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11 bis 15 – Bewegungsmuffel ade!

Elternfrage: „Ich beobachte, dass sich unsere Kinder (11 und 14) im Alltag zwischen Schule, Hausaufgaben und Smartphone kaum bewegen. Wie kann ich sie zu mehr sportlicher Aktivität motivieren?“

Bewegung ist der Motor des Lebens. Wortwörtlich! Bereits im Mutterleib sind Babys aus eigenem Antrieb aktiv, bei der Geburt sowieso und danach gibt es kein Halten mehr. Bewegung ist also ohne jeden Zweifel ein Grundbedürfnis von Kindern. Bei Jugendlichen dient Sport vor allem als Ausgleich sowie zum Abbau von Stress und Aggressionen, die es in der Pubertät oft reichlich gibt. Darüber hinaus fördert viel körperliche Aktivität ein positives Selbstwertgefühl und hilft beim Kennenlernen, Akzeptieren und Lieben des eigenen Körpers.

Bewegte Hausaufgaben

Sie können mehr Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder bringen, indem Sie die Zeit mit den Hausaufgaben kreativ gestalten – das birgt auf vielen Ebenen Vorteile für Ihre Teenager. Schulaufgaben müssen nicht im Sitzen erledigt werden. Vielleicht haben Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem das Kind gut im Stehen arbeiten kann? Auch das Auswendiglernen von Gedichten, Vokabeln oder sonstigen Texten kann man im Stehen, auf dem Bauch liegend oder laufend machen. Die Bewegung erhöht die Gedächtnisleistung und hilft dabei, dass sich Gelesenes besser gemerkt wird. Auf diese Weise werden verschiedene Sinne einbezogen, es bilden sich außerdem mehrere Verknüpfungen, die dem Kind ermöglichen, Inhalte besser und schneller zu verarbeiten.

Schwung reinbringen

Eine andere Möglichkeit, um körperliche Aktivitäten mit den Hausaufgaben zu kombinieren, sind Bewegungskarten oder -würfel. Dabei zieht das Kind zum Beispiel nach jeder gelösten Matheaufgabe eine Karte, würfelt oder macht einen eigenen Vorschlag für eine Bewegung wie Hüpfen, Kniebeugen oder Hampelmänner. Hierbei können Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe für die Entscheidung benutzen, wie oft oder wie lange eine körperliche Aktivität ausgeführt werden soll. Außerdem helfen Sie Ihrem Kind, wenn Sie so oft wie möglich Materialien zu den Hausaufgaben dazunehmen. Lassen Sie Ihr Kind zum Beispiel unterschiedliche Materialien aus der Wohnung holen, um anhand dieser eine Rechenaufgabe zu lösen oder Vokabeln zu lernen.

Inliner statt Auto

Mir ist bewusst, dass diese Art, Hausaufgaben zu machen, aufwendig ist und sich bestimmt nicht jeden Tag umsetzen lässt. Sie können sich solche Ideen aber zum Beispiel für das Wochenende aufheben und für besonders regnerische Wochen oder wenn das Kind „krank“ zu Hause ist. Hier gilt: Machen Sie es für sich passend!
Es gibt im Alltag außerdem ausreichend andere Gelegenheiten, die Kinder in Bewegung zu bringen: Einkäufe lassen sich mit dem Rad oder den Inlinern tätigen. Der Weg zur Schule beziehungsweise zur Haltestelle kann zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Das Einführen von bewegten Ritualen kann ein weiterer Weg sein, Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder zu integrieren. Auch wenn es ein wenig Überzeugungsarbeit braucht, es lohnt sich!

Anika Schunke ist Mutter, Erzieherin, Übungsleiterin für Kinderturnen sowie Referentin für den Badischen Turnerbund und die Kinderturnstiftung.

Mehr Bewegung wagen!

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, werden sie oft träger und bewegen sich weniger. Eine Expertin gibt Tipps, wie Sie mehr Bewegung in den Alltag integrieren können.

Bewegung ist der Motor des Lebens. Wortwörtlich! Bereits im Mutterleib sind Babys aus eigenem Antrieb aktiv, bei der Geburt sowieso und danach gibt es kein Halten mehr. Bewegung ist also ohne jeden Zweifel ein Grundbedürfnis von Kindern. Bei Jugendlichen dient Sport vor allem als Ausgleich sowie zum Abbau von Stress und Aggressionen. Die gibt es in der Pubertät oft reichlich. Darüber hinaus fördert viel körperliche Aktivität ein positives Selbstwertgefühl und hilft beim Kennenlernen, Akzeptieren und Lieben des eigenen Körpers.

Bewegung bei den Hausaufgaben

Sie können mehr Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder bringen, indem Sie die Zeit mit den Hausaufgaben kreativ gestalten. Das birgt auf vielen Ebenen Vorteile für Ihre Teenager. Schulaufgaben müssen nicht im Sitzen erledigt werden. Vielleicht haben Sie einen höhenverstellbaren Schreibtisch, an dem das Kind gut im Stehen arbeiten kann? Auch das Auswendiglernen von Gedichten, Vokabeln oder sonstigen Texten kann man im Stehen, auf dem Bauch liegend oder laufend machen. Die Bewegung erhöht die Gedächtnisleistung und hilft dabei, dass sich Gelesenes besser gemerkt wird. Auf diese Weise werden verschiedene Sinne einbezogen, es bilden sich außerdem mehrere Verknüpfungen, die dem Kind ermöglichen, Inhalte besser und schneller zu verarbeiten.

