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Kaum erwachsen, schon verschuldet? So helfen Sie Ihrem Kind aus der Schuldenfalle

Mit Anfang 20 klafft eine Lücke zwischen Konsumanspruch und finanzieller Realität. Laut dem Statistischen Bundesamt belaufen sich die durchschnittlichen Schulden 20-25 Jähriger auf 8.800 Euro. Wie Sie ihrem Kind helfen können, einen soliden Haushalt auf die Beine zu stellen.

„Unsere Tochter (22) wohnt in einer eigenen Wohnung und macht eine Ausbildung. Sie hat bisher immer gesagt, dass sie mit ihrem Geld auskommt. Jetzt hat sie aber zugegeben, dass ihr Konto 2.000 Euro im Minus ist. Mein Mann möchte, dass wir die Schulden begleichen und uns das Geld in Raten zurückzahlen lassen. Ich wäre dafür, dass wir das Nötigste für sie einkaufen, sie aber selbst sehen muss, wie sie aus den Schulden rauskommt. Was ist der bessere Weg?“

Die Begleitung der Kinder ist ein spannendes Thema, auch wenn sie bereits erwachsen sind. Als Eltern das Beste für sie zu wollen, ist bestimmt eine gute Idee – doch was ist das Beste? Unser Anliegen als Eltern ist es ja, dass die Kinder in der Lage sind, auf eigenen Beinen zu stehen und ihr Leben selbstständig zu managen, oder?

Verschuldete Jugendliche bei der Problemlösung einbinden

Ihre Tochter ist mit 22 Jahren und einer eigenen Wohnung schon ein deutliches Stück auf dem Weg der Selbstständigkeit vorangekommen. Daher wäre meine erste Überlegung, sie ins Boot zu holen. Ist es überhaupt ratsam, dass Sie das Problem für Ihre Tochter lösen? Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrer Tochter erst einmal klären, ob sie selbst schon eine Lösung gesucht hat? Interessant wäre zu fragen, was dabei hilfreich war und was nicht funktioniert hat.

In diesem Zusammenhang sollten Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter herausfinden, wie es zu der Kontoüberziehung gekommen ist. Es ist wichtig, die Ursache zu kennen und zu verhindern, dass man erneut in die Situation kommt, von einem Minus auf dem Konto überrascht zu werden. Es ist zum Beispiel ein Unterschied, ob sich die Situation aus einem Einmaleffekt (z. B. Autoreparatur oder Anschaffungen) ergeben hat oder einfach die laufenden Kosten die Einnahmen übersteigen. Hier wäre es hilfreich, sich einen Überblick zu verschaffen. Alle vorkommenden Zahlungen eines Jahres sollen bekannt sein. Darüber hinaus gibt es außerordentliche Ausgaben, für die es vorzusorgen gilt. So können Überraschungen vermieden werden.

Finanzvorsorge: Rücklagen und Kredite bilden

Vorbeugen bedeutet auch, die Rücklagenbildung für Sonderausgaben zu berücksichtigen. Am besten so rechtzeitig, dass der Betrag bei Bedarf auch zur Verfügung steht. Die Alternative wäre ein Kredit. Kredite sind eine Herausforderung. Das Geld wird ausgegeben, bevor es verdient worden ist. Daher soll bei einem Kredit beachtet werden, dass die Laufzeit dem Zweck entspricht. Ein Kredit für Reparaturen oder Urlaub darf nur maximal so lange laufen, bis der nächste Urlaub oder die nächste Sonderausgabe ansteht. Und ein Kredit für Anschaffungen soll die Nutzungsdauer der Anschaffung nicht überdauern. Auch ein Kredit ist eine Art zu sparen. Ein Zurücksparen. Und egal, ob der Betrag aufs Sparkonto geht oder die Rate für den Kredit bezahlt werden muss, der Betrag muss am Ende in das monatliche Budget passen.

Noch einmal zurück zu Ihrer Tochter. Nachdem das Gespräch mit ihr stattgefunden hat, sollten auf der einen Seite die Sachfragen geklärt worden sein, aber auch, ob und in welcher Form eine elterliche Unterstützung für Ihre Tochter willkommen ist. Ihr die Entscheidung zu überlassen, bedeutet, ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Und eine Begegnung auf Augenhöhe hilft Ihrer Tochter, selbstständig zu werden. Trauen Sie ihr ruhig etwas zu! Fehler sind in Ordnung, solange man daraus lernt.

Carsten Gutknecht-Stöhr ist Bankfachwirt und Paarberater.

Taschengeld: So einfach lernen Ihre Kinder, richtig mit Geld umzugehen

Wie können Kinder den Wert von Geld kennenlernen? Diese Tipps helfen Eltern bei Taschengeld und Co.

„Und dann hat Phillipp sich Geld für den Eintritt ins Schwimmbad von mir geliehen, weil er sich vorher ein dickes Eis gekauft hatte. Der ist immer pleite!“ Was vielleicht wie eine kleine Episode im Alltag wirkt, zeigt die Herausforderung, vor der Eltern stehen: Wie können sie ihr Kind auf den Umgang mit Geld vorbereiten?

Einkaufen als Rollenspiel üben

Im Kindergartenalter haben Kinder wenig konkrete Vorstellungen von Geld und seinem Wert. Gern bieten sie den Eltern die Einhorn-Spardose zum Kauf des neuen Autos an. Viele Kupfermünzen ist für sie viel Geld. Im Alter von drei bis fünf Jahren können Kinder durch das spielerische Einordnen des Preises ihres Lieblingsjoghurts oder einer Kinderzeitschrift ein Gefühl dafür bekommen, was wie viel kostet. Dabei hilft das Rollenspiel des Einkaufsladens. Was ist teurer: Waschmittel oder ein Liter Milch? Hier kann es Spaß machen, die Spiel-Lebensmittel in eine Reihenfolge zu bringen, von günstig bis teuer. Was steht am Ende der Reihe? Was kauft Papa davon oft ein? Und was selten?

