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Einschlafprobleme überwinden – Das sollten Eltern wissen

Eines der größten Probleme von Kleinkindern ist das Einschlafen. Warum das oft schwierig ist und was Eltern tun können erklärt Kinder- und Jugendtherapeutin Melanie Schüer.

Schlaf, Kindlein, Schlaf … wenn das Einschlafen doch so einfach wäre: Man singt ein oder zwei Lieder, streichelt dem kleinen Schatz noch kurz den Rücken und dann schlummert der Nachwuchs seelenruhig und friedlich ein.

Die Realität sieht für viele Eltern von Kleinkindern leider oft ganz anders aus: Das Kind will nicht ins Bett, womöglich schon nicht die Zähne putzen, muss noch etwas trinken, hat Bauchweh und überhaupt noch so unfassbar viele Gründe, warum es einfach noch nicht schlafen kann! Dabei wollen wir als Eltern doch einfach auch irgendwann mal Feierabend haben – das Wohnzimmer für uns, ein Stündchen „Erwachsenenzeit“, in der wir mal nicht versorgen, begleiten und beruhigen müssen.

Einschlafen ist eine Form von Loslassen

Ein Aspekt, der vielen Kindern, aber auch Erwachsenen, das Einschlafen erschwert: Einschlafen geht nur, wenn wir ein Stück weit loslassen können. Einschlafen bedeutet, dass man all das am Tag Erlebte – das Schöne wie das Stressige – nun „gut sein lässt“. Man trennt sich von den Gedanken, Plänen, Eindrücken und Fragen des Tages und lässt sich von der Welt des Denkens und Handelns in die Welt des Fühlens und Seins gleiten. Man gibt ein wenig die Kontrolle ab und lässt auch die lieben Menschen zumindest kurzzeitig los. Denn im Schlaf können wir nicht mit ihnen sprechen und nehmen ihre Gegenwart nicht mehr bewusst wahr.

Wir verabschieden uns also vom Tun und der Geschäftigkeit und auch für eine Weile von unseren vertrauten Menschen – und das fällt besonders Kleinkindern oft gar nicht leicht. Sie fangen gerade an, ihre Welt zu entdecken, lernen ständig Neues dazu und sind voller Tatendrang. Das macht Spaß und ist so spannend, dass es schwierig sein kann, abzuschalten. Und zugleich sind die Kleinen noch völlig abhängig von ihren Bezugspersonen, sodass ihnen die Trennung von ihnen das Gefühl von Verunsicherung und Unruhe bereiten kann.

Durch Nähe zur Ruhe kommen

Gerade weil Kleinkinder so abhängig sind von ihren Bezugspersonen, brauchen sie die Begleitung von diesen, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Kuscheln, vorher noch gemeinsam ein Buch lesen, ein altersgerechtes Gebet, in dem man für das Gute dieses Tages dankt und auch das Schwere und Belastende in Gottes Hände legt … all das hilft, den Tag gut abzuschließen. Auch beruhigende Musik ist oft hilfreich als Teil des Abendrituals. Manchen Kindern helfen auch Hörbücher – hier sollte man aber nicht zu spannende Handlungen wählen! Empfehlenswert für Kleinkinder ist z.B. „Die Geschichte vom kleinen Elefanten, der so gern einschlafen möchte“.

Insgesamt ist Körpernähe und die liebevolle Präsenz von zugewandten, geduldigen Eltern eine wichtige Grundlage für ein gutes Einschlafen. Daher, liebe Eltern: Sorgt auch gut für euch, wenn ihr euer Kind ins Bett bringt! Wenn ihr wisst, dass es länger dauern kann, bis euer Kind abschalten kann: Macht es euch bequem im Kinderzimmer und vielleicht hilft auch ein Hörbuch oder angenehme Musik per Kopfhörer, um die Zeit für euch angenehm zu gestalten. Kinder spüren, wenn ihre Eltern unruhig darauf warten, wann sie endlich schlafen – und werden dann oft von dieser Unruhe angesteckt.

Dunkelheit, Düfte, Durchhalten

Zu viel Licht verhindert die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Deshalb sollten Kinder etwa eine, besser zwei Stunden vor dem Schlafengehen nicht mehr auf Bildschirme starren. Etwa 30-45 Minuten vor dem Schlafengehen sollte das Licht möglichst gedämmt werden. Ein Nachtlicht sollte entweder ganz weggelassen oder durch ein rötliches ersetzt werden – das stört die Produktion von Schlafhormonen am wenigsten.

Ab dem Alter von drei Jahren kann man auch ätherische Öle wie Lavendel oder Zirbenholz (z.B. 1-2 Tropfen auf einem Stück Holz) in der Nähe des Kinderbettes nutzen.

Dass Säuglinge beim Füttern, Kuscheln oder Spazierenfahren einschlafen, ist völlig normal. Ab einem Alter von 3-4 Monaten ist es allerdings empfehlenswert, mit dem Kind nach und nach etwas mehr Eigenständigkeit beim Einschlafen einzuüben. Das bedeutet nicht, dass man das Kind wecken sollte, wenn es auf dem Arm eingeschlafen ist. Doch wenn das Kind noch nicht fest schlummert, ist es ratsam, die elterliche Einschlafhilfe in kleinen Schritten sanft zu reduzieren.

Wenn ein Kind auch mit drei Jahren nur in den Schlaf finden kann, wenn Mama oder Papa direkt neben ihm liegen, kann das dazu führen, dass es genau diese Begleitung auch nachts erwartet, wenn es aus dem Leichtschlaf aufwacht – und nicht in der Lage ist, sich nachts selbst zu regulieren. Die Eltern „schleichen“ sich heimlich heraus, wenn das Kind schläft – und dieses wacht irgendwann erschrocken auf und merkt: „Mama/Papa ist ja gar nicht mehr da! So kann ich doch nicht schlafen!“

Grundsätzlich gilt beim Schlafenlernen die Devise „Durchhalten“, denn Gewohnheiten bilden sich erst nach einiger Zeit und Rückfälle durch Stressfaktoren wie Entwicklungsschübe, Zahnen, Infekte, einen Umzug o.ä. sind normal!

