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Umweltbewusst reisen? So gelingt der nachhaltige Familienurlaub

Familien planen schon jetzt den wohlverdienten Urlaub für das nächste Jahr. Wie gelingt es, diesen zu genießen und gleichzeitig umweltbewusst und nachhaltig zu reisen?

Langsam neigt sich das Jahr dem Ende zu und erste Gedanken drehen sich um den Urlaub im nächsten Sommer. Nachhaltigkeit kann und sollte ein Aspekt sein, den man in der Urlaubsplanung berücksichtigt, denn Tourismus und Freizeitaktivitäten auf Reisen haben enorme Auswirkungen auf die Luft- und Wasserqualität, die Biodiversität und das Landschaftsbild. Im Urlaub verbrauchen wir meist mehr Ressourcen als zu Hause – sei es Wasser, Energie oder Lebensmittel. Unsere Verantwortung ist es aber, die Erde zu bewahren steht. Und sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch gegen die Ausbeutung des Globalen Südens spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle.

Sanfter Tourismus

Daher wird „nachhaltiges Reisen“ immer beliebter. Gemeint ist damit eine Form des Tourismus, die im besten Fall keine negativen Folgen für die Natur und Bevölkerung am Zielort hat. Wer sanft oder nachhaltig verreist, belastet die Umwelt so wenig wie möglich und versucht, die Kultur im Reiseland nicht (negativ) zu verändern, sondern passt sich an.

Worauf sollten wir also konkret achten, wenn wir als Familie oder als Paar nachhaltig verreisen wollen? Es beginnt schon bei der An- und Abreise. Wie gelangen wir möglichst umweltschonend an unseren Zielort? Muss es wirklich ein weit entferntes Reiseziel sein? Können wir mit der Bahn anreisen? Flüge oder Kreuzfahrten sind bekanntlich problematisch, da diese besonders viele CO2-Emissionen mit sich bringen. Wenn man nur zu zweit unterwegs ist und mit dem Auto fahren möchte, ist es auch eine gute Idee, eine Mitfahrgelegenheit zu nutzen oder anzubieten, zum Beispiel über blablacar.de. Das spart auch Geld.

Nachhaltig reisen

Nachhaltig reisen geht mit sanftem Tourismus einher und bedeutet, sich auch vor Ort verantwortungsvoll zu verhalten: Müll vermeiden, Wasser und Strom sparen, aber auch die Kultur und Traditionen respektieren und die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu zerstören.

Wie können wir uns also auch am Urlaubsziel möglichst umweltschonend fortbewegen? Gibt es öffentliche Verkehrsmittel oder Sharing-Modelle, die wir nutzen können? Können wir gar mit dem Fahrrad fahren?

Eine nachhaltige Unterkunft zu finden, ist mittlerweile nicht mehr schwierig. Es gibt immer mehr Hotels oder Ferienbauernhöfe, die mit saisonalen und regionalen (Bio-)Lebensmitteln kochen, Bio-Textilien verwenden, naturnah gebaut sind, Ressourcen aus der Umgebung und Ökostrom nutzen und dies durch Siegel und Zertifikate nachweisen. Beim Urlaub im Ferienhaus können wir unser nachhaltiges Verhalten von zu Hause weiterverfolgen – oder den Urlaub nutzen, um etwas Neues auszuprobieren: Brot selbst backen, möglichst plastikfrei einkaufen…

Und schon das Packen können wir nachhaltig gestalten: Wir sollten nur so viel einpacken, wie wir benötigen. Weniger Gewicht bedeutet weniger Emissionen bei der Fortbewegung. Was ist in der Grundausstattung in unserer Unterkunft enthalten? Was bringen wir von zu Hause mit, um unnötigen Müll zu sparen (Soda-Stream, Bienenwachstücher…)?

Für das Freizeitprogramm können wir nachhaltige Projekte und Aktivitäten einplanen: Ruderboot oder Stand-up-Paddling statt Motorboot, Radtour statt Ausflug mit dem Auto. Und brauchen wir wirklich noch ein zehntes Souvenir? Außerdem können wir mit offenen Augen unsere Wege gehen und Müll einsammeln, wo er nicht hingehört.

Eine gute Wahl treffen

Wie finden wir nun den richtigen Ort für den nächsten Urlaub? Können wir jeder Unterkunft trauen, die behauptet, sie sei nachhaltig? Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das herauszufinden: Sucht auf der Homepage oder auf Social Media nach Informationen über die Nachhaltigkeit der Unterkunft. Über besonders innovative und nachhaltige Unterkünfte gibt es manchmal auch Reportagen und Berichte im Internet oder in Magazinen. Hilfreich können auch die Bewertungen anderer Gäste sein. Oder ihr fragt direkt bei der Unterkunft nach.

Vielleicht gibt es sogar Projekte und Aktivitäten, an denen sich die Gäste beteiligen können – und an denen im besten Fall auch Kinder oder Jugendliche Spaß haben.

Plattformen für nachhaltige Unterkünfte

Öko-Reiseportale helfen dabei, eine Vorauswahl zu treffen. So findet ihr zum Beispiel auf goodtravel.de Unterkünfte ausgewählt nach Kriterien wie Architektur (naturnahe Bauweise), Umwelt (bewusste Nutzung von Ressourcen) oder Kulinarik (regionale und frische Bioküche) in jeder Preiskategorie.

bookitgreen.com bewertet Unterkünfte nach bestehenden Zertifikaten im Tourismus, den eigenen 15 Nachhaltigkeitskriterien und den Bewertungen der Gäste (neben Sauberkeit und Freundlichkeit auch Nachhaltigkeit). Für jede Buchung pflanzt das Unternehmen einen Baum. fairweg.de wählt Hotels basierend auf ihren zwölf Nachhaltigkeitskriterien aus. Dazu zählen das Angebot an Bio-Lebensmitteln und Bio-Textilien, eine E-Ladestation, Ökostrom und eine Solaranlage. Ihr könnt auch ein Hotel in Verbindung mit einem Flug dorthin buchen. Fliegen zählt nicht zu den umweltschonenden Reisemethoden, daher bietet die Plattform eine CO2-Kompensation der Flüge an.

Unterkünfte auf forumandersreisen.de orientieren sich an Mensch und Umwelt, indem die Ressourcen vor Ort sorgsam und gezielt genutzt und die wirtschaftliche Entwicklung in den Reiseländern unterstützt werden. Der Urlaub soll besonders ethisch und sozial gerecht sein.

renatour.de ist spezialisiert auf naturnahes Reisen und hat vor allem für Familien nachhaltige Angebote. Bei den Unterkünften wird Wert auf eine gesunde, landestypische Küche möglichst in Bio-Qualität gelegt. Hier findet ihr eine europaweite übersichtliche Auswahl an Urlaubsangeboten wie „Single mit Kind“, „Urlaub mit Teenagern“ oder „Urlaub mit Tieren“.

Nachhaltiges Reisen wird immer einfacher. Warum es also nicht einfach mal probieren?

Helena Berger ist Voluntärin bei der Zeitschrift Family.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Mit diesen 5 Tipps meistern sie die Work-Life-Balance

Kann es gelingen, Familie und Beruf so zu planen, dass alle zufrieden sind? Coach Christine Jaschek gibt fünf Tipps, wie Paare den passenden Weg für sich finden können.