Für Vorschulkinder ist dieses Ranking ein tolles Spiel während des Einkaufens: Jedes Mal, wenn eine neue Ware in den Einkaufswagen gelegt wird, überlegt das Kind, was nun der teuerste Posten ist. Der Umgang mit Geld ist auch immer ein Vermitteln der Haltung einer Familie. Langes Duschen kostet Geld und belastet die Umwelt. Absichtlich zerstörte Spielsachen können nicht einfach nachgekauft werden. Büchereibücher werden gut im Auge behalten, um sie nicht teuer ersetzen zu müssen. Hier leben Familien nach den familieneigenen Werten.

Wenn wir Kindern beim Hausputz deutlich machen, dass Sorgfalt zum Umgang mit Besitz gehört, ist das auch ein Schritt für den Umgang mit Geld. Das gemeinsame Putzen des Fahrrads kann schon kleinen Kindern einen Einblick in die Werte der Familie geben.

Zwischen Sparsamkeit und Freigiebigkeit

Damit eine Familie neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit für andere übt, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Geld auch zum Teilen da ist. Diese Haltung kann durch eine Familienspardose für einen gemeinsam ausgesuchten Zweck vermittelt werden.

Mit dem Einführen von Taschengeld bietet es sich an, kleine Taschengeld-Planungen zu machen. Was möchtest du erreichen? Wie lange dauert es noch, bis dahin zu sparen? Ist dieser lange Weg passend zu dem Mehrwert, den du hast, wenn du dir jetzt nicht das Spielzeug, sondern erst später das teure Trikot kaufst?

Gerade für Familien, in denen der Umgang mit Geld in der Herkunftsfamilie der Eltern unterschiedlich gelebt wurde, ist die Balance zwischen großer Sparsamkeit und verschwenderischer Großzügigkeit eine Herausforderung. Dabei geben Eltern den Kindern durch das Vorleben auch im Kleinen wesentlich mehr mit als durch Regeln und Vorträge. Versuchen wir, immer gratis irgendwo mitzufahren, aus Kostengründen im Verein zu duschen oder bei der Picknickliste für die Schule etwas Kostengünstiges mitzubringen? Oder starten wir für einen sechsten Geburtstag mit Clown und Catering so „großzügig“ durch, dass sich die Frage aufdrängt, was denn am zehnten Geburtstag noch kommen kann?

Teurer Urlaub ist nicht alles

Reich zu sein ist für viele Kinder erstrebenswert. Ein großes Haus, Medien und Technik auf dem neuesten Stand, ein lässiges Auto, spektakuläre Urlaube … In diesen Zeiten können wir sorgsam gegenhalten. Was füllt uns als Familie? Was macht uns aus? Lassen sich lustige Abende nicht auch im Wohnwagen verbringen? Damit unsere Kinder lernten, Geld und seinen Wert einzuschätzen, haben wir spielerisch mit Wunschzetteln angefangen: „Wenn du von uns zu Weihnachten für 50 Euro Geschenke bekommen würdest, was würdest du dir wünschen?“ Das neueste Smartphone für über 1.000 Euro war schnell aus dem Rennen, gute gebrauchte Inliner aber möglich und dazu noch ein Puzzle des Lieblingsvereins. Wir haben die Kinder zu den Einkäufen für Geburtstagsfeiern mitgenommen und sie mitrechnen lassen. Für Rechenfans könnte man mit Nudelpackungen im Preisvergleich sogar den Dreisatz üben.

Eine Pauschale hilft beim Kleiderkauf

Das Rechnen hat sich auch bei einem weiteren Thema gelohnt: Ab dem zwölften Geburtstag gab es Kleidergeld pro Monat. Um die Höhe des Kleidergelds festzulegen, wurde eine fiktive Jahresliste mit Schuhen, Jacken, T-Shirts etc. angelegt. Was ist mit Sportsachen für das Hobby? Gehören die auch dazu oder werden diese Ausgaben von den Eltern übernommen? Die so ermittelte Summe wurde durch zwölf geteilt und den Kindern als Monatsbeitrag vorgeschlagen. Nun verfügten sie allein über dieses Geld. Das Geld zukünftiger Monate sollte aber nicht als Kredit im Voraus abgerufen werden können. Die Diskussionen, die daraus entstehen, ermöglichen es den Grundschulkindern und Teens, zu verstehen, dass Geld auch Verantwortung und Planung bedeutet. Eltern können dies an eigenen Anschaffungen deutlich machen und ihre Überlegungen transparent machen, ohne die Kinder mit dem Wissen zu belasten, welche finalen Beträge auf dem Familien-Konto sind.

Wenn eine finanzielle Entscheidung mies läuft, muss es dafür einen sicheren Übungsrahmen geben, um daraus zu lernen. Das gilt auch für das langfristige Planen von höheren Ausgaben wie die Anschaffung des Lego Supersets. Wenn das Taschengeld verbraucht ist, ist es verbraucht. Aber was tun, wenn das fünfte Paar Fußballschuhe angeschafft wird, aber keine warme Winterjacke? Die Mutter des frierenden Geld-Experten mit der alten Winterjacke muss dann sicher oft wegsehen. Aber besser einen Schal hinterherwerfen, als wenn ein junger Mensch keine Idee für den Umgang mit Geld entwickelt hat, oder?

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Auf diese 6 möglichen Streitpunkte sollten Sie achten, wenn Sie die Ausbildung Ihres Kindes finanzieren

Wie und wie lange sollten Eltern ihre Kinder finanziell unterstützen? Die Antwort darauf ist ganz individuell und hat gleich mehrere Spannungsfelder.