Schritt für Schritt zum Ziel

Von Einschlafprogrammen, die sehr rabiat vorgehen und beinhalten, dass Kinder längere Zeit allein im Bett weinen müssen, ist eher abzuraten. Denn diese können der Eltern-Kind-Beziehung schaden und langfristig dazu führen, dass das Kind Einschlafen mit Angst und Unbehagen verbindet. Viel besser ist es, schrittweise und behutsam vorzugehen, beispielsweise wie in diesem Fall:

Tom, 3 Jahre alt, kann nur einschlafen, wenn seine Eltern ihn umhertragen. Wenn er dann endlich im Land der Träume angekommen ist, legen sie ihn ganz vorsichtig ab und verlassen auf Zehenspitzen das Zimmer. Spätestens nach 2 Stunden, oft deutlich früher, weint Tom dann und sie müssen ihn erneut tragen, was sich in der Nacht dann mehrfach wiederholt.

Ein schrittweises, sanftes Vorgehen könnte so aussehen:

Bei jedem Schritt findet vorher ein liebevolles Abendritual statt – z.B. mit Geschichte, Gebet, Kuscheln oder Massage.

So klappt das Einschlafen

Schritt 1: Die Eltern tragen Tom wie gewohnt umher – aber nur, bis er ruhig und entspannt ist. Das eigentliche Einschlafen findet auf dem Arm, aber im Sitzen statt (erste Reduktion: die Bewegung wird ausgeschlichen).

Schritt 2: Sobald es 2-3 Abende ohne Bewegung (oder höchstens kurzes Tragen zum Entspannen, 2-3 Minuten) klappt, setzen sich die Eltern direkt mit Tom auf dem Arm hin und kuscheln mit ihm. Auch hier warten sie auf den Zeitpunkt, wenn Toms Augen langsam zufallen und er kurz davor ist, in den Schlaf zu sinken: Dann legen sie ihn sanft in sein Bettchen und bleiben noch nah bei ihm, um ihn zu streicheln bzw. eine Hand an seinem Körper zu lassen (zweite Reduktion: Einschlafen im Bettchen statt auf dem Arm).

Schritt 3: Auch hier lassen die Eltern der neuen Gewohnheit 2-3 Abende Zeit, sich zu festigen. Dann legen sie ihn schon etwas früher in sein Bettchen und streicheln ihn nur noch, bis er kurz vor dem Einschlafen ist. An diesem Punkt ziehen sie sich etwas zurück und sitzen nur noch neben dem Bett, ggf. mit leisem Singen oder Summen (dritte Reduktion: Einschlafen ohne Körperkontakt).

Der Stuhl neben dem Bett kann dann nach und nach weiter weggerückt werden. Wenn das Kind sich nicht beruhigen lässt, ist es ratsam, noch einmal Nähe und Sicherheit zu vermitteln, bis das Kind wieder entspannter ist und dann einen neuen Versuch zu starten. Anfangs sind oft viele Wiederholungen dieses Beruhigens und erneut Versuchens nötig – aber steter Tropfen höhlt den Stein.

Beratung suchen – online und vor Ort

Vielerorts gibt es Beratungsstellen mit Fachkräften, die sich mit dem Thema Kinderschlaf gut auskennen, oft in Erziehungsberatungsstellen (Adressen findet man unter dajeb.de). Manche Themen lassen sich auch online gut besprechen, z.B. in der kostenlosen Onlineberatung des Portals „ElternLeben“ (elternleben.de).

Melanie Schüer Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und Autorin. Zudem berät sie Eltern von Babys und Kindern mit Schrei- und Schlafproblemen. 

Dauerthema: Schnuller statt Daumen? Was hilft, weiß das Kind selbst

Darf ein Baby den Daumen benutzen, um sich zu beruhigen, oder muss es der Schnuller sein? Überlasst es dem Kind, rät Stillberaterin und Hebamme Martina Parrish.

„Mein Baby (5 Monate) verweigert partout den Schnuller und benutzt stattdessen lieber seinen Daumen, um daran zu nuckeln, wenn es müde ist oder sich beruhigen möchte. Ist der besser oder sollte ich es weiterhin mit dem Schnuller versuchen?“

Vor dieser Fragestellung stehen viele junge Eltern – und das schon seit Jahrzehnten. Allein daran erkennt man, dass es keine einheitliche Position zu diesem Thema gibt. Tendenziell neigen Kinderärzte, Logopäden, Zahnärzte und Kieferorthopäden dazu, den Schnuller zu empfehlen, und haben dabei auch gute Argumente an der Hand.

Schnuller oder Daumen – Für und Wider

Als Vorteile des Schnullers findet man immer wieder folgende Argumente aufgeführt: Er ist weicher, führt also zu weniger Zahnfehlstellungen. Seine Formen werden den anatomischen Gegebenheiten des Gaumens und Kiefers immer neu angepasst. Die Eltern können (zumindest über einen langen Zeitraum) entscheiden, wann und wie oft das Kind nuckeln darf. Und last but not least: Er kann leichter abgewöhnt werden als der Daumen.

Um vom Daumennuckeln abzuraten, wird häufig ins Feld geführt, dass der Daumen sehr viel härter und schmaler als ein Nuckel ist. Dadurch kann es zu falschen Schluckmustern, Aussprachefehlern und einer stärkeren Verformung des Kiefers bzw. Gaumens kommen.

Aus Neuseeland allerdings wurde eine Studie bekannt, die besagt, dass Daumenlutscher weniger Allergien gegen Gras, Wolle, Schimmelpilze und Katzenhaare haben. Ein weiterer eindeutiger Vorteil des Daumens liegt darin, dass er immer parat ist, nie gesucht und nie desinfiziert werden muss. Das Kind kann autonom entscheiden, wann es diesen Begleiter benötigt. Beide Arten des Saugens sollen allerdings im „Dauerbetrieb“ vermehrt zu Mittelohrentzündungen führen.

