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Dinosaurier in der Bibel?

„Unsere Kinder (4, 7 und 8), besonders unsere 8-jährige Tochter, sind totale Dinosaurier-Fans! Sie fragen uns auch, wie die Existenz der Dinosaurier und die Schöpfungsgeschichte der Bibel zusammenpassen. Habt ihr darauf eine Antwort? Und wie kann ich sie kindgerecht vermitteln?“

Ich würde es meinen Kindern so erklären: Früher war ich enttäuscht, dass die Bibel gar nichts von Dinos berichtet. Von vorne bis hinten – kein einziges Mal taucht dieses Wort auf! Aber dann hat mir jemand etwas Spannendes erzählt: Die Bibel wurde vor knapp 2.000 Jahren fertiggeschrieben, aber das Wort Dinosaurier wurde erst viel später erfunden. Das war 1842, also vor nicht einmal 200 Jahren.

Damals wurden immer mehr Fossilien gefunden und ein Wissenschaftler, Richard Owen, hat diesen Tieren den Namen Dinosaurier gegeben. Das heißt auf Deutsch „schreckliche Eidechse“. Vielleicht, weil er ein bisschen Angst vor den großen Krallen und den langen Zähnen hatte und weil er gemerkt hat, dass sie wie die Eidechsen auch Reptilien waren. Als die Bibel geschrieben wurde, gab es das Wort Dinosaurier also noch gar nicht. Genauso wie die Worte Handy oder Auto. Es gibt noch viele andere Tiere, die in der Bibel gar nicht vorkommen, wie etwa das Känguru.
Dinosaurierfans wie ich müssen aber gar nicht enttäuscht sein: Es gibt in der Bibel sogar eine Stelle (Hiob 40,15f), in der von einem Riesentier gesprochen wird, das Knochen so stark wie Eisen hat und einen Schwanz so lang wie ein Baum. Mit etwas Fantasie könnte das doch ein Brachiosaurus sein, oder?

Wie können die Dinos so alt sein?

Natürlich ist mit der Frage nach den Dinos auch die Frage nach dem Alter der Erde verbunden. Wie alt ist sie nun? 6.000 Jahre? 4,6 Milliarden Jahre? Wenn wir die Bibel lesen, werden wir die Zahl von 6.000 Jahren nirgendwo finden. Die Bibel selbst macht da keine exakte Angabe. Man kann die Bibel so verstehen, dass die Erde nur wenige tausend Jahre alt ist, das muss man aber nicht. John Lennox, ein christlicher Naturwissenschaftler, erklärt zum Beispiel, dass in den ersten beiden Sätzen der Bibel („Im Anfang schuf Gott …“ und „Die Erde aber war wüst und leer …“) zwei unterschiedliche hebräische Zeitformen vorliegen. Hier könnte also ein sehr langer Zeitraum dazwischenliegen. Man kann die Bibel also auch ernst nehmen, wenn man von einem sehr hohen Alter der Erde ausgeht.

Der Bericht über die sieben Tage ist auf eine sehr poetische Weise geschrieben. Nicht wie ein naturwissenschaftliches Lehrbuch, sondern eher wie ein Gedicht. Manche Theologen glauben, dass das wie ein Lied zur Einweihung eines Tempels zu verstehen ist. Gott hat die Erde wie einen großen Tempel geschaffen, und dann gab es dieses Lied dazu, das viele spannende Wahrheiten erzählt. Zum Beispiel, dass alles Gottes Idee und sehr gut war. Und dass Gott nicht im Mond oder in der Sonne wohnt (damals haben viele Menschen die Himmelskörper als Götter angebetet). Im Schöpfungsbericht kommen Sonne und Mond deutlich an untergeordneter Stelle (erst am vierten Tag). Sie sind nicht Gott, sondern Gott steht über allem und hat alles erschaffen. Er ist viel größer und mächtiger, als die Leute dachten!

Christian Günzel ist Referent am Zacharias Institut für Wissenschaft, Kultur und Glaube.

Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

 

„Wie werden wir den Schnuller los?“

„Der Kinderarzt hat uns nahegelegt, unserer Tochter (3,5) den Schnuller abzugewöhnen. Wie gehen wir am besten vor?“

Der Schnuller gehört zum Alltag vieler Kinder. Ein Baby hat das Bedürfnis zu saugen, das man ruhig unterstützen kann, denn das Saugen – an der Brust oder an einem Schnuller – trainiert nicht nur Muskelfunktion, Kiefer und Gebiss, sondern beruhigt das Baby auch. Mit den ersten Milchzähnen löst der Kaureflex den Saugreflex ab. Bereits am Ende des ersten Lebensjahres wäre also ein guter Zeitpunkt, dem Kind den Schnuller abzugewöhnen.

SPRECHEN SIE MIT IHREM KIND!

Ihr Kind trägt den Schnuller nun schon viel länger – und das wahrscheinlich aus gutem Grund. Oft ist der Schnuller auch für die Eltern ein Instrument, das „in Not“ hilft, von Unruhe befreit. Es ist die „kleine Sicherheit“. Wenn Eltern den Schnuller ungern weglassen, spürt das Kind es. Wie soll es sich vom Schnuller verabschieden, wenn es in Ihnen die Angst vor dem Loslassen fühlt? Umso wichtiger ist es, dass erst einmal Sie Entschlossenheit und Natürlichkeit zu diesem Thema finden. Lösen Sie sich zunächst selbst von der Schnuller-Zeit. Inkonsequenz und Unsicherheit ziehen die Abgewöhnungsphase unnötig in die Länge und verunsichern das Kind.