Überall wird sie diskutiert, gefordert und propagiert: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch in der Realität stoßen Familien an diesem Wunsch immer wieder an wie an einer Glastür. Diese „Glastür“ können äußere Rahmenbedingungen wie der Wohnort, die Kinderbetreuungszeiten, der Arbeitgeber, aber auch innerfamiliäre Einflüsse sein. Oder eine weltweite Pandemie. Am Ende steht die resignierte Schlussfolgerung: Es funktioniert nicht und ist ein Wunschdenken.

Klar ist, dass sich bei den Unternehmen, in der Gesellschaft und in der Politik noch viel bewegen muss, damit sich eine Vereinbarkeit für alle umsetzen lässt. Dennoch beginnt Veränderung im Kleinen. Daher sollte jede Familie für sich an der Umsetzung des Wunschtraums der Vereinbarkeit von Familie und Beruf arbeiten. Besonders in der letzten Zeit waren Familien und Arbeitgeber gezwungen, in kurzer Zeit viel in Sachen Vereinbarkeit dazuzulernen und auszuprobieren: Was ist machbar? Wo sind Grenzen? Welche Modelle sind erfolgreich und welche nicht?

Ganz zu Beginn möchte ich klarstellen, dass für jede Familie die Vereinbarkeit anders aussieht, egal, ob mit Eltern in einer Paarbeziehung, in einer Patchworkfamilie oder als Alleinerziehende. Das ist auch gut so. Die perfekte Anleitung oder Empfehlung gibt es nicht. Aber es gibt ein paar Tipps, die helfen, die Vereinbarkeit so umzusetzen, dass alle in der Familie glücklich sind. Wir arbeiten in unserer Familie immer wieder daran, und auch in meinen Coachings sind es oft dieselben Themen, über die wir sprechen.

1. Vereinbarkeit beginnt mit der Kinderplanung

Bereits vor der Kinderplanung sollte man sich als Paar darüber einigen, wie das Familienleben aussehen kann, wenn Kinder da sind. Keiner sollte sich scheuen, seine Vorstellung darüber zu äußern. Es gibt keine Tabus – jeder Wunsch oder jede Vorstellung hat seine Berechtigung. So gelangt man zu einer gemeinsamen Vorstellung, weil jeder vom anderen weiß, was er oder sie sich wünscht. In dieser Zeit wird die Basis für ein gemeinsames Familienleben gelegt.

Eine wichtige Frage ist, wie sich die Familie finanziert. Hierfür gibt es viele individuelle Antworten: Für Familien mit beiden Eltern können die Modelle des Alleinverdieners oder das eines Voll- und eines Teilzeitverdieners interessant sein, aber auch, dass beide Vollzeit arbeiten oder beide Teilzeit oder jedes andere Modell. Wichtig dabei ist, dass jeder das Recht hat, dass seine Vorstellung ernst genommen und gemeinsam an einer Basis gearbeitet wird. Denn jeder kann nur glücklich sein, wenn er seine Bedürfnisse erfüllt sieht. Alleinerziehende haben in dieser Frage weniger Auswahl: Bei ihnen ist der finanzielle Druck höher, weil er auf den Alleinerziehenden allein liegt – vom Unterhalt abgesehen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Zwei Berufstätige

Meinem Mann und mir war von Anfang an klar, dass ich in jedem Fall arbeiten will. Ich selbst war vor meiner Selbstständigkeit wie er in verschiedenen Leitungspositionen tätig. Gleichzeitig hatten wir uns bewusst für unsere Kinder entschieden. Uns war klar, dass wir das Doppelverdiener-Modell wählen würden. Ich arbeite nicht Vollzeit, aber einen hohen Stundensatz, und er in Vollzeit. Da er in seinen Leitungspositionen sehr flexibel war und ist, können wir viel gemeinsame Zeit mit unseren Kindern genießen.

Bis heute ist es uns wichtig, dass wir beide so arbeiten, dass genügend Zeit für unsere Kinder und unsere Familie bleibt und unsere Kinder nicht von morgens bis abends in der Kindertageseinrichtung sind. Bei uns heißt das, dass mein Mann sie morgens hinbringt und ich früh zu arbeiten beginne. Ich hole sie am frühen Nachmittag ab und spätestens zum gemeinsamen Abendessen treffen wir uns alle wieder zu Hause. Natürlich wird im Lauf der Jahre dieses Modell immer wieder in Frage gestellt, angepasst oder verändert. Leben ist Veränderung, genauso wie die Art und Weise, wie wir Familie gestalten.

2. Investiert in eine starke Paarbeziehung!

Eltern sein ist schön, aber nicht alles! Um gemeinsam die Anforderungen des Alltags zu meistern, ist eine feste Paarbeziehung wichtig. Diese kann im Alltagstrubel schnell verloren gehen, weil man sich gegenseitig aus den Augen verliert und nicht mehr aufeinander achtet. Der Fokus liegt auf der Bewältigung des Alltags und auf den Kindern. Deshalb sind gemeinsame Auszeiten ohne Kinder wichtig. Es braucht anfangs Mut, loszulassen, aber mit zunehmender Routine geht es besser. Zu Beginn hält man sich lieber in kurzer Reichweite auf, sodass man schnell bei den Kindern sein kann. Wenn sich alle daran gewöhnt haben, kann man den Radius erweitern. In Zeiten digitaler Kommunikation ist man schnell informiert und kann jederzeit reagieren. Übrigens genießen es die Kinder auch, einmal ohne Eltern zu sein.

Mein Mann und ich versuchen, einen Abend im Monat für uns zu planen, an dem wir beide ohne Kinder Zeit miteinander verbringen. Das kann ein Kinobesuch, ein gemeinsames Essen oder eine gemeinsame Aktivität sein. Einmal im Jahr fahren wir zusammen ohne Kinder für ein Wochenende weg. Da wir generell viel verreisen, haben wir daneben noch viele Zeiten, in denen wir zusammen mit den Kindern unterwegs sind. Für die Abende ohne Kinder haben wir einen Babysitter oder fragen die Großeltern. Natürlich hat dieses Vorhaben in den zurückliegenden Monaten wegen der Corona-Pandemie gelitten, aber wir haben darauf geachtet, dass wir es wieder in die Tat umsetzen können, sobald es die Situation zulässt.

Wichtig ist uns, dass wir gemeinsame Erlebnisse schaffen, die uns als Paar stärken. Wir besprechen unsere Alltagssorgen, Gedanken um die Kinder, Vorstellungen für die Zukunft, unsere Wünsche und vieles mehr. Es geht darum, an der gemeinsamen (Werte-)Basis zu arbeiten für einen respektvollen und achtsamen Umgang miteinander. Gegenseitige Vorwürfe bringen keinen weiter. Schließlich haben wir uns versprochen, in guten wie in schlechten Zeiten zusammenzuhalten.

Auszeit alleine nicht vergessen!

Ich kann nur jedem empfehlen, sich zu trauen und die Kinder einen Abend oder ein Wochenende anderweitig gut betreuen zu lassen. Diese Zeit ist wertvoll und hilft, als Paar bestehen zu bleiben. Nur wenn man versteht, warum sich der andere gerade so verhält, kann man gemeinsam daran arbeiten und Änderungen umsetzen. Daneben sollten Auszeiten allein ebenfalls möglich sein, um sich beispielsweise mit Freunden zu treffen. Denn wir alle sind für uns selbst verantwortlich, müssen für uns selbst sorgen und bleiben trotz Familie auch eigenständige Personen. Und deshalb darf es ruhig auch einmal der Abend ganz ohne Mann und Kinder sein, um in Ruhe und in aller Ausführlichkeit mit der Freundin zu reden. Pausen gelten auch für Alleinerziehende! Und sie sollten sich diese auch nehmen. Entweder kann man mit dem anderen Elternteil eine entsprechende Aufteilung besprechen oder man hat Eltern, gute Freunde oder einen Babysitter, die einem die benötigten Pausen verschaffen können.

