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Achtung, geänderte Strassenführung!

Das Leben bringt immer wieder Veränderungen mit sich. Andere Veränderungen wollen wir selbst auf den Weg bringen. Wie das gelingen kann, beschreibt Tamara Hinz.

So was Blödes! Da bin ich extra früh losgefahren, um pünktlich zu meinem Termin zu kommen, und dann taucht dieses Schild vor meiner Nase auf: „Achtung, geänderte Straßenführung!“ Mein Navi weiß nichts davon und zappt völlig konfus zwischen „Die Route wird neu berechnet“ und einem erleichterten „Da sind wir ja wieder“ hin und her. Genervt registriere ich, dass ihm am Ende auch nichts Besseres einfällt als der Satz „Bitte wenden“, der äußerst penetrant wiederholt wird. Wenn das so einfach wäre! Irgendwie komme ich doch noch ans Ziel – aber die ganze Aktion hat mich einiges an Nerven gekostet. Veränderungen haben es in sich! Das merken wir bei solchen Kleinigkeiten, über die man ein paar Stunden später schon wieder lachen kann, aber erst recht bei den großen Wechselfällen des Lebens: Die Kündigung, die ins Haus flattert und erfordert, dass wir uns nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen. Die Ehe, die trotz aller Bemühungen in die Brüche geht. Die schwere Erkrankung, die uns oder ein anderes Familienmitglied „erwischt“ hat. Das Kind, welches trotz all unseres Einsatzes auf die schiefe Bahn geraten ist. Der Tod eines uns nahe stehenden Menschen. Solche Ereignisse stellen unser Leben auf den Kopf und bringen enorme Veränderungen mit sich, mit denen wir irgendwie klarkommen müssen. Neben diesen „vom Leben verordneten“ und meist ungewollten Veränderungen gibt es aber auch noch all jene Veränderungen, die wir selbst auf den Weg bringen. Weil wir unzufrieden sind, weil uns ein gewisser Leidensdruck in die Veränderung drängt oder weil uns die gewohnten Bahnen zunehmend „anöden“ und wir uns von einer Veränderung mehr Lebensqualität erhoffen. Dabei kann es sich um Veränderungen in unserer Lebensführung, aber auch um innere Veränderungsprozesse handeln. Wir merken dann, dass es in uns Denk- und Verhaltensmuster gibt, die uns immer wieder blockieren, das Miteinander mit anderen erschweren und unser persönliches oder geistliches Wachstum hemmen. Was aber kann uns helfen, durch diese diversen Veränderungen des Lebens gut hindurchzukommen und trotz „geänderter Straßenführung“ ans Ziel zu gelangen?

 

„Lust auf Veränderungen“

Welche Formen von Veränderungen gibt es? Und wie gehen wir damit um? Ein Gespräch am Rande der letzten Family-Teamsitzung.

WORAN DENKT IHR ALS ERSTES, WENN IHR „VERÄNDERUNG“ HÖRT?

Ingrid Jope: Mir fallen zwei Ebenen ein. Zum einen sind es äußere Veränderungen, zum Beispiel ein Umzug, eine neue Arbeitsstelle oder der Schulstart der Kinder. Außerdem verändert sich auch die Persönlichkeit. Das sind zwei unterschiedliche Ebenen. Allerdings haben sie miteinander zu tun, sie wirken aufeinander.

Jörg Berger: Bei uns gab es in den letzten Jahren viele äußere Veränderungen. Meine Frau hat den Job gewechselt, wir sind umgezogen, ich habe mich selbstständig gemacht … Wir haben also beide etwas gewagt. Und wir haben die Erfahrung gemacht: Gemeinsam so einen Traum zu verfolgen und konkret zu planen – das hat uns und unsere Beziehung lebendig gehalten.

Maren Seitzinger: Wenn ich „Veränderung“ höre, denke ich sofort: Da hab ich Lust drauf! Denn ich bin ein Mensch, der Veränderungen mag. Allerdings habe ich es überhaupt nicht gerne, wenn die Veränderungen von außen passieren und ich mich damit arrangieren muss. Das habe ich mir früher nicht so vorgestellt, dass das Leben einem von außen Dinge vorgibt. Dass es Veränderungen gibt, denen man hinterherkommen muss. Manchmal habe ich das Gefühl, dass eigene Veränderungen, auf die ich Lust habe, gar keinen Platz mehr haben, weil man immer damit beschäftigt ist, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren.

