krisen erschütterte Zukunft. Jugendliche können sich daher nach einfachen Sinnangeboten sehnen. Solche einfachen, pauschalen Deutungsmuster bieten rechtsextreme Ideologien.

Nicht lustig!

Vor dem Hintergrund so unterschiedlicher Attraktivitätsmomente ist es wichtig, jungen Erwachsenen mit rechten Meinungen mit einer sorgenden und wertschätzenden Haltung zu begegnen, um zu ergründen, was genau dahintersteckt. Dabei sollten Eltern ihren Kindern zuhören, aber auch selbst ihre Sorgen aussprechen, Gefahren benennen und die Jugendlichen ermuntern, ihren eigenen Standpunkt auch gegenüber Freunden zu vertreten. Sie sollten verdeutlichen, dass Rechtsextremismus kein Witz ist, sondern eine menschenverachtende Ideologie, die Menschen zu Opfern wie auch zu Tätern macht. Das illustrieren Biografien von Aussteigern aus der rechtsextremen Szene sehr eindrücklich.

Im besten Fall verstehen die Jugendlichen das und bleiben mit ihren Eltern im Gespräch. Falls nicht, sollten Eltern die Entwicklung ihrer Kinder und deren Freundeskreis beobachten. Wenn Eltern sich hierfür zu wenig informiert fühlen, bieten Ratgeber zu Rechtsextremismus sowie Beratungsstellen für Angehörige und Betroffene Unterstützung. Außerdem ist es hilfreich, wenn betroffene Eltern sich nicht für das Thema schämen, sondern es im eigenen Freundeskreis ansprechen und sich auf diese Weise emotionale Unterstützung holen.

Sally Hohnstein ist wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in Halle (Saale). Sie forscht zu Rechtsextremismus im Jugendalter und Rechtsextremismusprävention.

Auf eigenen Füßen – Prüfungsangst überwinden

Elternfrage: „Unser Sohn (21) hat große Prüfungsangst und quält sich durch sein Studium. Wie können wir Eltern ihm helfen, mit der Angst umzugehen?“

Eine Prüfung kann sich bedrohlich anfühlen, schließlich beeinflusst das (Nicht-) Bestehen maßgeblich die Zukunft. Gedanken wie „Ich werde durchfallen! Das schaffe ich nie!“ erzeugen Prüfungsangst. Angst ist zunächst einmal ein normales Gefühl und sichert unser Überleben. Es ist menschlich, sich zu sorgen und zu zweifeln. Sprechen Sie das gern Ihrem Sohn zu: „Du darfst Angst haben! Ja klar, sonst wäre dir dein Studium und deine Zukunft vollkommen egal. Schön, dass du dich so bemühst und dein Bestes geben willst!“

Wie wichtig ist die Prüfung?

Angst entsteht aufgrund von zwei Bewertungen: Die Bewertung der Situation (Wie gefährlich ist diese?) und die Bewertung der eigenen Person (Was habe ich an Fähigkeiten, um die Situation zu bewältigen?). Auf beiden Ebenen lässt sich Druck herausnehmen. Fragen, die Sie dafür Ihrem Sohn stellen könnten: Wie wichtig ist diese Prüfung in zehn Jahren? Erinnerst du dich noch an jedes Prüfungsergebnis in deiner Schullaufbahn? Wenn du 80 Jahre alt bist und auf dein Leben zurückblickst, wirst du nicht über deine Prüfungen sprechen, oder? Die Noten und bestandenen Prüfungen stehen nicht auf dem Grabstein, sie verlieren mit der Zeit Ihre Bedeutung. Das Leben besteht aus mehr als nur aus dem Studium. Es ist ein wichtiger Teil, jedoch gibt es zahlreiche andere Lebensbereiche. Erinnern Sie Ihren Sohn daran, dass er mehr als nur „Student“ ist. Er ist auch guter Freund, vielleicht ein toller Sportler, hat möglicherweise eine funktionierende Partnerschaft, spannende Hobbys und so viel mehr. „Wenn dein Studium nicht klappt, werden wir andere tolle Wege für dich finden.“ – Solche Sätze unterstützen dabei, den Druck loszuwerden.