3. Gemeinsam ist man stark

Die Rolle des Vaters hat sich in den letzten Jahren gesellschaftlich extrem gewandelt. Väter wollen heute mehr denn je ihren Teil zum Familienleben und der Erziehung beitragen. Sie wollen nicht nur zusehen, sondern Bestandteil sein. Vereinbarkeit lässt sich besser realisieren, wenn jeder seinen Beitrag leistet. Sei es im Familienleben, weil die Aufgaben im Haushalt geteilt werden, sei es in der Kinderbetreuung, weil auch der Vater Zeiten in der Betreuung übernimmt, und sei es im Berufsleben, weil jeder finanziell seinen Beitrag leistet und somit das Einkommen gesichert ist. Zeiten, die Kinder allein mit dem Vater verbringen, sind ebenso wertvoll wie Zeiten, in denen sich die Mutter allein um die Kinder kümmert. Jedes Elternteil erzieht anders, davon profitieren die Kinder ungemein.

Damit schließt sich auch der Kreis zu Tipp 2. Je besser die gemeinsame Basis als Paar ist, desto stärker ist man zusammen! Dies gilt auch für getrennt lebende Eltern, denn auch wenn man kein Paar mehr ist – Eltern bleibt man ein Leben lang. Und damit auch in dieser Verantwortung. Klar gibt es Arbeitsplätze, die dies besser oder schlechter bewerkstelligen lassen. Aber in Zeiten des Fachkräftemangels und der beständigen Diskussion um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben auch Arbeitgeber erkannt, dass sie sich an dieser Stelle bewegen müssen. Die Umsetzung von Home-Office in den letzten Monaten ist nur ein Beispiel für eine Maßnahme, die vorher bei vielen Tätigkeiten als undenkbar gegolten hat oder nur sehr ausgewählt gewährt wurde. Daher kann ich nur raten, dem Arbeitgeber gegenüber mutig seine Wünsche zu äußern. In den meisten Fällen lässt sich eine Lösung finden, die beiden Seiten gerecht wird.

4. Achtet auf die Kinder!

Bisher haben wir den Blick auf die Eltern gelegt, denen die Vereinbarkeit gelingen muss. Aber in diesem System gibt es einen wichtigen Faktor, um den sich alles dreht: die Kinder. Sie sind ein guter Gradmesser, ob das aktuelle Familienleben gut ist und für alle passt. Sind die Kinder ausgeglichen und entspannt, kann man davon ausgehen, dass auch sie sich in dem System wohlfühlen. Kann man Änderungen in den Verhaltensweisen erkennen, wie plötzliche Aggressivität, schlechte Laune, keine Lust auf bisherige Aktivitäten, Anhänglichkeit, Weinerlichkeit oder Ähnliches, dann sollte man genauer und kritisch hinsehen. Kinder können ihre Gefühle erst mit zunehmendem Alter in Worte fassen. Anfangs drücken sie ihre Gefühle über ihr Verhalten aus. Deshalb muss man sie genau im Auge behalten und bei eindeutigen Anzeichen kritisch überlegen, was der Auslöser sein kann.

5. Reduziert den Druck!

Stress und Druck sind bekannte Phänomene im Familienleben. Sie entstehen auf mehreren Ebenen. Besonders, wenn beide Elternteile arbeiten oder nur der alleinerziehende Elternteil, ist das oft mit Stress verbunden. Jeder steht zeitlich unter Druck: pünktlich auf der Arbeit sein, die Kinder pünktlich abholen und daneben noch Arztbesuche, Einkaufen, Hobbys und vieles mehr. Es gibt genug zu tun, deshalb kann es hilfreich sein, die Kinderbetreuungszeiten großzügiger zu buchen. Das bedeutet, dass ein zeitlicher Puffer morgens und/oder abends entsteht. Dies kann beispielsweise zwischen Arbeitsende und dem Abholen der Kinder sein, sodass man nicht unter Druck nach Hause fahren muss oder noch Zeit hat für ein paar Erledigungen oder einfach zum Durchatmen nach einem stressigen Arbeitstag.

Stress wirkt sich auch auf die Kinder aus! Deshalb empfiehlt es sich umso mehr, für ein gutes Zeitmanagement zu sorgen. Auch im Hinblick auf sich selbst: Wer gestresst ist, macht Fehler. Ein anderer Druck, unter dem Eltern oft leiden, ist der Druck, perfekt zu sein. Macht euch frei davon! Es ist egal, ob Krümel auf dem Boden liegen, wenn das Kind spielen will. Die Krümel können warten. Die Kinder aber wollen die freie Zeit mit den Eltern genießen. Und wenn die Eltern oder der Vater oder die Mutter sich die Zeit nehmen und alles andere hinten anstellen, wird das die Erinnerungen schaffen, von denen Kinder als Erwachsene zehren.

Ungewöhnliche oder als ungewöhnlich wahrgenommene Lebenskonzepte können oftmals Skepsis bei anderen auslösen. Auch davon muss man sich freimachen. Wichtig ist, dass ihr euch – Eltern und Kinder – wohlfühlt, ob mit oder ohne Krümel auf dem Boden, in einem traditionellen Familienbild oder einem modernen. Damit schließt sich der Kreis: Jede Familie benötigt ihr individuelles Vereinbarkeits- und Lebenskonzept, in dem alle zufrieden sind!

Habt Spaß!

Natürlich braucht es Mut, sich zu lösen und neue Wege in der Gestaltung des Familienlebens zu gehen. Je mehr Einigkeit im Elternpaar herrscht, umso besser kann man mit Fragen oder gutgemeinten Ratschlägen umgehen, die deutlich machen, dass andere die Entscheidung nicht nachvollziehen können. Wer sich Vereinbarkeit wünscht und dem Familienleben oberste Priorität einräumt, folgt einer neuen gesellschaftlichen Sichtweise. Diese unterscheidet sich bereits von der Sichtweise unserer Eltern. Denn für diese war es noch deutlich klarer, dass sich das Familienleben dem Beruf unterordnen muss. Heute hat sich das gewandelt, viele ordnen das Familienleben als gleich wichtig zum Beruf ein. Am wichtigsten ist: Das Leben mit Kindern soll Spaß machen! Nur mit Humor können wir auch einmal die schlechten Launen unserer Kinder oder unsere eigenen schlechten Phasen kompensieren. Je glücklicher die Familienmitglieder sind, desto glücklicher ist das Familienleben!

Christine Jaschek ist verheiratet und hat zwei Kinder. Viele Jahre war sie in Leitungspositionen tätig, heute arbeitet sie selbstständig als Unternehmensberaterin sowie als Coach: christine-jaschek.de

Mutter Carolin erzählt: Mit diesen 5 Tipps wird der Urlaub mit Kindern zum Highlight

Jahrelang war der Familienurlaub für Carolin Nesgaard mehr Frust als Freude. Doch mit ihrer Reise nach Norwegen änderte sich alles.