Das Kind weiß am besten, was es will

Sicher gibt es noch eine ganze Reihe anderer Für und Wider in dieser Diskussion, die sich auf Studien und wissenschaftliche Fakten beziehen. Für mich spielen andere Dinge aber eine sehr wesentliche Rolle. Das Saugen ist eines der Grundbedürfnisse eines Babys und spendet ihm häufig Trost, lässt es zur Ruhe kommen, hilft beim Einschlafen und erleichtert generell die Selbstregulation. Deswegen brauchen viele Babys mehr Möglichkeit zum Saugen, als das während einer Mahlzeit möglich ist. Dieses Saugbedürfnis ist am Anfang des Lebens besonders ausgeprägt und lässt mit dem Älterwerden langsam nach, da die Kinder nach und nach andere Mechanismen erlernen, die ihnen helfen, zur Ruhe zu kommen. Außerdem wird die Welt immer bunter für sie und es werden so viele andere Dinge interessant, die es zu erobern gilt.

Für mich steht ein Argument in vielen Bereichen über allen anderen: Trauen wir unseren Kindern doch einfach öfter zu (bis zu einem gewissen Grad natürlich!), selbst zu entscheiden, was sie brauchen und was ihnen guttut. Häufig klären sich dadurch sehr angespannte Situationen ganz von allein. Und zum Schluss sei noch meine eigene Erfahrung angeführt: Ein Baby, das sich für die Daumen-Variante entschieden hat, wird davon nur unter großen Anstrengungen abzubringen sein. Also freuen Sie sich an Ihrem kleinen, willensstarken Kind. Es weiß, was es will!

Martina Parrish war viele Jahre lang Hebamme und Stillberaterin und lebt in Berlin.

Sohn (4) fürchtet sich vor Monster unterm Bett – Was tun?

Wenn Kinder Angst vor Monstern haben, sollten Eltern das ernst nehmen, sagt Erzieherin Anika Schunke. Und: Das Biest lässt sich gemeinsam bekämpfen!

„Unser Sohn (4) kommt nachts immer in unser Bett, weil ein Monster unter seinem Bett ist. Wie gehen wir richtig mit seiner Angst um, und wie können wir ihm helfen?“

Zuerst einmal ist es wichtig, die Angst ernst zu nehmen, auch wenn Sie sich nicht erklären können, wo sie herkommt. Dann sollte Ursachenforschung betrieben werden, um mit der Angst umzugehen. Fragen Sie Ihr Kind am Tag danach, ob es das Monster beschreiben und vielleicht auch malen kann. So ist die Angst nicht mehr abstrakt. Zeigen Sie ihm aber auf keinen Fall Bilder von Monstern, das schürt die Angst nur unnötig!

Wovor hat das Monster Angst?

Vielleicht wird hierbei schon klar, woher die Angst kommt. Wenn nicht, fragen sie nach: Wo kommt es her? Was will es von dir? Und die wichtigste aller Fragen: Wie können wir es bekämpfen oder verschwinden lassen? Wovor hat das Monster Angst? Was mag es gar nicht? Wenn sich Ihr Kind damit auseinandersetzt, lernt es Lösungswege kennen, die ihm auch in anderen Situationen helfen können. Wenn das Gespräch Ihr Kind zu sehr aufwühlt, machen Sie eine Pause, lassen Sie es spielen und greifen das Thema später wieder auf. Fragen Sie auch im Kindergarten nach, vielleicht können die Erzieherinnen oder andere Eltern Ihnen beim Forschen helfen.

Besprechen Sie beim Abendessen, was Ihrem Kind helfen kann, die Nacht in seinem Bett zu verbringen. Und was helfen kann, das Monster zu verjagen oder zu verhindern, dass es kommt. Gehen Sie auf die Vorschläge ein und setzen Sie diese mit Ihrem Kind zusammen um. Falls es selbst keine Vorschläge bringt, schlagen Sie einiges vor: die Tür öffnen, das Licht anlassen oder eine schützende Höhle bauen. Wenn nichts hilft, geben Sie ihm als letzten Ausweg die Möglichkeit, dass es Sie rufen kann und Sie dann bei ihm im Zimmer schlafen. So wird die Routine, ins Elternbett zu kommen, durchbrochen und Sie zeigen ihm andere Wege auf, mit der Situation umzugehen.

Braucht er mehr Nähe?

Wenn Sie einen Lösungsweg besprochen haben, machen Sie daraus ein Ritual für die Bettgehzeit. Führen Sie das neue Ritual jeden Abend für mindestens drei Wochen durch. Wenn Ihr Sohn es dann noch nicht schafft, allein in seinem Bett zu bleiben, oder wenn ständig neue Monster auftauchen, sollten Sie noch einmal das Gespräch mit ihm suchen. Es kann sein, dass er einfach bei Ihnen sein möchte. Vielleicht macht er gerade einen Entwicklungsschritt und braucht dabei mehr Nähe als sonst.

Ihr Bedürfnis nach erholsamen Schlaf dürfen Sie hierbei aber nicht außer Acht lassen! Vielleicht können Sie vereinbaren, dass er an bestimmten Tagen oder erst ab einer gewissen Uhrzeit zu Ihnen ins Bett kommen darf. Eventuell müssen Sie auch darüber nachdenken, wie Sie Ihren Alltag etwas entschleunigen können, um entspannt, konstant und mit voller Aufmerksamkeit Zeit mit Ihrem Kind verbringen zu können.

Anika Schunke lebt in der Nähe von Karlsruhe und ist Erzieherin. Außerdem ist sie Autorin des Buchs „Kleine Räume, großer Spaß“. 

Zusammen in einem Zimmer?