Verzerrtes Selbstbild

Die Bewertung der eigenen Person ist bei Menschen mit Prüfungsangst oft verfälscht. Das Selbstbild ist durch häufige Eigenkritik, viele Zweifel und schreckliche Versagensszenarien im Kopf sehr realitätsfern. Hier hilft es, an die Erfolge zu erinnern und die Stärken wieder ins Bewusstsein zu holen. Denn bis jetzt hat er auf seinem Lebensweg viele Prüfungen geschafft – sonst wäre er nun nicht im Studium angelangt. Schlussendlich kann man bei Prüfungen nie alles unter Kontrolle haben. Allein die Bewertung hängt von vielen unsicheren Variablen ab. Es hilft, wenn man sich auf das konzentriert, worauf man Einfluss hat. Ihr Sohn kann sich zum Beispiel darauf konzentrieren, alles zu geben, was möglich ist. Er kann die Lernzeiten einhalten und die eigenen Lernziele erreichen. Und er kann sich bemühen, ausgeschlafen, satt und entspannt zu sein.

Übrigens: Nervosität entsteht, wenn wir nicht routiniert sind, weil wir die Situation und uns selbst nicht gut genug einschätzen können. Ein letzter Tipp wäre deshalb auch, sich der Prüfungssituation bewusst auszusetzen und zu Hause zu üben, um sich mehr daran zu gewöhnen.

Sabrina Fleisch ist Psychosoziale Beraterin, Angst- und Stressbewältigungs-Trainerin sowie Bestseller-Autorin.

Unter einem Dach – Endlich ausziehen

Elternfrage: „Unsere Tochter (22) hat ihre Ausbildung abgeschlossen und startet demnächst in ihren ersten Job. Sie möchte gern weiter bei uns wohnen. Wir denken aber, dass es ihr guttun würde, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Wie können wir ihr das vermitteln, ohne dass der Eindruck entsteht, dass wir sie loswerden wollen?“

Schön, dass Sie sich vor dem Gespräch mit Ihrer Tochter Gedanken machen möchten. Das ist wichtig, weil tatsächlich schnell das Gefühl bei Ihrem Kind entstehen kann, vor die Tür gesetzt zu werden. Um das zu verhindern, ist es hilfreich, sich darüber klar zu werden, mit welcher Haltung Sie in das Gespräch gehen wollen. Wenn Sie eine ergebnisoffene Haltung einnehmen, vermitteln Sie, dass Sie an den Bedürfnissen, Wünschen, Plänen, vielleicht auch Ängsten oder schon vorhandenen Überlegungen Ihrer Tochter interessiert sind. Dadurch fühlt sie sich gehört und vermutlich auch verstanden. Und vermutlich ist sie danach auch offen dafür, sich Ihre Überlegung und Einstellung zum Ausziehen anzuhören.

Zu teure Wohnungen?

Normalerweise haben die meisten jungen Menschen den Drang, endlich von zu Hause ausziehen zu können. Sie wollen gern in die Selbstständigkeit. Welche Beweggründe könnten bei Ihrer Tochter hinter dem Wunsch stehen, noch weiter bei Ihnen wohnen zu bleiben? Vielleicht genießt sie das „Hotel Mama“ und es ist einfach bequem? Oder will Ihre Tochter erst sichergehen, dass sie auch die Probezeit im neuen Job schafft, bevor sie sich an das nächste große Projekt „Umzug“ macht? Möchte sie erst Geld ansparen, damit sie problemlos eine Wohnungseinrichtung und eine Kaution finanzieren kann? Oder hat Ihre Tochter vielleicht Angst vor dem Alleinsein und befürchtet, sich einsam zu fühlen? Womöglich plagt sie auch die Sorge, mit der neuen Verantwortlichkeit überfordert zu sein. Unter Umständen sind die Mieten in der Umgebung zudem so hoch, dass sie es sich nicht zutraut, eine eigene Wohnung finanziell zu stemmen?