Zur Finanzierung der eigenen Kinder macht der Gesetzgeber klare Vorgaben zur Verantwortlichkeit von Eltern (s. untenstehende Links). Das Ziel besteht darin, dem Kind eine Berufsausbildung und damit eine finanzielle Eigenständigkeit zu ermöglichen. Das Kind ist im Gegenzug verpflichtet, eine Ausbildung zielstrebig abzuschließen. Diese auch zahlenmäßig festgelegten Vorgaben stellen einen guten Orientierungsrahmen dar, der im individuellen Fall noch weiter ausgestaltet werden will.

Individuell bedeutet: Nicht nur Familien sind ganz unterschiedlich in ihren Werten und Möglichkeiten, sondern auch jedes Kind ist ein Individuum mit seinen je eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten.

Die Frage der Finanzierung ist nicht nur eine der reinen Zahlen. Das Thema Geld ist auch hochemotional. Deshalb fließen in die Überlegungen, ob und mit wie viel und wie lange man das Kind unterstützen möchte, immer auch die eigenen Werte, Beweggründe, Vorbehalte und Ängste mit ein. Diese zu entdecken oder sich noch mehr bewusst zu machen, dazu sollen die im Folgenden aufgeführten Spannungsfelder und Fragen als Nachdenk- und Diskussionsgrundlage dienen.

Spannungsfeld Möglichkeiten und Rahmenbedingungen

Entgegen der Redewendung „Über Geld spricht man nicht“ muss jetzt das Gespräch gesucht werden. Zum Beispiel über die elterlichen Möglichkeiten: Wie viel Unterstützung ist mir überhaupt möglich? Und in welcher Form? Als Geschenk, als Darlehen, als Sparguthaben, über das das Kind eigenständig verfügen kann? Und wenn mir eine finanzielle Beihilfe nicht oder nur sehr begrenzt möglich ist, kann ich das Kind vielleicht darin unterstützen, an andere Gelder und Fördermöglichkeiten zu kommen? In diesem Zusammenhang ist zu beachten: Wie sah die Erziehung des Kindes in Bezug auf Finanzen aus? Traue ich meinem Kind Budgetierung, Sparsamkeit und Bankgeschäfte zu? Wie ausführlich habe ich das mit meinem Kind besprochen und eingeübt? Was fehlt vielleicht noch?

Spanungsfeld Emotionen und Werte

Beim Thema Geld geht es nicht nur um nüchterne Zahlen. Sondern auch um Gefühle, Bedürfnisse und Werte. Bei Geld geht es um meine Existenzgrundlage, um Sicherheit, Macht, Möglichkeiten, Zukunft, Vertrauen, Großzügigkeit, Angst oder Geiz. Welche Sorgen und Befürchtungen entdecke ich da in mir?

Ein Kind zu finanzieren, vor allem in einem längeren Studium in einer anderen Stadt, kostet mich richtig was. Erwarte ich ausgesprochen oder unausgesprochen Dankbarkeit? Und wie soll sich diese ausdrücken? Oder ist meine Unterstützung ein bedingungsloses Einkommen, auf das sich das Kind verlassen kann, auch wenn es zwischen uns mal kriselt? Oder setze ich Bedingungen: Ich erwarte das Kind zum Sonntagskaffee, möchte mitbestimmen, wie das Studium ablaufen soll?

Ob und inwieweit ich mein Kind unterstütze, hängt auch von meinen Werten und Zielen ab. Ist es mir wichtig, dass so frühzeitig wie möglich eigenes Geld verdient wird? Oder finde ich Bildung und Horizonterweiterung von größter Bedeutung, und das darf auch ein paar Jahre dauern, Umwege nehmen, ein „Vollzeitjob“ sein?

Spannungsfeld Entwicklungsphase

Die jungen Erwachsenen befinden sich in einer Entwicklungsphase, in der sie sich abnabeln wollen von den Eltern. Endlich selbstständig, unabhängig und eigenverantwortlich ihr Leben gestalten. Im Gegensatz dazu verdeutlicht das (ausbildungsbedingte) Angewiesensein auf finanzielle Unterstützung die immer noch bestehende Abhängigkeit von den Eltern.

Spannungsfeld Umwege

Man hat miteinander ausgearbeitet, wie die Finanzierung der nächsten Zeit laufen kann – und dann verändern sich die Umstände. Orientierungslosigkeit, ein „Gap Year“, Ausbildungs- oder Studienfachwechsel oder langwierige Krankheiten lassen den Weg nicht mehr geradlinig, sondern verschlungen und ziellos erscheinen. Wie lange und wie oft kann und will ich das mittragen? Ab wann ist die Begrenzung meiner finanziellen Unterstützung sinnvoll? Wie können wir in diesen konfliktbehafteten Themen miteinander im Gespräch, in Kontakt, im gemeinsamen Ringen um eine gute Lösung bleiben?

Spannungsfeld Gerechtigkeit

Die Ungleichheiten, die in den Persönlichkeiten der Geschwister und in unterschiedlichen Ausbildungsgängen begründet liegen, werden zur Folge haben, dass die elterliche Unterstützung unterschiedlich, individuell ausfällt. Das eine Kind ist vielleicht in der Ausbildung, gibt Geld ab, weil es zu Hause wohnt und versorgt wird. Das andere befindet sich im Studium mit eigener Wohnung und erhält Geld. Eine Ausbildung kann in zwei Jahren beendet sein, ein Studium kann mehrere Jahre dauern. Viele Studierende verdienen etwas Geld dazu. Aber je nach Studiengang sind die Anforderungen unterschiedlich. Bei manchen Studiengängen und je nach Energielevel des Kindes ist es gut machbar, nebenher zu arbeiten. Bei anderen Studiengängen ist man mit den Veranstaltungen, dem Lernpensum und Langzeitpraktika komplett ausgelastet. Es hilft, wenn finanzielle Entscheidungen transparent sind und von den Geschwistern als gerecht empfunden werden.