„Das machen wir nie wieder!“ Wie oft haben mein Mann und ich uns nach einem Familienurlaub angeschaut und diesen Satz ausgesprochen? Die Liste der Urlaubsmisserfolge ist lang: als einzige Familie im Dunkeln und in der Kälte morgens um sechs Uhr am Campingplatz frühstücken, in der Nacht im Auto sitzen wegen Gewitter am Campingplatz, ein Programm nach dem nächsten organisieren beim Urlaub in einer Ferienwohnung …

Nach dem Urlaub erschöpfter als vorher

Danach fühlte ich mich nicht selten krank. Jedenfalls erschöpfter als vorher. Oft hatte ich den Eindruck, dass wir allein mit unseren Eskapaden waren. Alle anderen Familien schienen entspannte und erholsame Urlaube zu verleben. Nur wir kamen jedes Mal mit oben zitiertem Satz nach Hause anstatt mit begeisterter Miene. Was machten wir nur falsch? Sind unsere Bedürfnisse zu verschieden? Da gibt’s den hyperaktiven Mann, der ständig in Bewegung sein muss und dem es schnell zu heiß ist. Die hochsensible Tochter, die am liebsten nur Natur um sich hat. Die introvertierte Mutter, die möglichst wenig Ansprache möchte. Die extrovertierte Tochter, die ständig Action will, ohne sich anzustrengen. Und die Tochter, der Baden am wichtigsten ist und die Schlösser am meisten interessieren. Fünf Personen, und keine gleicht der anderen.

Nun stand 2020 in Corona-Zeiten wieder der Sommerurlaub vor der Tür – nicht gerade die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Urlaub. Den ursprünglich nach Stockholm gebuchten Flug tauschten wir in einen Voucher um und beobachteten die Corona-Lage. Als Norwegen Mitte Juli die Türen für deutsche und andere europäische Touristen öffnete, buchten wir kurzfristig nach Oslo um. 18 Jahre nach unserer Hochzeitsreise wollten wir das Land mit unseren Kindern besuchen, die durch ihren halbdänischen Papa mit der skandinavischen Kultur verbunden sind. Die Erwartungen an den Urlaub waren meinerseits kleiner denn je und die Erschöpfung vorher größer denn je. Keine gute Kombi.

Bestens ausgerüstet

Und trotz allem wussten mein Mann Thomas und ich, dass wir als Familie nach all den vielen Einschränkungen in der Corona-Zeit und der Streichung unseres Pfingsturlaubs unbedingt einen Tapetenwechsel brauchten. Monate im Voraus (damals noch mit Schweden als Ziel) hatten wir angefangen, unsere Outdoor-Ausrüstung aufzustocken, damit der Urlaub gelingen konnte: Jedes Mädchen hatte einen Trekking-Rucksack zum Geburtstag bekommen. Isolierjacken wurden für die zu erwartenden kühlen Abende gekauft. Wanderhosen und Quick-Dry-T-Shirts haben wir ebenfalls besorgt. Die Wanderstiefel kamen erst am Abend vor unserem Abflug an (Gott ist nie zu spät, aber oft auch nicht zu früh). Ein Drei-Mann-Zelt hatten wir bereits, das war aber auch schon 16 Jahre alt. Ein Freund überließ uns sein 17 Jahre altes Zwei-Mann-Zelt.

Beide Zelte wurden in der ersten Nacht in Oslo am Campingplatz einem großen Test unterzogen: schon wieder eine Gewitternacht! Über eine Stunde verbrachten wir im Waschhaus und hofften, dass die Zelte den über uns brausenden Donnern, hell aufleuchtenden Blitzen und dem Starkregen standhalten würden. Die Erleichterung war groß, als alles im Wesentlichen trocken geblieben zu sein schien.

Unglaublich schöne Erlebnisse

Nach diesen und anderen Anlaufschwierigkeiten kam der Urlaub für uns so richtig in Fahrt, als es mit dem Zug gen Nordwesten zum Fjordland ging. Als Familie spielten wir uns immer besser ein: Zelt aufbauen, Zelt abbauen (insgesamt viermal), die Kinder spülen jeweils zu zweit im Wechsel ab, Wäsche wird von Hand gewaschen, Rucksäcke werden gepackt und auch mal ein paar Kilometer weit zur Bus- oder Zugstation getragen (beim letzten Mal sogar ohne Protest unserer Jüngsten). Aber das Schönste war, so viel unberührte Natur zu sehen, auf Berge zu wandern und unglaublich schöne Aussichten über den Fjord oder das Meer zu bestaunen. Im vom Schmelzwasser gespeisten Fluss und im 15 Grad kalten Meer zu baden – wie belebend! Verwunschene Wanderwege zu entdecken, die in keinem Reiseführer stehen. Eine letzte Nacht in einer urgemütlichen Jugendherberge zu verbringen.

Es war ein wundervoller Urlaub trotz zwei gebrochener Zeltstangen (Materialermüdung nach 16 Jahren) und Zeltabbau im Regen inklusive der Feststellung, dass der Zeltboden auch nicht mehr dicht war. Und da war sie endlich wieder, oder vielleicht sogar zum ersten Mal: die Überzeugung für einen Familienurlaub, der uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Fünf Tipps für glückliche Erinnerungen

Den Ausdruck „Creating memories“ hörte ich zum ersten Mal vor 15 Jahren. Als Hauseltern an einem internationalen, christlichen Internat in Indien wurde uns damals der Hinweis gegeben, dass man glückliche Erinnerungen nicht dadurch schafft, dass man zusammen Filme guckt. Das kann auch mal nett sein. Glückliche Erinnerungen sind jedoch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Der dänische Glücksforscher Meik Wiking hat ein ganzes Buch zu dem Thema geschrieben. Einige seiner Tipps daraus haben wir umgesetzt:

1. Erste und außerordentliche Erlebnisse werden in der Erinnerung besser

Unsere Kinder waren zum ersten Mal in Norwegen, haben zum ersten Mal von oben in einen Fjord heruntergeschaut, zum ersten Mal im zehn Grad kalten Fluss gebadet …

2. Mit allen Sinnen erleben und Aufmerksamkeit investieren

Das ist sozusagen das Gegenteil zur digitalen Welt. Smartphones sind zu unseren „Weapons of mass distraction“ (Massenablenkungswaffen) geworden. Um mich zu erinnern, brauche ich die volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt, auf Geruch, Geschmack, Geräusch, Gefühl, Blick aufs Detail. Die einzigen digitalen Medien, die von unseren Kindern im Urlaub genutzt wurden, waren daher E-Readers und Fotokameras. Wir Eltern hatten Smartphones dabei, was zur Organisation und Planung unerlässlich war. Dafür habe ich mir bewusst die Facebook-App vom Handy genommen und war in der Zeit kein einziges Mal in diesem sozialen Medium unterwegs. Wir haben immer wieder versucht, unsere Kinder zum Staunen zu bringen und das Besondere zu betonen: egal, ob das mit der Sprache, der Kultur oder der Geografie zu tun hatte. Unsere Kinder haben dadurch zum ersten Mal eine Flussmündung mit Gezeiten entdeckt.

Anstrengung kann positiv sein

3. Bedeutungsvolle Momente schaffen und Gipfelerlebnisse ermöglichen

Für uns war es definitiv ein Meilenstein, dass jeder sein eigenes Gepäck getragen und zum Gelingen des Urlaubs beigesteuert hat. Wir Eltern waren nicht die Unterhalter vom Dienst, die für das nächste Highlight gesorgt haben. Das mussten sich die Kinder selbst erarbeiten, zum Beispiel durch die Wanderungen mit den beeindruckenden Aussichtspunkten. Denn die Erinnerungen an Höhepunkte bleiben in deutlich besserer Erinnerung, wenn sie unter Anstrengung erreicht wurden.