Flügge werden

Wenn Sie wissen, welche Gründe für Ihre Tochter gegen das Ausziehen sprechen, dann wissen Sie auch, was sich verändern lässt, um sie für den Auszug zu befähigen. Sie könnten zum Beispiel gemeinsam darüber nachdenken, wie Sie die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit Ihrer Tochter fördern und zu Hause erlebbar machen. Haushaltsorganisation und Budgetplanung darf schon jetzt besprochen und eingeübt werden. Vielleicht gibt es auch von Ihrer Seite Bedürfnisse, die bisher unausgesprochen im Raum standen, warum Sie sich einen Auszug wünschen? Sehnen Sie sich vielleicht nach mehr Ungestörtheit, Unabhängigkeit und Zweisamkeit als Ehepaar? Dann überlegen Sie, wie Sie dies auch ohne Auszug der Tochter umsetzen können.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie durch diese Ideenanregungen mit Neugier in einen Austausch starten. Ein Austausch, in dem Sie Neues über Ihr Kind erfahren und in dem auch Sie mit Ihren Überlegungen Gehör finden. Solange Ihre Tochter noch bei Ihnen wohnt, wünsche ich Ihnen Freude daran, dass Ihr Verhältnis offensichtlich so gut ist, dass sie gern bei und mit Ihnen wohnt.

Michaela Schnabel wohnt in Witten. Ihre Kinder sind schon länger flügge und so eigenständig, dass es nicht immer leicht ist, gemeinsame Zeiten zu finden.

Auf eigenen Füßen – Großfamilie im Konflikt

Elternfrage: „Mich belastet im Umgang mit den Schwiegereltern unseres Sohnes (22) das Gefühl, immer zurückstecken zu müssen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wo mein Sohn und seine Frau die Feiertage verbringen. Was kann mir dabei helfen?“

Diese Frage führt uns in eine Großfamilie, die noch nicht lange in dieser Konstellation besteht: Zwei junge Menschen haben geheiratet und damit treffen zwei Familienkulturen der Herkunftsfamilien aufeinander. Das betrifft aber nicht nur das Paar, sondern auch alle Angehörigen. Unsere Familienkultur prägt unseren Umgang mit Ritualen und Festen, aber auch mit den grundsätzlichen Themen wie Kommunikation und Erwartungen. Da gibt es ein Ehepaar, das gern an den Feiertagen ihren Sohn und seine Frau bei sich haben möchte. Und es gibt ein anderes Ehepaar, das gern zur gleichen Zeit ihre Tochter und deren Ehemann bei sich haben möchte. Um besser verstehen zu können, was in diesem Gesamtsystem „Großfamilie“ vor sich geht und wie sich dafür Lösungen finden lassen, kann man die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg nutzen.

Gewaltfreie Kommunikation

Schritt 1: Was ist passiert? Versuchen Sie, so objektiv wie möglich zu beschreiben, was vorgefallen ist. Als ob Sie einen Film drehen würden, der vor dem inneren Auge abläuft. Wer hat was getan oder nicht getan und in welcher Reihenfolge?

Schritt 2: Welche Gefühle hat das Geschehen bei Ihnen ausgelöst? Es lohnt sich, darüber etwas länger nachzudenken.

Schritt 3: Welche Bedürfnisse stehen hinter den Gefühlen, die Sie entdeckt haben? Man könnte sich selbst auch fragen: Was will ich „eigentlich“? Was treibt mich denn so um, dass ich mich benachteiligt, ärgerlich, verletzt, hilflos oder ähnliches fühle? Wenn Sie bemerken, dass es emotional erstaunlich heftig in Ihnen zugeht, könnte es sein, dass sehr wichtige Dinge wie eine Sehnsucht, eine Überzeugung, ein Grundwert oder Ideal (zum Beispiel von Familie) berührt wurden.

Schritt 4: Formulieren Sie eine Bitte an sich selbst oder an eine andere Person, in der freundlich in Worte gefasst wird, was Sie sich wünschen.

Diese Abfolge von Fragen kann dazu dienen, dass Sie sich besser verstehen und sortieren.

Verständnis füreinander

Eine weitere Übung ist es, diesen 4-Schritte-Ablauf für jede beteiligte Person des Systems einmal zu durchdenken. Natürlich ist da etwas Spekulation dabei, aber sicherlich werden einige Fragen auch leicht zu beantworten sein. Was hat Ihr Ehepartner erlebt? Was hat denn das junge Paar dabei erlebt? Was haben die Eltern der Schwiegertochter erlebt? Gibt es überraschende Erkenntnisse bei dieser Betrachtung?