Spannungsfeld Gemeinsame Lösung

Das Ziel ist, auch in diesen Finanzfragen zu einer Lösung zu kommen, mit der alle Beteiligten zufrieden sind. Prinzipiell gilt, wie bei vielen anderen Themen auch, dass ein offenes und ehrliches Gespräch die Beziehung stärkt und eine einvernehmliche Lösung greifbar werden lässt. Doch was ist, wenn Ehepartner (oder Ex-Ehepartner) die Situation und ihre Erfordernisse unterschiedlich bewerten? Oder wenn das Kind Forderungen stellt, sich ungerecht behandelt fühlt oder aus anderen Gründen meint, mit dem Ergebnis nicht leben zu können und dies die gegenseitige Beziehung negativ beeinflusst? Sich hier Hilfe von außen zu holen, ist dem emotionalen und sensiblen Thema durchaus angemessen.

Ausbildungswege verlaufen nicht immer geradlinig. Diese Entwicklungen als Eltern mitzuerleben, mitzubangen und mitzuhoffen, können diese Jahre anstrengend machen. Umso schöner, wenn dann der Tag kommt, an dem der Ausbildungsabschluss gefeiert werden darf. Dieser Tag signalisiert: Jetzt ist mein Kind in der Lage, sich selbst zu unterhalten. Damit ist eine große Aufgabe der Elternschaft beendet. Und das ist ein guter Grund zu feiern.

Michaela Schnabel ist Mutter von drei erwachsenen Töchtern, die drei unterschiedliche Ausbildungsgänge in unterschiedlicher Länge und unterschiedlicher Finanzierung absolviert haben. Sie arbeitet als Sozialpädagogin und lebt in Witten.

Weitere Infos:

Deutschland:
Zahlen und Infos zu Unterhaltshöhen und Selbstbehalt finden Sie in der „Düsseldorfer Tabelle“: olg-duesseldorf.nrw.de/infos/Duesseldorfer_Tabelle
Studium finanzieren: studierenplus.de/bildung-finanzieren/studiumfinanzieren-ohne-bafoeg / arbeiterkind.de/studium-finanzieren
Infos zur Höhe von BAfÖG und Anspruchsvoraussetzungen: bafoeg-rechner.de
Stipendienprogramme: stipendienlotse.de / mystipendium.de / squeaker.net/de/Studium/Stipendium/Stipendien-Bewerbung/Uebersicht-Stipendienprogramme
Studienkredite: studentenwerke.de/de/content/studienkredite
Wenn der Weg zur Ausbildung Umwege aufweist: scheidung.org/kindesunterhaltausbildung/#Orientierungsphase_erlaubt

Schweiz:
Infos zur Ausbildungs-/Studienfinanzierung: berufsberatung.ch/dyn/show/7770 / ch.ch/de/stipendien-und-ausbildungsdarlehen/

Österreich:
Infos zur Studienfinanzierung: studieren.at/studienfinanzierung/

Dreisatz mit Nudeln

Wie können Kinder lernen, gut mit Geld umzugehen? Anregungen von Stefanie Diekmann

Und dann hat Phillipp sich Geld für den Eintritt ins Schwimmbad von mir geliehen, weil er sich vorher ein dickes Eis gekauft hatte. Der ist immer pleite!“ Was vielleicht wie eine kleine Episode im Alltag wirkt, zeigt die Herausforderung, vor der Eltern stehen: Wie können sie ihr Kind auf den Umgang mit Geld vorbereiten?

KUPFERMÜNZEN FÜR DEN AUTOKAUF

Im Kindergartenalter haben Kinder wenig konkrete Vorstellungen von Geld und seinem Wert. Gern bieten sie den Eltern die Einhorn-Spardose zum Kauf des neuen Autos an. Viele Kupfermünzen ist für sie viel Geld. Im Alter von drei bis fünf Jahren können Kinder durch das spielerische Einordnen des Preises ihres Lieblingsjoghurts oder einer Kinderzeitschrift ein Gefühl dafür bekommen, was wie viel kostet. Dabei hilft das Rollenspiel des Einkaufsladens. Was ist teurer: Waschmittel oder ein Liter Milch? Hier kann es Spaß machen, die Spiel-Lebensmittel in eine Reihenfolge zu bringen, von günstig bis teuer. Was steht am Ende der Reihe? Was kauft Papa davon oft ein? Was selten? Für Vorschulkinder ist dieses Ranking ein tolles Spiel während des Einkaufens: Jedes Mal, wenn eine neue Ware in den Einkaufswagen gelegt wird, überlegt das Kind, was nun der teuerste Posten ist. Der Umgang mit Geld ist auch immer ein Vermitteln der Haltung einer Familie. Langes Duschen kostet Geld und belastet die Umwelt. Absichtlich zerstörte Spielsachen können nicht einfach nachgekauft werden. Büchereibücher werden gut im Auge behalten, um sie nicht teuer ersetzen zu müssen. Hier leben Familien nach den familieneigenen Werten.

Wenn wir Kindern beim Hausputz deutlich machen, dass Sorgfalt zum Umgang mit Besitz gehört, ist das auch ein Schritt für den Umgang mit Geld. Das gemeinsame Putzen des Fahrrads kann schon kleinen Kindern einen Einblick in die Werte der Familie geben.

SPARSAM ODER SPENDABEL?

