Kaum erwachsen, schon verschuldet? So helfen Sie Ihrem Kind aus der Schuldenfalle
Mit Anfang 20 klafft eine Lücke zwischen Konsumanspruch und finanzieller Realität. Laut dem Statistischen Bundesamt belaufen sich die durchschnittlichen Schulden 20-25 Jähriger auf 8.800 Euro. Wie Sie ihrem Kind helfen können, einen soliden Haushalt auf die Beine zu stellen.
„Unsere Tochter (22) wohnt in einer eigenen Wohnung und macht eine Ausbildung. Sie hat bisher immer gesagt, dass sie mit ihrem Geld auskommt. Jetzt hat sie aber zugegeben, dass ihr Konto 2.000 Euro im Minus ist. Mein Mann möchte, dass wir die Schulden begleichen und uns das Geld in Raten zurückzahlen lassen. Ich wäre dafür, dass wir das Nötigste für sie einkaufen, sie aber selbst sehen muss, wie sie aus den Schulden rauskommt. Was ist der bessere Weg?“
Die Begleitung der Kinder ist ein spannendes Thema, auch wenn sie bereits erwachsen sind. Als Eltern das Beste für sie zu wollen, ist bestimmt eine gute Idee – doch was ist das Beste? Unser Anliegen als Eltern ist es ja, dass die Kinder in der Lage sind, auf eigenen Beinen zu stehen und ihr Leben selbstständig zu managen, oder?
Verschuldete Jugendliche bei der Problemlösung einbinden
Ihre Tochter ist mit 22 Jahren und einer eigenen Wohnung schon ein deutliches Stück auf dem Weg der Selbstständigkeit vorangekommen. Daher wäre meine erste Überlegung, sie ins Boot zu holen. Ist es überhaupt ratsam, dass Sie das Problem für Ihre Tochter lösen? Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrer Tochter erst einmal klären, ob sie selbst schon eine Lösung gesucht hat? Interessant wäre zu fragen, was dabei hilfreich war und was nicht funktioniert hat.
In diesem Zusammenhang sollten Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter herausfinden, wie es zu der Kontoüberziehung gekommen ist. Es ist wichtig, die Ursache zu kennen und zu verhindern, dass man erneut in die Situation kommt, von einem Minus auf dem Konto überrascht zu werden. Es ist zum Beispiel ein Unterschied, ob sich die Situation aus einem Einmaleffekt (z. B. Autoreparatur oder Anschaffungen) ergeben hat oder einfach die laufenden Kosten die Einnahmen übersteigen. Hier wäre es hilfreich, sich einen Überblick zu verschaffen. Alle vorkommenden Zahlungen eines Jahres sollen bekannt sein. Darüber hinaus gibt es außerordentliche Ausgaben, für die es vorzusorgen gilt. So können Überraschungen vermieden werden.
Finanzvorsorge: Rücklagen und Kredite bilden
Vorbeugen bedeutet auch, die Rücklagenbildung für Sonderausgaben zu berücksichtigen. Am besten so rechtzeitig, dass der Betrag bei Bedarf auch zur Verfügung steht. Die Alternative wäre ein Kredit. Kredite sind eine Herausforderung. Das Geld wird ausgegeben, bevor es verdient worden ist. Daher soll bei einem Kredit beachtet werden, dass die Laufzeit dem Zweck entspricht. Ein Kredit für Reparaturen oder Urlaub darf nur maximal so lange laufen, bis der nächste Urlaub oder die nächste Sonderausgabe ansteht. Und ein Kredit für Anschaffungen soll die Nutzungsdauer der Anschaffung nicht überdauern. Auch ein Kredit ist eine Art zu sparen. Ein Zurücksparen. Und egal, ob der Betrag aufs Sparkonto geht oder die Rate für den Kredit bezahlt werden muss, der Betrag muss am Ende in das monatliche Budget passen.
Noch einmal zurück zu Ihrer Tochter. Nachdem das Gespräch mit ihr stattgefunden hat, sollten auf der einen Seite die Sachfragen geklärt worden sein, aber auch, ob und in welcher Form eine elterliche Unterstützung für Ihre Tochter willkommen ist. Ihr die Entscheidung zu überlassen, bedeutet, ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Und eine Begegnung auf Augenhöhe hilft Ihrer Tochter, selbstständig zu werden. Trauen Sie ihr ruhig etwas zu! Fehler sind in Ordnung, solange man daraus lernt.
Carsten Gutknecht-Stöhr ist Bankfachwirt und Paarberater.