Der nächste Schritt wäre nun, diese Kommunikation nicht nur im Denken, sondern in der Realität zu führen. Ein „Sag mal, wie geht es dir eigentlich damit, wie wir die Feiertage als Familie verbringen?“ könnte Ihnen vielleicht leichter gegenüber Ihrem Sohn über die Lippen kommen, weil Sie sich vorher über Ihre Gefühle und Bedürfnisse klar geworden sind. Vielleicht kommen auch überraschende Erkenntnisse zutage, wer was gesagt oder nicht gesagt hat; wer welche Gefühle mit sich herumträgt und wer was gern hätte oder erwartet. Dabei können große Unterschiede oder Übereinstimmungen entdeckt werden. Im Idealfall kann sich ein größeres Verständnis für die anderen Beteiligten einstellen. Und vielleicht gelingt es anschließend, eine neue gemeinsame Großfamilienkultur zu leben.

Ursula Hauer leitet den Seelsorge- und Beratungsdienst Feuerbach und lebt mit ihrer Familie in Stuttgart.

Unter einem Dach – Cannabis: legal, aber nicht egal

Elternfrage: „Seit der Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland mache ich mir Sorgen, dass mein Sohn (18) die Droge ausprobieren wird. Was für Folgen hat der Konsum für junge Erwachsene? Und habt ihr Anregungen, wie ich mit meinem Sohn darüber ins Gespräch kommen kann?“

Der Konsum von Cannabis kann für junge Erwachsene schwere psychische Folgen haben. In meiner Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene berichten mir Ratsuchende mit regelmäßigem Konsum immer wieder, dass sie unter Konzentrationsschwäche leiden und eine Antriebslosigkeit entwickelt hätten. Manche erleben Angstzustände, Albträume, Erinnerungslücken und Verfolgungsideen. Es kann auch zu depressiven Stimmungslagen und in Einzelfällen sogar zu Psychosen kommen.

Cannabis stört die Gehirnentwicklung

Hinzu kommen physische Risiken, die das Rauchen von Cannabis mit sich bringt. Es kann die Lunge schädigen und das Risiko von Atemwegserkrankungen erhöhen. Das junge Gehirn bis 25 Jahre befindet sich in einer wichtigen Entwicklungsphase. Der im Cannabis enthaltene Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) kann die Reifeprozesse und Emotionsregulation im Gehirn verhindern.
Trotz der Teillegalisierung kann es bei Ihrem Sohn auch zu sozialen Problemen durch den Konsum kommen, etwa in der Schule oder im Beruf, da es hier Einschränkungen beziehungsweise Verbote gibt. Wichtig scheint es mir auch zu erwähnen, dass der Mischkonsum von Cannabis und Alkohol unter anderem die Gefahr einer Alkoholvergiftung oder das Auftreten der Nebenwirkungen der Droge erhöhen kann, da sich die Effekte von Alkohol und Cannabis „überblenden“.

Tipps für ein Gespräch

Die vielseitigen Folgen des Cannabiskonsums machen deutlich, wie wichtig es ist, offen und einfühlsam mit Ihrem Sohn über das Thema zu sprechen. Hier sind einige Schritte, die Sie dabei beachten können:

1. Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt: Vermeiden Sie es, das Thema in stressigen oder emotional aufgeladenen Momenten anzusprechen. Im besten Fall sind Sie beide bei dem Gespräch entspannt und ungestört.
2. Fragen Sie nach seinen Ansichten: Lassen Sie Ihren Sohn zuerst sprechen. Fragen Sie ihn, was er über den Cannabis denkt und ob er Erfahrungen damit gemacht hat.
3. Seien Sie offen und nicht wertend: Sprechen Sie ohne Vorurteile. Zeigen Sie Verständnis und Interesse an den Gedanken Ihres Sohnes und seinen (eventuellen) Erfahrungen.
4. Teilen Sie Ihre Bedenken: Teilen Sie Ihre eigenen Ängste. Erklären Sie, warum Sie sich Sorgen machen. Sprechen Sie über die kurzfristigen und langfristigen Risiken von Cannabis.
5. Bieten Sie Unterstützung an: Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie für ihn da sind und bereit sind, ihm bei Problemen zu helfen, auch wenn er schon 18 Jahre alt ist. Ermutigen Sie ihn, sich an Sie zu wenden.
6. Entwickeln Sie gemeinsam Strategien: Überlegen Sie gemeinsam, wie Ihr Sohn mit dem Druck seiner Umgebung umgehen kann, in der Cannabis konsumiert wird oder nun durch die Teillegalisierung Interesse daran besteht. Besprechen Sie alternative Aktivitäten und Wege, um Stress abzubauen oder Spannung und/oder Kick ins Leben zu bringen.
7. Vermeiden Sie Vorwürfe: Versuchen Sie, keine Pauschalisierungen zu formulieren. Ihr Ziel ist es, eine offene Kommunikation zu fördern, nicht Ihren Sohn in den „Widerstand“ zu drängen.
8. Bleiben Sie geduldig: Es kann sein, dass Ihr Sohn nicht sofort bereit ist, über das Thema zu sprechen. Seien Sie geduldig und bieten Sie an, das Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen.