Damit eine Familie neben der Sparsamkeit auch Großzügigkeit für andere übt, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Geld auch zum Teilen da ist. Diese Haltung kann durch eine Familienspardose für einen gemeinsam ausgesuchten Zweck vermittelt werden. Zum Spenden gehört für viele Familien auch der „Zehnte“ im Rahmen der Kirchengemeinde (siehe dazu Seite 54). Simeon hatte seinen Anteil für das Patenkind der Kindergottesdienstgruppe immer dabei: 15 Cent jede Woche. Er hat selbst zehn Prozent seines Taschengeldes ausgerechnet und stolz in die Spardose gesteckt. Mit dem Einführen von Taschengeld bietet es sich an, kleine Taschengeld-Planungen zu machen. Was möchtest du erreichen? Wie lange dauert es noch, bis dahin zu sparen? Ist dieser lange Weg passend zu dem Mehrwert, den du hast, wenn du dir jetzt nicht das Spielzeug, sondern erst später das teure Trikot kaufst? Gerade für Familien, in denen der Umgang mit Geld in der Herkunftsfamilie der Eltern unterschiedlich gelebt wurde, ist die Balance zwischen großer Sparsamkeit und verschwenderischer Großzügigkeit eine Herausforderung. Dabei geben Eltern den Kindern durch das Vorleben auch im Kleinen wesentlich mehr mit als durch Regeln und Vorträge. Versuchen wir, immer gratis irgendwo mitzufahren, aus Kostengründen im Verein zu duschen oder bei der Picknickliste für die Schule etwas Kostengünstiges mitzubringen? Oder starten wir für einen 6. Geburtstag mit Clown und Catering so „großzügig“ durch, dass sich die Frage aufdrängt, was denn am 10. Geburtstag noch kommen kann?

LUSTIGE ABENDE IM WOHNWAGEN

Reich zu sein ist für viele Kinder erstrebenswert. Ein großes Haus, Medien und Technik auf dem neuesten Stand, ein lässiges Auto, spektakuläre Urlaube … In diesen Zeiten können wir sorgsam gegenhalten. Was füllt uns als Familie? Was macht uns aus? Lassen sich lustige Abende nicht auch im Wohnwagen verbringen? Damit unsere Kinder lernten, Geld und seinen Wert einzuschätzen, haben wir spielerisch mit Wunschzetteln angefangen: „Wenn du von uns zu Weihnachten für 50 Euro Geschenke bekommen würdest, was würdest du dir wünschen?“ Das neueste Smartphone für über 1.000 Euro war schnell aus dem Rennen, gute gebrauchte Inliner aber möglich und dazu noch ein Puzzle des Lieblingsvereins. Wir haben die Kinder zu den Einkäufen für Geburtstagsfeiern mitgenommen und sie mitrechnen lassen. Für Rechenfans könnte man mit Nudelpackungen im Preisvergleich sogar den Dreisatz üben.

FUSSBALLSCHUHE ODER WINTERJACKE?

Das Rechnen hat sich auch bei einem weiteren Thema gelohnt: Ab dem 12. Geburtstag gab es Kleidergeld pro Monat. Um die Höhe des Kleidergelds festzulegen, wurde eine fiktive Jahresliste mit Schuhen, Jacken, T-Shirts etc. angelegt. Was ist mit Sportsachen für das Hobby? Gehören die auch dazu oder werden diese Ausgaben von den Eltern übernommen? Die so ermittelte Summe wurde durch zwölf geteilt und den Kindern als Monatsbeitrag vorgeschlagen. Nun verfügten sie allein über dieses Geld. Das Geld zukünftiger Monate sollte aber nicht als Kredit im Voraus abgerufen werden können. Die Diskussionen, die daraus entstehen, ermöglichen es den Grundschulkindern und Teens, zu verstehen, dass Geld auch Verantwortung und Planung bedeutet. Eltern können dies an eigenen Anschaffungen deutlich machen und ihre Überlegungen transparent machen, ohne die Kinder mit dem Wissen zu belasten, welche finalen Beträge auf dem Familien-Konto sind. Wenn eine finanzielle Entscheidung mies läuft, muss es dafür einen sicheren Übungsrahmen geben, um daraus zu lernen. Das gilt auch für das langfristige Planen von höheren Ausgaben wie die Anschaffung des Lego Supersets. Wenn das Taschengeld verbraucht ist, ist es verbraucht. Aber was tun, wenn das fünfte Paar Fußballschuhe angeschafft wird, aber keine warme Winterjacke? Die Mutter des frierenden Geld-Experten mit der alten Winterjacke muss dann sicher oft wegsehen. Aber besser einen Schal hinterherwerfen, als wenn ein junger Mensch keine Idee für den Umgang mit Geld entwickelt hat, oder?

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen, verheiratet und Mutter von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Finanzen in den Griff bekommen

„Über Geld spricht man nicht, Geld hat man.“ Das sagt sich leicht, stimmt bei vielen Familien aber nicht mit der Realität überein. Wie können sie herausfinden, warum das Geld nicht reicht? Und sich einen guten Überblick verschaffen über Einnahmen und Ausgaben? Henrik Diekmann gibt Tipps.

Es kostet einige Mühe, um sich einen Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben der Familie zu verschaffen. Aber langfristig lohnt sich die Mühe. Ein Modell, mit dem meine Frau und ich seit vielen Jahren arbeiten, basiert auf einer Excelgestützten Jahresübersichtstabelle der festen Einnahmen und Ausgaben (eine Vorlage findet ihr auf www.family.de/Budgetplanung).

Zunächst werden die Einnahmen aufgelistet: Wie viel Gehalt bekommen wir netto, wie viele Zuschläge – in welchem Monat und in welcher Höhe? Kindergeld, Honorare, Mieteinnahmen oder sonstige Einnahmen werden jeweils auf die Monate aufgeführt in die Tabelle eingetragen. So kann ich erkennen, ob die Einnahmen beständig sind oder schwanken.