Schwung reinbringen

Eine andere Möglichkeit, um körperliche Aktivitäten mit den Hausaufgaben zu kombinieren, sind Bewegungskarten oder -würfel. Dabei zieht das Kind zum Beispiel nach jeder gelösten Matheaufgabe eine Karte, würfelt oder macht einen eigenen Vorschlag für eine Bewegung wie Hüpfen, Kniebeugen oder Hampelmänner. Hierbei können Sie das Ergebnis der Rechenaufgabe für die Entscheidung benutzen, wie oft oder wie lange eine körperliche Aktivität ausgeführt werden soll. Außerdem helfen Sie Ihrem Kind, wenn Sie so oft wie möglich Materialien zu den Hausaufgaben dazunehmen. Lassen Sie Ihr Kind zum Beispiel unterschiedliche Materialien aus der Wohnung holen, um anhand dieser eine Rechenaufgabe zu lösen oder Vokabeln zu lernen.

Inliner statt Auto

Mir ist bewusst, dass diese Art, Hausaufgaben zu machen, aufwendig ist und sich bestimmt nicht jeden Tag umsetzen lässt. Sie können sich solche Ideen aber zum Beispiel für das Wochenende aufheben und für besonders regnerische Wochen oder wenn das Kind „krank“ zu Hause ist. Hier gilt: Machen Sie es für sich passend!
Es gibt im Alltag außerdem ausreichend andere Gelegenheiten, die Kinder in Bewegung zu bringen. Einkäufe lassen sich mit dem Rad oder den Inlinern tätigen. Der Weg zur Schule beziehungsweise zur Haltestelle kann zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Das Einführen von bewegten Ritualen kann ein weiterer Weg sein, Bewegung in den Alltag Ihrer Kinder zu integrieren. Auch wenn es ein wenig Überzeugungsarbeit braucht, es lohnt sich!

Anika Schunke ist Mutter, Erzieherin, Übungsleiterin für Kinderturnen sowie Referentin für den Badischen Turnerbund und die Kinderturnstiftung.

Die Handtuchlektion

Family-Autorin Stefanie Diekmann über das kräftezehrende Zickzack in ihrem Alltag

Mein Tag beginnt müde. Unter meinen Händen erspüre ich mein Handtuch. Die reliefartige Zickzack-Struktur lässt sich gut tasten. Es mutet fast so an, als erkunde ich die Gefühlswelt meiner letzten Tage. Ich fühle mich hin- und hergeworfen. Mein Smartphone mag ich gerade gar nicht zu Hand nehmen.  Die verzweifelten Fragen und mutlosen Seufzer meiner Bekannten und Freunde rauben mir Kraft, denn sie spiegeln das Zickzack-Muster meiner Grübeleien wider.

Die letzten Wochen und Monate haben mich viel gekostet. Und was am meisten hin- und herwirft: Ich erfasse nicht, warum ich so am Limit bin. Ich bin versorgt, beschenkt und sicher – auch in der Pandemie.

Meine Hände spüren die Stoff-Strukturen. Ja, das Zickzack im Alltagsleben war kräftezehrend. Meine Ideen, auf Distanz und fehlende Beziehungen zu reagieren, sind verblasst. Ich bin genervt von Tipps, die doch immer nur in Online-Konferenzen münden und mich nicht ausfüllen. Mir gehen Sorgen um Menschen in Krisen und um die emotionale Entwicklung der Kleinkinder und Jugendlichen nicht aus dem Kopf. Müde melde ich mich von Newslettern ab, die mir Aktivitäten vorschlagen, zu denen ich wenig Kraft habe. Komme mir debil lächelnd vor wie eine weltfremde Oma, wenn ich Schülern Studenten Kraft wünsche, ihren Stoff zu erarbeiten. Finde mich unpräzise in Mails und Messenger-Nachrichten, wenn ich Freunde erreichen will. Ich starte mit Zielen zackig in den Tag, um dann unter Kleinigkeiten die Fassung zu verlieren.

Immer noch fahren meine Hände das Zickzack-Muster nach. Da fliegt wie ein Funke eine Erinnerung in mein Herz: Ich stehe immer mit Gott in Beziehung, der Nähe kann. Der Nähe will und spendet. Vom Zickzack des Lebens mit hin und her und rauf und runter kann ich im Psalm 23 lesen. Heute sind es wohlgeformte Worte. In der realen Situation sind es abgerungene Erkenntnisse aus schweren und verworrenen Zeiten. Es fällt mir schwer, mich darauf einzulassen, dass meine Zeiten von Gottes Beziehung zu mir durchzogen sind.

Das Zickzack-Muster meines eigenen Erlebens findet immer wieder auf die Grundlinie zurück. Eine Basis, die Kraftlosigkeit aushält, Müdigkeit über gesellschaftliche Entwicklungen akzeptiert.