„Meine Tochter (4) wünscht sich, dass ihr kleiner Bruder (11 Monate) mit ihr im Zimmer schläft. Halten sich die beiden aber nicht gegenseitig vom Schlafen ab? Was müsste man bei der Zusammenlegung beachten?“

Das Wichtigste, was Kinder zum guten Leben brauchen, ist das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, Wärme, Nähe und Vertrauen. Dieses urmenschliche Grundbedürfnis endet gerade nicht mit dem Sonnenuntergang und auch nicht mit der Stillzeit. Wenn es Abend wird und die Nacht heranbricht, dann meldet es sich in besonderer Weise. Denn seit Anbeginn der Zeit suchen wir Schutz vor der Dunkelheit.

Gemeinsam Schlafen bringt nur Vorteile

Auch wenn dieses Bedürfnis in erster Linie von den Eltern gestillt wird, so spielen doch auch Geschwister eine ganz maßgebliche Rolle. Das gemeinsame Schlafen kann dabei ein wichtiger Baustein sein, der meiner Erfahrung nach für alle nur Vorteile mit sich bringt! Die Nächte werden ruhiger. Die Gegenwart des anderen, sein Atmen und das Rascheln der Bettdecke teilen mit, was ein kleiner Mensch besonders nachts dringend wissen muss: Ich bin nicht allein, ich bin Teil dieser Herde. Ich rieche den Duft, der mir vertraut ist, das Dunkle kann mir nichts anhaben, und ich kann getrost schlafen. Selbst im Krankheitsfall hat dieses Zusammenspiel eine außerordentlich beruhigende und entlastende Wirkung.

Natürlich wird am Abend noch ein wenig geflüstert, werden kleine Geheimnisse geteilt, Geschichten erzählt und Ängste besprochen, von denen Eltern gar nichts wissen müssen. Kaum etwas stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl mehr. Kaum etwas lässt Geschwister einander näherkommen. Schlafrhythmen passen sich einander an, und recht schnell gehen Zusammenschläfer gemeinsam zu Bett und stehen auch gemeinsam wieder auf. Die Chancen für Eltern, am Wochenende ein Stündchen länger unbehelligt zu bleiben, steigen sprunghaft an. Denn man kann sich durchaus ein Weilchen miteinander beschäftigen, ein Hörspiel hören und etwas spielen.

Regeln helfen im gemeinsamen Zimmer

Davon abgesehen sehen auch Vierjährige schon ein, warum es nicht klug wäre, das schlafende Geschwisterkind zu wecken. Gemeinsam kann man Vereinbarungen treffen, was in solchen Fällen zu tun ist, zum Beispiel ruhig den Raum verlassen und anderweitig auf Suche nach Unterhaltung gehen. Umgekehrt haben Kinder, wenn sie denn einmal eingeschlafen sind, einen bemerkenswert tiefen Schlaf. Ein weinendes Baby oder Kleinkind kann aus dem Bettchen genommen werden, ohne dass das Geschwisterkind davon gestört würde.

So viele Vorteile das Zusammenschlafen von Geschwistern auch bietet, so wichtig sind klare Regeln für das gemeinsame Leben. Bei uns haben sich zum Beispiel Schatzkisten bewährt, in denen persönlichste Besitztümer aufgehoben werden und an die Mitbewohner keinesfalls drangehen dürfen. Es braucht Rückzugsmöglichkeiten und Räume des Privaten. Das Bedürfnis nach Privatsphäre und einem eigenen Raum wächst mit den Jahren und steigenden Alltagsherausforderungen. Mit Eintritt in die weiterführende Schule und dem Anklopfen der Pubertät braucht es nach Möglichkeit ein eigenes Zimmer, sei es noch so klein, und eine Tür, die man fest hinter sich zumachen kann.

Sandra Geissler lebt mit ihrer Familie in Nierstein und bloggt unter 7geisslein.wordpress.com. 

Ein Paar, zwei Perspektiven: Schlaf

NACHTSCHICHTEN AUS TROTZ

Katharina Hullen muss mit sehr wenig Schlaf auskommen und beneidet ihren Mann um seine Superkräfte.

Katharina: Schlafen macht schön und klug. Schlafen ist gesund! Ich sage Ihnen was: Schlaf ist überbewertet! Denn all diese Aussagen ergeben nur unter Laborbedingungen Sinn.

Unsere Wahrheit ist derzeit: Schlafen wäre schon schön und wahrscheinlich klug und es wäre auch sicher gesund, früher schlafen zu gehen. Leider liegt unsere Zubettgehzeit weit hinter Mitternacht. Das ist notwendig und ärgerlich zugleich, weil es einfach an so vielen Faktoren hängt, warum es sich nur schwer ändern lässt.

Zum einen: Wir sind Eulen, können abends effektiv Dinge erledigen. Beziehungsweise: könnten. Denn unsere drei Mädels, die theoretisch rund 10 Stunden Schlaf benötigen sollten, kommen abends ebenfalls noch mal richtig in Fahrt und vor allem nicht beizeiten in die Federn. Das bedeutet meist, dass unser Programm erst weit nach 22 Uhr beginnen kann.

Zum anderen ist auch die Kombination von Aufschieberitis und Trotz (jetzt will ich aber auch mal Zeit für mich haben!) oft Ursache für unzählige Nachtschichten. Hauke treibt es hierbei bisweilen auf die Spitze. Ich werkele gern parallel zu meinem Mann abends vor mich hin, aber um 2 Uhr nachts ist auch Schluss. Mein Bester sitzt dann oft noch lange am Küchentisch und korrigiert weiter Klassenarbeiten. Resigniert, weil es mal wieder nicht mit der besseren Planung geklappt hat und weil ich leider selbst zu unvernünftig bin, gehe ich dann schon mal ins Bett.

Wenn wir an normalen Abenden gegen halb 2 beschließen, das Schlafzimmer aufzusuchen, liegt Hauke 60 Sekunden später bereits im Tiefschlaf. Eine bewundernswerte Fähigkeit, denn ich räume auf dem Weg zum Badezimmer noch kurz den Flur auf, stelle Müsli auf den Tisch, stolpere über eine Wäschekiste, die ich kurzerhand im Keller noch aufsetze, drehe eine kleine Zudeck-Runde durch die Kinderzimmer und liege erst 20 Minuten später neben dem besten Ehemann von allen.