FIXKOSTEN BERECHNEN

Die Ausgaben kann ich unterschiedlich aufführen. In unserem Modell führen wir in einer Tabelle nur die festen, regelmäßigen Ausgaben auf, die im Laufe des Jahres anfallen:

Wohnausgaben (Miete, Abzahlungen Darlehen, Wasser/Abwasser, Strom, Heizung, Straßenreinigung, Müllgebühren, Grundsteuer, Wartungsausgaben, GEZ etc.), Versicherungen (Wohngebäude, Hausrat, Privathaftpflicht, Tierversicherung und -steuer, Rechtschutz, Unfall etc.), Fahrzeug (Raten, Versicherung, Steuer, Inspektion etc.), Kinder (Taschengeld, Kitabeitrag, Vereinsbeiträge, Schulgebühren etc.), Sonstiges (Spenden, Vereine, Abos, Beiträge etc.), Rücklagenbildung (Autoanschaffung, Reparaturen, Urlaub).

Diese Ausgaben führe ich jeweils in dem Monat auf, in dem sie anfallen, egal, ob mehrmals im Jahr oder einmal im Jahr. Auf diese Weise kann ich mir einen Überblick verschaffen, wie viel Geld im jeweiligen Monat übrig bleibt für die Ausgaben des täglichen Lebens.

HAUSHALTSBUCH FÜHREN

Was unter dem Strich bei den jährlichen Fixkosten übrig bleibt, ist das Geld für das tägliche Leben. Über diesen Bereich kann man gut elektronisch oder analog ein Haushaltsbuch führen, in dem man zunächst plant, wie viel Geld für die einzelnen Bereiche zur Verfügung stehen könnte, und dann im Laufe des Monats einträgt, was tatsächlich ausgegeben wurde. Am besten plant man diese Ausgaben in Kategorien wie Essen und Trinken, Hygieneartikel, Tanken, Friseur, Geschenke, Kleidung Mann, Kleidung Frau, Kleidung Kinder, Büromaterialien, Deko und Garten, Urlaube, Freizeitaktivitäten, Reparaturen, Anschaffungen für die Wohnung etc. So kann man am Ende des Monats einen Überblick gewinnen, wofür wie viel ausgegeben wurde.

Wir lassen die Abbuchungen der regelmäßigen Ausgaben über ein zweites Konto laufen, auf das monatlich der Betrag geht, der notwendig ist, um im Jahresschnitt das Konto finanziell ausgeglichen zu gestalten. Wir rechnen alle Ausgaben auf das Jahr zusammen und teilen die Summe durch zwölf. Dieser Betrag wird (monatlich etwa aufgerundet) von unserem Gehaltskonto auf dieses Abbuchungskonto überwiesen und muss uns über das Jahr keine Sorgen mehr machen.

Henrik Diekmann ist Pastor der EFG Göttingen, verheiratet mit Stefanie und Vater von drei (fast) erwachsenen Kindern.

Geld von den Kindern erbitten?

„Jahrelang habe ich als alleinerziehende Mutter finanziell zu kämpfen gehabt. In der Corona-Krise sind für mich wichtige Einnahmequellen weggebrochen, meinen Kindern geht es finanziell gut. Ist es legitim, sich von ihnen unterstützen zu lassen?“

Auf den ersten Blick steckt in diesem Gedanken eine gewisse Logik. Nachdem Sie viel investiert haben, liegt es nahe, dass nun die Kinder Ihrerseits die unterstützende Rolle einnehmen können. Gerade wenn es Ihren Kindern finanziell gut geht, ist es durchaus denkbar, dass sie Ihnen nun unter die Arme greifen und Sie entlasten. Auf den zweiten Blick lauert hinter diesem Gedanken aber auch eine Gefahr.

Unsere Kinder schulden uns nichts

Die entscheidende Frage in diesem Zusammenhang ist, wie stabil und offen Ihr Verhältnis ist und welche Erwartungshaltung Sie mitbringen. Wenn Sie mit Ihren Kindern grundsätzlich in einem guten Kontakt sind und Ihre Begegnungen auf Augenhöhe stattfinden, spricht nichts dagegen, Ihre Kinder um eine finanzielle Unterstützung zu bitten. Wenn aber der Anspruch im Raum steht: „Nachdem ich mich jahrelang aufgeopfert habe, bist nun endlich du dran“, wird es kompliziert. Denn dieser Umkehrschluss unterliegt einem gewissen Denkfehler – nämlich, dass unsere Kinder uns etwas für unsere Arbeit als Eltern zurückgeben müssen.

Grundlegend tragen Eltern die Verantwortung, für ihre Kinder zu sorgen, bis diese selbst auf eigenen Füßen stehen. Das ist ein Job, der für alleinerziehende Eltern doppelt anspruchsvoll ist, den sie aber trotzdem erfüllen müssen. Eltern sind dafür verantwortlich, dass ihre Kinder alles bekommen, was sie zum Leben brauchen, sowohl finanziell als auch emotional. Für all dieses Engagement schulden uns unsere Kinder nichts. Sie müssen es nicht wiedergutmachen, dass wir sie ins Leben begleitet haben. Das ist ein wichtiger Aspekt, damit Kinder frei handeln und entscheiden können und nicht mit einer Erwartung belastet werden.

Freiwilligkeit ist wichtig

Auch wenn die Eltern-Kind-Beziehung ein Leben lang eine besondere bleibt, sollte es keine ungesunden Abhängigkeiten geben, sondern ein freundschaftliches Miteinander. Genauso wie wir unter Freunden auch nicht argumentieren würden, dass sie uns jetzt helfen müssen, weil wir irgendwann mal etwas für sie gemacht haben, sollten wir das bei unseren Kindern auch nicht tun. Wichtig ist, dass die Unterstützung auf Freiwilligkeit ausgelegt und nicht auf eine Wiedergutmachung gegründet ist.

Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, möchte ich Ihnen Mut machen, sich Ihren Kindern anzuvertrauen. Erzählen Sie von Ihren Nöten, erklären Sie Ihre Situation und suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung. Klären Sie, ob es sich dabei um einen Kredit handeln könnte oder ob für Sie nur eine Schenkung möglich ist. Vielleicht gibt es ja Ihrerseits eine Idee, wie Sie die finanzielle Unterstützung auf eine andere Art ausgleichen können. Ich bin sicher, dass Sie von Ihren Kindern nicht hängen gelassen werden, wenn Sie ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen haben und ein solches Gespräch in aller Freiheit und auf Augenhöhe führen können.