Meine Entscheidung heute besteht darin, das Zickzack in mir mit mehr Gelassenheit zu leben. Ich will mich mit Gottes Nähe vollstopfen, bis ich mich wiedererkennen kann. So lange bleibe ich tastend, dem Hoch und Runter aber nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Tastend als Gesehene, Gehaltene.

Stefanie Diekmann ist Gemeindereferentin in Göttingen.

 

 

Leider ist es vorbei …

Wenn die Lockerungen der Corona-Einschränkungen ein Vermissen auslösen

„Sag mal, ist das immer noch dein Corona-Ansatz?“, fragt mich meine Freundin und zeigt auf meinen dunkel schimmernden Haaransatz. Viele Frauen, die ihre Haare färben, haben in der Zeit des Covid-19-Lockdowns besonders darunter „gelitten“, dass die äußeren Möglichkeiten zur Pflege eingeschränkt waren. Lächelnd musste ich in den sozialen Medien von den Dramen lesen, die Stars und Sternchen wegen ihres nachwachsenden Haaransatzes durchleiden mussten. Und ich gehöre tatsächlich dazu. Meine blond gesträhnten feinen Haare wurden zu einer Art persönlichem Tagebuch: Je länger die Herausforderung uns alle beschäftigte, desto dunkler wurde mein Ansatz.

Als meine Freundin auf meinen Scheitel deutete, wurde mir bewusst: Ich komme nicht dazu, mich wieder in den normaler anmutenden Alltag einzufügen. Ich habe Wochen und Monate damit gerungen, dass mein Leben sich durch Einschränkungen und familiäre Kraftakte verändert – und nun trauere ich um meine Corona-Rituale? Es ist, als möchte ich mit diesem Ansatz festhalten, dass ich einen neuen Rhythmus gefunden habe.

Ich habe zum Beispiel viel bewusster gelesen, viel bewusster geschlafen und bin viel bewusster in den Tag gestartet: manchmal schon sehr früh. Wir haben als Familie mehr gespielt, den Sonntag zusammen mit einem Ausflug gestaltet, uns zu Mahlzeiten verabredet, damit der Tag nicht ganz strukturlos wird. Immer mehr gewann ich meine kleinen neuen Rituale sehr lieb.

Und nun: Ich kann und muss wieder zum Frisör, ich könnte in die Stadt zum Eiscafé schlendern und sogar Freunde treffen. Ja, nun habe ich wieder Termine. Und das fordert mich sehr. Ich suche nach Entschuldigungen, warum mein Haupthaar so verwahrlost ist, und erinnere mich auf einmal an das Volk Israel, von dem die Bibel berichtet. Erst brauchte ich ganz viel Nähe und Unterstützung und Gottes väterlichen Rat, um mich auf diesen Lockdown einzulassen und meinen eigenen Rhythmus zu finden. Und nun: Während die Welt wieder bummeln geht, jammere ich wie das Volk Israel. Nach einer schweren Zeit in Ägypten stapfen sie durch die Wüste und wollen zurück. Zurück, weil sie sich an die positiven Seiten in der Sklaverei erinnern. Während ich mir durch meine nicht geschnittenen Haare fahre, wird mir plötzlich bewusst: Ich kann es auch heute schaffen. Ich kann es heute mit Gottes Unterstützung wieder schaffen, mich in meinen Alltag einzufinden.

Gute Rituale kann ich wie kostbare Errungenschaften im neuen Heute einbetten und selbst bestimmen, was mich antreibt und meine Zeit ausfüllt. Ich bin nicht überfordert mit einer Krise. Ich brauche einfach einen inneren Schritt in meinem Tempo. Ich bin in das ungewohnte Zuhausebleiben gegangen und werde diesen Schritt mit Gott zusammen auch wieder in meinen Alltag schaffen. Ja, und ganz sicher auch zum Frisör.

Stefanie Diekmann, Gemeindereferentin

Emotionale Affäre: Verliebt in einen anderen – wie diese Frau doch noch ihre Ehe rettete

„Auf einmal war da ein klopfendes Herz“, erinnert sich Lisa* an den Tag, an dem sie sich in einen Fremden verliebte. Ganz ohne Ehekrise, einfach so.

Es ist über zehn Jahre her, und ich bin nicht stolz darauf. Ich war für eine Studienreise im Ausland: ein anderes Land, eine andere Kultur, andere Sitten und andere Bedrohungen. Wir hatten einen Reiseleiter, der uns das Land und die Leute zeigte und der sich als Deutscher sicher in der für mich fremden Umgebung bewegte. Ich fühlte mich unsicher in der fremden Welt – er gab mir die Sicherheit, die ich brauchte, um mich wohl zu fühlen und das Abenteuer des anderen Landes auch zu genießen. Ich lernte das Land lieben. Und ich fing an den Mann zu lieben, der mir den Zugang zu diesem Land zeigte.

Zu Hause in Deutschland waren zur gleichen Zeit mein Mann und meine beiden Kinder ohne mich. Sie managten den Alltag für mich, vermissten mich und nahmen alle Kraft zusammen, mir diese Erfahrung zu ermöglichen. Ich sage ja, ich bin nicht stolz darauf, was ich tat und empfand.