4. Emotionale Verankerung

Erlebnisse, die starke Emotionen hervorrufen (positiv oder negativ), bleiben positiver in Erinnerung. Das Schild auf der Toilette eines Campingplatzes hat dies wunderbar zusammengefasst: „Life begins at the end of your comfort zone.“ Unsere Kinder wurden nicht von einem Ort bequem zum anderen geschippert. Auch die Unterkunft im Zelt war sehr einfach, genauso wie die Campinggerichte. Es war alles andere als ein Rundum-sorglos-Paket. Unlust-Gefühle mussten immer wieder überwunden werden.

5. Erinnerungen bewahren

Jeden Abend saßen wir gemeinsam am Tisch (wenn es einen gab) oder auf der Isomatte vor dem Zelt und haben jeweils in unser Tagebuch geschrieben (außer unsere Jüngste, die ab und zu etwas in ihres gemalt hat), um die Erlebnisse festzuhalten. Zu Hause durfte sich jedes Mädchen ein kleines Fotoalbum und Fotos aus dem Urlaub aussuchen, die ausgedruckt an diese besondere Zeit erinnern.

„Das machen wir wieder“

Wozu eigentlich der ganze Aufwand? Wieso sind glückliche Erinnerungen denn so wichtig? Negatives erleben wir, ob wir wollen oder nicht, und es bleibt aufgrund unserer Hirnphysiologie besonders gut in Erinnerung. Positives können wir dagegen bewusst gestalten und so einen Gegenpol dazu setzen. Denn die Glücksforschung zeigt, so Meik Wiking, dass Menschen mit ihrem Leben generell zufriedener sind, wenn sie positive Erinnerungen haben. Sie neigen dadurch sogar weniger zu Depressionen. Glückliche Erinnerungen stärken außerdem das Selbstwertgefühl und das Gefühl, geliebt zu werden. Wenn wir als Familie schöne Erinnerungen schaffen, fördern wir die Verbundenheit und stärken die Familienzugehörigkeit. Sie werden Teil unserer Identität.

Stressfrei war der Urlaub nicht. Wir haben uns und unseren Kindern einiges zugemutet, aber zum ersten Mal fühlte ich mich erfrischt und glücklich danach. Und zum ersten Mal schauten Thomas und ich uns nach einem Familienurlaub in die Augen und sagten: „Das machen wir wieder!“ Natürlich in einem anderen Land und mit einem anderen Fortbewegungsmittel (Rad?) – ihr versteht schon – um neue glückliche Erinnerungen zu schaffen …

Carolin Nesgaard lebt mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern (8, 12 und 14 Jahre) in München. Sie ist systemische Beraterin und Sprachheilpädagogin M.A.

Ein perfekter Samstag

Und warum der im Ruhrgebiet besonders schön ist … Von Christian Rommert.

Was ist Glück? Ein perfekter Samstag! Seitdem die Kinder groß sind, genießen wir die Freiheit, einen Samstag so zu gestalten, wie es uns Spaß macht. Niemand, der uns zu früh aus dem Bett zwingt – wie in den Zeiten als unsere Kinder klein waren. Niemand, der uns mit dem Frühstück warten lässt – wie in Zeiten der Pubertät.

Wir stehen auf, wenn wir wach sind und fahren gemütlich zum Markt. Markt im Ruhrgebiet bedeutet auch immer, lustige Gespräche am Stand. Zum Beispiel: Auswertung des letzten Fußballspiels – mein VfL Bochum hat mal wieder in der Nachspielzeit einen Ausgleich kassiert. Oder – wenn das Spiel erst noch stattfindet: Analyse des später anstehenden Fußballspiels – wird mein VfL Bochum mal wieder in der Nachspielzeit den Ausgleich kassieren?

„WAT GIBSTE IHM DAFÜR?“

Katrin und ich könnten stundenlang am Kaffeestand mit einem pain au chocolat und einem Cappuccino stehen und den Leuten zuschauen. Wir ziehen weiter zum Obststand. „Die Erdbeeren sind der Hammer!“, spricht einer mich an. „Der muss es wissen“, antwortet der Verkäufer, „Der kommt öfter!“ „Wat gibste ihm dafür, dass er hier an deinem Stand rumschleicht und Empfehlungen abgibt?“, lautet die erwartete Antwort. Danach Fahrt zum Supermarkt. Salat, Butter, Wurst und Schlangestehen an der Fleischtheke. Auch dort muss man einander dummes Zeug erzählen: „Du bist Schalker? Wat ist denn bei dir schiefgelaufen?“

Nach fünf Mal Currywurst mit großer Soße zum Selberaufwärmen ziehen wir zum Zeitungskiosk und holen eine Wochenendausgabe der regionalen Zeitung. Schon beim Überfliegen des Leitartikels sehe ich den ersten Rechtschreibfehler. Heimat ist dort, wo man die Regionalzeitung kauft, obwohl sie voller Fehler ist und nur Meldungen enthält, die man gestern schon online gelesen hat. Am Ausgang ein kurzes Gespräch mit dem Griechen am Feinkoststand. Ich weiß, dass er gar kein Grieche ist. Er ist Kurde, aber das ist egal, es gibt griechische Sauereien wie Oliven mit Mandeln und Aioli oder Paprika-Dip. Ich weiß, dass diese Spezialitäten wahrscheinlich spanisch oder italienisch sind, aber das ist egal, dieser Stand fühlt sich griechisch an, und Nationalitäten sind hier eh nur ein Alibi, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

WAS MACHT MAN MIT BEINSCHEIBE?

Dann ab zum Eiermann oder zur Eierfrau. Seit einigen Jahren fahren wir zu einem kleinen Bauernhof – ja, das gibt es im Ruhrgebiet. Am Eierautomaten noch ein kleines Schwätzchen mit anderen, die sich fragen, ob sie die große Fleischtüte, die der Schlachter gerade anbietet, bestellen sollen oder nicht. Wie lange reichen 20 kg von der Kuh, der man auf der Weide noch zuwinken kann, und: Was macht man mit Beinscheibe? Im Hintergrund läuten die Glocken des Kloster Stiepels.

Spätestens in diesem Moment denke ich: Hoffentlich spricht sich nicht rum, wie herrlich das Ruhrgebiet ist. Dann endlich fahren wir nach Hause. Inzwischen hat irgendeines unserer erwachsenen Kinder doch seinen Weg an unseren Frühstückstisch gefunden: „Was machst denn du hier?“ „Och, ich hatte Lust auf Frühstück mit euch!“ An solch einem Tag macht selbst der Hausputz Spaß. Mit Musik auf den Ohren schwingen wir Staubsauger und Putzlappen, machen Holz oder den Garten. Später wird gegrillt, soviel ist sicher. Das Leben ist schön und das Glück liegt vor den Füßen. Am Abend noch „Wetten, dass…?“ Das wär’s. Aber Tommy ist ja in Rente. Was soll’s! Dafür gibt es Streaming-Plattformen. Mit einem Glas Wein lassen wir den Abend vor dem Fernseher ausklingen. Ich glaube, Gott liebt Samstage! Und das Ruhrgebiet. Wir tun es auf jeden Fall.