Wie schön es hier ist – so weich und warm! Warum liege ich eigentlich nicht schon seit 2 Stunden hier? Wenn‘s gut läuft, habe ich jetzt noch 5 Stunden Schlaf. Wenn‘s normal läuft, hat in 3 Stunden unser Sechsjähriger bereits ausgeschlafen oder der Kleinste träumt schlecht und steht verstrubbelt und schluchzend vor meinem Bett. Natürlich vor meinem, nicht vor Papas!

Hauke bekommt von alledem meist nichts mit. Darum haben wir eine neue Regel: Ich werde zwar wach, wenn etwas mit den Jungs ist, darf Hauke aber anstupsen. Dann schlurft er schlaftrunken ins Kinderzimmer, legt sich mit einer Matratze von innen vor die Tür und nutzt seine Superkraft „Schlafen in allen Lebenslagen“. Während die Kinder fröhlich das Zimmer auf links ziehen, blendet er alles aus und schläft. So stelle ich mir den Schlaf von Jesus bei der Sturmstillung vor.

Achja, sicher ist dies auch nur so eine Phase, und irgendwann kommt wieder mehr Ruhe in unsere Nächte. Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf! Wie gut, dass unser Herr so mächtig ist und nicht viel Zeit zum Geben braucht.

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

FRÜHSCHICHT FÜR HELDEN

Hauke Hullen kann sich in den ganz wichtigen Familien-Momenten nicht zeigen, weil er sie schlichtweg verpennt.

Hauke: Erstaunlich, was Schlaf alles bewirkt: Das kratzbürstigste Kind erscheint schlummernd plötzlich wie ein Sinnbild für Frieden und Geborgenheit, im Traum wachsen den Schwachen Superkräfte und im Gegenzug sind selbst die Mächtigsten schlafend völlig wehrlos.

Philosophen sehen darin den Grund, warum Menschen sich zu Gesellschaften zusammengeschlossen haben: Wo in einer Anarchie auch der Starke fürchten muss, morgens ohne Kopf aufzuwachen, geben nur gemeinsame Gesetze Sicherheit. Kurz: Die Existenz des Schlafes führt zu festen Regeln.
Bei uns ist es umgekehrt: Ohne feste Regeln würde kein Schlaf existieren. Nur dank mühsam erkämpfter Rituale gehen bei unseren Kindern irgendwann die Augen zu. Doch kaum erscheinen ein Brückentag oder gar Ferien im Kalender, zerstäuben unsere 10- und 12-jährigen Mädchen den Schlafrhythmus. Plötzlich gilt Mitternacht als angemessene Zielmarke, zwei Tage später murren die Mädels, wenn man sie schon vor 1 Uhr ins Bett schickt.

Doch auch hier gilt der Satz: „Es hat keinen Sinn, Kinder zu erziehen, sie machen sowieso alles nach.“ Denn auch Kathi und ich bleiben oft zu lange auf, weil wir entweder so spät erst in Ruhe arbeiten können oder auf der Couch versacken. Oder beides, was eine unheilvolle Kombination ist, weil unsere kleinen Jungs ausgesprochene Frühaufsteher sind. Dann kommt für uns die Stunde der Wahrheit: Wer liebt den anderen wirklich? Wer verlässt um kurz nach 5 die warmen Decken, weil es im Nachbarzimmer schreit und scheppert?

In meiner Jugend hatte ich mir immer gewünscht, der Frau meines Herzens meine Liebe zu zeigen, indem ich sie aus brennenden Häusern rette. Heute weiß ich: Ein Held wird man erst frühmorgens im Kampf gegen volle Windeln und die sich anbahnende Verwüstung des Kinderzimmers.

Leider kann ich meine heroische Seite oft nicht zeigen – ich höre die Kinder schlichtweg nicht! Meine Frau hingegen vernimmt jedes Rascheln und ärgert sich, dass ich nicht stante pede aus dem Bett hüpfe, um nach dem Rechten zu sehen.

Doch kann man für etwas bestraft werden, was man nicht gemacht hat? Für eine Situation, die man gar nicht wahrgenommen hat? Kathi löst das Problem, indem sie mir unsanft die Faust in die Seite bohrt und mich aus dem Bett schiebt.

Wie gut, dass uns unsere kleinen Aufmerksamkeitsterroristen manchmal länger schlafen lassen, nämlich dann, wenn sie nächtens mit wirren Haaren in unser Zimmer getapst sind. In der Besucherritze schlafen sie dann beide in anatomisch höchst bedenklichen Verrenkungen, die dazu führen, dass Kathi und ich an die Bettkanten geklammert stundenlang ums Gleichgewicht kämpfen.

So richtig erholsam ist das nicht. Und so oder so wache ich zur Unzeit morgens auf, weil entweder die Jungs oder Kathi mir Fuß oder Faust zwischen die Rippen stecken.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Ein Paar, zwei Perspektiven: Gute Nacht

DER TRAUM VOM FEIERABEND

Katharina Hullen hat sehr aufgeweckte Kinder, vor allem, wenn sie eigentlich schlafen sollten. Ihr Ehemann ist keine große Hilfe.

Katharina: Entwischte Hühner einfangen – haben Sie das schon einmal gemacht? So ungefähr müssen Sie sich unser abendliches Zu-Bett-Bringen der Kinder vorstellen. Es ist zum Auswachsen! Selbstverständlich haben wir immer wiederkehrende Rituale, die klare Signale senden, dass nun Schlafenszeit ist und Ruhe im Bau.