DIE LINIE DER TREUE ÜBERTRETEN

Aber diese Studienreise hatte ein Nachspiel: E-Mails. Durch diese E-Mails stellten der Mann aus der Ferne (der nicht meiner war) und ich fest, dass wir beide ähnliche Gefühle füreinander hegten. Das brachte meine Emotionen vollends zur Explosion. Spätestens hier übertrat ich die Linie der Treue. Ich schrieb Worte, die ich nicht hätte schreiben sollen. Ich las seine Worte der Bewunderung für mich und sog sie in mich auf. Dieser Mann schien mich als Mensch und Frau mehr wertzuschätzen und zu sehen als jeder andere. Das tat so gut, und ich wollte mehr davon. Ich fühlte mich auf einmal lebendig. Meine Gefühle schwemmten meinen Verstand in einer rasenden Flut davon. Ich hatte es mehr und mehr zugelassen. Aber nun fühlte ich mich unfähig, diese Flut zu stoppen.

EINFACH DURCHBRENNEN?

Der Mann fragte mich per E-Mail, was unsere Gefühle nun bedeuten würden und was ich bereit war zu tun oder zu lassen. Das war eine faire Frage. Würde ich meine Familie verlassen? Was war ich bereit für diese Beziehung aufzugeben? Gott sei Dank ernüchterte mich diese Frage. Es hatte schon Momente gegeben, da hatte ich die Flugkosten recherchiert und mir vorgestellt und geträumt, einfach durchzubrennen und ein anderes Leben in einem anderen Land an der Seite eines anderen Mannes zu führen.

Ich bin im Rückblick dankbar, dass dieser Mann einen Flug weit entfernt wohnte und nicht nur eine Autofahrt. Ich weiß nicht, wie stark ich gewesen wäre, wenn ich nur hätte hinfahren brauchen, um den Traum, den ich heimlich hegte, real werden zu lassen, und meine Kinder und meinen Mann in einen Alptraum zu stürzen.

Mit dieser Frage erwachte ich. Ich wollte nicht, dass meine Kinder ohne mich aufwachsen. Und ich wollte meinen Mann nicht verletzen. Trotzdem rang ich in den nächsten Wochen mit den Gefühlen, die ich selbst so heiß gekocht hatte, dass ich sie nicht abstellen konnte. Ich weinte um meinen Traum. Es schmerzte, ihn loszulassen. Ich entschied mit dem Kopf, mein Herz würde folgen, so hieß es in Ratgebern. Es dauerte Monate. Intensive Scham wechselte sich ab mit der Versuchung, die Worte, die mir Wert und Bedeutung gegeben hatten, in meinem Herzen zu tragen und mich daran zu erwärmen.

BEDÜRFNISSE STILLEN

Wie hatte dieser Mann mein Herz erobern können? Mein Mann und ich waren nicht in einer Krise gewesen. Wir hatten eine Ehe wie viele andere. Es war alles okay. Aber nach einigen Jahren habe ich das Gute nicht mehr gesehen. Die Herausforderungen und Erwartungen aber wurden größer. Der Alltag schlich sich ein, die Wertschätzung meines Mannes war nicht mehr so reich wie am Anfang unserer Ehe – oder ich nahm sie nicht mehr so wahr. Die Unterschiedlichkeiten waren nicht mehr reizvoll, sondern aufreibend. An das Gute hatte ich mich gewöhnt. Die Lücken in meinem Selbstwertgefühl hat mein Mann nicht (mehr) gefüllt. Und es gab Dinge, die ich mir wünschte, die einfach nicht in seinen Möglichkeiten standen. Mit all diesen Aspekten hatte ich zu dieser Zeit keinen Frieden gefunden. Und da kam ein anderer und füllte mir all diese Bedürfnisse: Wertschätzung, Bewunderung und das Abenteuer, das mir im Alltag fehlte.

Ich merkte damals, dass ich die Krise in mir nicht alleine in den Griff bekam. Und so habe ich mir eine Beraterin gesucht. Ein Prozess des Aufarbeitens begann. Wichtig war für mich, als die Beraterin sagte, dass all meine Bedürfnisse, die eine Rolle für meine Gefühle gespielt hatten, echt und gut seien; der Knackpunkt war aber, dass ich für die Erfüllung der Bedürfnisse keinen anderen Mann brauchte. Ich hatte tatsächlich gedacht, meine Bedürfnisse seien das Problem. Und wenn ich den anderen Mann aus meinem Leben bannte, müsste ich für immer auf die Erfüllung verzichten. Aber ich habe gelernt, dass ich diese Bedürfnisse auch selbst in die Hand nehmen kann.

Und auch für mein Selbstwertgefühl bin ich verantwortlich. Letztlich ist mein Selbstwert in Gottes Hand, weder meinem Mann noch einem anderen sollte ich meinen Wert in die Hand legen. Es war ein guter Anfang, das zu verstehen. Auch für meine Sehnsucht nach Abenteuer oder Abwechslung bin ich selbst verantwortlich. Dieses Bedürfnis hatte ich vorher gar nicht so wahrgenommen. Ich musste Wege finden, diese Bedürfnisse, die ich in mir entdeckt hatte, ernst zu nehmen, aber andere Lösungen zu finden, um sie zu stillen. Ich musste mir selbst vergeben und wieder mit mir ins Reine kommen. Und natürlich war es nötig, alles mit meinem Mann aufzuarbeiten.