Wenn Sie so weit sind, suchen Sie einen Zeitraum für die Abgewöhnungsphase von etwa drei Wochen. Sprechen Sie auch mit ihrem Kind über das Thema. Manchmal wirkt es so, als würden Kinder nicht verstehen oder abblocken, weil sie woanders hinsehen oder etwas antworten, das nicht zum Thema passt. Wenn Ihr Kind jedoch beiläufig beginnt, Fragen zu stellen, im Spiel darüber redet, merken Sie, wie Sie Vorarbeit leisten. Hilfreich kann auch die neutrale, gemeinsame Beobachtung von erwachsenen Vorbildern oder Alltagshelden der Kinder sein, wie die Polizistin oder der Müllmann, und die Feststellung, dass sie keine Schnuller tragen.

SCHNULLER NICHT EINFACH WEGWERFEN

Unterschätzen Sie nicht die emotionale Bindung, die Ihr Kind bereits zum Schnuller hat. Er gehört zur Wirklichkeit des Kindes, der Gewohnheitsfaktor ist entsprechend hoch, aber auch die Sicherheit und Verbundenheit zu ihm. Es ist deshalb nicht ratsam, den Schnuller achtlos wegzuschmeißen. Schmieden Sie einen Plan, der zu ihnen als Familie passt. Stärken Sie den eigenen Willen des Kindes, sich auf die Neuerung einzulassen und unterstützen Sie so die Loslösung. Neben der Schnullerfee, dem Vergraben des Schnullers im Garten, um zu sehen, ob ein Schnullerbaum wächst oder dem Verschenken des Schnullers an fiktive oder echte andere Babys gibt es viele Ideen, die Kindern und Erwachsenen dabei helfen, den Weg in die „Schnuller-Freiheit“ zu finden.

Kindern, die der Logik sehr verbunden sind, kann es aber auch helfen, wenn sie den Schnuller zu einem selbstgewählten Zeitpunkt allein mit einer Schere zerschneiden. Sie werfen ihn selbst weg und wissen genau, dass der Schnuller nun kaputt ist und von der Müllabfuhr mitgenommen wird, weil er nicht mehr gebraucht wird. Bleiben Sie in jedem Fall wohlwollend und liebevoll. So werden Sie Ihr Kind gut in die „Schnuller-Freiheit“ führen.

Irina Kostic ist Kinderkrankenschwester, Autorin und Schulsozialarbeiterin. Sie lebt mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Nordfriesland. www.irinakostic.de
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Mit 26 wieder zu Hause einziehen? Warum Sie das als Eltern nicht mitmachen sollten

„Unser Sohn (26) muss aus seiner WG ausziehen. Nun will er übergangsweise wieder bei uns wohnen. Kann ich ihm sagen, dass er sein Leben allein bewältigen können muss?“

Die erste Aufgabe von Eltern ist es, ihre Kinder in ein selbstständiges und verantwortungsvolles Erwachsenenleben zu begleiten. Dies haben Kinder in der Regel zwischen 18 und 20 Jahren gelernt. Hier hat auch die elterliche Einflussnahme ihren endgültigen Punkt erreicht. Wir bleiben Eltern und auf dieser Ebene verbunden, jedoch nun auf Augenhöhe. Das bedeutet auch, dass jeder für sein Leben selbst verantwortlich ist und es eigenständig gestaltet. Wie können Sie also mit der Situation umgehen?

SEIEN SIE GASTFREUNDLICH!

Als eines unserer Kinder mit 19 Jahren plötzlich vor der Tür stand, weil es aus verschiedenen Gründen kein Zuhause mehr hatte, mussten wir ihm deutlich machen, dass sein ehemaliges Kinderzimmer aus Kostengründen untervermietet war und wir keinen dauerhaften Platz in der Wohnung hatten. Aber wir halfen natürlich bei der Wohnungssuche und nahmen das inzwischen erwachsene Kind vorübergehend als Gast auf. Dazu war es notwendig, dass unser Wohnzimmer für diese Zeit als Gästezimmer und Wohnzimmer umgestaltet werden musste. Nehmen Sie doch Ihren Sohn ebenso als „Gast“ auf. Der Gast-Status macht deutlich: Er bleibt nur vorübergehend in Ihrem Haus.

SPRECHEN SIE OFFEN ÜBER IHRE ERWARTUNGEN

Mit Mitte Zwanzig lebt Ihr Sohn nicht mehr in der gewohnten Eltern-Kind- Beziehung. Sprechen Sie darüber, dass dies eine andere Situation ist als noch vor Jahren, als Sie eine andere Verantwortung für das Leben Ihres Sohnes hatten. Arbeiten Sie daran, dass Sie als Ehepaar gemeinsam agieren und sich einig sind.
Um Konflikte oder böse Überraschungen bereits vorab zu vermeiden, hätten Sie ihr Kind schon beim Auszug fragen können, ob es okay ist, nach seinem Auszug das ehemalige Kinderzimmer neu einzurichten und einer neuen Funktion zuordnen zu dürfen.