Christian Rommert ist Autor, Redner und Berater und Fan des VfL Bochum. Er ist verheiratet mit Katrin und Vater von drei erwachsenen Kindern. Regelmäßig spricht er das Wort zum Sonntag in der ARD.
Foto: Wolfgang Wedel

Sommerferien: Was sie so wichtig macht

Von den Kindern werden sie sehnlichst erwartet, die Eltern sehen ihnen oft mit gemischten Gefühlen entgegen: die Sommerferien. Warum sie so wichtig sind und wie man sie gestalten kann.

Das Kind schultert seinen Schulranzen und geht aus dem Haus. In der Tür stehen die Eltern und sobald der Nachwuchs außer Sichtweite ist, strecken sie ihre Arme in die Luft und brechen in Jubel aus. Videos und Fotos mit ähnlichen Szenen füllen jedes Jahr die sozialen Netzwerke, wenn die Sommerferien zu Ende sind. Ich kann das gut verstehen, denn spätestens ab Ferienwoche sechs sitze ich selbst da und zähle die Tage, bis der Alltag wieder in normalere Bahnen kommt. Doch genauso sehr freue ich mich Jahr für Jahr wieder darauf, dass die großen Ferien endlich beginnen. Ich bin ein Fan dieser unverplanten Zeit.

BARFUSS ÜBER TERRASSENFLIESEN

Ich erinnere mich bis heute sehr lebhaft an diese Tage, als ich selbst noch ein Kind war. Sechs Wochen, in denen ich mir keine Sorgen ums Lernen machen musste. Sechs Wochen, in denen es keine Hausaufgaben gab, keine Noten, keinen morgendlichen Stress. Stattdessen gab es ein Planschbecken im Garten, Eis aus der Gefriertruhe und Übernachtungen bei Oma. Ich habe diese Zeit geliebt. Wenn ich heute darüber nachdenke, erinnere ich mich an Radtouren zur Fulda mit meinem kleinen Bruder. Dort angekommen, haben wir mit Chips und Trinktütchen auf einem Brückenpfeiler gesessen und uns meine Walkman-Kopfhörer geteilt. Die großen Fragen dieser Tage waren, ob Papa wohl am Abend den Rasensprenger noch einmal anstellen wird und wann wir das nächste Mal grillen. Wir haben Zelte aufgebaut und mit Freunden im Garten übernachtet, haben Tennis auf der Straße gespielt oder sind bei schlechtem Wetter mit Spielzeugautos im Flur Rennen gefahren. Diese Zeit war wertvoll, das beweist allein schon die Tatsache, dass ich mich so gut daran erinnern kann. Noch heute weiß ich, wie es sich anfühlte, barfuß über die Terrassenfliesen meiner Eltern zu laufen, eine Schüssel frisch gepflückter Erdbeeren in der Hand, und ich weiß noch, wie sie geschmeckt haben, wenn wir sie mit Dosenmilch und Zucker gegessen haben. In diesen Wochen habe ich losgelassen und aufgetankt, ich habe Momente für die Ewigkeit gesammelt und Herzensbünde mit meinem Bruder, meinen Cousins, Cousinen und Kindern aus dem Ort geknüpft.

BESSER NUR VIER WOCHEN?

Heute wird der Wert dieser langen freien Zeit in Frage gestellt. Auf den ersten Blick zu Recht. Denn immer weniger Familien verfügen über Strukturen, die es möglich machen, dass Kinder so viele Wochen am Stück zu Hause sein können. Wenn beide Eltern berufstätig sind und Großeltern nicht in der Nähe, bleiben oft nur noch kostspielige Betreuungsangebote. Wenn diese nicht verfügbar oder zu teuer sind, müssen Eltern den Jahresurlaub getrennt voneinander nehmen, um die vielen Wochen abdecken zu können. Dann sind die Kinder zwar zu Hause, doch die Familie hat keine Zeit miteinander. Kein Wunder, dass Eltern sich manchmal wünschen, die großen Ferien wären kürzer. Doch die Frage nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht das Einzige, was viele Eltern und Pädagogen heute an den langen Sommerferien zweifeln lässt. Auch die Frage, ob es bildungspolitisch sinnvoll ist, dass Kinder so lange am Stück schulfrei haben, wird diskutiert. Unsere Kinder vergessen während der Sommerferien viel von dem, was vorher gelernt wurde, heißt es oft. Und Lehrer müssten in den ersten Schulwochen wertvolle Zeit mit Wiederholung verbringen. Viele halten daher eine Ferienlänge von vier Wochen für sinnvoller.

TRÄUMEN UND HÖHLEN BAUEN

Dabei wird übersehen, dass Kinder diese Zeit benötigen. Ihr Alltag ist vollgestopft. Oft sind unsere Kinder schon in jungen Jahren eng getaktet, und zwischen Schulaufgaben, Nachmittagsprogramm und Abendessen bleibt wenig Raum für freies Spiel und Muße. Sie dürfen wenig selbstbestimmte Zeit und kreative Langeweile kennenlernen. Bereits Grundschulkinder stehen unter Stress. Lange Erholungsphasen tun ihnen genau deshalb gut. Die Sommerferien sind eine Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, die man nur außerhalb von Klassenräumen und Unterrichtsfächern machen kann. Langfristig wirkt sich dies positiv auf ihren Lernerfolg aus.

Der Umgang mit freier Zeit ist etwas, das unsere Kinder lernen sollten. Selbst Herr über unsere Zeit zu sein, überfordert selbst uns Erwachsene manchmal. Viele Kinder lernen es heute gar nicht erst kennen. Ihre Tage sind durchgeplant, die Wochen bestehen aus Ganztagsbetreuung und Vereinsleben, aus Nachhilfe und von den Eltern organisierten Verabredungen. An den Wochenenden finden Turniere statt und am Sonntag ist Kindergottesdienst. Die Sommerferien sind ein guter Anlass, diese Logik zu durchbrechen. Am Anfang mag es für uns Eltern anstrengend sein, weil wir uns gefordert fühlen und die Zeit in gewohnter Manier füllen wollen. Es liegt aber ein großer Gewinn für alle Seiten darin, dies nicht zu tun. Vielmehr können wir uns darauf verlassen, dass unsere Kinder selbst etwas finden. Vielleicht legen sie Schlafanzugtage ein. Vielleicht vertiefen sie sich in Bücher oder suchen in der Nachbarschaft nach anderen Kindern. Vielleicht nutzen sie die Zeit zum Träumen oder zum Höhlebauen. Auf jeden Fall werden sie bald selbst merken, wie gut es ihnen tut, wirklich FREIzeit zu haben und loszulassen. Sie werden dieses Wissen mit in ihr weiteres Leben nehmen, und es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie als Erwachsene für sich und ihre freie Zeit sorgen. Auch was das Vergessen von Schulstoff angeht, darf man den langen Ferien entspannt gegenüberstehen. Zwar zeigen Studien, dass es tatsächlich einen Wissensverlust gibt. Aber Wiederholungen am Schuljahresanfang sind ohnehin notwendig, um Schüler und Schülerinnen wieder auf ein gemeinsames Ausgangsniveau zu bringen. Dazu kommt, dass Pausen und Wiederholungen zu einem Lernprozess dazugehören und dass sich Gelerntes dadurch langfristig sogar besser festigt.