Liane Duesenberg ist Klinische Sozialarbeiterin (MA) und leitet die Psychosoziale Beratungsstelle sowie die Kinder- und Jugendsuchthilfe beim Blauen Kreuz Coburg.

Auf eigenen Füßen – „Für die Kinder bürgen?“

Immobilienpreise sind hoch und oft fehlt jungen Familien das Eigenkapital für einen Hauskauf oder die Bank braucht mehr Sicherheiten. Eine Bürgschaft kann eine Lösung sein. Aber über die Risiken muss man offen reden.

Was ist eine Bürgschaft?

Eine Bürgschaft bedeutet, dass ein Dritter die Aufgabe übernimmt, die (Rest-)Schulden eines anderen zu tilgen, sollte dieser zahlungsunfähig werden. Dies kann passieren, wenn der Hauptschuldner dauerhaft arbeitslos oder krank wird, sich scheiden lässt, der Partner stirbt, im Beruf scheitert oder eine „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ hat, sich also überschuldet. Ein Hauskredit mit einem Bürgen wird meistens dann in Erwägung gezogen, wenn das Eigenkapital für einen Kredit bei der Bank nicht ausreicht. Der Bürgschaftsvertrag wird dann zwischen der Bank, dem Hauptschuldner und dem Bürgen geschlossen und regelt, in welchem finanziellen Umfang der Bürge einspringt. Es gibt verschiedene Formen der Bürgschaft, von der die sogenannte Ausfallbürgschaft die häufigste und sicherste ist, da der Bürge erst dann einspringen muss, wenn die Bank vorher alle Mittel beim Schuldner ausgeschöpft hat.

Was spricht dafür?

Mit einer Bürgschaft können Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn helfen, ihren Traum zu verwirklichen. Mit Ihrer Hilfe können sie einen Kredit erhalten, den sie sonst vielleicht nicht bekommen hätte. Damit investieren Sie in ihre Zukunft. Die Vorteile einer Bürgschaft liegen für den Bürgen also eher im ideellen, zwischenmenschlichen Bereich.

Was spricht dagegen?

Mit einer Bürgschaft gehen Sie eine finanzielle Verpflichtung und ein Risiko ein, denn bei Zahlungsausfall haften Sie mit Ihrem gesamten Vermögen und haben im schlimmsten Fall am Ende selbst Schulden. Falls Sie die Zahlungen nicht leisten können, können bei Ihnen Pfändungen stattfinden. Sollte es dazu kommen, kann dies die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Tochter oder ihrem Sohn erheblich belasten. Zudem wird jede Bürgschaft bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa eingetragen, wodurch sich Ihre eigene Kreditwürdigkeit verschlechtern kann. Das kann dazu führen, dass Sie ein für sich selbst benötigtes Darlehen nicht oder nur zu schlechteren Konditionen bekommen.

Sollte man trotzdem bürgen?