„Ich habe gelernt, für meine Bedürfnisse selbst zu sorgen.“

VERGEBUNG UND NEUANFANG

Ich bin dankbar, dass mein Mann bereit war, mir zu vergeben. Er hat sich getraut, mir wieder zu vertrauen. Wir haben einen Weg aus der Krise gefunden und an unserer Ehe gearbeitet. Wir akzeptieren heute im Großen und Ganzen die Schwächen und die Stärken des anderen. Wir können unsere Unterschiedlichkeit besprechen und sehen sie meist nicht als bedrohlich, sondern als bereichernd. Es war ein langer Weg, der noch durch mehr Herausforderungen führte. Heute genießen wir eine stabile und glückliche Ehe. Das ist nicht selbstverständlich.

Außerdem habe ich gelernt (und bin noch dabei), für meine Bedürfnisse selbst zu sorgen. Manchmal gelingt es mir zum Beispiel, ein Abenteuer in mein Leben einzubauen, etwas Neues auszuprobieren und etwas zu wagen, was ich noch nie gemacht habe. Das ist wichtig für mich, und ich nehme mir die Energie, die ich brauche, um es umzusetzen. Manchmal habe ich aber auch einfach Frieden über einem ganz normalen Familienalltag und komme auch gut ohne weitere Abenteuer aus.

Was andere Männer anbetrifft, bin ich mehr auf der Hut: Wenn ich zum Beispiel ein warmes Kompliment von einem anderen Mann bekomme, gehe ich anders damit um. Ich freue mich, und das darf ich auch. Aber ich lasse es nicht nachhallen oder hänge meinen Wert daran. Ich versuche auch nicht den Kontakt zu intensivieren, um mehr davon zu bekommen. Letztlich weiß ich, dass kein Mann alle meine Bedürfnisse (für die ich sowieso selbst verantwortlich bin) stillen würde, selbst wenn einer mal reizvoll erscheint. Dann hat er Lücken eben woanders. Es hilft, das mit dem Verstand zu wissen.

„Ich kann sagen, dass ich meine Gefühle im Griff habe, solange sie noch tröpfeln.“

GEFÜHLE IM GRIFF

Ich weiß heute auch, dass ich meine Gefühle kontrollieren kann und dass es am einfachsten ist, wenn ich Gefühle für andere gleich im Keim in Angriff nehme. Ob ich heute gegen die Flut besser ankommen würde, kann ich nicht mal sagen. Aber ich kann sagen, dass ich meine Gefühle im Griff habe, solange sie noch tröpfeln. Und ich lasse sie nicht zum Strom werden.

Es gibt dazu eine indianische Geschichte: Ein alter Cherokee-Indianer unterhielt sich mit seinem Enkel. „Großvater“, fragte der Junge, „sind wir Menschen gut oder böse?“ – „Das kommt darauf an“, erwiderte der alte Mann. „Jeder von uns beherbergt zwei Wölfe in seinem Herzen. Der eine ist der Wolf der Gier und des Hasses. Der andere ist der Wolf der Liebe und des Mitgefühls.“ – „Und welcher Wolf ist stärker?“, wollte der Junge nun wissen. „Der, den du fütterst“, sagte der Großvater.

Derartige emotionale Entgleisungen sind mir nicht wieder passiert. Denn ich füttere den bösen Wolf nicht mehr.

*Die Autorin möchte anonym bleiben.

 

Das Wirrwarr durchstehen

Wie das Linksabbiegen Stefanie Diekmann zum Nachdenken bringt.

Eigentlich ist Autofahren für mich zur Routine geworden. An einer Stelle auf meinem Weg durch Mainz bin ich aber jeden Tag neu angespannt. Hier ist ein richtiges Wirrwarr. Die Straßenbahn läuft parallel zur Straße und die Busspur kreuzt, gleich darf ich links abbiegen. Links – wie denn? An jedem Tag sagt mein Instinkt mir: „Nein, hier geht es nirgendwo über die Straßenbahntrasse. Keine Chance. Nun kommt auch noch ein Bus. Gleich knallt’s!“

In meinem Leben kenne ich diese Momente auch. Ich weiß um Gottes Begleitung, umbete meinen Alltag, und doch erscheint mir das Wirrwarr an Gefühlen, Gedanken, Forderungen und Wünschen ohne klare Zielführung. Manchmal sogar täglich neu. Als hätte ich noch nie eine brenzlige Situation umschifft oder einen Schiffbruch überlebt. Es ist ein mal fröhlich, mal verzweifelt gelebtes Chaos. Der Tag, an dem das Kind innerhalb von Sekunden krank wird und der ganze Tag neu geplant werden muss. Oder eine herausgebrochene Uralt-Zahnfüllung, die mehrere Arztbesuche erfordert. Ein Besuch bei Freunden, der sich als unerfreuliches Diskussionsforum entpuppt und noch Tage in meiner Seele hängt.