Pustekuchen! Wie besagte Hühner schlüpfen sie durch Türritzen und schleichen sich mit vielen Fragen oder wichtigen Anliegen durch die Wohnung. „Muss noch Zähneputzen!“ – „Ich brauche noch Kakaogeld für morgen!“ – „Mama, die Stelle im Buch gerade war sooo witzig! …“ – „Mein Bein tut weh!“ (ersetzen Sie Bein durch jedwedes Körperteil) – „Habe ich morgen um 9 XY?“… Natürlich dürfen die drei Großen etwas länger aufbleiben, aber schön wäre ja, wenn sie in dieser Zeit trotzdem all diese Fragen und Anliegen schon einmal klären könnten. Und nicht erst, wenn ich bei den Kleinen fertig bin.

Auf die konzentriere ich mich nämlich zuerst. Das ist schon schwierig genug, denn bis der Flohzirkus gebadet, gewickelt und im Bett bereit fürs Vorlesen ist, vergeht schon eine beträchtliche Zeit. Nach dem Buch singe ich noch ein Lied und platziere mich auf einer Matratze vorm Bett und warte, bis beide eingeschlafen sind. Das übrigens ist ein Ritual, welches aus der Not geboren ist. Bei den drei Großen wäre es undenkbar gewesen – natürlich sind die Kinder alleine eingeschlafen! Da inzwischen bei dem Krawall draußen vor der Tür aber beide Jungs stets mehrfach ihr Zimmer verlassen haben, musste eine lebendige Barrikade her: DU! KOMMST! NICHT! VORBEI!

Leider schläft man selbst häufig ein auf diesem Wachposten, sodass ich irgendwann zwischen halb 10 und 11 Uhr hochschrecke, geweckt vom Huschen, Tuscheln, Singen, Pfeifen, Klappern der drei Großen im Rest der Wohnung. Ich gehe ins Wohnzimmer und finde auf dem Sofa den besten Ehemann von allen und frage mich, wie lange er eigentlich schon hier sitzt.

Er hätte ja den Mädchen schon mal Gute Nacht sagen können! „Hab ich!“, höre ich dann. Und gesungen habe er auch schon bei jeder. „Und dann war doch auch Ruhe, oder?“, meint er. Nein – eine liest noch, eine andere spielt, die dritte ist gerade erst zum Zähneputzen ins Bad gehuscht. Er hört und sieht nichts. Es käme ihm im Traum nicht die Idee, noch einmal nachzusehen oder gar zu schimpfen.

Dabei haben wir beide den Wunsch nach einem früheren Feierabend für uns Eltern – aber den können wir uns nur gemeinsam erkämpfen. Mir eine sinnvolle Konsequenz für die Kinder auszudenken, finde ich richtig schwierig. Es müssen also wohl wieder Belohnungspunkte her. Vielleicht mache ich auch eine Belohnungsliste für Hauke – ein Aufkleber für jeden Abend, wo er die Kinder um 21 Uhr schlafend im Bett hat. Die Idee gefällt mir!

Katharina Hullen (Jahrgang 1977) ist Bankkauffrau und Dolmetscherin für Gebärdensprache in Elternzeit. Sie und Ehemann Hauke haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

 

„SO LEGT EUCH DENN, IHR BRÜDER …“

Hauke Hullen führt zermürbende Debatten über das Einschlafen und findet in Matthias Claudius einen Leidensgenossen. Seine Frau ist keine große Hilfe.

Hauke: Da liegen sie: Hingegossen, zart, engelsgleich. Unsere Kinder schnaufen sanft in ihren Träumen – und Kathi und ich schnaufen auch: Endlich Ruhe!

Wer keine schlafunwilligen Kinder hat, kann sich nicht vorstellen, wie nervenaufreibend solche Abende sein können. Auch wir gehörten lange Zeit dazu: unsere vier ältesten Kinder schliefen alle schnell ein und durch. Durchwachte Nächte waren Ausnahmen. Doch dann kam Nummer Fünf!

Beim kleinen Jonathan führen eine ausgeprägte Willensstärke, gepaart mit bemerkenswerten Power-Napping-Fähigkeiten, zu schwer zu prognostizierenden Einschlafrhythmen. Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass ihm zwischen 16 und 18 Uhr die Augen zufallen, ansonsten verwandelt sich das Kinderzimmer in einen Debattier-Club, der erst weit nach Mitternacht schließt. Es ist nicht nur frustrierend, wenn die To-do-Liste eines ganzen Abends auf einen einzigen Punkt zusammenschnurrt (selber bis 1 Uhr im Bett zu sein, na gut, bis 2!). Es ist auch entwürdigend, wenn man den Argumenten eines Zweijährigen irgendwann nichts mehr entgegenzusetzen hat: Ja, er ist halt wirklich gar nicht müde, und ja, er will tatsächlich gar nicht schlafen, und ja, er hat recht, die Sonne geht doch eh gleich wieder auf …

Unser Pastor meinte einmal, das wichtigste Gebot in der Kindererziehung sei: „Du sollst nicht töten!“ Nachts um 3 ist es wichtig, sich an diese Aussage zu erinnern.

Damit es nicht so weit kommt, habe ich eine sedative Form des Singens entwickelt, die bei unseren beiden kleinen Jungen meist recht gut funktioniert. Ich liege in ihrem Zimmer auf der Elternmatratze und stimme „Der Mond ist aufgegangen“ an – möglichst tief und möglichst langsam. Oft wirkt das so gut, dass Jungs und Papa schon bei der dritten Strophe einschlafen.

Wenn dies nicht der Fall ist und Jonathan weiterhin Rabatz macht, dann singe ich auch noch die letzte Strophe und bemerke, dass wohl auch Dichter Matthias Claudius mit renitenten Kindern zu kämpfen hatte. Hören Sie selbst:

„So legt euch denn, ihr Brüder“ – damit sind natürlich die Brüder Jonathan und Konstantin gemeint, die gerade in ihren Betten herumkullern – „in GOT-TES NA-MEN nieder!“ – man sieht förmlich, wie der Dichter die Fäuste ballt – „kalt ist der Abendhauch“ – das ist ganz klar eine Drohung – „verschon uns Gott mit Strafen“ – was war noch gleich das wichtigste Gebot in der Kindererziehung? – „und lass uns ruhig schlafen“ – nämlich meine Frau und mich – „und unser‘n kranken Nachbarn auch“ – ein Flehen, dass die anderen Bewohner des Hauses nicht unleidlich werden.