GERADE IN DER FAMILIE GIBT ES JA EINE MENGE VERÄNDERUNGEN DADURCH, DASS DIE KINDER SICH STÄNDIG VERÄNDERN. WIE GEHT IHR DAMIT UM?

Maren Seitzinger: Ich habe immer das Gefühl, ich gestalte wenig, sondern ich reagiere vor allem. Ingrid Jope: Die letzten Veränderungen der Kinder habe ich positiv erlebt, zum Beispiel als Joshua ein Kindergartenkind wurde. Oder als Anna durch einen Jahrgangswechsel ihren Platz in der Schule gefunden hat. Solche Veränderungen sind ja relativ leicht zu bewältigen. Darüber kann man sich freuen, denn es entstehen neue Freiheiten.

Jörg Berger: Ich finde das in doppelter Hinsicht spannend: Einmal, weil man mit den Kindern immer wieder etwas Neues erlebt, wenn man sie in neue Lebensabschnitte begleitet. Aber ich finde, das macht auch etwas mit der Partnerschaft, denn man erlebt sich ja gegenseitig in immer neuen Rollen. Es ist etwas anderes, gemeinsam einen Säugling zu betreuen oder bei den Hausaufgaben zu helfen. Jeder packt das anders an. Man muss sich da auf ein paar Grundlinien einigen. Das habe ich auch als etwas erlebt, was einen als Paar lebendig hält. Die Überlegung: „Wir bräuchten mal einen neuen Impuls für unsere Beziehung, wir sind schon seit Jahren im gleichen Trott“, wird damit überflüssig. Die Impulse kommen durch die unterschiedlichen Entwicklungsphasen und Lebensübergänge von den Kindern.

 

Energie aus dem Konsumtempel

Gottfried Muntschick hat Spaß an einem – aus Männersicht – ziemlich exotischen Hobby.

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Wie im Schleudergang

Elisabeth Vollmer über nächtliches Danken und ein spontanes Picknick.

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Urlaub: Ein großer Schritt nach vorn

Manche haben ihn schon hinter sich, die anderen dürfen sich noch darauf freuen: Urlaub. Eine Zeit zum Erholen, für gemeinsame Erlebnisse und neue Eindrücke. Aber Urlaub ist noch viel mehr. Denn gerade im Urlaub machen Kinder oft wichtige Entwicklungsschritte. Viele Kinder verabschieden sich zum Beispiel von Windel oder Schnuller. Denn im Urlaub haben die Eltern mehr Zeit und mehr Gelassenheit, solche „Projekte“ anzugehen. Aber auch die ungewohnte Umgebung fordert zu neuen Entwicklungsschritten heraus. Konnte das Kleinkind bisher keine Treppe allein bewältigen, weil es in der Wohnung zu Hause keine gibt, lernt es das im Ferienhaus. Und auch größere Kinder machen neue Erfahrungen: Ohne Hilfe duschen, allein ein Eis kaufen, im Meer schwimmen, tauchen lernen …

Viele dieser Entwicklungsschritte ergeben sich einfach so und nach dem Urlaub reibt man sich verwundert die Augen. Aber manches – wie der Abschied von der Windel oder das Schwimmenlernen – lässt sich auch bewusst planen. Nur bitte ohne Stress – schließlich ist ja Urlaub!

Eltern können im Urlaub übrigens auch Entwicklungsschritte machen. Vielleicht ergibt sich ja die Möglichkeit, ein Hobby oder eine Sportart (neu) zu entdecken. Beim Urlaub auf dem Bauernhof steigt Papa mal (wieder) aufs Pferd. Mama bucht einen Surfkurs. Oder nimmt ein leeres Notizbuch mit, um endlich mal mit dem Schreiben anzufangen.