Lerne ich nichts aus den durchstandenen Situationen? Eine Frau sagte mal: „Ich habe mir diese schwere Nacht mit drei Magen- und Darm-Kindern bewusst eingeprägt, um mir später immer wieder sagen zu können: Das hast du überlebt – sogar gemeistert. Das wird jetzt nicht schlimmer sein.“

In meinem Wirrwarr verliere ich oft den Blick auf gute Erfahrungen und auf meine Stärken. Ich verliere auch den Bezug und die Verbindung zu Gott. Ich habe schon so oft erlebt, dass mir Liedtexte guttun, Gott sogar eingreift oder eine Idee schenkt. Wieso erinnere ich mich oft nicht daran, wie viel Kraft darin steckt?

Diese Kreuzung – jeden Morgen – ist meine Erinnerungshilfe. Jedes Mal, wenn ich denke: „Nein – hier geht es nicht weiter! Niemals kann ich hier links abbiegen!“, blinkt das Auto vor mir und zeigt mir die unscheinbare Stelle, wo die Trasse der Straßenbahn abgesenkt ist und ein abgenutzter Linksabbiegerpfeil ahnen lässt, wie die Spur zu nutzen ist.

Und wenn ich den Gegenverkehr lange genug in den Blick genommen habe und die Straße überquere, grinse ich über mich: „Klar! Hier kann man nicht abbiegen!“ Und ich murmle ein Leises „Danke, Jesus!“ Denn die Kreuzung ist wirklich ein echtes Wirrwarr!

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

 

 

 

 

 

Wohnung putzen, Beziehung pflegen

Der Wohnungsputz ist einer der Streitklassiker für Paare. Einem der dabei wohl größten Streitpunkte ist Betreut.de in einer aktuellen Umfrage* unter 800 Müttern und Vätern auf den Grund gegangen: der Aufgabenteilung. Und hier gibt es Luft nach oben: Nur gut die Hälfte der Befragten ist mit der Aufteilung der Haushaltsaufgaben weitgehend zufrieden, die Männer dabei noch eher als die Frauen (63 Prozent gegenüber 55 Prozent). Neben unterschiedlichen Vorstellungen von Sauberkeit spielen dabei auch unterschiedliche Gewohnheiten eine Rolle. Damit der Haussegen nicht aufgrund des schmutzigen Geschirrs schief hängt, hat Betreut.de fünf Tipps zusammengetragen, mit denen sich die Beziehung aufpolieren lässt.

1. Was will ich und was willst du? 

Bevor Paare sich darüber austauschen, wie sie ihren gemeinsamen Haushalt regeln, steht die Frage: Was erachten beide Partner als maßgbelich für ihre Beziehungshyiene? Nur wenn beide Partner darüber Bescheid wissen, womit sie sich wohlfühlen und sich darüber austauschen, können sie auch auf die Bedürfnisse des anderen eingehen und böse Überraschungen im Alltag vermeiden.

2. Der Start in den Tag 

Symmetrisches Anordnen oder alle Fünfe gerade sein lassen? Am frühen Morgen sind es oft schon Kleinigkeiten, die einen aus der Haut fahren lassen können. Seien es Haare im Waschbecken oder die schief zugedreht Zahnpasta-Tube. Klären Paare, was für sie ein absolutes No-Go ist und finden hier Kompromisse – zum Beispiel getrennte Zahnpasta-Tuben oder Aufbewahrungsmöglichkeiten – lassen sich morgendliche Zankereien leichter umschiffen.

3. Tausche Staubsauger gegen Spüllappen 

Um den Hausputz gemeinsam zu bewältigen, ist Arbeitsteilung eines der verbreitetsten Mittel: Der eine kümmert sich um das schmutzige Geschirr, der andere um den Staub. Am leichtesten lassen sich die Aufgaben nach Vorlieben verteilen. Beide Partner legen eine Liste mit allen anstehenden Aufgaben an. Die beliebteste kommt nach ganz oben, die unliebsamste nach ganz unten. Danach können die Listen abgeglichen und die Aufgaben verteilt werden. Landen bestimmte Tätigkeiten bei beiden Partnern ganz unten auf der Liste, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, sie wechseln sich regelmäßig mit den unliebsamen Aufgaben ab oder beauftragen eine Haushaltshilfe, die ihnen dabei unter die Arme greift. Die so gewonnene Zeit kann in einen romantischen Spaziergang, einen Restaurant- oder Kinobesuch investiert werden.

4. Eine Frage der Zeit 

Sind beide Partner berufstätig, sollte auch die Hausarbeit so aufgeteilt werden, dass sich niemand benachteiligt fühlt. Neben der Aufgabenteilung kann auch das richtige Zeitmanagement helfen, um diese Herausforderung zu meistern: Wer morgens später aus dem Haus geht, räumt die Küche auf und nimmt den Müll mit, wer zuerst Feierabend hat, kümmert sich um die Einkäufe und das Abendessen.