FINDEN SIE EINEN ABSCHLUSS

Als unsere Kinder auszogen, haben wir mit jedem von ihnen eine Abschiedsfeier gemacht. Wir luden das Kind zu einem besonders schönen Restaurantbesuch ein und sprachen miteinander. In diesem Gespräch fragten wir auch, wo wir als Eltern Fehler gemacht haben, ob wir ungerecht empfunden wurden und ob es zwischen uns etwas zu bereinigen gibt. Wir sprachen auch über die neue Situation und machten deutlich, dass sowohl für das Kind als auch für uns nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Sabine und Siegbert Lehmpfuhl haben vier Kinder im Alter zwischen 34 und 41 Jahren und sind Team.F-Regionalleiter.

Wieder zu Hause einziehen?

„Unser Sohn (26) muss aus seiner WG ausziehen, hat es aber nicht rechtzeitig auf die Reihe bekommen, sich etwas Neues zu suchen. Nun will er übergangsweise wieder bei uns wohnen. Wir nutzen sein Zimmer inzwischen als Arbeitszimmer. Ich finde, dass er sein Leben auch allein bewältigen können muss. Kann ich ihm das so sagen?“

Kinder ins Leben zu begleiten, ist manchmal eine echte Herausforderung. Ihre Frage ist eine von vielen Fragen, die Eltern erwachsener Kinder beschäftigt. Aber seien Sie sicher, dass Gott uns Kinder nicht zugemutet, sondern zugetraut hat.

Unser Erziehungsziel ist es, unsere Kinder in ein selbstständiges und verantwortungsvolles Erwachsenenleben zu begleiten. Dies haben Kinder in der Regel zwischen 18 und 20 Jahren gelernt. Hier hat auch die elterliche Einflussnahme ihren endgültigen Punkt erreicht. Wir bleiben Eltern und auf dieser Ebene verbunden, jedoch nun auf einer anderen Augenhöhe. Das bedeutet auch, dass jeder für sein Leben selbst verantwortlich ist und es eigenständig gestaltet. Wie können Sie also mit der Situation umgehen?

SEIEN SIE GASTFREUNDLICH!

Als eines unserer Kinder mit 19 Jahren plötzlich vor der Tür stand, weil es aus verschiedenen Gründen kein Zuhause mehr hatte, mussten wir ihm deutlich machen, dass sein ehemaliges Kinderzimmer aus Kostengründen untervermietet war und wir keinen dauerhaften Platz in der Wohnung hatten. Aber wir halfen natürlich bei der Wohnungssuche und nahmen das inzwischen erwachsene Kind vorübergehend als Gast auf. Dazu war es notwendig, dass unser Wohnzimmer für diese Zeit als Gästezimmer und Wohnzimmer umgestaltet werden musste.

Nehmen Sie doch Ihren Sohn ebenso als „Gast“ auf. Als Christen sollen wir gastfreundlich sein. Dazu hat Jesus uns aufgefordert. Aber ein Gast ist eben nur vorübergehend in unserem Haus. Sprechen Sie offen über Ihre Erwartungen. Sprechen Sie auch darüber, dass dies eine andere Situation ist als noch vor Jahren, als Sie eine andere Verantwortung für das Leben Ihres Sohnes hatten. Das Kind lebt nicht mehr in der gewohnten Eltern-Kind- Beziehung. Arbeiten Sie auch daran, dass Sie als Ehepaar gemeinsam agieren und sich einig sind.

ABSPRACHEN SCHON BEIM AUSZUG

Um Konflikte oder böse Überraschungen bereits vorab zu vermeiden, fragen Sie ihr Kind, wenn es auszieht, ob es okay ist, nach seinem Auszug das ehemalige Kinderzimmer neu einzurichten und einer neuen Funktion zuordnen zu dürfen. Finden Sie einen Abschluss. Als unsere Kinder auszogen, haben wir mit jedem von ihnen eine Abschiedsfeier gemacht. Wir luden das Kind zu einem besonders schönen Restaurantbesuch ein und sprachen miteinander. In diesem Gespräch fragten wir auch, wo wir als Eltern Fehler gemacht haben, ob wir ungerecht empfunden wurden und ob es zwischen uns etwas zu bereinigen gibt. Wir sprachen auch über die neue Situation und machten deutlich, dass sowohl für das Kind als auch für uns nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Sabine und Siegbert Lehmpfuhl haben vier Kinder im Alter zwischen 34 und 41 Jahren und sind Team.F-Regionalleiter.
Illustration: Sabrina Müller, sabrinamueller.com

Versuch etwas anderes!