HERZENSMOMENTE SCHAFFEN

Es lohnt sich deshalb, wenn wir Eltern uns frühzeitig darüber Gedanken machen, wie wir die Ferien gestalten wollen und wer uns dabei helfen kann. Vielleicht können sich mehrere Familien die Kinderbetreuung teilen, sodass mal bei dem einen und mal bei dem anderen Kind gespielt werden kann. Wenn Großeltern weiter entfernt wohnen, freuen sich ältere Kinder oft darüber, eine längere Zeit am Stück bei ihnen verbringen zu können. Und vielleicht gibt es ja in der Nachbarschaft ältere Menschen, die Lust haben, mal ein Auge auf die Kinder zu werfen.

Doch Sommerferien sollten auch Beziehungszeit sein. Egal, ob Familien gemeinsam in den Urlaub fahren oder die Zeit zu Hause verbringen – sie sollten sicherstellen, dass sie einen Teil der Zeit gemeinsam verbringen können. Den Jahresurlaub so zu planen, dass nicht nur die Ferienzeiten abgedeckt werden, sondern alle gemeinsam Spaß haben können, macht Sinn. Wenn es dafür nötig ist, auf externe Betreuungsangebote zurückzugreifen, müssen das nicht unbedingt pädagogisch hochwertige Programme sein. Das Zelt auf der grünen Wiese mit ein paar netten Betreuern reicht völlig aus. Bei der Gestaltung von Sommerferien sollten die Prioritäten klar sein: faulenzen, Freiheit genießen und Herzensmomente schaffen. Das sind die Dinge, die sich bei unseren Kindern einprägen. Vielleicht ist es nicht das Gefühl, barfuß auf Terrassenfliesen zu laufen und nicht der Geschmack von Erdbeeren mit Dosenmilch, woran sich unsere Kinder einmal erinnern, sondern etwas völlig anderes. Hauptsache, ihnen bleiben die großen Ferien als Zeit in Erinnerung, in der alles ein bisschen leichter sein durfte.

Daniela Albert ist Erziehungswissenschaftlerin und Eltern- und Familienberaterin. Sie lebt mit Ihrem Mann und drei Kindern in Kaufungen bei Kassel und bloggt unter eltern-familie.de.

Ich gucke einfach nur Löcher in die Luft

Ein Plädoyer für die Langeweile. Von Nicole Schweiger

Auf unserer Terrasse gibt es einen besonderen Platz. Bunt gestreift und mit den Jahren von der Sonne ausgeblichen baumelt von einem Balken des Dachüberstands mein Hängesessel. Vor einigen Jahren hatte ich ihn mir zum Geburtstag gewünscht. Seitdem wird er von allen Familienmitgliedern, von großen und kleinen Gästen geliebt.

Was macht diesen Platz so besonders? Nun, es scheint, als könne man dort in eine andere Welt eintauchen. Eingekuschelt in den Stoff des Sessels schließe ich manchmal die Augen. Sanft schaukelnd lausche ich den Geräuschen um mich herum: Vögel zwitschern, Blätter rauschen, das Klangspiel klirrt im Wind. Manchmal kann man sogar die Frösche von den weiter entfernten Teichen hören. Ich fühle Wind und Sonne auf der Haut, spüre, wie mein Körper sanft hin und her geschaukelt wird. Der Alltag ist ganz weit weg. Ich bin einfach nur da. Manchmal träume ich mit offenen Augen, blicke in das Grün des Gartens und ganz oft zum Himmel hinauf. Sehe den vorbeiziehenden Wolken nach.

Kindheitserinnerungen werden wach: Auf der Wiese liegen mit einem Grashalm im Mund und Figuren in den Wolkenformationen erkennen. Besonders schön ist es auch bei Regen. Dank des Dachüberstands lausche ich geschützt und doch draußen, wie die Regentropfen herunterprasseln, sehe zu, wie die Bäume im Nachbargarten sich im Wind biegen und höre das Grollen des heranziehenden Gewitters. Herrlich! Ich genieße ohne Plan und Verpflichtungen einfach so mein Sein und Gottes Schöpfung für eine kurze oder lange Weile.

OASE IM ALLTAG

Langeweile. Warum ist dieses Wort eigentlich so negativ besetzt? Zu Unrecht, wie ich finde. Ich möchte an dieser Stelle ein Plädoyer für die Langeweile halten, für diese Oase im Alltag: Gönn dir Langeweile! Genieße sie, tanke auf! Und schaffe dir Raum und Zeit dafür. Vielleicht ist das schwierig im Moment mit Kleinkindern, Job und Verpflichtungen. Es muss ja nicht immer eine lange Weile sein. Vielleicht gibt es einen Ort, an den du dich für einen Moment zurückziehen kannst. Auch Rituale im Alltag können hilfreich sein, gerade wenn die Zeiten stressig sind und das Leben um dich tobt.
Längst ist bekannt, dass nicht mehr leistet, wer ständig arbeitet. Oft kommen uns die kreativsten Ideen und Lösungsansätze für Probleme, während wir endlich mal abschalten, nichts tun und unsere Gedanken schweifen lassen. Es gibt etliche Studien, die dieses Phänomen bestätigen. Langeweile – im richtigen Maß genossen – ist konstruktiv.

UNVERPLANTE ZEIT

Kinder sind in ihrer Entwicklung geradezu darauf angewiesen, Zeit zum Nichtstun zu haben. All die Fördermöglichkeiten, die wir unseren Sprösslingen zukommen lassen, sind gut gemeint. Sobald sie auf der Welt sind, wollen wir ihnen das Beste geben und ermöglichen. Und viele unterliegen dabei dem Trugschluss, sie täten das mit der Buchung von Musik-, Sport- und Kreativkursen. Was in einem gesunden Maß nichts Schlechtes ist. Kinder brauchen aber mindestens genauso viel Zeit, die sie unverplant mit sich selbst verbringen dürfen. Nur so, ohne Ablenkung, lernen sie, sich selbst wahrzunehmen und zu verstehen.

Kinder sind gute Lehrer für uns Erwachsene, wenn es darum geht, bewusst im Hier und Jetzt zu leben. Der kurze Weg zum Kindergarten dauert gefühlte Stunden. Es gibt überall interessante Dinge zu entdecken. Die ersten Kastanien sind vom Baum gefallen, aus der Erde schlängelt sich ein Regenwurm, auf der Baustelle steht jetzt ein Kran, die Luft riecht heute so anders. Wann immer es möglich ist, nimm dir die Zeit und staune mit deinem Kind über all das. Es wird dein Leben bereichern, und der Tag beginnt mit einem Lächeln.

Entschleunigung tut gut. In unserer Gesellschaft geht es häufig um Optimierung, Effizienz, Wachstum. In letzter Zeit fällt mir zunehmend eine Gegenbewegung auf. „Kindergartenfrei“ statt „Krippe“, „Sabbatical“ statt „Karriere“, „der eigene Garten“ statt „Fernreisen“. Die Generation um die dreißig scheint umzudenken – „Work-Life-Balance“ wird großgeschrieben. Ich bin nicht in allem ihrer Meinung (bin ja auch vierzig+), verfolge diese Entwicklung aber positiv gespannt. Zeit für Langeweile wird wieder attraktiver.