Inzwischen schlafen die Jungs. Ich schleiche mich aus ihrem Zimmer und entdecke die beste Ehefrau von allen auf dem Sofa. Offenbar hat sie von dem ganzen Theater nichts mitbekommen.

Hauke Hullen (Jahrgang 1974) ist Lehrer für Deutsch und Sozialwissenschaften. Er und Ehefrau Katharina haben fünf quirlige Kinder und leben in Duisburg. Gemeinsam bilden die beiden das Kirchenkabarett „Budenzauber“.

Ein Monster unterm Bett

„Unser Sohn (4) kommt nachts immer in unser Bett, weil ein Monster unter seinem Bett ist. Wie gehen wir richtig mit seiner Angst um, und wie können wir ihm helfen?“

Zuerst einmal ist es wichtig, die Angst ernst zu nehmen, auch wenn Sie sich nicht erklären können, wo sie herkommt. Dann sollte Ursachenforschung betrieben werden, um mit der Angst umzugehen. Fragen Sie Ihr Kind am Tag danach, ob es das Monster beschreiben und vielleicht auch malen kann. So ist die Angst nicht mehr abstrakt. Zeigen Sie ihm aber auf keinen Fall Bilder von Monstern, das schürt die Angst nur unnötig!

DAS MONSTER VERJAGEN

Vielleicht wird hierbei schon klar, woher die Angst kommt. Wenn nicht, fragen sie nach: Wo kommt es her? Was will es von dir? Und die wichtigste aller Fragen: Wie können wir es bekämpfen oder verschwinden lassen? Wovor hat das Monster Angst? Was mag es gar nicht? Wenn sich Ihr Kind damit auseinandersetzt, lernt es Lösungswege kennen, die ihm auch in anderen Situationen helfen können. Wenn das Gespräch Ihr Kind zu sehr aufwühlt, machen Sie eine Pause, lassen Sie es spielen und greifen das Thema später wieder auf. Fragen Sie auch im Kindergarten nach, vielleicht können die Erzieherinnen oder andere Eltern Ihnen beim Forschen helfen.

Besprechen Sie beim Abendessen, was Ihrem Kind helfen kann, die Nacht in seinem Bett zu verbringen. Und was helfen kann, das Monster zu verjagen oder zu verhindern, dass es kommt. Gehen Sie auf die Vorschläge ein und setzen Sie diese mit Ihrem Kind zusammen um. Falls es selbst keine Vorschläge bringt, schlagen Sie einiges vor: die Tür öffnen, das Licht anlassen oder eine schützende Höhle bauen. Wenn nichts hilft, geben Sie ihm als letzten Ausweg die Möglichkeit, dass es Sie rufen kann und Sie dann bei ihm im Zimmer schlafen. So wird die Routine, ins Elternbett zu kommen, durchbrochen und Sie zeigen ihm andere Wege auf, mit der Situation umzugehen.

MEHR NÄHE?

Wenn Sie einen Lösungsweg besprochen haben, machen Sie daraus ein Ritual für die Bettgehzeit. Führen Sie das neue Ritual jeden Abend für mindestens drei Wochen durch. Wenn Ihr Sohn es dann noch nicht schafft, allein in seinem Bett zu bleiben, oder wenn ständig neue Monster auftauchen, sollten Sie noch einmal das Gespräch mit ihm suchen. Es kann sein, dass er einfach bei Ihnen sein möchte. Vielleicht macht er gerade einen Entwicklungsschritt und braucht dabei mehr Nähe als sonst.

Ihr Bedürfnis nach erholsamen Schlaf dürfen Sie hierbei aber nicht außer Acht lassen! Vielleicht können Sie vereinbaren, dass er an bestimmten Tagen oder erst ab einer gewissen Uhrzeit zu Ihnen ins Bett kommen darf. Eventuell müssen Sie auch darüber nachdenken, wie Sie Ihren Alltag etwas entschleunigen können, um entspannt, konstant und mit voller Aufmerksamkeit Zeit mit Ihrem Kind verbringen zu können.

Anika Sohn ist Erzieherin aus Eggenstein bei Karlsruhe und Autorin des Buches „Kleine Räume – großer Spaß“.

 

Schlafen im Familienbett

„Unser Sohn will nicht in einem eigenen Bett schlafen. Stattdessen schläft er von Beginn an in unserem Ehebett. Nun überlegen wir, ob das Familienbett eine Option für uns ist?“

Dass kleine Kinder am liebsten bei ihren Eltern schlafen, macht evolutionsbiologisch deshalb Sinn, weil es dort sicher ist. Während wir schlafen, sind wir verletzlicher und ausgelieferter als tagsüber. Die Bedrohung durch wilde Tiere und andere Gefahren ist tief verwurzelt, wenn auch heutzutage unberechtigt. Wenn Ihr Kind also an Ihrer Seite schlafen möchte, braucht es die Sicherheit, Nähe und Geborgenheit, die Sie als Eltern aus-strahlen. Ein Familienbett bezeichnet das, was Sie sowieso schon praktizieren: Ihr Kind schläft mit in Ihrem Bett. Da sich immer mehr Eltern für diese Form der Schlafumgebung entscheiden, kursieren im Netz zahlreiche Bauanleitungen, wie Sie die Liegefläche verbreitern und gemütlich gestalten können, damit alle Familienmitglieder die nötige Erholung bekommen.