Fünf Ideen, eingefahrene Erziehungssituationen zu verändern. Von Debora Güting

Mein Mann und ich haben früh Kinder bekommen und damit auch früh mit der Erziehung von Kindern begonnen. Mit Mitte zwanzig hatten wir bereits zwei kleine Kinder. Einige Freunde haben in dieser Zeit noch nicht an Kinder gedacht. So waren wir einige Jahre voraus in Thema Erziehung, als diese dann ihr erstes und zweites Kind bekamen. Immer mal kam und kommt es vor, dass sie uns fragen, was wir über Erziehung denn gelernt hätten und ob wir ein paar Tipps weitergeben können. Dieser eine Erziehungstipp, schlicht und flexibel, wirkungsvoll und jederzeit anwendbar, hat sich immer wieder bewährt und gefestigt: „Wenn es auf eine Art und Weise nicht funktioniert, dann versuch‘ etwas anderes.“

Jedes Kind ist einzigartig, und jedes Kind reagiert anders auf diverse Erziehungsmethoden. Gibt es also ein unerwünschtes Verhalten des Kindes, das wir als Eltern nicht in den Griff bekommen? Oder soll das Kind etwas lernen, und es klappt nicht? Dann ist es immer wieder notwendig, sich an die Situation anzupassen und kreativ zu werden. Habe ich als Mutter auf eine Situation immer gleich reagiert, zum Beispiel geschimpft, wenn das Kind Schuhe stehen lässt, ist es unwahrscheinlich, dass das Kind bei einer weiteren gleichen Situation sein Verhalten ändert. Daher ist es schlauer, wenn ich selbst mein Verhalten ändere. Damit provoziere ich eher eine andere, neue und hoffentlich bessere Reaktion auf Seiten des Kindes. Wenn wir als Eltern die dafür notwendige Energie investiert haben, und es tut sich was auf der Seite des Kindes, dann macht es Freude, schafft Freiräume und verbessert die Beziehung zum Kind.

Hier einige Beispiele, die es leichter machen sollen, an festen Schemen zu rütteln und auf neue Ideen zu kommen:

1. DEM UNERWÜNSCHTEN VERHALTEN KEINE AUFMERKSAMKEIT SCHENKEN

Unser ältester Sohn, Nino, hat immer gut darauf angesprochen, wenn wir ihm Dinge erklärt haben. Wenn er etwas verstanden hat, dann hielt er sich meist an die damit verbundenen Erwartungen, auch schon als ganz kleiner Junge. Mit etwa vier Jahren fing er an, mit den Zähnen zu knirschen. Ich hatte gehört, dass das nicht gut für die Zähne sei, und zusätzlich war das Geräusch für mich unangenehm. In diesem Fall versagten die uns bekannten Methoden: Kein Erklären half. Kein Schimpfen half. Kein Bitten half. Schließlich beschlossen wir, dem Knirschen für eine Weile einfach keine Aufmerksamkeit zu schenken und zu sehen, was passiert. Das Erstaunliche geschah: Innerhalb von ein paar Tagen hat Nino von allein aufgehört, die Zähne aneinander zu reiben. Durch unser geändertes Verhalten änderte sich auch das Verhalten unseres Sohnes.

2. VORBILD SEIN

Unsere Tochter Lucy rannte als älteres Kindergartenkind immer quer über jede Straße, ohne zu schauen, ob ein Auto kam. Wir warnten sie, wir zeigten die Gefahr, wir erschraken in solchen Situationen und schimpften schließlich. Lucy ließ sich nicht dazu bringen, nach den Autos zu schauen. Was die Situation änderte, war, dass mir bei einem gemeinsamen Spaziergang klar wurde, dass die Art und Weise, wie ich die Straße überquerte, für Lucy genauso aussah, wie das, was sie tat. Dass wir als Erwachsene eine Verkehrssituation schnell überblicken können, war für sie nicht zu erkennen. Für sie sah es so aus, als gingen wir ohne zu gucken über die Straße. Also änderten mein Mann und ich mit Lucy gemeinsam unser Verhalten. Wir blieben aktiv und deutlich stehen, und ich zeigte ihr, wie ich nach rechts und nach links schaue, bevor ich über die Straße gehe. Unser Vorbild machte den Unterschied. Wir zeigten es ihr, und sie machte es dann richtig nach. So lernte sie das Verhalten, was wir uns von ihr wünschten.

3. SCHLECHTES VERHALTEN NACHMACHEN

Unser jüngster Sohn Jakob, der einige Jahre später als zweiter Nachzügler nachkam, hatte sich angewöhnt, Grimassen zu schneiden. Es waren nicht unbedingt provokative Gesichter, wie Zunge rausstrecken, aber es waren unangenehme Grimassen, die so mancher Fremde grundlos zu sehen bekam und die Jakob auch oft in unserer Familie zeigte – manchmal einfach so, manchmal auch als Reaktion auf eine Frage oder Anforderung. Ignorieren, schimpfen, erklären und wettern half nicht. Aus einem spontanen Impuls heraus zog ich ihm als Reaktion auf sein Gesichterziehen auch mal ein Gesicht. Ich rollte die Augen, verzerrte den Mund und versuchte, auch mal grimmig zu sein. Ich war etwas geschockt, als Jakob anfing zu weinen. Es war ihm offenbar sehr unangenehm, selbst eine Grimasse abzubekommen. Ich bin nicht sicher, ob ich danach noch etwas erklärte oder sagte, um seinen Frust pädagogisch zu lenken. Aber seither ist das Grimassenschneiden kein Thema mehr.