Genießen Sie Ihren Urlaub – mit all seinen Möglichkeiten! Und freuen sie sich an jedem Schritt, den eins Ihrer Familienmitglieder macht!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Pfeffermühle rettet Familien

Ist es bei euch auch so: Mama ruft zum Essen, aber keiner reagiert, weil alle auf einen Bildschirm starren? Und wenn sie sich dann zum Esstisch bequemen, kommt das Smartphone natürlich mit. Linda könnte ja ein Foto ihrer neuen Hotpants auf Instagram posten. Papa könnte eine wichtige dienstliche Mail bekommen. Und Jannis muss online sein, falls in der Fußballgruppe der Treffpunkt für das morgige Turnier mitgeteilt wird. Und so stopfen sich alle wortlos ihre Spaghetti in den Mund, während sie mit Facebook, Whatsapp oder Chefkoch-App beschäftigt sind …

Einen schönen Werbegag dazu hat sich der Pasta-Saucen-Hersteller Dolmio überlegt: Sie haben eine Pfeffermühle entwickelt, die nicht nur Pfeffer mahlen kann (das wäre ja auch keine Meldung wert), sondern die auch elektronische Geräte wie Smartphones, Tablets oder Fernseher ausschaltet. Ziel ist es, dass Familien beim gemeinsamen Essen wieder miteinander reden und nicht nur auf Bildschirme starren.

Die Prototypen wurden von australischen Familien getestet. Dazu gibt es auch ein eindrucksvolles Video: www.youtube.com/watch?v=HUgv5MDF0cQ.

Zu kaufen gibt es die originellen Pfeffermühlen allerdings noch nicht und ich bezweifle, dass es sie geben wird. Wahrscheinlich wollte Dolmio mit diesem Video vor allem den Markennamen ins Gespräch bringen – und das ist ihnen ja auch gelungen.

Aber würdet ihr so eine Mühle kaufen? Fändet ihr sie hilfreich? Könnte sie euer Familienleben retten?

Was ich mich allerdings noch viel mehr frage: Ist es schon so weit mit uns gekommen, dass wir solche Tricks nötig haben? Können wir das Problem, dass beim Essen alle auf Bildschirme starren – wenn es denn so ist –, nicht anders lösen?

Wie wäre es zum Beispiel mit der guten alten Familienkonferenz? Ach nein, funktioniert ja nicht, weil alle mit dem Smartphone beschäftigt sind …

Dann müssen vielleicht die Eltern ran und ihr Phone während des Essens weglegen. Oh, ich fürchte, das ist zu viel verlangt. Schließlich bekommen sie ja wirklich wichtige Nachrichten – im Gegensatz zu den Kids und Teens, die nur sinnfreie Posts verschicken …

Aber auf uns Eltern kommt es eben an! Und wenn wir wollen, dass beim gemeinsamen Essen über Klassenarbeiten, Wochenendgestaltung und Fußballergebnisse geredet wird, müssen wir auch die Voraussetzungen schaffen. Also Fernseher aus und Handy weg! Und mit den Kids und Teens sollte man das am besten von vornherein abklären. Bevor sie ein Smartphone oder Tablet bekommen, wird ein „Vertrag“ aufgesetzt mit Regeln, über die man sich gemeinsam verständigt. Dazu gehört auch die Regel „Kein Bildschirm beim Essen.“ Die Pfeffermühle kommt trotzdem auf den Tisch. Vielleicht muss Mamas Chefkoch-Rezept ja noch nachgewürzt werden!

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Kirche braucht Familien – Familien brauchen Kirche

Familie und Gemeinde – das ist eine vielseitige, bunte Beziehung. Von Stefanie Böhmann

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Familien-Fernsehabend vor dem Aus?

Letzten Freitagabend haben wir uns als Familie aufs Sofa gekuschelt und den Kinderfilm auf KIKA zusammen gesehen. Mit einer großen Tüte Chips natürlich. Wir haben gemeinsam gelacht und geweint (na gut, geweint habe eigentlich nur ich – aber warum müssen diese Kinderfilme auch immer so rührend sein?).