5. Mehr Zeit zu zweit 

Um den Alltag als Paar zu meistern, ist vor allem eines wichtig: gemeinsame Zeit. Die aktuelle Umfrage zeigt: Mehr als ein Drittel der befragten Männer findet, dass sie zu wenig Zeit mit ihrem Partner verbringen (38%), bei den Frauen ist es sogar fast die Hälfte (46%). Um neben dem Job und eigenen Hobbys den Partner nicht nur zum Gute-Nacht-Sagen zu sehen, lassen sich die anfallenden Alltagsaufgaben auch gemeinsam erledigen. Manchmal lassen sich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Gemeinsames Kochen als romantisches Date statt simpler Alltagsroutine, Haushaltsputz und einer Tatort-Wiederholung.

* Quelle: Betreut.de: Global Family Survey, 2017.

Herzenswärme

Was eine Badfliese mir über Gott zeigen kann. Von Stefanie Diekmann

Wie eine Marionette des täglichen Lebens lasse ich mich führen und steuere nach dem Aufstehen durch das Bad, durch die Küche zum Frühstück, dann ins Arbeitszimmer, um das Handy aus der Ladestation zu nehmen. Mechanisch lasse ich mich ins Auto fallen und checke, ob ich Schlüssel, Portemonnaie und Kalender habe. Während ich noch ganz herzenstaub vor mich hinfahre, werde ich von einem Radfahrer am Kreisverkehr geschnitten. Vollbremsung. Ein Gefühl wie eine Dusche aus Eiswürfeln. Der Radfahrer guckt zwar erschrocken, nickt aber freundlich. Ich atme tief voller Erleichterung, dass nichts geschehen ist. Nichts geschehen? Wie erstarrt ist mein Herz? Ich bin so gedankenlos, dass eben fast etwas Schlimmes passiert wäre. Ich schüttele meine unsichtbaren Marionettenfäden ab, um wacher und bewusster weiterzufahren. Ich habe an diesem Morgen überhaupt nicht gespürt, wie warm meine Füße durch die Heizung auf den Badfliesen sind, wie wohltuend das Wasser und der Duft meines Apfelshampoos. Ich habe überhaupt nichts dabei gedacht, als ich im Kühlschrank nach meinem Lieblings-Joghurt griff und meinen Hund begrüßte. Es ist, als wolle meine To-do-Liste mir das Spüren vermiesen. Als wäre mein Kopf auf lautlos gestellt. Im Büro muss ich noch an etwas anderes denken, eine kleine Situation vor ein paar Tagen: Ein kleiner Junge (1) sitzt mir im Kindersitz im Van seiner Eltern gegenüber. Er sucht meinen Blick, macht Laute, wenn ich wegsehe und ist begeistert, wenn meine Augen seine endlich finden. Er blinzelt und juchzt. Ein kleines Spiel und doch: Es erwärmt mein Herz. Was für ein kleiner Schatz! Später stelle ich mir vor, wie sehr Gott meinen Blick sucht, mir Gelegenheiten schenkt, ihn zu treffen und mich durch und durch zu erwärmen. Und ich? Ich bin damit beschäftigt, mich zu beklagen, zu seufzen, meine Tätigkeiten zu resümieren und mein Wollen voranzutreiben. Dabei wird mein Herz ganz taub. Ich möchte mehr den Blick Gottes suchen und dann wahrnehmen, wie sehr mir diese kleine Geste am Tag Kraft gibt! Ich brauche keine großen Ereignisse und besonderen Events. Ich darf spüren, was schon ist. Darf ersinnen, was mir nah kommt mit Gottes Herzenswärme. Ich darf mich ärgern, mich freuen und mir etwas dringend wünschen. In meinen Tee pusten und spüren, wie heiß er ist. Den Backofen-Kürbis würzen und kosten. Was für ein voller und auch wundervoller Tag. Meine Aufgaben werden nicht weniger durch mehr Blickkontakt mit Gott. Aber mit Herzenswärme bleibe ich lebendiger. Vielleicht bleibe ich morgen einfach mal auf den wärmenden Badfliesen stehen und lächle in mich hinein. Stelle mir vor, wie Gott meinen suchenden Blick trifft und sich über mich freut. Wie er einen Laut der Begeisterung macht, weil ich ihn entdeckt habe. Weil Gottes Herz voller Wärme für mich schlägt …

 

Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

Alltagskokon

Woran liegt es, wenn die Kraft fehlt, um die Flügel auszubreiten?