Ich ziehe nicht den Schluss daraus, dass es schlau ist, mit dem Kind immer zu machen, was es selbst mit anderen gemacht hat. Aber ich ziehe es als Möglichkeit in Betracht. Im Nachhinein war es so besser, als weitere Wochen nur darum zu kämpfen und nicht weiterzukommen. Immer mal muss man sich klarmachen, dass es weder für die Kinder noch für die Eltern angenehm ist, in einem ungelösten Erziehungs-Kampf zu stecken. Für beide Partien ist es gut, wenn wir Eltern nach einer weiteren und schließlich funktionierenden Lösung suchen, die nicht ständig auf Kosten einer guten Beziehung geht.

4. EIGENVERANTWORTLICHKEIT STÄRKEN

Als unsere beiden Großen Grundschüler waren, hatten wir nach dem Gottesdienst immer wieder den gleichen Reibungspunkt: Jeden Sonntag hingen sie meinem Mann und mir am Ärmel und fragten, ob sie Geld für eine Cola bekommen. Ohne System haben wir manchmal Ja gesagt, manchmal Nein, manchmal mussten sie es selbst bezahlen. Immer wieder wurden dabei Unterhaltungen unterbrochen, und immer wieder mussten wir die gleiche Entscheidung neu treffen. Uns als Eltern hat das angestrengt. Aber das war dann auch das Gute: Dass wir in einer Situation feststeckten und immer wieder genervt waren, musste uns auch erst mal auffallen. Wir mussten uns bewusst machen, wie aufreibend diese ständig wiederkehrende, unangenehme Situation war! Denn erst mit diesem Bewusstsein fingen wir als Eltern an nachzudenken, welche Hebel aus einer aufreibenden Situation herausführen könnten. Wir lösten es damals so, dass wir bei der anstehenden Taschengelderhöhung einen kleinen weiteren Betrag daraufgelegt haben. Damit hatten beide Kinder etwas Geld extra für den Bereich „Trinken nach dem Gottesdienst“ zur Verfügung, und es war die Entscheidung unserer Kinder, ob sie das Geld dafür ausgeben wollten oder nicht. Der Reibungspunkt war für alle überwunden. Klarheit und Eigenverantwortlichkeit haben für uns alle die Lage verbessert.

5. AUCH MAL AUFGEBEN

Ich habe mal in einem Artikel gelesen, dass die Kinder selbst machen sollen, was sie selbst machen können. Das klang gut, und ich wollte es anwenden. Jakob hatte schon gelernt, Schuhe mit Klettverschluss anziehen. Ich fand es daher eine gute Idee, das auch im Alltag von ihm zu verlangen. Aber Jakob nahm es gar nicht an. Es war jedes Mal ein Diskutieren und Schimpfen – schlichtweg nervenzehrend. Auch ein Belohnungssystem zog nicht. Nach einigen Wochen fand ich den Kampf einfach unrentabel. Ich verschwendete meine Energie für null Ergebnis. Diesen Frust wollte ich mir nicht länger aufladen. Ich beschloss, diesen guten Erziehungsrat in diesem Fall nicht weiter umzusetzen und meine Kraft lieber für andere Situationen einzusetzen. Also zog ich unserem Jakob die Schuhe wieder an. Jetzt hatte ich emotional wieder mehr Raum, andere Dinge anzugehen, die vielleicht mehr Erfolg versprachen. Wenige Wochen später war Saisonwechsel. Mit einem Paar neuer Schuhe, die Jakob begeisterten, lief das Schuheanziehen auf einmal von ganz allein. Die Zeit hatte Jakob dann doch noch dazu gebracht, seine Schuhe selbst anzuziehen.

LOS GEHT’S!

Es gibt natürlich Themen, da sind wir als Eltern jahrelang gefordert, dran zu bleiben, und es wird immer ein Auf und Ab geben. Es wird nicht den einen Trick geben, mit dem wir unseren Kindern zum Beispiel Höflichkeit beibringen. Aber gerade, wenn bestimmte Situationen immer wieder auftauchen und uns Kraft und vielleicht sogar eine gute Beziehung zum Kind kosten, lohnt es sich, einen extra Gedanken zu investieren.

Wir sollten möglichst nicht so weit kommen, über unsere Kinder die Augen zu rollen und zu ihnen zu sagen „Wie oft soll ich dir noch sagen, du sollst …!“ Damit vermitteln wir unseren Kindern, wie hoffnungslos die ganze Erziehung ist. Das tut uns und dem Kind weh. Die Kinder lassen sich davon auch wenig beeindrucken und haben kaum Mitleid mit uns Eltern, auch wenn wir in einer Sackgasse stecken. Zudem kommen die Kinder nach einem solchen Satz auch in den seltensten Fällen auf die Idee, ihr unerwünschtes Verhalten zu ändern, um uns Eltern zu entlasten. Also: Wir sind die Eltern, und wir sind am Zug!

Debora Güting ist Referentin und Teil des Patoralteams der Kirche des Nazareners in Seligenstadt, verheiratet mit Johannes und hat vier Kinder.

UND BEI EUCH?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen im Erziehungsalltag gemacht? Was hat euch geholfen, wenn ein Verhalten keine Wirkung gezeigt hat? Und welche Tipps von Debora Güting findet ihr hilfreich? Schreibt uns an redaktion@family.de, Stichwort „Versuch etwas anderes“.