Solche gemeinsamen Fernseh-Erlebnisse werden allerdings immer seltener. Meine Tochter (11) schaut ihre Lieblingssendungen inzwischen meist auf dem Laptop. Mein Kollege, deren Kinder schon weiter im Teenie-Alter fortgeschritten sind, berichtet, dass bei ihnen kaum noch etwas zusammen geguckt wird. Da sitzt jeder vor seinem eigenen Bildschirm, schaut Youtube oder irgendeine Mediathek. Hat ja auch Vorteile, dass man nicht immer das gucken muss, was sich die Programmmacher so ausgedacht haben. Und dass nicht der Tagesablauf von den Sendezeiten der Lieblingsserien abhängig gemacht werden muss.

Aber schade ist es trotzdem, wenn dieser Teil des Familienlebens abhanden kommt. Noch funktioniert es bei uns. Noch kann ich abends mit den Kindern logo! gucken. Noch können wir über gemeinsame Fernseherlebnisse lachen. Aber ich werde nicht verhindern können, dass diese Erlebnisse seltener werden. Oder vielleicht doch? Wie ist es bei euch? Ist der Familien-Fernsehabend noch zu retten?

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

 

Rückzug in die heile Familienwelt?

Mein Smartphone piept. Eilmeldung von Spiegel Online: Boko Haram hat in Nigeria eine ganze Stadt ausgelöscht. Wieder so eine Meldung, die ich schier nicht ertragen kann. Nach dem Terror in Paris, dem Horror in Syrien und im Irak, der Ebola-Katastrophe … Abends schaue ich aber doch die Tagesthemen, setze mich auseinander mit dem Überfall auf Charlie Hebdo, dem Terror in Nigeria und anderswo. Freue mich über die Welle der Solidarität unter dem Motto „Je suis Charlie“, spüre aber auch meine Sehnsucht, die Augen vor all dem zu verschließen. Mich mit meinem Kind aufs Sofa zu setzen und ihm vorzulesen …

Mein Glaube hilft mir – aber nur begrenzt. Ja, ich kann die Ereignisse, die mich erschrecken und belasten, an Gott abgeben. Aber das ändert ja nichts für die betroffenen Menschen. Ich wünsche mir, dass Gott stärker eingreift, mehr verhindert. Warum tut er das nicht? Und was kann ich schon tun? Und wenn ich etwas tun könnte – wäre ich dazu bereit?

Im ZEIT Magazin lese ich einen Artikel über den Trend zur Weltflucht. Angesagte Themen wie Achtsamkeit und Entschleunigung, die neue Lust an Hand- und Gartenarbeiten, der Erfolg von Zeitschriften wie FLOW und Landlust verdeutlichen diesen Zeitgeist. Ich fühle mich ertappt. Gut, ich engagiere mich in Schule und Gemeinde, aber ich genieße es auch, mich in meine heile Familienwelt zurückzuziehen: Plätzchen backen mit meinen Kindern, shoppen mit meiner Tochter, meinen Sohn beim Fußballturnier anfeuern.

Wie geht ihr mit dieser Herausforderung um? Gelingt es euch, die Augen nicht zu verschließen vor den Schrecken dieser Welt und trotzdem Marmelade zu kochen? Wie viel Engagement schafft ihr neben Familie und Job? Wofür würdet ihr gern kämpfen?

Auch mit Family versuchen wir, eine Balance zu finden. Berichten über Flüchtlinge aus Syrien und veröffentlichen Basteltipps. Stellen eine Familie vor, deren Kind starb und geben Tipps für den gemütlichen Eheabend. Auch das empfinde ich immer wieder als Herausforderung: Was ist wichtig? Wichtiger? Viele offene Fragen …

Bettina Wendland

Family-Redakteurin

Überwiegend Ehepaare

Die meisten Familien in Deutschland bestehen aus Ehepaaren mit einem oder mehreren Kindern. Das hat der Mikrozensus ergeben, die größte jährliche Haushaltsbefragung in Deutschland und Europa. 2013 waren danach 70 Prozent der insgesamt knapp 8,1 Millionen Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind Ehepaare. 10 Prozent der Familien bestanden aus nichtehelichen oder gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Der Anteil der Alleinerziehenden betrug 20 Prozent. Zwar ist demnach die Lebensform Ehe dominierend, ihr Anteil sinkt allerdings. 1996 lag er noch bei 81 Prozent.

Quelle: destatis.de