Mit einer Bürgschaft tragen Sie das volle Risiko bei einem Zahlungsausfall. Dieses Risiko können Sie verringern, indem Sie die Bürgschaft zum Beispiel zeitlich begrenzen („Zeitbürgschaft“) und mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn neben dem Bürgschaftsvertrag einen weiteren Vertrag abschließen, der regelt, dass sie Ihnen die Summe, die sie im Fall einer Nutzung der Bürgschaft an die Bank überweisen, zurückzahlt, was das Risiko, im Ernstfall auf den Kosten sitzen zu bleiben, verringert. Fragen Sie sich auch, wie Ihre Kinder und deren Partner generell mit Geld umgehen: Vernünftig und sinnvoll oder verschwenderisch und leichtfertig? Sind sie zuverlässig? Haben Sie den Eindruck, dass die Kreditsumme und die Laufzeit für sie tragbar sind? Diese Frage ist hinsichtlich der hohen Immobilienpreise sehr wichtig. Nicht selten übernehmen sich Paare finanziell, weil der Traum vom Eigenheim größer ist als ihre finanziellen Möglichkeiten.

Ruth Korte arbeitet als freie Redakteurin bei Family und FamilyNEXT und lebt mit ihrer Familie in Gießen.

Ist es eine Sekte?

„Meine Tochter und ihr Mann gehen in eine Gemeinde, in der ganz wilde Theorien verbreitet werden, wie etwa, dass Krankheit allein durch Unglauben entsteht. Die Leitung tritt auch sehr autoritär auf. Mein Mann und ich sehen das alles kritisch und haben Sorge, dass sie da in was Schlimmes hineingeraten sind. Was können wir tun?“

Manchmal ist es ja eine Geschmackssache, wenn einem etwas an anderen Gemeinden missfällt. Unsere religiös vielfältige Gesellschaft präsentiert uns eine breite Angebotspalette unterschiedlicher Möglichkeiten, Glauben zu leben. Neben den beiden großen Konfessionen und neben den Freikirchen treffen wir auf zahlreiche unabhängige Gemeindeneugründungen.

Wer sich in unserem Pluralismus eher unsicher fühlt, bevorzugt eine strenge Gemeinschaft mit klaren Vorgaben und dezidierter Leitung, die genau festlegt, wie man als Christ zu leben hat, meist kombiniert mit einer sehr strengen Ethik und Gemeindezucht. Wer dagegen geistliche Erlebnisse und Erfahrungen sucht, findet dies im pfingstlich-charismatischen Spektrum mit modernen Gottesdiensten und Lobpreiskultur.

SCHATTENSEITEN

Aber diese Vielfalt und ihre Wahlmöglichkeiten haben auch ihre Schattenseiten. Statt klarer Orientierung trifft man auf Härte und Gesetzlichkeit. Oder geistliche Erlebnisse werden manipuliert und inszeniert. Statt Freiheit zu erleben, gerät man unter Druck und in Abhängigkeit.

Möglicherweise ist das in dieser Gemeinde auch der Fall. Dann ist es ja nicht nur eine Geschmackssache. Dass dunkle Erfahrungen von Leid und Krankheiten sehr schnell und viel zu einfach auf mangelnden Glauben zurückgeführt werden, hat mit Jesu befreiender Botschaft nicht viel zu tun. Oder dass Leitungspersonen nicht mehr kritisiert werden dürfen, sich in apostolischer Vollmacht sehen, blendet unsere menschliche Begrenztheit aus und setzt Menschen an Gottes Stelle.

IN KONTAKT BLEIBEN

Was kann man tun, außer darauf hinzuweisen und vor solchen problematischen Lehren und Praktiken zu warnen? Schließlich bedeutet Religionsfreiheit auch die Freiheit, sich unglücklich zu machen. Wir sind zum Glück nicht ganz hilflos. Das Wichtigste ist: Lassen Sie den persönlichen Kontakt nicht abreißen! Aber kritisieren Sie die neue Gemeinde möglichst wenig, sondern ermuntern Sie die beiden, zu erzählen. Und dann stellen Sie Ihre eigenen Erfahrungen und Deutungen daneben – nicht dagegen! Und lassen Sie Gefühle zu! Oft wird in den wirklich problematischen Gemeinschaften nicht nur ein bestimmter Glaube, sondern auch ein normiertes Erleben gefordert. Gefühle zuzulassen und sich darüber auszutauschen, stärkt nicht nur Ihre Beziehung, sondern lässt auch die neue Gemeinde nochmal in einem anderen Licht erscheinen. Und vielleicht entsteht auch eine gesunde kritische Haltung. Beten Sie, wenn Sie mögen, auch miteinander. Und vertrauen Sie auf Gottes bewahrendes Handeln.

Andreas Hahn ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern und Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der westfälischen Landeskirche. Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com