Aber es ist doch mein Geld

„Eigentlich darf unser Sohn (9) frei entscheiden, was er sich von seinem Taschengeld kauft. Nun ist beim Geburtstag aber eine größere Geldsumme zusammengekommen, und er möchte sich davon ein Handy kaufen. Das wollen wir aber nicht. Können wir es ihm verbieten?“

 

Ich kann Sie gut verstehen. Sie wünschen sich, dass Ihr Sohn sein Geld sinnvoll investiert, sehen ein Handy als (noch) nicht altersgerecht an und erkennen auch die Gefahren, die mit diesem Gerät verbunden sind.

DER SINN DES TASCHENGELDES
Grundsätzlich ist die Idee, dem Kind Taschengeld zur Verfügung zu stellen, eine gute Sache: Das Kind hat die Möglichkeit, im kleinen Rahmen zu üben, wie es sein Geld ausgeben und verwalten möchte. Das Taschengeld ist vor allem dazu gedacht, das Kind im Kleinen erproben zu lassen, wie es zum Beispiel mit dem Thema Selbstbeherrschung aussieht, und das wird das Kind vermutlich nur durch Fehlkäufe lernen. Keine Lektion ist für das Kind so bitter, wie am Ende des Monats nicht mehr genug Geld übrig zu haben für ein begehrtes Spielzeug oder Comic-Heft.

RECHTLICHE REGELUNGEN
Paragraf 110 BGB, der sogenannte „Taschengeldparagraf“, regelt, dass ein Kind das ihm zur Verfügung gestellte Geld ausgeben darf, wie es möchte. Dabei ist zu beachten, dass ein Kind unter sieben Jahren als noch nicht geschäftsfähig gilt und deswegen auch noch nichts alleine kaufen darf. Im Alter zwischen sieben und achtzehn Jahren ist das Kind beschränkt geschäftsfähig. Das Taschengeld darf selbstständig ausgegeben werden, es dürfen aber zum Beispiel noch keine Handy-Verträge abgeschlossen werden. Auch für Ihren Fall, dass das Kind eine größere Geldsumme zur Verfügung hat, gibt es eine rechtliche Regelung: Gibt das Kind eine höhere Geldsumme ohne Zustimmung der Eltern aus, sind die Eltern berechtigt, das Kaufobjekt dem Händler unter Erstattung des Kaufbetrages zurückzubringen. Dabei ist die übliche Rückgabefrist zu beachten.

BEZIEHUNGSSACHE
Im Fall eines Kaufverbots liegt die Herausforderung darin, sich nicht auf einen Machtkampf einzulassen. Denn das Kind wird Ihnen wahrscheinlich übel nehmen, dass der Kauf verboten wird. Deshalb ist es ein guter Schritt, sich mit dem Kind zusammenzusetzen und es zu fragen, warum es gerne ein Handy hätte. Ist es Gruppendruck? Neugier? Danach können Sie Ihre Argumente gegen einen Kauf vorbringen. Im Gespräch können Sie dem Kind in Aussicht stellen, wann ein guter Zeitpunkt für den Kauf eines Handys wäre, zum Beispiel beim Übertritt in die weiterführende Schule oder wenn es 12 Jahre alt wird. Dies nimmt etwas Druck heraus. Es ist in Ordnung, auf den eigenen Argumenten gegen den jetzigen Kauf zu bestehen. Dabei sollten Sie aber auch die Gefühle des Kindes wahrnehmen und nachvollziehen. Teilen Sie ihrem Sohn mit, dass Sie verstehen, dass er wegen des Verbots ärgerlich oder wütend auf Sie ist. Er wird zwar erst einmal rebellieren, aber sich dennoch in den Grenzen, die Sie gesetzt haben, sicher fühlen.

Stefanie Siemens lebt mit Ihrer Familie nahe Augsburg. Sie ist Fachreferentin für Familie und Erziehung und bietet Seminare und Vorträge für Eltern im Raum Bayern an: familienbildung@ web.de.

Zahlenspiele

„Mit dem Zählen hat es mein Sohn (4) nicht so. Wie kann ich ihn spielerisch an die Zahlen heranführen?“

Zahlen und Mengen sind nicht jedermanns Sache, und trotzdem müssen wir uns täglich mit ihnen beschäftigen. In der Schule wird es für die Kinder zum ersten Mal ernst, und es entsteht Druck in Verbindung mit den Zahlen. Wenn die Kinder gut gefestigte, pränumerische Kenntnisse mitbringen, können sie damit gut umgehen. Und das geht ganz spielerisch:

ZAHLENSUCHE ZU HAUSE
Die Kinder gehen auf Zahlen- beziehungsweise Ziffernsuche. Besonders schön ist es für die Kinder, wenn sie dafür einen schöne Karte haben, am besten selbst gebastelt! Aus festem Fotokarton (DinA4) wird eine Karte für jede Zahl von 1 bis 5 hergestellt. Ihr Kind darf die jeweilige Ziffer oben auf die Karte schreiben. Neben die Ziffer malt es ein Viereck, da hinein wird die passende Augenzahl des Würfels gemalt. Im Anschluss daran zeigt das Kind die Zahl mit den Fingern an, und diese werden fotografiert, ausgedruckt und auch oben auf die Karten geklebt. Nun darf Ihr Kind Fotos von der jeweiligen Menge machen. Diese Fotos werden ausgedruckt und auf die Karte für jede Ziffer geklebt. Am besten fangen Sie bei 1 an. Ihr Kind fotografiert einzelne Gegenstände für die 1er-Karte: eine Blume, eine Lampe, eine Puppe … Danach jeweils zwei Gegenstände für die 2er-Karte: ein Paar Schuhe, das Salatbesteck, zwei Kuscheltiere … Diese Karten werden dann an einem Ort aufgehängt, an dem sich Ihr Kind oft aufhält. Darüber hinaus können Sie mit Ihrem Kind eine Strichliste machen, wie viele Einsen, Zweien, Dreien etc. Sie zu Hause finden. Mit der jeweiligen Karte oder einer Tabelle, mit der man die Zahlen 1 bis 5 im Überblick hat, und einem Stift begibt sich Ihr Kind nun auf die Suche. Für jede Ziffer macht es einen Strich auf die jeweilige Karte oder in die Spalte der Tabelle.