Sonja Brocksieper ist Diplom-Pädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in Remscheid und leitet gemeinsam mit ihrem Mann die TEAM.F Regionalarbeit im Rheinland. sonja-brocksieper.de

„Er liegt uns auf der Tasche“

„Unser Sohn hat schon zum zweiten Mal das Studienfach gewechselt. Dadurch verlängert sich das Studium immer mehr. Nächstes Jahr beginnt auch unsere Tochter ein Studium. Beide finanziell zu unterstützen, ist für uns sehr schwierig. Können wir dem Sohn die Unterstützung streichen oder kürzen?“

Zunächst eine grundsätzliche Bemerkung: Fragen zum Ausbildungsunterhalt zu beantworten, ist schwierig, weil es im Unterhaltsrecht immer auf den konkreten Einzelfall ankommt. Zudem gibt es nicht viele Gerichtsentscheidungen – und auch die sind immer auf den konkreten Einzelfall bezogen.

IRREN IST MENSCHLICH – AUCH ZWEIMAL

Weil sie eine Ausbildung betreiben, sind Studierende in der Regel nicht in der Lage, ihren Unterhalt selbst zu bestreiten. Bei ihren Eltern wird wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vorausgesetzt. Hinzu kommt: Verletzungen der Unterhaltspflicht durch die Eltern stellen einen Straftatbestand dar. Einfach weniger Unterhalt zu leisten, als man müsste, oder keinen Unterhalt zu leisten – davon sollten Eltern Abstand nehmen.

Beim deutschen BAföG gibt es die Regelung, dass nur in absoluten Ausnahmefällen zwei Irrtümer hinsichtlich der Fachrichtung zugelassen werden. Aber diese Regelung kann man nicht 1:1 auf das Unterhaltsrecht übertragen. Irren ist menschlich, auch zweimal irren. Und Eltern müssen beim Unterhalt auch eine „maßvolle“ Überschreitung der Regelstudienzeit hinnehmen.

ANDERE FINANZIELLE LÖSUNGEN FINDEN

Damit kommen wir zum Kern Ihrer Frage: Die bloße Verlängerung der Studienzeit ist für sich gesehen kein Grund, den Unterhalt zu kürzen oder ihn nicht mehr zu gewähren. Es wird darauf ankommen, ob Ihr Sohn für beide Fachrichtungswechsel gute Gründe vorbringen kann und ob er Sie über seine Planungen informiert hat. Denn er hat ein Recht auf Förderung einer Ausbildung, die seiner Eignung, Neigung und Leistung entspricht.

Im Laufe der ersten etwa drei Semester könnte sich herausgestellt haben, dass das Studium auf seine Eignung, Neigung und Leistung doch nicht passt. Natürlich muss aber auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Eltern gegeben sein. Wenn die kleine Schwester studiert, drängt sich geradezu auf, dass sie einen Antrag auf BAföG (D) oder ein kantonales Stipendium (CH) stellt, um sicherzugehen, dass keine staatliche Förderung verloren geht. Dies würde die Eltern entlasten. Überdies könnten die Eltern Unterhaltszahlungen an den studierenden Sohn – sofern das Kindergeld nach seinem 25. Altersjahr weggefallen ist – steuerlich als außergewöhnliche Belastung in besonderen Fällen geltend machen. Aber einfach den Elternunterhalt streichen oder mutwillig kürzen, das geht nicht.

Bernhard Börsel ist Referatsleiter für Studienfinanzierung und Bildungspolitische Fragen beim Deutschen Studentenwerk.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

Weitere Infos:

Deutschland:
Zahlen und Infos zu Unterhaltshöhen und Selbstbehalt finden Sie in der „Düsseldorfer Tabelle“:
www.olg-duesseldorf.nrw.de/infos/Duesseldorfer_Tabelle

Schweiz:
Rechte und Pflichten der Eltern:
https://www.beobachter.ch/bildung/lehre-studium/berufsbildung-wie-lang-mussen-eltern-zahlen

Wer bezahlt den Führerschein?

„Meine Tochter (17) will bald ihren Führerschein machen. Die Kosten dafür sind immens. Kann ich von ihr verlangen, einen Teil des Geldes selbst zu verdienen?“

Einen Führerschein zu erwerben, ist tatsächlich eine sehr teure Angelegenheit geworden. Mittlerweile müssen dafür 1.500 bis 2.000 Euro bzw. 3.000 bis 4.000 Franken eingeplant werden. Die Durchfallquoten sind in den letzten Jahren angestiegen und liegen sowohl bei den theoretischen als auch den praktischen Prüfungen bei über 30 Prozent. Eine Prüfung zu wiederholen, lässt die oben angegebenen Kosten nochmals anwachsen. Eine Ausgabe von einer solchen Höhe wird in den meisten Familien eingeplant und erspart werden müssen.

Der Führerschein ist für viele Jugendliche gleichzeitig ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Er ist, je nach Wohnort und Berufswahl, vielleicht auch notwendig. Wichtig ist, das Gespräch mit Ihrer Tochter über den Führerschein auf Augenhöhe zu führen. Wenn Sie Dinge einfach nur verlangen und die Regeln vorgeben, wird das Widerstände in ihr auslösen. Ein Gespräch, in dem Sie, aber auch Ihre Tochter, gleichberechtigt Ihre Wünsche und Vorstellungen äußern und Möglichkeiten aushandeln können, ist zielführender.