Ich höre es immer wieder: „Ich bin so k.o.!“ Oder: „Warum bin ich bloß so dauermüde?“ Ich kann gerade selber fühlen, was gemeint ist. Heute ist Kopfwehtag, die Wäsche oben piept mahnend und erinnert mich auch noch an die zwölf Hemden, die ich für Henrik bügeln muss. Ich lasse Tarik TV gucken, weil ich so lahm bin. So müde und matt. So sehr mit dem Jetzt beschäftigt und eingewickelt, das mir nicht mal Kaffeetrinken Spaß macht. Ich fühle mich schlecht dabei. Ich sehe mich um und überall liegt etwas herum: Schuhe, Marmeladengläser, Bastelsachen für diverse Gruppen, Bücher, kopierte Artikel, Abholscheine für Schulbücher, aussortierte Kleidung aller Kids – die wollte ich eigentlich schon seit Tagen wegbringen … Es fühlt sich in diesem Moment an, als wickle mich mein Alltagsgewimmel wie Klarsichtfolie ein. Zu einem bewegungsunfähigen Wurm. Ich stecke in einem Kokon aus Murren und Seufzen fest. Ich komme nicht dagegen an. Während ich in dieser Starre aus Müdigkeit bleibe, sehne ich mich nach den Flügeln eines Adlers. Die Bibel beschreibt dieses Bild. Menschen, die Gott vertrauen, fliegen kraftvoll in den Himmel und nutzen dabei die große Spannbreite der Flügel voll aus. Warum dann meine Lähmung? Wieso genieße ich mein Jetzt nicht? Mir fällt auf, dass ich mein Pensum und Tempo erhöhe und mich dann wundere über Müdigkeit. Einerseits liebe ich zum Beispiel Blogs von Menschen, die dekorieren und aus Zutaten Leckeres machen und bei denen ein Sonntagskaffeetisch aussieht wie aus dem Malbuch. Ich lasse viel Zeit beim Bewundern und Nachmachen, bis ich enttäuscht und kraftlos aufgebe und Waffeln backe. Denn in meinem Leben gibt es nicht nur den Fotoausschnitt, sondern es liegen neben dem 1A-Kuchentisch auch noch Wäsche, Rechnungen, Altpapierberge und Berge an Post. Ich lege mir den beengenden Kokon oft selbst an. Hochglanz versus Alltag. Sehnsucht gegen Müdigkeit. Enge gegen Freiheit. Eine Spannung. Eine Spannung, die Kraft raubt. Kraft, die Gott mir anbietet. Ich darf neue Kraft ertasten, wenn ich Gott vertraue. Ich will Gott meine engen Kokon-Schichten hinhalten. Um neue Sichtweisen bitten. Ich will durch mein Vertrauen mit seinen Möglichkeiten rechnen. Will mich wie ein Adler auf die Luftströme legen und gleiten. Das ist nichts, was ich selbst tun muss, sondern was ich nutzen darf. Gottes Kraft ist da. Sie lässt sich nutzen. In ganz kleinen Schritten kann ich mit diesem Aufwind aussortieren, was heute hilfreich ist. Ich lebe den Tag mit der Kraft, die ich heute habe. Ich lasse meine inneren Forderungen an mich los. Nun gehe ich den Trockner ausstellen, meinen Sohn knuddeln und dabei das TV ausschalten.

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Stefanie Diekmann ist Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ingelheim am Rhein.

Glühbirnen-Bildchen und Checklisten

ADHS-Trainerin Judith Gruhler gibt Tipps, was betroffenen Familien helfen kann. Teil 2 unserer Mini-Serie zu ADHS

Ein Leben mit ADHS bringt ständige Herausforderungen mit sich – das kostet Kraft. Vor allem, wenn man als Elternteil selbst auch betroffen ist! Doch es ist möglich, dass der Alltag entspannter wird. Dazu möchte ich in diesem Artikel einige Anregungen geben. Diese ersetzen allerdings kein Elterntraining! Darum ist der erste Tipp: Nehmen Sie an einem ADHSElterntraining teil! Dort lernen Sie, Ihr Kind besser zu verstehen und besser mit ihm umzugehen. Dazu gehört zu verstehen, welche Auswirkungen die andere Netzwerknutzung im Gehirn eines Kindes mit ADHS hat (siehe Teil 1 der Mini-Serie in Family 4/16). Und sie können sich dort mit anderen Eltern austauschen. Das gilt auch für ADHSSelbsthilfegruppen. Je mehr hilfreiches Wissen Sie über ADHS haben, umso besser werden Sie den Alltag bewältigen können (Infos und Buchtipps siehe Kasten).

VORSICHT, GEÄNDERTER FAHRPLAN!
Was kann helfen, dass der Alltag entspannter wird? Einige praxisbewährte Anregungen dazu:

  • Kinder mit ADHS haben Probleme mit Umstellungen. Sie brauchen eine Ankündigung vor einer Umstellung, etwas Neuem oder einer „Fahrplanänderung“. Hilfreich ist ein Küchenwecker, der als Ankündigung beispielsweise fünf Minuten vor dem Ende des Spielens läutet.
  • Bei einem Kind mit ADHS, das überreizt oder irritiert ist, kann die Stimmung unmittelbar kippen. Es kann heftig erregt sein und verletzende Dinge sagen. Nehmen Sie diese Äußerungen nicht persönlich! Versuchen Sie, tief durchzuatmen. Stellen Sie sich vor, vor Ihnen sei eine Plexiglasscheibe, an der die Aussagen Ihres Kindes abprallen.
  • Achtsamkeit, Gelassenheit und Humor können bewirken, dass Schweres leichter wird. Diese Fähigkeiten kann man lernen, dazu braucht man jedoch Zeit!
  • Weil der Alltag viel Kraft kostet, ist ein positiver Ausgleich wichtig. Tun Sie regelmäßig etwas, das Ihnen guttut, wo Sie auftanken können. Um Stresshormone abbauen zu können, ist Bewegung sehr gut. Planen Sie auch Zeiten ein, in denen Sie gemeinsam mit dem Kind etwas Schönes erleben können.