LECKERE ZAHLEN
Wenn wir mit allen Sinnen lernen, festigt es sich am besten. Besorgen Sie sich Kekse in Zahlenform (oder backen Sie sie selbst) und ein Päckchen Schokolinsen. Dann können Sie die Kinder die Schokolinsen den Zahlen zuordnen lassen. Dieses Spiel kann man gut als „Nachtisch-Spiel“ anbieten. Später kann hiermit auch gerechnet werden. Ein weiteres „Nachtisch-Spiel“ nennt sich „Blitzblick“. Hier verwenden Sie am besten Gummibärchen: Beim ersten Mal sollten die Eltern miteinander spielen, damit das Kind versteht, wie das Spiel funktioniert. Papa nimmt drei verschiedenfarbige Gummibären in die Hand, ohne dass Mama sieht, welche, und schließt seine Hand. Mama muss jetzt gut hinschauen. Papa öffnet die Hand für ein bis zwei Sekunden und Mama sagt, wie viele Bären sie gesehen hat. Wenn sie es richtig gesehen hat, darf Mama sie essen. Jetzt ist Ihr Kind an der Reihe. Sie nehmen erst einmal nur ein Bärchen in die Hand, schließen sie und fragen Ihr Kind: „Bist du bereit?“ Dann konzentriert es sich, und Sie öffnen die Hand für etwa drei Sekunden. Wenn die Hand wieder geschlossen ist, fragen Sie Ihr Kind, wie viele Bärchen es gesehen hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es das eine benennen können. Somit hat es ein Erfolgserlebnis und freut sich auf die nächste Runde. Gehen Sie hierbei nicht über die Anzahl von drei Bären hinaus, und achten Sie darauf, dass das Spiel für das Kind erfolgreich endet. Wenn Ihr Kind die Anzahl 3 sicher erkennt, geht es weiter mit der 4. Wenn es diese sicher erkennt, geht es weiter mit der 5.

Anika Sohn ist Erzieherin und bietet Bewegungs-Kurse für Eltern und Kinder an: familie-bewegt.de. Sie lebt in Neuhofen (Pfalz).

Zweisprachig Erziehen?

„Meine Muttersprache ist Deutsch, die meines Mannes Spanisch. Wir möchten unseren Sohn (fünf Monate) zweisprachig erziehen. Wie machen wir das am besten? Was sind die Vor- und Nachteile einer bilingualen Erziehung? Worauf müssen wir achten?“

Die Erfahrung für ein Kind mit zwei verschiedensprachigen Eltern aufzuwachsen, ist in jedem Fall etwas Schönes und Positives. Ihr Sohn lernt von Anfang an zwei Sprachkulturen kennen. Eine wertvolle, unbezahlbare Chance! Besonders in Ihrem Fall, da Spanisch ja zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt gehört. Es liegt auf der Hand, dass jeder Elternteil sich mit seinen Kindern auch in seiner eigenen Muttersprache unterhalten möchte. Das ist besonders für den Partner, der nicht in seiner Sprachheimat lebt, wichtig. So können die Kinder auch mit ihren fremdsprachigen Großeltern und Verwandten eine Beziehung aufbauen. So geht für das Kind nicht eine der beiden Kulturen, aus denen es stammt, verloren.

JEDER EINE SPRACHE
Kleinkinder haben erfahrungsgemäß meist keine Probleme mit dem gleichzeitigen Erwerb mehrerer Sprachen. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass jeder Elternteil konsequent für seine Sprache zuständig ist und mit dem Kind nahezu ausschließlich in dieser kommuniziert. Eltern, die stets die Sprachen mischen, tun ihrem Kind nichts Gutes. Ebenso Eltern, die Kinder in einer Sprache unterweisen wollen, die sie selbst nicht ausreichend beherrschen. Diese klaren Sprachtrennungsregeln erleichtern dem Kind den Spracherwerb. Zu Beginn kann es zu Sprachmischungen beim Kind kommen. Das ist nicht weiter schlimm. Bleiben Sie einfach konsequent bei „Ihrer“ Sprache. Dann geben sich diese Sprachmischungen von selbst. Familienspaltend könnte Zweisprachigkeit nur dann wirken, wenn der andere Elternteil die Sprache nicht versteht oder die Kultur und Sprache des anderen Partners vor dem Kind „schlecht“ macht. Sprache sollte niemals zum gegenseitigen Ausspielen des jeweilig anderen Partners, Elternteils oder Großelternteils verwendet werden.