VON GOTT ÜBERRASCHT

Zurück in meinem Hängesessel. Ich genieße es, hier die Seele baumeln zu lassen. Manchmal gucke ich einfach nur Löcher in die Luft und gehe danach erholt und gestärkt wieder in den Alltag zurück. Manchmal werde ich dabei aber auch von Gott überrascht. Vielleicht dringt er dann einfacher zu mir durch als mitten im Trubel. Jedenfalls haben sich in solchen Langeweile-Momenten schon so manche (Glaubens-)Erkenntnisse den Weg gebahnt, um die ich lange Zeit gerungen hatte. Und auch der Satz „Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe“ (Psalm 62,2) hat eine ganz neue Bedeutung gewonnen.

Nicole Schweiger

 Nicole Schweiger ist Sozial- und Montessoripädagogin und unterrichtet an einer Berufsfachschule für Kinderpflege. Sie wohnt mit ihrer Familie in Lauf a.d. Pegnitz und bloggt unter milchundhonig.jimdo.com über Familie, Pädagogik und Glaubensleben.

 

Weitere Artikel zum Thema „Langeweile“ gibt es in der Family 6/2018.

 

Die Sommer-Liste

Kommt euch das bekannt vor? Jedes Jahr nehmen wir uns für den Sommer Dinge vor, die wir unbedingt machen wollen. Und die wir eigentlich auch schon im letzten Sommer auf der Liste hatten: Erdbeeren selbst pflücken, ein Wochenende nach Holland fahren, Besuch im Open-Air-Kino, öfter ins Freibad, eine richtig lange Radtour, eine Theateraufführung bei den Ruhrfestspielen, Tretboot fahren … „Diesen Sommer machen wir das aber ganz bestimmt“, sagen wir und ahnen, dass wir im Herbst doch wieder enttäuscht sein werden.

Denn immer, wenn wir grad zum Erdbeerfeld aufbrechen wollen, regnet es. Oder die Sonne scheint zu stark. Oder es stehen noch Hausaufgaben an. Für das Holland-Wochenende fehlt das nötige Geld in der Haushaltskasse. Und bei den Ruhrfestspielen sind die interessanten Stücke längst ausverkauft. Am Ende des Sommers blicken wir wehmütig zurück auf das, was wir wieder nicht „geschafft“ haben: nur einmal im Freibad, nur die Mini-Radtour bis Castrop-Rauxel und für die Marmelade haben wir dann doch lieber den Marktstand unseres „Erdbeerfritzen“ aufgesucht.

Ja, Pläne machen ist gut. Sie umsetzen auch. Aber wenn es nicht klappt – ist das so schlimm? Statt auf die nicht-erlebten Sommer-Highlights zu blicken, können wir doch auch auf die vielen schönen Momente sehen, die wir genossen haben: den Grillabend mit Freunden, den kleinen Spaziergang um die Felder, die köstliche Marmelade aus nicht selbstgepflückten Früchten, das unspektakuläre Picknick im Garten, das erfolgreiche Fußballturnier …

Genießt den Sommer mit allen Sinnen! Nehmt euch nicht zu viel vor! Und vielleicht klappt das eine oder andere dann ja doch. Wir waren dieses Jahr endlich mal wieder bei den Ruhrfestspielen. Okay, es war ein Geschenk, und wir mussten uns nicht selbst um die Karten kümmern – aber wir haben es genossen!

Bettina Wendland ist Redakteurin bei Family und FamilyNEXT und lebt mit ihrer Familie in Bochum.

Kreative Familien-Action

„Wir würden gern mehr Zeit mit unseren Jugendlichen (16 und 18) verbringen. Habt ihr Ideen, was wir tun können?“

Uns macht es viel Spaß, gemeinsam etwas Neues auszuprobieren. Ein Besuch im Klettergarten ist herausfordernd und gemeinschaftsstärkend. Wir lieben es, ein Kanu für einen Tag zu mieten und damit über einen Fluss zu schippern. Toll, wenn auch nicht ganz billig, ist der Besuch einer Kartbahn oder eines Bogenschießclubs. Gemeinsame Wanderungen kann man aufmotzen durch gegenseitige Fotoshootings mit spektakulären Sprungbildern vorm Sonnenuntergang. Da machen sogar ansonsten fotoscheue Jungs gern mal mit.

Tag am Fluss

Unser Familienfavorit bei schönem Wetter ist aber ganz eindeutig der „Tag am Fluss“. Bepackt mit Decken, Picknick, Taschenmessern, Kordeln, Gitarre usw. suchen wir uns ein schönes, sonniges Plätzchen irgendwo an einem Fluss. Nach dem Aufbau des „Lagers“ ist den ganzen Tag über nichts wichtiger als Dämme aufschichten, Steinmänner bauen, schnitzen, lesen, träumen, essen und trinken und als Krönung ein abendliches Feuer mit singen und in-die-Sterne-gucken. Eine Variante ist es, den Tag mit einem Spiel zu beginnen: Jeder baut aus Naturmaterialien ein kleines Floß, das man um die Wette schwimmen lässt. Der Sieger ist „König“ und darf sich den Tag über von den anderen bedienen lassen. Unsere „Männer“ lieben es auch, über irgendein technisches Problem zu fachsimpeln. Beim letzten Mal haben sie ein voll funktionstüchtiges Wasserrad gebaut – herrlich sinnfrei und doch so erfüllend.

Outdoor-Spiele

Für „Straßenmühle“ werden kleine runde Steine gesucht und verschieden angemalt (einfache Filzstifte reichen aus). Dann malt man mit Kreide das Spielbrett auf eine Straße oder Asphaltfläche und los geht’s. Ähnlich geht das mit dem „Mensch-ärger-dich-nicht“ in Lebensgröße. Da sind wir selbst die Spielfiguren, die über das mit Kreide gemalte Straßen-Spielbrett gehen (gegenseitiges Rausschmeißen selbstverständlich inbegriffen!). Auch „Montagsmaler“ oder die guten alten „Galgenmännchen“ kann man wunderbar auf der Straße spielen.

Puddingparty

Sollte das Wetter noch ungenießbarer sein als die Launen unserer Jugendlichen, planen wir gerne die nächste Puddingparty. Jeder darf einen Freund einladen, und dann werden viele verschiedene Desserts gemacht. Zur Puddingparty gehören bei uns jede Menge Spiele. Am Abend ist uns schlecht vom Puddingessen und vielen Lachen. Schön ist auch der Familien-Galaabend. Jeder ist für einen Gang beim Menü zuständig, und alle erscheinen in festlicher Garderobe. Beim Essen erzählt jeder ein Erlebnis, das noch kein anderer kennt – witzig oder nachdenklich –, egal, Hauptsache, man lernt sich wieder von einer neuen Seite kennen. Krönen kann man den Abend mit einem Vintage- Schrottwichteln, bei dem jeder ein Schrottgeschenk mitbringt, das irgendwie witzig ist. Dann wird der Reihe nach gewürfelt und bei jeder Sechs wird ein Paket ausgepackt und später, wenn alle ausgepackt, sind, muss man bei einer Sechs mit einer anderen Person sein Geschenk tauschen. Wenn der Wecker nach genau zwanzig Minuten klingelt, behält jeder sein Geschenk. Eigentlich braucht es keinen Anlass zu so einem Fest, warum sollte man sich nicht einfach mal so zwischendurch als Familie feiern und etwas ganz Neues oder Verrücktes ausprobieren?

Valerie Lill ist Mutter von drei Söhnen zwischen 16 und 19 Jahren. Sie arbeitet als Musikerin und Musiktherapeutin und lebt mit ihrer Familie in Meinerzhagen.