ERHOLSAMER SCHLAF

Viele Mütter schlafen besser und fühlen sich ausgeruhter, wenn ihr Kind nachts nah bei ihnen schläft. Zum einen vereinfacht das Schlafen im Familienbett das Stillen und Beruhigen, weil es das nächtliche Aufstehen überflüssig macht. Die Brust geben, Händchen halten, zurück in den Schlaf kuscheln – das geht alles liegend und im Halb- schlaf. Zum anderen überprüfen Mütter unbewusst, ob es ihrem Kind noch gut geht. Hören und spüren sie den Atem des Kindes, schlafen sie entspannter. Darüber hinaus wird im Familienbett das Hormon Oxytocin aktiviert, das die emotionale Bindung aller Familienmitglieder positiv beeinflusst. Und der größte Vorteil: Die manchmal unregelmäßige Atmung von Säuglingen kann durch den elterlichen Atem stimuliert werden.

NACHTEILE?

Sollten Sie sich für ein Familienbett entscheiden, werden Sie vermutlich zu hören bekommen, dass Sie Ihr Kind nie wieder aus Ihrem Bett heraus bekommen. Diese Sorge bewahrheitet sich in der Regel nicht. Ihr Kind wird dann in seinem eigenen Bett schlafen wollen, wenn es sich nachts auch ohne Sie wohlfühlt. Auch das Gerücht, dass ein Familienbett gefährlich sei, hält sich hartnäckig. Folgendes sollten Sie zur Sicherheit beachten:

    • Lassen Sie Ihr Kind in einem Schlafsack schlafen und nicht unter Ihrer Bettdecke.
    • Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind nicht an der Seite hinausfallen kann. Von verschiedenen Anbietern gibt es Gitter, Netze oder Ähnliches, um dies zu verhindern.
    • Achten Sie auf eine eher harte Matratze, um ein Einsinken des Kindes zu vermeiden. Ein Wasserbett eignet sich nicht als Familienbett.
    • Verzichten Sie auf Alkohol und andere Drogen, um auszuschließen, dass das Kind überrollt wird.

Ein populärer und häufig diskutierter Nachteil des Familienbetts ist der Sex. Im Familienbett selber geht es sicher nur ganz leise und zurückhaltend und kann auf Dauer keine befriedigende Lösung sein. Zum Glück sind Zärtlichkeiten aber nicht an ein Bett gebunden, hier ist Kreativität gefragt, auch andere Räume zu nutzen.

Julia Niewöhner ist Romanautorin, Mutter und Diplom-Pädagogin und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Bielefeld.

Mein Sohn schläft nicht…

„Unser Sohn (8) kann schlecht einschlafen. Wie können wir ihm helfen, abends besser zur Ruhe zu kommen?“

Mit Ihrer Frage sind Sie nicht allein, sondern treffen ein Thema, das viele Eltern irgendwann beschäftigt: Sie sehnen sich abends nach Ruhe und ihrem verdienten Feierabend, und auch die Kinder benötigen ihren Schlaf. Wenn ihr Sohn ein Kind ist, welches nicht alleine zur Ruhe kommt, ist Ihre Aufgabe und Herausforderung, das zu erkennen und zu akzeptieren. Wenn Sie sich darauf einstellen und ihm liebevoll und wertfrei begegnen, können sie Raum für einen guten Umgang mit der Situation schaffen. Vielleicht war er schon als Baby ein unruhiger Schläfer und brauchte bei jedem Nickerchen Ihre Hilfe? Vielleicht ist er insgesamt eher temperamentvoll und aktiv? Oder auch sehr sensibel und nimmt mehr Reize auf, als er verarbeiten kann? Probieren Sie verschiedene Strategien aus, die ihm abends helfen können: ein Bad mit ätherischen Ölen wie zum Beispiel Lavendel, dem man eine beruhigende Wirkung zuschreibt. Auch ein Gebet, beruhigende Musik, Stilleübungen, eine Wärmflasche im Bett, eine besondere Lampe mit warmem Licht, eine Massage oder eine Geschichte können helfen. Es gibt viele Möglichkeiten. Bestimmt finden Sie etwas, das zu Ihnen passt.

TAGESABLAUF
Darüber hinaus ist es wichtig, einen Blick in Ihren Alltag und auf den Tagesablauf zu werfen. Eventuell ist Ihr Sohn ein Kind, welches besonders anhand von Wiederholungen und Strukturen Orientierung erhält. Achten Sie darauf, dass Sie bestimmte Rituale in Ihren Tag integrieren. Unterziehen Sie Ihre Woche einer kleinen „Stressanalyse“: Gibt es ausreichend Zeiten, in denen alle abschalten und runterkommen können? Gibt es Phasen am Tag, an denen nichts passiert? Erlebt Ihr Sohn auch einfach mal Langeweile? Ist Ihr Wochenprogramm zu umfangreich? Bekommt er genügend Bewegung, ist er ausreichend an der frischen Luft? Achten Sie auch darauf, dass Sie den Abend als ruhige Phase im Tagesablauf markieren. Für Ihren Sohn ist es hilfreich, wenn klar ist, wann er ins Bett gehen soll und was davor passiert.

ATMOSPHÄRE IN DER FAMILIE
Manchmal finden Kinder nicht in den Schlaf, weil abends aller Trubel und alle Ablenkungen von ihnen abfallen und dann Sorgen und Ängste in ihr Bewusstsein gelangen. Als Eltern sollten Sie sich auch fragen, wie viel Ruhe von Ihnen selbst ausgeht. Wenn wir permanent auf unsere Handys schauen, abends noch schnell die Mails checken oder mit den Gedanken schon beim nächsten Tag sind, dann ahmen unsere Kinder uns nach. Womöglich quält Ihr Kind sich auch mit etwas, das in der Familie dringend angesprochen werden muss. Lassen Sie sich hier nicht verunsichern: Unsere Familien haben alle Herausforderungen, Ecken und Kanten und ihre schwierigen Punkte. Wenn diese Dinge offengelegt und nicht tabuisiert werden, kann eine Familie gut damit umgehen. Auch Ärger in der Schule oder Streit mit Freunden kann Kindern den Schlaf rauben. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie geruhsame Abende!

Anne Schultz-Brummer ist Diplom-Pädagogin, familylab-Trainerin und arbeitet als Kita-Fachberaterin in Hamburg. Sie ist verheiratet und hat drei Söhne.