DIE GROSSFAMILIE EINBINDEN
Binden Sie auch die Großeltern in den Sprachförderprozess mit ein. Das nimmt ihnen die Ängste vor dem Fremden und Ungewohnten. Vielleicht macht es ja der ganzen Großfamilie Spaß, auch ein bisschen Spanisch zu lernen und in die Kultur Spaniens einzutauchen. Im Gegenzug kann die spanische Verwandtschaft in deutsche Gepflogenheiten und die deutsche Sprache eingeführt werden. Das Kind sollte die Möglichkeit haben, die Sprache, die nicht in seinem Heimatland gesprochen wird, praktisch anzuwenden: im Urlaub, bei Verwandtenbesuchen, mit Filmen, Büchern, CDs und Spielgruppen. Suchen Sie Kontakt zu anderen spanisch-deutschsprachigen Familien. So fühlen Sie und Ihre Familie sich ein bisschen weniger „exotisch“. Kinder benötigen mitunter „Schicksalsgenossen“, um an der zweiten Sprache nicht die Freude zu verlieren. Nehmen Sie sich viel Zeit, mit dem Kind zu reden, zu spielen und Bücher in der jeweiligen Sprache vorzulesen. Je mehr Freude Sie selbst an Ihrer Sprache haben, umso mehr wird auch Ihr Kind Sprache als etwas Wertvolles, Schönes und Spannendes erleben. Die meisten bilingual erzogenen Kinder sind ihren Eltern später sehr dankbar für die Chance, zwei Sprachen annähernd gleichwertig zu beherrschen.

Roswitha Wurm lebt mit ihrer Familie in Wien. Die Autorinund Pädagogin unterrichtet Kinder mit Lese- und Rechenschwäche sowie Jugendliche in Deutsch als Fremdsprache.

Privatsphäre

„Meine Tochter (16) zieht sich immer mehr zurück. Sie erzählt kaum noch etwas und reagiert abwehrend auf Nachfragen. Ich versuche herauszufinden, was mit ihr los ist und habe auch schon in ihrem Handy persönliche Nachrichten gelesen. Aber eigentlich will ich das gar nicht …“

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Mit Kindern über Katastrophen reden

Der Flugzeugabsturz gestern hat uns alle traurig gemacht. Auch unsere Kinder. Dass eine Schülergruppe aus Haltern bei dem Absturz gestorben ist, bringt Kindern und Teenagern dieses schreckliche Ereignis ganz besonders nah. Wie gehen wir als Eltern damit um? Welche Antworten können wir unseren Kindern auf ihre Fragen geben?

Grundsätzlich gilt: Wir können unsere Kinder nicht vor schrecklichen Nachrichten bewahren. Spätestens im Schulalter bekommen sie sowieso mit, wenn etwas Schlimmes passiert. Anders ist es bei Kindern unter drei Jahren. Die müssen noch nicht mit den Ereignissen dieser Welt konfrontiert werden. Deshalb sollte der Fernseher auch nie als Nebenbei-Medium laufen, wenn Säuglinge und Kleinkinder im Raum sind. Sie bekommen oft mehr mit, als man glaubt.

Für die Größeren gilt: Es ist wichtig, solche Katastrophen wie den Flugzeugabsturz zu Hause mit ihnen anzusprechen. Ein guter Aufhänger sind die Kindernachrichten logo! im KIKA, die man auch in der Mediathek ansehen kann (www.logo.de). Dort werden die Ereignisse des Tages kindgerecht erklärt. Aber bitte die Kinder nicht allein vor den Fernseher setzen. Denn oft tauchen hier Fragen auf. Wenn Kinder Näheres wissen wollen, sollte man ihnen auch ehrlich antworten. Man muss aber nicht alle Details und Einzelheiten berichten. Und wenn die Kinder fragen, warum das passiert ist? Oder warum Gott nicht aufgepasst hat? Hier sind wir Erwachsenen ja oft selbst am Ende mit unserem Latein. Und das können wir ruhig zugeben: „Ich verstehe auch nicht, warum das geschehen ist und Gott das nicht verhindert hat.“

Oft kommt die Frage: „Kann uns das auch passieren?“ Hier sollten Eltern ebenfalls ehrlich sein, aber auch betonen, dass so etwas zum Glück nur selten passiert. Dass Flugzeuge zu den sichersten Verkehrsmitteln gehören. Dass Piloten und Techniker alles tun, damit ein Flugzeug sicher ankommt …

Eine gute und hilfreiche Reaktion auf eine Katastrophe ist das Gebet. Wir können mit unseren Kindern für die Betroffenen und Angehörigen der Katastrophe beten, aber auch für uns selbst. Wir können Gott sagen, dass wir nicht begreifen können, was da passiert ist. Wir können ihm von unseren Ängsten erzählen. Und ihn bitten, uns zu bewahren. Vielleicht hilft es den Kindern auch, eine Kerze anzuzünden für die Opfer. Oder sich in einem Kondolenzbuch einzutragen. Oder ein Bild  zu malen.  Das nimmt ihnen ein bisschen das Gefühl der Ohnmacht und hilft, die Trauer zu bewältigen.

Bettina Wendland

Family-Redakteurin