NICHT GEGENEINANDER, SONDERN MITEINANDER

Vielleicht ist es Ihnen auch wichtig, dass Ihre Tochter lernt, dass man im Leben nicht alles geschenkt bekommt, sondern es auch anstrengend sein kann, sich Wünsche zu erfüllen. Machen Sie deutlich, dass Sie grundsätzlich eine unterstützende Haltung haben, dass sich Ihr Kind nicht gegen Sie durchsetzen muss, sondern dass Sie sich gemeinsam den durchaus anstrengenden Realitäten des Lebens stellen. Nicht gegeneinander, sondern miteinander für den Führerschein.

Und dann können Sie gemeinsam kreativ werden und überlegen, wie das Geld für einen Führerschein zusammenkommen könnte. Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Ihre Tochter nimmt einen Ferienjob oder Nebenjob an.
  • Großeltern unterstützen in der Regel gern ihre Enkelkinder. Ihre Tochter könnte bei Ihnen um Unterstützung bitten.
  • Ihre Tochter könnte sich zum nächsten Geburtstag oder zu Weihnachten Geld wünschen.
  • Ein gemeinsam angelegtes, zweckgebundenes Sparbuch, bei dem Sie jeden Euro, den Ihre Tochter einzahlt, verdoppeln.
  • Gibt es Erspartes, auf das zurückgegriffen werden kann?

Bei all diesen Überlegungen, die sich um den Führerscheinerwerb drehen, kann schon geklärt werden, wie es danach weitergeht. Zu welchen Bedingungen darf Ihre Tochter das vorhandene Familienauto mitnutzen? Gehen damit auch Verpflichtungen einher, zum Beispiel Einkäufe oder Fahrdienste zu übernehmen? Soll sie sich an der Autopflege beteiligen? Damit wird der Führerschein ein gutes Übungsfeld auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Michaela Schnabel lebt in Witten. Ihre drei Töchter haben einen Führerschein, den sie sich jeweils zu 2/3 selber finanzieren mussten.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

„MEIN SOHN HAT SCHULDEN“

„Als ich kürzlich bei meinem Sohn zu Besuch war, zeigte er mir mehrere Schreiben von Inkasso-Unternehmen, die Geld von ihm forderten. Das Grundproblem ist, dass er mit seinem Einkommen nicht klarzukommen scheint. Wie sollen wir als Eltern uns verhalten?“

Zunächst einmal können Sie ihm signalisieren, dass Sie sich freuen, dass Ihr Sohn so viel Vertrauen hat, dass er sich Ihnen öffnet. Denn zuzugeben, dass man sich finanziell übernommen hat und mit den Konsequenzen nicht mehr klarkommt, ist beschämend und kostet wirklich Mut. Ein erster Impuls, die Schulden zu übernehmen, sollte gut bedacht werden. Oft ist zu beobachten, dass der junge Erwachsene sich danach erneut verschuldet.

WIE KOMMT ES ZU SCHULDEN?

Das selbstständige Leben mit festen Verpflichtungen wie Miete oder Strom ist für junge Erwachsene noch ungewohnt und birgt manche Tücken. Im Freundeskreis dazuzugehören, kostet Geld: Mobilität, Erreichbarkeit, Fitness- studio, gemeinsame Unternehmungen … Schnell geht da der Überblick verlo-ren. Auch unvorhergesehene Ereignisse wie eine Stromnachzahlung oder eine Autoreparatur sind nicht so leicht aufzufangen. Bargeldloses Bezahlen (ec-Karte, Lastschriften) erschwert es, den Überblick über die Ausgaben zu behalten. Für vieles werden Verträge abgeschlossen. Dabei Kündigungsfristen im Auge zu behalten, gelingt nicht immer. Eine typische Falle für Schulden bei jungen Erwachsenen sind Verträge, die für Freunde abgeschlossen werden. Der Freund verspricht, regelmäßig zu zahlen, doch schon nach kurzer Zeit funktioniert das nicht mehr.

WAS HILFT?

Im akuten Fall ist ein Gang zur Verbraucher- oder Schuldnerberatung anzuraten. Die fachliche Unterstützung, um die Rechtmäßigkeit der Forderungen zu überprüfen, einen Ratenzahlungsplan aufzustellen oder auch Vergleiche mit den Gläubigern zu schließen, ist sehr hilfreich. Vorbeugend ist es sinnvoll, ein Haushaltsbuch zu führen. Monatliche und jährliche Einnahmen und Ausgaben übersichtlich einzutragen, bedeutet auch, sich mit seinem Konsum auseinanderzusetzen. Weshalb gebe ich Geld wofür aus, welche Einstellungen stehen dahinter? Ein Haushaltsbuch braucht Disziplin, ist aber hilfreich, um das eigene Konsumverhalten besser kennenzulernen. Außerdem ist es hilfreich, regelmäßig Geld zurückzulegen, damit unvorhergesehene Ausgaben und größere Investitionen finanziert werden können.

Erwachsen werden bedeutet auch, Fristen und Termine einzuhalten, sich begehrte Dinge zu versagen, bis man sie sich leisten kann, den Überblick über die komplexe finanzielle Situation zu erwerben. Es ist ein Lernprozess, bei dem Fehler passieren dürfen.

Geld ausgeben zu können hat in unserer wohlstands- und konsumorientierten Gesellschaft Bedeutung für das Selbstwertgefühl und sichert die soziale Zugehörigkeit. In einem gemeinsamen Gespräch könnten diese Aspekte besprochen werden.

Michaela Schnabel ist Mutter von drei erwachsenen Töchtern. Sie arbeitet als Sozialpädagogin und lebt in Witten.

 

→ Finanz-Helfer

Haushaltsbücher gibt es auch digital oder als App, z.B. den „Finanzchecker“der Sparkasse.

Hilfreiche Tipps und Tools gibt es auf diesen Websites:

www.verbraucherzentrale.de
www.geldundhaushalt.de
www.schulden.ch

Verwandle Geld in Glück!

Glück kann sich keiner kaufen. Doch ein kluger Einsatz von Geld kann das Glück steigern. Sagt Family-Autor Jörg Berger.

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